Basler Schulblatt 2013 | 12 edit Wer kann Wann Wo Wie mitreden? proJekte an den schulen basel-stadt zeigen sich Von Barbara Deubelbeiss, Pädagogisches Zentrum PZ.BS In der Basler Schullandschaft stehen zahlreiche Entscheide und Veränderungen an – bei manchen können die betroffenen Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler mitreden, bei anderen nicht. Wie muss eine Schule organisiert sein, damit Partizipation möglich ist? Welche Instrumente haben sich bewährt, welche nicht? Am Werkstatt-Tag des Netzwerks Schulentwicklung berichteten Schulleitungen von ihren Erfahrungen. die Gruppe. Diese arbeiten eng mit der Schulleitung und den anderen Gruppenleitungen zusammen, sind zuständig für die Führung der Gruppe und die Vernetzung der Projektgruppen untereinander. In dieser Eigenschaft bilden die Projektgruppenleitungen die Steuergruppe. Die Steuergruppe entstand also organisch aus der praktischen Arbeit in Projektgruppen. Genau diese Verquickung sorgte denn auch für Gesprächsstoff: Kann eine Steuergruppe «Distributed Leadership» lautet das Zauberwort, wenn Verän- strategisch, auf mehrere Jahre hinaus planend arbeiten, wenn derungsprozesse an Schulen gelingen sollen. In ihrem Referat sie in zweiter Funktion in den Arbeitsgruppen operativ einge- zum Thema Partizipation und innere Organisation von Schu- bunden ist? Wer gehört zur Steuergruppe, wenn die Projekt- len erläuterte Priska Hellmüller-Luthiger von der PH Bern den gruppen auslaufen? Wie sieht die Führungsrolle der Schullei- Begriff. Aufgrund von Forschungsergebnissen und der Arbeit tung in einer solchen Struktur aus? Und, auf einer ganz ande- mit Schulen im Kanton Bern plädierte sie energisch dafür, die ren Ebene: Wie werden die Lehrpersonen für ihre Mitarbeit Zusammenarbeit in Kollegien gut zu strukturieren und auf in diesen Gremien entschädigt? Welche Zeitgefässe stehen eine gradlinige «Innenarchitektur» der Organisation zu ach- zur Verfügung? Welche finanziellen Ressourcen lassen sich ten. Es sei zentral, dass geklärt ist, welche Organe wofür zu- bündeln? ständig sind. Unterrichtsentwicklung etwa soll in pädagogischen Lerngruppen stattfinden, die kontinuierliche Schulentwicklung proJekt- und erfahrungsschulen Seit 2012 kennt das Erziehungsdepartement sogenannte Pro- hingegen sei Aufgabe der Schulleitung. Gute Erfahrungen jektschulen, die an ihrem Standort Schulentwicklung intensiv werden im Kanton Bern mit Steuergruppen gemacht, welche vorantreiben wollen. Neun Basler Schulen machen aktuell mit. die Schulentwicklung vor Ort koordinieren, deren Prozesse Sie profitieren dabei von grossem Handlungsspielraum in der planen und begleiten. Die Steuergruppe wird damit zum ge- Ausgestaltung der Projekte und von zusätzlichen Ressourcen staltenden Zentrum des Veränderungsmanagements. Gerade des Kantons für deren Durchführung und Begleitung. Auch kleine Schulen profitierten jedoch wenig von einer Steuergrup- Konzepte ausserhalb des heute geltenden gesetzlichen Rah- pe. «Man kann eine Schule auch überstrukturieren», so Priska mens können erprobt werden – nach Prüfung und Bewilligung Hellmüller-Luthiger. durch den Departementsvorsteher. Eine erste solche «Erfahrungsschule» wird voraussichtlich im Sommer 2014 starten. die steuergruppe als strukturelement Die Primarstufe Bruderholz arbeitet mit einer Steuergrup- 24 Schulprojekte sind aber nicht Selbstzweck. Methoden, Zwischenresultate und Erfahrungen der Projektschulen sollen für pe. Um alle Mitarbeitenden in die Schulentwicklung einzube- das gesamte kantonale Bildungssystem zugänglich und damit ziehen, wurden sieben Arbeitsgruppen zu Schulentwicklungs- nutzbar gemacht werden – in einem ersten Schritt als Erfah- themen gebildet, etwa zu den Themen Begabungs- und Be- rungsberichte in den vom Pädagogischen Zentrum PZ.BS or- gabtenförderung oder Tagesstrukturen. Je nach persönlichem ganisierten Ateliers des Netzwerktreffens, wo nicht nur die Interesse arbeiten die Lehrpersonen in einer dieser Projekt- Möglichkeiten der Partizipation, sondern auch deren Gren- gruppen mit. Von der Schulleitung gewählte Mitglieder leiten zen angesprochen werden. Basler Schulblatt 2013 | 12 edit Was ist mÖglich, Was ist sinnvoll, Was ist machbar? Gerade bei einem Grossvorhaben wie dem Neubau der Sekundarschule Sandgruben stösst die Einbindung des Kollegiums an Grenzen. Die Arbeiten finden innerhalb eines straffen Zeitkorsetts statt und zahlreiche Akteure sind involviert. Innert zweier Monate entwickelten die neu gewählten Schulleiter ihr pädagogisches (Raum-)Konzept. Das Kollegium, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, wurde erst in einem zweiten Schritt einbezogen und arbeitet nun in Arbeitsgruppen an der Umsetzung dieses Konzepts. Aus der Prozesserfahrung wurde auch mit alten Strukturen gebrochen: Das Amt des Raumverantwortlichen wurde aufgehoben, da es in diesem komplexen Prozess kaum sinnvoll ein- Die beiden designierten Schulleiter Götz Arlt und Stefan Schmitt diskutieren in Ateliers mit ihrem Kollegium über die Möglichkeiten und Grenzen der Mitwirkung beim Neubau der Sekundarschule Sandgruben. Foto: Daniele Agnolazza zubinden war. «Überhaupt: Was nützt es, Kollegiumswünsche in die Raumaufteilung einzubeziehen, wenn die mühsam erarbeitete Lösung dann aus Gründen des Brandschutzes nicht realisierbar ist? So erzeugt man Frustration», sagt Stefan Schmitt, Schulleiter der Sekundarschule Sandgruben. Im lebhaften Gespräch der Ateliergruppe war man sich denn auch einig: «Partizipation ist nicht dasselbe wie Basisdemokratie. Man soll nicht so tun, als könnte man alles diskutieren.» Das Programm Schulentwicklung Basel-Stadt (SE BS) nimmt weiterhin Bewerbungen innovativer Schulen entgegen (Anmeldeschluss: April 2014). Weitere Infos via [email protected] oder unter www.volksschulen.bs.ch > Entwicklung und Projekte > Schulentwicklung 25
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