Wie nachhaltig ist die deutsche Energieversorgung?

FVS-Jahrestagung 2006
Wie nachhaltig ist die deutsche
Energieversorgung?
Nachhaltigkeit als Steuerungskonzept
Wolfgang Fischer – Jürgen-Fr. Hake – Holger Schlör
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Paradigmenwechsel
• Vom Paradigma des uneingeschränkten ökonomischen
Fortschrittsglauben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hin
zum Nachhaltigkeits-Paradigma,
• das sowohl die sozio-ökonomischen und ökologischen Folgen
der wirtschaftlichen Aktivitäten als auch ethische Grundsätze
(intra- und intergenerationelle Gerechtigkeit) zur Beurteilung
einer gesellschaftlichen Entwicklung heranzieht.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Paradigmen der Nachhaltigkeit
Zwei Hauptströmungen des Paradigmas Nachhaltigkeit: Die starke
und die schwache Nachhaltigkeit mit unterschiedlichen
Systemgrenzen.
Schwache Nachhaltigkeit: Das Nutzen- und Wohlfahrtsniveau der
Menschen steht im Zentrum und die Systemgrenzen werden durch
ökonomische Grenzen beschrieben. Die Ökologie ist nur ein Teil der
Ökonomie.
Starke Nachhaltigkeit: Der Zustand des Naturkapitals steht im
Zentrum. Die Systemgrenzen werden durch ökologischen Grenzen
beschrieben. Die Ökonomie ist nur ein Teil der Ökologie.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
3-Säulen-Ansatz
• Der Säulen Ansatz geht davon aus, dass nachhaltige Entwicklung
sich auf ökonomische, soziale und ökologische Fragen und
Probleme gleichzeitig bezieht. Einige Konzepte beinhalten die
Institutionen als 4. Säule.
• Die Säulen stehen in enger Verbindung zueinander und sollen
zusammen gestaltet werden.
• Diese Einteilung hat ihren Ursprung in der Struktur der Agenda 21 (4
Abschnitte und 40 Kapitel) und der Brundtland Kommission.
• Je nach Gewichtung der einzelnen Säulen bewegt sich der Ansatz
entweder in Richtung starke oder schwache Nachhaltigkeit.
• Indikatoren ableitbar.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Nachhaltigkeitsindikatoren als Wegweiser
für Gesellschaft und Politik
• Orientierungsfunktion
– Indikatoren sollen anzeigen, wo der Handlungsbedarf ist und wo
Maßnahmen am wirkungsvollsten sind.
• Messfunktion
– Monitoring für Fortschritte und Defizite.
• Kommunikationsfunktion
– Aussagen müssen für Wissenschaft und Politik kommunizierbar
sein. Deshalb begrenzte Anzahl von Indikatoren wünschenswert.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Ausgewählte Nachhaltigkeitsindikatoren
für den Energiebereich
Umwelt
1.
2.
3.
4.
5.
6.
SOx
NOx
CO
Staub
Treibhausgasemissionen
Radioaktiver Abfall
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Soziales
1.
2.
3.
Entwicklung
Energiekosten
privater Haushalte
Beschäftigte im
Energiebereich
Benzinkosten
im Verhältnis zum
Bruttolohn eines
Arbeiters und
Angestellten
Wirtschaft
1.
2.
3.
4.
5.
Nettoimportquote
Energieintensität
Energiemix
Entwicklung
Energiekosten im
Verarbeitenden
Gewerbe
Wettbewerb
(qualitativ)
FVS-Jahrestagung 2006
Entwicklung der energiebedingten Emissionen
1990 = 100
120
100
80
60
40
20
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
CO2
NOx
SOx
CO
Staub
1990 = 100
FVS-Jahrestagung 2006
Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland
120
100
80
60
40
20
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Energie
Lösungsmittel
Müll
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Industrieprozesse
Landwirtschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Aufkommen radioaktiver Reststoffe im Zeitraum 1984-2001
Konditionierte wärmeentwickelnde Abfälle - in cbm
2000
1500
1000
500
0
1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Bestand am Jahresende
Quelle: RS-Handbuch, 32. Ergänzung, 6/2005.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Entwicklung der Energiekosten der privaten Haushalte
Jährliche Ausgaben für Energie pro Haushalt in Euro - 1990 = 100
180
160
140
Alte
Bundesländer
120
100
80
1990 1991 1992 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Energiekosten ohne Kraftstoffe
Gesamte Energiekosten
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Kraftstoffe
FVS-Jahrestagung 2006
Beschäftigte im Energiesektor
120
100
80
60
40
20
0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Steinkohle
Mineralölverarbeitung
E-versorgung
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Braunkohle
Gewinnung Öl und Gas
Insgesamt
Fernwärme
Gasversorgung
1991 = 100
FVS-Jahrestagung 2006
25
50000
20
40000
15
30000
10
20000
5
10000
0
0
in 1000 Pkw
Arbeitsstunden für 50l Benzin
Langzeittrend der Benzinkosten im Verhältnis zum
Bruttolohn eines Arbeiters und Angestellten
*
05
20
00
20
90
19
80
19
70
19
60
19
50
19
1950-2005
Arbeiter
Angestellte
Pkw-Bestand
* geschätzt
Quelle: ViZ 2004/2005, Statistisches Bundesamt, 2005 und STE-Berechnungen
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
STE 2005
FVS-Jahrestagung 2006
Importabhängigkeit der deutschen Energieversorgung
1990 = 100
150
800
125
600
100
400
75
200
50
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Steinkohle
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Mineralöl
Naturgase
Kernenergie
Insgesamt
FVS-Jahrestagung 2006
Nettoimportquote in % der deutschen Energieversorgung
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
-10
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Steinkohle
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Braunkohle
Mineralöl
Naturgase
Kernenergie
Insgesamt
FVS-Jahrestagung 2006
Entwicklung der Energieintensität in Deutschland, 1950 - 2020
6
-3,97%
-2,08%
-1,55%
-2,36%
5
1950-1960
1950-1989
1991-2002
1991-2020
TWh/ Mrd. Euro
4
Trendlinie 1991-2000
3
2
1
0
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
20
20
17
20
14
20
11
20
08
20
05
20
02
20
99
19
96
19
93
19
87
19
84
19
81
19
78
19
65
19
59
19
56
19
53
19
50
19
West-D
Gesamtdeutschalnd
Regierungsziel
FVS-Jahrestagung 2006
Wettbewerb
• Strom- und Gasmärkte in der EU bleiben in der Regel national.
• Kein ausreichender grenzüberschreitender Wettbewerb.
• Zweite Erdgas- und Elektrizitätsrichtlinie fordert u.a.
diskriminierungsfreien Netzzugang.
Quelle: EU-Kommission, KOM(2005)568
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Ausblick
• Energiebedingte Emissionen gehen zurück.
• Rückgang der CO noch nicht ausreichend.
• Beschäftigung im Energiesektor geht zurück,
• Energiekosten der Haushalte steigen bzw. stagnieren.
• Energiekosten im Verarbeitenden Gewerbe stagnieren.
• Kein ausreichender Wettbewerb Energiemarkt.
• Steigende Importabhängigkeit.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Vor- und Nachteile
3-/4-Säulen Modell
• Keine geschlossene Theorie. Modell bezieht sich auf die
Brundtland-K. und die Struktur der Agenda 21.
• Kann die Gleichrangigkeit der 3-Säulen gewährleistet werden?
• Das Mehr-Säulen-Modell sollte wissenschaftlich konsistent und die
Auswahl der Indikatoren nachvollziehbar sein.
• Instrumentalisierung des Nachhaltigkeitsparadigmas für andere
Zwecke (Nachhaltige Verschuldung).
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Aufkommen radioaktiver Reststoffe im Zeitraum 1984-2001
Konditionierte wärmeentwickelnde Abfälle - in cbm
2000
1500
1000
500
0
-500
1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Bestand am Jahresende
Quelle: RS-Handbuch, 32. Ergänzung, 6/2005.
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
Anfall pro Jahr
FVS-Jahrestagung 2006
Entwicklung Primärenergiegewinnung in Deutschland
100
80
in Petajoule
60
40
20
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Steinkohle
Braunkohle
Mineralöl
Naturgase
Wasser- und Windkraft
Sonstige
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
FVS-Jahrestagung 2006
Energiekosten (Anteil an Bruttowertschöpfung in %)
Entwicklung der Energiekosten
im Verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau
10
8
6
4
2
0
1997
1998
Bergbau
Quelle: Energiedaten 2006
Forschungszentrum Jülich
in der Helmholtz-Gemeinschaft
1999
2000
2001
2002
Verab. Gewerbe
2003