Prof. Dr. Karin Wilkening: Sterben und erfolgreiches Altern – wie passt das zusammen? In einem beeindruckenden, engagierten Vortrag stellte Frau Prof. Dr. Karin Wilkening aktuelle gerontologische Erkenntnisse vor. Eingangs erkl€rte sie, dass das Thema Tod und Sterben viele Menschen erst recht sp€t im Leben betrifft. Sie hinterfragte aber am Beispiel eigener Erfahrungen das defizit€re Altersbild der Gesellschaft: viele altwerdende und alte Menschen befinden sich paradoxerweise zwar oft in einer betr€chtlichen gesundheitlichen Misere. Aber das muss sich sich keineswegs auf ihr Wohlbefinden niederschlagen. Denn trotz ihrer Krankheit, sind im Durchschnitt viele €ltere Menschen mit ihrem Leben zufriedener, als beispielsweise viele 30-J€hrige. Lebendig schilderte Wilkening Erfahrungen von Menschen, die ein Nahtoderlebnis hatten und wieder reanimiert werden konnten. Und am Beispiel des T•binger evangelischen Theologen Walter Jens zeigte sie, dass jemand, der heute sagt, er m‚chte auf keinen Fall weiterleben, wenn er eines Tages zum Pflegefall wird, keineswegs unbedingt ungl•cklich erscheinen muss, wenn dieser Fall wirklich eintritt. Wilkening strich die Bedeutung der Vorbereitung auf das Sterben vor dem Eintritt schwerer Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson hervor. Solange Menschen bei vollem Bewusstsein sind, sollten sie die heiklen Themen des Abschieds, wie Schuld und Vergebung, und das Aussprechen von Dank und die Bitte um Zuwendung ansprechen. Auch die Art des Begr€bnisses und die Ordnung des Nachlasses sollten rechtzeitig ins Gespr€ch gebracht werden. Wilkening betonte, Weisheit ist es, wenn ich das Altwerden mit Dank und Gebet beantworte. Womit sie die spirituelle Seite des Sterbens ansprach: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben m•ssen, auf dass wir klug werden“, hei…t es in Psalm 90. Auf R•ckfrage aus dem Publikum antwortete Wilkening, heute sei es durchaus wichtig, dass die Hospizbewegung die Unterschiedlichkeit des religi‚sen Bekenntnisses ber•cksichtige: Immer mehr Menschen haben mit verfasster Kirche kaum oder bewusst keinen Kontakt, f•hlen sich aber (z.B. durch Naturerlebnisse) durchaus mit dem Ursprung des Lebens verbunden. Zu bedenken sei auch die steigende Anzahl jener Menschen, die aus islamischen L€ndern stammen und mit ihrem Bekenntnis auf ihre Weise umgehen. Wilkening brachte somit die Vielfalt des Themas in ‚kumenischem Geist und gro…er Offenheit zur Sprache. Abschiedsrituale seien in ihrer Bedeutung aber von besonderer Bedeutung f•r die Sterbenden, sagte die Referentin. Den Abschluss machte ein gemeinsamer Kanon, der an die Einladung der Emmausj•nger an den sie begleitenden Auferstandenen erinnerte: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget.“ Literaturtip: K. Wilkening/R. Kunze, Sterben im Pflegeheim. Perspektiven und Praxis einer neuen Abschiedskultur. GÄttingen 2003 Vandenhoeck & Ruprecht Organisation und Werbung: Uwe Bergmeister, Kurator Text und Fotos: Michael Meyer, Pfr. Prof. Dr. Karin Wilkening
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