– kämpfen wie bei Opel!

Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands
www.mlpd.de
17. Januar 2008
Statt Verhandlungen über
„Kostenniveau wie in Ungarn“ (Rüttgers)
– kämpfen wie bei Opel!
Kaum ging der Schließungsbeschluss für das Bochumer NokiaWerk durch die Medien, schlug
den von Entlassung bedrohten
Beschäftigten eine breite Welle
der Solidarität entgegen. Rund
500 Kolleginnen und Kollegen
versammelten sich am Mittwochnachmittag zu einer Protestkundgebung vor dem Haupteingang des Nokia-Werks.Vertreten
waren unter anderem Delegationen von Opel Bochum, von ThyssenKrupp Steel, von HSP Dortmund, Gewerkschafter der IG
Metall, der IGBCE, der GdP sowie von Ver.di. Der Betriebsratsvorsitzende von Opel Bochum,
Rainer Einenkel, sicherte den
Nokia-Kollegen im Namen der
Belegschaft zu: „Wenn bei Nokia
Aktionen beschlossen werden, stehen bei Opel die Bänder still.“
Nicht nur bei Opel denken die
Kollegen so, dass jetzt „alle kämpfen müssen“.
CDU-Rüttgers
will „Kostenniveau
wie in Ungarn“
Hektisch machte auch CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
am Mittwoch gleich mit zwei Ministern seiner Regierung den Nokia-Kollegen seine Aufwartung.
Offensichtlich hat man in Düsseldorf ängstlich registriert,
welch explosive Stimmung sich
im Werk entwickelt hat. Verhandeln will er mit dem Nokia-Spitzenmanagement über „Möglichkeiten“ zur Weiterführung der
Produktion. Wie diese aussehen
sollen, davon hat unser „Landesvater“ schon ein recht klares Bild.
Denn laut WDR geht Rüttgers davon aus, dass sich auch „in Bo-
Protestkundgebung am 16. 1. 2008 bei Nokia/Bochum
chum das gleiche Kostenniveau wie
in Ungarn erreichen“ lässt, wohin
bekanntlich ein Teil der Produktion verlagert werden soll. Was
bedeutet das anderes als eine
weitere drastische Verschärfung
der Ausbeutung, weiteren Lohnverzicht, weitere Ausdehnung der
Arbeitszeit …?
Diese Politik des „Verzichts“ ist
bereits in den letzten Jahren
nicht nur bei Nokia vollständig
gescheitert. Sie konnte weder
bei BenQ noch jetzt bei Nokia
den Schließungsbeschluss verhindern. Vor allem: Wie weit sollen wir denn unsere Löhne noch
Protestveranstaltung
Um 10.00 Uhr ist am Freitag, 18. 1., in
Bochum anlässlich einer Pressekonferenz eine Protestveranstaltung geplant.
Solidaritätsdelegationen aus dem Ruhrgebiet wollen sich um 9.30 Uhr am
Rathausplatz treffen. Ab Donnerstagabend soll vor dem Nokia-Werk eine
Mahnwache organisiert werden.
senken und unsere Arbeitsbedingungen noch verschlechtern
lassen? Zumal es der Konzernleitung bei der Verlagerung nach
Rumänien und Ungarn in erster
Linie um die Subventionen für
die Neuerrichtung eines kompletten Werks auf noch modernerer technischer Grundlage geht
(siehe Artikel S. 2).
Die Orientierung auf Verhandlungen um „Kostensenkungsprogramme“ hat vor allem ein Ziel:
die Nokia-Kollegen vom selbständigen Kampf um den Erhalt ihrer
Arbeitsplätze abzuhalten. Ausdrücklich sollen Streiks vermieden werden, um die „politischen
Verhandlungen“ nicht zu „gefährden“. Dabei hat die Nokia-Konzernleitung bereits kaltschnäuzig
mitgeteilt, sie stünde für Verhandlungen nicht zur Verfügung!
Auf einen groben Klotz gehört ein
grober Keil!
Fortsetzung auf S. 2
Streik bei Opel
In der Nacht zum Donnerstag streikten
Wico- und Adecco-Kollegen (Beschäftigte bei Leihfirmen) im ausgelagerten
Cockpit-Bereich in Bochum. Nach über
einer Stunde Streik kam ein Wico-Vertreter kleinlaut ins Werk und sicherte
ordentliche Abrechnungen zu.
Unsere Trümpfe jetzt
ausspielen!
Die Nokia-Belegschaft hat alle
Trümpfe in der Hand:
• Es ist Bestandteil des Schließungs- und Verlagerungskonzepts von Nokia, dass die Produktion in Bochum so lange
durchgepowert wird, bis entsprechende Kapazitäten in Rumänien
und Ungarn geschaffen sind. So
lange kann die Belegschaft den
Konzern mit einem unbefristeten
Streik empfindlich treffen.
• Jetzt ist auch die Empörung
breiter Bevölkerungsschichten
über den Schließungsbeschluss
und die Unterstützung aus den
Betrieben groß und muss für die
Organisierung einer wachsenden
Solidaritätsbewegung genützt
werden.
Die Tränen trocknen und
nach vorne gehen!
Empörung, Wut und Tränen, das
war die verständliche und berechtigte Reaktion der Kolleginnen und Kollegen bei Nokia auf
den Schließungsbeschluss. Tränen und Wut reichen jedoch nicht
aus, um dieser Konzernentscheidung mit aller Konsequenz den
Kampf anzusagen. Notwendig ist
dafür ein klarer Blick, ein festes
Vertrauen in die eigene Stärke, zu
wissen, wer wirklich auf der Seite der Belegschaft steht und wer
falsche „Freunde“ sind sowie die
gründliche Verarbeitung der gemachten Erfahrungen.
Immer wieder hört man: „Erst mal
warten, was der Betriebsrat und
die IG Metall sagen!“ Dem Betriebsrat sind aber durch die Friedenspflicht des Betriebsverfassungsgesetzes die Hände gebun-
den und die IG Metall darf auf
Grund des kastrierten Streikrechts in Deutschland nur zu
Streiks für Tariffragen aufrufen.
Viele Nokia-Kollegen waren allerdings zu Recht empört, als sie
am Mittwochnachmittag regelrecht zur Wiederaufnahme der
Arbeit genötigt wurden.
Der Kampf um jeden Arbeitsplatz
kann nur selbständig organisiert
werden. Kollegen, die das in die
Hand nehmen wollen, müssen
sich dafür zusammenschließen.
Sie werden alle erdenkliche Hilfe und Solidarität erhalten – nicht
nur im Ruhrgebiet, sondern
bundesweit und international.
Die MLPD wird den Nokia-Kollegen ihr gesamtes Know-how
der Führung von Arbeiterkämpfen zur Verfügung stellen.
Die Schließung muss
vom Tisch –
ohne Wenn und Aber!
immer aktuelle Berichte unter www.rf-news.de
Nokia: Auf der Jagd nach Subventionen
Zwischen den Herstellern auf dem lukrativen Gebiet der Handy- und Netzwerkproduktion tobt eine Vernichtungsschlacht im Kampf um die vollständige
Beherrschung des Weltmarktes. Nokia ist
im Vormarsch: Im 3. Quartal 2007 konnte der Konzern seinen Umsatz um 28 Prozent und seinen operativen Gewinn um
69 Prozent steigern. Zwischen 2006 und
2007 konnte Nokia seinen Weltmarktanteil von 35 Prozent auf 39 Prozent steigern. Um im Konkurrenzkampf die Nase
vorne zu halten, will Nokia technische Innovationen bei den Handys und Rationalisierung der Herstellungsverfahren zur
fortlaufenden Senkung der Produktionskosten in immer kürzeren Zeitabständen
durchsetzen.
Stefan Engel,
Götterdämmerung
über der
„neuen Weltordnung“,
592 Seiten
Hardcover 27 €
Taschenbuch
14,80 €
erhältlich über den
Buchhandel und bei
www.people-to-people.de
Diese Buch enthält unter anderem ausführliche
Analysen über die Veränderung der Rolle des
kapitalistischen Staats hin zu einem „Dienstleister
der internationalen Monopole“.
Nicht nur der finnische, sondern auch der deutsche Staat
und die EU fungieren dabei als
Dienstleister für die Monopole in ihrem internationalen
Konkurrenzkampf. Seit dem
Jahr 2000 haben die staatlichen Finanzhilfen für Konzerne in der BRD immer über
30 Milliarden Euro gelegen
und stiegen bis 2006 auf 38
Milliarden Euro. So erhielt Nokia bis 2006 allein in NRW 88
Millionen Euro an Subventionsmitteln. Inzwischen ist
auch bekannt, dass die EU-Kommission
im Jahr 2001 den Aufbau eines Industrieparks, Tetarom I, in Rumänien mit
3,36 Millionen Euro subventioniert hat.
Der rumänische Staat hat in 2007
33 Millionen Euro für den Ausbau des
Industrieparks Tetarom III gezahlt, der
als „Nokia-Village“ gehandelt wird. Dort
soll die Handyproduktion am 15. Januar
2008 beginnen und der Abtransport der
fertigen Produkte soll auf einer eigens
dafür gebauten „Nokia Highway“ erfolgen, deren Bau Rumänien mit 500 Millionen Euro subventioniert hat.
Klar ist also, dass es unter der Herrschaft
von Monopolen wie Siemens, Nokia
usw. bei ihrer Selbstbedienung aus den
öffentlichen Haushalten um nichts anderes als um den maximalen Profit geht
und nicht im Geringsten um den Erhalt
oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze.
Sind die Subventionen abgegrast, wendet man sich neuen Pfründen zu.
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