VI LLI NGEN-SC HW EN N IN G E N Montag, 15. Januar 2007 DIE NECKARQUELLE Nr. 11 SOZIALES / Vesperkirche wieder geöffnet Großer Andrang zum Auftkakt „Noch nie so viele am ersten Tag gekommen“ Zum vierten Mal in Folge startete in der Schwenninger Pauluskirche gestern das Projekt Vesperkirche. Und auch in diesem Jahr scheint die Erfolgsgeschichte des unkonventionellen Esslokals auf Zeit ungebrochen weiterzugehen, denn schon zu Beginn waren alle Plätze besetzt. SCHWENNINGEN ■ „Da habe ich ein Jahr darauf gewartet“, verkündete ein Besucher zufrieden, endlich wieder an einem Tisch der Vesperkirche Platz nehmen zu können. Und auch die beiden Organisatoren, Pfarrer Kurt Seemüller und sein Kollege Andreas Güntter, bestätigten, viele bekannte Gesichter begrüßt zu haben. Die Sitzplätze rechts vom Eingang waren schon in den vergangenen Jahren zum Stammtisch auserkoren worden und da wunderte es dann auch gestern niemand, dass die altbewährte Runde von Besuchern genau dort erneut Platz genommen hatte. Nach dem Eröffnungsgottesdienst, der ebenfalls bis auf den letzten Platz belegt war, ging scheinbar alles seinen bereits gewohnten Gang. Berührungsängste zwischen Bedürftigen und Solidaressern scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören und bei den vielen freiwilligen Helfern sitzt jeder Handgriff. Für 100 Gäste waren die Tische eingedeckt worden und als es schon Punkt 12 Uhr keine freien Plätze mehr gab, wurde kurzerhand noch ein Tisch direkt vor den Altar gestellt. „Bisher sind noch nie so viele Wohnungslose gleich am ersten Tag zu uns gekommen“, freute sich Seemüller über den Zulauf. Dies konnte auch Andreas Güntter bestätigen, der erklärte, dass viele Gäste der Wärmestube hinzu gekommen seien. Die Wärmestube im Paradies nämlich hat während der vierwöchigen Vesperkirchen-Zeit geschlossen, beziehungsweise nur zur Frühstückszeit geöffnet. Während die Gäste sich die Tagessuppe, den gefüllten Schweinerollbraten, die Semmelknödel und das winterliche Gemüse schmecken ließen, machten die beiden Pfarrer entspannt ihre Runde und hielten da und dort ein Schwätzchen. „Es halten uns sehr viele Helfer und Sponsoren die Treue“, verkündete Kurt Seemüller zufrieden. Das Spendenaufkommen sei überwältigend und auch von auswärts würden viele kleine Beträge von Privatpersonen überwiesen. „Es haben sogar Sponsoren von selbst angerufen und gefragt, wann es losgehe“, schüttelt Pfarrer Seemüller den Kopf, als könne er das fast nicht glauben. Und dann erzählt er von noch einem schönen Erlebnis: „Wir haben ungefragt 500 Eier für die Vesperbeutel gespendet bekommen.“ Bei ihm seien dafür neue Schürzen für die Helfer abgegeben worden, schmunzelt Andreas Güntter. Michaela Mückel von der Firma Uma-Lieb-Berufsbekleidung sei mit blauen Schürzen und Schildkappen vor der Tür gestanden. Man habe sich überlegt, dass die nicht so schnell schmutzig seien, wie die weißen Schürzen, erklärt Pfarrer Güntter lachend den Hintergrund. (st) Die Vesperkirche 2007 ist eröffnet: Vier Wochen lang gibt es nun wieder täglich eine warme Mahlzeit im Kirchenraum. BILD: EVA SCHMIDT-STEINBACH UNFALL / Bei Unfall auf Herdenen alle Insassen verletzt Fahrzeug mit acht(!) Personen verunglückt VILLINGEN-SCHWENNINGEN ■ Am gestrigen Sonntag gegen 11 Uhr kam es im Industriegebiet Herdenen zu einem folgenschweren Verkehrsunfall im Bereich der 90-Grad-Kurve in Höhe des Druckzentrums mit insgesamt acht Verletzen. Ein mit acht Personen besetzter Pkw kam aus Richtung der B 523 kommend in der abknickenden Linkskurve von der Fahrbahn ab und blieb unterhalb der Böschung auf der Seite liegen. Das teilte das Rote Kreuz Villingen-Schwenningen mit. Das überbesetzte Fahrzeug war mit sechs Erwachsenen und zwei Kleinkindern unterwegs. Die beiden Kinder waren sieben und neun Monate alt. Alle acht Personen wurden nach Angabe des DRK bei dem Unfall verletzt und mussten vom Rettungsdienst erstversorgt und in die umlie- genden Kliniken transportiert werden. Nach ersten Erkenntnissen zogen sich die Insassen allerdings keine lebensgefährlichen Verletzungen zu. Das DRK war insgesamt mit fünf Rettungswagen (Schwenningen, Villingen, Bad Dürrheim, St. Georgen und Trossingen), einem Notarzt (Villingen) und dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst im Einsatz. (eb) TANZEN / Abschlussball im Beethovenhaus Und der Herr führt – egal wie jung der Herr ist Mehr als 500 Gäste sorgen für einen prächtigen Abend / Festliche Kleidung war angesagt / Auch Elterntanzstunden SCHWENNINGEN ■ „Alles Walzer“. Es war zwar nicht der Opernball, doch auch der Tanzkurs-Abschlussball reichte völlig aus, am Samstagabend die 500 Gäste im Beethovenhaus in ausgelassene Stimmung zu bringen. Der Schlabberlook blieb an diesem Abend im Schrank, festliche Kleidung war angesagt. Neben zeitlos elegantem Schwarz sorgten viele Farbtupfer für buntschillernde Akzente. Schüler der Klassen 9 des Gymnasiums und der Realschule am Deutenberg, dazu ein paar Hauptschüler und Teilnehmer aus Trossingen trafen sich mit Eltern, Verwandten und Freunden zum krönenden Abschluss. „Kussi & Co“ lieferte unermüdlich schwungvolle Tanzmusik. Wie gut sie das Ziel der Tanzschule „You can dance“ erfüllen, stellten die 120 Jugendlichen im Laufe des Abends mehrfach unter Beweis. Der gemeinsame Einzug brachte drangvolle Enge, sodass später in Gruppen weitergetanzt wurde: Die jungen Paare, die sich aus der Schule kennen, Töchter mit ihren Vätern und Söhne mit ihren Müttern. „Und der Herr führt – egal wie jung der Herr ist“, betonte Udo Wanner, Inhaber der Tanzschule. Manches hat sich eben nicht geändert. Genauso wie das Tanzen zwar Modeströmungen unterworfen ist, im Grunde aber zeitlos lebendig bleibt. Deshalb wird in den ersten Tanzkursen auch das klassische Welttanzprogramm unterrichtet, das heute wieder verstärkt von Jugendlichen getanzt wird. Wiener Walzer, langsamer Walzer, Foxtrott, Cha-Cha-Cha, Rumba und Jive gehören zum ersten Tanzkurs. Dazu kommt Disco-Fox und aktuelle Partytänze wie Hip-Hop. Offene Tanzrunden wechselten mit den Ausscheidungstänzen des Tanz- 120 Jugendliche wissen nun: „You can dance“. Der Grundkurs der Tanzschule B27 war ein voller Erfolg und machte allen viel Spaß. wettbewerbes. Dem Siegerpaar winkte ein Gutschein für den nächsten Tanzkurs. Daneben gab es weitere wertvolle Gutscheine. Gewinnchancen bot auch das Gewinnspiel in der ersten Zeitschrift, die extra für diesen Tanzkurs gedruckt wurde. Neben Tanzschritten gehörte auch Etikette zum Unterricht. Wie kleidet man sich korrekt für welchen Anlass? Wie fordert man einen Wunschpartner auf und wie reagiert man auf eine Absage? Höflichkeit sei eine Zier. Nicht nur im Sprichwort, im täglichen Leben ist Höflichkeit eine gute Hilfe zu einem menschlichen Miteinander. Außerdem gibt es Sicherheit, wenn man diese Dinge weiß, betonen auch die Jungen. Es sieht eben schon besser aus, wenn man nicht die Hände tief in die Hosentaschen bohrt, während man in Gespräch ist. Aufmerksamkeit füreinander drückte sich auch in den Biedermeiersträußen aus, welche die jungen Tänzer ihren Partnerinnen mitbrachten, die sich wiederum mit einem kleinen, selbstgewählten Präsent bedankten. „Der Tanzkurs habe unheimlich viel Spaß gemacht“, betonen die Tänzerinnen und Tänzer. Schon bei der Welcomeparty sei die Stimmung toll gewesen und die Möglichkeit, in diesen acht Wochen bis zu dreimal pro Woche zu üben, wurde gerne genutzt. Auch die Eltern wurden mit einbezogen. Zwei Elterntanzstunden gaben Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Auflockern steifge- BILD: HELGA SCHATTSCHNEIDER wordener Tanzbeine. Da war die Tanzschule gnadenlos voll, berichtete Udo Wanner. Kein Tanzabend ohne Unterhaltungsprogramm, das natürlich aus Tanzeinlagen bestand. Fetziger Hip-Hop wurde ebenso mit reichem Applaus belohnt wie die Rock’n’-Roll-Gruppe „Rockin’ Topolinos“ aus Spaichingen. Ein echter Hingucker war jedoch die Stepformation um Udo Wanner mit Charleston und als ausgefallener Höhepunkt ein gesteppter Wiener Walzer. (hz)
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