Der Abschlussball macht Mädchenträume wahr (Melanie Hirnich)

Tanzkurs – ein tolles Erlebnis!
Mist! Wie komme ich aus dem Auto wieder raus? Reinkommen mit dem langen Kleid
war kein Problem, aber raus? Jetzt erstmal die Tür aufmachen. Sofort kommt mir dieser
typische Parkhausgeruch entgegen. Langsam stelle ich meine Beine aus dem Auto. Ich
nehme meine Clutch und meine Tanzschuhe und steige vorsichtig aus. Nun geht es mit
meiner Familie in die Stadthalle in Heidelberg. So langsam werde ich nervös. Wo ist
meine Freundin? Und finde ich meinen Tanzpartner unter den vielen Menschen?
Hoffentlich läuft alles nach Plan. In diesem Moment öffnen sich die Türen der Stadthalle
und ich stehe vor einer prachtvollen Treppe. In dieser Minute fühle ich mich wie eine
Prinzessin. Meine Freundin finde ich schnell und wir stellen uns beide oben auf die
Treppe. So langsam steigt die Panik auf, denn unsere Tanzpartner lassen auf sich
warten. Plötzlich steht er vor mir mit einem schönen, cremefarbenen Biedermeierstrauß.
Erleichterung macht sich breit. Auf dem schnellsten Weg gehen wir Fotos machen.
Nachdem dies geschafft ist, machen wir uns für das Einlaufen in den Ballsaal bereit. Wir
alle sind nervös und warten darauf, dass die Musik ertönt und wir in der Reihe loslaufen
können. Jetzt ist es soweit. Wir laufen paarweise hintereinander los und alle Augen sind
auf uns gerichtet. Wir schreiten in einer Polonaise über die Tanzfläche. Die Familien
sitzen an den Tischen um die Tanzfläche herum. Von dem 5 m hohen Balkon schauen
auch viele Leute zu uns herunter. Die Polonaise ist zu Ende und wir stellen uns zu
unserem ersten Tanz auf, dem Wiener Walzer…
Dieses einzigartige und aufregende Erlebnis eines Premierenballs hat man nur, wenn
man einen Tanzkurs besucht hat. Schade allerdings, dass viele Jugendliche keine Lust
auf Tanzkurs haben. Eine Umfrage von 129 Teilnehmern hat ergeben, dass 55 % nichts
von einem Tanzkurs halten. 30 % der Teilnehmer sind der Meinung, ein Tanzkurs muss
sein. Die restlichen 15 % wollen gerne noch einen machen. In einer weiteren Umfrage
wurde ermittelt, wie viele Personen ab 14 Jahren am Tanzen interessiert sind. Es
wurden insgesamt 69 Millionen der Bevölkerung befragt. Rund 66 % interessierten sich
gar nicht für das Tanzen. Das ist eine sehr hohe Zahl. 13 % interessierten sich dagegen
sehr dafür. Das ist noch nicht mal annähernd die Hälfte. Warum kommt gerade bei
vielen Jugendlichen ein Tanzkurs nicht so gut an? Früher war das einmal anders. Nach
dem Krieg gab es nicht viele Möglichkeiten, dass sich Jungen und Mädchen näher
kamen. Für die Großeltern war es selbstverständlich, dass man einmal die Woche zum
Tanz ging. Hier wurden Gesellschaftstänze getanzt bis der Morgen erwachte. Heute
treffen sich die Jugendlichen in Discos und Clubs. Es gibt viel mehr Möglichkeiten sich
kennen zu lernen, nicht wie früher nur beim Tanzen.
Das Interview mit meinem Tanzlehrer Carlos Mesa González hat ergeben, dass es
immer noch Bedarf am Gesellschaftstanzen gibt und es auch immer Bedarf am
Gesellschaftstanzen geben wird. Er meint, dass viele ein falsches Bild vom
Gesellschaftstanzen haben aufgrund der TV-Show „Let´sdance“ aber auch den
Tanzturnieren, die man im Fernsehen sieht. Dieses Turniertanzen hat mit dem Tanzen,
das man in der Tanzschule lernt, nichts zu tun.
Im weiteren Verlauf des Interviews frage ich meinen Tanzlehrer ob Mädchen öfters
einen Tanzkurs besuchen als Jungs. „ Ja, meistens melden sich Mädchen früher an als
Jungs. Wenn die Jungs dann aber da sind, merken sie schnell, wie toll das Tanzen ist
und wie viel Spaß sie dabei haben. Gerade Sportler haben deutliche Verbesserungen in
der Koordination und beim Gleichgewicht. Außerdem bietet der Tanzkurs einen großen
Vorteil gegenüber jeder anderen Sportart für Jungs: Man kann Mädchen kennenlernen
und kommt schnell mit ihnen ins Gespräch. Und Mädchen mögen Jungs die sich
bewegen können.“ Als nächstes frage ich ihn was es mit den Umgangsformen im Kurs
auf sich hat. „Es gibt während dem Tanzkurs einen kleinen Block an Umgangsformen,
wenn es Richtung Premierenball geht, damit man weiß, wie man sich zu verhalten hat,
was man anzieht und wie man sich den Eltern des Tanzpartners richtig vorstellt. Im
nächsten Kurs gibt es ein richtiges Seminar nur für Umgangsformen, welches es von
unserer Spezialistin gratis zum fortgeschrittenen Kurs dazu gibt.“ Natürlich wollte ich
auch wissen wie er zum Tanzen gekommen ist. „ Meine erste Freundin hatte damals
gemeint wir müssen unbedingt einen Tanzkurs machen. Dann hatte ich gesagt: „Okay
Schatz machen wir.“ Erstmal waren das nur meine Freundin und ich, die in dem
Tanzkurs waren. Ich kannte dort niemanden. Dann hatten wir uns getrennt und ich bin in
eine andere Tanzschule gegangen. Dort waren dann auch meine ganzen
Klassenkameraden. Wir waren ca. 10 Leute. Seit dem bin ich süchtig danach.“ Zum
Schluss hatte ich ihn dann noch gefragt wie das mit den Bällen war. „ Premierenball gab
es schon immer und zwar passend zu den Jahreszeiten. Also es gab einen Frühling-,
einen Sommer-, einen Herbst- und einen Winterball.“
…Ich schaue mich um und sehe überall in aufgeregte Gesichter. Sitzt mein Kleid?
Stehen wir auch richtig in der Reihe? Bevor ich nochmal alles checken kann geht die
Musik auch schon los. Ach egal, es wird schon alle stimmen. Ein Tanzlehrer zählt uns
ein und wir fangen an zu tanzen. Wir drehen uns alle im gleichen Takt und der gleichen
Geschwindigkeit im Kreis. Nach einer kurzen Pause werden wir aufgerufen, mit den
Vätern zu tanzen. Plötzlich kommt die nächste Panik, wir stehen oben auf dem Balkon
und müssen schnellstens auf die Tanzfläche runter. Nach einigen Irrläufen schaffen wir
es noch pünktlich mit unseren Vätern auf die Tanzfläche.Wir haben alle viel Spaß, beim
Wiener Walzer und Disofox. Jetzt ist unser Programm zu Ende und wir sind stolz auf
uns, dass nichts schief gegangen ist. Unsere Tanzlehrer wollen nun noch eine kleine
Show vorführen. Sie tanzen ganz verschiedene Tanzstile von Zumba über Hip-Hop zu
Standard. Eine der schönsten Erinnerungen an diese Show ist ein atemberaubender
Walzer auf das traumhafte Lied „Je Ne Serai Jamais Ta Parisienne“ von Nolwenn Leroy.
Na neugierig geworden?