Für ein So.gsund wie mögliches Arbeiten - Kanton Solothurn

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So Info
BETRIEBlICHE ARBEITSSICHERHEIT
Für ein So.gsund wie mögliches Arbeiten
Auch wenn letztlich immer noch mehr wünschenswert wäre: Die Arbeitssicherheit in der kantonalen
verwaltung – Ergonomie, Fluchtweg, Elektrosicherheit – ist laut Urs Adam und Beat Steinmann
gut umgesetzt.
A
ktionen, wie er sie vor drei
jahren hat durchführen dürfen, bereiten Urs Adam ganz
besonders viel Befriedigung. Der Sicherheitsbeauftragte der kantonalen Verwaltung war insgesamt eine
ganze Woche in Sachen Prävention unterwegs, war in praktisch allen Ortschaften und Amtstellen des
Kantons zu Besuch. Sein Mitbringsel:
Velohelme. Vergünstigte Velohelme,
die die Mitarbeitenden fast zum halben Preis erwerben konnten. «Ich
habe 370 Stück verkauft», erinnert
er sich mit grosser Befriedigung. Dass
es seither aufgrund der beschränkten
Ressourcen zu keiner ähnlichen Aktion kam, bedauert der Projektleiter
im Personalamt, denn die Rechnung
aus seiner Sicht ist eine ganz einfache: Können durch das Tragen der
Helme nur ein bis zwei schwere Unfälle vermieden werden, wiegt das
die Kosten der Aktion bereits wieder
auf. Ein konkretes Beispiel ist ihm bekannt: «Einer der Helmträger hatte
später einen schweren Velounfall.
laut seiner Aussage hätte er ohne
Helm keine Chance gehabt.» Bemerkenswert: Rund 75 Prozent aller
Unfälle geschehen privat, sind also
nichtberufsunfälle. nur ein Viertel
passiert während der Arbeitszeit.
Urs Adam koordiniert in der kantonalen Verwaltung sämtliche Belange
der Arbeitssicherheit, hat also eine
eigentliche Drehscheibenfunktion
inne. Er bildet die Kontaktpersonen
für Arbeitssicherheit der Ämter aus
und organisiert gemeinsam mit dem
Rettungsdienst der Solothurner Spitäler AG Betriebssanitäterkurse. «legitimiert sogar durch einen Beschluss
des Regierungsrates», sagt er. Und
lacht. «So.gsund» heisst die Initiative
für den Auf- und Ausbau der Arbeitssicherheit und der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz in der kantonalen Verwaltung. Beigetreten ist
der Kanton Solothurn der Branchenlösung der öffentlichen Verwaltungen. Die entsprechenden Grundlagen sind gesetzlich, in Verordnungen
und Richtlinien festgelegt, die der
Sicherheit am
Arbeitsplatz
schreiben sie
gross: Beat Stein­
mann (links) und
Urs Adam.
nik
Kanton als Arbeitgeber selbstverständlich einzuhalten hat. Auf diese
Weise werden die Gefahren systematisch ermittelt und Massnahmen zu
deren Beherrschung definiert.
natürlich sieht die Praxis mitunter anders aus, als es die Papiere vorgeben. «Aber wir dürfen unter dem
Strich schon feststellen, dass die Betriebliche Arbeitssicherheit in der
kantonalen Verwaltung gut umgesetzt ist», sagt Adam.
Bestmögliche voraussetzungen
schaffen
Ein sehr wichtiger Bereich von «So.
gsund» ist die Ergonomie. Beat Steinmann vom Hochbauamt ist leiter
Raum- und Immobilienbewirtschaftung. Ihm obliegt unter anderem
die Aufgabe, die Arbeitsplätze der
kantonalen Verwaltung unter wirtschaftlichen Aspekten möglichst ergonomisch und nachhaltig einzurichten. Dabei geht er grundsätzlich bei
allen Mitarbeitenden von einem normarbeitsplatz aus und setzt auf Möbelprogramme, die durch ihre flexible Handhabung und hohe Qualität
die nachhaltigkeit gewährleisten. Er
fühle sich verantwortlich, den leuten
im Rahmen der Wirtschaftlichkeit die
optimalen ergonomischen Voraussetzungen zu schaffen, sagt Steinmann.
Rein theoretisch sei es beim heutigen
Angebot an Tisch, Stühlen und Bildschirmen für jede und jeden möglich,
ergonomisch richtig zu arbeiten. Indes: «Irgendwann kommt der Moment, an welchem die Eigenverantwortung jedes Einzelnen beginnt.
Auch auf dem besten Stuhl
kann eine schlechte Sitzposition eingenommen werden.»
Ein ganz grosses Thema für
den leiter Raumbewirtschaftung ist aber auch die Verdichtung. Steinmann: «Die
Verwaltung muss Kosten
sparen. Der Trend geht hin
zu weniger Fläche pro Arbeitsplatz und zum Mehrplatzbüro. Dafür braucht es
aber flexible und einheitliche Möbel.»
Das langfristige Ziel lautet: Bis ins jahr 2020 sind
ein Grossteil der Arbeitsplätze mit nachhaltigen
normierten Programmen
ausgestattet. Im Idealfall
müssen in Zukunft bei
Rochaden und Umzügen
nur Akten und keine Möbel gezügelt werden. Dabei ist ihm wichtig, dass
man als Arbeitgeber einen wirtschaftlich vernünftigen Standard anbietet, «der funktional
ist und sowohl für die
Sekretärin als auch für
den Chef grundsätzlich
identisch sein kann».
FLUC
ERDGE
So Info
Jede Liegenschaft hat eigene
Herausforderungen
Im Rahmen der Arbeitssicherheit
ebenfalls ein wichtiges Thema ist der
Bereich «Fluchtwege». Steinmann:
«Bezüglich Brandschutz bestehen
Vorgaben der Solothurnischen Gebäudeversicherung (SGV). Daraus resultieren zum Beispiel auch Massnahmen für die Fluchtwege.» Vor drei
jahren sind sämtliche kantonseigenen liegenschaften in Zusammenarbeit mit der SGV geprüft worden. Bei
den meisten Objekten gab es keine
Beanstandungen. Bei einigen gab es
gravierende Mängel, die unverzüglich behoben wurden. Weitere kleinere Mängel werden in Absprache
mit der Gebäudeversicherung nach
Prioritäten mittelfristig behoben.
jede einzelne liegenschaft hat
ihre ganz speziellen Herausforderungen, dabei sind individuelle lösungen gefragt. So irrt der laie beispielsweise, wenn er annimmt, das
alte, verwinkelte Rathaus biete baulich bezüglich Fluchtwegen denkbar schlechte Voraussetzungen.
«Das Rathaus verfügt über verschiedene Treppenhäuser und Ausgänge.
Das ist schon mal sehr gut», sagt Urs
Adam. Um für den worst case bereit
zu sein, müssen die Spezialisten an
sehr vieles denken: Es braucht zum
Beispiel eine notbeleuchtung, ein
bestimmtes Mass an licht auf den
Fluchtwegen, zudem müssen diese
auch bezeichnet sein. letzteres beispielsweise ist im Rathaus ein Diskussionsthema, da auch die Aspekte
des Denkmalschutzes in einem historischen Gebäude zu beachten sind.
Gemeinsam haben die verschiedenen Fachleute bisher immer vertretbare lösungen gefunden.
Die gesetzliche Vorgabe lautet so,
dass Massnahmen zur Erfüllung von
neuen normen spätestens dann umgesetzt werden müssen, wenn eine
Erneuerung oder Renovation eines
Gebäudes oder Gebäudeteils ansteht. Dass die neuen gesetzlichen
Auflagen meistens auch mit Kosten
verbunden sind, versteht sich von
selbst. laut Beat Steinmann arbeitet
man im Hochbauamt nach Prioritäten an den Verbesserungen. Er bittet alle Betroffenen um Verständnis,
wenn durch bauliche Massnahmen –
um beispielsweise eine notbeleuchtung zu installieren – ein Durchgang
kurzfristig erschwert ist und lärm
entsteht. «Das ist oft lästig. Aber
ebenso oft unumgänglich.»
Unterstützt wird er dabei von Urs
Adam: «Das Team im Hochbauamt ist
ganz sicher nicht überdotiert. Und sie
machen alle einen tollen job.» In der
FLUCHT- UN
D RETTUNG
SPLAN
ERDG
ESCHOSS
WC
Lehrer
Verhalten im
Brandfall
(Ruhe
WC Herren
008
PC- Zimmer
1. Alarmieren
006
PC - Zimmer
005
Schulzimmer
Feuermelder
betätigen
TEL.: 118
009
PC Lehrer
007
Vorbereitung
bewahren)
WER meldet
das?
WAS ist pass
iert?
WO ist es pass
iert?
WIE ist es pass
iert?
Sind Mensche
n in Gefahr?
Gefährdete Pers
onen mitnehm
en
Fenster und Türe
n schliessen
Gekennzeichne
ten
Fluchtwegen
folgen
Keinen Aufzug
benutzen
2. Retten
3. Löschen
Nur wenn ohne
persönliches
Risiko möglich
Verhalten be
i Unfällen
(Ruhe bewahr
en)
004
Schulzimmer
1. Unfall melde
n
003
Schulzimmer
2. Erste Hilfe
002
Rechnungsbü
ro
001
Lehrerzimmer
3. Weitere
Massnahme
n
oder
TEL.: 144
WER meldet
das?
WAS ist pass
iert?
WO ist es pass
iert?
Sind Mensche
n in Gefahr?
Absicherung
des Unfallorte
s
Versorgen der
Verletzten
Anweisungen
beachten
Krankenwagen
oder Feuerweh
einweisen
r
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Tat: Rund 80 Prozent aller notwendigen Massnahmen sind heute bereits
umgesetzt.
Gefahrenpotenzial im
elektrischen Bereich
Ein anderer gewichtiger Bereich ist
die Elektrosicherheit. Die gesetzliche
Grundlage hat hier 1996 der Bund
vorgegeben. Beat Steinmann: «Im
Rahmen der Umsetzung des Elektrosicherheitskonzeptes haben wir
mit Unterstützung externer Spezialisten unsere Gebäude gecheckt.
jede einzelne Steckdose musste unter die lupe genommen und geprüft
werden.» Die für die Umsetzung und
den Betrieb verantwortlichen Personen beim Kanton wurden geschult
und sind im Besitz eines Ordners
mit spezifischen Checklisten zu ihrem Gebäude. Damit ist es möglich,
den geforderten Sicherheitsstandard auch in Zukunft sicherzustellen.
laut Steinmann ist in diesem Bereich
enorm viel geleistet worden – «aber
hier lauert schliesslich auch ein nicht
zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial. Sehr oft wird bei Brandfällen
als Ursache ein Defekt in den elektrischen Installationen eruiert».
Es sind viele verschiedene Anliegen und Bereiche, welche Verantwortliche wie Urs Adam oder Beat
Steinmann unter einen Hut bringen
müssen. Die Basis zum
Gelingen ist sicherlich
eine gute Information aller Mitarbeitenden. Urs
Adam erzählt jeweils allen
neueintretenden etwas
zum Thema Arbeitssicherheit und gibt ihnen Informationen zu «So.gsund»
sowie Karten und Kleber
mit den wichtigsten notfallnummern mit auf den
Weg. Sein Ratschlag: «Egal,
ob es um den unbequemen
Stuhl oder um Ängste bezüglich mangelnder Sicherheit am Arbeitplatz geht:
Wer ein Problem hat, soll zu
seinem direkten Vorgesetzten oder seiner direkten Vorgesetzten gehen und sein Anliegen vorbringen.»
www.pa.so.ch
Wolfgang Niklaus