Ernährungsratgeber der CMA Was ist Inulin? Inulin wird der Gruppe der löslichen Ballaststoffe zugeordnet. Ballaststoffe sind essbare Pflanzenteile, die unverdaut in Dünn- und Dickdarm gelangen und vom Körper nicht aufgenommen werden können. Sie erhöhen praktisch ohne zusätzliche Kalorien das Volumen einer Mahlzeit und verlängern somit das Sättigungsgefühl. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist besonders empfehlenswert, da sie Verstopfung vorbeugt und den Blutzuckerspiegel sowie die Blutfettwerte positiv beeinflusst. Pflanzen, wie Spargel, Topinambur und Artischocken, bilden Inulin als Reservekohlenhydrat. Industriell wird es meist durch Heißwasser-Extraktion aus Chicorée gewonnen und aufgrund seiner gesundheitsförderlichen Eigenschaften Lebensmitteln gezielt zugesetzt. Außerdem bildet es den Ausgangsstoff für die Herstellung des Ballaststoffes Oligofructose. Inulin und Oligofructose bestehen aus Fructoseketten verschiedener Länge. Beide Ballaststoffe zählen auch als Prebiotica zu den funktionellen Lebensmitteln. Das sind Lebensmittel, die zusätzlich zu ihrem Nährwert eine positive gesundheitliche Wirkung ausüben sollen. So passiert Inulin unverändert Magen und Dünndarm und dient im Dickdarm den gesundheitsförderlichen probiotischen Bakterien, wie Bifidobakterien und Lactobazillen, als Nahrung. Diese Bakterien vermehren sich und produzieren Milchsäure, die den pH-Wert im Darm senkt. Dadurch wird die Ausbreitung krankmachender Keime gehemmt. Es resultiert eine positive Verschiebung der Dickdarmflora, die die Abwehrkräfte stärkt. Vielen Milchprodukten werden heute probiotische Zellkulturen zugegeben. Erwiesenermaßen verbessert eine regelmäßige Aufnahme von Probiotica den Verlauf von Durchfallerkrankungen, besonders wenn Durchfälle auf Antibiotika-Behandlungen zurückzuführen sind. Werden den Lebensmitteln außerdem Inulin oder Oligofructose zugesetzt, verstärken sich die Wirkungen der Pro- und Prebiotica gegenseitig. In diesem Fall sprechen Experten von Synbiotica. Damit der prebiotische Effekt von Inulin zum Tragen kommt, sollten täglich etwa fünf Gramm zusätzlich zur gewohnten Ernährung aufgenommen werden. Neben dem Einfluss auf die Darmgesundheit verbessert der tägliche Verzehr von Inulin auch die Calciumresorption sowie die Knochenmineralisation in der Pubertät, wie humane Interventionsstudien beweisen. Ob sich der Verzehr allerdings auch langfristig positiv auf den Knochenaufbau auswirkt und somit Schutz vor Osteoporose bieten kann, ist noch nicht erwiesen. Zudem konnte im Tierversuch die Senkung der Plasmalipide, besonders der Triglyceride, gezeigt werden. Noch nicht belegt ist, ob diese lipidsenkende Wirkung auch beim Menschen zutrifft. Ebenso verhält es sich mit der Diskussion zum Schutz vor Krebs durch den Verzehr von Inulin. Tierversuche und Untersuchungen mit Zellkulturen konnten ein vermindertes Risiko für Dickdarmkrebs bereits zeigen. Bei Menschen steht der Nachweis dieser Wirkung noch aus. Auch in der Lebensmitteltechnologie sind Inulin und Oligofructose nützlich. Aufgrund ihrer cremigen Konsistenz und dem leicht süßlichen Geschmack kommen sie in vielen kalorienreduzierten Produkten zum Einsatz. Ohne Kalorien zu liefern, steigern sie den vollmundigen Geschmack von Frühstückscerealien, fettarmen Wurstwaren, Margarine und Milchprodukten. 4 04.06 Wozu brauchen wir Ballaststoffe? 4 05.06 Was sind Probiotica und Prebiotica? 4 05.36 Welche Lebensmittel und Zusatz stoffe werden zum Süßen eingesetzt? 4 07.11 Was sind funktinelle Lebensmittel? 4 07.12 Wie sind funktionelle Lebensmittel aus ernährungsphysiologischer Sicht zu bewerten? Literatur: aid (Hrsg.): Pro- und Präbiotika. Funktionelle Lebensmittel – Gesundheit aus dem Supermarkt?, 12 – 17, 1999 Sonntag, S.: Funktionelle Lebensmittel: Sinn oder Unsinn?. Diaita Zeitschrift für Diätetik, 3 – 8, 2006 Wisker Prof., E.: Moderne Lebensmittel: In Zukunft nur noch mit Zusatznutzen?, Wissenschaftliches Symposium der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., 2002 Stand: 01/2009 · Die Verwendung als Kopiervorlage ist gestattet. Herausgeber: CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH · Postfach 200320 · 53133 Bonn Telefon: 0228 847-209 · Telefax: 0228 847-202 · E-Mail: [email protected] · Autorin: Dipl.-Oecotroph. (FH) Antje Penning Redaktion: Beate Adler (verantwortlich), Antje Penning · Wissenschafts-Service der CMA www.food-monitor.de: Ballaststoffe – welche Rolle spielen sie in einer gesunden Ernährung?, Zugriff am 06.03.08 www.gdch.de: Stellungnahme zu Fructooligosacchariden und Inulin, 2003, Zugriff am 06.03.08 428 Nahrungsinhaltsstoffe Inulin ist u.a. in Chicorée, Knoblauch, Zwiebeln, Spargel und Schwarzwurzeln enthalten. Es besteht aus bis zu 60 verknüpften Fructosemolekülen (Fruchtzucker) und bietet die Ausgangsbasis für die Herstellung von Oligofructose. Inulin und Oligofructose zählen zur Gruppe der löslichen Ballaststoffe und werden auch als Fructooligosaccharide oder Fructane bezeichnet. Sie sind lebensmitteltechnologisch vielseitig verwendbar. So ergänzt Inulin eingesetzt als Prebioticum in funktionellen Lebensmitteln sinnvoll die Ernährung, indem es die Aktivität und Gesundheit des Darms fördert. Es wird besonders häufig Milchprodukten zugegeben und verbessert die Resorption des darin enthaltenen Calciums. Wissenschaftlich diskutiert wird auch der Schutz vor Osteoporose und Dickdarmkrebs und die positive Wirkung des Inulins auf die Blutfettwerte. Eingesetzt in kalorienreduzierten Cremespeisen trägt es aufgrund seiner Struktur zur Verbesserung des vollmundigen Geschmacks bei.
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