Was das Leukämiemittel Glivec sonst noch kann - ugtexte.ch

Was das Leukämiemittel Glivec sonst noch kann
Geschrieben von: Ulrich Goetz
Freitag, den 04. August 2006 um 12:00 Uhr
Bauchtumor-Patienten leben deutlich länger
Als Mittel der Wahl zur Behandlung von CM-Leukämie hat sich Glivec einen Namen gemacht.
Aber auch im Einsatz gegen eine seltene Art von Bauchtumor wirkt das Novartis-Präparat
lebensverlängernd. Zwölf Jahre sind es her, dass sich Ulrich Schnorf einen angeblich
harmlosen Tumor aus dem Bauch operieren liess. Sieben Jahre darauf war die Leber dran:
Gleich dreimal hintereinander musste an diesem Organ eine Metastase entfernt werden.
Danach stand die Diagnose fest, ein sogenannter gastrointestinaler Stromatumor (GIST) war
der Ursprung der Metastasen. Heute geht es Ulrich Schnorf wieder gut, dank der
professionellen Chirurgenarbeit, dank seiner positiven Einstellung zum Leben - und dank dem
Novartis-Krebspräparat Glivec.
Das Gemeinsame. Dass ein Medikament gegen Leukämie auch bei Bauchtumoren wirkt,
erscheint auf den ersten Blick erstaunlich. Aber die beiden Erkrankungen haben eines
gemeinsam: Wegen eines genetischen Defekts ist in beiden Fällen die Produktion des Enzyms
Tyrosinkinase entgleist. Diese wiederum wirkt in das Regelwerk der Wachstumsfaktoren ein
und ist vermutlich verantwortlich dafür, dass Krebszellen nicht eines natürlichen Todes sterben.
Wenn es gelingt, die exzessive Aktivität dieser Tyrosinkinase in den Krebszellen zu hemmen,
ergibt sich daraus ein Ansatz zur Eindämmung von Krebswucherungen. Im Falle der
Chronischen Myeloischen Leukämie (CML) und von GIST funktioniert dies.
Eindrücklich die Zahlen, die der am Kantonsspital Chur wirkende Onkologe Christoph Von
Moos gestern am «Novartis OncoTalk» präsentierte. Wegen der sensationellen Ansprechsrate
war Glivec in der Schweiz bereits vor fünf Jahren zur Behandlung von GIST zugelassen
worden. Gestern nun präsentierte der Krebsarzt Christoph von Moos die Resultate der
Langzeitstudie. Demnach beträgt die mittlere Überlebenszeit von GIST-Patienten mit Glivec 58
Monate, das heisst, nach diesen knapp sechs Jahren war noch die Hälfte der Tumorkranken
am Leben. Zum Vergleich: Von den mit herkömmlicher Chemotherapie behandelten
GIST-Kranken war schon nach 15 Monaten die Hälfte verstorben. Gesamthaft profitierten laut
Von Moos 84 Prozent der 147 behandelten Patienten von Glivec. Als «Sensation» wertet Von
Moos die Erfolgsstory von Glivec, die sich jetzt auch bei der Behandlung von GIST wiederholt
hat. Rund 5000 Franken monatlich kostet die Glivec-Behandlung von GIST. «Gemessen an der
Anzahl Leben, die damit gerettet werden können, ist das nicht zu viel», findet der Churer
Onkologe. Ohnehin kommt GIST sehr selten vor, man rechnet mit zwei Fällen auf 100 000
Einwohner.
Einige hundert. In der Schweiz könnten gemäss dieser Rechnung 140 Menschen betroffen sein.
GIST-Patient Ulrich Schnorf schätzt diese Zahl allerdings auf etwa 600. Ein Zehntel davon
machen in der von ihm gegründeten GIST-Selbsthilfegruppe mit. «Es sollten möglichst alle
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Geschrieben von: Ulrich Goetz
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kommen», findet Schnorf. Es sei, dass das Wissen bei Betroffenen und Ärzten um diese
seltene Tumorerkrankung gemehrt wird. «Denn noch immer passieren Fehler bei Diagnose,
Therapie und Monitoring der GIST.» Dass aber insbesondere eine frühe und richtige Diagnose
wichtig wäre, hat Ulrich Schnorf in den vergangenen zwölf Jahren ja am eigenen Leib erfahren.
GIST-Selbsthilfegruppe: Tel. 041 710 80 58
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