- Deichtorhallen

ROMEO CASTELLUCCI
LA PASSIONE – J.S. BACH
21., 23., 24. APRIL 2016
HALLE FÜR AKTUELLE KUNST
Mit der Retrospektive in seinem 100. Geburtsjahr wird das fotografische Lebenswerk Peter Keetmans
(1916 – 2005) gewürdigt. Die Ausstellung bringt die Fotografie Peter Keetmans sowohl in ihr Verhältnis
zur Gruppe fotoform der 1950er Jahre also auch zur Fotografie des Neuen Sehens und der Neuen
Sachlichkeit seit den 1920er Jahren und verfolgt das außergewöhnliche Werk bis in die 1990er Jahre.
Peter Keetman gestaltet die Bildfläche mit rein fotografischen Mitteln. Charakteristisch für sein Werk sind
seine ungeheure Aufmerksamkeit für Linien und Formen, für Flächen und Strukturen.
Die gerade sanierte Halle für aktuelle Kunst der Deichtorhallen bildet im April 2016 den Rahmen für
bildgewaltiges Musiktheater mit Starbesetzung: Inszeniert von Romeo Castellucci, einem der wichtigsten
europäischen Theaterkünstler und unter der musikalischer Leitung des Hamburgischen
Generalmusikdirektors Kent Nagano feiert die außergewöhnliche Musiktheater-Produktion der Staatsoper
Hamburg in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen Hamburg am 21. April 2016 Premiere.
In seinen bild- und klangmächtigen Aufführungen im Grenzgebiet von Theater, Installation und
Performance forscht der international renommierten Künstler Romeo Castellucci. in den letzten Jahren
zunehmend nach den Wechselwirkungen zwischen Bild und Betrachter, zwischen Abbildung und der
Unmöglichkeit von Darstellung sowie nach der sinn- und identitätsstiftenden Macht der Bilder in unserer
abendländischen Kultur. 2013 wurde Castellucci für sein Gesamtwerk mit dem Goldenen Löwen der
Biennale Venedig ausgezeichnet.
Auch die Solisten des außergewöhnlichen Bach-Projekt »La Passione« (Matthäus Passion) sind erstklassig
besetzt: Als Evangelist Ian Bostridge, die Soprane Hayoung Lee und Christina Gansch, Alt Dorottya Láng,
Tenor Bernard Richter und als Jesus/Bass Philippe Sly. Es singt unter der Leitung von Martin Steidler die
Audi Jugendchorakademie.
Die Premiere von »La Passione« wird gleichzeitig die Eröffnung des 2. Internationalen Musikfests
Hamburg sein. Eine Produktion der Staatsoper Hamburg in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen
Hamburg im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg 2016
Information und Reservierung unter Tel. (040) 35 68 68 (Staatsoper Hamburg)
http://www.staatsoper-hamburg.de/
Kartenpreise: € 132.00/ 109.00/ 87.00/ 48.00/ 20.00
Premiere am Donnerstag 21. April 2016 um 20.00 Uhr in den Deichtorhallen Hamburg; Karten bestellen:
https://tickets.rzsthh.de/staatsoper/Events.aspx?EventID=3425&promo=deichtorhalle&remark=deichtorh
alle
Aufführung am Samstag, 23. April 2016 um 20 Uhr in den Deichtorhallen Hamburg
Karten bestellen:
https://tickets.rzsthh.de/staatsoper/Events.aspx?EventID=3426&promo=deichtorhalle&remark=deichtorh
alle
Aufführung am Sonntag, 24. April 2016 um 20 Uhr in den Deichtorhallen Hamburg
Karten bestellen:
https://tickets.rzsthh.de/staatsoper/Events.aspx?EventID=3427&promo=deichtorhalle&remark=deichtorh
alle
Romeo Castellucci zu seiner Inszenierung:
„Die Inszenierung sieht ein Bühnenbild vor, das sich orientiert am optischen Apparat des Auges. Auf der
Netzhaut erscheinen ikonographisch die berühmten Szenen, die Matthäus in seinem Evangelium
beschreibt, jedoch mit einer Besonderheit: alle Szenen sind von hinten zu sehen, und sie sind durch einen
starken “Blur”-Effekt bearbeitet. Der Betrachter ist eingeladen, das, was Text und Musik ausdrückt, zu
sehen und gleichzeitig nicht zu sehen. Der Zuschauer erkennt das menschliche Bild, das er vor sich hat, im
selben Moment verweigert sich ihm aber dieses Bild. Die Figuren des Evangelisten sind stets von hinten
zu sehen, der Hohe Rat ist von hinten zu sehen, das Kreuz und alles andere. Wir können zwar alles sehen,
doch nur aus großer Entfernung und auch nur die Rückseite. Wir sind im selben Raum, doch wir sind
ausgeschlossen aus den Vorgängen. Oder aber wir sind mitten unter diesen Vorgängen, genauso wie der
König und die Königin im Gemälde “Las Meninas” von Velasquez, und wir sind selbst Teil der Darstellung
der Passion Christi. Wie ein Bild können wir das nicht anschauen, da wir ja Teil desselben sind. Wir sind
Römer, Juden, Apostel. Wir sind Figuren. Zwangsläufig erwächst daraus eine Frage von theologischer
Tragweite: können wir, die Zuschauer von heute, den Blick auf den von Matthäus beschriebenen
Schmerzensmann aushalten oder nicht? Oder ist es eben diese Gottheit, die der Menschheit den Rücken
gekehrt hat? Die Aufführung lässt keinerlei Antwort darauf durchscheinen, der Grund dafür ist einfach: all
das lässt sich leicht anzweifeln. Im Zuge der Aufführungen wird der Zuschauer allmählich auch noch den
minimalsten visuellen Kontakt zu dem, was er sieht, verlieren, oder zu dem was er zu sehen glaubt. Die
Figuren der Bibel lösen sich auf und überlassen ihren Platz den nebulösen Gestalten aus Licht und Rauch.
Die Figuren aus der Matthäuspassion verflüchtigen sich wie auf fragilsten Aquarellen, auf die man einen
Eimer Wasser ausgießt. Alles schwindet, wird irreal, inexistent, dafür entsteht Raum für die Imagination
und
Kontemplation
der
Musik.
Christi Bild selbst wird so schwach, wie es nur immer werden kann: eine nebulöse Spur, unwiederbringlich
ausgelöscht, gesehen von hinten; Zeichen der Fragilität von Göttlichkeit oder, noch einmal, der
menschlichen Fähigkeit, das Göttliche zu sehen. Aber all das ist nur ein paradoxes Zeichen der
unbesiegbaren Kraft ebendieser Schwäche.“
„Für mich ist Theater eine Form von Kunst; die Dekoration ist per definitionem keine Kunst, sie ist
dekorativ, also etwas, das trösten soll. Das, was mich zu trösten versucht, macht mich traurig. Das aber,
was mir Unbehagen macht, macht mich glücklich.“ - „Ich habe mich immer intensiv mit Kunstgeschichte
befasst. In ihr finde ich die Essenz dessen, was Strahlkraft hat. In der Literatur geschieht es nicht so oft,
dass man ganz direkt geblendet wird, so gewaltsam und unvermittelt wie von einem Bild, einem Bild wie
ein Blitz. Bilder brennen. Ein Ort, an dem Bilder verbrannt werden: das ist Theater, wie ich es liebe und
respektiere.“ - „Es liegt in der Natur des Theaters, dass irgendwo ein Giftstachel vorhanden ist – das ist
die Existenzbedingung von Kunst. Es gibt keine Kunst ohne diesen Giftstachel.“ – „Was mich am meisten
beunruhigt, ist die Technologie, für mich ein Trojanisches Pferd.“
Romeo Castellucci
PRESSEMATERIAL
Pressebilder und -texte stehen zum Download auf unserer Website www.deichtorhallen.de unter »Presse«
bereit. Ansprechpartner: Angelika Leu-Barthel, Tel. 040-32 103 250, [email protected]
ADRESSE
Deichtorhallen Hamburg, Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg, Tel. 040- 32 10 30, [email protected]
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