Was die Welt im Innersten zusammenhält

Bildung & Wissen
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Was die Welt im Innersten zusammenhält
DIE FRAGE DES TAGES
Wie entsteht Erdgas?
FOTO: DPA
Ohne
Heizung
wäre es bei der
Kälte dieser Tage
kaum auszuhalten.
Viele Haushalte heizen mit Gas, das –
wie die Pipeline auf
unserem Foto zeigt
– oft über große Entfernungen dorthin
geleitet werden muss, wo es gebraucht
wird. Wie entsteht Erdgas?
Antwort: Nicht von ungefähr kommen
Erdöl und Erdgas oft gemeinsam vor.
Den Ausgangspunkt bildeten in beiden Fällen Überreste von Lebewesen,
die sich am Grund flacher Meere abgelagert hatten. Im Laufe der Zeit schoben sich Sand und Geröll über das Material – mit der Folge, dass keine Luft
mehr an die Überreste gelangte und sie
nicht vollständig zersetzt wurden. So
entstand Faulschlamm, der immer tiefer sackte und Erdöl- und Erdgasmuttergestein bildete. Wegen des hohen
Drucks im Erdinnern herausgepresstes
Gas sammelte sich am Ende unter undurchlässigen Gesteinsschichten. JÜW
FOTO: DPA
Bildung ist . . .
„Ein Kluger
bemerkt alles, ein
Dummer
macht über
alles seine
Bemerkungen.“
Heinrich Heine
(1797 bis 1856)
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NR. 21 · DIENSTAG, 26. JANUAR 2010
Nobelpreisträger Gerardus ’t Hooft erforscht Grundlagen der Physik / Öffentliche Vorträge in Bremen
VON J ÜRGEN WENDLER
Bremen. Das Wort Atom stammt aus dem
Griechischen und bedeutet so viel wie unteilbar. Mit ihm verbunden ist die Vorstellung, dass sich Materie zerlegen lässt – so
lange, bis der kleinste Baustein gefunden
ist, das Atom. Heute lernen allerdings
schon Schulkinder, dass selbst Atome
noch kleinere Bestandteile enthalten. Zur
Beantwortung der Frage, was die Welt im
Innersten zusammenhält, haben Forscher
immer kompliziertere Theorien entwickelt. Dazu beigetragen hat auch der Nobelpreisträger Gerardus ’t Hooft, der in
dieser Woche zu Gast in Bremen ist.
Den heutigen Kenntnisstand haben Wissenschaftler im sogenannten Standardmodell der Physik zusammengefasst. Und
schon ein kurzer Blick darauf lässt erahnen, wie weit sich die Menschheit inzwischen von der uralten Vorstellung entfernt
hat, die Welt bestehe aus Feuer, Wasser,
Erde und Luft. Das Standardmodell der Physik kennt eine Vielzahl kleinster Materiebausteine. Die elektrisch positiv geladenen
Protonen sowie die elektrisch neutralen
Neutronen im Atomkern bestehen demnach ihrerseits aus noch kleineren Bausteinen, den Quarks. Hinzu kommen die elektrisch negativ geladenen Elektronen der
Atomhülle und massereichere Verwandte
dieser Elementarteilchen wie das Myon.
Doch auch das ist noch längst nicht alles:
Weil sich mit diesen Teilchen allein nicht
alle Phänomene erklären lassen, nehmen
Wissenschaftler an, dass es darüber hinaus
noch Antiteilchen gibt, die man sich vereinfacht als gespiegelte Versionen von Elementarteilchen vorstellen kann. So ist das
Antiteilchen des negativ geladenen Elektrons das positiv geladene Positron.
Das Zusammenwirken der Teilchen erklärt das Standardmodell der Physik mit
vier Grundkräften. Eine davon ist die elektromagnetische Kraft. Sie ist zum Beispiel
die Voraussetzung dafür, dass die negativ
geladenen Elektronen und die positiv geladenen Protonen im Atom sich anziehen beziehungsweise aneinander gebunden bleiben. Eine andere Kraft ist die schwache
Kraft, die unter anderem bewirkt, dass sich
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Im Zentrum der Galaxie NGC 1097 befindet sich nach Erkenntnissen von Astronomen ein besonders massereiches Schwarzes Loch. Solche Objekte
FOTO: NASA
sind für Forscher nicht zuletzt deshalb interessant, weil sich an ihnen Grundprobleme des physikalischen Weltbilds studieren lassen.
Neutronen in Protonen verwandeln und
Wasserstoff-Atomkerne in der Sonne zu Helium verschmelzen. Auf diese Weise hilft
die schwache Kraft, jenen Brennstoff beziehungsweise jene Energie zu liefern, ohne
die es kein Leben auf der Erde gäbe. Die
starke Kraft wiederum garantiert den Zusammenhalt der Quarks. Und die vierte
Grundkraft, die Gravitation, die Körper allein aufgrund ihrer Masse ausüben, sorgt
dafür, dass sich Materiemassen zu Sternen
zusammenballen und Gegenstände zu Boden fallen.
Neue Erkenntnisse zu Grundkräften
Dieses physikalische Weltbild ist das Ergebnis mathematischer Gleichungen, mit denen die Wissenschaftler versuchen, die Zusammenhänge zu beschreiben und zu erklären. Der Niederländer Gerardus ’t
Hooft, der an der Universität Utrecht
forscht und lehrt, ist der in Goethes „Faust“
aufgeworfenen Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, im ureigensten
Sinne des Wortes nachgegangen. Seinen
Physik-Nobelpreis hat er 1999 für grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet von Kräften erhalten, die zwischen den Bausteinen
der Materie wirken. Genauer: Der Physiker
hat gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Martinus Veltman das theoretische Modell vervollständigt, mit dem
sich die elektromagnetische und die schwache Kraft in einen Zusammenhang bringen
lassen. Beide entwickelten das Konzept
der elektroschwachen Wechselwirkung.
In jüngster Zeit befasst sich der 63-jährige ’t Hooft vor allem mit Schwarzen Löchern. Auch hier geht es ihm darum, unterschiedliche Kräfte in einen Zusammenhang zu bringen. Nun kommt auch die Gravitation, die Schwerkraft, ins Spiel. Astronomen gehen davon aus, dass viele Galaxien
– also Ansammlungen von Sternen – ein
Die Grenze eines Schwarzen Lochs beSchwarzes Loch in ihrem Zentrum haben.
zeichnen Wissenschaftler als EreignishoriSolche Schwarzen Löcher entstehen, wenn
zont. Wenn man diesen Ereignishorizont
massive Sterne sterben. Ein älterer Aus- passiert hat, ist es unmöglich, wieder aus
druck für solche Objekte lautet deshalb
dem Schwarzen Loch herauszukommen.
auch „gefrorener Stern“. Man kann sich
Selbst das Licht mit seiner Geschwindigein Schwarzes Loch auch als größtmögli- keit von fast 300 000 Kilometern pro Seche Konzentration von Materie in einem be- kunde würde verschluckt. Der Nobelpreisstimmten Gebiet vorstellen. Aufgrund der
träger vermutet, dass der Ereignishorizont
großen Massenkonzentration besitzen
Schwarzer Löcher auch für GravitationsSchwarze Löcher eine gewaltige Anzie- phänomene außerhalb solcher Objekte von
hungskraft, das heißt: Sie verschlingen wie
größter Bedeutung ist.
ein Staubsauger alles, was sich in ihrer
Seine Vorstellungen erläutert der PhysiNähe befindet.
ker unter anderem morgen ab 19 Uhr im
In kosmischen Dimensionen,
Bremer Haus der Wissenschaft,
wo es um große Massen wie die
Sandstr. 4/5, in einem öffentlivon Sternen, Galaxien oder Gachen Vortrag unter dem Titel
laxienhaufen geht, ist die Gravi„Gravity in den World of Eletation von zentraler Bedeutung.
mentary Particles“. Die VeranAlbert Einstein ist dadurch bestaltung bildet den Auftakt der
rühmt geworden, dass er die
Reihe „Olbers Lecture Series“,
physikalische und mathematibei der es sich um ein gemeinsasche Natur der Gravitation in
mes Projekt von Instituten der
seiner Allgemeinen RelativitätsUniversitäten Bremen und Oltheorie erklärt hat. Danach wurdenburg, des Hanse-Wissenzelt diese Grundkraft in den geoschaftskollegs in Delmenhorst,
metrischen Eigenschaften von
der Jacobs University und des
Zeit und Raum. Auf der Ebene Der Physiker Gerardus Bremer Instituts für RaumfahrtFOTO: FR systeme handelt. Der Name erinder Elementarteilchen spielt ’t Hooft.
diese Kraft jedoch nach dem
nert an den Bremer Arzt und Asheutigen Verständnis der Wissenschaftler
tronom Heinrich Wilhelm Matthias Olbers,
keine große Rolle, weil sie – so die herr- der mit seinen Arbeiten unter anderem
schende Meinung – dort zu schwach sei. In
dazu beigetragen hat, die Bahnen von Himder Nähe Schwarzer Löcher könnte die Gra- melskörpern zu berechnen.
vitation nach den Annahmen von ’t Hooft alAm Donnerstag, dem 28. Januar, spricht
lerdings selbst zwischen den Elementarteil- Gerardus ’t Hooft um 16 Uhr im Bremer
chen als eine starke Kraft wirken. Der
Max-Planck-Institut für marine MikrobioloGrund seien die extrem geringen Abstände
gie, auf dessen Initiative der Besuch des
zwischen den Teilchen in solchen dichten
Niederländers in der Hansestadt zurückBereichen. Mit anderen Worten: Der Physi- geht. Der öffentliche Vortrag im Hörsaal
ker versucht, zwei Forschungsfelder – die
des Instituts, Celsiusstr. 1, trägt den Titel
Welt des ganz Großen und die des ganz
„The Unique Beauty of the Subatomic
Kleinen – in Beziehung zu setzen.
Landscape“.
Lehrerin prägt Einstellung zur Mathematik
US-Studie zeigt, wie Mädchen in der Grundschule falsche Vorstellung von ihren Fähigkeiten entwickeln
Washington (wk). Grundschullehrerinnen,
die selbst schwach in Mathematik sind,
impfen ihren Schülerinnen die Angst vor
dem Fach ein. Das haben Wissenschaftler
der Universität von Chicago im Rahmen einer Studie mit 17 Lehrerinnen von ersten
und zweiten Klassen zeigen können.
Die Untersuchung wird in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften vorgestellt. Demnach reichte ein einziges Schuljahr unter dem Einfluss solcher
Pädagoginnen, um Mädchen in der Klasse
den falschen Glauben zu vermitteln, dass
sie von Natur aus schlechter im Rechnen
und besser im Lesen seien. Der Studie zufolge erbrachten Schülerinnen, die das ste-
reotype Denken übernommen hatten, tatsächlich deutlich schwächere Leistungen
im Fach Mathematik. Jungen blieben hingegen unbeeinflusst.
Um zu testen, ob die Ängste einer Lehrerin auf ihre Schülerinnen übertragen werden, prüften die Forscher die Einstellung
und Rechenkünste am Anfang und am
Ende des Schuljahres. Dabei kam heraus,
dass Mädchen, die sich dem Vorurteil angeschlossen hatten, in Mathematik auf einer
Bewertungsskala sechs Punkte hinter ihren unbeeinflussten Klassenkameraden
und -kameradinnen zurückblieben.
Das amerikanische Schulsystem unterscheidet sich vom deutschen unter ande-
rem darin, dass Lehrer ihre Klassen jeweils
nur ein Jahr behalten. Amerikanische
Grundschullehrer sind etwa zu 90 Prozent
weiblich und werden während des Studiums kaum auf mathematische Anforderungen vorbereitet, wie das Team um Sian Beilock erläutert.
Aus anderen Studien ist bekannt, dass
angehende Grundschullehrerinnen mehr
Angst vor Mathematik haben als Studenten aller anderen Fachrichtungen. Die Tatsache, dass das stereotype Denken nicht
auf Jungen abfärbte, erklären die Psychologen damit, dass Kinder in diesem Alter vor
allem auf gleichgeschlechtliche Rollenmodelle fixiert sind.
Offizielle Studienplatzbörse startet am 1. März
Aufgelistet werden auch Angebote, die an bestimmten Hochschulen zulassungsbeschränkt sind
Dortmund (wk). Am 1. März startet die offizielle Restplatzbörse für Studienplatzbewerber. Die Internet-Seite unter der
Adresse www.freie-studienplaetze.de ist
für Bewerber gedacht, die im normalen Vergabeverfahren leer ausgegangen und kurz
vor Semesterbeginn noch auf der Suche
sind. Sie finden dann ein bundesweites Verzeichnis mit frei gebliebenen Plätzen für
das kommende Sommersemester. Darauf
weist die Zentralstelle für die Vergabe von
Studienplätzen (ZVS) in Dortmund hin, die
das Projekt mitbetreut.
Aufgelistet werden auch örtlich zulassungsbeschränkte Angebote. Dabei handelt es sich um Studiengänge, bei denen
die jeweilige Hochschule Aufnahmekriterien wie den Notenschnitt vorgibt und bei
denen die Plätze nicht zentral von der ZVS
vergeben werden. Zum anderen werden zulassungsfreie Studienangebote erfasst, die
womöglich eine Ausweichmöglichkeit für
abgelehnte Bewerber darstellen.
Bewerbungen müssen direkt an die angegebene Hochschule gesandt werden. In
der Studienplatzbörse sollen Bewerber
hierfür die passenden Kontaktdaten und
Ansprechpartner finden. Bei diesen müssen sie sich zunächst erkundigen, welche
Unterlagen eingereicht werden müssen,
denn jede Hochschule hat ihre eigenen Regeln für die Vergabe von Restplätzen.
Nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz sind die Informationen tagesaktuell. Allerdings liegt es in der Hand der
Hochschulen, freie Plätze zu melden. Wie
schnell sie dies tun, kann unterschiedlich
sein. Häufiges Nachschauen lohne sich daher, so die Hochschulrektorenkonferenz.
Die Frist für Bewerbungen zum kommenden Sommersemester ist zwar bereits am
15. Januar abgelaufen, aber das Angebot
an Restplätzen lässt sich erst viel später absehen, weil zunächst die regulären Vergabeverfahren beginnen. Dann werden übrig
gebliebene Plätze in Nachrückverfahren
vergeben. Und erst danach beginnen die
Losverfahren für Studienplätze, die auch
von Nachrückern nicht angenommen wurden. Ob Bewerber im Losverfahren Glück
hatten, erfahren sie von der jeweiligen
Hochschule. Wer Post im Briefkasten findet, kann sich freuen. Eine Rückmeldung
gibt es nur bei einer Zusage.