Weinheimer Nachrichten 18.11.13 FDP: Traditionelles Martinsgansessen mit dem Europaabgeordneten Alexander Graf Lambsdorff Nichts versprechen, was man nicht halten kann WEINHEIM. „Die FDP arbeitet an der Bergstraße gut zusammen. Es wird sich eine neue Kraft entwickeln", so erklärte der Weinheimer FDP-Vorsitzende Oliver Krüger am Freitagabend in der Burgruine Windeck vor zahlreichen Funktions- und Mandatsträgern beim traditionellen Martinsgansessen der FDP. „Die liberale Stimme fehlt in Berlin", betonte Alexander Graf Lambsdorff, ein Neffe des früheren Bundesministers Otto Graf Lambsdorff. Alexander Graf Lambsdorff ist seit 2011 im europäischen Parlament Vorsitzender der FDP und darüber hinaus stellvertretender Vorsitzender der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa. Er sprach an diesem Abend in Vertretung des angekündigten FDPLandesvorsitzenden Michael Theurer. Wichtig für alle kommenden Wahlkämpfe, so erklärte Graf Lambsdorff, sei es, keine Versprechungen zu machen, die man nicht halten könne. Nun komme es auf die starken Regionen in der Bundesrepublik an, um das Schiff der FDP wieder klar zu machen. Im Gespräch: Der Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff zusammen mit der Weinheimer FDP-Vorsitzenden Andrea Heister. BILD: HOFMANN Starke Regionen mit soliden Finanzen gebe es da, wo die liberale Partei stark sei. In drei Wochen beim FDP-Bundesparteitag müsse man sich personell neu aufstellen. Das bedeute, dass das Führungs- gremium ein echter Neuanfang sein müsse. Inzwischen gebe es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen wieder Mitgliederzuwachs. Bei der Europawahl 2014, so hoffte er, würden vielleicht manche Wähler zur FDP zurückkehren. Wer 1980 geboren worden sein, für den sei der Kalte Krieg Geschichte ebenso wie der Mauerbau. Diese Generation gelte es zu gewinnen mit der Tatsache, dass Europa ein „großer Traum der Freiheit sei, wo man leben und arbeiten kann, wo man will". Die Liberalen wollten nicht, dass sich die Europäische Union in das Alltagsleben ihrer Bürger einmischt. „Wir wollen keine Bevormundung organisieren", so betonte er. Die Liberalen stünden für Eigenverantwortung. Jedes Land der EU müsse in Zukunft dafür sorgen, dass der Euro stabil bleibe. Diese Eigenverantwortung sei aber noch nicht in allen Ländern angekommen. Daher plädiere die FDP für eine „Insolvenzordnung für Staaten". Damit würden die richtigen Impulse gesetzt. Gleichwohl habe die FDP die Unterstützung für Griechenland mitgetragen, da nicht zu übersehen gewesen sei, welche Folgen ein Zusammenbruch von Griechenland gehabt hätte. Für die Zukunft sei es wichtig, sowohl Eigenverantwortung wie auch Aufsicht zu stärken. „Das europäische Projekt ist es wert, dass man daran arbeitet", so erklärte Graf Lambsdorff. In der anschließenden Diskussion, machte er deutlich, dass der Schlüssel zur europäischen Krise in Paris liege. „Viele Franzosen erkennen, was notwendig ist, aber wissen keinen Weg, wie es politisch durchsetzbar sein könne", so meinte er weiter. Kritisiert wurde aus den Reihen der Besuchern die Regulierungswut, die Bürgerferne und die undurchschaubaren Strukturen der EU. Wichtig sei es, mehr von den Problemen der europäischen Bürgern auszugehen. . Andrea Reister, die seit zwei Jahren in einer Doppelspitze zusammen mit Oliver Krüger den Vorsitz der FDP Weinheim inne hat, dankte dem Europaabgeordneten und betonte, dass es wichtig sei, wie die FDP sich nun aufstelle und wie man Europa weiterbringen könne. ur Rhein-Neckar-Zeitung 28.11.13 „Ein Schlag ins Kontor" EU-Parlamentarier Alexander Graf Lambsdorff in Weinheim - Er skizzierte Wege aus der FDP-Krise Weinheim, (keke) Auch wenn sein Navigationsgerät auf der Suche nach der Burgruine Windeck „total überfordert" war und er das traditionelle MartinsgansEssen der Weinheimer Liberalen nur mit Verspätung erreichte: Das Menu schmeckte Alexander Sebastian Leonce Freiherr von der Wenge Graf Lambsdorff vorzüglich. Der Vorsitzende der FDP im Straßburger Europaparlament war kurzfristig für den Landesvorsitzenden der Liberalen, Michael Theurer, in die Bresche gesprungen. „Er hat hier etwas verpasst", zollte der Neffe des legendären FDP-Vorsitzenden und Bundeswirtschaftsministers, Otto Graf Lambsdorff, dem WindeckGastronomen Rolf Pflasterer seine Anerkennung. Ein dickes Lob hielt er auch für die Weinheimer FDP und deren Spitze um Andrea Reister, Marc-Oliver Krüger und Günter Breiling sowie die Vertreter der umliegenden Ortsvereine bereit. „Hier spürt man die ungebrochene Spannkraft der Partei." Das Ergebnis der Bundestagswahl, das die Liberalen mit 4,8 Prozent an Wählerstimmen aus dem Parlament katapultierte, sei ein „Schlag ins Kontor" gewesen, so Lambsdorff. Für die Partei wie die Bundesrepublik stelle dies einen historischen Einschnitt dar: „In Berlin fehlt künftig die wichtige liberale Stimme." Dass man Versprechen nicht eingehalten habe und das „Mantra der Steuersenkungen" nannte Lambsdorff neben dem Glaubwürdigkeitsverlust der politischen Spitze als Gründe für das Scheitern. „Starke Regionen mit soliden Finanzen gibt es auch auf europäischer Ebene überall dort, wo die liberale Partei stark ist", befand er dennoch. Dass die „Konjunkturlokomotive Deutschland" künftig ohne Liberale vorandampfen müsse, sei „fatal". Deshalb trügen alle Partei- bei der Europawahl 2014 die Wähler wieder zur FDP zurückkehren. „Europa stellt einen großen Hort und Raum der Freiheit dar." Deshalb dürfe man die „Union der 28" (Staaten) nicht allein als Friedensbegründung stehen lassen. Auf der anderen Seite wollten die Liberalen nicht, dass sich die EU in das Alltagsleben der Menschen einmischt und sie durch kleinteilige Regulierungen und Bürgerferne bevormundet. „EU-Hilfen an Reformen knüpfen" Weinheims FDP-Spitzen Marc Oliver Krüger und Roland Kohn mit Alexander Graf Lambsdorff (von links). F: Kreutzer mitglieder auch staatspolitische Verantwortung dafür, die FDP wieder auf Vordermann zu bringen. Die Gelegenheit für einen personellen Neustart und das Einschlagen neuer programmatischer Pflöcke sieht er Anfang Dezember: beim Bundesparteitag in Berlin. Dann könnten klare Daneben müsse die Bindung an Hilfeleistungen für schwächelnde Staaten an Gegenleistungen in Form von klaren Reformen gekoppelt sein. Weil die Stärkung der Eigenverantwortung und der Aufsicht noch nicht bei allen Ländern angekommen seien, setze sich die FDP für eine Insolvenzordnung für Staaten ein. Auf den „kranken Mann Frankreich" angesprochen, machte Lambsdorff deutlich, dass der Schlüssel zu dessen Genesung nicht in Berlin, sondern in Paris liege. „Präsident Francois Hollande betreibt eine falsche Politik." Viele Franzosen hätten erkannt, was notwendig sei. „Sie wissen aber keinen Weg, wie er politisch durchzusetzen sein könnte"
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