Lesen, was auf den Tisch kommt - htr hotel revue - epaper

dolce vita
htr hotel revue
Nr. 4 / 24. Januar 2013
19
Ausstellung
Ein kulturelles und
kulinarisches
­Happening bot das
Hotel Waldhaus
in Sils. 22 Autoren
präsentierten ihre
Lieblingsrezepte, die
in der Hotelküche
zubereitet wurden.
Mühlerama:
«Gift»-Schau
verlängert
Im Mühlerama in Zürich wird die
Ausstellung «Gift – essen kann gefährlich sein» um einen Monat
verlängert. Das Museum hat im
letzten Jahr aufgrund dieser Sonderausstellung rund 25 Prozent
mehr Besucher verzeichnen können: 2012 besuchten insgesamt
17 500 Personen das Mühlerama.
Die Schau spürt den Giftstoffen im
Essen an den vier Tatorten Natur,
Küche, Mühle und Bibliothek
nach. Ab Oktober ist die Ausstellung im Rätischen Museum in
Chur zu sehen.
salome müller
J
eder Sofaplatz, jeder Sessel
und jeder Stuhl ist besetzt.
In der Halle des Silser Hotels Waldhaus, die prominent zwischen Eingang, Bar
und Speisesaal liegt, hören die
rund 300 Gäste und Besucher andächtig zu. Im Hintergrund tragen
Hotelangestellte leise die Speisen
fürs Buffet hinein. Es ist der
Abend, der ganz im Zeichen von
Kulinarik und Kultur steht: 22
Autorinnen und Autoren lesen
­
aus der erzählenden Rezeptsammlung «Tafelrunde. Schriftsteller kochen für ihre Freunde»
(siehe Box). Die Kombination
von Vortragen, Hören und Essen
begeistert: Nach jeder rund
30-minütigen Leseeinheit – oder
auch währenddessen – darf man
«Kultur hat in
unserem Haus
Tradition und
spricht sehr viele
Gäste an.»
News
Kunsthaus Zürich
mit rückläufiger
­Besucherbilanz
Die Schweizer Autorin Zora Del Buono liest aus dem Rezept zu den gefüllten Auberginen, die das slowenische Dienstmädchen
ihrer Grossmutter jeweils zubereitete. Es ist eines der 37 Rezepte aus «Tafelrunde. Schriftsteller kochen für ihre Freunde».
Bilder zvg
Lesen, was auf
den Tisch kommt
Schwert- statt Haifisch und
falsche Froschschenkel
Eine der Vorspeisen ist Armin
Schreibers «Kuddl Dutt», eine
Die Köche Simon Kindt, Christian Stooss,
Fabian Marolf und Dennis Brunner.
Fischsuppe mit Curry, die er in
seiner Geschichte einem Fussballfreund widmet. Ebenso der
Avocadosalat von Leta Semadeni,
ganz ohne grüne Blätter, weil sie
sich einst «an Grünzeug überessen» habe, Stephan Krass' «Rote
Alpha-Beete» sowie die gefüllten
Auberginen von Zora del Buono.
Beim Anstehen fürs Buffet durchmischen sich die Hotelgäste und
Schriftsteller. Vor den Fleisch-,
Fisch- und Suppentöpfen plau-
Küchenchef Kurt Röösli präpariert
den Schwertfisch (im Rezept: Haifisch).
dert man über das Essen, die reibungslose Abwicklung und die
Umsetzung der Gerichte.
Franz Hohler, der seine Brennnesselsuppe eigenhändig serviert, zeigt sich begeistert von der
vorausschauenden Organisation:
«Ich hatte mich gefragt, wie das
gehen soll: Brennnesselsuppe im
Winter? Als ich dann erfuhr, dass
die Kräuter schon im Herbst gesammelt wurden, war ich beruhigt.» Die Mischung aus frischen
Ess-Kultur Autoren-Rezepte
D
ie Idee für das Rezeptbuch der etwas anderen
Art kam Angelika Overath und ihrem Mann Manfred
Koch, als sie vom befreundeten
Autor Karl-Heinz Ott ein handgeschriebenes Rezeptbändchen
zum Geschenk erhielten. Die Art
und Weise, wie der Autor die
Kochanleitungen schrieb, zeigte
den Ton des Schriftstellers, so
die Herausgeber. Daraufhin baten sie weitere bekannte Schriftsteller, ihre Lieblingsrezepte zusammen mit einer kleinen
Geschichte einzusenden.
Die Spielregeln für die Rezepte, die Overath und Koch für ihr
Buch wollten, waren klar gegeben: Erstens mussten die privaten, besonderen Rezepte leicht
nachzukochen sein. Zweitens
sollte nebst dem Rezept eine
Geschichte erzählt werden, die
Das Kunsthaus Zürich verzeichnet mit rund 250 000 Eintritten im
Jahr 2012 ein unterdurchschnittliches Ergebnis: Im Vorjahr zählte es
über 350 000 Besuche. Voraussichtlich beträgt der Verlust rund
385 000 Franken. Wegen der Abstimmung über die Kunsthaus-Erweiterung wurde 2012 auf eine
Blockbuster-Ausstellung verzichtet, wie es in einer Mitteilung
heisst. Ausstellungen zu Chagall
und Munch sollen 2013 wieder
mehr Besucher generieren.
Globetrotter
Group steigert
Umsatz
Felix Dietrich
Hotel Waldhaus, Sils
sich bei den aufgetragenen Speisen bedienen, die vom Küchenteam um Kurt Röösli getreu den
Rezepten der Autoren zubereitet
wurden. Mit dem Horn kündigt
der Musiker Josef Brustmann jeweils die nächste Leserunde an.
Zustande gekommen sei dieser
Anlass dank Felix Dietrich, der für
die «verrückte Idee» sofort zu haben war, sagt die Herausgeberin
Angelika Overath. Nach 33 Jahren
Engagement als Hoteldirektor,
führen seit 2010 Dietrichs Söhne
das «Waldhaus». Er bleibt für das
Kulturprogramm des Hauses verantwortlich: «Wir bieten Anlässe,
die zu unseren Gästen passen.»
zvg
in Zusammenhang mit dem Gericht steht. Und drittens waren
mit dem Rezept und der Geschichte explizit zwei Textsorten
gewünscht, die aber durchaus
auch ineinander übergehen
durften.
Das erzählende Kochbuch
umfasst Rezepte zu Vorspeisen,
Fleisch- und vegetarischen Gerichten,
Fischmenüs,
ein
Froschgericht sowie Desserts
von insgesamt 37 namhaften
Autoren wie Brigitte Kronauer,
Hans Magnus Enzensberger,
Theres Roth-Hunkeler, Theresia
Walser oder Leo Tuor. Oftmals
offenbaren die Gerichte Biografisches des Verfassers, der
Verfasserin: Sie stammen aus
der eigenen Familie, sind eine
Erinnerung an die Heimat oder
an ferne, besuchte Länder.
Im Anhang finden sich nebst
den Lebens- und Werkangaben
der einzelnen Autoren ihre fünf
Favoriten, die in einer Küche
«fehlen, wenn sie fehlen». smü
Angelika Overath/Manfred Koch/Silvia
Overath (Hg.), Tafelrunde. Schriftsteller
kochen für ihre Freunde, Luchterhand
Verlag, 384 Seiten,
ISBN 978-3-630-87390-9, CHF 28.50
Das Buch ist erhältlich unter
www.hotellerie.ch/buchshop
smü
Die Tafelrunde mit den 22 geniessenden
Autorinnen und Autoren.
und getrockneten Brennnesseln
unter Beigabe von Mascarpone
habe ihm sehr gut geschmeckt.
Solche und andere Abweichungen von den Rezepten waren dem
Küchenteam freigestellt.
«Meine Auberginen haben sie
wohl gesünder zubereitet», meint
Zora del Buono, die in ihrem Rezept mehr Öl und Fett vorsieht.
Aus Rücksicht auf die Gäste wurden die Mengen angepasst, bestätigt Küchenchef Kurt Röösli:
«Sie sollen nach dem Essen ruhig
schlafen können – schliesslich
sind sie zur Erholung hier.»
Aus Ruth Klügers Haifisch in
der Mikrowelle wurde ein
Schwertfisch im Ofen, und die
Froschschenkel von Iso Camartin
ersetzte man durch Pouletflügel.
Camartin spielt den Empörten:
«Das Waldhaus hat keine ehrliche
Küche! Die falschen Froschschenkel sind eine Erfindung des Hotels.» Die Tötungsart der Frösche
ist nach wie vor umstritten, das
weiss auch Camartin. Heikel wäre
es ebenfalls gewesen, wenn das
«Waldhaus» plötzlich einen Haifisch aufgetischt hätte, so Röösli.
Deswegen entschied man sich für
den Schwertfisch, der erst am
Buffet angeschnitten wurde.
Kulturelle Anlässe sind fester
Bestandteil des Hotels Waldhaus
Laut Dietrich ist es wichtig, genau auszuwählen, welche Veranstaltungen in der Halle durchgeführt werden sollen: «Sie ist das
Wohnzimmer unserer Gäste. Hier
zeigen wir, was eine Mehrheit an-
Franz Hohler kredenzt
seine Brennnesselsuppe.
spricht.» Für die Lesungen haben
sich zusätzlich zu den Gästen, die
bereits im Hotel sind, 60 Personen angemeldet. Das Hotel ist
momentan komplett belegt. Gerade in den ferienfreien Zeiten
bringen die kulturellen Veranstaltungen, die seit 20 Jahren fester
Bestandteil des Hotels sind, Publizität und eine bessere Auslastung der Saisons, so Dietrich.
Während die abschliessende
Leserunde des Abends stattfindet, greifen die Letzten beim
Dessertbuffet zu. Nebst Käse und
Nussschnaps von Verena Stössinger stehen das indische Gebäck
«Chikki» nach Laura Lichtblau,
Eva Menasses Susi-Torte oder
auch Lea Singers Schokoladenbiskuit mit Avocadofüllung im
Angebot. Um kein Wort zu verpassen, nehmen die meisten Besucher ihre Teller mit in die Halle.
Einzig Franz Hohler befindet sich
noch im Speisesaal – auf der Suche nach einer sauberen Gabel.
Die Globetrotter Group AG hat im
vergangenen Jahr den Reiseumsatz um 5 Prozent steigern können.
Die Unternehmen der Holding erwirtschafteten insgesamt 241 Mio.
Franken. Den grössten Anteil des
Umsatzes erreichte der Globetrotter Travel Service. Das Jahr 2012
schliesst der Reiseanbieter mit
einem Umsatzplus von rund 6,5
Prozent ab: Das ist ein Gewinn von
169 Mio. Franken. Als sehr positiv
wird die Partnerschaft mit Swiss
Olympic beurteilt. Globetrotter hat
die Reisen der Schweizer Delegation an die Olympischen Spiele in
London organisiert.
Maison Cailler
erwartet
millionsten Besuch
zvg
Der Schokoladenhersteller Cailler
kann im «Maison Cailler – la
Chocolaterie Suisse», Milestone­
Gewinner 2010, gegenüber dem
Vorjahr ein Besucherplus von
4 Prozent aufweisen. Im Jahr 2012
besuchten rund 363 000 Personen
die Schokoladenfabrik in Broc/
Gruyère, 2011 waren es 350 500 Besucher. Pro Tag wird die Schokoladenfabrik von Nestlé Schweiz
durchschnittlich von tausend Personen aus aller Welt frequentiert.
In der Woche vom 26. Januar bis
1. Februar erwartet Maison Cailler
seinen millionsten Besucher. Die
Existenz der Schokolade von Maison Cailler ist im Jahr 1819 das
erste Mal belegt. smü