Aktuelle Was sind Gemeingüter? Wirtschaftsfolie Die Schüler/-innen können den Begriff Gemeingüter erklären und von den privaten Lernziele und öffentlichen Gütern abgrenzen. Sie können die Wissensallmende als moderne Form des Gemeinguts einordnen. Arbeitsaufträge • Überlegen Sie, was eine Kuh, ein Pilz und ein Computer mit Gemeingütern bzw. mit Allmenden zu tun haben? • Wie unterscheiden sich Gemeingüter von privaten bzw. von öffentlichen Gütern? • Welche weiteren Beispiele fallen Ihnen ein, die die Kriterien des Gemeinguts erfüllen? • Recherchieren Sie im Internet nach den Begriffen OpenAccess, OpenSource und Creative-Commons-Lizenz. Nennen Sie für jeden der drei Begriffe mindestens drei Beispiele. • Diskutieren Sie inwieweit die Idee einer Wissensallmende mit dem Urheberrecht in Konflikt geraten kann. Jemand kauft einen Laib Brot und isst ihn auf. Jemand sammelt Pilze im Wald und Gemeingüter isst sie auf. Auf den ersten Blick zwei sehr ähnliche Vorgänge, die sich aber – aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht – in einem wesentlichen Punkt unterscheiden und dieser ist Gegenstand der aktuellen Wirtschaftsfolie. Brot ist ein typisches Beispiel für private Güter. Diese sind durch zwei Dinge gekenn- private Güter zeichnet: a) jemand kann durch einfache Mittel von ihrer Nutzung ausgeschlossen werden („Brotkasten“ o. Ä.) und b) die Nutzer konkurrieren um das knappe Gut (durch den Verzehr verschwindet das Brot). Das Gegenteil sind öffentliche Güter öffentliche Güter (Beispiel: Sonnenlicht). Bei diesen gibt es – zumindest keine einfache – Ausschlussmöglichkeit und die Nutzung durch Konsument 1 beeinträchtigt Konsument 2 nicht. Bei Waldpilzen mischen sich diese Merkmale: Sammler können nicht einfach vom Sammeln abgehalten werden (≈ öffentliches Gut), aber die Zahl der Pilze ist begrenzt, die Sammler konkurrieren um die Nutzung (≈ privates Gut). [An dieser Stelle widersprechen Ihre Schüler? Gut so, denn diese Kriterien sind am einzelnen Beispiel keine Naturgesetze, sie gelten nicht immer und überall, sondern sind teils kulturell und technisch bedingt. Die Diskussion von Beispielen kann sehr anregend sein.] Wegen ihrer begrenzten Zahl sind die Pilze zwar ein knappes Gut, sie haben aber dennoch keinen Preis. Unterstellt man rationales Verhalten, dann betreiben die Sammler Nutzenmaximierung, indem sie möglichst viele der kostenlosen Pilze sammeln, was über kurz oder lang zur ihrer Ausrottung führt. Güterklassifikation Konsumrivalität keine Konsumrivalität Ausschlussmöglichkeit privates Gut Clubgut keine Ausschlussmöglichkeit Gemeingut öffentliches Gut Damit die Waldpilze nicht ausgerottet werden, braucht es eine soziale Übereinkunft Definition (Nutzungsregeln), die eine gemeinsame, faire und nachhaltige Nutzung ermöglicht. Gemeingüter Gemeingüter entstehen erst, wenn die ihnen ursprünglich nicht inne wohnende Ausschlussmöglichkeit durch gesellschaftlichen Willen verliehen wird! Die drohende Übernutzung wird plakativ als Tragik der Allmende bezeichnet. Allmende ist der alte deutsche Begriff für Gemeindewiesen und ein Synonym für Gemeingüter. Manche Wirtschaftswissenschaftler ziehen daraus die Folgerung, dass potenzielle Gemeingüter möglichst in private Güter überführt werden sollten (also: Zaun um den Wald und Kilopreise für die gesammelten Pilze). Andere schlagen stattdessen vor, gut funktionierende Nutzungsregeln einzuführen. Beispiele für Allmende sind internationale Fischgründe, Binnengewässer, Stadt- und Landschafts- Sparkassen SchulService 1 Aktuelle Was sind Gemeingüter? Wirtschaftsfolie parks, ein Dorfbrunnen, Fußgängerzonen oder das Internet. Bei allen genannten Beispielen lassen sich Übereinkünfte für eine gemeinschaftliche Nutzung finden, jedoch zeigt sich auch, dass ein Aufstellen von Nutzungsregeln eine Übernutzung nicht immer verhindern kann. Als erste Frau erhielt die US-amerikanische Wissenschaftlerin Elinor Ostrom im Jahr Elinor Ostrom 2009 den Wirtschaftsnobelpreis für ihr Lebenswerk, das sich v. a. der Organisation von Gemeingütern widmete. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass erfolgreiche Nutzungsregeln bestimmten Prinzipien folgen müssen. Unter anderem: Es braucht Voraussetzungen • eine dezentrale Verwaltung der Allmende auf kommunaler Ebene • eine eindeutige Grenzziehung zwischen legitimen Nutzern und Nichtnutzern • abgestufte Sanktionen für verschiedene Regelverletzungen • ständige Kontrollen der Nutzer und des Zustands der Ressource • einen schnellen und billigen Mechanismus um Konflikte zwischen den Nutzern und zwischen den Nutzern und der Verwaltung zu lösen Gemeingüter sind kein historisch überholtes Phänomen, sondern auch heute und Wissensallmende weltweit anzutreffen. Eine besondere Variante entstand in jüngster Zeit: die Wissensallmende, vor allen Dingen im Internet. Da es sich beim Wissen um ein immaterielles Gut handelt, kann es nicht, wie bei materiellen Ressourcen zu einer Übernutzung kommen. Vielmehr besteht die Gefahr der Unternutzung. Diese kann zwei Ursachen haben: a) die Zugangsregeln für die Nutzer sind zu streng (z. B. Internetfilter in autoritären Staaten) oder b) es besteht zu wenig Anreiz eigene Beiträge in die Wissensallmende einzubringen. Wissensallmende widersprechen der Idee des Urheberrechts. Das Urheberrecht, Urheberrecht regelt den Schutz des geistigen Urhebers über sein Werk. Nach diesem hat der Urheber als Rechteinhaber, die alleinige Bestimmungsgewalt über Zeitpunkt und Art der Veröffentlichung seines Werkes (Urheberpersönlichkeitsrecht, Nutzungsrecht). Zudem hat der Urheber das ausschließliche Recht der Verwertung und muss an jeglicher Vervielfältigung und Verbreitung beteiligt werden (Verwertungsrecht). Das Urheberrecht macht aus geistigem Eigentum also ein privates Gut. Das Urheberrecht schafft also Anreize, geistige Werte zu schaffen, weil diese profitabel verwertbar sind. Ihre Verwertung beruht auf einer Zugangsbeschränkung. Einen entgegengesetzten Weg geht die Creative Commons-Bewegung (commons: Englisch für Gemeingüter). Das Wissen der Menschheit kann als Weltkulturerbe betrachtet werden, der Zugang zu ihm hat den Charakter eines Menschenrechts. Außerdem kann es im Interesse der Gesellschaft sein, durch eine stark verbreitete Allgemeinbildung das gesellschaftliche Entwicklungspotenzial zu erhöhen. Die Creative Commons-Bewegung setzt also nicht an der Entstehung, sondern an der Nutzung des Wissens an. Mit der Creative Commons-Lizenz sind klare Nutzungsregeln für geistiges Eigentum geschaffen. Es wird dadurch zum gemeinschaftlichen Eigentum und unentgeltlich nutzbar – zum Beispiel die Wikipedia. Statt zum privaten Gut wird Wissen zum Gemeingut. Ob unter diesen Bedingungen noch genügend Anreize bestehen, neues geistiges Eigentum zu schaffen? Das könnte Thema einer Unterrichtsdiskussion sein! © 2011 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten. www.sparkassenverlag.de Lesetipp: Eine Vertiefung des Themas ermöglicht Gemeingüter in der Reihe Aus Politik und Zeitgeschichte, 28-30/2011, Beilage der Wochenzeitschrift Das Parlament hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Sparkassen SchulService 2 Redaktion: Alexandra Schierock, Hannes Wirth Herstellung: Jeanette Nickoll Satz: media office gmbh, Kornwestheim Druck: prints + forms GmbH & Co. KG, Mannheim Printed in Germany X-12/2011 310 748 100
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