Was fällt dir spontan zum Noviziat ein? Waren die - Kapuziner

Interview mit Br. Herbert Schlömmer
Pförtner im Kloster Innsbruck. Br. Herbert war 1998 – 2000 Novize im ersten gemeinsamen
Noviziatslehrgang der deutschsprachigen Provinzen.
Was fällt dir spontan zum Noviziat ein?
Die Gemeinschaft der Brüder. Unser Novizenmeister war Sepp Mittermaier, und dann waren wir
drei Novizen und die Hausgemeinschaft von Salzburg.
Waren die Novizen von den Provinzen her durchgemischt?
Von der ehemaligen Wiener Provinz waren Bruder Hans und ich und von der Bayrischen Provinz
war Bruder Manfred Attenberger. Von der Schweizer Provinz war damals niemand Novize.
Hast du noch Kontakt mit den anderen?
Mit Bruder Hans in Fügen habe ich einen sehr guten Kontakt. Der Dritte ist nicht mehr bei den
Kapuzinern, aber hat mich einmal in Salzburg besucht vor ein paar Jahren.
Ich könnte mir kein Noviziat vorstellen, bei dem ich nur hinter Klostermauern bin
Was denkst du heute über deine Noviziatsausbildung?
Unsere Ausbildung war strukturiert, wir haben im Kloster mitgeholfen. Es gab einen Plan, dass wir
im Kloster die verschiedenen Stellen kennenlernen, drei Monate in der Sakristei und Kirche, drei
Monate in der Küche, drei Monate im Garten. Außerdem hat es noch das sogenannte
Sozialpraktikum gegeben. Ich habe mich damals zur Lebenshilfe gemeldet.
Was ist das Wichtige an diesen Praktika?
Ich denke, es ist für ein geistiges Leben ganz wichtig, dass ich weiß, wie es den Menschen geht.
Es müssten viel mehr Ordensleute in den Sozialbereich gehen. Ich könnte mir ein Noviziat nicht
vorstellen, wo ich nur hinter den Klostermauern bin und nicht hinaus darf. Ich bin bereits im
Postulat in Irdning in ein Altersheim gegangen.
Bringt es einen Menschen näher zu Gott, wenn er nahe bei den Menschen ist?
Ich lebe aus dem Wort heraus: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir
getan“. Vielleicht ist das eine andere Form, zu Gott zu kommen.
Ist das ein Grund, warum du an der Pforte bist?
Sicher ist es das! Ich könnte mir nicht vorstellen, in irgendeiner Gemeinschaft zu sein, wo ich
hinter Mauern eingesperrt bin und keinen Kontakt zu den Leuten habe.
Die Frage meines Lebens
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Wann hast du zum ersten Mal von den Kapuzinern gehört.
Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich diesen Weg gegangen bin. Ich habe ja fast 40 Jahre
gearbeitet. Ich glaube, in dieser Zeit vor dem Ordenseintritt ist man ein Suchender. Man ist ein
Verliebter. Ich habe damals versucht, ein total religiöses Leben aufzubauen, war aktiv in der
Pfarre. Ich bin auch in der Welt herumgefahren und habe mir verschiedene Orte angeschaut. Mich
hat alles, was über Orden geschrieben worden ist, immer schon sehr angesprochen.
Dann war ich für ein paar Tage bei einem Einkehrtag im Kapuzinerkloster Irdning. Danach hat
mich Bruder Rudolf dort angeredet: Warum kommst eigentlich du nicht zu uns? Und diese Frage
war wahrscheinlich die Frage meines Lebens, auf die ich sehr lange gewartet habe.
Was fasziniert dich an den Kapuzinern?
Der heilige Franziskus und die heilige Klara. Ich bin ein großer Verehrer der heiligen Klara, weil die
uns wirklich gezeigt hat, wie das franziskanische oder kapuzinische Leben ausschaut. Ich bin
damals nach Assisi gefahren und dann mit der Erkenntnis heimgekommen: Ja, ich gehe zu den
Kapuzinern.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Das war sehr verschieden. Ich habe zuerst selbst Angst gehabt, wem und wie ich das sage. Es ist
dann aber viel leichter gegangen als ich mir das vorgestellt habe.
Das Fundament ist das Zusammenleben
Was ist für dich der wichtigste Unterschied zu vorher?
Wir Kapuziner sind eigentlich viel unterwegs und haben unsere Arbeitsplätze an verschiedenen
Orten. Es kommt dann weniger darauf an, ob ich in Wr. Neustadt oder in Leibnitz bin. Es kommt
viel mehr darauf, wer dort lebt und wie ich mit ihm zusammenleben kann. Das glaube ich, ist das
Fundament, das so ein Leben verbindet. Und wenn das Fundament nicht da ist, dann ist es wie
überall anders eine sehr schwierige Angelegenheit.
Gibt es was, was du jetzt nicht mehr machen kannst?
Ich habe früher im Beruf eine große Freiheit gehabt. Ich habe hinfahren können, wo ich wollte.
Auf diese Freiheit habe ich verzichten müssen.
Gibt es auf der anderen Seite auch etwas, das erst jetzt möglich ist?
Im Bereich der Spiritualität: Diese Zeit im Noviziat ist nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Ich
habe aus dieser Zeit im geistlichen Bereich wirklich profitiert.
Wenn du jetzt so zurückschaust auf das Ende der Noviziatszeit, kurz vor den ersten Gelübden. Gibt
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es etwas, das ganz anders gekommen ist als du gedacht hättest?
Sogar ganz gravierende Dinge: Ursprünglich habe ich ja als Ziel das Diakonat ins Auge gefasst.
Aber wir bekennen uns in unseren Satzungen dazu, dass wir eine Brüdergemeinschaft sind. Und
wenn alle Brüder Priester wären, dann muss ich mich fragen, wo sind dann die Brüder? Das wollte
auch Franziskus nicht.
Was erlebst du als das Besondere bei den Kapuzinern?
Das Besondere ist der total einfache Lebensstil. Ich darf sein so wie ich bin, ich brauch mich nicht
verstellen. Einfachheit ist ganz wichtig, und diese Einfachheit ist die Brücke zu den einfachen
Leuten. Weil ich bin überzeugt: Der Generaldirektor von Swarovski kommt da nicht zu uns zu der
Tür, da kommen wirklich Leute von der Straße.
Br. Herbert Schlömmer, geb. 1948 in St. Martin a.Gimming, Steiermark, Ausbildung: Volksschule,
Hauptschule, Berufsschule. Ordenseintritt: 1998, Ewige Gelübde: 2003.
Das Interview wurde am 23. Jänner 2014 in Innsbruck von Sarah Schuller-Kanzian im Auftrag der
Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol geführt.
Kontakt:
Mag. Sarah Schuller-Kanzian
Kapuzinerprovinzialat Österreich-Südtirol
Öffentlichkeitsarbeit
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