P. Prosper (Viktor) Wagner OFMCap

+ P. Prosper (Viktor) Wagner OFMCap +
Geboren: 11.01.1912 in Kaiserslautern / Erzhütten-Wiesenthalerhof
Einkleidung: 09.05.1933 in Laufen
Ewige Profess: 10.05.1937 in Dillingen / Donau
Priesterweihe: 26.06.1938 in Dillingen / Donau
Gestorben: 27.07.2015 in München-Nymphenburg
Der Himmelsvater hat am frühen Abend des 27.07.2015 unseren lieben
und geschätzten Provinzsenior P. Prosper (Viktor) Wagner nach einem
langen und erfüllten Leben im gesegneten Alter von 103 ½ Jahren wohl
vorbereitet zu sich in sein Reich geholt. Viktor Wagner erblickte am 11.
Januar 1912 in Kaiserslautern auf der Erzhütten das Licht der Welt. Er
war das dritte Kind der Eheleute Philip – einem Steinbrecher – und
Pauline Wagner (geb. Abel), fünf weitere Kinder sollten danach noch
folgen. Ein tiefer schmerzlicher Einschnitt für die ganze Familie war der
frühe Tod der Mutter im Jahre 1925, Prosper war zu dieser Zeit Schüler
im Franziskanerinternat in Dettelbach. Für die weitere Schulausbildung
schien es den Franziskanern und Prosper selber geeigneter nach
Kaiserslautern zurückzukehren, wo er unter harten, persönlichen
Anstrengungen im April 1933 das Abitur bestanden hatte. Danach stand
seinem großen Wunsch Kapuziner zu werden, nichts mehr im Wege und er begab sich nach Laufen in das
Noviziat der Bayerischen Kapuzinerprovinz. Nach der Priesterweihe im Juni 1938 wurde er u. a. zur Seelsorge nach
Wemding versetzt, von wo er dann als Truppensanitäter zum Wehrdienst einberufen wurde. Von Deutschland aus
ging es zuerst nach Frankreich, dann nach Russland bis hinauf zum Ladogasee. Eine Schienbeinverletzung durch
eine Handgranate setzte dem Frontdienst ein Ende, sodass er nach erfolgter Genesung im Lazarett zu Warstein in
Würzburg auf der Schreibstube eingesetzt wurde. In Würzburg Randersacker geriet er in amerikanische
Kriegsgefangenschaft und landete schließlich in der Nähe von Marseille im großen Kriegsgefangenenlager, wo er
alsbald als Lagerpfarrer eine rege seelsorgerliche Tätigkeit aufnahm, die ihm auch Ausgänge nach Marseille
erlaubte, um fällige Einkäufe und Besuche bei den Mitbrüdern Kapuzinern in der Stadt zu tätigen. Aus der
Gefangenschaft im Spätjahr 1946 zurückgekehrt, wurde er – wie er immer selbst betonte – durch die
verschiedensten Klöster der bayerischen Provinz gereicht. Schließlich kam er im Spätsommer 1952 nach München
St. Anton, wo er die nächsten 54 Jahre stationiert bleiben sollte. In München trug er in zwei Gefängnissen, bei
verschiedenen III. Ordensgemeinschaften und in den Pfarreien der oberbayerischen Umgebung Sorge für den
Erhalt des rechten katholischen und apostolischen Glaubens, wie es sich für einen ordentlichen römischkatholischen Pfälzer gehört, der gelernt hatte, im protestantischen Umfeld seine Glaubensüberzeugung zu
verteidigen und hoch zu halten, wozu ein gewisses Maß an Dickköpfigkeit und beharrlicher, unbeugsamer
Geradlinigkeit dazu gehörte. Im April 2006 durfte er infolge von Umbaumaßnahmen bei St. Anton nach München
St. Joseph umziehen, um dort seine neue Heimat zu finden. Bedenken ob solch einer späten Verpflanzung, sollten
sich bald als unbegründet herausstellen, denn – so Originalton: „Hätte ich gewusst, wie schön es bei euch ist,
wäre ich schon viel früher zu euch gekommen“. Von St. Joseph aus betreute er gewissenhaft seine ihm liebe
III. Ordensgemeinschaft in Pasing, bis er in seinem 100. Lebensjahr auch diese Aufgabe in jüngere Hände legen
wollte. Im Frühjahr 2012 nach der gebührenden Feier von 100 Lebensjahren, unter Beisein von seinem
Landsmann Friedrich Kardinal Wetter und einer Hundertschaft von Mitfeiernden, zog Prosper endgültig nach
München Nymphenburg, um daselbst unter der umsichtigen und liebevollen Betreuung der III.
Ordensschwestern und seinen dort ansässigen zwei Mitbrüdern seinen Lebensabend zu genießen. Seit dem
11.08.2009 war Prosper nach langem Warten zum Provinzsenior aufgestiegen und war nach geraumer Zeit auch
der älteste Kapuziner im Orden weltweit. Prosper war bis in seine letzten Tage hinein immer noch rüstig und agil
und wusste sich stets zu beschäftigen. Mit Stolz konnte er so u.a. die Veröffentlichung seines neu formulierten
Rosenkranzes der Todesnot und Barmherzigkeit Jesu am Kreuz erleben. Den von ihm neu übersetzten
Johannesprolog lernte er gewissenhaft auswendig und fortan war dies sein beständiger Gebetsbegleiter, weil die
Augen dem Breviergebet nicht mehr so folgen konnten. Am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus durfte er
2013 noch zusammen mit seinen ihm lange wohl vertrauten Mitbrüdern und goldenen Priesterjubilaren Othmar
Noggler und Laurentius Wabnig das seltene Jubiläum von 75. Priesterjahren in St. Joseph im kleinen Kreis feiern.
Am 23.06. dieses Jahres ist er auf dem Weg zum Frühstück gestürzt und hatte sich den Oberschenkelhals
gebrochen. Die notwendige Operation hatte er zu aller Erstaunen gut überstanden und er war guter Dinge, dass
der Himmelsvater ihm noch eine Zeit auf Erden gewähren würde. Eine Woche später verschlechterte sich
allerdings sein Zustand. Die Kräfte waren aufgezehrt. Prosper war vorbereitet auf alles, was da kommen sollte.
Immer wieder beteuerte er, dass er so glücklich und zufrieden ist, weil der Heiland ihn an seiner Hand hat und ihn
nur noch den einen Weg zu führen braucht. Noch in seinen letzten lichten Momenten betonte er, alle Kräfte für
die Stimme aufbrauchend: „sich vom Himmelsvater geliebt zu wissen, darüber geht nix.“ So konnte er nach
einem langen und erfüllten Leben dankbar an Christi Hand hinübergeführt werden in das himmlische Reich, wo
Christus selbst ihm einen Platz bereitet hat. Wir Kapuziner dürfen dankbar sein für dieses lange und erfüllte Leben
und für alles, was er den Menschen nach bestem Wissen und Gewissen Gutes getan hat. Prosper hatte es nicht
leicht im Leben. Von Geburt an auf dem linken Auge blind, der frühe Verlust der Mutter, der die Familie nicht
mehr die sein ließ, die sie war, die für ihn schwere und harte Schulzeit hatten ihn gelehrt, dass er sich durchs
Leben kämpfen musste. So ging er mit harter Selbstdisziplin durchs Leben und forderte diese Disziplin und
Geradlinigkeit, wenn es sein musste, auch von seinen Mitmenschen. Im hohen Alter sanftmütiger geworden,
vermochte er sich selbst und seine Mitmenschen verständnisvoll anzunehmen. So konnte er versöhnt mit sich,
der Welt und seinem Gott sein Leben dankbar und mit frohem, innerem Frieden beschließen. Gott schenke ihm
nun die Freude „ihn ewig zu schauen, ihn zu schauen und zu lieben, ihn zu lieben und zu loben“ (Augustinus) in
der Schar der zu Gott Heimgekehrten. Wir Kapuziner sind dankbar für unseren lieben Mitbruder und alles, was er
uns in seiner ihm eigenen Art geschenkt hat.
Am Freitag, den 31.07.2015, um 10 Uhr werden wir in Dankbarkeit für unseren Provinzsenior in St. Anton /
München das Requiem feiern und ihn anschließend auf dem Kapuzinerfriedhof zu Grabe tragen.
Die Kapuziner aus München bitten alle um das Gebet für unseren verstorbenen Mitbruder.
Für die Kapuziner aus Nymphenburg - P. Jan Bernd -