PredigtHungertuch2011 „Was ihr dem Nächsten tut...“ Predigt anhand des Hungertuches 2011 über Mt. 25, 40 „Was ihr dem Nächsten tut...“ ist die Überschrift der Predigt. Seit Beginn der Passionszeit schauen Sie auf dieses Bild. Viktor Neufeld hat in ihm viel entdeckt. Das kann man. Das nutzt meine Predigt. Mit einem Zeigestab durchstreife ich das Bild. Dabei lese ich die Predigt ab. Ihr Großteil ist dem Internetauftritt von Misereor zum Hungertuch entnommen. Das Umfeld des Predigttextes las Peter Fasel eben. Der Predigttext lautet: „Dann wird ... (Jesus) antworten: 'Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.'“ Der Afrikaner Sokey Edorh schuf das Bild „aus afrikanischer Erde, Wellpappe, Kohle und Acryl“. Es bildet ab „die unmenschlichen Lebensbedingungen in den Slums der Südkontinente, aber auch den Lebensmut der dort lebenden Frauen, Kinder und Männer. Anknüpfend an die (von Hr. Fasel gelesenen) Bibelverse nimmt Sokey Edorh diese Randgruppen der Gesellschaft in den Blick und zeigt sie als Akteure ihres eigenen Lebens. Ihre Kraft, ihr Einfallsreichtum und ihre Spiritualität (also ihr Glaubensleben) können uns ein Vorbild sein. Wer sich jedoch der Menschen in Not entzieht, entzieht sich Gott. Das Bild ist gestaltet in Anlehnung an die Verse vom Weltgericht in Mt. Ich deute nun einige seiner Szenen. FRAU Wasser ist Leben für alle: Eine kraftvolle Frau zieht ihren schweren Karren hinter sich her. Sie bringt frisches Wasser, Mangelware in den Armenvierteln der Welt: „Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben“ heißt es bei Matthäus. Von den Grundrechten auf Nahrung, Wasser und Wohnen dürfen die Armen nicht ausgeschlossen bleiben. Die Frau wird unterstützt von zwei Kindern, die ihre Beine in die Erde stemmen müssen, um schieben zu können. "Ich wollte spielen, ihr aber habt mir keine Zeit zum Spielen gelassen", so könnte die negative Wendung in Anlehnung an Matthäus 25 hier lauten. Solange Kinder arbeiten müssen, haben sie keine Perspektive für ihr weiteres Leben. LICHTKEGEL Die Welt im Licht des Geistes sehen: Von der Taube geht ein Lichtkegel aus, der sich zur Welt hin öffnet. Dieses Licht, so der Künstler, ist Ausdruck und Bild des Wirkens des göttlichen Geistes, der das Chaos bewegt und erwärmt und so zur Bedingung des Lebens wird. Alle sind wir dazu aufgerufen, uns für die Benachteiligten einzusetzen. KRANKE Hoffnung auf Heilung: Eine organisierte Krankenversorgung und Gesundheitsvorsorge existiert in Armenvierteln nicht. Die Verhältnisse sind vielmehr krankmachend: unzureichende Hygiene, mangelnde Bildung, ungenießbares Wasser, Hunger, keine Kanalisation. Immer wieder versuchen Menschen, sich selbst und Anderen zu helfen. Sie geben nicht auf: der Kranke unter dem Thron erfährt liebevolle Zuwendung: "Ich war krank und ihr habt mich besucht" heißt es bei Matthäus. FELDER Nahrung für mehr als einen Tag: Hunger ist allgegenwärtig in den Elendsvierteln. Umso wichtiger ist es, sich gegenseitig zu helfen. Vielerorts bilden sich Netzwerke, da man gemeinschaftlich mehr erreichen kann. Die Menschen bauen Früchte und Gemüse an, Kleinhändler transportieren die Waren auf die lokalen Märkte. Der Hunger kann dauerhaft durch Anbau und Vermarktung einheimischer Lebensmittel gestillt werden: "Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben" heißt es bei Matthäus. KREUZWEG Gott mitten unter uns: Links im Bild hat der Künstler das Leben im Elendsviertel als Kreuzweg dargestellt. In den Armen trägt Jesus das Kreuz der nicht erfüllten Grundrechte durch unsere Zeit. Gott hat hier seine Heimat gefunden, mitten in den Notunterkünften aus Blech und Pappe, zwischen stinkenden Tümpeln und in Vierteln mit hoher Kindersterblichkeit. Das Spruchband mit Jesu Wort "Mich dürstet" ("J'ai soif") findet seinen Widerhall heute. Es ist auch der Durst nach "lebendigem Wasser" und Gerechtigkeit. Und in Jesu Wort "Vater, vergib ihnen ("Pardonne-leur"), denn sie wissen nicht, was sie tun" bieten die Armen uns die Hand zur Versöhnung. WELLBLECHHÜTTEN Hoffnung auf ein besseres Leben: Die bunten Dächer der Hütten zeigen trotz aller Ärmlichkeit die Sehnsucht der Menschen, sich ein Zuhause zu schaffen und es sich "schön" zu machen -gegen alle Prognosen, getragen von der Hoffnung auf ein besseres Leben. Auf der einen Seite ist ein Leben im Elendsviertel vom Wohnen in zu kleinen, baufälligen Hütten und Häusern, von Armut, Gewalt und Gefahr geprägt. Andererseits sind Slums das Zuhause von Frauen und Männern, die ihrer Arbeit nachgehen, von Kindern, die spielen und lernen. ÖLTANKS Meere füllen sich mit Öl: Gigantische Öltanks und Chemieanlagen ragen in den Himmel. Internationale Konzerne gewinnen Öl und andere wertvolle Rohstoffe und exportieren sie nach Europa und Amerika. Viele Entwicklungsländer werden als billige Rohstofflieferanten missbraucht und ausgebeutet, das Grundrecht auf eine gerechte Weltwirtschaftsordnung missachtet. GEFÄNGNIS Ausgeschlossen und nicht gewollt: Die Lebensbedingungen sind hart. Es gibt kein schützendes Wohnumfeld, keine Kanalisation, keine Straßen in Slums, keine Arbeitsmöglichkeiten, keine geregelte Erziehung und keine Sicherheit. Eine der Hütten ist mit Gittern verrammelt. Dieses Gefängnis ist Symbol für die Randexistenz in allen Elendsvierteln dieser Welt: Die Bewohner sind Ausgeschlossene und im Teufelskreis der Armut Gefangene: "Ich war (…) im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht" heißt es bei Matthäus. BANKEN UND KIRCHE Gerechtigkeit schaffen: Zentralen internationaler Konzerne drängen immer weiter in die Slums hinein. Der Schriftzug "Lehman Brothers" steht stellvertretend für viele. Ein Bagger ist schon angerückt und beginnt, die armseligen Hütten nieder zureißen. Zwangsumsiedlungen sind an der Tagesordnung, die Abfindungssummen lächerlich niedrig. Eine Kirche ist dazwischen eingezwängt: Wie geht die Kirche mit den Herausforderungen der von marktradikalen Ideen beherrschten Welt um? Sie muss sagen. Marktwirtschaft ist kein Ideal. Jede Wirtschaftsform muss den Menschen dienen. WEBER UND KINDER Eigene Identität finden: Hier ist ein Weber abgebildet. Anstatt gebrauchte Kleidung aus dem Norden zu importieren, welche die einheimische Industrie zerstört, machen sich die Weber unabhängig von Importen: "Ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben" heißt es bei Matthäus. Die Menschen besinnen sich wieder auf ihre Traditionen und entwickeln eine eigene kulturelle Identität. Dies gilt auch für die Kinder, die auf der roten afrikanischen Erde hocken und ins Spiel versunken sind. FREMDE Willkommen geheißen: Immer neue Menschen flüchten vom Land in die Städte Afrikas. Die Armenviertel wachsen rasant an. Andere Menschen wählen das Auswandern. Man sieht sie in kleinen Booten auf dem Meer treiben, einer ungewissen Zukunft entgegen. Aber es kommen auch Menschen an: Einige werden, in Rettungsringen im Wasser treibend, angespült. Zwei dunkle Menschen treten von rechts ins Bild. Sie werden von einer Frau empfangen und bewirtet. Sie sind willkommen: "Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen" heißt es bei Matthäus. Schlussbemerkung Ich habe Sie nun durch das Hungertuch 2011 geführt. Sie können darin noch mehr entdecken. Ich ermutige Sie, das Hungertuch 2011 zu googlen und sich mit ihm und seinem Thema weiter auseinanderzusetzen: Was ihr für einen von Jesu geringsten Brüder oder Schwestern getan habt, das habt ihr für Jesus getan. Die Predigt ist jetzt zu Ende. Das Thema, die Nächstenliebe, nicht – Amen.
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