8. November 2013 • Ausgabe 45 Gemeinderat erteilt sein Einvernehmen Läusemittel und Pille danach Was Menschen nachts in die Apotheke treibt Bilderreise durch den Badischen Urwald HaLT-Zertifikat für Ski-Club Bischweier 4 Nr. 45 // Freitag 8. November 2013 Ferdinand Sörries betreibt in Bischweier eine von deutschlandweit 1.200 Linda-Apotheken. Unter dieser Dachmarke haben sich selbstständige Apotheker zusammengeschlossen, die für Qualität, verbraucherorientiertes Marketing und besondere Kundennähe stehen. Apotheker Ferdinand Sörries ist einmal im Monat rund um die Uhr im Einsatz Nachts, wenn alles schläft... Bischweier (ne) – Einmal im Monat ist Ferdinand Sörries nachts hellwach. Dann nämlich, wenn er Notdienst hat. Der Bischweierer zählt zu den 33 Apothekern, die in der Region die Arzneimittelversorgung rund um die Uhr sicherstellen. Die Apotheken im Notdienstbezirk, der neben Bischweier auch Kuppenheim, Rastatt, Wintersdorf, Ottersdorf, Plittersdorf, Niederbühl, Förch, Muggensturm, Iffezheim, Steinmauern, Ötigheim, Au am Rhein, Elchesheim-Illingen, Durmersheim, Bietigheim und Malsch umfasst, teilen sich den werktäglichen Nachtdienst sowie den Notdienst an Sonn- und Feiertagen. Der Nachtdienst beginnt um 20 Uhr und endet um 6 Uhr. Der Notdienst wiederum dauert jeweils von 8 bis 8 Uhr. Jede Apotheke ist gesetzlich verpflichtet, sich am Dienst nach Ladenschluss zu beteiligen. Ein Apotheker im Notdienstbezirk Rastatt und Umgebung kommt alle 29 Tage an die Reihe. Auch die Annen-Apotheke in Seit 1980 betreibt Ferdinand Sörries, hier mit seiner Mitarbeiterin Inga Sandhas, die Annen-Apotheke in Bischweier. Einmal im Monat legt er eine Nachtschicht ein. Bischweier steht Kunden einmal im Monat im Rahmen des Nacht- und Notdienstes mit Rat und Tat zur Verfügung. „Vor 30 Jahren war das noch ganz anders“, erinnert sich Ferdinand Sörries, Inhaber der Annen-Apotheke. „Da waren wir immer eine ganze Woche am Stück Tag und Nacht für unsere Kunden da.“ Weil damals das Einzugsgebiet kleiner war, gab es auch weniger Apotheken, die entsprechend mehr Nacht- und Notdienste leisten mussten. „Eines Tages habe ich bei der Landesapothekenkammer nachgefragt, wie man das für alle Beteiligten menschlicher machen kann. Daraufhin wurde der Notdienstkreis erweitert und mit Rastatt zusammengeschlossen“, berichtet der 66-Jährige. Vor zehn Jahren kamen noch die Gemeinden Durmersheim, Bietigheim, Ötigheim und die Rastatter 5 Wochenblick Rieddörfer hinzu. „Dadurch konnte der Turnus nochmals verlängert werden“, erklärt er. Erst seit Anfang dieses Jahres zählt auch Malsch zum Apothekenbezirk. Ein Nacht- und Notdienst will gut vorbereitet sein. „Ich muss auf alle Eventualitäten gefasst sein. Deshalb habe ich immer alles vorrätig. Und in den 33 Jahren als Apotheker musste ich noch nie jemanden ohne Medikamente wegschicken“, sagt Ferdinand Sörries. „Ich habe auch nur ein einziges Mal einen Notdienst nicht selbst machen können und das auch nur, weil ich im Krankenhaus lag.“ Vor einigen Jahren hat der Bischweierer Apotheker ein Notfallpaket gemeinsam mit Ärzten und Kollegen zusammengestellt. Dabei handelt es sich um eine Liste mit Produkten, die für den Nacht- und Notdienst relevant sind, beispielsweise Antibiotika oder Anti-Allergika. Auf Grundlage dieser Liste können die Apotheken ihre Notdienste planen und alle nötigen Medikamente besorgen. „Diese Liste aktualisiere ich regelmäßig. Im Sommer werden andere Medikamente nachgefragt als im Winter. So muss zum Beispiel in der Schnupfenzeit Nasenspray vorrätig sein“, erklärt der 66-Jährige. Auch habe er immer ein Inhaliergerät für Asthmatiker, eine Milchpumpe für Mütter und eine Infusion gegen Tinnitus im Haus. „Mir ist wichtig, nachts wie auch tagsüber Tagsüber sind die Türen der Annen-Apotheke für Kunden immer geöffnet. Aber sobald es dunkel wird, schließt Ferdinand Sörries die Türe aus Sicherheitsgründen ab. Dann erhalten Kunden Beratung und Arzneimittel durch die Notdienstklappe. Fotos und Titelbild: schauppel-pr / Eiden alle Arzneimittel auf Lager zu haben, damit ich die Kunden mit allem Nötigen versorgen kann. Das ist Teil meines Serviceversprechens.“ Aber nicht nur die Versorgung mit Medikamenten gehört zum Notdienst. Freundlichkeit, Präsenz und Engagement seien genauso wichtig, meint Ferdinand Sörries. Gleiches gelte für die Beleuchtung. „Wenn ich Nachtdienst habe, ist in meiner Apotheke bis Mitternacht das Licht eingeschaltet, das Transparent und der Eingangsbereich sind durchgehend hell beleuchtet“, betont er. „Das vereinfacht es den Kunden, die diensthabende Apotheke schnell zu finden.“ Das sei nicht bei allen Apotheken so, einige seiner Kollegen beleuchteten ihre Apotheken überhaupt nicht. Unterschiede gibt es auch beim Notdienst an Sonn- und Feiertagen. Ferdinand Sörries lässt die Tür zumindest tagsüber immer offen. „Das gehört für mich zum Kundenservice“, verdeutlicht er und fügt hinzu: „Viele Apotheken schließen auch während des Notdienstes tagsüber die Türen ab und bedienen ihre Kunden nur durch die Notdienstklappe. Das ist für mich kein guter Service.“ Gibt es Medikamente, die besonders häufig beim Nachtund Notdienst nachgefragt werden? „Ja, die gibt es. Die Pille danach ist der Notdienstrenner an Wochen- enden. Und Läusemittel“, berichtet der Bischweierer. Warum gerade Läusemittel? „Diese Produkte sind bei Nachtapotheken deshalb gefragt, weil es den Eltern oftmals unangenehm ist, in einer Apotheke einzukaufen, in der man sie kennt“, findet der erfahrene Apotheker eine nachvollziehbare Erklärung. Nutzen viele Kunden den Nacht- und Notdienst der Annen-Apotheke? „Das ist unterschiedlich. Zwischen 19 und 20.30 Uhr kann es durchaus sein, dass sehr viel los ist. Unter der Woche haben wir nachts zwischen fünf und 30 Kunden“, sagt Ferdinand Sörries. „An Sonn- und Feiertagen aber könnten wir sogar zu dritt arbeiten. Wir bedienen dann zwischen 50 und 150 Kunden. Da haben wir alle Hände voll zu tun, besonders wenn noch eine Grippewelle durchs Land zieht.“ Wenn während des Nachtund Notdienstes mal keine Kunden kommen, erledigt der Bischweierer entweder Verwaltungsaufgaben, beispielsweise die Buchführung, liest ein Buch oder Fachliteratur. „Je nachdem wie anstrengend der Tag war, kann es auch sein, dass ich einfach nur fernsehe“, sagt der 66-Jährige. „Ich habe auch ein Bett in der Apotheke, zwischen Mitternacht und 6 Uhr kann ich mich schlafen legen. Aber dieser Schlaf ist ein sehr oberflächlicher. Es kann sein, dass ich jede Stunde raus muss, weil jemand klingelt.“ Die Annen-Apotheke ist während der Nacht- und Notdienstzeiten hell beleuchtet, damit die Kunden die Apotheke leicht finden können. Zusätzlich weist am Straßenrand ein großes, beleuchtetes Apothekenemblem (Bild links) den Weg.
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