Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) Source: http://newsgroups.derkeiler.com/Archive/De/de.etc.sprache.deutsch/2006−08/msg03116.html • From: seidl@xxxxxxxxxxxxxxxx • Date: 29 Aug 2006 14:09:54 −0700 Matthias Opatz schrieb: Christian Seidl schrieb: Immerhin haben im Laufe des 20. Jahrhunderts zwei Sprachen in Europa auf Kleinschreibung umgestellt: Norwegisch und Dänisch. Vielleicht einfach ein (uneingestandener) Fehler. Das versteh' ich jetzt nicht ganz. Meintest du, dass der Umstieg auf Kleinschreibung ein Fehler war? Die deutsche Sprache ist der Prototyp einer Substantivgroßschreibsprache (die norwegische übrigens der einer Reformchaossprache). Ich kann in ein paar Freiheiten kein "Chaos" erkennen, sondern fühl' mich damit pudelwohl. "øya" oder "øyen", "kastet" oder "kasta", "bad" oder "ba", "tyve" oder "tjue": Na und? Die Verständigung leidet jedenfalls nicht drunter und das sprachliche Klima ist viel entspannter als z.B. in Dänemark. Dänemark hat die Großschreibung 1948 abgeschafft − zu einer Zeit, da Deutschland und wohl auch die zugehörige Sprache politisch und emotional bei vielen europäischen Völkern nicht wohlgelitten war. Bestimmt hat es eine Rolle gespielt − wenn vielleicht auch nur unterschwellig − dass man "mit denen" keine so seltene Gemeinsamkeit haben wollte. Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) 1 Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) Von Norwegisch weiß ich bezüglich der Substantivgroßschreibung nichts, vielleicht meinst Du das Niederländische (1923), Nein, ich meinte schon das Norwegische: In der Vorgängerform des Bokmål, also dem Danonorwegischen, wurde die Kleinschreibung der Substantive in den Schulen 1877 erlaubt, 1885 für obligatorisch erklärt, doch setzte sie sich erst nach 1900 durch. Im Nynorsk gilt die Kleinschreibung seit 1901. wo möglichweise die Emanzipation von der Herkunftssprache (fast hätte ich Muttersprache geschrieben) Hmmm... Doch hierfür muss man sich verdeutlichen, was für eine schwierige Aufgabe für eine Gemeinschaft von Schreibern die Einführung der Großschreibung von Wörtern einer bestimmten Wortart, um deren Zugehörigkeit man sich beim Schreiben bisher nicht zu scheren brauchte, ist. Im Vergleich dazu sind die Umstellungsprobleme von 1876, 1901 oder 1996 belanglos. Hingegen ist die Nivellierung aller Wortarten ein Kinderspiel. Ja, und was beweist das? Dass die Einführung der Großschreibung bei aller Mühe offensichtlich eine gewaltige Erleichterung brachte? Vielleicht taugt das folgende Gleichnis zum Verständnis: [etc., hübsch] So niedlich das klingt; was wir hier brauchen, sind gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse (kennt jemand welche?) und keine Parabeln. Und auch keine subjektiven Eindrücke (oder willst du mal meine hören...?). Nur eines geb' ich zu bedenken: Wenn Substantivgroßschreibung eine Erleichterung bringt, dann nur für die relativ wenigen Leute, die überhaupt Substantive von anderen Wortarten zu unterscheiden vermögen. Ich kenne genug, die nach "der, die, das" *jedes* Wort groß schreiben ("das Kleine kind" usw.), weil sie anders ein Substantiv nicht zu Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) 2 Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) erkennen glauben. Wohl gemerkt: Damit sage ich nichts gegen die Großschreibung als solche und ich habe auch nichts gegen eine Leseerleichterung für Leute, die viel lesen (wenn's denn eine Erleichterung ist). Ch. . Re: Substantivgroßschreibung (was: Das "daßbehält sein Eszett.) 3
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