2 IM FOKUS Luxemburger Wort Mittwoch, den 5. Juni 2013 Phänomen Bienensterben: Auch Luxemburger EU fordert Russland auf zu engerer Zusammenarbeit Jekaterinburg. Bei dem EU-Russland-Gipfel in Jekaterinburg am Ural bekräftigten beide Seiten das Ziel eines neuen Partnerschaftsabkommens. Überschattet wurde das Treffen rund 1 700 Kilometer östlich von Moskau vom Streit um russische Forderungen an die Europäische Union, den Behörden in Moskau Fluggastdaten zur Verfügung zu stellen. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hat Russland zu einer verstärkten Zusammenarbeit im Syrienkonflikt aufgefordert. Die Partner hätten ein Interesse an Frieden in dem Land, sagte der Politiker am Dienstag. (dpa) INTERNATIONAL Seite 5 Hinweise auf syrischen Chemiewaffeneinsatz Genf. Im syrischen Bürgerkrieg sind laut UN-Ermittlern wahrscheinlich schon mehrmals chemische Waffen verwendet worden. Es gebe Gründe, das zu glauben, erklärte die vom UNMenschenrechtsrat berufene Syrien-Kommission in Genf. Die meisten Hinweise beziehen sich auf das Vorgehen von Regierungstruppen. Bei vier Angriffen in den Provinzen Aleppo, Idlib und Damaskus sollen giftige Chemikalien eingesetzt worden sein. Laut internationalen Recht ist der Einsatz von Chemiewaffen ein Kriegsverbrechen. (dpa) INTERNATIONAL Seite 9 French Open: Tsonga lässt Federer keine Chance Paris. Jo-Wilfried Tsonga steht erstmals in seiner Karriere im Halbfinale der French Open und lässt seine Landsleute weiter vom Heimsieg träumen. 30 Jahre, nachdem Yannick Noah als bislang letzter Franzose in Paris triumphiert hatte, gewann Tsonga gegen den Rekord-Grand-SlamSieger Roger Federer (CH/2) 7:5, 6:3, 6:3. Der Weltranglistenachte trifft nun auf David Ferrer (E/4), der seinen Landsmann Tommy Robredo besiegte. Federer verpasste durch die Niederlage gegegen Tsonga, sich zum Rekordsieger in Paris zu küren. (sid) SPORT Was uns ohne Bien Dr. John Weis, Präsident des „Cliärrwer Beieveräin“, über das Massen VON JOHN LAMBERTY Europas Bienenzüchter blicken mit Erschütterung auf die Bilanz eines katastrophalen Winters. In den zurückliegenden Monaten sind ihre Bienenvölker durch ein Massensterben in bislang ungekanntem Ausmaß dezimiert worden. Auch in Luxemburg schlagen die Imker Alarm. Das Drama in den Bienenstöcken hat mittlerweile auch die EU-Kommission wachgerüttelt, die sich nun kürzlich zum vorläufigen Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel durchringen konnte. Doch die Ursachen für das Bienensterben sind vielfältig, die langfristigen Folgen unabsehbar, wie Dr. John Weis, Präsident des Clerfer Kantonalimkervereins, gegenüber dem „Luxemburger Wort“ erklärt. ■ Das Phänomen massenhaften Bienensterbens sorgt derzeit überall in Europa für Schlagzeilen. Inwiefern ist denn Luxemburg hiervon betroffen? Zunächst einmal ist es kein neues Phänomen, dass Bienenvölker über den Winter Verluste verzeichnen. Allerdings hat das Bienensterben in diesem Jahr ein so massives Ausmaß erreicht, wie wir es bisher noch nicht erlebt haben. Internen Erhebungen zufolge, haben allein bei den Imkern des „Cliärrwer Beieveräin“ in den zurückliegenden Monaten 40 bis 60 Prozent aller Bienenvölker nicht überlebt. Manche beklagen gar den Verlust ihres gesamten Bienenbestands. ■ Wie muss man sich dieses Bienensterben konkret vorstellen? Unter Bienensterben versteht man eigentlich das Fehlen bzw. Verschwinden der erwachsenen Bienen eines Stocks. Meist fliegen die Bienen offenbar ohne erkennbaren Grund aus, kehren nicht mehr zurück und sterben, was zum Kollaps des ganzen Volkes führt. Teils findet man aber auch tote Bienen im Stock. ■ Welche Ursachen werden denn hinter diesem mysteriösen Phänomen vermutet? Darüber scheiden sich zurzeit natürlich die Geister. Eine entscheidende Rolle spielen sicherlich immer noch eine Reihe von Viruserkrankungen, die, trotz intensiver Kontrollen und Behandlungen, im Schlepptau der Varroa-Milbe in die Völker gelangen. Diese Viren, die auch in gesunden Völkern permanent nachzuweisen sind, werden dann gefährlich, wenn sie aufgrund von Verletzungen durch die Varroa-Milbe in der verdeckelten Zelle in die Blutbahn der Bienenbrut gelangen. Das Resultat sind schwache und verkrüppelte Bienen. Hinzu kommt ein mangelndes und auch mangelhaftes Pollenangebot im Spätsommer und Herbst, das auf einen Rückgang der landschaftlichen Pflanzenvielfalt und wachsende MonokulturFlächen zurückzuführen ist. Vor allem der Verzehr von Maispollen kann bei den Bienen laut Studien eine Lebensdauerverkürzung von zwei Monaten mit sich bringen. Deshalb brechen wohl auch völlig gesund erscheinende Völker plötzlich im Februar/März ein. Verschlimmert wird das Ganze natürlich noch durch die Belastung der Maispflanzen mit den zuletzt viel beschriebenen NeonicotinoidRückständen, welche vor allem den Orientierungssinn der Bienen schwer schädigen. ■ Drei Varianten dieser chemischen Pflanzenschutzmittel hat die EUKommission nun vor kurzem für vorerst zwei Jahre verboten. Ein Schritt in die richtige Richtung oder nur ein Honigtropfen auf den heißen Stein? Wohl eher zweites. Ein solches Verbot würde erst in drei Jahren spürbare Ergebnisse bringen, wenn sich die Böden regeneriert haben. Bis dahin wird das Verbot aber schon wieder neu debattiert werden. Die Dr. John Weis und seine Bienen: Der „Cliärrwer Beieveräin“ hat 130 Kunstschwärme Das vorläufige EU-Verbot bestimmter Pestizide ist wohl nur ein Honigtropfen auf den heißen Stein.“ ’’ Dr. John Weis Seite 33 EU-Kommission will Netzneutralität verankern Brüssel. Die EU-Kommission will den Grundsatz der Netzneutralität europaweit zum Gesetz machen. Das Internet brauche Wettbewerb, Transparenz und Auswahlmöglichkeiten für Verbraucher, betonte die zuständige Kommissarin Neelie Kroes. Netzneutralität bedeutet, dass alle Daten im Netz gleich behandelt, dass keine Web-Anbieter beim Transport der Datenpakete bevorzugt oder benachteiligt werden. Damit dürften zum Beispiel Telekommunikationsanbieter die konkurrierenden Internet-Telefoniedienste in ihren Netzen nicht mehr behindern. (dpa) WIRTSCHAFT Seite 66 Bienen sind laut EU-Daten für die Bestäubung von mehr als 80 Prozent aller Pflanzen verantwortlich. (FOTO: VIVIAN BOYER) Allmacht der Chemie-Lobby scheint hier weiterhin ungebrochen zu sein. ■ Sehen Sie Maßnahmen gegen das Bienensterben, welche die Imker selbst ergreifen können? Der „Cliärrwer Beieveräin“ hat kurzfristig einen ganz elementaren Schritt getan, indem wir mit erheblichem finanziellen Aufwand 130 auf Sizilien gezüchtete Kunstschwärme mit jungen Königinnen eingeführt haben, um die Verluste unserer Imker zu ersetzen. Daneben werden wir natürlich unsere langfristigen Maßnahmen fortsetzen, wie das Fual-Zuchtprogramm, eine optimale Unterstützung unserer Mitglieder bei der Völkerführung und der Varroa-Behandlung oder auch die Aussaat von pollenspendenden Pflanzen in Nähe der Bienenstände (Blumenwiesen, Phacelia, Senf, usw.). Als besonders wichtig erachte ich aber unsere Bemühungen um ein Miteinander mit den Landwirten der Region. Durch eine durchweg gute Zusammenarbeit mit den Bauern stellen wir unsere Bienenstöcke seit einigen Jahren verstärkt an ungespritzten Rapsfeldern auf. Die Bienen finden so ausreichend Nektar und Pollen, während die Landwirte durch die Bestäubungsleistung der Bienen ordentliche Ertragssteigerungen verzeichnen, ohne diese schädlich zu belasten. ■ Was ist mit dem gestiegenen Maisanbau? IM FOKUS Luxemburger Wort Mittwoch, den 5. Juni 2013 LEITARTIKEL Imker schlagen Alarm JPEE: Was bleibt? en blüht ... S sterben im Bienenkorb und seine Folgen den. Ich denke speziell an die „durchwachsene Silphie“, eine Futter- und Energiepflanze aus Nordamerika. Deren Anbau wird zurzeit aber immer noch als zu teuer angesehen. ■ Mittlerweile gibt es bereits Forschungsversuche, die Bestäubungsleistung der Honigbienen etwa durch den gezielten Einsatz solitär lebender Wildbienen oder noch verwegenere Methoden, zu ersetzen ... In Gewächsanlagen oder Obstplantagen mag dies gezielt gelingen. Die Bestäubungsleistung der Honigbienen im freien Ökosystem zu ersetzen, scheint mir jedoch völlig illusorisch. Laut EU-Umweltbüro sind die Bienen für die Bestäubung von 84 Prozent aller Ackerpflanzen und 80 Prozent aller wilden Pflanzen verantwortlich. Der volkswirtschaftliche Wert der Bestäubung durch Insekten wird allein in der EU auf jährlich mindestens 15 Milliarden Euro geschätzt. Allein daran wird ersichtlich, was uns ohne die Bienen wohl blühen würde. ■ Ist das massive Bienensterben ein Phänomen, auf das wir uns einstellen müssen bzw. sehen die Bienen langfristig ihrem Niedergang entgegen? aus Sizilien eingeführt, um Völkerverluste seiner Imker zu ersetzen. (FOTO: J. LAMBERTY) Nun, wir müssen uns daran gewöhnen, dass Landwirtschaft heute nicht mehr funktioniert, wie vor 50 Jahren. Allerdings können wir gemeinsam mit den Bauern nach Lö- sungen für den Erhalt der Bienen suchen. Der Maisanbau für Biogasanlagen könnte durchaus durch gleichwertige, insektenfreundliche Alternativpflanzen reduziert wer- Ich denke, das ist eine äußerst spekulative Frage. Fakt ist, dass im vergangenen Winter einfach alle schädlichen Einflussfaktoren auf die Bienen im schlimmsten Ausmaß zusammengekommen sind. Wir können eigentlich nur hoffen, dass wir ein solches Szenario im kommenden Jahr nicht nochmals erleben. Dies wäre für viele Imker ein Schlag, der wohl kaum zu verkraften wäre. Von Bösen und Besorgten „Greenpeace“, die Chemiekonzerne und das Bienensterben Spätestens seit dem jüngst von der EUKommission verhängten Verbot bestimmter Pestiziden zum Schutz der Honigbienen stehen die großen Chemiekonzerne wieder im Rampenlicht der Debatte um das Bienensterben. Naturschutzorganisationen und -verbände, allen voran „Greenpeace“, geißeln die Agrochemie-Giganten Bayer, Syngenta oder BASF als „Giftfabrikanten“, welche die eigene Profitgier rücksichtslos über das Wohl der Bienenvölker stellen. Während die Naturschützer dabei ihre Studien zu den schädlichen Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Bienen ins Feld führen, basieren sich die Chemiekonzerne auf gegenteilige Studien, welche keinen Zusammenhang zwischen dem Bienensterben und dem Einsatz von Pestiziden herstellen können. Ein Expertenstreit, bei dem für den Laien kaum zu durchblicken ist, inwieweit die Konzerne nun zu den Bösen oder den Besorgten gehören. Ein Blick auf den öffentlichen Umgang der Chemiewerke Bayer, Syngenta und BASF gibt dennoch erhellende Aufschlüsse über die Denkmuster der Konzerne: ½ Wer auf der Homepage von Bayer nach dem Aktualitätsthema Bienensterben 3 sucht, der wird zunächst bitter enttäuscht. Erst die Suche nach der Unterabteilung Tiergesundheit führt letztlich zur Themenseite „Gesunde Bienen“. Hier betont Bayer zwar die bedeutende Rolle der Bienen im Ökosystem, als Gefahrenquellen für dieselben werden aber lediglich die Varroa-Milbe oder der Einfluss von Monokulturen genannt. Von Pflanzenschutzmitteln geht gar nicht erst die Rede. Ganz im Gegenteil: Bayer nutzt das Forum vielmehr, um Eigenwerbung für Firmenprodukte zur Milbenbekämpfung bei Bienen zu betreiben. Als Reaktion auf das vorläufige Verbot dreier Pestiziden durch die EU, hatte Bayer übrigens kürzlich verlautbaren lassen, dass diese bei „verantwortungsvollem und sachgemäßem Einsatz“ für die Bienen sicher seien. Eine simple Schuldabschiebung auf die Landwirtschaft? ½ Ganz ausführlich widmet man sich dem Bienensterben derweil bei Syngenta. Auf der Homepage des Unternehmens findet man umfangreiche Infos, die auch den mutmaßlichen Einfluss von Pestiziden auf Bienen umfassen. Wobei allerdings betont wird, „dass Forscher keinen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Pflanzen- schutzmitteln und dem weltweiten Bienenrückgang gefunden“ hätten. Zudem würden anormale Bienenvölkerverluste auch in Gebieten beobachtet, in denen keine Neonicotinoide eingesetzt würden. Also keine Gefahr, oder etwa doch? Mit Blick auf den Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff TMX erfolgt schließlich doch der einschränkende Hinweis, dass „der ordnungsgemäße Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eine Schädigung von Bienen verhindere“ ... ½ Das Unternehmen BASF widmet sich unter der Abteilung „Crop Protection“ dem Thema Bienen und Landwirtschaft. Die Seite ist wegen der Modernisierung des Servers zurzeit jedoch nicht abrufbar. In einer Stellungnahme zum EU-Pestizidverbot hatte BASF kürzlich aber betont, dass bisher keine Fälle von Bienensterben auf den Einsatz des Insektizids „Fipronil“ zurückgeführt worden seien, „wenn sie entsprechend der genehmigten Gebrauchsanleitung angewendet“ wurden. (jl) ■ www.bees-decline.lu www.gesundebienen.bayer.de www.syngenta.com www.basf.com port-Großereignisse haben es den Luxemburgern angetan. Das zeigte sich in den vergangenen Jahrzehnten – lange vor dem Beginn der Ära Schleck – bei den Starts der Tour de France im Großherzogtum und es zeigte sich vergangene Woche wieder bei den Spielen der kleinen europäischen Länder. Die Veranstalter landeten einen tollen Publikumserfolg. Tausende Luxemburger (und in Luxemburg lebende Ausländer) strömten in die Coque und gingen – ob beim Basketball, beim Volleyball, beim Schwimmen oder einer der anderen Sportarten – aus sich heraus. Ein kleines Stimmungswunder. Gratis-Eintritt, bis (fast) auf den letzten Platz gefüllte Tribünen, La-Ola, Luxemburger Fahnen, Luxemburger Stimmungslieder und die sportlichen Leistungen der Luxemburger Teilnehmer rückten jene Misstöne in den Hintergrund, die es in den Wochen vor den Spielen gab. Die JPEE-Vermarktung hatte sich vor der Eröffnungsfeier als nicht medaillentauglich erwiesen. Das Ereignis wurde in der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen und blieb selbst für SportInsider bis zum Startschuss eine große Unbekannte. Im Nachhinein – dann, wenn alle immer klüger sind – drängt sich freilich die Konjunktiv-Frage auf, was geschehen wäre, wenn zu einzelnen Wettkämpfen noch mehr Zuschauer gekommen wären? Eng, sehr eng wäre es geworden. Vier Tage nach der Abschlussfeier der Spiele dürfen die Veranstalter rund um das Luxemburger Olympische Komitee die gebetsmühlenartig wiederholten Kritiken als Schnee von gestern abtun. Auf sie wartet nun eine wichtigere Aufgabe: Sie müssen gemeinsam mit Verbänden, Vereinen, Vorständen und Sportlern den Erfolg und die Begeisterung des Ereignisses JPEE in den mitunter grauen Luxemburger Sportalltag hinüberretten. Ein schwieriges Unterfangen. „Weniger Zuschauer, sinkende Einnahmen, steigende Kosten ...“ FERN MORBACH In den kommenden Monaten und Jahren wird sich nicht nur zeigen, was die 106 von Luxemburger Sportlerinnen und Sportlern geholten Medaillen wert sind. Spätestens im Herbst, wenn in Hallen und auf Sportplätzen die nächsten Meisterschaften beginnen, wird sich herausstellen, ob das Publikum seine Luxemburger Sportler und Sportlerinnen so unterstützen wird, wie es vergangene Woche an fünf Tagen der Fall war. Zu große Hoffnungen darf man sich nicht machen: Auch in Zukunft wird selbst Spitzensport hier zu Lande teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Sinkende Zuschauerzahlen und damit sinkende Einnahmen bei steigenden Kosten für Trainer, Spieler, Betreuer oder selbst Schiedsrichter werden in den kommenden Jahren noch mehr als in der Vergangenheit zur Bewährungsprobe für den Sport werden. Auf der einen Seite werden einzelne große Vereine mit Hilfe großzügiger Sponsoren den Markt mit Geld fluten. Auf der anderen Seite geraten in einem solchen Umfeld freiwillige Vereinsmitglieder an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und an die Grenzen der Bereitschaft, weiter freiwillig im Dienste der „guten Sache Sport“ zu rackern. Die Spiele der kleinen Länder gehen als Highlight in die Luxemburger Sportgeschichte ein. Noch schöner wäre es, wenn die Begeisterung der vergangenen Woche zu einem nachhaltigen Aufschwung des Sports führen würde. Die Chancen – da sollte man sich nichts vormachen – sind gering. [email protected] DER KOMMENTAR Provozierender Zynismus Der britische Außenminister William Hague hat kürzlich in einem Interview festgehalten, dass ernste Meinungsverschiedenheiten, aber auch gemeinsame Interessen das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen bestimmen. Dieses Dilemma ist auch wieder auf dem Gipfel im Ural-Gebirge hervorgetreten – und nicht gelöst worden. Weder im Streit um die Weitergabe von EUFluggastdaten noch um die Aufhebung des Visazwangs gab es einen Durchbruch. Der Abschluss eines neuen Partnerschaftsabkommens ist genauso wenig in Sicht – von den Differenzen hinsichtlich der Lage der Menschenund Bürgerrechte in Russland einmal ganz zu schweigen. So treten die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen auf der Stelle. Am deutlichsten und zugleich fatalsten tritt der Interessengegensatz aber im Fall Syrien zutage. Klassische Machtpolitik statt Ausgleich bestimmt Russlands Position, das ein UN-Eingreifen in den Bürgerkrieg mit seinem Veto blockiert. Wohl zwingt Moskau seinen Verbündeten in Damaskus an den Verhandlungstisch einer Friedenskonferenz in Genf. Doch in der Frage der Waffenlieferungen ist es zu keinerlei Konzession bereit: Neben den laufenden Waffenlieferungen will Moskau das Assad-Regime vielmehr mit Luftabwehrsystemen sowie hochmodernen Kampfjets ausrüsten. Daher ist es provozierender Zynismus, wenn Putin bedauert, dass das Waffenembargo der Europäer nun nach zwei Jahren des Blutvergießens ausläuft. WOLF VON LEIPZIG
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