R E P Die Biene ist bedroht, von der Varroamilbe und von Pestiziden. Dabei leistet sie wertvolle Dienste für Natur und Mensch: Sie liefert Honig, Bienenwachs, Propolis sowie Gelée royale und sie bestäubt die meisten Wild- und Kulturpflanzen. Der Beitrag der Biene zur Biodiversität ist unschätzbar und der Erhalt ihres Lebensraums entscheidend für das Funktionieren des Ökosystems. Aus diesem Grund ist es den Bienenhaltern ein Anliegen, den Einstieg in die Imkerei so einfach wie möglich zu gestalten. Fotos: Gerry Huberty Kurse für Nachwuchsimker Die Honig macher T E L E C R A N 24/2015 27 a k t u e l l O R T A G E a k t u e l l R E P O R T Hier sieht man eine helle Wabe mit verdeckelter Brut. Der Imker kann zufrieden sein, das Bienenvolk ist gesund. John Weis (l.) und Nico Hamen, beide erfahrene Bienenhalter, zeigen den Neuimkern die ersten Handgriffe. A G E R MIREILLE ME YER [email protected] an sich friedfertig sind und sich nur mit ihrem Stachel verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. aus den Bienenwaben heraus. Dabei darf er keine übersehen, sonst war die Mühe umsonst. as gelbe Rapsfeld leuchtet von Weitem. Am Rande ist eine Gruppe weißgekleideter Personen zu erkennen. Die meisten tragen Imkerhüte, ihr Gesicht ist durch einen Schleier vor den Bienen geschützt. John Weis und Nico Hamen, Präsident respektive Sekretär des „Cliärrwer Beieverein“, hingegen arbeiten beide ohne Kopfschutz und Handschuhe. Sie vertrauen darauf, dass die fleißigen Insekten Die beiden sind auf der Suche nach der Königin (auch Weisel genannt). Ihr Bienenvolk ist zu stark geworden, der Platz in der Bienenkiste reicht nicht mehr aus. Die Imker wollen mit Hilfe der Königin die erfahrenen Flugbienen von den noch jungen Arbeiterbienen trennen. Auf diese Weise bildet sich ein neues Volk. Ein Prozess, den die Bienen ansonsten durch das Schwärmen vollzogen hätten. „Eine Biene, die im Sommer schlüpft, hat 21 Tage lang eine Aufgabe im Staat zu erledigen. So muss sie zuerst einmal die Wabenzelle reinigen, in der sie geschlüpft ist. Dann hilft sie dabei, Futtersaft zu erzeugen, die Larven zu füttern und die Brut zu pflegen. Anschließend übernimmt sie für ein paar Tage die Rolle der Wächterbiene und bewacht am Flugloch das Nest. Erst danach fliegt sie aus, um Nektar und Pollen zu sammeln. In der Regel arbeitet sie 21 Tage lang als Flugbiene, bevor sie stirbt“, erklärt Nico Hamen. D Bevor ein Bienenvolk ausschwärmt, um sich eine neue Bleibe zu suchen, bauen die Arbeiterinnen spezielle Weiselzellen, in denen Königinnen herangezogen werden. Die alte Königin schwärmt erst dann mit einem Teil ihres Staates aus, wenn sichergestellt ist, dass eine gesunde Königin schlüpfen wird. Sie legt Eier in die Brutwabenzellen, in denen Arbeiterinnen und Drohnen herangezogen werden, und in die größeren Weiselzellen. Die Ammenbienen kümmern sich dann darum, darin die Nachfolgerinnen heranzuziehen. Hierzu muss man wissen: Grundsätzlich kann aus jeder Arbeiterinnenmade eine Königin entstehen, wenn sie mit Gelée Royale gefüttert wird. Unterdessen zieht John Weis einen Wabenrahmen nach dem anderen aus der Bienenkiste und klopft fest mit der Hand darauf, um so die Flugbienen von den Arbeiterinnen zu trennen. Die Imker-Schüler schauen ihm interessiert dabei zu. Einige sind noch zurückhaltend im Kontakt mit den Bienen, wohl aus Respekt vor ihrem Stachel. „Bienengift soll gut gegen Rheuma sein“, lacht Jungimker JeanMarc Hengen, „man sollte immer das Positive sehen. Doch im Ernst, die Bienen stechen nur, wenn sie sich angegriffen fühlen.“ Der Stich bedeutet für die Biene den sicheren Tod. Zusammen mit seiner Frau Stefanie hat Jean-Marc Hengen im vergangenen Jahr den Anfängerkurs im „Cliärrwer Beieverein“, der die Bienenzüchter des Kantons Clerf vereint, absolviert. Sie kommen trotzdem weiterhin einmal die Woche in den Kurs. „Man lernt immer noch etwas hinzu“. Gut organisierte Insekten Um zu verhindern, dass sich die Königin und die Flugbienen mit einem guten Teil des Honigs auf und davonmachen, muss der Imker die Brutwaben zum richtigen Zeitpunkt auf Weiselzellen überprüfen. Diese sind an ihrer tropfenförmigen Bauweise, nach unter gerichtet an den Brutwaben hängend, gut zu erkennen. Mit einem Stockmeißel bricht Nico Hamen die Weiselzellen 28 T E L E C R A N 24/2015 Die beiden sind Natur- und Tierfreunde, züchten Hunde und halten Pferde. Auf dem „Ourdaller Bléiefest“ hatten sie sich E P O R T A G Wenn der Schwarmtrieb der Bienen sich richtig entwickelt hat, kann man durch die Trennung von Flug- und Pflegebienen den Schwarm verhindern oder zumindest hinauszögern. am Stand des „Cliärrwer Beieverein“ informiert und kurz darauf stand fest, dass sie Hobbyimker werden wollen. Über Nachwuchs freut sich der Imkerverein immer und die Verantwortlichen setzen seit Jahren schon erfolgreich auf ein Konzept, um Jungimker zu unterstützen und zu fördern. Interessenten, die sich noch nicht sicher sind, ob die Bienenhaltung für sie das richtige Hobby ist, können sich beim „Cliärrwer Beieverein“ ein Volk mieten. Am vereinseigenen Stand in Eselborn wird ihnen ein Aufstellplatz für den Bienenstaat zur Verfügung gestellt und ihr Patenimker steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Während die angehenden Imker den Grundkurs in der Bienenhaltung absolvieren, betreuen sie von April bis Ende Juli unter fachkundiger Anleitung ihr Bienenvolk. Sie ernten auch den Honig aus diesem Volk. Die für die Imkerei benötigten Werkzeuge und Geräte werden ihnen vom Verein zur Verfügung gestellt. Entscheiden sich die Kursteilnehmer, der Imkerei treu zu bleiben, können sie das gemietete Volk ihr Eigentum nennen. Sie werden Mitglied im „Cliärrwer Beieverein“ und erhalten somit die Möglichkeit, Weiterbildungskurse zu besuchen und auch weiterhin bei der Haltung ihrer Bienen unterstützt zu werden. Überschaubarer Zeitaufwand Auch Stefanie und Jean-Marc Hengen haben parallel zum Kurs an ihren Bienenvölkern gearbeitet. So konnten sie das Gelernte sofort umsetzen. Vier Völker hatten sie im vergangenen Sommer im Garten stehen. Doch nur eins hat den Winter überlebt. „Ein Volk war drohnenbrütig, hat also nur noch männliche T E L E C R A N 24/2015 a k t u e l l 29 E a k t u e l l R E P O R T A G SUMMER CROISIÈRE 2015 E an Bord der MSC MUSICA★★★★+ 8 Tage 30.08. - 06.09.2015 „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Albert Einstein zugeschrieben. Mitte Mai ist dieses Bienenvolk stark besetzt und besitzt eine große Brutfläche. Das sind gute Voraussetzungen, damit es fleißig Nektar sammeln und durch seine Bestäubungsleistung den Ertrag des Rapsfeldes verbessern kann. Nachkommen produziert. Das andere ist an der Varroamilbe zu Grunde gegangen und das dritte wurde von einem anderen Volk ausgeräubert“, erklärt Jean-Marc Hengen. Er und seine Frau haben sich einen Ableger von dem verbleibenden Bienenstaat gemacht und wollen noch zwei Völker hinzukaufen. Kontakt Für weitere Informationen zu den Anfängerkursen kann man sich an Nico Hamen, den Sekretär des „Cliärrwer Beieverein“ wenden: E-Mail [email protected], Telefon: 92 90 81. Informationen über andere Bienenhaltervereine in Luxemburg gibt es bei den „Lëtzebuerger Beienziichter“, im Internet unter www.apis.lu. „Pro Woche arbeiten wir zwei bis drei Stunden an den Bienen. Ein bis zwei mal die Woche öffnen wir die Bienenkisten um zu schauen, ob alles in Ordnung ist und woran die Bienen gerade sind. Die meiste Arbeit fällt an, wenn der Honig geschleudert wird“, so der Jungimker. Hierzu können sie die Schleuder und den Kühlraum der Honiggemeinschaft „Ourdaller Hunneg“ nutzen. Diese wurde von der „Bauereninitiativ fir d'Eislék an den Ourdall“ (Beo) und dem „Cliärrwer Beieverein“ gegründet, um die Ernte der Imker aus der Region zusammenzulegen und kostengünstig zu vermarkten. Um sämtliche Weiselzellen ausfindig zu machen, braucht der Imker Geduld und ein geschultes Auge. Wenn eine Zelle übersehen wird, ist der Schwarm schnell weg und mit ihm ein Teil der Ernte. „Junge Imker wie wir müssen also nicht in eine komplette Ausrüstung investieren. Das ist natürlich sehr interessant, ansonsten wird die Imkerei dann doch kostenintensiv“, sagt Jean-Marc Hengen. Als Startkapital für ihre vier Völker plus Bienenkisten waren rund 1000 Euro nötig. Hinzu kommt dann noch die Schutzkleidung. Um seine Bienen im eigenen Garten zu halten, braucht man nicht notgedrungen ein weitläufiges Grundstück. Viel wichti- ger ist ein ausreichendes Nektar- und Pollenangebot für die Bienen. Nur dann ist die Tracht – die Nahrung, die die Bienen in den Stock tragen – gesichert. „Die Bienenkisten müssen geschützt stehen. Denn zum Beispiel Waschbären nehmen sie gerne auseinander. Es wurden auch schon ganze Bienenvölker einfach so geklaut. Ideal ist es, wenn die Bienen in der Nähe zu ihrem Stock Wasser aufnehmen können“, so Jean-Marc Hengen. Faszinierende Freizeitbeschäftigung Landwirte und Obstbauern freuen sich meist darüber, wenn ein Imker seine Völker in der Nähe ihrer Felder und Obstwiesen aufstellt. Sie wissen den Wert der Arbeit, die die Bienen für die Steigerung ihrer Erträge leisten, zu schätzen. Stefanie und Jean-Marc öffnen den Honigraum der Bienenkiste, die seit einer Woche am Rande des Rapsfelds steht, um zu kontrollieren, ob das Volk schon Honig eingelagert hat. „Es ist erstaunlich, wie viel Honig die Bienenvölker in diesem Jahr trotz des miserablen Wetters bereits zusammengetragen haben“, wundert sich Nico Hamen. Eugène Putz, Vizepräsident des „Cliärrwer Beieverein“, hat in den 60 Jahren, in denen er Bienen hält, schon alles gesehen. Viel hat sich in den sechs Jahrzehnten verändert. „Speziell was die Bienenkrankheiten betrifft. Die gab es früher nicht. Damals haben wir im Herbst unsere Völker eingefüttert und winterfertig gemacht, und im Frühjahr lebten sie noch. Wenn man die Bienen heute nicht entsprechend behandelt, ist das Risiko hoch, dass die krank werden. Man hat immer einen Verlust.“ Der Kurs für die Imker-Grundausbildung beginnt jedes Jahr Mitte April. Interessenten können jederzeit hinzustoßen, vorausgesetzt sie absolvieren im kommenden Jahr den kompletten Lehrgang. Die zentrale Ausbildungsstätte ist der vereinseigene Bienenstand am „Jaufferbierg“ in Eselborn. Dort lernen die angehenden Imker, nebst den theoretischen Grundlagen, wie alle Arbeiten, die während eines Jahres anfallen, im richtigen jahreszeitlichen Ablauf erledigt werden müssen. Nach Abschluss des Kurses sind sie dann in der Lage, die Bienenvölker naturgemäß zu pflegen und fachgerecht zu betreuen. 30 T E L E C R A N 24/2015 ab 1245 € p.P. in der Doppelkabine Unsere Leistungen Mit Stargäste n urg • Fahrt im Fernreisebus Luxemburg - Venedig - Luxembu • Schiffsreise in der gebuchten Kabinenkategorie • Vollpension an Bord der MSC MUSICA • Kreuzfahrt (7 Nächte) laut Programm • Kapitänsempfang • Trinkgelder an das Restaurant- und Kabinenpersonal • Galadinner • Kinderbetreuung unter Luxemburgischer Leitung an Bo ord (auch während der Landausflüge) Venedig - Bari - Katakolon - Santorin - Piräus / Athen - Korfu - Kotor - Venedig Beratung und Buchung in den Reisebüros von Voyages Flammang, Voyages Emile Weber, Voyages Demy Schandeler und CFL-Evasion sowie in weiteren guten Reisebüros. Leserreisen
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