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Steidl
Frühjahr 2015
»Ich fände es […] wünschenswert, rührend und schön,
wenn sich jeder Mensch ein Meisterwerk zu eigen
machte, gern auch im stillen Kämmerlein, denn häufig sind diese Dinge so zerbrechlich, dass sie im Licht
der Öffentlichkeit nicht bestehen. Selbst wenn wir die
Einzigen sind, die das Werk lieben, dürfte unser Grund
jedem einleuchten: Es hat uns für etwas Wesentliches
die Augen geöffnet. Keinem anderen großen Werk ist
dies gelungen. Wenn ein Buch auch nur einem einzigen
Menschen einen Teil seiner selbst offenbart, dann hat
dieses Buch den Titel ›Meisterwerk‹ verdient. Ja, ›Jedem
sein Meisterwerk‹ ist eine wirklich schöne Devise. Und
dabei gebe ich meine absolutistische Haltung selten auf
wegen einer Sehnsucht nach Perfektion, die ich umso
energischer bekämpfe, als sie ein Teil von mir ist.«
—
Aus: Das Meisterwerk von Charles Dantzig
Inhaltsverzeichnis
—
Literatur Véronique Bizot Die Heimsucher 5
Molly McCloskey Starke Sonne, schwacher Mond 7
Halldór Laxness Ein Angelausflug ins Gebirge 9
Die Litanei von den Gottesgaben 11
Günter Grass Trilogie der Erinnerung 13
Charles Dantzig Das Meisterwerk 17
Virginia Woolf Brief an einen jungen Dichter 19
Andreas Zielcke Der letzte Playboy 21
Sachbuch Alwin Meyer Vergiss Deinen Namen nicht 23
Bereits angekündigt Oskar Negt Werkausgabe in 19 Bänden 25
George Tabori Theater, Band 2 26
Gustave Flaubert Bouvard und Pécuchet 27
Günther Schwarberg Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm 28
Tom Kehrbaum, Oskar Negt, Adam Ostolski und Christine Zeuner: Stimmen für Europa 29
ifa / EUNIC (Hg.): Kulturreport / EUNIC-Jahrbuch 2014/15.
Europa: Festung oder Sehnsuchtsort. Kultur und Migration 30
Peter Limbourg und Ronald Grätz (Hg.):
Geschlossene Gesellschaften? Beteiligungsprozesse,
Medien und Öffentlichkeiten in Europa 31
Robert Frank Books and Films, 1947–2014 33
Juergen Teller Siegerflieger 35
Romney Müller-Westernhagen Porträts 37
Museum Folkwang (Hg.) „Du kommst auch noch in Mode“.
Plakate von Martin Kippenberger 39
Molly McCloskey Starke Sonne, schwacher Mond.
Eine wahre Geschichte 41
Véronique Bizot »Die Gärtner« aus Die Heimsucher 44
L.S.D. ifa Visuelle Bücher Leseproben Adressen
Verlag und Vertreter 47
»In der Nacht ruft Alice an, von einem Bahnhof oder
Flughafen aus, das Leben, schreit sie, das Leben, dann
werden wir unterbrochen.«
—
Einwandfrei ungeordnete, irrsinnig logische Erzählungen,
verfasst von einer Schriftstellerin, deren Einsamkeitsforschung
tröstliches Lachen hervorruft. In diesen merkwürdigen Geschichten von Véronique Bizot liegt einerseits etwas beruhigend Vertrautes und andererseits eine Qualität des Entrückten,
die im hexenhaften Sinne des Wortes bezaubert. Auf ruhige
und unverdächtige Weise täuschen sie Normalität vor, nur um
die Oberfläche zu durchstoßen und sich in einem Frontalangriff den dunkelsten Schrecken, den schlimmsten Herausforderungen zu widersetzen. Sie verwandelt eine Romanfigur in eine
neue Liebe, einen Gewaltverbrecher in einen Clown und Engel
in Spießer. Dabei kultiviert diese scheinbar schlichte Prosa den
Widersinn: Je schwärzer sie ist, desto mehr lacht der Leser, je
merkwürdiger es wird, desto eher erkennt er sich wieder.
—
Foto: Vincent Capman
Bereits seit Meine Krönung (2011) erscheinen die Werke von
Véronique Bizot im Steidl Verlag auf Deutsch. Für dieses international erfolgreiche Romandebüt erhielt sie den Grand Prix
du Roman der französischen Schriftstellervereinigung und den
Autorinnenpreis Prix Lilas. Mit ihrem kürzlich erschienenen
Roman Âme qui vive (dt. voraussichtlich 2016) stand Véronique
Bizot auf der Shortlist für den Prix Medicis 2014.
—
Als E-Book verschenken wir die Geschichte »Die Gärtner« aus diesem Band.
Weitere Informationen zu unserer Geschenkaktion unter steidl.de
Beachten Sie die Leseprobe ab Seite 44.
Gern schicken wir Ihnen auch Ihr persönliches Leseexemplar
als gebundenes Buch bei Erscheinen oder vorab als E-Book.
6
Véronique Bizot
Die Heimsucher
—
Erzählungen
Aus dem Französischen von
Tobias Scheffel und Claudia Steinitz
288 Seiten
11 × 20,8 cm
Leineneinband mit Schutzumschlag
März 2015
—
€ 22,00 / SFr 31,90
ISBN 978-3-86930-942-2
—
eBook € 15,99 / SFr 23,50
ISBN 978-3-86930-955-2
7
Foto: Marc McCall
»Wir alle tun es, die ganze Familie, wir mustern ihn mit
unbeholfenen verstohlenen Blicken. Jeder Moment, da
wir ihn sehen, ist durchdrungen von dem Bewusstsein,
was mit seinem Leben passiert ist – wer er war, was er
alles hätte werden können.«
—
»Die Liebe zwischen Kindern und Eltern leuchtet uns
irgendwie ein; was Molly McCloskey zu verstehen versucht, ist die flüchtige, überraschende und sich stets neu
gestaltende Liebe zwischen Geschwistern.«
Anne Enright, The Guardian
—
Mit achtzehn hat Michael McCloskey eine glänzende Zukunft
vor sich: Er ist begabt, fleißig, beliebt, ein Top-Sportler, frisch
verliebt. Er hat ein Stipendium für die renommierte Duke-University in der Tasche, wird Basketball spielen und Psychologie
studieren. Doch binnen weniger Jahre bricht Michaels Welt
zusammen. Bei dem vielversprechenden jungen Mann wird
paranoide Schizophrenie diagnostiziert.
Viele Jahre später, nach einigen Turbulenzen in ihrem eigenen
Leben, begibt sich Molly McCloskey auf Spurensuche. Aus
Briefen, Fotografien, Gesprächen mit Freunden und Familienmitgliedern rekonstruiert sie Michaels Geschichte. Sie will verstehen, wer er war und wer er jetzt ist. Und sie will verstehen,
was seine Erkrankung für ihre scheinbar so perfekte Familie
bedeutet hat.
Der Schwester und hochgelobten Schriftstellerin ist eine nüchterne und doch bewegende, zärtliche, zuweilen auch komische
Annäherung gelungen: an den verlorenen Bruder und an eine
noch immer rätselhafte Krankheit, von der jede hundertste
Familie betroffen ist. Eine präzise Erinnerung auf höchstem
literarischen Niveau.
—
Molly McCloskey, 1964 in Philadelphia geboren, lebt in Washington und Dublin. Von 2006 bis 2008 arbeitete sie für die
Vereinten Nationen in Kenia. Im Steidl Verlag sind von ihr der
Roman Wie wir leben (2006), die Novelle Schöne Veränderungen
(2008) und der Erzählband Liebe (2011) erschienen.
—
Die Autorin steht Ende Mai / Anfang Juni 2015 gemeinsam mit ihrem
Übersetzer für Veranstaltungen zur Verfügung. Kontakt: Steidl Verlag,
Claudia Glenewinkel; [email protected]; (0551) 4960650
—
Als E-Book verschenken wir aus Molly McCloskeys Erzählband Liebe die Geschichte »Familienfotos«.
Weitere Informationen zu unserer Geschenkaktion unter steidl.de
Eine Leseprobe aus »Starke Sonne, schwacher Mond« finden Sie ab Seite 41.
Gern schicken wir Ihnen auch Ihr persönliches Leseexemplar
als gebundenes Buch bei Erscheinen oder vorab als E-Book.
8
Molly McCloskey
Starke Sonne, schwacher Mond
Eine wahre Geschichte
—
Aus dem amerikanischen Englisch von
Hans-Christian Oeser
336 Seiten
12,5 × 20,8 cm
Leineneinband mit Schutzumschlag
März 2015
—
€ 24,00 / SFr 34,90
ISBN 978-3-86930-943-9
—
eBook € 16,99 / SFr 24,90
ISBN 978-3-86930-956-9
9
Erstmals in deutscher Übersetzung
—
»Ich bin der isländische Polizeidirektor, der in New
York seinen Pass verloren hatte und nicht mehr wusste, wie er hieß. Da sagte der Richter in New York: Die
Polizeikapelle soll ihm alle Nationalhymnen vorspielen
und sehen, ob er auf eine reagiert.«
—
Eine alte Frau, die ihre Liebe zu Tieren nur in allerlei Kraftausdrücken zu formulieren weiß. Ein rauschendes Fest
würdiger Damen und Herren aus rätselhaftem Anlass. Ein
alter Kassierer, der statt Fischen lieber die Dienstmädchen
seines Nachbarn angelt, während sein Wohnzimmer von einem
merkwürdigen Ungeziefer befallen wird. Seine Ehefrau, die
unterdessen mit dem Omnibus auf dem Weg nach Reykjavík
ist, oder allenfalls mit dem Omnibusfahrer …
In sieben Erzählungen – die noch nie in deutscher Sprache erschienen sind – entführt der Literaturnobelpreisträger Halldór
Laxness seine Leser in die große Welt einer kleinen Insel, wo
das Tragische über das Komische, das Reale über das Surreale
stolpert. Seine höchst skurrilen und doch zutiefst liebenswerten Figuren sind unterwegs auf den denkbar schönsten Reisen,
solchen, die selbst dann noch bildhaft in Erinnerung sind,
wenn man alt und blind in einem Sessel am Fenster sitzt.
—
Foto: Hans Malmberg
Halldór Laxness, geboren in Reykjavík, lebte von 1902 bis
1998. Er hat ein umfangreiches Werk geschaffen, das tief in
der reichen Tradition der isländischen Literatur wurzelt und
gleichzeitig der europäischen Avantgarde angehört. Sechzig
Bücher – Romane, Erzählungen, Dramen, Gedichte, Essays
und Erinnerungen – hat Laxness veröffentlicht, in über vierzig
Sprachen wurde er übersetzt. 1955 erhielt er den Nobelpreis
für Literatur.
—
Als E-Book verschenken wir die Titel-Geschichte »Ein Angelausflug ins Gebirge«.
Weitere Informationen zu unserer Geschenkaktion unter steidl.de
Gern schicken wir Ihnen auch Ihr persönliches Leseexemplar
als gebundenes Buch bei Erscheinen oder vorab als E-Book.
10
Halldór Laxness
Ein Angelausflug ins Gebirge
—
Erzählungen
Aus dem Isländischen und mit einem
Nachwort von Hubert Seelow
96 Seiten
11,5 × 17 cm
Leineneinband
März 2015
—
€ 16,00 / SFr 23,50
ISBN 978-3-86930-944-6
—
eBook € 11,99 / SFr 17,90
ISBN 978-3-86930-957-6
11
Das liebe Geld, der Hering und die Banken: Mit bösem Witz
zeigt Laxness wie man eine ganze Volkswirtschaft ruiniert
—
»Natürlich braucht man immer Geld«, sagte ich.
»Möchtest du, dass ich für dich einen Wechsel indossiere
für ein Haus?«
»Kein sehr großes«, sagte ich. »Vielleicht für ein kleines
Haus.«
»Da wird die Sache schon schwieriger«, sagte
Islandsbersi. »Hier gibt es keine kleinen Summen.
Niemals um wenig bitten, da wird nur gelacht. Besser um
ein Heringsboot ersuchen als um ein Haus. Am besten
eine Fabrik errichten. Fabriken sind zu Zeiten der Krise
beliebt. (...) Es steht in den Zeitungen, daß ich in Djupvik
eine Hosenträgerfabrik besitze – Knopflochfabrik, meine
ich, die gut geht, wenn sie nicht bankrott ist. Alles Gute,
auf Wiedersehen, ich muß mich beeilen.«
Schon war er in der Bank verschwunden.
—
Foto: Jörgen Fosslund
Der Hering ist eine Gabe Gottes. Und Gottes Wege sind unerforschlich. In manchen Jahren kommt der Hering in riesigen
Schwärmen vor die Küsten; dann kann man innerhalb kürzester Zeit reich werden und in den Fischerdörfern herrscht
Goldgräberstimmung. Dann wieder bleibt der Hering plötzlich
aus, und die »Boomtowns« in den Nordwestfjorden werden zu
Geisterstädten. Der Heringsexporteur Bersi Hjalmarsson lässt
sich von dieser Unzuverlässigkeit der göttlichen Vorsehung
nicht beeindrucken. Er lebt auf großem Fuß und verpulvert
das Geld seiner Landsleute mit dilettantischen Geschäften und
waghalsigen Spekulationen. Die riesigen Summen, die eigentlich dem ganzen Volk gehören, kann Bersi nur deshalb verspielen, weil die Mächtigen im Land fast alle genauso dilettantisch
sind wie er.
Halldór Laxness erzählt die Geschichte der isländischen
Heringsfischerei als Schildbürgerstreich. Der kommt Ihnen
irgendwie bekannt vor? Laxness’ ironischer Roman ist reinstes
Lesevergnügen und noch immer von geradezu atemberaubender Aktualität.
—
Halldór Laxness
Die Litanei von den Gottesgaben
—
Roman
Aus dem Isländischen und mit einem
Nachwort von Hubert Seelow
176 Seiten
12 × 20 cm
Leineneinband mit Schutzumschlag
Januar 2015
—
€ 18,00 / SFr 25,90
ISBN 978-3-86930-945-3
—
eBook € 15,99 / SFr 23,50
ISBN 978-3-86930-958-3
12
13
Selbstbilder, märchenhafte Dunkelkammergeschichten,
Liebeserklärungen – das vielstimmige Echo auf ein
bewegtes Leben
—
»Mit der Veröffentlichung von ›Grimms Wörter‹ endete ein siebeneinhalb Jahre andauernder Prozeß, der aus dreimal wechselnder Sicht mich zum Gegenstand hatte: als Jugendlicher,
als Vater und als politisch engagierter Bürger. Während einer
vergleichbar langen Schreibperiode war vor fünfzig Jahren die
›Danziger Trilogie‹ entstanden, und wie ›Die Blechtrommel‹,
›Katz und Maus‹ und ›Hundejahre‹ den Beginn meiner Existenz als Schriftsteller markierten, so fügten sich ›Beim Häuten
der Zwiebel‹, ›Die Box‹ und ›Grimms Wörter‹ zur abschließenden Trilogie, die, wäre es nicht vermessen, unter dem traditionsreichen Titel ›Aus meinem Leben‹ stehen könnte.«
Günter Grass, Sechs Jahrzehnte
—
Günter Grass, geboren 1927 in Danzig, ist Schriftsteller, Bildhauer und Graphiker. 1999 wurde er mit dem Nobelpreis
für Literatur ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm u. a.
Grimms Wörter, der Gedichtband Eintagsfliegen und jüngst die
illustrierte Jubiläums-Ausgabe seines 1963 erstmals publizierten Romans Hundejahre.
—
Foto: Gerhard Steidl
Per Øhrgaard, geboren 1944, war Professor für deutsche Literatur an der Universität Kopenhagen und bis 2013 Professor
für deutsche und europäische Studien an der Copenhagen
Business School. Er übersetzt seit 1978 unter anderem die
Werke von Günter Grass ins Dänische. Ausgezeichnet wurde er
2001 mit dem Henrik-Steffens-Preis und 2003 mit dem Friedrich-Gundolf-Preis.
—
Günter Grass
Trilogie der Erinnerung
Beim Häuten der Zwiebel,
Die Box, Grimms Wörter
—
Mit einem Nachwort von Per Øhrgaard
ca. 1.056 Seiten
15,4 × 23,5 cm
Leineneinband mit Lesebändchen
und Schutzumschlag
Februar 2015
—
€ 39,80 / SFr 53,90
ISBN 978-3-86930-946-0
14
15
L.S.D.
Das neue Programm
Ausgewählt von
Karl Lagerfeld
Charles Dantzig:
Das Meisterwerk
Virginia Woolf:
Brief an einen
jungen Dichter
Andreas Zielcke:
Der letzte Playboy.
Das Leben des
Porfirio Rubirosa
Lagerfeld, Steidl, Druckerei Verlag
16
17
»Ein Meisterwerk ist mehr als die Verwandlung einer
missratenen klassischen Form in einen großen Wurf.
Andernfalls würde es reichen, der Mona Lisa einen
Schnurrbart zu verpassen.«
—
Seit wann bezeichnet dieser mittelalterliche Begriff des Handwerks ein Stück gelungener Literatur? Gibt es Kriterien, die ein
literarisches Meisterwerk zu erfüllen hätte? Oder besser noch,
gibt es gar ein Rezept? Wie sicher und wie dauerhaft ist das
literaturkritische Urteil? Und wer ist der bessere Richter, der
Zeitgenosse oder der Nachgeborene?
Charles Dantzig geht dem Begriff des Meisterwerks auf den
Grund. Er datiert sein erstes Erscheinen und beschreibt, wie
die Vorstellung zum chef d’œuvre über Jahrhunderte hinweg
merkwürdig unverändert auf zwei Grundpfeilern verharrte:
der Mühsal und der Magie. Banal, könnte man meinen, dieses
Erfolgsrezept zum Meisterwerk: Man nehme eine Prise Pein,
eine Prise Pythia …, doch Dantzig ist Gourmet und schmeckt
noch die feinste Zutat heraus.
Dieses Buch geht Werken von Boccaccio bis Beckett von Homer
bis Heine von Petrarca bis Pasolini auf den Grund. Es liefert
eine völlig unerwartete Betrachtung zum Joyce’schen Werk
und sagt ein für alle mal, was von Walt Disneys Aristocats zu
halten ist.
—
Foto: Zazzo
Charles Dantzig, geboren 1961, publiziert seit den 1990er Jahren
Lyrik, Romane und Essays. Er ist Lektor im Verlag Grasset und
lebt in Paris. Bereits 2011 beantwortete er ebenso klug wie unterhaltsam die Frage Wozu lesen? (Steidl)
—
Charles Dantzig
Das Meisterwerk
—
Aus dem Französischen von
Sabine Schwenk
208 Seiten
13,5 × 21 cm
Leineneinband mit eingeklebter
Vignette, Lesebändchen und
Schutzumschlag
März 2015
—
€ 18,00 / SFr 25,90
ISBN 978-3-86930-954-5
18
19
Über das Schreiben: Virginia Woolf erteilt der jungen
Generation klug-ironischen Rat
Jetzt als Neuübersetzung
—
»Ich halte Ihre Idee eines Briefes für höchst brillant –
An einen jungen Dichter? Denn in mir kochen unreife
und schlecht durchdachte und wilde und ärgerliche
Gedanken über Prosa und Lyrik hoch. Also leihen Sie
mir Ihren Namen…, und ich werde alles von mir geben,
was mir über euch Junge und uns Alte einfällt.«
Virginia Woolf am 17. September 1931 an John Lehmann
—
Schreibe nicht nur über dich selbst, sondern erschaffe Charaktere und hole ihre Stimmen hervor! Vermeide Selbstmitleid! Lies die großen Dichter vergangener Zeiten! Verwandle
menschliches Leben in Poesie! Schreibe Tragödien und
Komödien in verdichteter Form! Vor allem aber: Strebe nicht
nach Ruhm und veröffentliche nichts vor dem dreißigsten
Lebensjahr!
Virginia Woolfs Brief an den jungen Dichter John Lehmann
ist eine Gebrauchsanweisung für moderne Poesie. Als erfahrene
Prosaschriftstellerin, die sich vorgeblich über die Dichtkunst
kein wirkliches Urteil erlauben mag, gibt sie dem scheinbar verzweifelten John feinfühligen, ironischen und sehr präzisen Rat.
Dieser erschien erstmals 1932 als achter Band der »Hogarth
Letters« in Woolfs eigenem Verlag. Der vorgebliche Adressat
des Briefs, John Lehmann, war dort Geschäftsführer und hatte
Virginia Woolf um einen Beitrag über moderne Lyrik gebeten.
Aus der vermeintlichen Unterweisung des Dichterfreunds
entwickelt Virginia Woolf eine beeindruckende Poetik.
—
Foto: Estate of Gisèle Freund / IMEC Images
Virginia Woolf lebte von 1882 bis 1941. Sie gehört neben
Gertrude Stein zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der
Moderne und gilt als Ikone der Frauenbewegung. 1915 wurde
ihr erster Roman Die Fahrt hinaus veröffentlicht. Neben ihrer
Tätigkeit als Autorin arbeitete sie als Essayistin und Literaturkritikerin. Nachdem sie 1941 die Arbeit an ihrem letzten Roman
Zwischen den Akten abgeschlossen hatte, wählte sie am 28. März
desselben Jahres den Freitod. Bei Steidl erschienen zuletzt ihr
Essay Beau Brummell, sowie Alexandra Harris’ Biografie über
Virginia Woolf.
—
Virginia Woolf
Brief an einen jungen Dichter
—
Aus dem Englischen von Tanja Handels
32 Seiten
12,5 × 18,5 cm
Broschur mit Fadenknotenheftung
Februar 2015
—
€ 8,00 / SFr 11,90
ISBN 978-3-86930-947-7
20
21
»Ich habe Rubirosa mehrere Male getroffen. Er hatte einen unglaublichen Charme und etwas ging von ihm aus,
das wenige Leute haben. Er war nicht mal sehr hübsch.«
Karl Lagerfeld
—
Porfirio Rubirosa (1909–1965) kann eine Eroberungsliste vorweisen, die ihresgleichen sucht. Verheiratet war er unter anderem mit der Filmschauspielerin Danielle Darrieux, der damals
»schönsten Frau der Welt« – und nachher den beiden reichsten Frauen Amerikas. Selbst dem dominikanischen Diktator
Trujillo schlug er ein Schnippchen, indem er dessen Tochter
verführte. Vor allem aber seine außerehelichen Liebesabenteuer führten ihn in die Betten der attraktivsten und begehrtesten
Frauen seiner Zeit: Zsa Zsa Gabor, Dolores del Rio, Ava Gardner, Joan Crawford, Jayne Mansfield, Evita Perón und viele
andere Schönheiten. Für jeden einzelnen dieser Stars wären
Millionen von Männern bereit gewesen, alles herzugeben: ihr
Vermögen, ihren Verstand. Doch obwohl Rubirosa mit keinen
besonderen irdischen oder intellektuellen Gütern gesegnet
war, flogen gerade ihm die Herzen zu wie keinem.
Bis weit in die Fünfzigerjahre hinein verkörperte er den Prototypen des »Playboys«, der schamlos und lustvoll sein Leben in
Abenteuern, Affären und Seitensprüngen vergeudete. Für ein
bürgerliches Leben war er nicht geschaffen. Auf die Frage eines
Reporters, wann er arbeite, entgegnete er: »Arbeit? Für Arbeit
habe ich keine Zeit!« Ein charmanter Schmarotzer, ein Held
des Hedonismus aus leider längst vergangener Zeit.
—
Foto: privat
Andreas Zielcke, geboren 1943 in Königsberg, arbeitete als
Anwalt und war von 2000 bis 2007 Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, für die er immer noch als Autor tätig ist.
Er lebt in München.
—
Andreas Zielcke
Der letzte Playboy
Das Leben des Porfirio Rubirosa
—
112 Seiten
13,5 × 21 cm
Leineneinband mit einer Vignette von
Karl Lagerfeld und Lesebändchen
Februar 2015
—
€ 16,00 / SFr 23,50
ISBN 978-3-86930-948-4
22
23
Sachbuch
»Egal wie weit du wegläufst. Auschwitz lässt dich und
deine Familie nie mehr los.«
—
»Fernab jeglicher Sensationslust und Effekthascherei ist
Alwin Meyer den Menschen begegnet, hat sie begleitet
und so ihr Vertrauen gewonnen … Manche von ihnen haben noch nie zuvor mit jemandem über ihre Erlebnisse
gesprochen.« Schwäbische Zeitung
—
Kinder in Auschwitz: Das ist der dunkelste Fleck einer dunklen
Geschichte. Sie wurden mit ihren Familien nach Auschwitz
verschleppt oder kamen dort unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt. Nur wenige haben überlebt. Zeit ihres Lebens tragen sie die Spuren des Erlittenen auf dem Körper und in ihren
Seelen. Am Unterarm oder Schenkel eintätowiert, wächst sie
mit, die Häftlingsnummer. Auschwitz ist immer da. Am Tag,
am Abend, in der Nacht: die Trennung von den Eltern und
Geschwistern, die sogenannten »Kinderblocks« im Lager, die
an ihnen vollzogenen Experimente, der ständige Hunger, die
Sehnsucht nach der Familie, einem warmen Federbett, nach
Geborgenheit.
Nach ihrer Befreiung kannten manche weder ihren Namen, ihr
Alter noch ihre Herkunft. Fast alle waren Waisen. Sie trauten
lange Zeit keinem Menschen mehr, mussten mit ihren Kräften
haushalten, waren voller Angst. Wie leben nach Auschwitz?
Geduldig hat Alwin Meyer über Jahrzehnte hinweg die Kinder
von Auschwitz gesucht, einfühlsam mit ihnen gesprochen und
ihr Vertrauen gewonnen. Viele erzählen zum ersten Mal vom
Lagerleben, von einer Kindheit, in der Tod immer präsent und
nie natürlich war.
—
Alwin Meyer 1950 in Cloppenburg geboren, ist seit 1972 in
mehreren Ländern auf Spurensuche nach den Kindern von
Auschwitz. Er hat mehrere Bücher, u. a. zum Thema Rechtsextremismus veröffentlicht. Er wurde 1982 mit dem Preis
»Das politische Buch des Jahres« der Friedrich-Ebert-Stiftung
ausgezeichnet.
—
Die gleichnamige Ausstellung wird in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin
am 22. Januar 2015 eröffnet.
24
Alwin Meyer
Vergiss Deinen Namen nicht
Die Kinder von Auschwitz
—
ca. 592 Seiten
18,5 × 24 cm
vierfarbig mit zahlreichen Fotografien
Leineneinband mit Schutzumschlag
Januar 2015
—
€ 38,80 / SFr 52,50
ISBN 978-3-86930-949-1
25
Bereits angekündigt
»Ich kenne keinen zeitgenössischen Philosophen, der
›Bildung‹, den Grundbegriff jener Epoche von Kant und
Herder bis Hegel und Marx, emphatischer, ja inbrünstiger nach- und ausbuchstabiert hätte als Oskar Negt.«
Jürgen Habermas
—
Foto: Gerhard Steidl
Die Werkausgabe umfasst Oskar Negts Schriften in der
Reihenfolge ihres Erscheinens. Sie beginnt mit der zweiten
verbesserten und ergänzten Auflage von Oskar Negts Dissertationsschrift Konstituierung der Soziologie zur Ordnungswissenschaft
und erstreckt sich über sein umfangreiches Schaffen von den
späten 60er Jahren bis zur jüngst publizierten Streitschrift
Philosophie des aufrechten Gangs. Die Edition enthält außerdem
die Titel, die in gemeinsamer Autorenschaft mit dem Filmemacher, Produzenten und Schriftsteller Alexander Kluge
zwischen 1972 und 1992 entstanden sind, sowie den Titel
Königsberg – Kaliningrad, eine Reise zusammen mit dem Theologen Hans Werner Dannowski auf den Spuren der eigenen
Kindheit und gleichzeitig der großen deutschen Philosophen
Immanuel Kant und Johann Georg Hamann.
Mit dieser Edition sind alle bedeutenden Schriften des großen
Sozialwissenschaftlers und Philosophen Oskar Negt endlich
wieder erhältlich.
—
Auch als Einzelbände und eBooks erhältlich:
1.
Konstituierung der Soziologie zur Ordnungswissenschaft
176 Seiten — € 20,00 / SFr 28,90 — ISBN 978-3-86930-876-0
eBook € 9,99 / SFr 14,00 — ISBN 978-3-86930-856-2
11.
2.
Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen
128 Seiten — € 18,00 / SFr 25,90 — ISBN 978-3-86930-877-7
eBook € 9,99 / SFr 14,00 — ISBN 978-3-86930-857-9
12. Oskar Negt und Hans Werner Dannowski:
Königsberg – Kaliningrad
176 Seiten — € 20,00 / SFr 28,90 — ISBN 978-3-86930-887-6
eBook € 9,99 / SFr 14,00 — ISBN 978-3-86930-867-8
3.
Politik als Protest 240 Seiten — € 24,00 / SFr 34,90 — ISBN 978-3-86930-878-4
eBook € 11,99 / SFr 17,00 — ISBN 978-3-86930-858-6
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Oskar Negt und Alexander Kluge: Öffentlichkeit und Erfahrung
496 Seiten — € 48,00 / SFr 63,90 — ISBN 978-3-86930-879-1
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-859-3
Keine Demokratie ohne Sozialismus
496 Seiten — € 48,00 / SFr 63,90 — ISBN 978-3-86930-880-7
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-860-9
Oskar Negt und Alexander Kluge: Geschichte und Eigensinn
1.232 Seiten — € 78,00 / SFr 105,00 — ISBN 978-3-86930-881-4
eBook € 34,99 / SFr 47,00 — ISBN 978-3-86930-861-6
Modernisierung im Zeichen des Drachen
640 Seiten — € 48,00 / SFr 63,90 — ISBN 978-3-86930-882-1
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-862-3
Oskar Negt und Alexander Kluge: Maßverhältnisse des Politischen
336 Seiten — € 38,00 / SFr 51,50 — ISBN 978-3-86930-883-8
eBook € 16,99 / SFr 24,00 — ISBN 978-3-86930-863-0
Unbotmäßige Zeitgenossen
288 Seiten — € 34,00 / SFr 46,50 — ISBN 978-3-86930-884-5
eBook € 14,99 / SFr 21,00 — ISBN 978-3-86930-864-7
10. Achtundsechzig
416 Seiten — € 44,00 / SFr 58,90 — ISBN 978-3-86930-885-2
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-865-4
Kindheit und Schule in einer Welt der Umbrüche
448 Seiten — € 44,00 / SFr 58,90 — ISBN 978-3-86930-886-9
eBook € 9,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-866-1
13. Arbeit und menschliche Würde
752 Seiten — € 48,00 / SFr 63,90 — ISBN 978-3-86930-888-3
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-868-5
14. Die Faust-Karriere
304 Seiten — € 38,00 / SFr 51,50 — ISBN 978-3-86930-889-0
eBook € 16,99 / SFr 24,00 — ISBN 978-3-86930-869-2
15. Oskar Negt und Alexander Kluge: Suchbegriffe. 26 TV-Dialoge
272 Seiten — € 18,00 / SFr 25,90 — ISBN 978-3-86930-890-6
eBook € 9,99 / SFr 14,00 — ISBN 978-3-86930-870-8
16. Der politische Mensch
592 Seiten — € 48,00 / SFr 63,90 — ISBN 978-3-86930-891-3
eBook € 19,99 / SFr 28,00 — ISBN 978-3-86930-871-5
17. Nur noch Utopien sind realistisch
320 Seiten — € 38,00 / SFr 51,50 — ISBN 978-3-86930-892-0
eBook € 16,99 / SFr 24,00 — ISBN 978-3-86930-872-2
18. Kältestrom — Kant und Marx — Wozu noch Gewerkschaften? —
Gesellschaftsentwurf Europa
352 Seiten — € 38,00 / SFr 51,50 — ISBN 978-3-86930-893-7
eBook € 16,99 / SFr 24,00 — ISBN 978-3-86930-873-9
19. Philosophie des aufrechten Gangs
128 Seiten — € 18,00 / SFr 25,90 — ISBN 978-3-86930-894-4
eBook € 9,99 / SFr 14,00 — ISBN 978-3-86930-874-6
Oskar Negt
Werkausgabe
—
14 × 21,3 cm
19 Bände in Leinen mit Prägung,
Lesebändchen, in einer
Schmuckkassette
März 2015
—
€ 380,00 / SFr 495,00
ISBN 978-3-86930-768-8
26
27
Bereits angekündigt
»Glory, Glory George Tabori.« Volker Ludwig
—
Diese Edition versammelt in zwei Bänden erstmals alle
Dramentexte von George Tabori, entstanden in den Jahren
1952 bis 2007.
Viele der rund vierzig Texte erscheinen hier erstmals in
Buchform, einige wurden zuvor noch nie publiziert. Taboris
Theaterwerk ist nun in seiner ganzen Fülle wieder erhältlich.
Sämtliche Texte wurden auf der Basis oft zahlreicher Fassungen gründlich durchgesehen. Ein Kommentarteil erschließt
Hintergründe und Kontexte.
Band 1 ist bereits zu George Taboris 100. Geburtstag am 24.
Mai 2014 erschienen und umfasst die zwischen 1952 und 1985
entstandenen rund 20 Stücke. Band 2 umfasst die seit 1985
entstandenen Stücke: von der berühmten Hitler-Farce »Mein
Kampf« über »Die Ballade vom Wiener Schnitzel« bis zu den
späten, noch nie in Buchform publizierten Arbeiten für das
Berliner Ensemble wie »Das Erdbeben-Concerto«.
—
George Tabori, geboren 1914 in Budapest, emigrierte 1935 nach London,
lebte nach dem Zweiten Weltkrieg als
Romanautor und Dramatiker in den
USA und kam 1969 in die Bundesrepublik, um sein Theaterstück »Die
Kannibalen« zu inszenieren. Viele
Jahre lang erprobte er einzigartige
Formen von Ensemble-Theater, in den
achtziger Jahren feierte er am Wiener
Burgtheater seine größten Erfolge
als Stückeschreiber und Regisseur.
Tabori, der u. a. den Mülheimer Dramatikerpreis, den Berliner Theaterpreis und den Georg-Büchner-Preis
erhielt, starb 2007 in Berlin.
—
Maria Sommer leitet den Kiepenheuer
Bühnenvertrieb, einen der wichtigsten deutschen Theaterverlage. Sie hat
Taboris Arbeit jahrzehntelang intensiv
begleitet.
Der Lektor und Autor Jan Strümpel hat
Taboris Werk als einer der ersten zum
Gegenstand der Literaturwissenschaft
gemacht.
—
George Tabori
Theater
Band 2
—
Herausgegeben von Maria Sommer
und Jan Strümpel
Aus dem Englischen von Ursula
Grützmacher-Tabori
ca. 800 Seiten
13 × 20,3 cm
Dünndruck, Leineneinband,
Lesebändchen
Mai 2015
—
€ 49,80 / SFr 58,90
ISBN 978-3-86930-834-0
—
eBook € 19,99 / SFr 28,00
ISBN 978-3-86930-850-0
28
Bereits angekündigt
»Diese verdammte Schwarte wird nur als Ganzes
Bedeutung haben.« Gustave Flaubert
—
Bouvard und Pécuchet zum ersten Mal so, wie der Autor es
immer wollte: 2.180 Seiten in vier schönen Bänden.
—
Band 1: Bouvard und Pécuchet. Das Romanfragment.
Revidierte Übersetzung
Zwei kleine Büroangestellte, durch eine Erbschaft unerwartet
zu Geld gekommen, verlassen Paris und ziehen aufs Land.
Keineswegs jedoch, um sich auf ihrem großzügigen Anwesen
zur Ruhe zu setzen! Vielmehr kultivieren sie dort nicht nur versessen ihre Beete, Bäume und Felder, sondern vor allem ihren
Wissensfuror. Nichts ist vor ihrem Forschungsdrang sicher!
Über Bouvard und Pécuchet lacht man viel und lacht man
leise – froh, dass einem selbst kein Flaubert über die Schulter
sieht.
—
Band 2: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit.
Ein Sottisier.
Band 3: Universalenzyklopädie der menschlichen Dummheit.
Transkribierte Handschriften und Kommentare
Wenn ein Schriftsteller mehr als dreißig Jahre lang Texte für
ein literarisches Vorhaben sammelt, um sich als Autor dahinter
zu verstecken, markiert das den Beginn der literarischen Moderne in Europa. Auf 3.500 Manuskriptblättern hat Flaubert
festgehalten, was ihm das zeitgenössische Schriftgut an Plattitüden bot. Band 3 enthält die Handschriften und Kommentare
Flauberts zum Sottisier – in Transkription und in Übersetzung.
—
Band 4: Wörterbuch der gemeinen Phrasen
Dieses Vademekum für den alltäglichen Schwachsinn, diese Gebrauchsanweisung für das hohle Gespräch ist auf erschreckende Weise aktuell geblieben. Flaubert liefert sämtliche Stichwörter samt Redensarten, um beim Small Talk zu brillieren.
»Ausmerzen: Ein Verb, das ausschließlich für Hühneraugen
und Irrlehren bestimmt ist …«
»Zeitung: Ständig dagegen vom Leder ziehen, aber dennoch
alles glauben, was sie schreibt …«
—
Gustave Flaubert
Bouvard und Pécuchet. Der Werkkomplex
—
Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt,
annotiert und mit einem Nachwort versehen
von Hans-Horst Henschen
Band 1: 464 Seiten, Band 2: 1.040 Seiten,
Band 3: 304 Seiten, Band 4: 208 Seiten
13,5 × 21 cm
Vier Leinenbände im Schuber, Lesebändchen,
mit eingeklebten Vignetten
April 2015
—
€ 128,00 / SFr 166,00
ISBN 978-3-86930-668-1
29
Bereits angekündigt
Ein erschütterndes, erschreckendes, auch heute noch
wichtiges Buch – ein Denkmal
—
»Es gibt Leute, die sagen, man muss vergessen können.
Wie kann man seine Kinder und seinen Mann vergessen?
Könnten Sie das?«, fragte Rose Grumelin den Journalisten
Günther Schwarberg im Interview über ihre Kinder Eleonora
und Roman. Beide wurden am 20. April 1945 mit 18 anderen
jüdischen Jungen und Mädchen im Keller einer Hamburger
Schule auf barbarische Weise ermordet. An den Kindern – die
jüngsten fünf, die ältesten zwölf Jahre alt – hatte der KZ-Arzt
Kurt Heißmeyer monatelang pseudowissenschaftliche Experimente durchgeführt, sie mit Tuberkulose infiziert, ihnen die
Lymphdrüsen herausoperiert. Kurz vor Kriegsende bekam
SS-Obersturmbannführer Arnold Strippel per Fernschreiben
den Befehl, »die Abteilung Heißmeyer aufzulösen«, was nicht
weniger hieß, als den Kindsmord einzuleiten und alle Beweise
zu vernichten.
Günther Schwarberg erzählt die traurige Geschichte der Kinder
vom Bullenhuser Damm in einem ebenso sachlichen wie sensiblen Ton. In jahrelanger Arbeit ist er den Spuren der Kinder
nachgegangen, hat Eltern und Geschwister ausfindig gemacht,
die grausame Tat und ihre Hintergründe bis ins Detail rekonstruiert. Zu seiner Recherche gehören auch die juristischen
Nachspiele der Taten im Nachkriegsdeutschland, die bis heute
Fragen aufwerfen.
—
Günther Schwarberg, geboren 1926 in
Vegesack, war ein deutscher Journalist
und Autor. Er arbeitete mehr als 20
Jahre für den stern. Die Recherche und
Aufarbeitung des Kindermords am
Bullenhuser Damm wurde zu Schwarbergs Lebensaufgabe. Dafür erhielt
er, zusammen mit der Rechtsanwältin
Barbara Hüsing, 1988 den AnneFrank-Preis. Günther Schwarberg
starb 2008 in Hamburg.
—
Bereits angekündigt
»Es ist wichtig, dass wir die Europäische Union und die
nationalen Staaten nicht als fertige Existenzen betrachten und nicht als Quelle irgendwelcher Normen oder
Werte, sondern als gewisse Niveaus sozialer Kämpfe um
für uns wichtige Dinge.«
—
Europa steht an einem historischen Wendepunkt. Die Krise ist
vielschichtig geworden und manch einer läutet dem Gesamtprojekt »Europa« schon die Totenglocke.
Was würden Sie vermissen, wenn es Europa nicht mehr gäbe?
Europäerinnen und Europäer aus acht Ländern haben sich in
einem gemeinsamen Projekt diese Frage gestellt.
Frauen und Männer aus der Arbeitswelt, aus Unternehmen
und Gewerkschaften, Wissenschaft und Bildung haben wichtige europäische Fragen vor ihrem jeweiligen persönlichen
und kulturellen Hintergrund ausführlich diskutiert. All diese
Menschen sind Europa, und sie sind sich viel näher und haben
viel mehr gemeinsam, als manche Apologeten des Untergangs
zu wissen scheinen. Diese zwischenmenschlichen Begegnungen und Gespräche machen Europa auf eine ganz andere Weise
erfahrbar als Berichte aus Brüssel. Deshalb umfasst das Buch
alle vier Texte der Autoren in insgesamt sieben Sprachen, die
man nicht alle verstehen muss, aber vergleichen und einander
gegenüberstellen kann.
Die Menschen Europas haben mühsam eine gemeinsame
Kultur- und Sozialgeschichte erworben – Sie haben Europa
längst geschaffen.
—
Tom Kehrbaum, Jahrgang 1971, arbeitet
beim Vorstand der IG Metall in der
Abteilung Gewerkschaftliche Bildungsarbeit.
—
Oskar Negt, Jahrgang 1934, studierte
bei Horkheimer und Adorno und war
von 1970 bis 2002 Professor für Soziologie in Hannover.
—
Adam Ostolski, Jahrgang 1978, ist
Soziologe und Philosoph und Mitglied
der »Politique Critique«.
—
Christine Zeuner, Jahrgang 1959, ist
Professorin für Erziehungswissenschaft an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr
Hamburg.
—
Günther Schwarberg
Der SS-Arzt und die Kinder vom
Bullenhuser Damm
—
160 Seiten
14 × 21,3 cm
Broschur
Mit zahlreichen Abbildungen
Januar 2015
—
€ 18,00 / SFr 25,90
ISBN 978-3-86930-837-1
—
eBook € 13,99 / SFr 15,99
ISBN 978-3-86930-875-3
30
Tom Kehrbaum, Oskar Negt,
Adam Ostolski und Christine Zeuner
Stimmen für Europa
—
Übersetzung:
Balta Halil (Türkisch),
Cătălin Mihăilescu (Rumänisch),
Jūratė Kibirkštytė (Litauisch),
Jim Turner (Englisch),
Stephan Wirtz (Spanisch),
Krzysztof Iwanowski (Polnisch)
Buchgestaltung: Sarah Winter /
Steidl Design
Leineneinband mit Lesebändchen
336 Seiten
15,2 × 21,7 cm
März 2015
—
€ 29,80 / SFr 41,50
ISBN 978-3-86930-759-6
31
»Die Dritte Welt klopft an die Pforten Europas, und sie
kommt herein, auch wenn Europa sie nicht hereinlassen
will.« Umberto Eco
—
Europa altert. Experten sagen, eine Million junger Migranten
pro Jahr sei nötig, um den steigenden Anteil von Rentnern
in Europa zu kompensieren. Während sich der Kontinent am
Mittelmeer gegen Bootsflüchtlinge abschottet, leben in vielen
Ländern der EU Einwanderer schon seit mehreren Generationen ohne ausreichende Integration. Fest steht, ob in Bezug auf
Religion, Sprache, Erziehung, Ausbildung oder Medien: In der
Kultur liegt der Schlüssel für erfolgreiche Integration. Und hier
könnten die Strategien in Europa kaum unterschiedlicher sein.
Während es Anzeichen für eine Harmonisierung der zivilen
und sozio-ökonomischen Integrationspolitik in Europa gibt,
ist die kulturelle Dimension noch immer von den nationalen
Vorstellungen von Integration bestimmt. Welche Strategien
haben sich bewährt? Wo liegen die Potenziale der Kultur, und
welche Konzepte braucht der Kontinent, um Migranten besser
in Mehrheitsgesellschaften zu integrieren? Wie kann Europa
den Widerspruch zwischen einer repressiven Flüchtlings- und
einer rationalen Migrationspolitik auflösen? Und: Wie kann
EUNIC, das europäische Netzwerk nationaler Kulturinstitute,
die Integration von Immigranten fördern?
—
ifa / EUNIC (Hg.)
Kulturreport
EUNIC-Jahrbuch 2014/15
Europa: Festung oder Sehnsuchtsort
Kultur und Migration
—
Herausgegeben vom ifa (Institut für
Auslandsbeziehungen) gemeinsam
mit dem europäischen Netzwerk
nationaler Kulturinstitute (EUNIC) und
der Europäischen Kulturstiftung (ECF)
Amsterdam
Konzeption/Redaktion:
William Billows, Sebastian Körber
200 Seiten
16,7 × 24 cm
Broschur
Februar 2015
—
€ 20,00 / SFr 24,00
ISBN 978-3-86930-953-8
32
»Sich der ganzen Bandbreite der Berichterstattung und
der öffentlichen Debatten zu stellen, von den unkritisch
proeuropäischen bis hin zu den fanatisch antieuropäischen, ist die unumgängliche Reifeprüfung für die
Demokratie auf europäischer Ebene.«
Asimina Michailidou
—
Europa steckt seit Jahren in einer tiefen wirtschaftlichen und
politischen Krise, die Popularität der Europäischen Union und
das Vertrauen in sie erreichen Tiefststände. Vielerorts auf dem
Kontinent feiern europaskeptische Parteien Erfolge, in den
Medien dominieren negative Krisenberichte und nationale
Blickwinkel, und die Beteiligung bei Europawahlen stagniert
auf bescheidenem Niveau.
Warum wird die Europäische Union von vielen Bürgern so
gering geschätzt und von den Medien vernachlässigt? Wie hat
sich die Medienberichterstattung über die Europäische Union
im Laufe der Zeit entwickelt? Wo liegen Hindernisse für europäische Demokratie, Öffentlichkeit und Bürgerbeteiligung?
Können sie überwunden werden? Welche Rolle und Verantwortung haben dabei Politik, Medien und Bürger?
Der dritte Band der Reihe MedienKulturen geht diesen Fragen
in Essays, Analysen, Länderfallstudien und Diskussionen auf
den Grund.
—
Peter Limbourg und Ronald Grätz (Hg.)
Geschlossene Gesellschaften?
Beteiligungsprozesse, Medien und
Öffentlichkeiten in Europa
—
Band 3 der Reihe MedienKulturen
Redaktion: Adelheid Feilcke, Markus
Kenk, Odila Triebel
Mit Texten von David Charter, Asimina
Michailidou, Stephen Coleman,
Cristina Marconi, Ulrike Guérot u. a.
200 Seiten
16 × 24 cm
16 Seiten mit Abbildungen in Farbe
Broschur
März 2015
—
€ 22,00 / SFr 26,60
ISBN 978-3-86930-952-1
33
»In dieser Zeitung ist mein ganzes Leben.« Robert Frank
—
Robert Frank gilt als Erfinder der Street Photography. Viele seiner Bilder wurden aus der Hüfte geschossen, aus dem fahrenden Auto, mitten in einer Bar oder auch versteckt im Park. »Ich
musste einfach sehr schnell sein, wenn ich Leute fotografiert
habe«, sagt er selbst über die Art, wie Mitte der Fünfzigerjahre
die Bilder seiner Rundreise durch Amerika entstanden. Sehr
schnell geht es auch bei der Zeitung zu: am Nachmittag wird
geschrieben, nachts gedruckt, morgens liegt sie im Briefkasten.
Die Pilotausstellung, die mit dieser Publikation einhergeht,
wagt ein einzigartiges Experiment: Zum ersten Mal werden
Franks Fotografien nicht als millionenschwer versicherte
Gelatin Silver Prints, sondern gedruckt auf Zeitungspapier
gezeigt – demselben, aus dem die Süddeutsche Zeitung Tag
für Tag hergestellt wird. Dafür druckt Gerhard Steidl das
Gesamtwerk von Robert Frank per Acryl-Inkjetdruck auf bis
zu vier Meter lange Zeitungspapierbahnen und klebt diese
direkt an die Wände. Neben den Fotografien spielt die Präsentation von Franks Filmen und Büchern aus seiner nunmehr
sieben Jahrzehnte währenden Schaffenszeit eine maßgebliche
Rolle. Als Frank selbst in seinem Haus im kanadischen Mabou
erstmals von dieser Ausstellungsidee hörte, sagte er: »Cheap,
quick, and dirty, that’s how I like it!«.
Begleitend erscheint diese Publikation als Sonderausgabe der
Süddeutschen Zeitung – in Originalformat und -drucktechnik – mit zahlreichen Abbildungen, Reprints, Posterdoppelseiten, Briefen, Essays über und Interviews mit Robert Frank.
—
Robert Frank, geboren 1924 in Zürich, ging 1947 in die Vereinigten Staaten. 1958 erschien sein Buch The Americans, ein
bahnbrechendes Werk, das aus ganz neuer Perspektive auf die
Amerikaner blickte und die Ästhetik des Fotobuchs revolutionierte. Weitere seiner Bücher sind Black White and Things und
The Lines of My Hand. Zu seinen wichtigsten Filmen zählen
Pull My Daisy und Cocksucker Blues. Franks Arbeiten werden
weltweit ausgestellt. Robert Frank lebt in New York und im
kanadischen Nova Scotia.
—
Ausstellungen:
22. November bis 21. Dezember 2014 im Foyer der Akademie der Bildenden Künste München
Ab 24. April 2015 im Museum Folkwang, Essen
Ab August 2015 in New York
Zahlreiche weitere Ausstellungen im In- und Ausland sind in Vorbereitung.
Aktuelle Termine finden Sie unter steidl.de.
34
Robert Frank
Books and Films, 1947–2014
—
Herausgegeben von Alex Rühle
Eine Kooperation des Süddeutschen
Verlags mit dem Steidl Verlag
Texte von Philip Brookman, Robert
Frank, Sarah Greenough, Alex Rühle
und Gerhard Steidl
Gestaltung: Stefan Dimitrov und
Christian Tönsmann
Konzept: Alex Rühle, Robert Frank
und Gerhard Steidl
64 Seiten
40 × 56 cm (offen)
Mit zahlreichen Abbildungen
in Farbe und schwarzweiss
Rotationsdruck auf Zeitungspapier
Lieferbar
—
Einzelpreis € 2,60
VE (10 Exemplare):
€ 26,00 / SFr 36,90
ISBN 978-3-86930-938-5
35
»Immer und überall irgendwie gut!« Juergen Teller
—
Für einen Fußballfanatiker wie Juergen Teller hätte der vergangene Sommer nicht besser laufen können: Die deutsche
Fußball-Nationalmannschaft – nicht erst seit Nackig auf dem
Fußballplatz (Steidl 2004) Ehrengast seiner Arbeit – gewann
den Weltmeistertitel in Brasilien. Teller litt und fieberte mit
und natürlich feierte er den Titelgewinn gebührend.
Tagebuchartig wirft Siegerflieger Schlaglichter auf Tellers
teutonischen Sommer: hier einige ruhige Stunden bei Nürnberger Rostbratwürsten und einer Partie Schach mit der
Familie in Bubenreuth, dort ein bisschen Exzess mit seinen
Studenten von der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg.
Doch vorherrschend ist bei Teller und seinem Sohn Ed, dem
heimlichen Star dieser Serie, das absolute Fußballfieber! Ob
bei der Finalübertragung beim Portugiesen in London oder
beim Empfang der Nationalmannschaft am Brandenburger
Tor – Juergen Teller zelebriert den Titel und transportiert
sein emotionales Hoch in jedem Bild. Ihm bleibt von diesem
deutschen Sommer ein Weltmeistertattoo auf dem Oberarm,
allen anderen immerhin dieses ausschweifende, testosterongeschwängerte Buch Siegerflieger.
—
Juergen Teller, geboren 1964 in Erlangen, studierte an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München. Seine
Arbeiten erschienen in Magazinen wie W Magazine, i-D und
Purple und waren Gegenstand zahlreicher Ausstellungen, etwa
in The Photographers’ Gallery in London, der Kunsthalle Wien
und der Fondation Cartier in Paris. 2003 erhielt Teller den renommierten Citibank Photography Prize. Bei Steidl erschienen
u.a. Marc Jacobs Advertising 1998–2009 (2009), The Master I–III
(2011), Bilder und Texte (2012), The Keys to the House (2012), Woo!
(2014) und I just arrived in Paris (2014).
—
Juergen Teller
Siegerflieger
—
Buchgestaltung: Juergen Teller
und Peter Miles
336 Seiten
328 farbige Abbildungen
26,5 × 21 cm
Vierfarbdruck
Broschur
Januar 2015
—
€ 30,00 / SFr 41,90
ISBN 978-3-86930-950-7
36
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»Ganz nah dran zu sein an einer Person verleiht dem
Porträt nach meinem Empfinden erst den Ausdruck,
nach dem ich suche.« Romney Müller-Westernhagen
—
In ihrer Einzelausstellung »Beyond Faces« in der Galerie
Camera Work in Berlin 2012 zeigte Romney Müller-Westernhagen erstmals einen Großteil ihrer eindringlichen Porträtaufnahmen von Kollegen, Freunden und Menschen, denen sie
auf ihren zahlreichen Reisen begegnete. In den mehrheitlich
ungewohnt nahen Aufnahmen blickt die Fotografin in der Tat
»hinter das Gesicht« ihres jeweiligen Gegenübers, wobei die
Augen stark in den Fokus rücken. Alle geben mehr als gewöhnlich von sich preis, scheinen vor ihrer Kamera die Maske
förmlich abzulegen und in einen direkten Kontakt mit dem
Betrachter zu treten. Dabei verlässt sich Müller-Westernhagen
ganz auf die Beziehung, die sie zu ihren Modellen aufbauen
kann, auf natürliches Licht, eine familiäre Atmosphäre (oft das
private Umfeld der Künstlerin) und den gänzlichen Verzicht
auf Make-up und unnötiges Beiwerk.
Mit diesem Band erscheint eine neue Auswahl mit Fotografien
aus den Jahren 2010 bis 2013, darunter Persönlichkeiten wie
Frank-Walter Steinmeier, Iris Berben, Boris Becker, Wladimir
Klitschko, Andrea Sawatzki und Jonathan Meese.
—
Romney Müller-Westernhagen wurde in New York geboren und
begann ihre Karriere als Modeillustratorin und Grafikerin
in Mailand. Als eines der ersten afroamerikanischen Models
auf den europäischen Laufstegen machte sie sich bald einen
Namen und begann, ihre Erfahrungen und Reisen fotografisch
festzuhalten. Während der letzten 25 Jahre reiste sie an der
Seite ihres Mannes Marius durch die Welt und fotografierte auf
und hinter der Bühne sowie unterwegs, wobei sie sich immer
intensiver mit der Porträtfotografie beschäftigte. MüllerWesternhagens Bilder erschienen unter anderem in GQ, Der
Spiegel und Rolling Stone sowie auf verschiedenen Albumcovern.
—
Romney Müller-Westernhagen
Porträts
—
Text von Romney MüllerWesternhagen
Buchgestaltung: Romney MüllerWesternhagen und Sarah Winter /
Steidl Design
146 Seiten
23 × 30 cm
194 Fotografien
Tritone und Vierfarbdruck
Leineneinband mit eingeklebter
Vignette
März 2015
—
€ 38,00 / SFr 51,50
ISBN 978-3-86930-951-4
38
39
»Das Plakat war für Kippenberger nicht nur Werbung
für seine Auftritte, bot nicht nur einen Kommentar oder
eine veränderte Sicht auf sein eigenes Werk, es war auch
der Versuch, ein Publikum anzusprechen, welches der
Museums- oder Galeriebetrieb allein nie hätte erreichen
können.« René Grohnert
—
Martin Kippenberger, der nach seinem exzessiven Leben mit
nur 44 Jahren verstarb, gilt als einer der wichtigsten Künstler
seiner Generation. Kippenberger war Maler, Schriftsteller,
Musiker und vieles mehr. Ein Enfant terrible in der Kunstwelt
der 1980er Jahre.
Die von Kippenberger überwiegend für seine eigenen Arbeiten
und Ausstellungen geschaffenen Plakate zeigen eine zentrale
Seite seines multimedialen Schaffens. In der Schau »Du
kommst auch noch in Mode« – Plakate von Martin Kippenberger offenbart sich auf ganz eigenständige Weise der für
Kippenberger charakteristische, häufig ins Absurde getriebene
Humor und die ihm eigene Ironie.
Das Museum Folkwang erwarb 2013 mit Unterstützung der
Eugen-und-Agnes-von-Waldthausen-Platzhoff-Museums-Stiftung ein umfangreiches Konvolut von Martin Kippenbergers
Plakaten. Die Neuerwerbung umfasst 107 seiner insgesamt 178
geschaffenen Plakate, zusammengefasst in drei Mappenwerken: Gute Rückentwicklung kennt keine Ausreden, Mut zum
Druck und O. T. Maniac, zudem zahlreiche Einzelplakate.
Durch dieses Konvolut werden die wenigen Kippenberger-Plakate, die sich bereits in der Sammlung des Deutschen Plakat
Museums befanden, hervorragend ergänzt.
—
Ausstellung vom 18. Oktober 2014 bis 18. Januar 2015 im Museum Folkwang, Essen.
40
Museum Folkwang (Hg.)
»Du kommst auch noch in Mode«
Plakate von Martin Kippenberger
—
Konzeption: René Grohnert
Mit Essays von René Grohnert
und Marcel Schumacher
Buchgestaltung: Bernard Fischer /
Steidl Design
128 Seiten
20,5 × 26,5 cm
108 Abbildungen
Vierfarbdruck
Broschur
Lieferbar
—
€ 20,00 / SFr 28,90
ISBN 978-3-86930-923-1
41
Leseproben
Molly McCloskey:
Starke Sonne,
schwacher Mond.
Eine wahre
Geschichte
Véronique Bizot:
»Die Gärtner«
aus: Die Heimsucher
42
Starke Sonne, schwacher Mond
Die beiden Wochen vor dem Mittagessen bei Shari’s hatte ich im
Haus meiner Mutter in Ocean City, New Jersey, verbracht, einem
Haus, das sie und Howard soeben verkauft hatten und aus dem sie
bald ausziehen würden. Sie hatte mir mehrere Mappen mit Briefen
gegeben, die über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten verfasst
worden waren, Briefe, von deren Existenz ich seit langem gewusst
und in die ich hin und wieder einen Blick geworfen, die ich bis dahin aber noch nie in ihrer Gesamtheit durchgelesen hatte.
Da ich an Mike vor seiner Erkrankung keine klaren Erinnerungen
hatte – er war das älteste, ich das jüngste von sechs Geschwistern –
und da die Person, deren Leben die Briefe bis ins kleinste Detail
schilderten, so wenig Ähnlichkeit mit dem Menschen aufwies, den
ich kannte, traf mich bei der Lektüre eine Empfindung, die ich lange schon undeutlich verspürt hatte, mit viel größerer Wucht: dass
es in der Familie einen anderen Sohn gegeben hatte und dieser
mit etwa dreiundzwanzig Jahren gestorben war. Damals war ich
erst neun. Nicht lange danach (so meine Version) war jener andere Mann bei uns aufgetaucht wie ein Sohn, den meine Eltern bei
seiner Geburt zur Adoption freigegeben hatten und von dem sie
schließlich aufgespürt worden waren.
Im Lauf der nächsten Jahre enthüllte sich vor meinen Augen
etwas Bemerkenswertes: eine Psychose. Und doch – trotz all ihrer
Fremdartigkeit und ihrer unbestreitbar emotionalen Bedeutung
(also den Faktoren, die Gedächtnisbildung allererst ermöglichen)
kann ich die Erinnerungen, die ich aus jenen Jahren an Mike habe,
an einer Hand abzählen.
Da war der Abend von Tims siebzehntem Geburtstag, als wir von
der Pizzeria nach Hause kamen und Mike plötzlich unruhig wurde
und im Garten manisch im Kreis herumrannte. Da war das eine Mal,
als Mike in seinem dunkel raunenden, guruähnlichen Tonfall zu
meiner Freundin Becky sagte: »Du bist das aufgeschossenste Mädchen der Welt.« Wir wiederholten den Satz bis ins Aschgraue und
mussten jedes Mal loskichern. Da war der Tag, als ich wimmernd
im Badezimmer stand und er mich anbrüllte, stillzuhalten, während
er eine Zecke aus meiner Kopfhaut entfernte. Und die Male während unseres ersten Sommers in Oregon, als er mich zu einem im
Pseudo-Tudor-Stil erbauten Haus am Seeufer mitnahm, wo er als
Gärtner arbeitete.
Ich entsinne mich, wie ich im Wohnzimmer saß und ihn in
Wollmütze und grobem blauem Pullover aus seinem Zimmer kom-
43
Molly McCloskey men und ins Bad schlurfen sah. Ich entsinne mich, dass die Luft im
Haus sich anders anfühlte, wenn er sich darin aufhielt, selbst wenn
er sich in seinem Zimmer vergrub. Und ich entsinne mich an einen Besuch in einer psychiatrischen Klinik. Aber das Tableau, auf
das diese Erinnerung hinausläuft, ist das seltsame, eher unwahrscheinliche Standbild unserer kleinen Gruppe in einem weißen
Korridor, von hinten gesehen, in einem Moment des Zögerns. Wir,
die vier Familienangehörigen (Tim, meine Eltern und ich), sind wie
Menschen in einem Film, die verfolgt werden und sich entscheiden
müssen, ob sie nach rechts oder nach links fliehen sollen. Unsere
Körperhaltung ist sonderbar, als hätte jemand außerhalb des Bildes
soeben Keine Bewegung! gerufen. An Mike, an das Zimmer, zu dem
wir gingen, oder an das, was dann geschah, kann ich mich nicht
erinnern. Von seinen zahlreichen Klinikaufenthalten ist mir nur
dieses schiefe und gehaltlose Bild geblieben.
Das ist auch schon alles. Keine Erinnerung an die Gin
Rummy- oder Halma-Partien, die wir miteinander spielten, keine
Erinnerung an die Tagesausflüge der Familie an die Küste, an die
Abendessen im Haus in der Fourth Street oder an die H-O-R-S-EBasketballspiele in der Auffahrt, von denen ich in seinen Briefe
lese, die ich aber nicht vor Augen habe. Lediglich diese wenigen
Schnappschüsse und die flüchtige Erinnerung daran, ihn einmal in
unserem kleinen Stadtzentrum gesichtet zu haben und um die Ecke
gebogen zu sein, um ihm nicht begegnen zu müssen. Dieses Bild
aus meinem Gedächtnis könnte jedoch ebenso gut reine Erfindung
sein – der übereifrige Versuch, Jahre der Schuld auf einen einzigen
Augenblick zu konzentrieren.
1982, als ich siebzehn war, verließ ich Oregon und verbrachte die nächsten vier Jahre dreitausend Meilen weit weg auf dem
College in Philadelphia. Als ich 1986 nach Oregon zurückkehrte,
wohnte ich nur zwanzig Busminuten von Mike entfernt, der zu diesem Zeitpunkt in einer betreuten Wohngruppe untergebracht war.
Inzwischen war meine Mutter selbst nach Philadelphia gezogen.
Zwei, drei Mal im Jahr kam sie nach Oregon, und wenn sie mit
Mike zu Mittag aß, begleitete ich sie manchmal. Aber nie versuchte
ich, mich allein mit ihm zu treffen. Ich glaube nicht, dass es mir
auch nur in den Sinn kam. Und dann, 1989, kehrte ich den USA den
Rücken und kam lange Zeit nicht wieder zurück. Zwischen meinen Besuchen in Oregon konnten zwei oder drei Jahre vergehen,
zwei oder drei Jahre, in denen ich Mike weder sah noch sprach.
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Starke Sonne, schwacher Mond
Manchmal vergaß ich ihn einfach und musste mich darauf besinnen, dass wir eigentlich zu sechst waren.
In jener Zeit, in all den Jahren bis zum Sommer 2005, bis zu unserer seltsamen ausgedehnten Umarmung im Eingang von Shari’s,
stieg zuweilen ein Bild in mir auf: Ich stellte mir Mike als ein
Stück Materie – Erde oder Eis – vor, das von einer größeren Masse
abgebrochen war und nun leise, traurig davontrieb. Während er so
davontrieb, wurde er immer kleiner, und ich hatte das Gefühl, dass
er so lange davontreiben und schrumpfen würde, bis er nicht länger vorhanden wäre. Was dieses Bild hervorrief, war ein gewisser
Egotismus meinerseits, denn ich schien anzunehmen, dass er, da
er aus meinem Leben verschwand, ganz und gar verschwand.
Was mir an jenem Nachmittag bei Shari’s auffiel, war nicht allein
der Kontrast zwischen dem Menschen, der mir am Tisch gegenübersaß, und der Person, die in den Briefen beschrieben wird, die
ich gerade gelesen hatte, sondern auch der Umstand, dass Mike,
fünfundfünfzig Jahre alt, noch immer so überaus präsent war. Ich
sah ihn an und fühlte mich beschämt, kam mir klein vor und war
fasziniert.
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»McCloskey schreibt auf eine wunderbar unaufdringliche Art, die den Leser so in Bann schlägt, dass er nicht
aufhören kann zu lesen.« Bookmunch
—
»Großartig, stellenweise herzzerreißend.« The Irish Times
—
»Ihre Prosa ist zärtlich, mitunter traumgleich und doch
von wahrhaftiger Strenge.« Sunday Times
—
»Niederschmetternd und wunderschön geschrieben.«
Dazed & Confused
—
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Véronique Bizot Die Gärtner —
Wenn die Gärtner dann weg sind, werde ich allein im Haus bleiben.
Oder ich setze mich ganz hinten in den Park, ans Bassin, stumm wie
die Karpfen. Karpfen wie Gärtner sind nicht aus eigenem Antrieb
gekommen, sie wurden bestellt, alles hier ist bestellt, wie auch dieses Beet, hinter dem ich die gebeugten Gärtner sehe. Diese Gärtner
stören mich. Ich rechne damit, dass sie Blumen pflanzen, die ich
verabscheue, dieser Garten war perfekt, wie er immer gewesen ist,
früher. Ich hasse dieses Wühlen in der Erde, wie der Garten in
Unruhe gerät, diese ganze Unruhe. Die Gärtner tun erbarmungslos
ihre Arbeit, sie ließen sich nicht wegschicken, sie würden gewalttätig, wir wissen, was wir zu tun haben, würden sie mir sagen und ihre
Spaten, ihre Forken und ihr ganzes Mordwerkzeug schwenken. Ein
paar Hiebe mit den Hacken in den Nacken, und sie müssten mich
nur noch vergraben, an Stellen fehlte es ihnen nicht, auch nicht an
Gartenerde, danach würden sie säen, ein paar Quadratmeter ganz
dicht mit ihren Blumen, wer würde vermuten, das ich darunter liege, verscharrt unter dieser wunderbaren Rabatte? Die meisten Gärten sind voll mit Leichen, keine Frage.
Es gab eine Zeit, da schritt ich über Beton, da hatten meine
Hände nur mit Metall Kontakt, da stammte alles, was mit meinem
Körper in Berührung kam, aus Fabriken, gab es immer einen Knopf
zu drücken, eine Richtung einzuschlagen, mir scheint, man wusste
immer wohin gehen, was mit sich anfangen. Solche Orte existieren immer noch, sie vermehren sich sogar, das weiß ich wohl, besonders in Südamerika, da kennen sie nichts, die Südamerikaner.
Aber hier will man Gärten. Mehr als alles andere will man Gärten,
Ziergärten nennt man sie, wo Gärten doch nichts anderes sind als
Fallen. Wir stürzen uns auf Gärten wie in die Höhle des Löwen, und
wenn wir unseren Irrtum bemerken, sind wir den Gärtnern schon
ausgeliefert.
Früher sah ich riesige Schiffe in Häfen einfahren, Frachter sich
langsam ihren Weg durch den Beton der Reede bahnen. Dort sorgte sich auch niemand um einen Garten. Blumen wuchsen unkontrolliert, nach Belieben, niemand kümmerte sich um sie. Es gab Kisten zu entladen, Winden zu bedienen, niemand war glücklich oder
unglücklich.
Wenn die Gärtner dann ihr Massaker beendet haben, werde ich
die Betonierer kommen lassen, mit Betonierern kann man sich verständigen, gießen Sie mir das alles in Beton, werde ich ihnen sagen,
46
Die Heimsucher
ich will Beton bis zum Waldrand, eine ordentlich dicke Platte, nicht
die kleinste Blume, keinen Grashalm mehr sehen.
Morgens ist das Haus angenehm kühl, das muss man ihm lassen, ich fühle die Kühle oben auf der Treppe, die Gärtner, in ihren Lieferwagen gezwängt, sind noch nicht eingetroffen, zu wievielt passen sie da rein? Als ich die Treppe – eine breite Treppe mit
Bronzehandlauf – hinuntergehe, ist alles noch intakt und schwebend, auf dem Treppenabsatz halte ich inne, meine Hand streift
den Handlauf, ich fasse etwas ins Auge, nichts Genaues, dann legt
sich alles, erstarrt alles, und es bleibt nichts anderes übrig als hinunterzugehen, die Fensterläden zu öffnen und das Unheil zu betrachten.
Jahrelang weit weg von hier und eines Tages eine Art Ruhe, ganz
plötzlich, eine Gleichgültigkeit, und nichts kam, die Leere zu füllen.
Also bin ich zurückgekommen, und Alice war da, etwas kräftiger, die
mich nicht mehr erwartete. Sie erwartete Landschaftsarchitekten,
dieser Garten verkommt immer mehr zum Urwald, hat sie verkündet, man sieht überhaupt nicht mehr durch, höchste Zeit, sich darum zu kümmern, alles ist vorgesehen, die Landschaftsarchitekten
werden jeden Tag eintreffen. So weit ich gesehen habe, erscheinen die Landschaftsarchitekten eines schönen Morgens in einem
Coupé Cabrio, mit angewiderten Mienen und Zahnpasta in den
Mundwinkeln, durchmessen das Gelände im Laufschritt, fuchteln mit den Armen, während ihnen lateinische Wörter aus den
Mündern quellen und alle möglichen kleine spitze Etiketten aus
den Taschen, die sie hier und da wie zufällig einpflanzen, wonach
sie sich wieder in ihr Cabrio setzen, mit dröhnendem Motor verschwinden, und man nur noch auf den Lieferwagen der Gärtner zu
warten braucht.
Die Gärtner sind inzwischen da, und Alice ist weg. Jetzt bin ich
dran mit reisen, hat sie gesagt, erwarte mich nicht so bald, nicht
vor Monaten oder Jahren, es kann sogar sein, dass ich gar nicht
wiederkomme, vergiss nicht, beim neuen Friedhof vorbeizugehen,
und vor allem kümmere dich gut um die Gärtner, achte darauf, dass
es ihnen an nichts fehlt, biete ihnen zu trinken an, kümmere dich
nur darum, ihnen zu trinken anzubieten, ansonsten wissen sie, was
sie zu tun haben, misch dich da nicht ein, bring sie nicht mit deinen
Geschichten durcheinander.
Ich spreche die Gärtner nicht an. Wenn sie durstig sind, haben sie Pech, ich werde doch wohl nicht mit einem Tablett voll
47
Vertreter
Véronique Bizot Erfrischungen zu ihnen gehen, während sie mit ihren Hacken alles zerstören, sollen sie doch am Wasserhahn trinken. Ich mag das
Geräusch des Wassers und die Bewegung der Rasensprenger ganz
gern; vor dem Nachhausegehen drehen die Gärtner die Sprenger
natürlich ab, ich warte, bis ihr Lieferwagen durchs Tor gefahren
ist, gehe raus, um die Hähne wieder aufzudrehen, und bleibe einen
Gutteil der Nacht dort, auf dem warmen Stein der Vortreppe sitzen,
die Sprenger zirpen wie Grillen, ich setze den Garten unter Wasser.
Am nächsten Morgen sehe ich die Gärtner, die herumwaten und
sich am Kopf kratzen, sich gegenseitig beschuldigen, die Sprenger
angelassen zu haben. Es gibt keinerlei Harmonie zwischen ihnen, das sind Rohlinge, bewaffnete Rohlinge, Forken, Spaten und
Hacken wie im Mittelalter. Als ich Jacques anrufe, erfahre ich, dass
er Witwer ist, zurückgezogen auf dem Lande, endgültig Gefangener
des Gartens, den seine Frau Nicole auch wollte, zum Schluss. Dabei
erinnere ich mich, dass sie in einem Hochhaus wohnte, ihre Tage
in Cafés, Metros, Aufzügen verbrachte und auf die Stadt schwor.
Aber dann wurde sie älter, ihre Lider begannen zu flattern, und sie
wollte einen Garten. Jacques erzähle ich vom Garten, von Alice,
von den Gärtnern. Alter Freund, sagt er. Und wir legen auf.
Etwas nimmt Gestalt an, dort, zur Linken. Eine Art Hügel in
der Mitte des Wegs, um den sich die Gärtner zu schaffen machen,
alle auf Knien in der Erde. In kaum einer Stunde sehe ich, wie sich
dort etwas erhebt, was aussieht wie ein Kreisverkehr, einer dieser
Kreisel, die neuerdings am Rand jeder Gemeinde aufblühen, wie
ich bei meiner Rückkehr feststellen konnte. Die Gärtner treten mit
zufriedenen Mienen zurück. Ich höre sie lachen. In der Nacht ruft
Alice an, von einem Bahnhof oder Flughafen aus, das Leben, schreit
sie, das Leben, dann werden wir unterbrochen (…)
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