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Kinder spielen in der ehemaligen
Kneipe
Erstellt 15.01.2015
Claus Valder hat die ehemalige Gaststätte ohne Zögern für die Kita-Mäusegruppe geöffnet und freut sich über
das Leben im Haus .Foto: Fratz
Die Decke in der Kita St. Martinus in Elsdorf war vom Einsturz bedroht. Deshalb kam die Mäusegruppe kurzfristig
bei Familie Valder unter. Die etwa 20 Kinder zogen in einen Raum der ehemaligen Gaststätte MeuserMaaßen. Von Dietmar Fratz
Elsdorf-Niederembt.
Der Schreck in der Morgenstunde war groß, als Sylke Herpers am 10. Dezember als
erste den Raum der Mäusegruppe betrat. Auf dem Fußboden lag ein kleiner
Sandhaufen und eine Platte der abgehängten Decke hing in bedrohlicher Schieflage.
Während der Weihnachtspause erhielt die Leiterin der katholischen St.-MartinusKindertagesstätte einen Anruf von der Stadt, dass der Mäuse-Gruppenraum vorläufig
nicht mehr benutzt werden dürfe.
„Passiert war zum Glück niemandem etwas, weil das Gebäude nachts leer ist“, zeigt
sich die Einrichtungsleiterin erleichtert. Die Stadt als Besitzerin der alten Schule an
der Kirchstraße, in der die Kita untergebracht ist, hatte zunächst umgehend den
Sand, laut Herpers etwa ein Putzeimer voll, entfernt. Ein Gutachter hatte sich noch
am gleichen tag die Decke angeschaut und sein Urteil am 29. Dezember die
Sperrung des Raumes ausgelöst. Der komplette Altbau mit Gruppen-, Nebenraum
und Büro ist seitdem unbenutzbar.
Zusammen mit Kirche, Stadt, Eltern und Einwohnern wurde nach einem
Ausweichquartier gesucht, nach ersten Prognosen für rund vier Monate. „Alle haben
toll geholfen“, freut sich Herpers. Nach den Weihnachtsferien blieb die Einrichtung
bis auf eine Notgruppe für zwei Tage geschlossen, danach fanden die 20
Mäusekinder für drei Tage Unterkunft im Pfarrheim, das aber später anderweitig
belegt war.
Angeboten wurden dem Träger dank intensiver Unterstützung des PfarrheimTrägervereins unter anderem Räume in Neu-Etzweiler und Oberembt, was aber
wegen der Entfernung nicht günstig erschien.
Die abgehängte Decke im Altbau der Alten Schule drohte wegen der Last durch
marode und rieselnde Lehm-Stroh-Gefache abzustürzen.
Schließlich wurde Claus Valder gefragt, ob er einen Raum zur Verfügung stellen
könne. Der überlegte nicht lange, hielt Rücksprache mit seiner Frau und machte sich
an die Arbeit. Schließlich gibt es in der ehemaligen Gaststätte Meuser-Maaßen an
der Hochstraße keine Heizung mehr. Die wurde kurzerhand installiert, der noch fast
vollständig erhaltene Gastraum aufgeräumt und von der Stadt die Lampen mit
helleren Leuchtmitteln ausgestattet.
Valder hat die ehemalige Gaststätte, die seit sechs Jahren leer steht, vor drei Jahren
erworben, wohnt im Nebenhaus und betreibt im ehemaligen Sälchen seine Elektround Bürokommunikationsfirma, die ihren Sitz vorher seit 1992 auf dem Elterlichen
Bauernhof in der Mittelstraße hatte. „Es ist ein wenig lauter als sonst, aber es ist gut,
dass der Raum mal wieder genutzt wird“, freut sich Valder über die neuen
Untermieter. „Man muss sich ein wenig arrangieren. Die Kinder können so lange
bleiben, wie es nötig ist.“ Er hat die Kneipe bislang nur gelegentlich für private Feiern
genutzt. „Herr Valder hat viel Nächstenliebe gezeigt, und auch alle übrigen haben
geholfen, wo sie konnten“, lobt die Kita-Leiterin.
„Die Kinder haben sich schnell hier eingelebt und spielen gerne an den
Kneipentischen mit den Eckbänken“, sagt eine Gruppenleiterin. Mitgebracht haben
die Mäuse dank tatkräftiger Unterstützung ihre Kindertische und Spielsachen, und
zum Spielen im Freien gehen sie das kurze Stück zur Kita in der Kirchstraße,
gegessen wird im Altenheim, das ohnehin üblicherweise das Mittagessen liefert.
Im Obergeschoss des denkmalgeschützen Gebäudes war bis vor einigen Jahren der
Schachclub untergebracht, später wurden die Räume als Wohnung genutzt. In der
Vergangenheit gab es einen Wasserschaden und einen Brand in der Wohnung.
Zudem könnte, so Herpers, die verstärkte Nutzung der Räume zu den Problemen
geführt haben. Inzwischen ist die Decke im Mäuse-Gruppenraum erneuert, die StrohLehm-Gefache der tragenden Decke entfernt und durch Isoliermatten ersetzt. In der
nächsten Woche wird Gleiches in den übrigen Räumen des Altbaus und danach
auch in der Turnhalle geschehen.
„In ein bis zwei Wochen können wir in die Räume wieder einziehen“, hofft Herpers,
die ihr Büro derweil notdürftig im beengten Flur aufgebaut hat.
Quelle: rundschau