In diesem Sombor Der legendäre Künstler Zvonko Bogdan singt, dass es “in diesem Sombor” nicht nur alles gäbe was man begehrt, sondern sogar Frauen Wein trinken würden! Ob er wohl deshalb ein Weingut besitzt? Jedenfalls ist diese Liebeserklärung an die Stadt berühmt, die im Nordwesten der endlos flachen Vojvodina liegt. Und ja, irgendwo hat er Recht. Sombor hat viel zu bieten und ist reich an seiner multikulturellen Geschichte. Das Erbe der einstigen Habsburger Stadt an den Sehenswürdigkeiten sichtbar, die Sprachvielfalt auf dem Markt unüberhörbar. Deutsch hört man dabei allerdings weniger. Was macht also ein Kulturmanager in Sombor für die Deutsche Minderheit? Sich erstmal an die verlangsamte Mentalität der Somborer gewöhnen und an die langgezogenen Vokale? Weintrinken hilft jedenfalls bei Sprachbarrieren! Vor allem wenn es um das “Schwowische" geht. Leider kommt man viel zu selten in den Genuss, diese Mischung aus süddeutschen Dialekten wahlweise gepaart mit ungarischen Wörtern zu hören. Verstehen tut man es als “Bundesdeutsche” sowieso nicht. Dennoch ist die Geschichte und der Einfluss der Deutschen Minderheit in dieser serbischen autonomen Provinz nicht wegzudenken. Die typischen donauschwäbischen Häuser, die Infrastruktur der Dörfer und Nachnamen wie Beck, Veniger, Kummerkramer und Licinger, bleiben deutliche Zeichen. Als Kulturmanager begibt man sich also auf Spurensuche und folgt Indizien dieser Zeit, über die man vor Ort erstaunlich wenig weiß. Man beschäftigt sich mit der Aufarbeitung der Geschichte und versucht den Menschen eine Stimme zu geben, die im 17. Jahrhundert diesen Landstrich besiedelten. Die tägliche Arbeit in einem deutschen Verein in Serbien ist selten langweilig, streckenweise auch skurril, da man schon mal für ein Konsulat, ein Umzugsunternehmen oder für die Agentur für Arbeit gehalten wird. Humor, Flexibilität und der Umgang mit einer erfrischenden “kein Problem-Mentalität” sind Eigenschaften, die man als Kulturmanager mitbringen sollte. Es waren das Team und die Vielfalt meiner Tätigkeitsfelder, die mich dazu bewegten, drei Jahre lang mit Energie, Ehrgeiz und Motivation, Projekte zu verwirklichen. Wunderbare (grenzüberschreitende) Projekte mit Kindern und Jugendlichen bis hin zur leidigen, aber erfolgsversprechenden Organisationsentwicklung machten meine Entsendung nicht nur spannend und lehrreich, sondern boten viel Platz für Kreativität und innovative Ideen. Insbesondere die Begegnungen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die regionalen Treffen mit den KollegInnen und lehrreiche Fortbildungen, ließen die Zeit wie im Fluge vergehen und bereicherten sowohl meine Arbeitsexpertise als auch mich als Person. Freundschaften, ein riesiges Netzwerk und einen Straßenhund, sind das was ich aus Sombor mitnehme. Zvonko Bogdan hat nicht gelogen! Tina Oparnica, ifa-Kulturmanagerin 2011 bis 2014 beim Deutschen Humanitären Verein “St. Gerhard” in Sombor (Serbien)
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