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17 | ExportManager | Finanzieren
Ausgabe 2 | 8. März 2017
Renminbi zwischen Wunsch und Wirklichkeit
2016 wurde einmal mehr deutlich, welche enorm wichtige Rolle China für deutsche Unternehmen spielt. China ist auf die erste
­Position unter den Handelspartnern Deutschlands aufgerückt. Die chinesische Währung, der Renminbi, muss allerdings noch einen
langen Weg zurücklegen, bis er sich im internationalen Währungsmix etablieren kann. Besonders deutlich kommen die Heraus­
forderungen im traditionellen, also dokumentären Handelsgeschäft zum Vorschein.
Im vergangenen Jahr des Feuer-Affen
konnte die leichte Schwäche des Handelsvolumens zwischen China und
Deutschland aus dem Jahr 2015 wieder
ausgeglichen werden. Nach Zahlen des
Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis November 2016 haben
die deutschen Einfuhren aus China um
mehr als 1% zugelegt, bei den Ausfuhren
nach China ging es um über 5% nach
oben.
Der deutsche Export von IT-Produkten,
elektrischer Ausrüstung sowie von
Gummi- und Kunststoffwaren nach China
konnte 2016 nochmals zulegen und
wuchs jeweils um 4% bis 5%. Das Wachstum bei den Metallerzeugnissen wurde
etwas gedämpft und lag 2016 bei knapp
4%, nach 6% im Vorjahr. Diese Entwicklungen unterstreichen das zunehmende
Interesse Chinas an der Hightechindustrie
und an Konsumgütern.
RMB-Nutzung bei Handel und
Renminbi-Nutzung
bei Handel und
Investitionen
2016 rückläufig
Investitionen
rückläufig
(Mrd RMB)
Mrd. RMB
35
10000
30
Der wichtigste Treiber bei den deutschen
Ausfuhren, mit einem Anteil von ca. 25%,
bleibt die Automobilindustrie, die im vergangen Jahr unter anderem von den
­Initiativen des chinesischen Staates zur
Förderung des Pkw-Absatzes profitiert
hat und im Durchschnitt um mehr als
11% gewachsen ist.1)
1) Bloomberg, 8 September 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-09-08/china-auto-salesrise-24-5-on-rush-to-beat-expiring-tax-cut.
Da das gesamte Wachstum des deutschen Handelsvolumens stagniert, zeigt
diese Entwicklung einmal mehr die
anhaltend hohe Relevanz Chinas für
deutsche Unternehmen. Auf Basis der
vorliegenden Zahlen ist China 2016 der
größte Handelspartner Deutschlands,
knapp vor Frankreich, und hat damit die
Vereinigten Staaten sowie die Niederlande überholt.
Dass die Importe aus China nur um 1%
zugelegt haben, verwundert etwas, ist
doch der Kurs des chinesischen Renminbi
auf Jahressicht gegenüber dem Euro im
Jahr 2016 um 3,6% gefallen, in der Spitze
20
15
4000
10
2000
0
China wichtigster Handelspartner
für Deutschland
25
6000
5
2011
2012
2013
2014
2015
2016
[email protected]
Relevanz des Renminbi
im Handelsgeschäft stagniert
12000
8000
Sebastian Rohloff
Senior Expert China/
Renminbi,
Deutsche Bank AG
0
Investitionen in China
Investitionen im Ausland
Dienstleistungen
Die höhere Unsicherheit bzgl. der Entwicklung des Renminbi hinterließ 2016
auch deutliche Spuren bei seiner internationalen Bedeutung als Handelswährung.
Während 2015 noch knapp 30% des
­chinesischen Außenhandels in Renminbi
abgewickelt wurden, waren es per
November 2016 lediglich noch 22%.
Damit hat das seit 2009 steigende Wachstum des Renminbi-Anteils am chinesischen Außenhandel erstmals einen deutlichen Dämpfer erhalten.
Waren
RMB-Abwicklung, % des chin. Gesamtwarenhandels (rechts)
Quellen: Peoples Bank of China, Deutsche Bank Risk Research
Quellen: Peoples Bank of China, Deutsche Bank Risk
Research.
noch deutlicher um fast 7%. Dies verbilligt
Importe in der Landeswährung aus China.
Insbesondere in der Zeit nach der Aufnahme des Renminbi in die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds kam es zumindest zeitweise
zu einer deutlichen Abwertung der chinesischen Währung.
Im Dezember 2016 hatte der Renminbi
laut SWIFT-Statistik einen Anteil von
knapp 1,7% an den internationalen Zahlungen, das entspricht Platz 6 der globalen Währungen, ist aber ein ähnliches
Level wie schon im Oktober 2014. Noch
deutlicher sind die Auswirkungen im traditionellen Handelsgeschäft zu erkennen,
also dem Geschäft, welches über Akkreditiv oder Inkasso abgewickelt wird. Hier
hatte der Renminbi im Rahmen seiner
Internationalisierung bereits global die
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Ausgabe 2 | 8. März 2017
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Es gibt gute Gründe, die für den Einsatz
des Renminbi als Handelswährung zwischen China und Deutschland sprechen.
Durch die Umstellung der Rechnungswährung auf Renminbi, gegebenenfalls
verbunden mit der Absicherung des Währungsrisikos, können deutsche Unternehmen Vorteile erzielen. Konkret erhalten
beispielsweise importierende Unternehmen neue Möglichkeiten für die Preisgestaltung im Einkauf bei chinesischen Lieferanten, umgekehrt können Exporteure
die Basis ihrer Geschäftspartner verbreitern und erhalten einen größeren Verhandlungsspielraum, vor allem wenn der
Verkauf der Endprodukte auch in Renminbi erfolgt. Dies trifft für Deutschland,
dank der in China nachgefragten Qualität
„made in Germany“, besonders zu.
Größte Herausforderungen im
­dokumentären Handelsgeschäft
Jedoch werden im traditionellen Handelsgeschäft die oft mittelfristigen Zahlungsziele für Finanzierungen der zugrundeliegenden Geschäfte genutzt, beispielsweise durch den Verkauf einer Forderung
aus einem Exportakkreditiv (Forfaitierung). Auch wenn dies dank der Liberalisierungsfortschritte der chinesischen
Währung schon seit langem für Exporteure aus Deutschland möglich ist, ist die
Nachfrage nach solchen oder ähnlichen
Renminbi-Handelsfinanzierungen in
Deutschland bisher begrenzt.
„Ohne eine nachhaltige und glaubhafte Öffnung des Renminbi-Marktes wird die chinesische Währung
bei den Handelsfinanzierungen nicht
über das bisherige Nischendasein
in Deutschland hinauskommen.“
Dies dürfte vor allem daran liegen, dass
die Zinssätze für Renminbi im Offshoremarkt deutlich über denen von Euro oder
US-Dollar liegen und gleichzeitig enorm
volatil sind. So schwankte beispielsweise
der dreimonatige Offshorereferenzzins
„HIBOR CNH“ 2016 zwischen 2,5% und
10,4%; für kurzfristigere Laufzeiten waren
die Schwankungen sogar noch größer.
Solch eine Volatilität macht Verträge mit
Finanzierungsbestandteil – insbesondere
wegen der teilweise langwierigen Vertragsverhandlungen – für Unternehmen
so gut wie unkalkulierbar.
Ein Grund für die Volatilität liegt u.a. in
der geringen Liquidität der Offshore-
märkte. Dort werden Renminbi, die
außerhalb von Festlandchina bei Banken
– insbesondere in Hongkong – gehalten
werden, gehandelt. Seit 2014 ist diese
Liquidität rückläufig und allein 2016 um
über 12% gefallen. Zum einen wurde
durch die Einführung zahlreicher Renminbi-Hubs die Offshoreliquidität deutlich frag­mentiert. Zum anderen macht
die anhaltende Abwertung des Renminbi
ein Halten der Währung unattraktiv.3)
Gerade in Zeiten von Unsicherheiten
oder längeren Feiertagsperioden, beispielsweise anlässlich des chinesischen
Neujahrsfests, kann das mangelnde
Angebot leicht zu den oben beschriebenen Marktverwerfungen führen.
Es wird sich also zunächst zeigen müssen,
wie China im Umfeld des globalen politischen und ökonomischen Wandels sowie
im gleichzeitigen Bestreben nach der Öffnung des eigenen Marktes voranschreiten
und wie insbesondere der Offshoremarkt
vor solch massiven Volatilitäten geschützt
wird. Erst dann kann der Renminbi langfristig eine führende Rolle im traditionellen Handelsgeschäft spielen und eine
Relevanz bei Handelsfinanzierungen
bekommen. Ohne eine nachhaltige und
glaubhafte Öffnung des Renminbi-Marktes wird die chinesische Währung bei den
Handelsfinanzierungen nicht über das
bisherige Nischendasein in Deutschland
hinauskommen.
2) SWIFT, 23. November 2016; https://www.swift.com/news-events/press-releases/euro-surpasses-rmb-in-traditional-trade-finance.
3) Larry Hu, 28 November 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-11-28/pboc-s-yi-says-china-s-reserves-are-very-adequate-yuan-stable.
➤
Position 2 erreicht, mit einem Anteil von
über 9% (Januar 2015), hinter dem USDollar. Dieser Anteil hat sich jedoch ohne
merkliche Erholungseffekte seither halbiert und liegt derzeit bei nur noch 4,61%,
auf Position 3, hinter dem Euro.2)
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