Manuskript "Sehnsucht"

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Die Morgenandacht
Montag bis Samstag, 5.55 Uhr (NDR Info) und 7.50 Uhr (NDR Kultur)
27. Februar bis 4. März 2017: „Sehnsucht“
Von Hans-Jürgen Benedict, Hamburg
Sehnsucht ist das schmerzliche Verlangen nach etwas Entbehrtem und Fernem. Sehnsucht kann brennend sein und ungestillt. Davon erzählt Hans-Jürgen Benedict in dieser
Woche.
Redaktion: Claudia Aue
Evangelische Kirche im NDR
Redaktion Kiel
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Montag, 27.2.2017
Sehnsucht kann brennend sein - und ungestillt. Sie kann einen verzehren. Sehnsucht
ist, so definiert es ein Lexikon, „ein inniges schmerzliches Verlangen nach jemandem
oder etwas Entbehrtem, Fernem“, „nach Liebe, nach Zärtlichkeit, nach der Heimat“. In
seinem Brief an die Philipper bekennt Paulus als von allen Seiten bedrängter Apostel
offenherzig: „Ich sehne mich danach, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu
sein, was auch viel besser wäre.“ „Bei Christus sein“: Das Jenseits wird christlich so
umschrieben. Es gibt eine Sehnsucht nach der besseren Welt, nach dem Himmel, die
den so aktiven Apostel manchmal ergriff. So sagt er denn auch: „Wir sind Bürger im
Himmel, woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten, der unseren geringen Leib
verwandeln wird.“ Dieses Bürgerrecht ist nicht das des römischen Reichs, sondern das
der Herrschaft Christi. Sie nimmt schon auf Erden Gestalt an, erfüllt sich aber erst am
Ende der Zeiten. Deswegen kennt Paulus die Sehnsucht als Weltflucht aus dem irdischen Getümmel. Er wünscht sich, aufgehoben zu sein, befriedet zu sein. 1.700 Jahre
später gestaltet Johann Sebastian Bach diese Sehnsucht in seinen Arien musikalisch,
über alle Maßen schön und zu Herzen gehend. Etwa das „schlummert ein, ihr matten
Augen, fallet sanft und selig zu“ mit dem Trost: „dort werd ich schauen süßen Frieden,
stille Ruh.“
Ich kenne solche Stimmungen nach einem hektischen Tag, an dem man nur noch aufs
Sofa sinken und einschlafen möchte. Wenn ich dann nach einem erholsamen Viertelstundenschlaf erwache, freue ich mich, dass ich noch auf dieser Welt bin. Einmal ist es
passiert, als ich nachmittags im Zimmer meiner kleinen Enkel eingeschlafen war, dass
sie mich zu wecken versuchten und ich nicht gleich wach wurde - da hörte ich noch im
Halbschlaf, wie sie sagten: „Opa, bist du tot?“ Nein, sagte ich, ich bin lebendig und lese
euch gleich die Geschichte von „Karlsson auf dem Dach“ weiter vor. Ähnlich bekennt
sich auch der Apostel Paulus zur Himmelsehnsucht nicht ohne den Hinweis, dass es
eine Verantwortung für das Leben hier gibt: „Um euretwillen“, schreibt er an die Gemeinde in Philippi, „ist es nötiger, dass ich weiterlebe.“ Ist das nun eine fromme Koketterie des Apostels? Ich glaube nicht. Er will einfach zeigen, dass er, obwohl er überlastet ist, um seine Verantwortung weiß. Himmelssehnsucht ist so gesehen zuweilen die
fantasierte Auszeit der rastlos Tätigen, ihr Stoßseufzer im Getriebe der Welt. „Ich habe
genug, ich brauche eine Pause.“
Dienstag, 28. Februar 2017
Ein jüdisches und auch christliches Sehnsuchtswort ist Jerusalem. Die Hauptstadt des
antiken Israel war der Ort der drei großen Feste, zu denen ein frommer Israelit pilgern
sollte. Hier stand der Tempel Gottes. So heißt es in einem Psalmlied: „Meine Seele
sehnt sich und verlangt nach den Vorhöfen des Herrn.“ Als die Babylonier 589 vor
Christus den Tempel zerstörten, deportierten sie einen Teil der Bevölkerung nach Babylon. Jerusalem blieb immer der Sehnsuchtsort der Exilierten. Sie klagen: „An den
Wassern von Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion - sprich Jerusalem gedachten“. Weiter heißt es: „Unsere Harfen hängten wir an die Weiden dort im Lande.
Denn die uns gefangen hielten, hießen uns dort singen und in unsrem Heulen fröhlich
sein: singet uns ein Lied von Zion. Wie könnten wir des Herrn Lied singen in fremdem
Lande.“ Pilgerlieder über die Freude, bald den Tempel Gottes zu betreten - die sollten
die Exilierten singen. Dabei sind sie 1.500 Kilometer von der Heimat entfernt. Wütend
über diese Demütigung verfluchten sie sich selbst: „vergesse ich dein, Jerusalem, so
verdorre meine Rechte. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner
nicht gedenke.“
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Als die Israeliten aus dem Exil zurückgekehrt waren, wurde der Tempel notdürftig wiederaufgebaut. König Herodes ließ dann einen neuen prächtigen Tempel errichten. Später wurde auch dieser zerstört. Die in alle Welt verstreuten Juden hielten mit dem Satz
„Nächstes Jahr in Jerusalem“ immer die Hoffnung auf eine Rückkehr ins gelobte Land
konkret wach. Die Christen spiritualisierten diese Jerusalemsehnsucht: Es war nicht so
sehr das irdische, sondern das himmlische Jerusalem, nach dem sich die Christen
sehnten. „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott ich wär in dir. Mein sehnend
Herz so groß Verlangen hat, und ist nicht mehr bei mir. Weit über Berg und Tale, weit
über Flur und Feld schwingt es sich über alle und eilt aus dieser Welt.“ Dieser Choral
wurde früher bei Beerdigungen und am Ewigkeitssonntag gesungen. Mich hat das
Stück schon immer berührt, vor allem das Hosianna: „mit Jubelklang, mit Instrumenten
schön, in Chören ohne Zahl, dass von dem Schall und von dem süßen Ton sich regt
der Freudensaal.“ Ein bewegendes Lied, dieses „Jerusalem du hochgebaute Stadt.“
Jerusalem ist hier eine himmlische Ehrenburg, ein Sehnsuchtsort voller Frieden. Heute
ist es ein Ort des Unfriedens, obwohl oder gerade weil drei Religionen sich um ihren
Besitz streiten. Könnte nicht ihre gemeinsame Jerusalems-Sehnsucht sie zum friedlichen Ausgleich motivieren?
Mittwoch, 1. März 2017
Sehnsucht ist das schmerzliche Verlangen nach etwas Fernem und Entbehrtem. In
meiner ersten Pfarrstelle in Hamburg gab es eine Gruppe von Russlanddeutschen. Die
frommen Frauen besuchten regelmäßig den Gottesdienst. Und wenn eine von ihnen
verstorben war, kamen sie alle zum Begräbnis auf den Friedhof. Da standen sie am
Grabe und sangen dann mit ihren Altfrauenstimmen sehnsuchtsvoll Jerusalem-Lieder.
Ich werde das nie vergessen, wenn sie das herzzerreißende „Dort, dort in jener Ferne“
anstimmten. Dort in jener Ferne liegt Jerusalem, die himmlische Heimat der Frommen,
die nun endlich bei Jesus sich ausruhen dürfen. Kann sein, dass in der Himmelsehnsucht auch etwas von der Sehnsucht nach der fernen russischen Heimat mitschwang.
(Der Friedhofswärter bemerkte allerdings trocken, wenn er die Frauen singen hörte:
„Nun heulen sie wieder.“) „Selig sind, die Heimweh haben, denn sie werden nach Hause gelangen“, heißt es so prägnant wie sehnsuchtsvoll bei Heinrich Jung-Stilling. Er
war Augenarzt und ein frommer Christ. Die Biografie seiner Jugendjahre war im
19.Jahrhundert ein vielgelesenes Buch. Gemeint ist mit diesem Heimweh die Sehnsucht nach dem Himmel, die in vielen Liedern und Gebeten ausgedrückt wurde. Wobei
diese Pietisten zu denen Jung-Stilling gehörte - nicht weltflüchtig lebten, sondern sich
vorbildlich praktisch-diakonisch engagierten. Die Herrnhuter gehörten zum Beispiel dazu: Sie errichteten eine autarke soziale Gemeinschaft mit allen Einrichtungen von der
Schule über die Werkstätten, die Apotheke, die Altenwohnungen bis zu dem Gottesacker genannten Friedhof. Man geht in Herrnhut durch eine baumbestandene schöne
Allee, wie sie sonst nur zu Schlössern führt, auf den Friedhof zu. Dann geht man durch
einen Torbogen mit der Inschrift „Unsere Heimat ist im Himmel.“
Das Nachhause-Gelangen findet 200 Jahre später in dem sehnsüchtigen Satz des Außerirdischen E.T. eine unerwartete Resonanz. Der kleine E.T., ein liebenswertes MiniMonster, verpasst bei einer Expedition zur Erde den Rückstart seines Raumschiffs.
Hilflos in einer Kleinstadt umherirrend wird er liebevoll von dem Jungen Elliott adoptiert.
Doch ihn plagt das Heimweh. Und da sagt er das unnachahmliche „E.T. nach Hause“.
In letzter Sekunde können Elliott und seine Freunde E.T. zum rettenden Raumschiff
bringen. Der Abschied des heimwehkranken E.T. von seinen irdischen Freunden ist
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eine ergreifende Szene, denn es ist ein Abschied für immer. Wir sind ergriffen, weil wir
wissen, dass auch für uns dieser Abschied einmal kommen wird.
Donnerstag, 2. März 2017
In einem Gedicht von Matthias Claudius spricht die Sternseherin Lise „Ich sehe oft um
Mitternacht /Wenn ich mein Werk getan/Und niemand mehr im Hause wacht/Die Stern
am Himmel an.“ Die ungeheure Weite des Alls jagt ihr keinen Schrecken ein, nein - es
tröstet sie, die Sterne anzugucken. Lise, die einfache Frau aus dem Volke, bewundert
wie der große Philosoph Kant die Anordnung der Sterne:„sie gehn da, hin und her zerstreut als Lämmer auf der Flur, in Rudeln auch und aufgereiht wie Perlen an der
Schnur.“ Sie kann sich an dem Funkeln der Sterne nicht satt sehen. „Und funkeln alle
weit und breit/und funkeln rein und schön/ich seh die große Herrlichkeit /und kann mich
satt nicht sehn.“ Schließlich bricht sie in den Seufzer aus: „Dann saget unterm Himmelszelt/mein Herz mir in der Brust/‚Es gibt was Bessers in der Welt als all ihr Schmerz
und Lust.‘/Ich werf mich auf mein Lager hin/und liege lange wach,/Und suche es in
meinem Sinn/und sehne mich danach.“
Was ist das Bessere, nach dem sich die Sternseherin sehnt? Es ist das Gefühl: Das,
was der Mensch ist und wozu er bestimmt ist, geht in dieser Welt nicht auf. Sein innerstes Wesen transzendiert das, was er vorfindet: „mitten in der Herrlichkeit der Schöpfung
ist und fühlt er sich größer als alles, was ihn umgibt; und sehnt sich nach etwas anderem“, sagt Claudius. Er verbindet seinen biblischen Glauben mit der romantischen
Sehnsucht ins Geheimnisvoll-Unendliche. Der Mensch weiß um seinen Tod, aber auch
um seine göttliche Bestimmung. Er kommt von dem Einen und will wieder dorthin,
selbst wenn ihm diese Sehnsucht im Getriebe des Lebens verloren geht. Aber in nachdenklichen Momenten, im Anblick der Sterne wird die Sehnsucht nach dem ganz Anderen wieder in ihm wach. Dennoch: Die Sternseherin Lise muss am nächsten Morgen
aufstehen und wieder ihre Arbeit verrichten. Der Mensch bleibt verantwortlich für sein
Leben und das der anderen. Darum geht es: Im Blick zum Himmel der Erde treu bleiben. Oder mit dem Philosophen Immanuel Kant zu sprechen: „Zwei Dinge erfüllen das
Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht - der bestirnte
Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Beide bestimmen mein Handeln.
Zeigt mir das All die Erhabenheit der Schöpfung, gibt mir das moralische Gesetz einen
Halt in meiner Individualität in dieser Welt. Und auch Regeln für mein Verhalten zu
Mitmenschen und Mitwelt.
Freitag, 3. März 2017
„Ein neues Lied, ein besseres Lied/O Freunde will ich euch dichten/Wir wollen hier auf
Erden schon das Himmelreich errichten. Es gibt hienieden Brot genug für alle Menschenkinder/Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust und Zuckererbsen nicht minder/Ja, Zuckererbsen für jedermann/sobald die Schoten platzen/Den Himmel überlassen wir /den Engeln und den Spatzen.“ So beginnt Heinrich Heine im Jahr 1844 sein
Poem Deutschland. Ein Wintermärchen. Mit dem Sozialismus werden sich alle Jenseitshoffnungen irdisch erfüllen, so beschreibt er es mit der ironischen Pointe: „Und
wachsen uns Flügel nach dem Tod/so wollen wir euch besuchen/dort oben, und wir, wir
essen mit euch /die seligsten Torten und Kuchen. Karl Marx hatte für solche ironischen
Nebentöne nichts übrig. Er dekretierte, Religion sei nur „Opium des Volks“ gewesen,
jetzt komme es darauf an die Welt zu verändern. Die von der Bourgeoisie ausgebeuteten Arbeiter hätten nichts zu verlieren als ihre Ketten. Die Revolution sei unausweichlich, die klassenlose Gesellschaft möglich.
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Vor hundert Jahren wurde im russischen Zarenreich von Lenin und seinen Bolschewiki
eine gewaltsame Revolution durchgeführt. Viele verantwortlich denkende Intellektuelle
und Schriftsteller sahen in der Sowjetunion eine große Hoffnung auf ein besseres Leben für die Entrechteten. Sie nahmen auch hin, dass die Kirchen geschlossen wurden.
Unter Stalin pervertierte diese aktive Sehnsucht nach der gerechten klassenlosen Gesellschaft zum totalitären Terror. Millionen angeblich rückständiger und unzuverlässiger
Menschen fielen diesem Regime zum Opfer. Bis der Kommunismus 1990 endlich einigermaßen friedlich von der Weltbühne verschwand. Auch in den ehemals kommunistischen Ländern trat der Konsumkapitalismus seinen Siegeszug an. Aber Konsumerfüllung kann die Sehnsucht nicht gänzlich stillen. Man möchte einem Größeren angehören. In einer unübersichtlichen Welt ist das oft die eigene Nation. Doch die Wiederkehr
des Nationalen ist eine unaufgeklärte, gefährlich regressive Sehnsucht. Ich glaube, sie
ist viel gefährlicher als die frühere Himmelssehnsucht, die doch immerhin ein Trost war.
Die Fragen und Ängste, die dahinterstehen, sollte man - solange sie sich friedlich äußern - ernst nehmen. Doch die Kirchen in Ost und West müssten deutlich sagen: Was
ihr in Nation und Volk sucht, das steckt doch in euch als einem Teil des göttlichen Ganzen. Ihr seid Gottes Kinder und als solche angenommen und wert geschätzt.
Samstag, 4. März 2017
„Sehnsucht ist das schmerzliche Verlangen nach etwas Entbehrtem und Fernem.“ Der
Glaube kann dieses schmerzliche Gefühl sein, dass die Welt nicht in Ordnung ist. Dass
der Mensch nicht in Übereinstimmung mit Gott ist. Religion vertröstet dann nicht auf
das Jenseits, sondern wäre die Sehnsucht nach einer besseren Welt. Sie nimmt das
Leiden und den Schmerz der Menschen ernst. Von Jesus wird berichtet, dass er angesichts der vielen Menschen, die ihn hören wollten, sagte, sie seien „verschmachtet und
wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Er sieht so viele Kranke, Behinderte, Einsame,
die geheilt werden wollen. Es jammert ihn, ihr Leid geht ihm an die Nieren, heißt es
wörtlich. Er kann nicht allen helfen. Die, denen er hilft, fragt er aber zuvor, was er für
sie tun soll. In diesem Sinne ist der Glaube Protest gegen Zustände, in denen der
Mensch ein geknechtetes und verachtetes Wesen ist. Er ist charakterisiert durch den
Schmerz um das Leiden, das Menschen widerfährt. Schmerz und Sehnsucht sind im
Glauben verbunden. Diese Sehnsucht ist nicht mehr nur ein ohnmächtiges, schmerzliches Gefühl nach etwas Ersehntem. Sie ist eher der mutige Drang, dieses Ersehnte
herbeizuwünschen. Und für diese Wünsche etwas zu tun. Das beginnt mit inständigem
Beten, „Herr, eile mich zu befreien“, mit leidenschaftlichen Gesängen, wie „We shall
overcome“ zum Beispiel. Mit begeisternd-aufmunternden Reden, dem „Ich habe einen
Traum“ Martin Luther Kings. Und auch mit dem nüchtern gesprochenen „Wir schaffen
das“ Angela Merkels. Es beginnt damit, Menschen freundlich willkommen zu heißen,
mit menschlichen Gesten. Vor allem aber auch mit dem Wunsch, aus dem Gefühl der
Entfremdung in der Welt herauszukommen. Zwischen dem Einzelnen und der Welt
wieder ein Aufeinandereinschwingen zu spüren, eine Resonanz zu fühlen, wie der Soziologe Hartmut Rosa das nennt. Resonanz ist eine lebendige Antwortbeziehung, die
sich vielleicht am treffendsten am Aufleuchten der Augen ablesen lässt, am Lächeln,
wenn der geliebte Mensch am Telefon ist. Ja, und das kann auch in der Gottesbegegnung geschehen. Gott ist ein ewiges Du und deswegen sagt der jüdisch-christliche
Glaube: Da ist einer, der dich hört, der dich versteht, auch wenn er nicht antwortet.
Dass überhaupt zu einem Du gebetet und geklagt wird, ist der große Schatz des Glaubens. Oder wie der islamische Mystiker Rumi es sagte: „Die Antwort liegt im Schrei.“
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