Aus der Südwestpresse "DIE NECKARQUELLE" vom 13.02.2017

VILLINGEN-SCHWENNINGEN
Montag, 13. Februar 2017
Närrische Plaudereien im Museum
Brauchtum Es war eine besondere Reise in die Schwenninger Fasnet, auf die gestern im Heimatmuseum die
beiden Ehrenzunftmeister Jürgen Wangler und Ralf Prätzas das Publikum mitnahmen. Von Jochen Schwillo
A
ls Jürgen Wangler
noch ein kleiner Bub
war, sei die Fasnet bei
ihm zu Hause verpönt
gewesen, gab der Ehrenzunftmeister
der
Narrenzunft
Schwenningen gestern Nachmittag im Heimat- und Uhrenmuseum zu.
Besonders sein Großvater sei
strikt gegen die Narretei und die
Narren gewesen und zog stets die
Vorhänge zu, als der Fasnetumzug vorbeigezogen kam, plauderte Wangler aus dem Nähkästchen. Und das sei noch gar nicht
so lange her, so der 63-jährige
Schwenninger, der als Elfjähriger zur Fasnet kam und vom damaligen Zunftmeister Willi Maier einen Kinderschantle lieh.
1970 leistete sich der Schwenninger seinen ersten Hansel. „Das
vier Studierenden aus dem Bereich „International Business“
der Hochschule Furtwangen
University (HFU) am Campus
Schwenningen beriet in diesem
Semester den örtlichen EineWelt-Laden Schwenningen im
Zuge eines Marketingprojekts.
In dem Laden, der von einem
gemeinnützigen Verein betrieben wird, werden Lebensmittel
und kunsthandwerkliche Waren
aus fairem Handel verkauft. Zunächst verteilten die Studenten
vorhandenes Werbematerial in
verschiedenen Cafés, und es gelang sogar, ein Café zum Ausschank fair gehandelten Tees aus
dem Weltladen zu bewegen.
”
Jürgen Wangler
Ehrenzunftmeister der Narrenzunft
Junge Musiker
mit Preisen
Bildung Nach Monaten
langen Übens glänzen
Villinger Musikschüler.
Villingen-Schwenningen.
Nach
übungsintensiven Monaten haben sieben Schüler der Musikschule Musik im Zentrum erfolgreich an den Regionalwettbewerben Jugend musiziert in
Schramberg und Friedrichshafen
teilgenommen. Michael Hergenröder erhielt am Klavier einen
zweiten Preis. Das Violinquartett
mit Mikoto Komatsu, Amelie
Hebsacker, Lina Eckholdt und
Giulia Haas erhielt einen ersten
Preis sowie eine Weiterleitung
zum Landeswettbewerb nach
Heidenheim. Ebenfalls eine
Weiterleitung erspielte sich der
Cellist Felix Brunnenkant. Mit
seiner
Partnerin
Josephine
Kempf (Violine) erreichte er einen ersten Preis. Und dies mit
sehr starken 25 Punkten
eb
Die erfolgreichen Schüler der Musikschule im Zentrum. Foto: Privat
Hochschule Marketing für
den Eine-Welt-Laden:
Endlich hat dieser nun
auch eine attraktive
Homepage im Internet.
Schwenningen. Eine Gruppe von
Das Gschell versteckte ich in einem Koffer auf dem
Dachboden“
Gschell versteckte ich in einem
Koffer auf dem Dachboden“, erinnerte sich Jürgen Wangler. Als
er eines Tages heimkam, sagte
sein Großvater, als er die Bühne
umräumte, sei ihm ein Koffer
aufgefallen, der wohl kaputtes
Geschirr enthielt, weil es da so
schepperte, erzählte er eine Episode aus seiner Narrenhistorie.
Jürgen Wangler war gerne bereit, der Einladung von Museumsleiter Michael Hütt zu folgen, um mit Ehrenzunftmeister
Ralf Prätzas einiges über die
Schwenninger Fasnet zu berichten. „Heute ist die Fasnet ein
wichtiger Teil meines Lebens“,
so Wangler. Auch für Ralf Prätzas hat die Fasnet einen wichtigen Stellenwert. Der Schwenninger sei eigentlich ein Quereinsteiger in die Fasnet gewesen,
gab er gestern im Heimatmuseum zu. Erst als er ins Hause Glaser-Maier einheiratete, übertrug
sich der närrische Virus des
einstigen Stadtmusikers auf die
Studierende
werben für
fairen Tee
„Und so funktioniert der Hanselsprung“, zeigten gestern Jürgen Wangler (links) und Ralf Prätzas (rechts) dem Schwenninger Christoph Wielings
(Mitte), der sich gerne das Gschell anlegen ließ.
Foto: Jochen Schwillo
Fasnet und die Narrenzunft
Schwenningen. Die beiden Ehrenzunftmeister machten mit ihrer vergnüglichen Stunde im
Heimatmuseum durchaus Lust
und Appetit auf die baldige hohe
Zeit der Schwenninger Fasnet.
„Diese hat sich in den letzten 30
Jahren zwar geändert“, so Wangler. Bis 1979 war die Narrenzunft
einziger Fasnetverein in der Neckarstadt. Auch gab es Veränderungen in den Gastwirtschaften.
2000 Mitglieder
„Unsere Narrenzunft gehört zur
Stadt. Als Verein mit 2000 Mitgliedern stehen wir auch für eine
saubere Darstellung der Fasnet
ein“, betonten die beiden
Schwenninger Ehrenzunftmeis-
ter. Ein wichtiges Augenmerk
legten sie dabei auf die Ortsfasnet. Es sei wünschenswert, wenn
man an den Hohen Tagen in
Schwenningen wieder viele
Hansel sehen würde, so Wangler
und Prätzas.
Natürlich würde die Narrenzunft zu ein oder zwei auswärtigen Narrentreffen fahren, doch
das Hauptaugenmerk müsse auf
den
närrischen
Tagen
in
Schwenningen liegen.
Die närrische Plauderstunde
im Museum am Muslenplatz
wurde auch dazu genutzt, Werbung für den Hansel zu machen.
„Wir bieten neben unserer Kinderleihhäs-Kammer jetzt auch
Hansel für Erwachsene zum Leihen an“, sagte Ralf Prätzas. Und
wer einen Hansel kaufen will,
muss mit Kosten von rund 2500
Euro rechnen. Für Museumsleiter Dr. Michael Hütt sei die Narrenzunft Schwenningen zukunftsweisend gewesen, auch für
andere Städte.
Die Narrenzunft steht heute
für ein Stück Heimat, stellte der
Museumschef fest.
1712 erste Erwähnung des Narros
Doch das sei nicht immer so gewesen. Noch in den 1950er-Jahren fuhren die Schwenninger
scharenweise nach Villingen und
Rottweil auf die Fasnet. „Beim
Umzug 1951 zum Beispiel sollen
die Zuschauer Wetten abgeschlossen haben, nicht das Gesicht zu verziehen“, berichtete
Hütt. Besonders erwähnenswert
war ein Auszug aus dem
Schwenninger Kirchenprotokoll
von 1712, dass am Fasnachtsdienstag, dem 12. Februar 1712,
zwei Schwenninger in perfekten
Narrenkleidern ihre Fasnachtsund Narrenpossen trieben. Die
beiden Männer liehen ihre Verkleidung in Villingen.
Die Quelle ist in mehrfacher
Hinsicht bemerkenswert, belegt
sie doch zum einen, dass der Fasnachtsgeist im evangelischen
Schwenningen auch durch Strafen nicht völlig auszutreiben war.
Zum anderen würde hier ausgerechnet in Schwenningen zum
ersten Mal das Erscheinungsbild
eines Villinger Narros beschrieben, so Michael Hütt.
Endlich eine Homepage
Schon lange wäre der Laden gerne mit einer eigenen Homepage
im Internet vertreten, aber bislang gab es niemanden unter den
ehrenamtlichen
Mitarbeitern,
der sich das zugetraut hätte. So
war die Hilfe der studentischen
Projektgruppe unter Leitung der
Dozentin Annick Wehrle hoch
willkommen. In enger Zusammenarbeit wurde eine Homepage für den Weltladen und ein
aktueller Auftritt bei Facebook
erstellt. Das war doch ganz schön
viel Arbeit, und es gab einige Arbeitstreffen, bis die Homepage so
aussah, dass alle zufrieden waren. Mitglieder des Ladenteams
wurden in die Pflege Homepage
eingewiesen, denn die weitere
Betreuung des Internetauftritts
muss dann in Eigenregie erfolgen.
Sehr viel Spaß
Die Zusammenarbeit machte allen Beteiligten Spaß. Das Ladenteam freut sich über die kompetente Unterstützung der HFU.
Dies war schon das dritte Projekt, und alle hoffen, dass sich
bald wieder eine Projektgruppe
finden möge, die die ehrenamtliche Arbeit unterstützt.
eb
Becker: Chorgemeinschaft soll wieder wachsen
Vereine Mit der musikalischen Leistung des gemischten Chores im MGV Frohsinn zeigt sich die Dirigentin Kristina
Becker sehr zufrieden. Ihr erstes Jahr als Chorleiterin hat sie mit Bravour gemeistert.
Schwenningen. Seit 2016 ist Kri-
stina Becker die musikalische
Leiterin für die rund 30 Sängerinnen und Sänger des Schwenninger Traditionsvereines. „Wir
haben unser Repertoire etwas
erweitert, es wurden neue Stücke
einstudiert, aber auch alte Lieder, die wir gerne singen, nicht
vergessen“, so Becker am Samstag im Sängerheim Frohsinn.
„Wir wollen auch weiterhin
soziales Singen in den Seniorenheimen anbieten“, so die Dirigentin. Besonders gut habe ihr
das weihnachtliche Singen und
Musizieren auf dem Muslenplatz
mit der Chorgemeinschaft und
der Stadtmusik gefallen, sagte die
junge Frau.
Am 24. Juni findet im Villinger
Franziskaner das Festkonzert
zum Stadtjubiläum statt. Dieses
Konzert wird in stadtbezirksübergreifender Kooperation mit
dem Patenverein des Frohsinns,
dem Männerchor 1887 Villingen,
und dem Schwenninger Liederkranz gestaltet. „Für dieses Projekt haben die Proben begonnen“, so Kristina Becker. Weiterhin konnte sie mitteilen, dass das
Grundmuster für das Konzert
stünde und die drei Chorleiter in
regelmäßigem Kontakt stünden.
Beim Festkonzert, das unter
dem Titel „Geburtstagsständchen“ steht, wird an das 130-jäh-
rige Bestehen des Villinger Männerchores erinnert. „Wir wollen
die Veranstaltung aber auch zur
Mitgliederwerbung
nutzen“,
kündigte Kristina Becker an.
Denn das Ziel sei, dass die Chorgemeinschaft innerhalb des
Schwenninger Frohsinns, wieder
wächst.
Ein weiterer Baustein dazu
könnte sein, mit anderen Chören
in Verbindung zu treten, um sich
gegenseitig auszutauschen. Bestes Beispiel hierfür war das gelungene Weinfest im vergangenen Herbst mit befreundeten
Chören.
Kinderchor singt in Porschearena
Beim Landeskinderchortag, der
am 16. Juli in der Stuttgarter Porschearena unter dem Motto „Luther klingt klasse“ stattfindet,
wird auch der Kinderchor des
MGV Frohsinn mit von der Partie
sein. „Das wird bestimmt eine
tolle Angelegenheit, wenn unsere Chorkinder zusammen mit
über weiteren 3000 Kindern auftreten werden“, freute sich jetzt
schon Susanne Heinrich, die
Kinderchorleiterin.
Von Schatzmeister Ottomar
Stamm erfuhren die Mitglieder,
dass es im letzten Jahr verschiedene Investitionen an den vereinseigenen Immobilien in der
Austraße und der Johannesstra-
ße gab. Insgesamt kosteten die
Sanierungsmaßnahmen in einigen Wohnungen und im Hof des
Sängerheimes über 50 000 Euro.
Kassierer Stamm kündigte
während der Mitgliederversammlung auch an, im nächsten
Jahr nicht mehr zur Wahl zu stehen. Auch Hans-Joachim Meier,
zuständig im Vorstand für die
Immobilien des Frohsinn, will
sich aus Altersgründen im Jahre
2018 nicht mehr zur Verfügung
stellen. „Wir werden diese Thematik alsbald im Beirat besprechen“, so der Vorsitzende Dr.
Franz-Josef Holzmüller.
„Unser Name Frohsinn ist
Programm dafür, dass Singen und
Gemeinschaft zusammengehören“, stellte er fest. Geehrt wurden für 70-jährige Aktivität im
MGV Frohsinn, Manfred Köpfer.
Seit 50 Jahren singt Maria Olschewski im Verein mit und seit
40 Jahren sind Franz Fiedermutz
und Helmut Seiler dabei.
Auf eine 25-jährige Mitgliedschaft schauen Willi Guhl und
Katharina Maier. Zwölf Jahre gehören dem Schwenninger Frohsinn bereits Fritz Krickl, Helga
Krickl und Ottomar Stamm an.jos
Beim Schwenninger Gesangverein Frohsinn, ehrte der Vorsitzende Franz-Josef Holzmüller Manfred Köpfer,
Katharina Maier, Ottomar Stamm, Maria Olschewski und Fritz Krickl (von links).
Foto: Jochen Schwillo