Moment mal 18. Februar: Gestorben

NDR 2 Moment mal
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Eva Schumacher, Hochschulseelsorgerin in Lingen
Samstag, 18. Februar 2017
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Das Happy End
eines jeden Märchens. Wie schön. Aber das Leben ist kein Märchen. Menschen
sterben. Sogar wenn sie Teil der Hochschule und noch sehr jung sind. So war es
auch vor zwei Jahren. An Bord der Germanwings-Maschine, die der Co-Pilot hat
abstürzen lassen, saß ein junger Mitarbeiter des Campus Lingen. Gerade als ich das
erfahren habe, klingelt mein Telefon. Der Dekan ist dran. Er und sein Team, die die
Fakultät sonst souverän leiten, sind plötzlich hilflos und fragen mich um Rat. Ich bin
die Hochschulseelsorgerin.
Wir richten am Campus einen Erinnerungsort ein. Ein Tischchen mit einem Foto,
Kerzen, enge Kollegen legen Blumen dazu. Aber auch alle Studierenden und
anderen Mitarbeiter sollen die Möglichkeit bekommen, ihrer Traurigkeit Gestalt zu
geben. Wir bauen eine Stellwand auf und legen kleine Zettelchen dazu - so kann
jeder dem Verstorbenen noch etwas schreiben - einen Wunsch, eine Erinnerung, ein
Gebet. Am nächsten Tag ist die Stellwand voll. Und bunt. Es sind nicht nur kleine
Zettelchen, sondern Fotos, Bilder, Sprüche und alles Mögliche, was die Trauernden
angepinnt haben. Auch eine Karte, die die Absturzstelle zeigt.
Klar ist ganz viel Traurigkeit an diesem kleinen Ort sichtbar, aber durch die
Gestaltung von Freunden, Kollegen und Mitstudenten ist dieser Ort auch sehr
lebendig geworden und lässt sogar die Hoffnung spürbar werden, dass der Tod für
uns Christen nicht das Ende ist. Wir glauben: Auch wenn er gestorben ist, lebt er
noch heute.
Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche