SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Tandem Der Stimmakrobat Ein Porträt des US-Künstlers Al Jarreau Sendung: Freitag, 17. Februar 2017, 19.20 Uhr Redaktion: Bettina Stender Autorin: Christiane Rebmann Sprecher: Peter Binder Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Tandem können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Tandem sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Bestellungen per E-Mail: [email protected] Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? 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Er verkaufte seine Alben millionenfach und wurde mit sieben Grammies ausgezeichnet - in vier unterschiedlichen Kategorien. Er wurde schnell für seinen Scatgesang berühmt und dafür, dass er mit seiner Stimme sehr beeindruckend Instrumente wie Saxofon, Percussion, Gitarre und Bass imitieren konnte. Er kombinierte diese Geräusche mit Seufzen und Flüstern und verwendete die Beatbox Technik, lange bevor sie als angesagt galt. Anlässlich seines Todes am 12. Februar beschäftigen wir uns mit seiner Vita und seinem musikalischen Werk. Der Stimmakrobat – Ein Portrait des US Künstlers Al Jarreau. Eine Sendung von und mit Christiane Rebmann. Take Five “Take Five “ aus dem Album „Look to the Rainbow“, das Al Jarreau 1977 einspielte und das als eines seiner besten gilt. Al Jarreau kam 1940 als Alwyn Lopez Jarreau in Milwaukee im US Bundesstaat Wisconsin zur Welt. Er war das fünfte von sechs Kindern. Seine Mutter war Pianistin, sein Vater Priester in der protestantischen Freikirche Siebenten Tags Adventisten. Allerdings erlebte der kleine Al ihn nie aktiv auf der Kanzel. O-Ton Mein Papa war Priester. Aber ich habe ihn nie predigen hören. Er hat nicht mehr gepredigt, als ich alt genug gewesen wäre, eine Predigt zu hören. Da waren ein paar unangenehme Dinge in der Kirche geschehen, die ihm das Herz gebrochen hatten. Keine physische Gewalt. Eher Kreuzzüge. Und zwar von der brutalen Sorte. Die religiösen Kriege sind oft die härtesten. Die Kirche bringt manchmal die schlimmste Seite in Menschen hervor. Mein Dad machte ein paar schlimme Dinge durch mit der Kirche, deshalb warf er den Job hin. Aber er sorgte dafür, dass wir in die Kirche gingen. Er wusste, dass das wertvoll war, obwohl er nicht mit den Leuten dort klar kam. Zur Kirche gehen – das war also Teil meiner Erziehung. 2 Und dazu gehörte auch, dass Al häufig neben seiner Mutter, die in der Kirche als Organistin arbeitete, auf der Orgelbank sitzen durfte und im Kirchenchor sang. Bald stellte sich heraus, dass er eine ungewöhnlich gute Stimme hatte. O-Ton Ich wusste gar nicht, was ich da tat. Ich tat es einfach. die anderen nannten es singen. Erst später erfuhr ich, was das war, was ich da tat. Ich habe viel gesungen, lange bevor ich vier war. Und wenn ich heute überlege, wo ich das wohl her hatte, muss ich sagen: Vielleicht aus einem früheren Leben. Nur so sei schließlich das Phänomen zu erklären, dass Komponisten wie Mozart schon sehr früh ausgereifte Werke schrieben, meinte er. O-Ton Man lernt doch so etwas nicht in drei oder vier Jahren. Man nennt das Wunderkind. Aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht kann man nur so früh so gut sein, weil man etwas aus einem früheren Leben mitbringt. Ich weiß nicht. Naja. Letzten Endes ist ja alles nur Rock’n’Roll. We got Telepathy Mit fünf Jahren gab er im Garten eines Gemeindemitglieds sein erstes Benefizkonzert. Er sammelte damals Geld für ein neues Kirchenklavier. Die nächsten öffentlichen Auftritte absolvierte er eher aus eigennützigen Gründen. O-Ton Im Alter von vier bis neun trat ich bei Talentshows auf. Die gab es damals in Milwaukee. Da wurden zwei Filme gezeigt, und zwischen den beiden Filmen lief der Wettbewerb. Das hatte ein Deutscher namens Ralph Krause organisiert. Der Gewinner bekam 25 oder 50 Dollar. Mein Vater schleppte mich dauernd dorthin. Mein Vater trat auch dort auf. Er hatte einen wunderbaren lyrischen Tenor. Ich wünschte, ich hätte seine Stimme geerbt. Mit sieben, acht, neun kam ich auf den zweiten oder dritten Platz und gewann 15 Dollar, und wenn ich auf den ersten Platz kam, vielleicht 50 Dollar. Auch sein Vater verdiente so Geld für die Familie dazu, der es in finanzieller Hinsicht nicht sehr gut ging. O-Ton In Milwaukee gab es damals eine große deutsche Gemeinde. Und das Publikum bei diesen Shows bestand nicht aus Schwarzen, sondern eher aus Weißen, aus Deutschen. Deshalb sang mein Vater immer Polkas. Das Publikum war begeistert. Und er gewann fast immer. Er bekam dann eine goldene Armbanduhr oder 100 Dollar oder 150 Dollar. Ich habe dann auch irgendwann Polkas gesungen. 3 Seine größeren Geschwister sangen im Wohnzimmer Bebop. Und er konnte schon mit vier Jahren Lieder aus Gershwins Oper „Porgy and Bess“ nachsingen. Später trat er mit verschiedenen Schulbands auf und gründete dann am College in Iowa seine erste Band. 1962 absolvierte er seinen Bachelor in Psychologie, später schloss er sein Masterstudium ab. Er zog nach San Francisco und arbeitete dort vier Jahre als Rehabilitationshelfer mit Behinderten. Das war tagsüber. Abends trat er mit dem Keyboarder und Sänger George Duke in dessen Jazz Trio auf. 1967 traf er in Cedar Rapids den Saxofonisten J.R. Monterose, der ihm beibrachte, Saxofonlinien zu singen und zu scatten. 1968 tat er sich mit dem brasilianischen Gitarristen Julio Martinez zu einem Duo zusammen, das sehr erfolgreich die Bars im kalifornischen Sausalito bespielte und auch für kleinere Fernsehauftritte gebucht wurde. Ende der 60er Jahre zogen Jarreau und Martinez nach Los Angeles um, und Al fing an, eigene Songs zu schreiben. Bald war er allein oder in Begleitung ein gern gesehener Gast auf den Musikclubbühnen Hollywoods, auf denen er hin und wieder neben aufstrebenden Kollegen wie John Belushi oder Bette Midler sang. 1975 machte er mit einem Konzert im Vorprogramm der schwarzen Soul Jazz Legende Les McCann im Troubadour Club die Plattenfirma Warner Music auf sich aufmerksam. Ein Jahr später erschien dort sein Debütalbum „We Got By“. Der große Erfolg kam 1981 mit seinem Album „Breakin Away“, das ihn nicht nur in den USA, sondern auch in Europa zum Star machte. We’re in this love together “We’re in this love Together” aus Al Jarreaus Album “Breakin Away”. Ich habe Al Jarreau seit Anfang der 90er Jahre mehrfach interviewt. In unserem ersten Gespräch wirkte er anfangs ein wenig großspurig und dadurch unnahbar. Nach einiger Zeit ist er aufgetaut und hat sehr lebendig und gestenreich aus seinem Leben erzählt. Offensichtlich musste er zuerst einmal die Unsicherheit, die ihn hemmte, überwinden. Seine mangelnde Selbstsicherheit sei immer ein wichtiger Motor in seiner Karriere gewesen, verriet er. O-Ton Wer immer es gesagt hat – er hatte Recht: Unsicherheit ist die Quelle für Kreativität und für Produktivität. Eine gewisse Portion Unsicherheit ist gut gesund. Sie tut uns allen gut. Wir strengen uns mehr an, weil wir unsicher sind und nicht scheitern wollen. Wir wollen, dass es gut wird. Und deshalb arbeiten wir hart. Auch Jahrzehnte Bühnenerfahrung sorgten nicht dafür, dass er sein Lampenfieber vor Liveauftritten ablegen konnte. 4 O-Ton Mein Herz schlägt immer bis zum Anschlag, bevor ich auftrete. Egal, ob ich mit einem 85köpfigen Orchester und 100 Sängern auf die Bühne gehe oder mit einem Trio oder mit einem Gitarristen. Immer schlägt mir das Herz bis zum Halse. Ich bin dann total nervös. Ich will gut sein, ich will besser sein als beim besten Mal. Einerseits nervte ihn das. Andererseits hielt ihn das auf Trab. Diese Unsicherheit machte ihn auch offen für das, was von den Zuschauern kam. Das Publikum verändert mich, sagte er, und er meinte damit nicht nur die Tatsache, dass er während seiner Konzerte gern mit improvisierten Bemerkungen auf die Reaktionen seiner Zuschauer einging. O-Ton Es gibt diesen Aspekt. Es kann sein, dass mich die Zuschauer so verbunden mit meiner Musik sehen, dass es ihnen hilft, auch einzusteigen. Andersherum funktioniert es auch: Dass ich sehe, wie sehr das Publikum mitgeht. Und ich singe dann anders. Es verändert etwas bei mir. Er hatte ein sehr inniges Verhältnis zu seinem Publikum, von dem er sagte: Es besteht zum großen Teil aus Menschen, die hart arbeiten und bei denen das Geld nicht gerade locker sitzt. Mit dem Preis für eine Konzertkarte geben sie oft schon einen beträchtlichen Teil ihres Monatsbudgets aus. Ich habe ein sehr gemischtes Publikum, das aus allen gesellschaftlichen und kulturellen Schichten stammt. Den deutschen Musikliebhabern fühlte er sich besonders verbunden. Mit seinen Auftritten im Hamburger Onkel Pö’s in den 70er Jahren zog er die internationale Aufmerksamkeit auf sich. Und er erhielt zweimal den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik, bevor er 1977 seinen ersten Grammy in den USA gewann. Er hatte sich sogar eine Zeitlang überlegt, nach Deutschland zu ziehen, aber seine Frau Susan sei dagegen gewesen, verriet er vor einigen Jahren der Süddeutschen Zeitung. Roof Garden Für Al Jarreau waren seine Shows die Fortsetzung seiner Gebete. „Ich feiere praktisch jeden Tag, den ich auf Tournee bin, Erntedankfest. Meine Kirche ist die Bühne“, sagte er. In den 80er Jahren wandte sich Jarreau vom Jazz ab- und dem Soul und Pop zu. Bei den Jazzkritikern kam das nicht gut an. Im Popbereich war er zeitweilig, doch nicht anhaltend erfolgreich. 1992 war Jarreau verunsichert durch die Veränderungen in den Musikhörgewohnheiten. Der R&B sei in eine merkwürdige Richtung abgebogen, beklagte er sich. Weil er diejenigen unter seinen Fans abholen wollte, denen seine Platten zu altmodisch klangen, wandte er sich für die Aufnahmen zu seinem Album „Heaven and Earth“ an den Produzenten Narada Michael Walden. Die beiden kannten sich zu dem Zeitpunkt schon eine ganze Weile. 5 O-Ton Ich hatte Narada 1978 oder 79 an einer Hotelrezeption getroffen. Und von da an sagte er immer wieder: „Al, wir sollten miteinander arbeiten.“ – „Al, wir müssen unbedingt was miteinander machen.“ Er spricht unglaublich schnell. Er bewegt sich auch sehr schnell. Ich bin ja sehr langsam. Wir beide zusammen - das war also völlig abgedreht. Narada Michael Walden, der unter anderem durch seine Arbeit für Aretha Franklin und Diana Ross bekannt geworden war, spornte Jarreau an, mit seiner Stimme neue Bereiche zu erkunden. O-Ton Er brachte mich dazu, Dinge zu singen, die ich nie zuvor gesungen hatte. Meine Güte! Hör dir Al an, wie er im Falsett singt! Ich sagte: „Ich kann kein Falsett!“ Aber Narada sagte: „Al! du musst das singen! Du kannst es. Komm, sing! Komm, trau dich! Komm, das Wasser ist warm!“ Blue Angel „Blue Angel“ aus dem Album „Heaven & Earth“, für das Al Jarreau mit einem Grammy als bester R&B Sänger ausgezeichnet wurde. In den 90er Jahren trat er in Europa im Rahmen der Night of the Proms Serie an der Seite von Künstlern anderer Stilrichtungen auf. Es machte ihn neugierig, einen ganz anderen Bereich zu erleben. Er war nicht nur von Gospel, R&B, Soul und Jazz beeinflusst. Sein Interesse ging weiter. O-Ton Ich habe immer klassische Musik gemocht. Ich denke, dass es einen Ort gibt, wo sich alle Musikarten treffen, vor allem wenn die Musik gut und mit Gefühl gespielt wird. Ich mag Ravel, ich mag Satie. Ich mag die romantischen Komponisten, ich mag Vivaldi und Puccini. Ich singe hin und wieder Passagen aus klassischen Werken in meinen Konzerten (singt). Mich inspirieren alle möglichen Arten von Musik. Die Leute wissen meistens nicht, was sie von einem neuen Al Jarreau Album erwarten sollen. Weil ich mir gern jedes Mal eine neue musikalische Umgebung schaffe. Das hält das Ganze frisch. Das sorgt dafür, dass ich jedes Mal etwa anders singen muss. Bei den Aufnahmen zum Live Album „Tenderness“ von 1994 stand ihm die US Sopranistin Kathleen Battle zur Seite. Al Jarreau + Kathleen Battle: My favourite things Al Jarreau und Kathleen Battle mit “My favourite things” Zu den Songwritern, die Jarreau immer am meisten verehrt hat, gehört sein britischer Kollege aus dem Popbereich, Elton John. 6 O-Ton „Your Song“ und „Boarder Song“ waren die ersten Lieder, die ich von Elton John hörte. Ich habe sie dann lange Zeit live gespielt und sie später für ein Album aufgenommen. Your Song Al Jarreau lebte in Los Angeles, gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, dem Ex Model Susan Player, Mutter des gemeinsamen Sohnes Ryan. Weil er besessen war von der Musik, verband er in seiner Freizeit Privates mit Beruflichem. Die besten musikalischen Ideen fallen mir ein, wenn ich abwasche, Auto fahre oder im Garten arbeite, verriet er. Ich muss meine Hände beschäftigen. Es gibt ja sogar eine wissenschaftliche Begründung dafür, dass das Gehirn dann besser kreativ funktioniert. Und immerhin hat das Beten eines Rosenkranzes einen ähnlichen Hintergrund. Er war bis zuletzt als Musiker aktiv. Erst direkt vor seinem Tod ließ er kurzfristig den Rest seiner laufenden Tournee absagen. Er war hart im Nehmen. 2010 war er wegen einer Herzkrankheit bei einem Konzert in Frankreich auf der Bühne zusammengebrochen. Aber er ließ sich davon nicht beirren. Damals schrieb er direkt nach der OP noch im Krankenhausbett einen Song. Direkt nach der Entlassung ging er ins Studio und nahm ihn auf. Und einen Tagspäter stand er schon wieder für ein 90 Minutenkonzert auf der Bühne. Er trug schon lange ein Hörgerät, aber das hinderte ihn nicht daran, weiterhin live zu singen. Auf die Frage, wie man seiner Erfahrung nach am besten seine Stimme schont, pflegte er mit einem Witz zu antworten: „Indem man gar nicht singt.“ Etwas Schlimmeres als den Sängerberuf gäbe es für die Stimme nicht. Die Reisen, der Mangel an Ruhe das alles sei extrem stressig für die Stimme. Deshalb bemühte er sich, das, was man als Rahmenbedingungen bezeichnen könnte, zu verbessern. Er achtete darauf, dass er vor Konzerten ausschlief, trank wenig Alkohol und sang sich drei Stunden lang ein. Und er hielt sich in Schuss. Er hatte in jungen Jahren als Halbprofi Basketball gespielt und war ein ausgezeichneter Läufer. Ein Sänger sei ein Athlet, der ständig trainieren muss, sagte er. Und so absolvierte er in all den Jahren sein tägliches Fitnessprogramm. Doch es gab tatsächlich auch Zeiten, in denen er entspannte. O-Ton Ich habe am liebsten Ruhe. Oder ich suche mir aus meiner Videosammlung etwas aus und sehe mir einen Dokumentarfilm an. Er interessierte sich für viele Themen. 7 O-Ton Alles – angefangen bei historischen Dokumentarfilmen über archäologische Dokus bis zu Filmen über UFOS – Ich finde es interessant, wenn jemand erzählt, dass er mit Außerirdischen gesprochen hat. Ich ziehe zwar nicht los auf UFO-Jagd. Aber ich bin sicher, dass wir nicht allein im All sind. Bei 400 Milliarden Sternen allein in unserer Galaxie ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch, dass es noch mehr intelligentes Leben da draußen gibt. Mit diesem Themenbereich beschäftigte er sich auch auf einer anderen Ebene. So ließ er sich beispielsweise gern in Wissenschaftsdokus erklären, wie das Universum entstanden ist. Und er schätzte Bücher. O-Ton Ab und zu lese ich ganz gern einen Roman. Aber eigentlich lese ich lieber Bücher, in denen beschrieben wird, warum bestimmte Leute bestimmte Dinge getan haben. Richtig interessant fand ich zum Beispiel die Biographie von Miles Davies. Das Buch hat mir ganz neue Erkenntnisse verschafft. Das Thema Miles Davis lag ihm am Herzen. Anfang der 90er Jahre hatte er eine eigene Version des Davies Klassikers „Blue in Green“ aus dessen Album „Kind of Blue“ aufgenommen. An dem Text hatte Jarreau über Jahre gearbeitet. Blue in Green Part 1 2009 brachte die Schriftstellerin Carmen Rubin das Kinderbuch „Ashti meets Birdman Al“ heraus, zu dem sie von Al Jarreaus Musik inspiriert worden war. Er unterstützte die Autorin mit Lesungen und setzte sich auch für bessere Bildungsprogramme ein. Diese sollte man ruhig auch den Politikern im US Kongress angedeihen lassen, witzelte er kürzlich in einer US TV Sendung. Es täte ihnen sicher gut, wenn sie ihren Horizont erweiterten. Als Rehabilitationshelfer hatte er in den 70er Jahren versucht, körperlich versehrte Menschen in die Arbeitswelt einzugliedern. Wünschte er sich manchmal in diesen Beruf zurück? Nein, sagte er. Und ich denke auch, dass ich heute ein besserer Sozialarbeiter bin, als ich es in meiner aktiven Zeit in dem Beruf je war. O-Ton Sie sollten mal meine Mails lesen. „Vielen Dank, Al, diesen Song konnte ich gut gebrauchen.“ „Danke, Al, dein Song hat mich letztes Jahr durch eine wirklich schwierige Phase gerettet.“ „Danke Al, bitte schreib weiter! Wir brauchen deine Musik!“ Insofern gäbe es eine Parallele zwischen beiden Jobs, sagte er. Er habe immer den Drang gehabt, Menschen zu helfen. Und auch mit Musik könne man schließlich heilen. 8 Cold Duck „Cold Duck„ aus dem Album „Accentuate the positive“, das Jarreau 2004 veröffentlichte und auf dem er sich nach langer Zeit wieder dem Jazz zuwandte. Er schrieb auch den Text zu diesem Song. 2014 brachte er die CD „My Old Friend: Celebrating George Duke“ heraus, die in den USA Platz Eins der Jazz Charts erreichte. Damit schloss sich der Kreis, der 1965 mit einer von Duke mitgeschnittenen Aufnahme eines gemeinsamen Konzertes in San Francisco begonnen hatte. Duke starb 2013. Jarreau schätzte ihn als Menschen und als sehr vielseitigen Musiker. Zwar habe ihn der Tod seines Freundes sehr getroffen. Aber Angst vor dem eigenen Tod plage ihn nicht sehr, versicherte er. Schließlich sei ja mit dem Tod nichts zu Ende. Er war sich sicher: Wenn wir sterben, gehen wir nur in einen anderen Zustand über. Gott verliert nichts. Alles kommt von irgendwo und geht irgendwo hin. Und unsere Mission ist es, aus dem, was uns das Leben bringt, zu lernen und das Beste draus zu machen. Das war SWR2 Tandem – mit einer Sendung anlässlich des Todes des US Musikers Al Jarreau - von und mit Christiane Rebmann. Unser Podcast-und Newsletter-Angebot und die Liste der gespielten Musiktitel finden sie im Internet unter SWR2.de/ Tandem. Brazilian Love Affair 9
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