rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
[email protected]
oder schicken Sie uns alles per Post an:
Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 15.02.2017, 20.15 - 21.15 Uhr
Themen:

Operation gelungen – Patient Pflegefall: Delir



Neue Arterien durch Sport und Herzhose
Wenn die Schulter schmerzt
Hornhauttransplanation
 Live-Diagnose Krampfadern
Operation gelungen – Patient Pflegefall
Nach einer eigentlich gelungenen Operation finden Angehörige ältere Patienten oft
verwirrt und desorientiert vor – im schlimmsten Fall dauerhaft. „Delir“ heißt dieses
Phänomen nach einer Narkose, das jährlich Millionen Patienten trifft. Jetzt gibt es erste
Erfolge in Kliniken, dem Delir vorzubeugen. Die rbb Praxis berichtet.
Hört ein Laie das Wort Delir oder Delirium, denkt er meist an die Folgen von zu viel
Alkohol. Doch auch Operationen und Narkosen sind dafür berüchtigt, dass sie die
Hirnfunktion innerhalb weniger Stunden beeinträchtigen. Das sogenannte Delir ist die
häufigste Organfunktionsstörung nach einem operativen Eingriff. Betroffen sind rund
10 Prozent aller Altersgruppen. Ältere Menschen haben allerdings ein höheres Risiko,
dass ein Delir länger anhält und dann auch Hirnzellen absterben, so dass sich dauerhafte
kognitive Schäden entwickeln.
Vier bis sechs Millionen Betroffene
Verwirrtheit, Orientierungsprobleme in Raum und Zeit, ein gestörter Tag-NachtRhythmus: Werden ältere Menschen im Krankenhaus unter Narkose operiert, gibt es
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hinterher oft ein böses Erwachen. Experten zufolge entwickelt bis zu jeder dritte
Operierte massive Hirnleistungsschwächen und ist nach dem Aufwachen nicht mehr er
selbst. Von den über 65-Jährigen rutscht sogar etwa jeder Zweite in ein postoperatives
Delir. Bei hierzulande rund 12 Millionen operativen Eingriffen sind das immerhin
zwischen 4 und 6 Millionen Menschen. Das Problem: Nur bei maximal jedem Zehnten
wird der Zustand als solches erkannt.
Bei einem Delir ist das Bewusstsein eingeschränkt
Früher sprachen Mediziner vom sogenannten „Durchgangssyndrom“. Erst in den letzten
Jahren erkannten sie, dass der Zustand keineswegs vorübergehend ist, sondern häufig
langfristig, oft auch nach dem Klinikaufenthalt, bestehen bleibt. Folgende Kennzeichen
können auf ein Delir hindeuten:
1. Der Patient hat Halluzinationen. Die Wahrnehmung ist eingeschränkt. Oft kommt es
zu Vergesslichkeit, einer zeitlichen Desorientierung und Wahnvorstellungen.
2. Das Delir äußert sich körperlich. Der Patient ist redselig, unruhig, steht ständig auf, ist
nervös und hibbelt im Bett vor sich hin.
3. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist gestört. Der Patient ist nachts munter und schläft
tagsüber.
4. Angst, Weinerlichkeit, Euphorie und Aggressivität liegen nahe beieinander, die
Emotionen wechseln sich unkontrolliert ab.
Wie entsteht ein Delir?
Zunächst kann die Psyche der Patienten durch die verschiedenen Untersuchungen und
Behandlungen in Mitleidenschaft gezogen werden, welche operationsbegleitend
zahlreich und in schneller Abfolge im Krankenhaus erfolgen. Hinzu kommen bestimmte
begleitende Schmerz- oder Beruhigungsmittel. Neben der Narkose als Hauptursache
erhöhen sie das Risiko für ein Delir zusätzlich.
Bleibt die psychische Desorientierung unentdeckt bestehen, entwickelt sich daraus oft
eine langfristige Krankengeschichte: Die kognitiven Defekte weiten sich aus, je älter die
Patienten sind, desto eher. Wer nach Hause entlassen wird, kann hier oft nicht mehr
alleine leben, verliert seine Selbstständigkeit, muss in ein Pflegeheim oder eine
Wohngemeinschaft umziehen. Langfristig sind Demenz und Pflegebedürftigkeit die
Folgen. Patienten mit einem postoperativen Delir haben zudem ein dreifach höheres
Risiko, binnen eines halben Jahres nach Entlassung zu sterben.
Möglichkeiten, um ein Delir zu verhindern
Mittlerweile gibt es vor, während und nach der OP Möglichkeiten, ein Delir zu verhindern.
Weil vor allem ältere Menschen dafür gefährdet sind, werden sie in der
Anästhesieambulanz der Charité Berlin Mitte besonders streng untersucht. Dabei geht
es darum herauszufinden, ob die Patienten kognitive Einschränkungen haben, denn das
wäre ein besonderer Risikofaktor für die Entwicklung eines Delirs.
Ein wichtiger Test ist dabei der „Uhrentest“, bei dem die Probanden zunächst die Ziffern
der Uhr und dann eine bestimmte Uhrzeit einzeichnen sollen. Neben geistigen
Fähigkeiten gehören zum Testprogramm auch Kraft, Mobilität, der Ernährungszustand
und die Frage nach sozialen Kontakten. Am Ende wird die „Gebrechlichkeit“ oder
„frailty“ des Menschen beurteilt.
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Hat jemand entsprechende Einschränkungen, kommen Beruhigungsmittel, welche die
Entstehung eines Delirs begünstigen, gar nicht erst zum Einsatz. Während des Eingriffs
werden die Patienten von den Anästhesisten besonders sorgfältig begleitet und
überwacht. Gerade bei Menschen, die gefährdet sind ein Delir zu erleiden, darf die
Narkose weder zu flach noch zu tief sein. Um das zu verhindern, werden per EEG
kontinuierlich die Hirnströme gemessen. Zudem wird darauf geachtet, dass die
Patienten nicht auskühlen. Im Aufwachraum prüft speziell geschultes Personal mit
einfachen Fragen, ob jemand ein Delir erlitten hat oder nicht. Die Antworten werden mit
dem so genannten „Nursing Detection Score“ ausgewertet.
Mehr Personal - Weniger Delir
Im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge ist man auf die Versorgung
älterer Menschen spezialisiert und hat schon vor einigen Jahren ein Delir-DemenzManagement eingeführt. Wesentlicher Aspekt ist die Einführung eines Delir-Pflegers,
also einer geschulten Pflegekraft, die mit zahlreichen gebündelten Maßnahmen vor,
während und nach der Operation das Auftreten von Verwirrtheitszuständen verhindert
oder zumindest minimiert. Gespräche mit den Patienten über ihre geistige
Leistungsfähigkeit und Orientierung sind dabei zentral. Sicherheit und Orientierung
sollen Uhren und Abrisskalender in den Zimmern geben. Auch das Einüben von
Bewegungsabläufen, die im Krankenhausalltag leicht verloren gehen, wird unterstützt.
Je schneller die Patienten nach einer OP wieder mobil sind, desto seltener entwickeln
sie ein Delir.
Doch diese Fürsorge ist personalintensiv. Deshalb fordern Experten mehr Personal. Nur
so könnten die Patienten beispielsweise bereits im Aufwachbereich intensiver
beobachtet und Symptome eines drohenden Delirs frühzeitig erkannt werden.
Langfristig hätte das auch positive Auswirkungen auf die Verweildauer: Weniger
Patienten entwickelten Komplikationen wie Lungenentzündungen, Druckgeschwüre und
andere Begleiterscheinungen und müssten nach der Operation seltener auf die
Intensivstation.
In Griechenland, wo es üblich ist, dass Patienten im Krankenhaus rund um die Uhr von
ihren Angehörigen begleitet/betreut werden, gibt es kaum Fälle von Delir. Sprich:
gewohnte Menschen geben Orientierung. Das zeigt einmal mehr: Vor allem intensive
Betreuung vor, während und nach der Operation kann ein Delir verhindern oder
zumindest seine Folgen abmildern.
Experten im Beitrag
Prof. Dr. Claudia Spies
Ärztliche Leiterin
Charité-Centrum für Anästhesiologie, OP-Management und Intensivmedizin
Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin
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Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel: 030 – 450 551 102
Internet: https://anaesthesieintensivmedizin.charite.de/klinik/
Dr. med. Oliver Birkelbach
Facharzt für Anästhesiologie
Oberarzt Anästhesieambulanz
Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Tel: 030 – 450 0
Eckehard Schlauß
Dipl.-Gerontologe und Delir-Experte
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge
Herzbergstraße 79
10365 Berlin-Lichtenberg
Tel.: 030 - 5472 0
Internet: www.keh-berlin.de/
Weiterführende Adressen
Deutsche Gesellschaft Anästhesiologie & Intensivmedizin (DGAI)
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
Tel.: 0911 - 933780
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dgai.de
Weiterführende Links
http://www.delir-netzwerk.de/
NICE Leitlinie zum Delir
AWMF Leitlinie zu Analgesie, Sedierung und Delirmanagement
Live-Diagnose: Krampfadern – wann muss gehandelt werden?
Für viele Menschen sind die blau geschlängelten Linien an den Beinen eher ein
kosmetisches Problem. Doch Krampfadern können zu ernsthaften Komplikationen wie
Venenentzündungen und sogar lebensbedrohlichen Thrombose führen. Ab wann sollte
man wegen Krampfadern zum Arzt? Ist die Untersuchung schmerzhaft? Wie wird
behandelt? Die rbb Praxis klärt auf – live im Studio.
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Aufgabe der Bein-Venen ist, sauerstoffarmes Blut aus von den Füßen entgegen der
Schwerkraft zum Herzen zu befördern. Wichtig dabei: Die Venenklappen. Sie verhindern
zusammen mit der Beinmuskulatur, dass bereits hoch transportiertes Blut wieder zurück
nach unten läuft.
Bei rund 20 Millionen Deutschen funktioniert dieses System nur noch bedingt. Die
Gefäßwände geben leichter nach, die Venenklappen schließen nicht mehr, Blut versackt
in den unteren Körperpartien und staut sich dort. Es verstärkt den Druck auf die
Venenwände. Krampfadern entstehen. Frauen sind davon drei- bis viermal häufiger
betroffen, denn ihr Bindegewebe macht schneller schlapp.
Das Risiko für und durch Krampfadern
Das Risiko für Krampfadern steigt mit der familiären Disposition, Übergewicht, der
Einnahme der Pille, einer Schwangerschaft sowie durch Berufe, die stundenlanges
Stehen und Sitzen erfordern. Die Diagnostik von Krampfadern erfolgt mithilfe von
Ultraschall (Doppler- und Duplexsonografie). Dabei prüft der Arzt den Blutfluss in den
Venen, die Dichtigkeit der Venenklappen und die Durchgängigkeit des tiefen
Venensystems. Zudem sucht er nach Zeichen der fortgeschrittenen chronisch venösen
Insuffizienz wie Ödeme und Hautveränderungen.
Der Begriff Krampfader stammt vom mitteldeutschen „Krummader“, weil sich die
vergrößerten Gefäße unter der Haut entlangschlängeln. Der damit einhergehende
Blutrückstau kann gesundheitliche Komplikationen mit sich bringen: Die größte Gefahr
sind Blutgerinnsel, sogenannte Thromben, die sich lösen und eine Lungenembolie
auslösen. Rund 30 000 Deutsche sterben jährlich daran.
Verschiedene Methoden im Angebot
Gefäßexperten bieten verschiedene Verfahren an, um Krampfadern zu entfernen: per
Skalpell, Laser oder durch Verödung. Als Goldstandard gilt das seit hundert Jahren
bekannte Venenstripping. Dafür bindet der Arzt die Zuflüsse zur erschlafften Vene ab
und entfernt sie über mehrere Minischnitte. Bei der Laserbehandlung legt der Arzt unter
Ultraschallkontrolle eine Glasfaser in die kranke Vene ein, die durch Laserlicht erwärmt
wird. Folge: Die Venenwände verkleben. Für die Sklerosierung oder Verödung spritzt der
Venenspezialist etwa die Alkohollösung Aethoxysklerol als Flüssigkeit oder Schaum in
das erweiterte Gefäß. Das Mittel schädigt die Gefäßwand, der Körper verschließt das
Gefäß und baut es nach einer Weile einfach ab.
Verödung schneidet am schlechtesten ab
Eine Studie aus dem Jahr 2014, die im angesehenen amerikanischen Ärzteblatt
veröffentlicht wurde, hat die drei Methoden verglichen – und fand gewaltige
Unterschiede. Die Verödung verschloss Gefäße mit 43 Prozent nur halb so oft wie die
anderen beiden Verfahren und zog öfter Nachbehandlungen nach sich. Bei sieben
Prozent der Patienten traten Komplikationen auf wie Gefäßentzündungen, eine
verstärkte Pigmentierung oder allergische Reaktionen. Beim Stripping war die
Komplikationsrate mit sechs Prozent im Vergleich zur Lasertherapie erhöht. Die Studie
habe gezeigt, so das Fazit von Julie Brittenden, Gefäßchirurgin an der schottischen
Universität Aberdeen und Erstautorin der Studie, dass die Laserbehandlung die zu
bevorzugende Methode ist.
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Endoluminale Verfahren in Deutschland verbreitet
Auch hierzulande geben die Venenspezialisten den sogenannten endoluminalen
Verfahren den Vorzug. Dazu gehört neben der Laser- auch die Radiowellentherapie, die
ebenfalls mit Wärme die Venen von innen verklebt. Der Eingriff erfolgt ambulant und in
örtlicher Betäubung und die Patienten sind schneller wieder fit, da die Vene nicht wie
beim Stripping durch das ganze Bein gezogen werden muss. Nach dem operativen
Venenstripping müssen die Patienten etwa eine Woche lang Kompressionsstrümpfe
tragen und sind auch so lange krankgeschrieben. Endoluminal behandelte Patienten
hingegen können häufig schon nach zwei bis drei Tagen wieder zur Arbeit. Mittlerweile
übernimmt auch eine ansteigende Zahl gesetzlicher Krankenkassen auf Antrag die
neuen Verfahren.
Experte im Studio
Dr. med. Heiko Raude
Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie
Ullsteinhausklinik
Mariendorfer Damm 3
12099 Berlin
Tel.: 030 - 70 55 00 0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ullsteinhausklinik.de
Weiterführende Adressen
Deutsche Gefäßliga e.V.
Mühlenstr. 21-25
50321 Brühl
E-Mail: [email protected]
Internet: www.deutsche-gefaessliga.de
Deutsche Gesellschaft für Phlebologie e.V.
Geschäftsstelle:
Frau Anja Pielhau
Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Universität Bonn
Sigmund Freud Str. 25
53125 Bonn
E-Mail: [email protected]
Internet: www.phlebology.de
Berufsverband der Phlebologen e.V
Zehnstr. 25
68519 Viernheim
Internet: http://bvphlebologie.de/
Neue Arterien durch Sport und Herzhose
Gefäßverengungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Bei
schlechter Durchblutung der Beine wird schmerzfreies Gehen unmöglich, bei
Arterienverengungen am Herzen droht ein Herzinfarkt. Doch der Körper kann sich selbst
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helfen: Unter bestimmten Bedingungen bilden sich Ersatzgefäße wie Umgehungsstraßen
um die verstopften Gefäße. Mit einem speziellen Intervalltraining werden diese zum
Wachstum angeregt. Und bei schwer erkrankten Menschen soll die Behandlung mit einer
Art Drucklufthose die Entstehung von biologischen Bypässen herbeiführen.
Ist die Hauptstraße verstopft, drängelt sich der Verkehr im besten Fall über
Seitenstraßen, die sich rasch zu größeren Seitenwegen umbauen können. Und
tatsächlich gibt es Patienten, die komplette Gefäßverschlüsse haben, aber davon nichts
wissen, weil sie bereits natürliche Bypässe gebildet haben. Entdeckt wurde die Existenz
biologischer Bypässe schon vor mehr als hundert Jahren bei Angiografien (Darstellung
der Blutgefäße durch Röntgen) von Arteriosklerose-Patienten. Auf den Aufnahmen
konnte man erkennen, dass Kollateralgefäße gewachsen waren. Wie funktionstüchtig die
natürlichen Bypässe sind, hängt von erblichen Bedingungen, Risikofaktoren und dem
Trainingszustand des Patienten ab. Deshalb gilt Bewegung als eine wichtiger Pfeiler in
der Therapie der Arteriosklerose. Denn sie aktiviert die Bildung neuer Blutgefäße und
damit die Bildung der Umgehungskreisläufe bzw. der Kollateralen.
Biologische Bypässe wachsen lassen
Wie das Gefäßwachstum ganz genau funktioniert, erforschen Wissenschaftler an der
Berliner Charité. Die Gefäßmediziner haben einen Apparat entwickelt, der den Effekt von
Sport nachahmt: die Herzhose. Damit wird der Körper angeregt, neue, zusätzliche
Gefäße zu bilden. Die Herzhose ist für Patienten sinnvoll, die bereits Eingriffe am Herzen
hatten, aber nicht beschwerdefrei werden. Und für eine zweite Gruppe von Patienten ist
die Apparatur sinnvoll: diejenigen, die wegen Übergewicht oder orthopädischen
Problemen nicht trainieren können.
Für die Therapie legen die Ärzte dem Patienten aufblasbare Manschetten um Unter- und
Oberschenkel an. Sie werden im Herzrhythmus aufgeblasen und wieder entlüftet. Das
beschleunigt den Blutfluss zum Herzen und zum Bein. Die Folge: Innerhalb weniger
Wochen bilden sich unter regelmäßiger Therapie biologische Bypässe aus. Bei 150
Herzpatienten haben die Forscher die Herzhose in Studien bisher eingesetzt und die
Wirkung über 3 Jahre beobachtet. Ein wichtiges Ergebnis: Die Studienteilnehmer
brauchten weniger Medikamente wegen ihrer Herzerkrankung als diejenigen, die ohne
Herzhose auskommen mussten.
Solche „Herzhose-Stationen“ gibt es inzwischen an drei Standorten in Deutschland: in
Brandenburg an der Havel, in Bad Wimpfen und in Düsseldorf. Weitere Zentren sind in
Hamburg und im Schwarzwald sind geplant. Das Verfahren wird bislang nur vereinzelt
auf Antrag an die Krankenkasse erstattet. Das Herzhose-Team ist bei der Beantragung
behilflich. Bei Eignung für Studien ist die Teilnahme kostenlos.
Nach dem Training ist vor dem Training
Untersuchungen zufolge halten die Trainingseffekte mit der Herzhose bis zu einem Jahr
an. Für eine dauerhafte Wirkung sollten die Patienten jedoch in einer
Gefäßtrainingsgruppe weitertrainieren. Insbesondere bei Ausdauer-Sportarten wie
Walken, Schwimmen oder Langlaufen wachsen durch die gleichmäßige Belastung die
neuen Gefäße. Die Gefäße werden durch das Muskeltraining des Herzens in einen
besseren Zustand versetzt, die Durchblutung der Gefäße nimmt zu, und auch hier
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sprossen Gefäße neu in die Herzmuskulatur ein.
Experten im Beitrag
Dr. med. Klaus Birkner
Facharzt für Allgemeinmedizin
Univ.-Prof. Dr. Ivo Rainer Buschmann
Hochschulklinik für Angiologie im Zentrum für Innere Medizin I
Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH
Hochschulklinikum der MHB Theodor Fontane
Hochstraße 29
14770 Brandenburg an der Havel
Internet: www.klinikum-brandenburg.de/kliniken/innere-medizin-1
Weiterführende Adressen
Deutsche Herzstiftung e. V.
Bockenheimer Landstraße 94-96
60323 Frankfurt am Main
Tel. (069) 955128 0
Internet: www.herzstiftung.de
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von HerzKreislauferkrankungen e.V.
Friedrich-Ebert-Ring 38
56068 Koblenz
Tel. (0261) 30 92 31
Email: www.dgpr.de
Internet: www.dgpr.de
Deutsche Gesellschaft für Angiologie
Luisenstr. 58 / 59
10117 Berlin
Tel.: 030-531 48 58 20
Email: [email protected]
Internet: www.dga-gefaessmedizin.de
Weiterführende Links
Weitere Infos zur Herzhose inkl. Studien
www.herzhose.de
Patientenportal der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA)
http://www.dga-gefaessmedizin.de/fuer-patienten.html
Gefäßsportgruppen in Berlin
http://www.herzwegweiser.de/informationen-fuer-patienten/nachsorgeangebote-zumbeispiel-herzsportgruppen/gefaesssportgruppen/berlin/
Gefäßsportgruppen in Brandenburg
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http://www.herzwegweiser.de/informationen-fuer-patienten/nachsorgeangebote-zumbeispiel-herzsportgruppen/gefaesssportgruppen/brandenburg/
Wenn die Schulter schmerzt
Auch jüngere Menschen klagen zunehmend über Schulterprobleme – häufiges Arbeiten
über Kopfhöhe und intensiver Sport können dem empfindlichen Gelenk gleichermaßen
zusetzen. Was tun, wenn Schulter und Arm den Belastungen nicht mehr gewachsen
sind?
Sie sind jung, sportlich, erfolgreich – und überaus anfällig. Profi-Volleyballer und andere
Sportler haben oft Schmerzen und Probleme im Schultergelenk. Die Schulter ist das
beweglichste Kugelgelenk unseres Körpers. Doch die besondere Beweglichkeit macht es
auch „störanfällig“. Denn Beschwerden entstehen nicht nur am Knorpel oder Knochen
des Gelenkes, sondern vor allem auch an den Weichteilen. Dazu zählen die Sehnen,
Muskeln und Bänder, die das Schultergelenk einerseits stabil und andererseits beweglich
halten.
Überkopfarbeiten schaden dem Schultergelenk
Als Ursache für Beschwerden gilt häufig die starke Belastung des Schultergelenks bei
erhobenem Arm. Betroffen von Schulterschmerzen sind neben Sportlern vor allem
Menschen wie Malermeister oder Elektriker, die beruflich häufig Überkopftätigkeiten
ausführen, die also die Arme oft und lang über 90 Grad heben. Oft müssen sie in dieser
Stellung zusätzlich schweres Gerät bewegen wie beispielsweise einen
Vorschlaghammer.
Anfällig im Schultergelenk ist zum Beispiel die Gelenkkapsel. Beim gesunden Menschen
stabilisiert sie das Gelenk und gibt Bewegungsrichtungen vor. Die Gelenkkapsel
produziert Gelenkflüssigkeit, welche die Knochen schmiert. Durch die Gelenkflüssigkeit
bewegen sich alle Strukturen im Gelenk geschmeidig. Ist die Gelenkkapsel aber zum
Beispiel durch häufige Verletzungen defekt, führen Chirurgen eine sogenannte
Kapselrekonstruktion oberhalb des Oberarmknochens durch.
Gerissene Rotatorenmanschette nimmt Stabilität
Eine andere Schwachstelle ist die Rotatorenmanschette. Das ist eine Muskelgruppe, die
zusammen mit einer derben Sehnenkappe das Schultergelenk umfasst. Die Muskeln
ziehen vom Schulterblatt zum Oberarmknochen. Das Muskelpaket gibt Stabilität. Denn in
der Schulter ist die Gelenkpfanne im Vergleich zum Oberarmkopf sehr klein und flach –
der Kopf muss durch aktive und passive Strukturen in der Pfanne unterstützt werden.
Chronische, also länger andauernde Beschwerden des Schultergelenkes und eine
eingeschränkte Beweglichkeit des Armes bis zur Horizontalen gehen häufig auf einen
Verschleiß im Schultergelenk zurück. Die Gelenkflächen eines gesunden Gelenkes sind
mit glattem Knorpel überzogen, der für eine schmerzfreie Beweglichkeit sorgt. Im
Schultergelenk sind die Gelenkflächen, vor allem die der Gelenkpfanne, jedoch relativ
klein. Wirken große Kräfte darauf, können diese kaum verteilt werden. Das fördert
Verschleißprozesse.
Bei einer Arthrose des Schultergelenkes (Omarthrose) ist der Gelenkspalt komplett
verschwunden, der schützende Knorpel verschlissen; die Knochen stoßen bei jeder
Bewegung schmerzhaft aufeinander. Sind zusätzlich die bindegewebigen Verbindungen
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zwischen Knochen und Muskeln, die Sehnen, ein- oder gar abgerissen, verliert der
Oberarmknochen komplett seine Fixierung.
Bei Schulterschmerz erst Physiotherapie
Doch ganz gleich, ob die Schmerzen, Instabilität und Bewegungsverluste auf eine
defekte Kapsel, eine Arthrose oder eine eingerissene Rotatorenmanschette
zurückzuführen sind: Eine Operation versuchen Schulterexperten so lange wie möglich
zu vermeiden. Der erste therapeutische Schritt ist daher immer eine konservative
Therapie. Sie dauert meist mehrere Wochen und beinhaltet tägliche
physiotherapeutische Übungen. Reicht die Physiotherapie nicht aus, um die Schulter
wieder stabil und beweglich zu bekommen, erfolgt in einem nächsten Schritt meist die
minimalinvasive Arthroskopie. In Schlüssellochtechnik korrigieren die Operateure die
Gelenkkapsel und befestigen gerissene Sehnen wieder am Gelenkknochen. Bei einer
Schultergelenksarthrose empfehlen Orthopäden nicht selten eine
Schultergelenkendoprothese.
Experten im Beitrag:
Dr. Karsten Labs, Orthopäde
Jana Wolf, Physiotherapeutin
Olympiastützpunkt
Sportforum Hohenschönhausen
OSP-Zentrale
Fritz-Lesch-Str. 29
13053 Berlin
Tel.: 030/ 9717 2237
Fax: 030 / 9717 2767
E-Mail: [email protected]
Internet: https://www.osp-berlin.de/1-0-Startseite.html
Links im www:
http://www.schulterinfo.de
Infos rund um Schulteranatomie und -verletzungen. Ein Service der
Schultersprechstunde, Orthopädie, Klinikum Dortmund
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
http://www.dgou.de/start.html
Arztsuche Schulterchirurgie
https://focus-arztsuche.de/suche/Schulterchirurgie/Deutschland
Die Angst vor der Erblindung
Jörg G. aus Berlin droht zu erblinden. Seine beiden Augenhornhäute sind stark
eingetrübt. Seine letzte Chance: eine Transplantation der Hornhaut. Doch nicht immer
verlaufen solche Gewebetransplantationen reibungslos. Und dann? Die rbb Praxis hat
Jörg G. über ein Jahr lang begleitet.
Die Hornhaut ist die kristallklare, äußere Hülle des Auges. Sie schließt den runden
Augapfel nach vorne ab, ähnlich wie das Glas einer Uhr. Nur wenn die Hornhaut
durchsichtig und gewölbt ist, kann man scharf sehen. Die Hornhaut besteht aus fünf
verschiedenen Schichten. Die innerste Schicht bilden die sogenannten
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Hornhautendothelzellen. Sie sorgen dafür, dass die Hornhaut keine Flüssigkeit
aufnimmt, so dass sie transparent und durchsichtig bleibt.
Wenn die Hornhaut erkrankt
Im Laufe des Lebens nimmt die Zahl der Endothelzellen ab. Auch ihre Funktion kann
durch verschiedene Erkrankungen beeinträchtigt sein. Dazu zählen eine Verätzung oder
Erkrankungen wie die Hornhautdystrophie oder ein Herpes. Wird die
Hornhautendothelschicht dabei zerstört, resultiert ein verschwommener, unklarer Blick.
Betroffene haben das Gefühl, sie schauen durch einen Nebel oder durch eine
verschmierte Windschutzscheibe.
Bei der Hornhautdystrophie verliert die Hornhaut ihre Transparenz, weil
unterschiedliche Stoffe eingelagert werden und die Hornhaut anschwillt. Die Erkrankung
kann als Folge von Narbenbildungen nach Entzündungen oder Verletzungen auftreten
oder aber auch vererbt werden. Meist beginnt sie nur in einer der fünf
Hornhautschichten und breitet sich später aus. Die Beschwerden der
Hornhautdystrophie sind unterschiedlich: Mal verschlechtert sich die Sehkraft, mal gibt
es Schmerzen, mal bemerken Betroffene ihre Hornhautschädigung gar nicht und sie
wird erst im Rahmen von Routineuntersuchungen festgestellt.
Neue Methoden der Transplantation
Bei stark ausgeprägten Beschwerden, bei denen der Patient sehr leidet, sollte die
Hornhaut ausgetauscht werden. Das Verfahren nennt man Hornhauttransplantation
oder Keratoplastik. Sie ist die häufigste Gewebetransplantation beim Menschen. Pro
Jahr werden hierzulande etwa 5.000 Spenderhornhäute verpflanzt.
Seit wenigen Jahren gibt es ein neuartiges minimalinvasives, schonendes Verfahren
(Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty, DMEK). Dabei wird nicht mehr die ganze
Hornhaut, sondern nur die erkrankte Hornhautinnenschicht (Endothel) ausgetauscht.
Der Eingriff erfolgt in lokaler Betäubung. Vor der Operation präpariert der Augenarzt die
notwendige Schicht aus der Spenderhornhaut heraus. Dann entfernt er beim Patienten
über einen knapp zwei Millimeter kleinen Schnitt die zerstörte Zellschicht der Hornhaut.
Die neue Hornhautschicht wird zusammengerollt ins Auge injiziert und mit Hilfe einer
Luftblase entrollt und richtig positioniert. Eine weitere Luftblase drückt sie an die
verbliebene Hornhautschicht, wo sie ohne Nähte anwächst.
Schnell wieder zu einer scharfen Sicht
Die DMEK-Methode bringt gegenüber der Transplantation einer kompletten Hornhaut
mehrere Vorteile: Das Risiko, dass das Implantat abgestoßen wird, sinkt. Nach der
Transplantation brauchen die Patienten weniger Immunsuppressiva und Kortison.
Immunsuppresiva unterdrücken die Abstoßung des transplantierten Gewebes. Die
implantierte Hornhautschicht wird nicht angenäht, sondern mit Luft von innen
angedrückt. Die Patienten erholen sich rascher und haben schneller wieder eine bessere
Sehschärfe. Die Operation kann auch kombiniert mit einer Operation des grauen Stars
(Triple-DMEK) durchgeführt werden.
Ein Risiko des DMEK Verfahrens besteht darin, dass sich die Hornhaut an den Rändern
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wieder ablösen kann. Betroffene Patienten erhalten dann in lokaler Betäubung eine
erneute Luftinjektion in die Vorderkammer, um das Hornhauttransplantat wieder
komplett anzudrücken. Das Verfahren kommt nicht für alle Patienten mit
Hornhauterkrankungen infrage: Es ist nur dann durchführbar, wenn die Hornhaut noch
nicht irreversibel getrübt ist und nur die innere Schicht betroffen ist. Es profitieren vor
allem Patienten mit Hornhautdystrophie. Nach Verätzungen oder bei einer HerpesInfektion kann das Verfahren nicht helfen.
Transplantation körperfremden Gewebes
Hornhauttransplantate stammen von verstorbenen Menschen. Bei der Hornhaut besteht
die Besonderheit, dass sie noch bis zu etwa 12–16 Stunden nach der endgültigen
Feststellung des Todes entnommen werden kann. Durch äußerst sorgfältige
Nachforschungen und Laboruntersuchungen am Auge selbst und aus dem Blut des
Verstorbenen wird sichergestellt, dass die Hornhaut funktionstüchtig ist und dass keine
infektiösen Krankheiten übertragen werden können.
Risiken
Wie bei allen Operationen am Auge steht das Risiko einer Infektion im Vordergrund. Bei
Transplantationen besteht zusätzlich das Risiko eines Transplantatversagens oder einer
Abstoßung des fremden Gewebes. Allerdings zählt die Hornhauttransplantation zu den
erfolgreichsten Gewebetransplantationen in der Medizin, denn das Hornhautgewebe
steht nicht direkt mit der Blutversorgung und somit dem Immunsystem in Kontakt. Eine
starke medikamentöse Hemmung des Immunsystems ist deshalb meist nicht notwendig.
Experte im Beitrag
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. (F) Peter W. Rieck
Schlosspark-Klinik
Heubnerweg 2 | 14059 Berlin
Telefon 030 - 3264-1252
Telefax 030 - 3264-1685
[email protected]
www.schlosspark-klinik.de/medizin-pflege/augenheilkunde.html
Weiterführende Adressen
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)
40474 Düsseldorf
Tersteegenstr. 12
Tel.: (0211) 43037-00
E-Mail: [email protected]
Internet: http://cms.augeninfo.de/
Weiterführende Links
Statistische Informationen zur Hornhauttransplantation vom Berufsverband der
Deutschen Augenärzte
http://cms.augeninfo.de/hauptmenu/presse/statistiken/hornhauttransplantationkeratoplastik.html
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Weiterführendes Infos zur Hornhauttransplantation von oculus guide, ein Portal des
Deutschen Verlags für Gesundheitsinformation GmbH, Medizinischer Berater: Prof. Dr.
med. Gisbert Richard (Hamburg)
http://www.operation-augen.de/operation/hornhautchirurgie/hornhauttransplantation/#
Lions-Hornhautbanken
http://www.lionshilfswerk.de/nationale_und_internationale_hilfsprojekte/nationale_projekte/hornhautba
nken.html
RBB
„rbb Praxis“
Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
www.rbb-praxis.de
Redaktion:
Redaktionsassistenz:
Moderation:
Infotext:
Stand der Information:
Benjamin Kaiser
Gabriele Enderlein
Raiko Thal
Constanze Löffler
15.02.2017
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