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Dexmedetomidin reduziert die Wahrscheinlichkeit eines
postoperativen Delirs bei älteren Menschen
Frage:
Effekt von Dexmedetomidin zur Verhinderung eines postoperativen Delirs nach einer nichtkardialen Operation bei älteren Menschen?
Hintergrund:
Ein unterschiedlich grosser Anteil an Patienten macht postoperativ eine delirante Phase durch,
mit zunehmendem Alter steigt dieser Anteil. Pateinten mit einem Delir haben eine schlechtere
Prognose und der Spitalaufenthalt ist in der Regel länger als bei Patienten ohne
postoperativem Delir.
Dexmedetomidin ist ein selektiver Alpha-Rezeptor-Agonist; er vermindert Angst und hat einen
sedierenden und moderat analgetischen Effekt. Diese Substanz wird zunehmend für die
Sedierung beatmeter Patienten eingesetzt und scheint das Risiko postoperativer Delirs zu
verringern.
In dieser Studie wird der präventive Effekt einer intravenösen Infusion von Dexmedetomidin
bei über 65-jährigen Patienten, die nach nicht-kardialer Operation in die Intensivstation
verlegt wurden, untersucht.
Einschlusskriterien:
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Alle über 65- jährigen Patienten die nach einer elektiven nicht-kardialen Operation mit
Vollnarkose auf die Intensivstation verlegt wurden
Ausschlusskriterien:
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Präoperativ Schizophrenie, Epilepsie, M. Parkinson, Myasthenie
Schädel-Hirnverletzung, Operation am Gehirn
Eingeschränkte linksventrikuläre Funktion (weniger als 30%), Sick-Sinus Syndrom und
andere Rhythmusstörungen
Studiendesign und Methode:
Randomisierte Studie, doppelt verblindet
Studienort:
Zwei universitäre Spitäler in Peking
Interventionen:
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Gruppe 1: 0.1 µg/kg pro Stunde Dexmedetomidin als Infusion, begonnen in der ersten
Stunde nach Eintritt in die Intensivstation bis 8.00 am ersten postoperativen Tag. (bei
intubierten Pateinten wurde ein anderes Schema verwendet)
Gruppe 2: Kochsalzlösung als Placebo-Infusion
Outcome:
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Inzidenz von Delirien in den ersten 7 Tagen nach der Operation (die Erfassung des
Outcomes wurde von speziell geschulten Personen durchgeführt)
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Zeit bis Extubation
Zeit in der Intensivstation bis zur Verlegung auf Normalstation
Postoperative Komplikationen
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Resultat:
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Innert zwei Jahren wurden gut 2000 Patienten auf die Eignung für diese Studie untersucht
und 700 wurden randomisiert, in jede Gruppe 350 Patienten.
Zwei Drittel der Operationen waren Abdominaleingriffe, bei fast drei Vierteln aller
Patienten wurde ein Tumor entfernt; die mittlere Dauer der Operationen betrug fast 4
Stunden.
Ein postoperatives Delir, innert der ersten 7 Tage, trat bei 23% in der Placebo Gruppe und
bei 9% in der Dexmedetomidin Gruppe auf. Der grösste Unterschied war in den ersten drei
postoperativen Tagen zu beobachten.
Die aggregierte Häufigkeit von postoperativen Komplikationen (nicht Delirien) war in der
mit Dexmedetomidin behandelten Gruppe deutlich geringer (15% versus 21%), bei der
Hospitalisationsdauer war kein signifikanter Unterschied nachweisbar.
Die Schmerzintensität (gemessen mit der Analogskala) war in der mit Dexmedetomidin
behandelten Gruppe geringer als in der Placebo Gruppe.
Die Häufigkeiten von Bradykardie- oder Hypotonie-Episoden waren zwischen den beiden
Gruppen nicht unterschiedlich; die Hypertonie-, Tachykardie- und Hypoxämie-Episoden
waren in der Placebo Gruppe signifikant höher.
Kommentar:
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Diese Ergebnisse liefern Hinweise, dass Dexmedetomidin bei Patienten nach einer
Operation (nicht kardial) das Risiko für ein postoperatives Delir deutlich reduziert, ohne
gravierende Nebenwirkungen. Postoperative Komplikationen, neben dem Delir, waren in
der behandelten Gruppe geringer als in der mit Placebo behandelten.
Literatur:
Su X et al. Dexmedetomidine for prevention of delirium in elderly patients after non-cardiac
surgery: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2016.
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30580-3.
Verfasser:
Johann Steurer