4/2016 · 17.1.2017 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, wir informieren Sie heute über das sehr gute Jahresergebnis, das die Pensionskassen trotz hoher Volatilität und Niedrigzinsphase im Jahr 2016 erwirtschaftet haben. Dazu analysieren wir in diesem Pensionskassenbrief die finanzwirtschaftlichen Entwicklungen des abgelaufenen Jahres und geben einen Ausblick auf 2017. Zudem berichten wir über die hochkarätig besetzte, dritte Enquete im Parlament zum Thema „Österreich und sein Pensionssystem: Verantwortung für Wohlstand im Alter“ und die sich daraus ergebenden Maßnahmen zur Sicherung der Altersvorsorge. Die Notwendigkeit zu diesen Maßnahmen unterlegt auch eine aktuelle Umfrage zur Erwartung der Österreicher an ihre Pension. Diese zeigt bei den Befragten eine weit verbreitete Sorge um das finanzielle Auskommen, aber auch den Wunsch an den Arbeitgeber, eine Zusatzpension anzubieten. Mehr dazu in diesem Pensionskassenbrief. Die Universität Wien hat sich in einer Fachtagung mit der Regelung von Betrieblicher Altersvorsorge in Kollektivverträgen beschäftigt. Das Ergebnis finden Sie ebenfalls in dieser Ausgabe. Viel Freude beim Lesen und alles Gute für 2017! Mit freundlichen Grüßen Mag. Andreas Zakostelsky Dr. Fritz Janda Obmann Geschäftsführer 1 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Veranlagungsergebnis des Jahres 2016 3 Umfrage der ARGE Zusatzpension 6 Enquete im Parlament 9 Universität Wien: Betriebliche Altersversorge in Kollektivverträgen 14 Finanz- und Kapitalmarktentwicklung 2016 und Ausblick 2017 16 Über den Fachverband der Pensionskassen 20 2 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Pensionskassen-Performance für das Gesamtjahr 2016 bei Plus 4,17 Prozent Pensionskassen schaffen beeindruckendes Ergebnis trotz Niedrigzinsphase Im Jahr 2016 erwirtschafteten die österreichischen Pensionskassen eine durchschnittliche Performance von plus 4,17 Prozent. Gestiegen ist auch die Anzahl der Österreicher mit einem Anspruch auf eine Firmenpension und liegt bereits bei über 900.000 Personen. Besonders erfreulich: Die langjährigen Bemühungen um Klein- und Mittelbetriebe zeigen Erfolge. Der Anteil der KMU bei den Neuverträgen liegt im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 88 Prozent. Um allen Österreicherinnen und Österreichern eine Zusatzpension zu ermöglichen, unterstützen die Pensionskassen den Vorschlag von Bundeskanzler Kern nach einem Generalkollektivvertrag - inklusive Pensionskassen-Lösung. „Dieses Ergebnis kann in der derzeitigen Niedrigzinsphase und Markt-Volatilität als Sensation bezeichnet werden“, freut sich Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. „Wir konnten in allen Bereichen wachsen und gehen optimistisch in das neue Jahr.“ Die Jahres-Performance von plus 4,17 Prozent im Jahr 2016 ist im Vergleich zur Performance von anderen Spar- und Anlageformen beachtlich. Bei Pensionskassen geht es aber besonders um die Langfristigkeit sprich die bestmögliche Verzinsung über einen langjährigen Beobachtungszeitraum. Auch hier verweisen die Pensionskassen auf einen sehr guten Wert: Der langjährige Durchschnitt der Performance der Pensionskassen über 26 Jahre liegt aktuell bei plus 5,53 Prozent pro Jahr. Insgesamt veranlagen die zehn Pensionskassen aktuell ein Vermögen von 21,4 Mrd. Euro – sie sind der größte private Pensionszahler Österreichs. KMU setzen auf Betriebliche Altersvorsorge Seit Jahren bemühen sich die heimischen Pensionskassen, auch Klein- und Mittelbetriebe anzusprechen. Im Jahr 2016 zeigen diese Aktivitäten Erfolge: Der 3 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Anteil der Klein- und Mittelbetriebe bei den Neuverträgen liegt im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 88 Prozent. Das Veranlagungsumfeld der Pensionskassen im Jahr 2016 Die Rahmenbedingungen waren 2016 alles andere als einfach: Die anhaltende extreme Niedrigzinspolitik der EZB und die dadurch äußerst niedrigen bis negativen Zinsen für Anleihen prägten das Jahr. Unternehmensanleihen und high-yieldAnleihen haben sich positiv entwickelt. Emerging-Markets-Anleihen erzielten sogar zweistellige Zuwachsraten. Die Aktienkurse haben sich insgesamt sehr positiv entwickelt, insbesondere in den USA, in Großbritannien und in Emerging Markets sowie auch die Kurse der Rohstoffe. Das hat sich wesentlich auf die Performance ausgewirkt. Pensionskassen blicken mit Optimismus in das Jahr 2017 Die Pensionskassen erwarten für 2017 nach wie vor herausfordernde Bedingungen: Das WIFO prognostiziert für Österreich 2017 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent (IHS: 1,4 Prozent). Zwar erwarten die Pensionskassen nur eine langsame Verringerung der Unsicherheiten in den weltweiten politischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren, jedoch scheint das Wirtschaftswachstum in den USA und teilweise auch in Europa nachhaltiger zuzunehmen. Daher gehen die Pensionskassen mit Optimismus in das neue Jahr. Pensionskassen fordern Generalkollektivvertrag mit Pensionskassen-Lösung Optimistisch sind die Pensionskassen auch bei den laufenden Gesprächen mit den Kollektivvertragspartnern. „Wir orten Verständnis bei den meisten Gesprächspartnern. Wir müssen uns auf die Kombination der Stärken der staatlichen, betrieblichen und privaten Pensionssysteme konzentrieren“, so Andreas Zakostelsky. „Die Ergänzung der staatlichen Pension durch betriebliche Zusatzpensionen ist für alle Österreicherinnen und Österreicher essentiell, um ein sorgenfreies Leben im Alter führen zu können.“ 4 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 In diesem Zusammenhang unterstützen die Pensionskassen auch den Vorschlag von Bundeskanzler Kern nach einem Generalkollektivvertrag. „Um die Ungleichbehandlung zwischen den Arbeitnehmern mit Zusatzpension und jenen ohne eine solche Lösung zu beseitigen, fordern wir die Aufnahme einer Pensionskassen-Lösung in den geplanten Generalkollektivvertrag“, erklärt Andreas Zakostelsky. Gleichzeitig wäre es wichtig, die zweite Säule des Pensionssystems attraktiver zu gestalten – das forderte vor kurzem auch die OECD. Österreich wurde sogar kritisiert, weil es keine steuerlichen Vorteile für private Pensionsvorsorge gibt. In Österreich sind laut OECD Eigenbeiträge nicht steuerlich absetzbar. Zusätzlich werden die Eigenbeiträge mit der Versicherungssteuer in Höhe von vier Prozent belastet. Steuerliche Absetzbarkeit der Arbeitnehmerbeiträge in der 2. Säule Kurzfristig geht es insbesondere um die steuerliche Absetzbarkeit der Arbeitnehmerbeiträge. „Bei den Pensionskassen-Lösungen wäre uns die Gleichstellung der Arbeitnehmer-Beiträge mit den Arbeitgeber-Beiträgen hinsichtlich der Ausnutzung der 10-Prozent-Grenze für die steuerliche Absetzbarkeit sowie um die Einbeziehung der Eigenbeiträge der Arbeitgeber wichtig: Es sollte Arbeitgebern ermöglicht werden, auch Eigenbeiträge innerhalb der 10 ProzentGrenze steuerlich geltend zu machen.“ Im Sinne eines „Gesamtkonzepts für alle drei Säulen der Altersvorsorge“ sollten Arbeitnehmerbeiträge an Pensionskassen zumindest in gleicher Höhe wie bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge - das sind aktuell bis zu 2.676,89 Euro gefördert werden. 5 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Aktuelle Umfrage zeigt: Handlungsauftrag für Politik und private Anbieter 75 Prozent der 25- bis 45jährigen denken, dass sie künftig mit ihren Pensionen ihren Lebensstandard nicht halten können. Geldsorgen und sogar die Frage, ob man überhaupt einmal eine Pension bekommen wird: Das sind die ersten Gedanken der heute Berufstätigen in der Altersgruppe von 25 bis 45, wenn sie auf ihre künftige Pension angesprochen werden. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der Unique Research GmbH im Auftrag der ARGE Zusatzpensionen. Dachten frühere Generationen an Reisen, Freizeit und daran, das Leben im Alter zu genießen, so überwiegt bei den heute Berufstätigen die Sorge vor einer zu geringen Pension. 75 Prozent der Menschen meinen heute, dass sie ihren Lebensstandard in der Pension nicht erhalten können – Frauen, Teilzeit-Beschäftigte und Menschen in niedrigen Einkommensklassen sehen sich besonders betroffen. 6 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 „Eine derart klare Aussage hat uns doch überrascht – die Österreicher und Österreicherinnen sind in Sachen Pension pessimistisch“, erklärt Dr. Peter Hajek, Geschäftsführer von Unique Research. Dazu kommt: Herr und Frau Österreicher erwarten sich künftig eine Netto-Pension von rund 1.100 EUR pro Monat. Derzeit liegt die Durchschnittspension allerdings darunter. Bis zum Pensionsantritt der heute 25- bis 45jährigen wird die monatliche Pension auf Grund der bereits beschlossenen Pensionsreformen großteils unter dem heutigen Wert liegen. Sicherheit und bessere Lebensqualität im Alter Weiters zeigt die Umfrage auf, dass rund die Hälfte aller Österreicher und Österreicherinnen daher schon heute auf zusätzliche Altersvorsorge setzen. Die Befragten sind bereit, im Durchschnitt 50 bis 70 EUR pro Monat in eine Zusatzpension zu investieren. Gleichzeitig erwarten sich die Österreicher eine künftige Zusatzpension von durchschnittlich 480 EUR monatlich. Die Befragten gehen hier von deutlich höheren Auszahlungen aus, als mit diesen Beiträgen realistisch erreichbar sind. Aufgrund der geringen Beiträge, die sich manche Menschen leisten können, ist es umso wichtiger, sehr früh mit der privaten Pensionsvorsorge beginnen. Hier ist die gesamte Branche der Anbieter von Zusatzpensionen gefordert. Mehrheit wünscht sich vom Arbeitgeber einen Beitrag zur Zusatzpension 71 Prozent der Befragten wünschen sich, dass auch Arbeitgeber einen Beitrag zur Zusatz-Pensionsvorsorge leisten. 44 Prozent sehen eine Zusatzpension vom Arbeitgeber sogar als wichtiges Entscheidungskriterium bei der Job-Wahl. 7 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Nur ein Miteinander aller drei Säulen sichert den Lebensstandard der Bevölkerung in der Pension Die Vertreter der ARGE Zusatzpensionen sind sich einig: „Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass das Thema Pensionen bei Herrn und Frau Österreicher angekommen ist. Der kritische Zugang der Befragten zum Thema Pensionen zeigt zweifellos den Handlungsbedarf für die Politik. Gefragt ist der politische Wille aller Beteiligten, um ein Konzept für ein integriertes Drei-Säulen-Zukunftsmodell fernab von ideologischen Debatten zu erarbeiten“. „Nur ein Schulterschluss aller Formen der Pensionsvorsorge sichert langfristig für alle Österreicher und Österreicherinnen die Erhaltung des gewohnten Lebensstandards in der Pension. Die Ergänzung der staatlichen Pension durch betriebliche und private Zusatzpensionen ist für ein sorgenfreies Leben im Alter essentiell“, ergänzt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. 8 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Dritte Enquete im Parlament der ARGE Zusatzpensionen Österreich und sein Pensionssystem: Verantwortung für Wohlstand im Alter Am 6. Dezember 2016 luden alle Anbieter der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge als ARGE Zusatzpensionen zum dritten Mal zu einer Enquete im Parlament. Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen standen die Zukunft des österreichischen Pensionssystems, die Bedürfnisse der Österreicherinnen und Österreicher im Hinblick auf eine gesicherte Lebensqualität im Alter und eine Analyse ihrer Möglichkeiten, die Grundsicherung durch das bestehende staatliche Pensionssystem nachhaltig durch den Zugang zu wirksamer Zusatzvorsorge zu ergänzen. Gesteigerte Anreize für Zusatzpensionen durch verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen wurden von allen anwesenden Experten und politischen Entscheidungsträgern als dafür wesentlich erachtet. 9 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Keynote Speaker Rintaro Tamaki und Walter Riester Nach der Begrüßung der rund 150 Teilnehmer durch den Obmann des Fachverbandes der österreichischen Pensionskassen, Mag. Andreas Zakostelsky, und einer VideoGrußbotschaft von Sozialminister Stöger brachten zwei namhafte Gastredner in Keynote-Referaten ihre Perspektiven zur Themenstellung ein. Rintaro Tamaki, stellvertretender OECD-Generalsekretär, betonte, dass Österreich im Ländervergleich der OECD-Staaten und aufgrund demoskopischer Gegebenheiten das private Vorsorgesystem für die Pensionen ausbauen müsse, um das bestehende staatliche Pensionssystem zu ergänzen. Laut dem aktuellen OECD Bericht „2016 OECD Pensions Outlook“ wird private Vorsorge als Ergänzung zur staatlichen Pension immer wichtiger werden. Die OECD geht in diesem Bericht auch auf die steuerrechtlichen Regelungen für Privatpensionen ein. Hier wird Österreich neben Norwegen kritisch erwähnt: Nur in diesen beiden Ländern gibt es derzeit keine ausreichenden steuerlichen Vorteile für private Pensionslösungen. Tamaki betonte, die Regierung sollte Anreize schaffen, um private Vorsorge attraktiver zu machen. Der deutsche Bundesminister a.D. Walter Riester, der Erfinder der sog. „RiesterRente“, schlug in eine ähnliche Kerbe und verwies anlässlich der Enquete auf das Erfolgsmodell Deutschland, in dem die Kombination der Stärken der staatlichen, betrieblichen und privaten Pensionssysteme schon vor rund 15 Jahren unter seiner Amtsführung als Minister deutlich forciert wurde. Eine private Zusatzvorsorge wäre sogar seine zentrale Bedingung gewesen, als Minister aktiv zu werden, denn wenn die Lebenserwartung und der Lebensstandard der Menschen steigen, dann würde die Sozialversicherungsrente nicht mehr ausreichen. Umfrage und Expertenpanel: Österreicher in Sorge um Wohlstand im Alter Der nächste Programmpunkt der in gewohnt souveräner Weise von CR Ronald Barazon moderierten Veranstaltung umfasste die Präsentation der im vorherigen Beitrag vorgestellten Umfrage. 10 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Es folgte ein Expertenpanel mit Rintaro Tamaki, Walter Riester, o.Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt, Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Dr. Ulrich Schuh, Wissenschaftlicher Vorstand und Mitarbeiter bei ECO Austria, Direktor Dr. Wolfgang Seidel, Leiter der SVA Landesstelle Steiermark. Neben einer fachlichen Vertiefung der Thematik, beantworteten die Teilnehmer der Runde auch Fragen aus dem Auditorium. Positionen der Sozialsprecher aller Parlamentsparteien Andreas Zakostelsky hatte als Vertreter der zur ARGE zusammengefassten Anbieter bereits bei der Begrüßung in Richtung seiner Abgeordnetenkollegen betont, dass es das Wichtigste sei, die verschiedenen Stärken der drei Pensionssäulen miteinander zu kombinieren. Darauf aufbauend standen nun zahlreiche Ansätze für die Zukunft des Pensionssystems im Mittelpunkt einer Diskussion der Ressortssprecher aller im Parlament vertretenen Parteien. Es debattierten SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch, ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger, FPÖ-Seniorensprecher Werner 11 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Neubauer, Die Grünen Sozialsprecherin Judith Schwentner, NEOS Sozialsprecher Gerald Loacker und Team Stronach Klubobmann und Finanzsprecher Robert Lugar. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch zeigte sich dafür offen, für Arbeitnehmer mehr Anreize für die Betriebspension oder Versicherungen zu schaffen, sofern die Sicherheit der Veranlagung gewährleistet sei. ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger bekannte sich ausdrücklich zu allen drei Säulen des Pensionssystems und forderte für die Betriebliche Vorsorge eine Attraktivierung und Ausweitung durch Steueranreize. Judith Schwentner, Sozialsprecherin der Grünen, schlug eine Grundpension für alle als Sockel vor und darauf aufbauend eine Pension aus Beiträgen, um vor Armut im Alter zu schützen. Team Stronach Klubobmann Robert Lugar nahm die Politik in die Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, um kapitalgedeckte Formen der Altersvorsorge auch über Jahrzehnte abzusichern. Gerald Loacker, NEOS Sozialsprecher, sah die Notwendigkeit zusätzlicher privater Vorsorge, will diese aber möglichst individuell für die Bedürfnisse der einzelnen angeboten sehen. Dabei solle sich der Staat weitgehend heraushalten und die Wahl des Altersvorsorgeproduktes den Bürgern überlassen. 12 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Erfolgsmodell „Enquete im Parlament“ Die Veranstalter - der Fachverband der Pensionskassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs, die Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften – formulierten dazu passend konkrete, rasch umsetzbare Aufgaben in ihren Forderungen für die Politik und für die heimische Wirtschaft. Ziel ist es damit, die Rahmenbedingungen für eine Zusatzvorsorge als Ergänzung zur Grundsicherung der 1. Säule des österreichischen Pensionssystems für alle Österreicher zu ermöglichen. Die „Enquete im Parlament“ der ARGE Zusatzpensionen erfährt jedes Jahr verstärkten Zulauf und vor allem auch politische Partizipation. Diesem Trend und dieser Erwartungshaltung wird auch die geplante vierte Veranstaltung im Jahr 2017 gerecht werden. 13 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Universität Wien: Betriebliche Altersvorsorge in Kollektivverträgen Presseinformation der Universität Wien vom 12. Oktober 2016 Kollektivverträge könnten rechtlich den Zugang zu Betriebspensionen verbessern und sozialpolitisch hohe Standards gewährleisten. Kollektivverträge sind das zentrale Gestaltungsmittel der Arbeitsbedingungen und erfassen etwa 98 Prozent der unselbständig Beschäftigten. Trotz zunehmender sozialpolitischer Bedeutung wurde das Thema Pensionen in den Kollektivverträgen bislang wenig bedacht. Die Kollektivvertragspartner könnten das Thema in Form von Betriebspensionen aktiv mitgestalten. Rechtlich ist dies in vielfältiger Weise möglich. Auf Einladung des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien fand am 10. Oktober 2016 in Wien eine Fachtagung statt. In vier Vorträgen wurden die Möglichkeiten und Grenzen von Betriebspensionen in Kollektivverträgen eingehend 14 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 erörtert. Mitdiskutiert haben VertreterInnen sämtlicher interessierter Institutionen: Pensionskassen, Sozialpartner, Berater, Versicherungen, Finanzmarktaufsicht, Pensionistenverbände und Wissenschaft. Im ersten Vortrag referierte Josef Wöss von der Arbeiterkammer Wien zu "Betriebspensionszusagen in Kollektivverträgen: Bestandsaufnahme und Empirie". Anschließend widmete sich Michael Reiner vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien der normativen Regelungsmacht des Kollektivvertrags betreffend Betriebspensionen. Wolfgang Mazal (Universität Wien) behandelte das Thema "Öffnungsklauseln im Kollektivvertrag für arbeitnehmerfinanzierte Betriebspensionen gem. § 27 Z 7 lit a EStG". Abschließend erklärte Linda Kreil (WU Wien und Engelbrecht Rechtsanwälte), wie bestehende betriebliche Sozialleistungen bei der Einführung einer Betriebspension durch Kollektivvertrag zu berücksichtigen sind. Die Schriftfassungen der Vorträge werden demnächst in einem Tagungsband im Verlag "new acadmic press" veröffentlicht. "Die lebhafte Diskussion hat gezeigt, wie wichtig das Thema ist. Gerade im Steuerrecht sollte aber nachgeschärft werden: Auch für die Vorsorgebeiträge der Arbeitnehmer sollte eine Endbesteuerung generell erst in der Pensionsphase erfolgen. Dies ist auch verfassungsrechtlich geboten", erklärt Wolfgang Mazal vom Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien. "Durch die aufgrund der Pensionsreformen sinkenden Ersatzraten in der ersten Pensionssäule wird private Zusatzaltersvorsorge tendenziell wichtiger. Die Kollektivvertragspartner sollten diese Entwicklung ernst nehmen, aufgreifen, und ihr durch Betriebspensionen eine sozialpolitisch sinnvolle Richtung geben", ergänzt Michael Reiner. 15 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Finanz- und Kapitalmarktentwicklung im Jahr 2016 und Ausblick 2017 von Mag. Christian Böhm, Vorstandsvorsitzender der APK Pensionskasse AG Das Jahr 2016 war geprägt von einer Vielzahl von überraschenden politischen Ereignissen. Die Finanz- und Kapitalmärkte ließen sich von den neuen Unsicherheitsfaktoren nicht wirklich erschüttern. Das Veranlagungsergebnis der Österreichischen Pensionskassen mit über 4,17 Prozent ist ein Beleg für die umsichtige Anlagepolitik in dem aktuellen Niedrigzinsumfeld. Begonnen hatte das Jahr mit Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung Chinas, die als Hauptursache für die negative Entwicklung der Aktienmärkte zu Jahresbeginn gesehen wurde. Bonitätsschwache Unternehmensanleihen und Rohstoffpreise wurden von diesem Trend ebenso erfasst. Die diskutierten Rezessionsängste in den USA stellten sich im Nachhinein als unbegründet heraus. Durch den versuchten Militärputsch in der Türkei Mitte des Jahres und die weitere Entwicklung in Richtung Präsidialsystem wurde die insgesamt wieder leicht positive Entwicklung für die Emerging Markets eingebremst. Dies zeigt aber die starken Disparitäten in den einzelnen Ländern dieses Anlagespektrums. Höhere Volatilitäten sind daher in dieser Anlagekategorie einzukalkulieren. Die erwartete Zinswende in den USA verschob sich im Laufe des Jahres immer wieder und wurde erst im Dezember - nach den Präsidentschaftswahlen - mit einem ersten Zinsschritt der FED zur Realität. Die Europäische Zentralbank blieb ihrem Kurs, die Zinsen niedrig zu halten, treu und verlängerte erwartungsgemäß das Quantitative Easing (QE)-Programm in das Jahr 2017. Erstmals hat die EZB mit Anfang März 2016 auf 0 Prozent gesenkt und kauft zudem monatlich Anleihen im Wert von 60 bis 80 Milliarden. Die Rendite für 10jährige deutsche Bundesanleihen ist mit Juni 2016 erstmals unter 0% gesunken. 16 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Der unerwartete Ausgang des Brexit-Referendums in Großbritannien sowie die Wahl von Donald Trump in den USA hatten im Vorfeld negative Konsequenzen für die Börsen vermuten lassen. Trotz kurzfristig heftiger Korrekturen ist das Gegenteil eingetreten. Einige Vorhersagen sehr renommierter internationaler Investmentbanken zu Beginn des Jahres stellen sich nach Ablauf dieses als unzutreffend heraus. Im europäischen Aktienmarkt setzte vor allem im Dezember eine Erholung ein und konnte letztendlich positiv schließen. Einer der besten westeuropäischen Aktienmärkte war zur großen Überraschung Großbritannien, allerdings nur in Landeswährung, da das britische Pfund durch den Ausgang des Brexit Referendums kräftig unter Druck geriet. Positiv überrascht hat auch der österreichische Aktienmarkt, der sich überdurchschnittlich gut entwickelt hat. Verlieh der überraschende Ausgang der US-amerikanischen Präsidentenwahl noch einen kräftigen Aufschwung für die meisten Aktienmärkte, wirkte sich die Erwartung steigender Inflation negativ auf die Anleihenmärkte aus. Das neue Jahr wird aber erst zeigen, inwieweit in den USA angekündigte Infrastrukturinvestitionen 17 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 und Steuererleichterungen für Unternehmen tatsächlich zum Tragen kommen und der Wirtschaft neuen Aufschwung verleihen können. Ein Anstieg des Zinsniveaus im 4.Quartal 2016 bei einer ohnedies historisch niedrigen Nominalverzinsung für Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität drückte auf die Bewertung der Bondkurse im 4.Quartal, High-Yield-Anleihen profitierten von der erwarteten wirtschaftlichen Erholung. Der negative Ausgang des Referendums in Italien im Dezember, der anschließende Rücktritt des italienischen Premierministers sowie die notwendige Rekapitalisierung der italienischen Großbank Monte dei Paschi erhöhte nur geringfügig die Risikoprämien für Italien. Die Märkte vertrauen offenkundig der Handlungsfähigkeit der EZB. Auf der Gewinnerseite im Veranlagungsbereich standen am Ende des Jahres die Investoren, die sich nicht von der allgemeinen Unsicherheit nervös machen ließen und durchgehend investiert geblieben sind; dazu dürfen sich auch die Pensionskassen einreihen. Die meisten Märkte zeigten am Ende des Jahres eine positive Entwicklung. 18 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Ausblick 2017 Somit könnte das letzte Quartal des Jahres 2016 eine Vorankündigung für das neue Jahr darstellen: verbesserte Konjunkturaussichten führen zu einem leichten Zinsanstieg und lassen ein positives Aktienjahr erwarten. Die Maßnahmen der EZB werden dafür sorgen, dass die Zinserhöhung im Euroraum moderat bleibt. Aufgrund des Zinsdifferentials zum Dollar wird die Dollarstärke anhalten. Voraussetzung für steigende Aktienkurse ist, dass die Gewinnentwicklung der Unternehmen mit den verbesserten konjunkturellen Aussichten einhergeht und die politischen Unsicherheitsmomente keine zusätzlichen Auftriebskräfte erfahren. Für den Euroraum ist die Euroschwäche ein Vorteil für die Exportindustrie. Die Herausforderungen in der Veranlagung für das neue Jahr sind trotz vielfältiger Risikofaktoren, wie zum Beispiel Wahlen in einigen wichtigen europäischen Ländern, gut zu meistern, wenn wie im Jahr 2016, die positiven ökonomischen Triebkräfte überwiegen. 19 PENSIONSKASSENBRIEF 4/2016 Über den Fachverband der Pensionskassen Der 1992 gegründete Fachverband der Pensionskassen ist die Vertretung aller betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen Österreichs und gehört zur Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich. Derzeit sind fünf überbetriebliche und fünf betriebliche Pensionskassen Mitglied im Fachverband. Bei Pensionskassenverträgen zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Pensionskassen monatlich Beiträge ein, die später in der Pension verzinst ausbezahlt werden. Derzeit haben über 900.000 Österreicher oder 22 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer Anspruch auf eine Firmenpension. Insgesamt veranlagen die zehn Pensionskassen ein Vermögen von 21,4 Mrd. Euro – sie sind der größte private Pensionszahler Österreichs. Rückfragehinweis Fachverband der Pensionskassen Tel.: +43 (0)5 90 900-4108 E-Mail: [email protected] Web: http://www.pensionskassen.at Rechtlicher Hinweis Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben und recherchiert, trotzdem sind Fehler nicht ausgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird keine Gewähr übernommen und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner Pensionskassen oder Pensionskassen-Berechtigter ab, sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand, der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Die Informationen sind sowohl für die persönliche Verwendung bestimmt, als auch zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgendem Link verfügbar: http://portal.wko.at/wk/offenlegung_dst.wk?dstid=293&back=0 20
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