"If it be your will. Leonard Cohen erinnert sich"

Dok 5 – Das Feature
If it be your will. Leonard Cohen erinnert sich
Übersetzer-Kommentar [TFS]:
Erzähler
Musik
COHEN:
Just fooling around, just remembering. Just
remembering. I forget what these songs are, I really
got to learn them again.
ÜBERSETZER:
Ich mach nur so rum - versuche mich zu erinnern.
Erzähler
Leonard Cohen hat seine alten Songs vergessen. Er
hat sie seit zwölf Jahren nicht mehr gespielt. Jetzt
sitzt er zu Hause und probiert sie , weil ich es so
gerne möchte.
COHEN:
Hund bjeffer It’s from ”If it be your will”, but I don’t
remember it. I have to learn it.
ÜBERSETZER:
Das ist aus dem Album ”If it be your will”. Muss ich
alles wieder neu lernen.
ANSAGE:
Leonard Cohen erinnert sich
Ein Feature von Kari Hesthamar
Wellenplätschern
ERZÄHLERIN:
Hier gibt es keine Wellen. Aber wenn man will, sind
welche da.
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2016
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig.
Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben
(z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
COHEN:
I’v been blessed with amnesia, I hardly remember
anything from the past. I don’t have any good
memories or bad memories.
ÜBERSETZER:
Weder gute noch schlechte Erinnerungen - nichts!
ERZÄHLERIN:
Leonard Cohen sagt, er sei mit Gedächtnisverlust
gesegnet. Erinnere sich an nichts.
COHEN:
Do you want some of this? Shall I cut you a piece?
ÜBERSETZER:
Soll ich ein Ihnen ein Stück (Kuchen) abschneiden?
AUTORIN:
Yes please.
COHEN:
What do you feel like, a little bit of everything?
ÜBERSETZER:
Von allem etwas?
ERZÄHLERIN:
Ich wollte Fragen stellen und ihn dazu bringen , sich
zu erinnern. Er hatte mich gewarnt, ehe ich kam.
„Mein Gedächtnis ist nicht allzu gut.“
COHEN:
My life has always felt the same. One day bleeds into
another. It’s been a lot of sunlight. And then just
working. It seems to be the… My inner voice seems
to be saying ”make something” !
ERZÄHLERIN:
Die innere Stimme sagt „Schaffe etwas!“ Etwas
Schönes oder Wichtiges oder Unwichtiges. Aber
schaffe etwas! Die Tage verschwimmen , das Leben
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Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben
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fühlte sich immer gleich an. Man weiß nicht, wie
dieser Morgen beginnt oder dieser Abend enden
wird. Nur ein paar Dinge ragen aus dem Bild heraus.
Als deine Kinder geboren wurden, oder als du zum
ersten Mal mit einer Gitarre auf die Bühne gingst.
Musik
If it be your will
From this broken hill
I will sing to you
From this broken hill
All your praises they shall ring
If it be your will
To let me sing
Das Telefon klingelt
COHEN:
Yes, my daugther, what is it? How are you,
sweetheart? Forget it, darling. Is Daniel here? hund
bjeffer He’s at your store? Ok, sweetheart. Thanks a
lot. Speak to you later. Bye. Those aren’t my
daughter’s dogs. Those are the naughty neighbours
dogs.
ÜBERSETZER:
Ja, meine Tochter (hören wie er das sagt), was
gibts? Alles fein? Daniel ist im Laden? O.K., Liebes,
wir reden später.
Das sind die unartigen Hunde des Nachbarn - nicht
die meiner Tochter.
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AUTORIN:
Your dogs are the nice ones?
COHEN:
My dogs are the nice ones.
Bølgeskvulp
Wellenplätschern
ERZÄHLERIN:
Es gibt keinen Strand. Keinen Mond über dem Meer.
Nur einen Villenvorort in Los Angeles. Kleine Gärten,
spielende Hunde. Eine Tochter in der
Kellerwohnung. Und Leonard Cohen, 71 Jahre
alt,zurückhaltend. Dünn, ein weniger kleiner als ich.
In grauem Anzug und weißem Hemd.
Aber wie war er früher, als junger Dichter?
COHEN:
What was I like as a young man? I had a calling. I
wanted to be a writer, from very very early time I just
knew I was going to be a writer. And it was a writer
not in the popular culture, on the contrary, it was a
writer whose allegiance was to writers who were
already dead.
ÜBERSETZER:
Wie war ich als junger Mann? Ich fühlte mich
berufen! Schon ganz früh wusste ich, dass ich
Schriftsteller werden würde. Ein Schriftsteller, der
das ewige Gespräch mit den Dichtern der
Vergangenheit sucht.
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ERZÄHLERIN:
Schreiben, immerzu schreiben, geboren mit einer
Zunge aus Gold. Schreiben im Sinne der großen
alten Dichter. Einer von ihnen sein.
COHEN:
I just wanted to be one of those guys that did that
kind of thing. And my feeling was that if I did those
things with the kind of integrity, and the gift had been
given me. I wouldn’t have to worry about my life,
there would be money, there would be women. Not
in abundance, but that there would be enough for
me.
ÜBERSETZER:
Ich fühlte, wenn ich in vollkommener Integrität
schreibe, muss ich mich um alles andere nicht
sorgen: Frauen, Geld - alles wäre da, nicht im
Überfluss, aber genug für mich.
Musik
Tower of song
I was born like this
I had no choice
I was born with the gift of a golden voice
And twenty-seven angels from the Great Beyond
They tied me to this table right here
In the Tower of Song
COHEN:
I’ve never had much to say. So I just keep working till
something arises that is better than me. Better than
my thought.
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ÜBERSETZER:
(Keine Eingebung.) Ich arbeite; so lange, bis etwas
auftaucht das größer ist als ich. Besser ist, als das
was ich bewusst zustande bringe.
ERZÄHLERIN:
Es gab niemals eine Wahl, nichts wurde wirklich
gewählt.
Musik
Tower of Song
I was born like this, I had no choice
FORTELLER
Immer dasselbe. Eine Seite schreiben. Einen Song
fertig machen.
COHEN:
There is nothing like ending something, like a song,
or a book or a record. There are periods when you
don’t believe that you’ re ever going to finish it, things
are just not going well.
ÜBERSETZER:
Alles bleibt offen. Manchmal glaubst du, dass du
niemals etwas zuende bringst - Songs, Bücher. [Die
Dinge laufen nicht immer gut]
AUTORIN:
Do you have any plans of making a new record with
your own voice on it?
ÜBERSETZERIN:
Planen Sie ein neues Album? Auch als Sänger?
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COHEN:
Oh yes, I’m just starting it now. I have high hopes. I
don’t know. I need 10 songs or something like that,
you know. I have to fill up 50 minutes, and you want
it to be good, you know, so I’m going to give it a try.
ÜBERSETZER:
Ja, ich fange gerade an - voll hochgesteckter
Erwartungen! 50 Minuten mit etwa 10 richtig guten
Songs.
Wellenplätschern
ERZÄHLERIN:
Ich wollte ihn auf eine griechische Insel
zurückversetzen. Hatte eine Sendung über Cohens
ehemalige Geliebte Marianne gemacht, seine
norwegische Muse. Er war ihr auf der griechischen
Insel Hydra begegnet und für sie schrieb er ”So long,
Marianne”. Ich hatte die Sendung und ein englisches
Manuskript mitgebracht.
AUTORIN:
Would you like to listen to the beginning of the
documentary?
ÜBERSETZERIN:
Wollen Sie den Anfang hören?
COHEN:
Sure. Let’s hear it.
ÜBERSETZER:
Sicher!
ERZÄHLERIN:
Ich wollte, dass er hört, wie die große Liebe seiner
Jugend erzählt und sich dabei selbst erinnerte.
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AUTORIN:
So that’s the script.
ÜBERSETZERIN:
So, hier ist das Skript.
COHEN:
Thank you.
Can you put it loud?
ÜBERSETZER:
Danke! Können Sie´s laut drehen?
Musik
Marianne singt mit zu „So long,Marianne“
COHEN:
Very good.
Marianne sings along
Marianne singt dazu
MARIANNE:
Jeg sto i butikken med kurven min og skulle hente
flaskevann og melk. Og han står i døråpning med
solen bak seg. Og da ser du ikke ansiktet, du ser
bare konturene. Og så hører jeg stemmen som sier:
”Would you like to join us, we’re sitting outside?” Men
jeg husker godt at når øynene mine møtte hans så
kjente jeg det gjennom hele kroppen. trommer med
fingrene Det vet du hva er. Det er helt utrolig. Hvisker
Ich stand mit meinem Korb im Geschäft und wollte
Wasser und Milch holen. Und er stand in der
Türöffnung mit der Sonne im Rücken. Ich sah das
Gesicht nicht, nur die Konturen. Dann hörte ich die
Stimme, die sagte „Would you like to join us, we´re
sitting outside?“ Aber ich erinnere mich gut, als
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meine und seine Augen sich trafen, spürte ich das
durch den ganzen Körper. Trommelt mit den Fingern
Da weißt du, was los ist. Es war unglaublich.
COHEN:
She’s terrific. It is her way of telling a story. It’s just
delightful.
There wasn’t a man who wasn’t interested in
Marianne. And there wasn’t no one who wasn’t
interested in approaching that beauty and that
generousity. She was a traditional nordic beauty, that
was indesputeably. But she was also very kind, and
she was one of the most modest people about her
beauty. You know, looking at her from a distance of
40, 45 years almost, I see how very rare those
qualities are. And she just knew things about the
moment, abour graciousness, about service, about
hospitality, about generousity. And she had that
other side too, where she drank wine and danced
and became wild and beautiful and threatening and
dangerous, you know, if you were a man with her.
ÜBERSETZERIN:
Sie ist unglaublich; ihre Art zu erzählen - ist
wunderbar. Es gab keinen Mann, der nicht
interessiert war an Mariannes Schönheit, ihre
Großzügigkeit. Unbestreitbar eine klassische
nordische Schönheit - spielte ihre Schönheit niemals
aus. Sie war bescheiden, freundlich. Heute, mit
einem Abstand von 40, 50 Jahren begreife ich, wie
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selten das ist. Marianne tat Dinge intuitiv, graziös,
generös. Und dann gab es auch diese andere, die
wilde Seite. Sie trank, tanzte, forderte heraus, wurde
gefährlich - sexuell, meine ich, im Spiel zwischen
Mann und Frau.
Bewegung
You’re hungry now, darling?
ÜBERSETZER:
Hungrig, meine Liebe?
AUTORIN:
We’ve been talking so much, so I just grabbed the
opportunity to finish my cake..
COHEN:
Yeah, have a little.
Marianne doesn’t know, but this is her corkscrewer.
And we got this one together.
ÜBERSETZER:
Marianne weiß es nicht, aber das ist ihr
Korkenzieher. Wir haben ihn zusammen gekauft.
AUTORIN:
Where is it from?
Woher ist der?
COHEN:
I think it’s… I don’t know, but it looks Norwegian to
me. skrur opp kork This isn’t a very good wine, but it
is ok. skjenker vin Skål! Cheers!
ÜBERSETZER:
Weiß nicht - sieht mir nach Norwegen aus...
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Kein sehr guter Wein, aber ganz in Ordnung.
AUTORIN:
Skål! There you see, you have a good memory, you
can recall.
COHEN:
I could come up with this stuff if you ask me
specifically.
ÜBERSETZER:
Wenn Sie mich nach Einzelheiten fragen, klar!
AUTORIN:
You’ve given many interviews during the years…
COHEN:
Not for a long time. I haven’t given any interviews for
a long time.
ERZÄHLERIN:
Er hat lange kein Interview gegeben. Und er sagt,
dass er sich an nichts erinnert, dass die
Vergangenheit ihn nicht interessiert. Aber die
Erinnerungen, die einem etwas wert sind, hebt man
gut auf, um sie hervorzuholen und ab und zu
anzusehen? Ich war auf der Jagd nach der
Vergangenheit. Er glaubt an die Kraft des
Augenblicks.
COHEN:
The cordiality of the moment is much more important
than the content. But, you know, I accept that I can’t
really rise to the occasion, it’s just the way it is. It’s
not exactly a lie what I’m saying, it’s just not deep
enough.
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ERZÄHLERIN:
Er findet es schwierig, die Wahrheit über das, was ist
und war, zu formulieren, aber er versucht es, so gut
er kann.
COHEN:
We’re in this together, I want to make this as good as
we can.
slår et telefonnummer I’ll just invite Daniel.
ÜBERSETZER:
Lass mich zwischendurch nur kurz Daniel anrufen.
-Daniel, do you have any wood? Listen, this is
Leonard in case you haven’t noticed. How are you,
man? Good. If you’d like to come up for shabbas
dinner tonight you’re most welcome, there’s a few
poeple coming up.
ERZÄHLERIN:
Cohen lädt – wie jeden Freitag – Gäste zum
Abendessen ein..
COHEN:
So come up around 6.30. You can make yourself a
drink.
ERZÄHLERIN:
Familie. Venner.
COHEN:
You know what to do.
ERZÄHLERIN:
Traditionelles jüdisches Essen.
COHEN:
Ok, man. Later.
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Musikk.
Leonard Cohen improviserer på gitar
Musik.
Leonard Cohen improvisiert auf der Gitarre.
I don’t know what I could play for you.
Improvises
Improvisiert
Well, I must have been in my late twenties, or
beginning 30, and I had just come to the realisation
that I couldn’t make a living. I had expected that
money would come, just ordinarily. Not great
amounts of it, but I thought that if I wrote well and
books were published, and they were, that would be
enough to finance my next book. I had always played
songs, I had always been interested in music and
played music. But never professionaly, so I was
beginning a musical career for which I though I was
totally unsuted. I didn’t play guitar well, I didn’t sing
well. I thought my lyrics were ok, my tunes were
good. I thought I had a voice, but I thought it was a
written voice. So I never thought of presenting that
voice on the stage.
ÜBERSETZER:
So Ende 20, Anfang 30 begriff ich, dass ich von
meiner Arbeit nicht leben konnte. Ich bin immer
davon ausgegangen, dass das nötige Geld da wäre,
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einfach so. Nicht viel, aber wenn ich gut schriebe
und Bücher veröffentlichte, dachte ich, finanzierte
eins das nächste - und mich. Songs geschrieben
hatte ich immer, immer Musik gemacht - aber nicht
professionell. Also fing ich eine Musikkarriere an;
auch wenn ich glaubte, nicht besonders geeignet zu
sein: ich spielte nicht Gitarre, sang nicht gut - ich
hatte eine Stimme, aber ich hielt sie für eine Stimme
auf Papier. Meine Verse waren o.k., meine Melodien
waren o.k. Aber als Sänger auf der Bühne hatte ich
nie gedacht.
Spiller gitar
Spielt Gitarre
You can fit it in somewhere, right?
AUTORIN:
Yeah.
Musikk
ERZÄHLERIN:
Klänge der letzten von Leonard Cohen produzierten
Platte erfüllen den Raum. Ganz neue Töne, die
bisher noch nicht veröffentlicht wurden.
COHEN:
You tell me when you’ve had enough, otherwise we’ll
just sit and listen to it.
ÜBERSETZER:
Sagen Sie mir, wenn Sie genug haben. Wenn nicht,
lassen Sie uns einfach rumsitzen und zuhören.
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ERZÄHLERIN:
Cohens Texte über das Leben und die Liebe.
Anjanai Thomas´ weiche Stimme.
Musik
„San Francisco“ von der Platte „Blue Alert“
AUTORIN:
How has love changed throughout the years?
ERZÄHLERIN:
Hat sich die Liebe verändert im Laufe des Lebens?
COHEN:
I never though I was very good at it, you know. I had
a great appetite for the company of women, and for
the sexual expression of friendship. You know, I
wasn’t very good at the things that a woman wanted,
which I don’t know if any man are.
I wanted that immediate affirmation of the.., what can
I call it, just of the possibility of escaping from the
sexual loneliness. The pure loneliness of living with
an appetite that you couldn’t ever satisfy. So that
nearly drives everybody crazy, that drives all men
crazy. So, of course, it drove me crazy too. So, you
know, that’s what I wanted. So it seemed to be that’s
all that I wanted. Anything after that I was ready to
negociate.
And I was very fortunate because it was the 60ies,
and that possibility was very very present. And for a
tiny moment in social history there was a tremendous
cooperation between men and women about that
particual item. So I was very lucky that my appetite
coincidented with this very rare what… religious
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social, I don’t know what you call it, some kind of
phenomen, but that allowed men and women, boys
and girls we were, to come together in that kind of
union that satisfied both the appetites.
ÜBERSETZER:
Ich habe nie gedacht besonders gut darin zu sein.
Ich hatte große Lust mit Frauen zusammenzusein
und den sexuellen Aspekt von Freundschaft. Aber
dass ich - oder überhaupt irgendein Mann- gewusst
hätte, was Frauen wünschen - eher nicht. Ich wollte
der sexuellen Einsamkeit entkommen - dem
Verlorensein an ein Begehren, das sich nie erfüllt.
Das, was beinahe jeden Mann verrückt macht. Mich
hat es verrückt gemacht. Aber es waren die 60er,
Möglichkeiten über Möglichkeiten. Glück für mich:
Für einen winzigen Moment in der Geschichte gab
es zwischen Männern und Frauen eine unglaubliche
Übereinkunft. Mein Begehren traf in diesem sozialen
oder religiösen oder was-weiß-ich Moment auf
Einklang. Eine Union, die den Jungen und Mädchen,
die wir waren, Befriedigung erlaubte.
musikk
It’s so soft and deep, you just live in it.
AUTORIN:
But your lyrics about love have changed from the
60ies till the 80ies till…
ÜBERSETZERIN:
Von den 60ern bis zu den 80ern hat sich Ihre LiebesLyrik verändert...
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COHEN:
…till tonight
ÜBERSETZER:
bis heute abend
AUTORIN:
...today?
COHEN:
Yeah, well, yes. But, as I say, I don’t know what the
changes are, and I don’t know what they signifie. I
don’t know what is happening. I’m trying to find out,
and I don’t care what is happening, to tell you the
truth. So something is happening, as Dylan says, but
you don’t know what it is, do you, Mr Jones?
Eh, so that’s the way I feel. I’m not interested in the
explanation, even my own. I know that the past
produces the present, and the present produces the
future, but I have no interest in the past and I have
very little interest in the man I was then. It doesn’
present a mystery to me, it doesn’t present a puzzle
to be solved. I just feel that I embody it.
Do you want something to drink? Some wine, some
aquavit?
ÜBERSETZER:
Ja, schon - nur kann ich die Veränderungen nicht
beschreiben oder deuten. Ich weiß nicht, was
passiert - und es interessiert mich eigentlich auch
nicht.
Das ist die Art wie ich empfinde. Ich möchte mich
nicht erklären. Ich weiß, dass die Vergangenheit
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produziert Gegenwart, Gegenwart produziert
Zukunft, aber die Vergangenheit interessiert mich
nicht. Mich interessiert wenig, wer ich damals war.
Es gibt kein Geheimnis über mir, das man lüpfen
müsste oder ein Rätsel, das gelöst werden müsste!
Die Vergangenheit trage ich in mir, das ist alles.
Was zu trinken vielleicht? Wein, Aquavit?
MARIANNE:
Nå må vi ha litt te.
Marianne:
Jetzt müssen wir einen Tee trinken.
Musikk
”Hey, that’s no way to say goodbye”
I loved you in the morning, our kisses deep and
warm,
your hair upon the pillow like a sleepy golden storm,
MARIANNE:
Mmm. Det er helt utrolig hvisker på musikken
Marianne:
Mmm. Das ist ganz unglaublich flüstert zur Musik.
COHEN:
Marianne and I were in a hotel in Pyreus.
ERZÄHLERIN:
Zurück in den 60er Jahren. Marianne und Leonard in
einem einfachen Hotel in Piräus.
COHEN:
And we were both about 25.
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Musikk
but now it’s come to distances and both of us must
try,
your eyes are soft with sorrow,
Hey, that’s no way to say goodbye.
And we had to catch the boat back to Hydra. And we
got up and got a taxi. And I’ve never forgotten this.
Nothing happend, just sitting in the back of the taxi
with Marianne, lit a cigarett, and thinking: I’m an
adult. I’m with this beautiful woman, we have a little
money in our pocket. That feeling, I think, I’ve tried to
recreate it hundreds of times unsuccessfully. Just
that feeling of being grown up, with somebody
beautiful that you’re happy to be beside, and all the
world is in front of you. You’re body is suntanned,
and you’re going to get on a boat.
ÜBERSETZER:
Wir mussten die Fähre zurück nach Hydra kriegen,
nahmen ein Taxi - ich hab das nie vergessen, es
passierte überhaupt nichts, ich saß auf der
Rückbank mit Marianne, zündete eine Zigarette an
und dachte: Ich bin erwachsen! Ich bin zusammen
mit dieser wunderschönen Frau, bin glücklich mit ihr,
hab Geld in der Tasche, die ganze Welt liegt vor mir
- dies Gefühl, ich habs hunderte Male versucht,
wiederzubeleben - vergeblich! Und du bist
sonnengebräunt, das Boot wartet...
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Wellenplätschern
MARIANNE:
Vi satt i solen, vi lå i solen, vi gikk i solen, vi lyttet til
musikk, vi badet, vi lekte, vi drakk, vi diskuterte. Det
ble skrevet og elsket og… Det var ganske flott, vet
du, å kunne ha det sånn. I fem år hadde jeg ikke sko
på bena, ikke sant.
Da han reiste tilbake til Montreal så gikk det ikke
lange tiden før jeg fikk et telegram. ”Have house, all I
need is my woman and her son. Love Leonard.”
Sånn var det. liten latter
Marianne:
Wir saßen in der Sonne, wir lagen in der Sonne, wir
gingen in der Sonne spazieren, wir hörten Musik, wir
badeten, wir spielten, wir tranken, wir diskutierten. Es
wurde geschrieben und geliebt und... Es war
phantastisch, dass es einem so gut gehen konnte.
Fünf Jahre lang hatte ich keine Schuhe an den
Füßen.
Als er nach Montreal zurück fuhr, dauerte es nicht
lange, bis ein Telegramm kam. „Have house, all I
need is my woman and her son. Love Leonard.“ So
war das. Kleines Lachen.
ÜBERSETZER:
Habe Haus. Alles, was ich brauche, ist meine Frau
und ihren Sohn.
COHEN:
I remember her arriving at the airport in her furcoat.
And she had two heavy valises in each hand. And I
was prevented from entering that area, but I could
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Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben
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see her through the glass, and she couldn’t wave to
me because she couldn’t lift the suitcases up, and
she didn’t want to drop them because she was
moving, you know, so she waved to me with her foot.
I remember that very very clearly.
ÜBERSETZER:
Ich erinnere mich, wie sie in ihrem Pelz am
Flughafen ankam, in jeder Hand einen schweren
Koffer - ich durfte da nicht rein, sah sie aber durch
die Glasscheiben und sie konnte mir nicht winken,
weil sie die Koffer hatte, sie lief - und winkte mir dann
mit dem Fuß zu.
Telefonen ringer Excuse me. Hey, sweetheart. What
are you doing? … Oh, listen darling, I’m just in the
middle of an interview. …Yeah, I speak to you later
on tonight. Bye.
ÜBERSETZER:
Liebes, ich bin mitten im Interview. Wir sprechen uns
später.
Telefonen ringer Excuse me. Hey, sweetheart. What
are you doing? … Oh, listen darling, I’m just in the
middle of an interview. …Yeah, I speak to you later
on tonight. Bye.
AUTORIN:
Do you feel that love was risky sometimes?
Hast du das Gefühl, dass die Liebe manchmal
riskant war?
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Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben
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COHEN:
Risky? It’s dangerous, it’s fatal.
ÜBERSETZER:
Riskant? Liebe ist gefährlich! Liebe ist fatal! ...
It’s a risky business. piano ”I had to go crazy to love
you, I had to go down to the pit, I had to go crazy to
love you, I had to let everything fall…” musikk ”I
had to be people I hated, I had to be noone at all.
Tired of choosing desire, I’ve been saved by a
blessed fatigue, the gates of commitment unwired,
and nobody trying to leave.”
That’s the way I describe certain moments in a
process.
”Thanks for the dance, thanks for all the dances, it’s
been hell, it’s been swell, it’s been fun. Thanks for
the dance, thanks for all the dances.” One, two,
three, one, two, three, one.
Musik
„Thanks for the dance“ von der Platte „Blue alert“
Geräusche aus der Küche
COHEN:
This is brisket, a friend made it for me.
ERZÄHLERIN:
Es riecht nach Essen in Leonard Cohens alter weiß
gestrichener Küche. Er bereitet das Essen für das
Fest am Abend vor. In ein paar Stunden kommen die
Gäste.
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COHEN:
It’s kind of traditional.
ERZÄHLERIN:
Cohens gamle venn Eric stikker en tur innom og
snuser i grytene.
Cohens alter Freund Eric kommt rein und schnuppert
in den Töpfen.
ERIC:
Hey, how are you?
COHEN:
How are you doing, bro?
Öffnet den Wein
COHEN:
That’s Mariannes.
ÜBERSETZER:
Das ist Mariannes (Korkenzieher).
ERIC:
Oh, my God…
COHEN:
It’s the beste opener I ever…
ÜBERSETZER:
Der beste Korkenzieher, den ich je...
ERIC:
Yeah.
Setter ned glass
Setzt das Glas ab.
COHEN:
I’m very grateful when the kids and my friends come
the Friday night, and I know what the form is. You
know, what the form of the meal is going to be, and
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what the tone is going to be, so for that reason it’s
very relaxing.
ÜBERSETZER:
Ich bin wirklich dankbar, wenn Freitagabends die
Kinder und Freunde kommen - das entspannt, wenn
die Form vorgegeben ist: das Essen, der Tonfall...
Musikk
”Closing time”
ERZÄHLERIN:
Leonard Cohen fühlt sich zu Hause am wohlsten. Er
mag es, wenn wenig passiert. Seit 13 Jahren keine
Tournee mehr, nach der letzten mit über 100
Konzerten fühlte er sich wie ein Wrack.
”Closing time”
Ah we're drinking and we're dancing
and the band is really happening
and the Johnny Walker wisdom running high
COHEN:
I was wrecked at the end of it, because I started to
drink an enormous amount of red wine just to get on
the stage. It wasn’t that I wanted to get drunk, but it
was this particular wine and the music that went
together perfectly. And after that I had a bottle or
two. I really wanted to sing. So I started with a few
glasses. Then it was a bottle, then it was two bottles,
and in the end I would drink three bottles before I
went on the stage. I don’t think anybody knew that I
was drunk. I don’t think I was drunk. In fact I know I
wasn’t drunk, because I can’t play when I’m drunk.
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ÜBERSETZER:
Am Ende war ich erledigt! Ich hatte angefangen,
Unmengen von Rotwein zu trinken nur um auf die
Bühne zu kommen - nicht, dass ich betrunken
werden wollte - nur passten dieser Wein und die
Musik perfekt zusammen! Ich fing an mit ein paar
Gläsern, dann wurde es eine Flasche, dann zwei
Flaschen, dann drei. Ich glaube nicht, dass
irgendwer wusste, dass ich betrunken war. Ich war
nicht betrunken. Ich weiß, dass ich nicht betrunken
war, denn dann hätte ich nicht spielen können.
At the end of a tour your being dumped into the
desert and you don’t remember, you know, where
your house is or what you would do with your drivers
licence, or if you still have a car or a girlfriend or a
wife or children. You know, your’re just lost.
Musikk
It’s closing time…
ERZÄHLERIN:
Erschöpft nach der Tournee mit über 100 Konzerten
- dann plötzlich Schluß: Als würde man in der Wüste
ausgesetzt, ohne zu wissen, ob man den
Führerschein hat, oder ein Auto oder eine Freundin
oder ein Haus. Nichts war wichtiger als sich
zurückzuziehen. Leonard Cohen ging ins Kloster.
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COHEN:
I didn’t know what else to do, and nothing seemed to
be as urgent as studying these matters.
ÜBERSETZER:
Ich wusste nicht, was ich sonst hätte machen sollen.
Nichts schien mir so dringlich wie das.
ERZÄHLERIN:
Er wurde zum Mönch geweiht und diente seinem
buddhistischen Lehrer Roshi, den er vor 40 Jahren
getroffen hatte und der ihn faszinierte.
COHEN:
So I moved up to the mountain. And after a while I
became ordeaned as a munk. I mean, you’re doing it
for a reason. It’s not just to build up your muscles, it’s
not just a macho exercise, it’s to kind of cook your
mind so that you can hear what you’re saying.
Because you can’t hear what you’re saying if you’re
full of yourself. So there you get so tired that you
can’t pretend, and that’s all that a monastery is. It’s a
place were they make you so tired that you give up
pretending.
ÜBERSETZER:
Man macht das nicht ohne Grund, das ist nicht bloß
irgend so ein Macho-Ding. Wenn dein Ego dich
ausfüllt, nimmst du nichts anderes mehr wahr. Im
Kloster lernst du erst zu hören, was du sagst. Du
wirst so müde, das du nichts mehr vortäuschen
magst.
Musik
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I never stayed in show business. I guess I should
have, if I had wanted to eally establish a certain kind
of career. But I didn’t have any appetite for that. I
always wanted to og back to a little room in Montreal,
or og back to my house on Hydra. Or just stay in that
corner where you are sitting.
ÜBERSETZER:
Ich war nie im Showbusiness - wo ich hätte sein
können, wenn ich eine bestimmte Art von Karriere
hätte machen wollen. Das hat mich aber nicht
interessiert.
ERZÄHLERIN:
Platten produzieren. Auf Tournee gehen. Dann
zurück in einen stillen Raum. Zurück in ein kleines
Zimmer.
Musik
”Love itself”
The light came through the window,
Straight from the sun above,
And so inside my little room
There plunged the rays of Love.
COHEN:
But you know then you run into your life, and it
shipwrecks like everyone elses life. And you mess
up, and it collapses, whether it is the woman or
yourself or your own mind or your own confidence.
Whatever it is, it just goes and it happens to
everybody.
ERZÄHLERIN:
Aber dann kollidiert man mit dem eigenen Leben,
und es geht zu Bruch. Das passiert dir wie allen
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anderen. Dieses Leben haut dich einfach um. Keiner
meistert das.
COHEN:
So, you know, that happens to you, and then it gets
kind of tricky, because sometimes it collapses so
thorough that it… it destroys your capasity to work
so you really be in trouble. If you’r lucky you can
somehow protect just that tiny little corner of your life
from complete destruction. And everybody
experiences this, because this life is designed to
overthrow you. Nobody masters it.
ÜBERSETZER:
Und manchmal haut es dich so gründlich um, dass
du nicht mehr arbeiten kannst - dann bist du wirklich
in Schwierigkeiten! Wenn du Glück hast, bewahrst
du dir deinen kleinen Arbeits-Rückzugs-Raum. Und
damit dein Leben vor der völligen Zerstörung.
Musik
Love itself
I’ll try to say a little more:
Love went on and on
Until it reached an open door –
Then Love Itself
Love Itself was gone.
COHEN:
I’m very happy when my life is uneventful, and I don’t
have strong feelings about one thing or another.
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ÜBERSETZER:
Ich bin glücklich, wenn wenig passiert; wenn meine
Gefühle nicht sehr stark sind.
AUTORIN:
But it didn’t use to be like that?
COHEN:
No, it didn’t use to be like that. It was very much a
sense of struggle and of, not defeat actually, but
wearyness. Wearyness of the struggle. After a while
you just get tired of your own ler …of your own
drama.
ÜBERSETZER:
Nein! War´s nicht! Es war Kampf und - nicht
Niederlage, aber Erschöpfung.
ERZÄHLERIN:
Müde vom eigenen Drama, dem ständigen Kampf.
Immer unterwegs. Wie war das, auf Tournee zu
gehen, als die Kinder klein waren?
AUTORIN:
How was it to go on tours when they were small?
COHEN:
There was no problem. I always knew that they were
well taken care of. I was always escaping anyway. A
large part of my life was escaping. Whatever it was,
even if the situation looked good, I had to escape,
because it didn’t look good to me. So it was a selfish
life, but it didn’t seem so at the time, it just seemed a
matter of survival. You know, I guess kids and
people close to me suffered because I was always
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leaving. Not for very long, but I was always trying to
get away.
ÜBERSETZER:
Kein Problem - sie wurden gut behütet! Es ist einfach
so, dass ich immer abhaue. Ich bin weggerannt
sogar aus Situationen, die angenehm waren. Was
selbstsüchtig war, aber für mich wars eine
Überlebens-Frage. Die Kinder und die mir
Nahestehenden haben vermutlich darunter gelitten.
Ich war nie lange weg - aber ich musste
verschwinden.
Musik
”Minute Prologue”
I've been listening
to all the dissention.
I've been listening
to all the pain.
And I feel that no matter
what I do for you,
it's going to come back again.
But I think that I can heal it,
but I think that I can heal it,
I'm a fool, but I think I can heal it
with this song.
AUTORIN:
What makes you really happy today?
ÜBERSETZERIN:
Und was macht Sie heute glücklich?
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COHEN:
Well, I have a little drawing here. It says… it says:
Only one thing made him happy, and now that it was
gone, everything made him happy. So that’s pretty
close.
I feel tremendously relieved that I’m not worried
about my happiness. There are things, of course,
that make me happy, when I see my children well,
when I see my daughter’s dogs, a glass of wine…
ÜBERSETZER:
Nur eine Sache machte ihn glücklich, heißt es auf
dieser Zeichnung hier und jetzt, da sie
verschwunden ist, macht ihn alles glücklich! Das
kommt dem ziemlich nahe.
Was mich unglaublich erleichtert ist, dass ich mich
um mein Glück überhaupt nicht schere! Klar beglückt
mich das eine oder andere: dass es den Kindern gut
geht, die Hunde, ein Glas Wein...
But what I am so happy about is that the background
of discomfort or distress has evaporated. It’s not that
the emotions don’t come, it’s just that the
background is clear. Before it was all one piece, it
was very dark.
A sense of things being deeply not right, and, you
know, by the grace of God, that feeling has
evaported, so I can feel real sorrow now. It’s not the
sorrow that emerges from the sorrow, it’s not just the
melancholy that emerges from the melancholy. So
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when things touch me in a sorrowful way I can speak
about them, and, more important, I can feel them.
ERZÄHLERIN:
Früher war alles schwarz. Ein Gefühl, dass die Dinge
auf tiefe Weise nicht richtig waren. Jetzt hat sich
dieser dunkle Hintergrund gehoben. Er kann echten
Kummer empfinden. Nicht nur Trauer über die
Trauer, Melancholie aus der Melancholie heraus. Die
Jahre in einem Kloster in den kalifornischen Bergen
haben das Leben vielleicht etwas heller gemacht?
COHEN:
That was connected with it, but I don’t know what it
was. I honestly don’t know. The religious life
generally strengthens the ego, and make people
really misearable. Because the religious promise is
so cruel. The promise that you will live a life free from
pain. If you get enlightened you will never suffer
again. It’s a very cruel promise. Because nobody can
live without suffering. It doesn’t matter how advanced
or fulfilled or enlightened an individual is, he will
never be free from the sorrows and the pains of the
moment. If someone steps on his toe he’s going to
cry out. And if someone steps on his heart he’s going
to cry out.
Es ist damit verbunden, aber ich weiß nicht, was es
wirklich war. Ernsthaft! Das religiöse Versprechen,
dass du, wenn du wirklich erleuchtet bist, ein Leben
ohne Schmerz führen wirst, das ist so irre; es
bewirkt, dass die Leute sich miserabel fühlen.
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Niemand lebt, ohne zu leiden. Wie entwickelt oder
erleuchtet du auch immer sein magst, du bist nie frei
von Sorgen und den Kümmernissen der Gegenwart.
Wenn dir jemand auf die Zehen tritt, schreist du. Und
wenn einer dein Herz quetscht, auch.
AUTORIN:
Is life easier now than before?
ÜBERSETZER:
Das Leben ist jetzt leichter als früher?
COHEN:
Oh yeah, much easier.
ÜBERSETZER:
Oh ja! Viel leichter!
AUTORIN:
Why is that? Wisdom?
ÜBERSETZER:
Ist das Weisheit?
COHEN:
No, I told you, the brain cells with anxciety begin to
die. It just feels better. It doesn’t depend on
meditation or whether you brush your teeth in the
morning.
ÜBERSETZER:
Die Angstzellen im Hirn sterben ab. Das hängt
überhaupt nicht davon ab, ob du meditierst oder dir
morgens die Zähne putzt.
Wellenplätschern
ERZÄHLERIN:
Hier gibt es keine Wellen. Aber wenn man will, gibt
es welche. Wellen wie die am Strand von Hydra.
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Abendgesellschaft
GJESTER:
Alright, alright, applaus sweet, sweet. Something
silly about that song…
ERZÄHLERIN:
Freitag Abend und Gäste zum Essen.
GJESTER:
Applaus Sweet, sweet… Oh man, 1967 coming back
on us, hvao. Beautiful
Applaus
ERZÄHLERIN:
Alte Freunde sind um den Eßtisch im Wohnzimmer
versammelt. Stoffservietten auf den Tellern.
Silberbesteck. Altmodische Gläser mit Goldrand.
GÄSTE:
What a great song. Always been one of my
favourites.
Noone has ever really…
Well, Rod Stewart…
Hvao.
It’s beautiful. Let’s play it one more time.It’s
incredible.
ERZÄHLERIN:
Cohen holt seine Maultrommel und eine seiner
Gitarren.
GÄSTE:
Are you getting the “Jew’s” harp? I knew it.
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Musikk
COHEN:
What do you want? Where do you find your real
pleasure? What kind of table do you have to sit at?
Who does you company have to be, to satisfy the
same criteria that you had when you were young? I
mean, does everybody have to be beautiful? Does
everybody have to be rich and smart? Do all places
have to be well appointed? Does your own life have
to be yealding applause and admiration? If you’re
lucky, the scale get reduced, but you still want those
things.
ÜBERSETZER:
Was ist es denn, das einer will? Das wahre Freude
bereitet? Sind es die Tischdekoration oder der Status
der Freunde, wofür du Kriterien aufstellst? Muss
jeder schön sein, reich oder smart und alles perfekt
eingerichtet? Brauchst du Applaus und
Bewunderung? Wenn du Glück hast, reduziert sich
der Umfang – aber bestimmte Dinge willst du
trotzdem!
Musik/Gesang
ERZÄHLERIN:
Cohen geht in die Küche und macht den Abwasch.
Um zehn steht er in Boxershorts und Pullover da und
sagt Gute Nacht. Die Gäste feiern weiter..
Musik
Vogelzwitschern
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ERZÄHLERIN:
Morgens in einem Vorort von Los Angeles. Leonard
Cohen hat nach dem gestrigen Fest aufgeräumt. Er
sitzt auf seinem blauen Sofa mit den Füßen auf dem
Tisch. Auf dem Tisch liegt ein Entwurf des neuen
Gedichtbandes, den er im Herbst veröffentlichen
wird.
AUTORIN:
What’s your favourite?
COHEN:
In the book? There are some nice drawings. I don’t
know if I have a favourite… What I like about the
book is that… it doesn’t try to be important. I think
that is what I like about it, it pretends to be modest.
ÜBERSETZER:
Es gibt ein paar nette Zeichnungen, aber ich weiß
nicht... Was ich mag ist, dass das Buch sich nicht
wichtig nimmt. Es maßt sich an, bescheiden zu sein.
AUTORIN:
Pretends to be?
COHEN:
Yeah it pretends to be modest. ler Well, how modest
can it be, actually, when, you know, it’s going to be
published and I’m going to be asking people to pay
money for it.
ÜBERSETZER:
Ja, es maßt sich an, bescheiden zu sein. Na ja, wie
bescheiden kann es sein, wenn es veröffentlicht wird
und die Leute Geld dafür zahlen?
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© Westdeutscher Rundfunk Köln 2016
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AUTORIN:
Would you read me something?
ÜBERSETZERIN:
Lesen Sie mir was daraus vor?
COHEN:
Ok. I’ll try to read you something ...... I can’t really
find anything that…
ÜBERSETZER:
Ok. Ich versuche... aber ich kann wirklich nichts
finden, was...
AUTORIN:
…that you like?
ÜBERSETZER:
was Sie mögen?
COHEN:
… that I could stand reading. Eh…There must be
something, eh? Well, let’s read a little later.
ÜBERSETZER:
...was ich aushalte. Lassen Sie uns später was
lesen.
Musik
AUTORIN:
„If it be your will“. Leonard Cohen, der sich nicht
erinnern will, spielt seine alten Songs. Hundegebell
If it be your will
If there is a choice
Let the rivers fill
Let the hills rejoice
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Let your mercy spill
On all these burning hearts in hell
If it be your will
To make us well
and draw us near
Oh bind us tight
All your children here
In their rags of light
In our rags of light
All dressed to kill
And end this night
If it be your will
If it be your will.
COHEN:
I remembered that one. Well, they gave me that one
song, you know.
ÜBERSETZER:
Dies eine erinnere ich. Ein Song wurde mir gewährt!
ABSAGE:
If it be your will
Leonard Cohen erinnert sich
Ein Feature von Kari Hesthamar
Deutsche Übersetzung Brigitta Lindemann und
Thomas Fechner-Smarsky
Es sprachen: Katharina Zapatka,Jutta Hoffmann,
Horst Sachtleben und die Autorin
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Technische Realisation: Kare Johan Lund, Peter
Kainz und Daniel Dietmann
Regie: Nikolai von Koslowski und Claudia Johanna
Leist
Redaktion: Imke Wallefeld und Dorothes Runge
Eine Produktion von Norsk Rikskringkasting 2006
und dem Westdeutschen Rundfunk 2007
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