Intensive Egge gegen Erntereste

Landtechnik
Mit vorlaufender Schneidwalze und den großen Scheiben mischt die weiterentwickelte Väderstad-Kurzscheibenegge Carrier XL
Erntereste auch bei sehr flacher Arbeit intensiv ein. Der neue Doppel-U-Profil-Packer hinterlässt eine offene Oberfläche.
TOP AGRARFAHR­
BERICHT
Intensive Egge
gegen Erntereste
Väderstad spendiert seiner Carrier größere Scheiben und nennt sie XL. Wir haben die
Kurzscheibenegge mit Vorwerkzeug und neuer Walze in Maisstroh eingesetzt.
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entsprechend vergrößert. 51 cm Durchmesser sind es bei der Carrier L, 61 cm
messen die Scheiben in der XL-Version.
Quer und längs:Unsere 5,25 m breite
Carrier XL war vor den Scheiben mit
CrossCutter-Elementen ausgestattet.
Die Schneidrichtung dieses Vorwerkzeuges verläuft quer zu den Scheiben
der Carrier. Der Boden fungiert dabei
als Gegenschneide für die Messer. Je
härter der Boden, desto besser die
Schneidwirkung. Für einen ruhigen
Lauf sind die je sechs Schneiden gedrillt
Fotos: Küper
S
eit ihrer Einführung musste Väderstad eigentlich kaum etwas am
Carrier-Konzept ändern. 15 Jahre
arbeitet die Kurzscheibenegge nun
schon mit 45 cm großen Scheiben – das
bleibt auch künftig so. Allerdings ge­
sellen sich ab sofort zwei Geschwister
zur bekannten Schwedin, die Carrier L
sowie die Carrier XL.
Väderstad hat diese beiden Modellvarianten mit identischem Rahmen für
große Mengen an Ernterückständen
konzipiert, sie mit Vorwerkzeugen versehen und die Scheibendurchmesser
Dank vieler Einstellmöglichkeiten kann
die Carrier flach und ganzflächig arbeiten.
Schnell gelesen
• Väderstad bietet seine Kurz­
scheibenegge Carrier jetzt
zusätzlich in zwei Versionen
mit größeren Scheiben an.
• Die Winkel der Scheiben las­
sen sich verstellen, auch bei
geringer Tiefe arbeiten die
großen Scheiben ganzflächig.
• Je nach Einsatz kann man
verschiedene Vorwerkzeuge
montieren, die sich unter­
einander tauschen lassen.
• Neben einer Rohrstab- sowie
einer Stahlwalze gibt es nun
auch eine Doppelwalze mit
offenem U-Profil.
montiert. Die Arbeitstiefe und damit
die Aggressivität der CrossCutterSchneidwalze lassen sich hydraulisch
verstellen.
Zur Saatbettbereitung lässt sich die
Carrier alternativ mit einem CrossBoard als Vorwerkzeug ausstatten. Es
bricht die Pflugfurche und ebnet den
Boden bereits vor den Scheiben etwas
ein. CrossCutter und CrossBoard haben
dieselbe Aufnahme, sodass sich diese
Werkzeuge auch tauschen lassen. Als
drittes Vorwerkzeug bietet Väderstad
einen zweireihigen Strohstriegel, allerdings mit einer eigenen Aufnahme. Der
Striegel soll beim flachen Stoppelsturz
Erntereste gleichmäßiger verteilen und
Feinerde für das schnelle Aufkeimen
von Ausfallgetreide schaffen.
Verstellbare Scheiben:Das Haupt-
werkzeug der Carrier sind natürlich ihre
Scheiben. Je ein gummigelagerter Arm
trägt eine Scheibe. Sie sind bei Väderstad
konisch geformt und nicht gewölbt. Die
Philosophie: Der geradlinige Scheibenrücken stützt sich nicht auf den Boden,
was ein Verschmieren verhindern soll.
Bei unserer Carrier war auch nach gut
900 ha Einsatzfläche kaum Farbabrieb
auf der Rückseite der Scheiben zu sehen.
TrueCut nennen die Schweden den
Schliff, den sie ihren Scheiben bis in die
Zacken verpassen. Auch wenn sich ihr
Durchmesser verringert, verändert sich
der Schnittwinkel kaum – die Scheibe
bleibt lange aggressiv. Die 61 cm großen
Scheiben der Carrier XL eignen sich für
Arbeitstiefen von 5 bis 16 cm. Auf leichtem Boden haben wir probeweise auch
fast 20 cm erreicht.
Viel interessanter ist im Herbst aber
das sehr flache Einarbeiten von Ernterückständen. Der Boden soll nicht un-
nötig tief umgegraben, aber trotzdem
möglichst ganzflächig bearbeitet werden. Dazu lässt sich der Versatz der hinteren Scheibenreihe per Spindel verstellen. Je nach Tiefe kann man außerdem
den Schnittwinkel aller Scheiben von
10 bis 18 Grad in vier Stufen anpassen.
Das geht bei den neuen Carrier-Modellen mit dem sogenannten MultiSet-System, ist aber zeitaufwendig, da jede einzelne Scheibe separat verstellt werden
muss. Die konischen Naben haben zwei
durchgehende Bohrungen, sodass man
jede Scheibe lösen, um jeweils 90 Grad
verdrehen und wieder arretieren kann.
Um Seitenzug zu vermeiden, sind die
Carrier-Scheiben x-förmig angeordnet.
Netter Nebeneffekt: Die hintere Scheibenreihe wirft die Erde immer nach innen, es entstehen keine Dämme. Für die
erste Scheibenreihe gibt es eine einstellbare Randscheibe, dahinter auf Wunsch
ein Randblech. Die Tiefenverstellung
des Scheiben­feldes erfolgt hydraulisch,
die maximale Arbeitstiefe lässt sich
über einen Sensor begrenzen.
Die Schneidwalze leistet gute Vorarbeit
quer zur Fahrtrichtung. Sie ist federnd
auf drei Gummi-Elementen gelagert.
Nur gezogen:Auf welchen Nachläufer
sich die Kurzscheibenegge stützt, kann
man ebenfalls wählen. Wir waren mit
dem neuen Doppel-SoilRunner mit
57,5 cm Durchmesser unterwegs. Beim
offenen, 6 cm breiten U-Profil arbeitet
Erde auf Erde – wie es auch bei anderen
Herstellern bekannt ist. Der Winkel des
Packers lässt sich über Spindeln einstellen, die vordere Walze läuft je nach Boden etwas höher. Neuartig ist die Lagerung des Packers: Ein Gummiring hält
das wartungsfreie Lager federnd in den
Lagerschalen.
Für mittlere bis schwere Böden ist
weiterhin die bekannte Stahlwalze im
Programm, für leichte Böden bietet Väderstad eine Rohrstabwalze. Am Vorgewende kann man die Scheibenegge auch
auf der Walze fahren.
Die neuen Carrier-Modelle gibt es nur
als angehängte Maschinen von 4,25 m
bis 8,25 m Arbeitsbreite. Man kann zwischen einer Zugösen- oder einer Unterlenker-Anhängung wählen. Die Unterlenker-Maschinen sind etwas wendiger,
da ihr Drehpunkt weiter hinten liegt.
Das Fahrwerk und die Klappung haben die Schweden ebenfalls komplett
neu konstruiert. Auf der Straße folgt
die zusammengeklappte Carrier dem
Schlepper ausgesprochen ruhig. Grund
dafür ist das gefederte Transportfahrwerk, das bei den 6,25 und 8,25 m breiten Maschinen serienmäßig (ansonsten
optional) verbaut ist. Alle Drehpunkte
an der Maschine sind übrigens gebuchst, sodass Verschleiß nicht aufs
Material geht. Die von uns gefahrene,
Doppel-SoilRunner heißt die offene
U-Profil-Walze bei Väderstad. Die neue
Gummi-Lagerung soll Stöße dämpfen.
Die 5,25 m breite, voll ausgestattete
Carrier XL wiegt gut 6 t. Ihre Scheiben
sind x-förmig angeordnet.
voll ausgestattete Carrier XL mit 5,25 m
Arbeitsbreite kostet knapp 60 000 € zuzüglich Mehrwertsteuer. Stolze 9 000 €
davon entfallen allein auf den CrossCutter. Dagegen ist die neue DoppelSoilRunner-Walze mit 2 500 
€ vergleichsweise günstig. Jan-Martin Küper
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