DER WOLNZACHER herausgegeben vom WOLNZACHER ANZEIGER Nr. 5/16 Mittwoch, 21. 12. 2016 an alle Haushalte der Großgemeinde Wolnzach Y Y Über dem neu angelegten Rathausplatz erstrahlen die Lichter des Christbaums, und die opulente Weihnachtsdekoration verwandelt den Markt auch dieses Jahr wieder in ein Abbild vorweihnachtlicher Tradition. Die abendliche Beleuchtung in den Straßen versetzt die Passanten auf der Suche nach den letzten Geschenken oder nach Zutaten für Weihnachtsleckereien in freudige Erwartung, die nicht nur Kinderaugen bei dem Gedanken an die nahen Festtage glänzen lässt. Demokratie in stürmischen Zeiten Über den Verlust der politschen Streitkultur und die Folgen I rgendwie konnte man am vergangenen Sonntag in Teilen Europas ein gewisses Aufatmen spüren, als klar war, dass Alexander van der Bellen Österreichs neuer Bundespräsident werden wird. Ein Grüner hat sich in der Stichwahl gegen einen Rechtspopulisten durchgesetzt. Natürlich wird man sich jetzt auch die Frage stellen, ob damit der Trend – der Rechtsruck – gebrochen ist. Nur allzu gerne würden sich dies wohl die Spitzenpolitiker wünschen. Doch auch wenn sich in Österreich die gemäßigten Kräfte durchgesetzt haben und man Donald Trump und dessen Wahl erst einmal als rein amerikanisches Phänomen begreift, sind auch in weiten Teilen Europas jene Kräfte auf den Vormarsch, die mit den Ängsten spielen, sie in Wut verwandeln und letztlich damit auch in Europa Wahlen gewinnen. Die Engländer sind nicht das einzige, wohl aber das beste Beispiel: Mit nachweislich falschen Behauptungen wurde dort für einen Austritt aus der Europäischen Union geworben. Es waren Parolen, die vor allem bei all jenen, die sich ohnehin vom Staat, von den Politikern oder auch den Eliten vergessen fühlen, auf fruchtbaren Boden fielen und letzten Endes auch zu einem entsprechenden Wahlergebnis führten. Im Übrigen ist dies auch kein Phänomen, das auf Großbritannien beschränkt ist. In vielen europäischen Ländern sind derzeit diese Strömungen zu finden. Gerne wird der Begriff des „Populismus“ gebraucht und damit denen, die vorwiegend mit Parolen gegen das System zu Felde ziehen, ein eindeutiges Etikett aufgeklebt. Nun kann man zurecht sagen, dass dieses Label nicht neu ist, im Gegenteil – „Populismus“ war schon immer eng mit der Politik verwoben. Die Diskussion dieser Tage hat jedoch eine neue, eine andere, eine gefährliche Qualität. Das „Volk“ gegen die politischen Eliten, so lautet die Marschroute, und dabei wird oft ein klares schwarz-weißes Bild gezeichnet. Ob dies am Ende haltbar oder die Realität nicht doch wesentlich komplexer ist, interessiert vorerst nicht, denn es geht schlichtweg darum, an die Macht zu kommen. Nicht so schlimm, dann bekommen „die da oben“ einen Denkzettel. Ein Wort, das man im Übrigen auch bei den Wahlerfolgen der AfD in den vergangenen Monaten oft gelesen hat. Man wollte den Eliten zeigen, dass man unzufrieden ist. Eine Situation, die in gewisser Weise an das antike Rom erinnert. Dort waren, wie der römische Schriftsteller Livius berichtete, die Plebejer mit den politischen Eliten unzufrieden. Eine Situation, die letzten Endes im Auszug aus Rom gipfelte. Auch in unserer Zeit scheint es große Unsicherheit und Angst zu geben. Angst vor dem Verlust der Arbeit, Angst vor Überfremdung, Angst vor Altersarmut – kurz gesagt: Angst vor einer sich massiv verändernden Gesellschaft. Aber auch diese Ängste sind nicht neu. Vielmehr sind sie so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Dennoch stellt sich die Frage, was in der heutigen Zeit wirklich dramatisch anders ist, und warum man oft allzu leichtfertig hart erkämpfte Errungenschaften über Bord werfen will. Die Antwort ist bei den aktuell politisch Handelnden zu suchen. Seit elf Jahren lenkt Angela Merkel die Geschicke Deutschlands, zuvor stellte die SPD mit Gerhard Schröder den Kanzler. Man könnte meinen, eine konservative Regierung folgte auf eine sozialdemokratische, doch letztlich existieren zwischen der Regierung Merkel und Schröder nur wenige Unterschiede. Beide stehen für eine „Politik der Mitte“. Was in diesem Zusammenhang aber gänzlich auf der Strecke blieb, ist der politische Diskurs. Politik ist jedoch auch ein Streiten und ein Ringen um Lösungen. Was man aber in den vergangenen Jahren viel zu oft hören musste, waren Worte wie „alternativlos“ oder Wahlsprüche wie „Wir schaffen das“. Worte, die nahelegen, dass über Wege gar nicht erst gestritten zu werden braucht. In diesem „Meinungskonglomerat“ ging auch die Opposition auf. Kritik an der gegenwärtigen Politik – wie sie beispielsweise auch aus Bayern in Bezug auf die Flüchtlingskrise kam – wurde einfach und relativ pauschal in die rechte Ecke gestellt. Wie Thomas Kreuzer vor Kurzem zu Recht be- merkte, herrscht in weiten Teilen eine „linke Meinungsdikatur“. Opfert man das Erreichte auf dem Altar der „Political Correctness“, indem man Wähler zu den Radikalen treibt? Inhaltlich braucht man wohl vor dem, was sich hinter Frauke Petry so versammelt, keine Angst zu haben, fordern deren Anhänger doch eigentlich einen „Rollback“ in die Achtzigerjahre. Was einem dann aber schon gewisse Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist die Tatsache, dass in zahlreichen Fällen die Regierungsübernahme national-konservativer Kräfte einherging mit einem massiven Umbau des Staates. Dies konnte man nicht nur in Ungarn, sondern unlängst auch in Polen beobachten. Dort wurde im Janu- Auch wenn man den bayerischen Ministerpräsidenten gerne belächelt, der politische Kampf um Werte und Traditionen ist voll entbrannt. ar dieses Jahres nicht nur ein Gesetz erlassen, das es den Regierenden ermöglicht, auf direktem Wege in die Berichterstattung der öffentlichen Medien einzugreifen, sondern es wurden schon im Vorfeld massiv die Rechte der Justiz beschnitten. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges scheinen demokratische Grundrechte mehr denn je fast schon bereitwillig in Frage gestellt zu werden. Nun lässt sich bekanntermaßen über den politischen Kurs generell streiten. Eines aber wird bei Regierungen wie in Polen, Ungarn und der Türkei deutlich: Es geht zuvorderst um die Sicherung der eigenen Macht. Grundrechte treten da schnell auf Kosten eines Feindbildes in den Hintergrund. Nun ist Deutschland nicht die Türkei und ein Politiker wie Recep Tayyip Erdoğan noch lange nicht Bundeskanzler, doch völlig sorglos sollte man auch in Deutschland nicht in die kommenden Monate gehen. Menschen mit Zukunftsängsten gibt es auch mitten im wirtschaftlich starken Bayern. Dabei steht am Ende nicht alleine die Frage nach dem, was am Monatsende im Geldbeutel übrig bleibt, sondern vielmehr die Angst vor dem Verlust der eigenen Werte und Traditionen. Anders formuliert: Es ist die Angst, die eigenen gesellschaftlichen Wurzeln zu verlieren. Dass eine Gesellschaft sich über den Lauf der Zeit hin verändert, das symbolisiert wohl am besten der von Edmund Stoiber geprägte Slogan von „Laptop und Lederhose“. Veränderung kann in vielen Punkten auch positiv sein – nur, und das wiederum verdeutlichte auch Thomas Kreuzer, darf sie nicht auf Kosten der eigenen gesellschaftlichen Normen gehen. Genau jene scheint man aber mehr und mehr über Bord zu werfen. Eine Problematik, die am Ende auch in der Flüchtlingskrise kulminiert. Wenn ein Schulgottesdienst mit der Begründung der Rücksichtnahme auf religiöse Minderheiten abgesagt wird und in einer Talkshow eine vollverschleierte Frau über Frauenrechte und die persönliche Freiheit spricht, darf man sich doch vielleicht ernsthaft fragen: Quo vadis, Deutschland? (hr) Dezember/Januar 2016/2017 Seite 2 3 Stern 66 Tage, 8784 Stunden, 527.040 Minuten, 31.622.400 Sekunden. Wenn man nur diese Zahlen betrachtet, scheint ein Jahr unendlich zu sein. Trotz dieser Unendlichkeit ziehen jedoch die prägendsten Ereignisse wie Sternschnuppen vorüber, leuchtend hell, und scheinen dann doch ebenso schnell wieder zu verblassen. 2016 war in vieler Hinsicht wieder ein besonderes Jahr und hat in der Erinnerung zahlreiche strahlende Sterne hinterlassen, die uns bewegt haben. E insteigen und mit Tonelli-Air einmal um die Welt fliegen – das wollte sich kaum ein Wolnzacher entgehen lassen. Nur alle zwei Jahre startet der geräumige Jumbo mit einem umfangreichen Unterhaltungsprogramm vom Volksfestplatz aus; entsprechend schnell waren die Tickets vergriffen. Jeder wollte mitkommen und sich auf dem Flug rund um die Erde von den Artisten, Zauberern, Clowns und Tänzerinnen in fremde Welten entführen lassen. Mit einer grandiosen Show, jeder Menge Charme, einer gehörigen Portion Witz und einer Akrobatik, die die Zuschauer einfach nur staunen ließ, machten die Tonellis den Wolnzacher Fasching wieder einmal zu einem wahren Highlight. Doch anders als in den Jahren zuvor war die närrische Zeit in Wolnzach in diesem Jahr nicht ganz so unbeschwert. Gerne feiert man mit den Tonellis und den Motorradfreunden – doch 2016 gab es nur einen Ball, denn auch vor Wolnzach machte die Flüchtlingskrise nicht Halt. So war der Fasching um ein Highlight ärmer. Das heißt aber nicht, dass es weniger zu feiern gegeben hätte. Während sich auf der politischen Ebene Wolnzach und Pfaffenhofen einen erbitterten Streit um die geplatzte Sparkassenfusion lieferten, stellte man sich zumindest bei den „Stachelbären“ schon die Frage, ob man als Kabarettisten-Quartett aus der Kreisstadt überhaupt eine Einreisegenehmigung für die Hopfenmetropole erhalten würde. Glücklicherweise stellte Wolnzachs zweiter Bürgermeister auch in diesem Jahr eine „begrenzte“ Aufenthaltserlaubnis aus, die allerdings nur bis 21.30 Uhr galt. Genug Zeit aber, um so manchem Politiker bis zum Zapfenstreich den Kopf zu waschen. Was im Übrigen auch Christian Springer nur wenige Monate später tat. Er rieb sich bei seinem Auftritt nicht nur an der CSU, sondern auch am Begriff der „Leitkultur“. K abarettistisch waren dies Höhepunkte, allerdings waren sie beileibe nicht die einzigen Highlights in diesem immer wieder auch politisch turbulenten Jahr. Ob nun Protokoll, Sitzordnung oder Sitzungszeit – über vieles wurde im Wolnzacher Gemeinderat gestritten, Sachthemen schien dabei mehr und mehr in den Hintergrund zu treten. Dass nun die „speziellen Wolnzacher Oppositionsprobleme“ nicht nur im Landratsamt zu einem gewissen Amüsement beitragen, sondern überdies auch noch die Regierung von Oberbayern beschäftigen, das dürfte bei der allgemeinen politischen Gemengelage nicht mehr verwundern. Eine Sondersitzung wollte man zum Thema Baulandpolitik haben; doch während man sich in München mit diesem Thema nicht befasste, sondern die Petenten wieder ans Landratsamt verwies, verfolgte man dort eine eher pragmatische Lösung und sah – da dieses Thema auf ohnehin auf der Tagesordnung stand – keinen Anlass für eine Sondersitzung. In vielen Punkten schien auch in den vergangenen zwölf Monaten der Streit um des Kaisers Bart im Vordergrund zu stehen, so dass man auch gerne außerhalb des Rathaussaales von einem „Kasperltheater“ sprach. Doch obwohl sich „Regierung“ und „Opposition“ fast schon unversöhnlich gegenüberstehen, hat sich trotzdem auch in den vergangenen zwölf Monaten einiges bewegt. Breitbandausbau, Energieeffizienznetzwerk, Kläranlage, Rathausplatz, Kulturhalle und Baulandpolitik waren nur einige der Themen, die den Gemeinderat abseits der üblichen Streitigkeiten beschäftigten. Am Ende zeigte nicht nur die Reaktion der Wolnzacher auf den neu gestalteten Rathausplatz, sondern auch die (im Gegensatz zu den Gemeinderatssitzungen) ruhig verlaufende Bürgerversammlung, dass man zufrieden ist. Man hat auch allen Grund zufrieden zu sein, denn insgesamt ist die allgemeine Ausgangslage gut. Zu mehr als 80 Prozent ist das Gewerbegebiet Bruckbach schon jetzt belegt, und auch die Steuereinnahmen – Einkommens- und Gewerbesteuer – sind auf einem Rekordhoch. Doch trotz sprudelnder Steuereinnahmen und solider Haushaltsdaten war von Ruhe und Frieden im Gemeiderat nichts zu spüren. Thomas Stockmaier wurde dies am Ende selbst zu viel. Noch 2014 war er mit einem Rekordergebnis für die FDP wieder in den Gemeinderat eingezogen – nur zwei Jahre später zog der Liberale die Reißleine und verließ seine Fraktion. Doch auch im Anschluss daran wurde es kein bisschen ruhiger. Ganz im Gegenteil: In Sachen Sparkassenfusion, Rettungswagen und Windkraft bot man auch den Pfaffenhofenern Paroli und legte sich zeitweise vor allem in Sachen Hähnchenmast auch mit dem Landratsamt an. Ein politisch turbulentes Jahr. Hopfen G erade diese Turbulenzen blieben den Hopfenbauern 2016 erspart. Hatten die Landwirte 2015 noch unter der enormen Hitzewelle zu leiden, so bescherte ihnen Petrus in diesem Jahr fast optimale Bedingungen. Warmes Wetter und ausreichend Regen brachten den Bauern ein wahres Rekordergebnis. 36.953 Tonnen Hopfen konnten geerntet werden. Damit hatte man das schlechte Ergebnis vom Vorjahr wieder egalisiert und sogar die eigenen Erwartungen übertroffen. Während nun zumindest auf Seiten des Wetters wirklich alles passte, hatten die Hopfenpflanzer ein ganz anderes Problem: Wer wird die neue Hopfenkönigin? Seit 1952 wählt man in Wolnzach eine Regentin, die das „grüne Gold“ ein Jahr lang vertreten soll. Doch vor allem die Kandidatinnensuche gestaltete sich in diesem Jahr mehr als schwierig. Lediglich Sabrina Schmalhofer hatte frühzeitig ihre Bereitschaft erklärt. Sie war aber auch bis kurz vor der Wahl die Einzige. Eine Tradition schien in Gefahr. Für Verbandspräsident Adi Schapfl aber kein Grund, in Panik zu verfallen. Mit Merkel’scher Gelassenheit und einem „Wir schaffen das“ konnte das Problem gelöst und am Hallertauer Volksfest eine neue Regentin gewählt werden. Sabrina Schmalhofer konnte sich in den zwei Wahlgängen gegen ihre Mitbewerberinnen Eva-Maria Eisenmann und Kathrin Obermeier durchsetzen. Auch wenn es einer der wohl spannendsten Wahlabende in der Hallertau war: Verloren hat am Ende keine der drei Bewerberinnen, denn für sie war das Wolnzacher Volksfest nur der Auftakt zu einem erlebnisreichen, in jedem Sinn außergewöhnlichen Jahr. Aber während Sabrina, Eva-Maria und Kathrin erst am Anfang ihrer Regentschaft standen, hieß es für Anna Roßmeier, Helena Kreitmair und Julia Mehrl Abschied nehmen. Für sie gingen auf dem Wolnzacher Volksfest vielleicht die aufregendsten 377 Tage zu Ende. Uns so schwang natürlich auch ein wenig Wehmut mit, als Anna Roßmeier Krone und Zepter an ihre Nachfolgerin Sabrina Schmalhofer übergab. Während Sabrina, Eva-Maria und Kathrin im „siebten Hopfenhimmel“ schwebten und auch die Landwirte eine rekordverdächtige Ernte einfuhren, gab es auch jene, die mit Petrus’ Wetterplänen weniger zufrieden waren. Vor allem das mittlerweile weit über die Grenzen Wolnzachs hinaus bekannte Wirtefest hatte arg unter den Wetterkapriolen zu leiden. Tummeln sich normalerweise tausende und abertausende Menschen im Zentrum, um gemeinsam zu feiern, so waren es dieses Mal nur einige wenige Hartgesottene, die sich auch vom Regen nicht abhalten ließen. Die überwiegende Mehrheit jedoch blieb zu Hause vor den Bildschirmen sitzen und verfolgte den ewigen Fußballklassiker Deutschland gegen Italien vom heimischen Sofa aus. Aber nicht nur das Wirtefest stand 2016 unter keinem guten Stern; auch „Wolnzach erleben“ sowie drei der vier Marktsonntage fielen buchstäblich ins Wasser. Der Wettergott ist eben doch nicht immer ein Wolnzacher. M ehr Glück hatten dagegen die Läufer. Zum neunten Mal war das Team der „Abendschau“ in Wolnzach. Mit den Berichtenden des „Bayerischen Fernsehens“ waren auch wieder über 4000 Läufer in die Hopfenmetropole gekommen. Viele hatten natürlich auch noch die „Hitzeschlacht“ von 2015 im Kopf: Damals musste der Lauf kurzfristig von zehn auf drei Kilometer verkürzt werden, denn die Luft über dem aufgeheizten Asphalt hatte nicht nur gefühlt 30° C, sondern lag weit über dem, was gesundheitlich zu verantworten gewesen wäre. Dieses Mal bescherte Petrus den Läufern nahezu optimale Bedingungen. Angenehme Temperaturen, sonniges Wetter und auf der Strecke natürlich wieder jede Menge guter Laune. So wurde auch der neunte „Lauf 10!“ nicht nur zu einem Sportereignis, sondern zu einem regelrechten Happening – und nach den zehn zum Teil anstrengenden Kilometern ließ es sich niemand nehmen, mit „Soul Kitchen“ so richtig abzurocken. Politik E ine Stimmung, mit der man doch eigentlich nahtlos hätte ins Volksfest gehen können. Doch das steht in Wolnzach seit einigen Jahren arg unter Beschuss. Zwei Petitionen sind diesbezüglich auch im Münchner Landtag anhängig. Während eine Anwohnerin dort mit Nachdruck auf Einhalt der gesetzlichen Lärmwerte drängt, spricht man sich seitens des Marktes für den Erhalt des Traditionsfestes aus. Zwar haben sich die Landespolitiker bereits vor einiger Zeit für den Erhalt dieser Feste stark gemacht und die Freizeitlärmrichtlinie entsprechend geändert, dennoch betonte auch der Grünenpolitiker und Vorsitzende des Umweltausschuss Christian Magerl, dass es sich um ein berechtigtes Anliegen handle. An einem runden Tisch sollten die beiden unterschiedlichen Interessen zu einem Kompromiss zusammengeführt werden. Allerdings kam dieser erst einmal nicht zustande. Landrat Martin Wolf (CSU), der als Vermittler bestellt war, hatte zwar zuvor Einzelgespräche geführt, aber ein gemeinsames Treffen, bei dem man mögliche Lösungen hätte ausloten können, gab es vorerst nicht. Erst Ende November fand unter der Leitung von Christian Magerl ein erstes gemeinsames und, wie der Landespolitiker betonte, durchaus konstruktives Gespräch statt. Ein positives Signal, das auch viele Wolnzacher aufatmen lässt – schließlich möchte man auch weiterhin gemeinsam mit einer kühlen Mass anstoßen und elf Tage lang zusammen feiern. Spaß F eiern durften in diesem Jahr vor allem die Motorradfreunde. Seit 40 Jahren cruisen die Wolnzacher „Asphaltcowboys“ mit ihren heißen Öfen über die Straßen. Dieses Jubiläum musste natürlich auch ausgiebig gefeiert werden. Schon im März – der Winter hatte sich gerade erst verabschiedet und viele hatten ihre Motorräder noch in den Garagen geparkt – lud der Verein zur großen Messe. Drei Tage verwandelte sich die Volks- Dezember/Januar 2016/2017 Seite 3 stunden 2016 festhalle in ein Mekka für Motorradbegeisterte. Von der Harley-Davidson über PS-starke Rennmaschinen bis hin zum Dragster war vieles geboten, was das Benzin im Blut derer, die gerne den Fahrtwind spüren, in Wallung brachte. N eben der Messe war dann aber die „Hopfenmeile“, die jährliche Oldtimerausfahrt der Motorradfreunde, das eigentliche Highlight in ihrem Jubiläumsjahr. 150 begeisterte Anhänger alter Automobile zog es wieder nach Wolnzach, um von dort aus gemeinsam mit anderen durch die Hallertau mit ihren malerischen Hopfengärten zu cruisen. Auch wenn am Ende der Ausfahrt ein Sieger gekürt würde, stand bei vielen Teilnehmern der Spaß am Fahren im Vordergrund. An anderer Stelle stand dann aber ganz klar der sportliche Ehrgeiz im Fokus. Die Niederlauterbacher Schützen hatten es sich zum Ziel gesetzt, den Sprung in die höchste deutsche Schützenklasse zu schaffen. Nach guten Rundenwettkämpfen qualifizierten sich die Schützen um den Olympioniken Daniel Brodmeier für den Aufstiegswettkampf und konnten sich gegen die Kontrahenten aus Saltendorf, Fenken und Ebhausen souverän durchsetzen. Wolnzach war plötzlich über Nacht erstklassig. „Einfach nur gigantisch“, so das Fazit von Martin Pauly, der die Mannschaft seit vielen Jahren betreut. Doch damit war der sportliche Höhenflug der Sportler noch lange nicht beendet, denn neben Daniel Brodmeier konnten mehrere das Ticket für die Olympischen Spiele in Rio lösen. Für eine Medaille aber reichte es trotz der guten Leistungen nicht. Im Dreistellungskampf, der Königsdisziplin bei den Schützen, wurde die Österreicherin Olivia Hofmann Fünfte, Daniel Brodmeier kam auf den vierten Platz. A uch die Basketballer hatten sich viel vorgenommen. Nach guten Jahren in der Bayernliga wollte man den Erfolg mit dem Aufstieg in die Regionalliga krönen. Doch trotz guter Leistungen und zum Teil packender Spiele fehlte den Wolnzachern am Ende die Konstanz. Verletzungspech und einige unglückliche Niederlagen brachten die Jungs um Trainer Michael Urban hinter Passau und Augsburg nur auf den dritten Platz. Sportlich gesehen heiß her ging es auch auf der Zeilhofbahn in Nandlstadt. Nach einigen Jahren Pause sorgten dort die Mitglieder des MSC Wolnzach wieder für packenden Motorsport. Gerne erinnert man sich an die Rennen früherer Tage – damals stürmten die Wolnzacher regelrecht nach Nandlstadt, um die Rennen hautnah zu erleben. Inzwischen hat die Begeisterung für den Sport etwas nachgelassen. Der Benzingeruch und die rasanten Überholmanöver begeisterten viele Wolnzacher jedoch noch immer, und so darf man auch weiterhin von der schönsten Grasbahn Europas schwärmen. Während sportlich nach den Sternen gegriffen wurde, war der „Höhenflug“ für einen Bundeswehrhubschrauber recht schnell beendet. In Manching gestartet befand sich der Helikopter auf einem Übungsflug, als er nahe Niederlauterbach erst eine Stromleitung durchtrennte und anschließend am Rande eines Maisfeldes notlanden musste. Die Besatzung kam mit dem Schrecken davon, in der Großgemeinde Wolnzach fiel jedoch aufgrund des Unfalls für einige Stunden der Strom aus. Bein. In den vergangenen Jahren wurde es jedoch ruhig um diese Formation, ein Bassist fehlte. Doch 2016 hat es nun endlich wieder geklappt. Mit Enrico Jasny am Bass konnten Rudi Randelzhofer und Georg „Muskel“ Appel ein gelungenes Comeback feiern. Die zahlreichen Fans waren aus dem Häuschen. 2016 … Man kann zu Recht wieder sagen: Was für ein Jahr. Vieles wäre noch zu ergänzen, bei manchem ist W ährend aber am Ende beim Bundeswehrhubschrauber die Lichter ausgingen, strahlten unzählige Künstler am „kulturellen Himmel“ über Wolnzach umso heller. Das Highlight des Jahres war hier sicherlich „Wolnzach klingt“. Zum ersten Mal wagte man sich im Herzen der Hallertau daran, ein ganzes Konzertwochenende zu organisieren. Entsprechend groß war auch im Vorfeld die Nervosität. Doch eines weiß man in Wolnzach: Man feiert gerne und ausgiebig – und am liebsten mit hervorragenden Musikern. Und so spielte sich eben nicht nur das Ensemble des Gärtnerplatztheaters, sondern auch „IRXN“, „Oansno“ und „Sauglockenläutn“ in die Herzen der Wolnzacher. Nur eines durfte an diesem Wochenende zu Recht bemängelt werden: Aufgrund der Petition musste das Konzert am Samstag bereits um 21.30 Uhr wieder beendet werden. Man hatte sich gerade warm getanzt, da erklang schon der letzte Akkord. Aber auch wenn „Wolnzach klingt“ das Konzertereignis des Jahres war: Die Liste derer, die das Publikum in der Hallertau mit ihren Akkorden, Melodien und Liedern verzauberten, ist lang. Schon im Februar gastierten Lauren Francis und Franz Garlik wieder in Wolnzach und ließen wunderschöne Arien erklingen. Orientalisch ging es dann im April weiter: Ob Bauchtanz, Hip-Hop oder „Modern Jazzdance“, die Tänzerinnen der „Tanzschule Saphira“ holten nicht nur einen Hauch von Orient nach Wolnzach, sondern begeisterten ihr Publikum regelrecht. Ebenso mitreißend waren am Ende aber auch die Konzerte von C. B. Green, „Luz amoi“ und der Wolnzacher Marktkapelle, die im Übrigen beim Wertungsspiel im November sagenhafte 83 Punkte in der Oberstufe erreichte. Für die Musiker um Kapellmeister Hans-Heiner Bettinger war dies wie der Gewinn der Fußball-ChampionsLeague. Ein persönlicher Traum ging in diesem Zusammenhang auch für Fritz Winter in Erfüllung: Mit der Formation „German Brass“ konnte der Wolnzacher den „Echo Klassik“ für die Interpretation von Johann Sebastian Bachs Werken gewinnen. Aber nicht nur für ihn persönlich ging ein Traum in Erfüllung, sondern auch für viele Wolnzacher: „A Baker‘s Dozen“ war eine fast schon legendäre Band, und die Auftritte nicht nur beim Stilwirt selbst gingen vielen durch Mark und dern auch in den Erinnerungen vieler Wolnzacher einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Es war ein bewegtes Jahr – turbulent, aufregend und immer wieder auch begeisternd. (hr) Weihnachtsgruß des Bürgermeisters Liebe Wolnzacherinnen und Wolnzacher, Kultur die Erinnerung schon wieder verblasst. Aber auch wenn nicht alles erwähnt werden kann, eines sei an dieser Stelle dann doch noch gesagt: 2016 war ein Jahr mit vielen Highlights, eines, das nicht nur in der Geschichte, son- „Was für ein Jahr!“ Das denken wir uns oft am Ende des Jahres. Zunächst hat jeder seine persönlichen Höhen und Tiefen, an die er zurückdenkt. Auch bei mir gab es wunderschöne und unvergessliche Momente, die ich nicht missen möchte, ebenso wie sehr traurige Augenblicke, die einem wieder zeigen, was im Leben wirklich wichtig ist. Beim Markt Wolnzach ist es ähnlich, und wir können sagen: „Was für ein Jahr!“ Zeitweise schienen sich die Baustellen nur so aneinanderzureihen. Sie sind ein Zeichen für Investitionen und stehen für die Ankurbelung der Wertschöpfungskette ebenso wie für die Steigerung der Kaufkraft. Dass wir unseren Haushalt trotzdem wie geplant erreichen, zeigt auf, dass sich mutige Entscheidungen und der Umgang damit durchaus vereinbaren lassen, ohne den Blick auf das Wesentliche zu verlieren. So wurde die Kapuzinerhalle eingeweiht, die Bücherei renoviert und der Bauabschnitt Rathausvorplatz abgeschlossen. Des Wieder neigt sich ein gleichermaßen erfolgreiches wie turbulentes Jahr dem Ende zu. Wir wünschen allen unseren Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie ein gutes neues Jahr. Ihre Redaktion Weiteren haben wir im Zuge der Dorferneuerung Eschelbach die Planungen zum neuen Dorfplatz vorstellen können. Die Marktverwaltung arbeitet an einer finanziell umsetzbaren Lösung zum Umbau der Siegelhalle als Veranstaltungshalle. Durch den Lenkungskreis „Leader“ wurde das Projekt bereits positiv verabschiedet. Aber auch mit vielen anderen Aktivitäten, wie z. B. dem „LAUF10!“Abschlusslauf, der Kulturveranstaltung „Wolnzach klingt“ oder dem „Europäischen Diplom“, das uns in Straßburg verliehen wurde, versuchen wir Impulse zu setzen und uns gleichermaßen für Bürger, Firmen und Besucher interessant zu halten. Bei allen, die sich immer wieder für unsere örtliche Gemeinschaft einsetzen, darf ich mich ganz herzlich für den Zusammenhalt und die gute Zusammenarbeit bedanken. Ich wünsche Ihnen allen eine ruhige Adventszeit, ein besinnliches Weihnachten und viel Gesundheit, Glück und Erfolg für das neue Jahr. Dezember/Januar 2016/2017 Seite 4 Des Jahr 2016 neigt si dem End boid zua. Ma denkt, jetzt gem’s endlich a Rua. – Über die vollen zwölf Runden ham‘s gstritten, da hoilf koa Betteln und koa Bitten. – Ob a Sieg nach Punkten oder technisches K.O. Koa Entscheidung fiel moi eben so. – Protokoll, Unterlagen oder Sitzungszeit . . . Da kloanste Punkt führt sofort zum Streit. – Weihnachtsfriede is nix für soiche mit bockiga Natur, des schad‘t eh nur da g’sunden Streitkultur. – Und bevor no oana an Christbaum umschlagt, is de Weihnachtsfeier doch liaba abgsagt. Wolnzach – eine wirtschaftlich prosperierende Gemeinde Am 17. März öffnet die Gewerbemesse ihre Pforten W as wären Orte ohne ihre umtriebigen Gewerbetreibenden? Eine Frage, die man sich in manchen Teilen Deutschlands durchaus stellen muss. In Wolnzach jedoch stellt sich diese Frage nicht, denn man kann hier auf eine gewachsene Struktur, einen gesunden Branchenmix und auch auf einen sehr starken Verband blicken. 107 Mitglieder zählt der Gewerbeverband aktuell – und damit ist er einer der größten Verbände im Landkreis. „Wir zählen aber nicht nur zu den größten, sondern wir sind auch sehr aktiv“, erklärt die Vorsitzende Julia Holzvoigt. Kindertag, Christkindlmarkt, Illumination, vier Marktsonntage und das Wirtefest – keiner möchte diese Veranstaltungen mehr missen. Sie sind, wie Anja Koch, die die Wolnzacher Messe mitorganisiert, treffend bemerkte, nach Jahren des Erfolges tief in der Gesellschaft verwurzelt und aus dem Wolnzacher Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Zu diesen Veranstaltungen zählt auch die Wolnzacher Messe. Man könnte sagen, es ist eine vergleichsweise kleine Gewerbeschau. Dennoch hat sie, wie die Vorsitzende bestätigte, mittlerweile eine Bedeutung erlangt, die weit über die Grenzen von Wolnzach reicht. „Schon jetzt haben wir Zusagen, dass auch die Verbände aus Reichertshausen, Scheyern und Hettenshausen im kommenden Jahr auf unserer Messe präsent sein wollen“, freut sich Holzvoigt. Auch Rohrbacher und Geisenfelder Unternehmen haben bereits Interesse bekundet. „Natürlich sind wir noch in einem frühen Planungsstadium, haben aber schon zahlreiche Anmeldungen“, erklärt Anja Koch. Zwar ist bis zum 17. März noch Zeit, dennoch laufen die Vorbereitungen bereits jetzt auf Hochtouren. „Natürlich wird es wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm geben“, fügt Julia Holzvoigt an. Im Gespräch sind nicht nur Vorträge von Unternehmern, sondern auch eine Modenschau und ein „Meet & Greet“ mit den Fußballprofis des FC Ingolstadt sind im Gespräch. Es soll, so Koch und Holzvoigt übereinstimmend, wieder ein buntes und vielfältiges Programm werden. Dass die Wolnzacher Messe 2017 wieder ein Erfolg wird, davon sind beide überzeugt. Es ist aber eben auch ein Erfolg, der auf vielen Schultern ruht – denn nicht nur innerhalb des Gewerbeverbandes gibt es viele, die sich ehrenamtlich engagieren und die Planungen vorantreiben. Auch die Gemeinde – allen voran der Marktser- vice und der Bauhof – stehen immer mit einer helfenden Hand bereit. „Natürlich liegt auch uns die Gewerbemesse sehr am Herzen“, erklärt Bürgermeister Jens Machold, bietet sie doch nicht nur den Unternehmen die Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, sondern spiegelt auf der anderen Seite auch die Stärke der Gemeinde wider. Wie gut Wolnzach wirtschaftlich aufgestellt ist, zeigen zwei Fakten: Zum einen gibt es praktisch keinen Ladenleerstand. Des Weiteren kann man sich vor allem in Bruckbach über die zahlreichen Neuansiedlungen freuen. Das neugeschaffene Gewerbegebiet ist bereits zu einem Großteil belegt. Und so darf man sich auch vor dem Hintergrund einer gut funktionierenden lokalen Wirtschaft auf die Gewerbemesse, am 17. März freuen. (hr) ZU WOLZACH IM GEMEINDERAT, JEDES MAL ZUR SELBEN ZEIT, GIBTS IMMER WIEDER GROSSEN STREIT! „THE SAME PROCEDURE AS EVERY TIME!“
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