commodity focus - St.Galler Kantonalbank

21. Dezember 2016
Aufgehellte Perspektiven am Ölmarkt
Die Einigung der Opec auf eine Förderquote ist am Ölmarkt mit Wohlwollen aufgenommen worden. Sie hat
den Ölpreis über 50 US-Dollar pro Fass gehievt. Neben
der Opec stehen in den nächsten Monaten auf der Angebotsseite weitere Produzenten auf dem Prüfstand.
Am Ölmarkt stand das Jahr 2016 im Zeichen der Organisation erdölproduzierender Länder (Opec). Als zu Jahresbeginn der Preis für ein Fass Rohöl unter 30 US-Dollar
rutschte, tauchten erste Gerüchte einer Produktionsbeschränkung auf. Lange war es eine Hängepartie, bis aus
dem Gerücht eine verbindliche Vereinbarung wurde.
Profiteur US-Schieferölindustrie
Als eine Art «Beobachter» fungierte zuletzt die USEnergiebranche. Ihre Reaktion auf die jüngste Entwicklung bleibt ein gewichtiger Einflussfaktor am Ölmarkt.
Seit dem Höchststand 2015 ist die US-Förderung um eine
Million Barrel gefallen. Mit dem höheren Preisniveau
haben die Bohraktivitäten wieder merklich angezogen.
Laut dem Öldienstleister Baker Hughes ist die Anzahl der
aktiven Ölbohranlagen seit Juni 2016 praktisch ununterbrochen gestiegen, was auf eine Stabilisierung der USProduktion hindeutet.
Förderstatistik der grössten Ölproduzenten
Opec mit Strategiewechsel
Der Ölpreiszerfall auf ein Zwölf-Jahrestief zu Jahresbeginn
veranlasste die Ölvereinigung zu einem Strategiewechsel.
Nach langem Ringen haben sich die Mitglieder auf eine
Kürzung von 1.2 Mio. Fass pro Tag verständigt. Starttermin ist Januar 2017 für sechs Monate mit der Option
einer sechsmonatigen Verlängerung. Mit diesem Schritt
wird 1.2% des weltweiten Ölangebots aus dem Markt
genommen. Nachdem im Frühjahr die Doha-Runde noch
scheiterte, gelingt der Opec damit ein Befreiungsschlag.
Den Beweis ihrer neuen Stossrichtung muss die Vereinigung nun erbringen. Ein Prüfstein wird im Februar 2017
erfolgen, wenn die ersten Produktionsdaten nach Inkrafttreten des Abkommens veröffentlicht werden.
Wie diszipliniert ist die Opec?
Die Hauptlast wird Saudi-Arabien stemmen. Das gibt dem
Abkommen Gewicht, zumal Saudi-Arabien in der Vergangenheit Taten folgen liess. Als Organisation hat die
Opec jedoch einen schwachen Leistungsausweis, wenn es
um die strikte Einhaltung der Vorgaben geht. Ob die
Disziplin anhält, wird im Wesentlichen auch vom Verhalten der «Nicht-Opec-Länder» abhängen. Diese signalisierten ebenfalls Bereitschaft einer Kürzung um 558'000
Fass, allen voran Russland. Wie bei der Opec zeigt der
Trend der russischen Förderquote zurzeit noch in die
andere Richtung. Der Ölausstoss wurde im Jahresverlauf
um weitere 4% gesteigert.
Tägliche Förderung in Mio. Fass
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
Hohe Erwartungen mit Enttäuschungspotenzial
Die in Aussicht gestellten Kürzungen werden das Überangebot am Ölmarkt schneller als erwartet reduzieren. Aufgrund der vorgesehenen Kürzungen ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Nach der Stimmungsaufhellung am Ölmarkt sehen wir die Fortsetzung der Ölpreiserholung auf einem fragilen Fundament. Insbesondere
wenn das Misstrauen gegenüber der Kooperationsbereitschaft der Förderstaaten wieder steigt. Preisdämpfend
bleiben zudem die weltweit hohen Öllager sowie eine
wiedererstarkte Konkurrenz durch die Schieferölproduzenten aus den USA. Aus diesem Grund sehen wir für die
nächsten zwölf Monate ein begrenztes Potenzial für eine
weitere Preissteigerung.
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