Klippeneck-Wettbewerb: Grosse Schweizer Beteiligung - Grossartige Resultate Schweizer Teilnehmer belegen die Podestplätze in der Standardklasse Der Klippeneck Segelflug Wettbewerb wurde in diesem Jahr zum 48. Mal ausgetragen. Die Beteiligung an Schweizer Piloten war sehr gross. So waren zum Beispiel in der Standard Klasse mehr als die Hälfte der Teilnehmer Schweizer. Das Klippeneck bedeutet für die Schweizer nicht nur kurze Anfahrt und günstiges Schleppen, sondern vor allem: Faszinierende Starts über die Klippe. ginn noch mit einer tiefen Basis. Doch das grössere Übel war der Wind, welcher uns mit etwa 30 km/h (gefühlt 80 km/h) das Leben schwer machte. Erstaunlich gut gelang jedoch der erste Schenkel der Aufgabe zum Südschwarzwald gegen den Wind. Der zweite Schenkel führte uns nach Freudenstadt (Happytown). Auf dem Weg dorthin hatte jedoch nicht nur ich mit den schwierigen Bedingungen zu kämpfen: Schwaches Steigen und teilweise starkes SinStarker Wind zum Auftakt ken führten zu der einen oder anderen „AusDas Wetter machte es uns an unserem ersten grabungsaktion“. Zum Schluss führte die AufWertungstag nicht sehr einfach. Die thermischen gabe über die Burg Hohenzollern wieder auf Bedingungen waren relativ gut, jedoch zu Be- die Alb. Dies gelang mit besseren Steigwerten und einer hohen Basis anfangs erfreulich gut. Doch nach der Wende war für die meisten der Spass endgültig vorbei. Auch ich musste kurz vor Münsingen zur Aussenlandung ansetzen. Von den gestarteten etwa 70 Flugzeugen landeten lediglich 16 Teilnehmer mit einer Zeitwertung auf dem Klippeneck. In der Standard Klasse gelang dies lediglich Adrian Tschui mit seiner LS 4. Mit 1000 Punkten hatte er dadurch schon einen relativ grossen Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Den Lacher des Tages sicherten sich zwei Pi- Segelflug Bulletin ONLINE Seite 1 loten, da sie die B-Aufgabe flogen, welche auf der Rückseite des Aufgabenblattes stand. Gutes Wetter -> grosse Aufgabe Nachdem wir aufgrund des Wetters einen Tag Pause einlegen mussten, konnten wir uns am Montag auf einen guten Tag freuen. Und wenn man die Wettbewerbsleitung fragte, war sogar sehr gutes Wetter angesagt. Und so liessen sich denn auch die Aufgabe sehen: Die Standard Klasse musste 513 km im Raume Stuttgart meistern und für die Offenen gab es sogar einen Task über 650 km. Dies war die grösste Aufgabe, die im diesjährigen Wettkampf ausgeschrieben wurde. Ich ging das Ganze relativ entspannt an, da ich zum einen den Meteorologen vertraute und zum andern wusste, dass es auf der Strecke immer wieder Flugplätze als Landemöglichkeit gab. Nach kurzem taktischem Warten passierten Sven und ich fast als letzte das Startfenster. Im Schwarzwald erwischte ich einen besseren Aufwind als Sven und schaffte so einen Vorsprung von etwa 10 km. Nach dem Schwarzwald kam die Durststrecke durch das Kriechgau. Gewisse Segelflug Bulletin ONLINE Piloten mussten in dieser Region die Landschaft ausgiebiger „erkunden“ als ihnen lieb war. Nach der Wende ging es weiter Richtung Osten nach Eichstätt. Auf diesem Schenkel konnten wir wieder schneller vorfliegen, ausser man war zu spät dran und wurde von der aufgekommenen Cirrenschicht gebremst. Der letzte Schenkel über nahezu 200km gestaltete sich sehr spannend, da die Thermik doch deutlich schwächer wurde. Viele Piloten der Standard-Klasse mussten auf den letzten Kilometern landen. Wieder erreichten lediglich vier Piloten dieser Klasse das Klippeneck. Wackelkandidat Nach einem Tag Pause und einem halben Tag warten im Grid versprach der Donnerstag wieder einen guten Flugtag, jedoch mit viel Wind. Endlich in der Luft musste ich feststellen, dass die Aufwinde teilweise doch stärker waren als erwartet. Ich machte den Fehler, praktisch als erster zu starten, gefolgt vom gesamten Pulk. Wegen meinem hohen Index musste ich deutlich schneller fliegen als die Flugzeuge mit tiefSeite 2 erem Index. Dies gelang mir nur teilweise. Nach der Wende im Osten hatte ich einen Tiefpunkt, was mich dann deutlich zurückwarf. Am Abend war ich jedoch sehr froh, wieder im Klippeneck landen zu können, so wie die meisten Piloten an diesem Tag. Den Abend konnten wir ausgiebig geniessen, da für den nächsten Tag infolge schlechter Wetterprognosen ausschlafen angesagt war. ohne einen Aufwind gleiten mussten. Den Anschluss erreichten wir aber wieder sehr gut und mit kräftigem Steigen ging es wieder hoch. Der restliche Heimflug entlang einer Konvergenz war dann noch die Kür und ein purer Genuss. Fazit Für mich war dieser Wettbewerb wieder einmal eine tolle Erfahrung. Erfreulich war auch, eine so grosse Zahl Schweizer Piloten an einem internationalen Wettbewerb anzutreffen, welche übrigens in der Standard-Klasse alle drei Podestplätze belegten. Die Organisation war perfekt und es zeigte sich, dass die Organisatoren sehr erfahren sind in der Durchführung solch grosser Wettbewerbe. Auch die Stimmung unter den Piloten war sehr freundschaftlich und entspannt. Ich freue mich jetzt schon, bald wieder vom Klippeneck abzuheben. Black Forest Race Auf den letzten Tag konnten wir uns nochmals richtig freuen. Die Wettbewerbsleitung schickte uns auf eine kurze und schnelle Aufgabe in den Schwarzwald. Zu Beginn war die Basis noch eher tief, dafür waren die Steigwerte relativ gut. Bei der Wende im südlichen Schwarzwald verlor ich ein wenig Zeit, da ich zu wenig konsequent flog. Doch ich konnte meinen Rückstand wieder aufholen. Die Wende im Norden bei Pforzheim gestaltete sich sehr anspruchsvoll, da das Ge- Text: Tizian Steiger biet zu 8/8 abgeschattet war und wir etwa 30km Bilder: Sven Sprunger, Clemens Steiger, Tizian Steiger http://www.klippeneck-wb.de Segelflug Bulletin ONLINE Seite 3 Ziellandekonkurrenz der Hexen auf dem Flugplatz Schmerlat Punktlandungen - auch ohne Besen Bei einem Wetter wie aus einem Reisekatalog, trugen die «Hexen», wie sich die Segelflug-Pilotinnen zu nennen pflegen, Ende September auf dem Flugplatz Schmerlat/SH ihre Ziellandekonkurrenz aus. Organisiert wurde die bereits vierte ZLK durch Nathalie Burgener, Aktivmitglied der Segelfluggruppe Schaffhausen. Das «Hexen-Treffen», in lockerer Stimmung, wurde zu einem unvergesslichen Ereignis für die Teilnehmerinnen und für die Zuschauer. se Schwierigkeiten. Die einen mit etwas mehr, die anderen mit etwas weniger Glück. Für diejenigen, welche bereits etwas vor der Markierung den Boden berührten, gab es 50 Strafpunkte, und damit einen hinteren Rang im Klassement. Verschiedenen Generationen Die Altersdifferenz zwischen der jüngsten und der ältesten Teilnehmerin betrug rund 60 Jahre. Heidi Götz, welche kürzlich den 80. Geburtstag feiern konnte, liess es sich nicht nehmen, die Der Fiat Oldtimer von Bruna Lanfranchi sorgte bei den Hexen für viel Spass. Jede Pilotin hatte zwei Flüge zu absolvieren. Dabei musste das Flugzeug bei der Landung möglichst knapp hinter einer am Boden ausgelegten Markierung aufgesetzt werden. Bei der vorherrschenden Bise und dem dadurch im Anflug anzutreffenden Abwind stellte diese Aufgabe recht hohe Anforderungen an die Pilotinnen. Aber die fliegenden Hexen meisterten auch dieSegelflug Bulletin ONLINE beiden Flüge ebenfalls zu absolvieren und meisterte diese bravurös mit zwei Ziellandungen ohne Strafpunkte. Heidi Götz war die seinerzeitige Initiantin der Vereinigung. Nach der Preisverleihung wurde beim Apéro und dem anschliessenden Abendessen der spannende Tag abgerundet. Es wurden tolle Speisen für den gemütlichen Grillabend herbei gezaubert. Seite 4 Förderung und Spass Das Interesse an den Hexen war sehr gross, dabei wurden auch neue Kontakte geknüpft. Der VSSF konnte an Bekanntheit gewinnen. Erfreulicherweise konnten wieder neue Gönner und Spender gefunden werden. Der Verein der Schweizer Segelfliegerinnen (VSSF) unterstützt mit diesen Spenden und Beiträgen Frauen in der Segelflugszene und fördert generell die Freundschaft der Pilotinnen flugplatzübergreifend. Besonders am Herzen liegt den Hexen die Förderung an der Streckenfliegerei, sowie die Teilnahme an Wettbewerben. Dabei soll aber auch der Spassfaktor Platz haben. Die nächste ZLK wird von der Siegerin Stefanie Hautle aus der SG Obwalden organisiert. Sie gewann den Wettbewerb mit zwei hervorragenden Präzisionslandungen und holte somit den Event von 2017 nach Kägiswil. Bravo! Nathalie Burgener / Richard Schneider Heidi Götz meisterte die Flüge mit Bravour. Fluglehrer Heinz Sulzer (auf dem Rücksitz) hat die charmanten Damen während des ganzen Tages begleitet. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 5 Das Nationalkader trifft sich zum Debriefing in Olten Auch dieses Jahr trafen sich die Mitglieder des Nationalkaders zum traditionellen Debriefing in Olten. Stellvertretend für Matthias Koch, den Coach der Nationalmannschaft, führte Juniorencoach Beat Straub durch die Veranstaltung. Gleich zu Beginn machte er die rund 40 Anwesenden darauf aufmerksam, dass viele Unklarheiten vermieden werden könnten, wenn jeder Pilot seine Flüge an Wettbewerben, ob im In- oder im Ausland, dem Sekretariat in Luzern melden würde. Marc Inäbnit, der Präsident des SFVS, definierte in seiner Begrüssungsansprache drei Schwerpunkte in der Arbeit des Verbandes: Nachwuchs - Luftraum - Flugschulen. Segelflug Bulletin ONLINE Neues Reglement vorerst beibehalten Mit der Reglementsänderung scheint die Clubklasse an der SM - vor allem dank ausländischen Gastpiloten - an Attraktivität gewonnen zu haben, während die Teilnehmerzahlen in den übrigen Klassen sich nicht gross veränderten. Ein Reglement allein kann die SM also nicht attraktiver machen. Aus dem Plenum wurden die folgenden Punkte in die Diskussion eingebracht: ·· Die vielen Klassen machen die SM unübersichtlich ·· Ein Klassierungssystem mit Index wird bevorzugt ·· Rangverkündigung pro geflogene Klasse und Schweizermeister für jede Klasse Das Büro Sport möchte das neue Reglement vorerst beibehalten und mit dem doch sehr schmalen Kader im Dialog bleiben. Um den Weg vom Brevet zum Streckenflug und weiter zur Teilnahme an Wettbewerben besser vorzubereiten, sollen Vereine und Obmänner stärker in die Nachwuchsförderung einbezogen werden. Vielleicht könnte auch die Tatsache, dass Segelflug wieder eine olympische Sportart wird, der weiteren Abnahme der Teilnehmerzahlen an Wettbewerben entgegenwirken. Seite 6 Der grosse Aufwand, der für die Organisation auch von RM‘s vielerorts betrieben werden muss, könnte reduziert werden. Interne Wettbewerbe liessen sich zu RM‘s aufwerten oder die personalintensive Infrastruktur könnte vereinfacht werden, indem beispielsweise das Rahmenprogramm weggelassen würde. Kommunikation und kreative OLC-Ideen Nicht zufrieden ist ein Teil der Anwesenden mit der Öffentlichkeitsarbeit. Während die Webseite der Junioren sehr gut besucht wird und die Junioren auf Facebook rund 1000 „Freunde“ haben, sind Kommunikation und Informationen aus der Nationalmannschaft kaum vorhanden. Dass der OLC an der schwindenden TeilnehmerAbenteuer Down Under zahl an zentralen Wettbewerben eine Mitschuld Mario Straub, Teilnehmer an der Junioren-WM trägt ist ein Fakt und der Vorschlag, die an solin Australien, erzählte anschliessend von den chen Wettbewerben geflogenen StreckenkiloErfahrungen, die das kleine Schweizer Team in meter für den OLC zu verdoppeln, sicher eine Narromine gemacht hat. Fazit und Lehre für die Überlegung wert. Zukunft: Teamflug ist von extrem hoher Bedeutung, fliegen im Pulk hätte vermutlich ein besse- Nach dem gemeinsamen Teil gingen die Junires Resultat gebracht. oren und das Nationalkader mit den jeweiligen Coaches die Planung der Saison 2017 getrennt an. Urs Brühlmeier Segelflug Bulletin ONLINE Seite 7
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