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Schweizer Segelflugkonferenz 2016
Volkshaus Zürich
Publikumswirksamer Auftritt
Ende November trafen sich 221Segelfliegerinnen und Segelflieger sowie zahlreiche Gäste
im Volkshaus in Zürich zu ihrer Landsgemeinde.
Die Konferenz wurde von der SG Zürich unter
der Leitung von Köbi Möri organisiert.
Das reichbefrachtete Programm bestand aus Informationen aus dem Vorstand des SFVS, den
Ehrungen der besten Segelflieger der vergangenen Saison und interessanten Referaten.
Für die statische Ausstellung bot der Helvetiaplatz mit Weihnachtsbaum eine einmalige Kulisse. Herzlichen Dank an die Stadt Zürich und die
Quartiervereine für die Unterstützung.
Fast gescheitert
Zu Beginn der Konferenz begrüssten Urs
Schildknecht, der Präsident der SG Zürich, und
OK-Präsident Köbi Möri die Teilnehmer. Dass
die Segelflugkonferenz überhaupt zustande
kam, ist vor allem diesen beiden Kameraden zu
verdanken, denn bis Anfang Juli hatte sich trotz
mehrmaligem Aufruf noch keine Gruppe für die
Organisation der SFK gemeldet. Die Konferenz
drohte sogar zu scheitern. Die beiden langjährigen Segelflieger und Idealisten erbarmten sich
der Situation und sprangen mit der SG Zürich in
die Bresche.
Urs Schildknecht kritisierte dann auch das mangelnde Interesse der Gruppen.
Er zählte auf, wo sich die SG Zürich in den letzten
Jahren engagiert hat: Nebst vielen lokalen Werbeaktionen mit Pro Juventute Ferienplausch und
Schnupperwochen stand die Segelflug Schweizermeisterschaft von 2015 im Zentrum.
Im weiteren äusserte sich Urs Schildknecht auch
besorgt über den Nachwuchs im Segelflug.
„Wenn ich hier so in die Runde schaue, sehe ich
vor allem viele graue Haare.“
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Grussbotschaft
Köbi Möri verlas die Grussbotschaft von Stadtrat Gerold Lauber, Vorsteher des Schul- und
Sportdepartementes der Stadt Zürich. Als Gerold Lauber von der SG Zürich angefragt wurde, das Patronat für den Anlass zu übernehmen,
sei ihm erstmals richtig bewusst geworden, was
für einen tollen und - im wahrsten Sinne - abgehobenen Verein - die Stadt beherbergen würde.
„Was Sie genau dort über den Wolken treiben,
weiss ich nicht, aber man sagt mir, die Freiheit
muss grenzenlos sein,“ schreibt der Stadtrat
weiter.
Abschliessend wünscht der Stadtrat allen Pilotinnen und Piloten - auch beim Erreichen grosser
Leistungen in der Luft - innerlich am Boden zu
bleiben. Stadtrat Lauber beschäftigt sich u.a. mit
rund 500 Vereinen und deren Aktivitäten.
Grossartige Leistung
Ein grosser Erfolg konnte in sportlicher Hinsicht
verbucht werden. Dank des hervorragenden
Segelkunstflug-Teams, das an der WM 2015 in
Tschechien den ausgezeichneten 3. Gesamtrang
erreicht hat, wurde das Swiss Olympic Rating
„Class 4“ wieder erfüllt. Dies generiert Fördergelder und ist zudem ein fantastisches Aushängeschild für den Segelflug-Sport.
Wolken am Himmel
Im Bereich Luftraum gibt es im Jahr 2017 kaum
wesentliche Neuerungen für den Segelflug. Mit
dem Redesign des Luftraums Zürich ziehen für
die kommenden Jahre aber Wolken am Himmel
auf. Ob sich diese als wunderbare Cumuli oder
doch eher als bedrohliche Gewitterwolken her­
ausstellen werden, bleibt hingegen noch abzuwarten.
Nach vielen Verzögerungen wird per April 2018
Infos aus dem Vorstand
die Declared Trainings Organisation (DTO) in den
Zusammenfassung: Barbara Muntwyler, Vorstand SFVS
Flugschulen eingeführt. Der Präsident ist der
Verbandspräsident Marc Inäbnit führte kompe- Überzeugung, dass diese Verzögerungen Vortent durch die Themen, welche die Segelflugge- teile gebracht haben. Der Verband wird in Zumeinde im vergangenen Jahr beschäftigt haben. sammenarbeit mit dem BAZL Muster-Manuals
erstellen, welche die Gruppen übernehmen können.
Ein weiteres Thema, das viele Teilnehmer der
Konferenz beschäftigt, ist die Pflicht des Radio­
telefonie-Eintrags (RTF) in allen Lizenzen ab
April 2018. Ob die Einführung des geforderten
„Grandfather rights“ – also das Auslaufen älterer
Ausweise ohne RTF Eintrag – erreicht wird, lässt
sich noch nicht abschätzen. Die Verhandlungen
dazu laufen.
Safety ist das Dauerthema im Segelflug. Im vergangenen Jahr hat die SUST eine Untersuchung
zu Search and Rescue (SAR) durchgeführt. Die
Er machte deutlich, wie zentral der Nachwuchs wichtigsten Ergebnisse und Sicherheitsempfür unseren Sport ist: Im Segelflug ging die Mit- fehlungen sind in der Broschüre unter www.
gliederzahl in den letzten zehn Jahren um 20% sar-booklet.ch zusammengefasst.
zurück. Ein Blick auf andere Sparten der Aviatik zeigt, dass die Verluste dort kleiner sind
oder Mitglieder gewonnen werden konnten. Es
besteht also dringender Handlungsbedarf! Dabei ist Inäbnit überzeugt, dass gezielte regionale Aktionen die besten Erfolge liefern würden.
Zum Beispiel seien gemeinsame Flugtage sehr
erfolgversprechend, da die Medienpräsenz verstärkt und Aufgaben aufgeteilt werden können.
Der Verband ist dankbar für „best Practice“ und
bereit, die Vereine in Sachen Mitgliederwerbung
zu unterstützen.
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Referate
Segelflugwerbung
Köbi Möri baute sein Referat über die Segelflugwerbung National rund um den Segelflugkleber
mit den drei Möwen auf. Das zeitlose Logo habe
einen nationalen, ja sogar internationalen Bekanntheitsgrad. Zu Beginn der Konferenz wurden den Teilnehmern diese Kleber verteilt mit der
Bitte, diese möglichst breitgefächert zu streuen
und so einen Beitrag zur Mitgliederwerbung zu
leisten.
FLARM Bodenstation im Gebiet von Fallschirmund Modellflugplätzen.
Faszination Segelfliegen
Das abschliessende Referat von Bert Schmelzer, dem Weltmeister von 2015 in der Standardklasse, liess die Zuhörer Hoffnung schöpfen,
dass Segelfliegen trotz düsterer Prognosen die
schönste Sportart ist. Sein Referat hat Barbara
Muntwyler zusammengefasst:
Never stop exploring. Faszination Segelfliegen
Meteo
Dr. Felix Blumer gab einen Einblick in die Vielschichtigkeit der Wettermodelle bzw. ihrer Herkunft. Dabei riet er den Segelfliegern vor einer zu
langfristigen Flugplanung ab.
Junioren WM in Australien
Tizian Steiger stellte die aktuelle Junioren-Nationalmannschaft vor und liess noch einmal die
vergangene Flugsaison Revue passieren.
Mario Straub berichtete über die Junioren-WM 2015 in
Narromine
(AUS).
Das Schweizer-Duo
bestand aus Mario
Straub und Roger
Frei. Der Aufwand
war grösser als die
Ausbeute an guten
Resultaten. Aber der
Erfahrungswert
sei
unschätzbar gewesen, liess Straub verlauten.
Auf nationaler Ebene waren die Junioren hingegen im vergangenen Jahr äusserst erfolgreich.
Egal, ob wir uns mit den ersten Segelflügen von
Otto Lilienthal, den ersten Langstreckenrekorden von Olga Wassiljewna Klepikowa oder den
unglaublichen Flügen von Klaus Ohlmann in den
Anden beschäftigen: Immer begegnen wir Pionieren, welche die Faszination des Segelflugs im
Herzen trugen. Mit diesen Worten zieht uns Bert
Schmelzer fort aus dem Saal der Segelflugkonferenz in Zürich, fort von diesem novembergrauen
Tag und hinein in die faszinierende Welt unseres
Segelflugs.
Und er beginnt in der grauen Vergangenheit:
„Wenn wir uns in der Segelfluggemeinschaft umhören, entsteht rasch der Eindruck, dass früher
alles etwas besser war. Niemand brauchte ein
Sprechfunkzeugnis, die Mitgliederzahlen waren
im Lot und die Lufträume waren noch so offen,
dass man tatsächlich behaupten durfte, dass
über den Wolken die Freiheit grenzenlos sei.“
Ja: Die Zeiten, in denen man ohne Vorbereitung
Drohnen im Luftraum
überall einfach so herumfliegen darf sind wohl
FLARM: Drohnen Fallschirmspringer und Co. vorbei. Wer nun aber denkt, dass Bert Schmellautete der Titel des Referates von Urban Mäder. zer gerne den „guten alten Zeiten“ nachtrauert,
Drohnen im Luftraum seien eine Realität gewor- der kennt ihn schlecht. Viel lieber konzentriert
den, die Koexistenz zwischen bemannter und er sich auf das Positive: Auf die hervorragenden
Wettermodelle, auf die wir heutzutage zugreiunbemannter Luftfahrt aber noch ungelöst.
Urban Mäder erläuterte auch die Bedeutung der fen können, zum Beispiel. Man denke nur an
die eindrücklichen Wellenflüge: Von Schweizer
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Flugplätzen aus dem gesamten Alpenbogen bis
zum Grimmig in Österreich folgend und wieder
zurück – unmöglich ohne präzise Vorhersagen!
Aber auch das Wissen und die Möglichkeiten,
Erfahrung zu sammeln sind heute ganz andere: Standardwerke wie die von Reichmann oder
Brigliadori stehen uns allen zur Verfügung. Und
sollte das nicht genügen, haben wir dank OLC
schier unendliches Studienmaterial oder wir verbessern unser Fliegen mit den Weltmeistern als
Coaches bei „fly with the champions“. Wir haben
so viele Möglichkeiten – wir müssen sie nur nutzen!
Als Zweites stellt Bert Schmelzer fest: Häufig
stellen sich die Piloten die Frage „Soll ich fliegen
oder soll ich nicht fliegen?“. Dabei sei es wichtig,
gerade die schwierigen Tage zu nutzen: Wenn
der Pilot vor dem Flug eine Theorie zur aktuellen
Wetterlage entwirft und diese dann im Flug tes­tet,
so lernt er unter Umständen mehr als an einem
„Hammer-Tag“, an dem alles fast wie von allei-
Segelflug Bulletin ONLINE ne geht. Und manchmal überrascht uns unser
Sport und wir erleben einen tollen Flugtag. Dieses unerwartete Glück ist es, was den Segelflug
so einmalig macht. Und wenn es doch nicht so
toll laufen sollte, ergibt sich vielleicht immerhin
eine tolle Geschichte – meint Bert, während im
Hintergrund ein Bild mit völlig zugeschneiten
Trailern während der WM im Hochsommer in
Finnland erscheint. Und vielleicht denkt der eine
oder andere im Saal nun an ein eigenes Segelflugabenteuer der vergangenen Saison.
In seinem Referat machte Weltmeister Bert
Schmelzer deutlich, dass auch er ein Pilot ist, der
mit viel Faszination im Herzen fliegt und nichts
lieber tut als eben diese Faszination weiter zu
tragen, insbesondere mit Hilfe seiner umwerfend
schönen Bilder. Und so schweben noch lange
nach dem Referat viele der Zuhörer in Gedanken
irgendwo über der Schesaplana, geniessen die
Farben der Marokkanischen Wüste oder die Weiten von Namibia.
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Ehrungen
Die Ehrungen wurden mit viel Charme von Hildi
Schönmann (admin. Coach der JNM) moderiert.
15 m-Klasse:
1. Andreas Kalberer (SG Bad Ragaz)
2. Peter Stehrenberger (SG Bad Ragaz)
3. Beat Gassmann (SG Lägern)
18 m-Klasse:
1. Rainer Cronjäger (SG Knonaueramt)
2. Rolf Friedli (SG Oberaargau)
3. Bert Schmelzer (SG Knonaueramt)
Offene Klasse:
1. Rainer Cronjäger
2. Daniel Rossier (GVV Yverdon)
3. Daniel Künzler (SG Glarnerland)
Gruppenwettbewerb:
1. SG Knonaueramt
Folgende Piloten durften Diplome und Preise
2. SG Dittingen
entgegennehmen:
3. SG Oberaargau
Junioren:
Förderungspreise der Segelflugveteranen
1. Davide Giovanelli (GVV Ticino)
(VSV):
2. David Leemann (GVV Bex)
1. Davide Giovanelli
3. Tizian Steiger (SG Lägern)
2. Tizian Steiger
3. David Leemann
Clubklasse:
1. Davide Giovanelli
Aufmunterungspreis der VSV:
2. David Leemann
Jonas Langenegger (SG Cumulus/SAGA)
3. Alois Bissig (SG Nidwalden)
Standardklasse:
1. Martin Bühlmann
2. Mario Straub
3. Tizian Steiger (alle SG Lägern)
VSV Förderungspreis für Segelfliegerinnen:
Barbara Muntwyler (SG Biel und VSSF)
Lucretia Hitz
Bilder: Lucretia Hitz / Petra Schneuwly
Clubklasse: 1. Davide Giovanelli; 2. David Leemann;
3. Alois Bissig (SG Nidwalden).
Junioren: 1. Davide Giovanelli (GVV Ticino); 2. David Leemann (GVV Bex); 3. Tizian Steiger (SG Lägern).
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18 m- Klasse: 1. Rainer Cronjäger (SG Knonaueramt);
2. Rolf Friedli (SG Oberaargau); 3. Bert Schmelzer (SG
Knonaueramt).
Standardklasse: 1. Martin Bühlmann; 2. Mario Straub;
3. Tizian Steiger (alle SG Lägern).
Gewinner der Förderungspreise der Segelflugveteranen (VSV)
15m-Klasse: 1. Andreas Kalberer (SG Bad
Ragaz); 2. Peter Stehrenberger (SG Bad
Ragaz); 3. Beat Gassmann (SG Lägern)
Gruppenwettbewerb:
1. SG Knonaueramt
2. SG Dittingen
3. SG Oberaargau
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