Kapitalmarktbrief

Dezember 2016
Kapitalmarktbrief
Die drei großen „G“ der Kapitalanlage 2017
Geopolitik, Geldpolitik und die globale Konjunktur dürften die drei „G“
sein, die im Jahr 2017 die Kapitalanlage vornehmlich prägen.
Geopolitik: Mit der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der
Vereinigten Staaten von Amerika dürfte die De-Globalisierung an Fahrt
gewinnen, das „Deficit Spending“ – die Ausweitung der Staatsschulden –
ebenfalls. In Europa wird die britische Regierung bis Ende März 2017
versuchen, einen BREXIT-Fahrplan vorzulegen. In den Niederlanden
stehen Mitte März Parlamentswahlen an. Es folgt Frankreich mit
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen (April/Mai und Juni). Nach
der Sommerpause bis spätestens zum 22. Oktober findet die deutsche
Bundestagswahl statt. Genügend Möglichkeiten also für (geo-)politische
Debatten und eine entsprechend induzierte Volatilität.
Eine der großen Konstanten dürfte das „G“ der Geldpolitik bleiben. Egal,
wie sich die viel diskutierte US-amerikanische Notenbank (Fed) verhält,
ihr Kurs, wie auch der Kurs der globalen Geldpolitik, bleibt in Summe
weiter expansiv. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist mit einem
„QEEXIT“ – einem Ausstieg aus der quantitativen Lockerung – so schnell
nicht zu rechnen. Argumentativ wird es für die EZB aber enger. Die von
Seiten der Energiepreise bereits einsetzenden Basiseffekte lassen eine
Annäherung der niedrigen Verbraucherpreise an die höhere Kernrate
erwarten. Hinzu kommt, dass öffentliche Ausgabenprogramme immer
mehr Unterstützung erfahren und „De-Globalisierung“ verbunden mit
höheren Zöllen den Preisauftrieb fördert.
Binnenwirtschaftlich sollte dazu auch, zumindest in den großen Regionen
der Welt, die globale Konjunktur beitragen. Die Produktivitätslücken
schließen sich langsam, in den USA allerdings stärker als in der Eurozone.
Die globalen Einkaufsmanagerindizes unterstützen die Erwartungen auf
ein weiteres positives Wachstumsjahr.
„Reflation statt Deflation“ – im Sinne einer Normalisierung der
Inflationsraten – sollte daher die Leitlinie der Kapitalanlage 2017
werden. Der Reflationierungstrend spricht auch im kommenden Jahr
Hans-Jörg Naumer
Global Head of
Capital Markets &
Thematic Research
„Reflation statt
Deflation“ – im Sinne
einer Normalisierung
der Inflationsraten –
sollte die Leitlinie der
Kapitalanlage 2017
werden.
Stand: 25.11.16
Aktienindizes
DAX10.699
Euro Stoxx 50
3.017
S&P 500
2.213
Nasdaq5.399
Nikkei 225
18.357
Hang Seng
22.831
Währungen
USD/EUR1,059
Rohstoffe
Öl (Brent, USD/Barrel)
47,3
Zinsen in %
USA
3 Monate
2 Jahre
10 Jahre
EWU
3 Monate
2 Jahre
10 Jahre
Japan 3 Monate
2 Jahre
10 Jahre
0,94
1,14
2,36
-0,31
-0,76
0,18
0,06
-0,15
0,03
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wieder risikobehafteteren Anlageformen, z. B. Aktien und Anleihen
mit Risikozuschlägen, ihren Platz im Portfolio zu. Allerdings heißt es in
Anbetracht der Geopolitik: „Volatilität voraus“.
Bei den Staatsanleihen der westlichen Hemisphäre spielt sich das
Reflationierungsthema nach vorne. Der europäische Anleihenmarkt
dürfte sich von dieser Tendenz am besten abschotten können. Hier
bleiben, dank Zinspolitik der EZB, die Renditen fest im Griff der
Geldpolitik, insbesondere am kurzen Ende. Am langen Ende sollte sich
die Reflationierung schleichend bemerkbar machen. Dabei dürften
auch hier die Staatsanleihenkäufe der EZB einem stärkeren Anstieg
entgegenwirken. Generell werden aber inflationsindexierte Anleihen
und eine kürzere Duration interessant.
Die drei großen „G“ der Kapitalanlage lassen an den Kapitalmärkten ein
spannendes Jahr 2017 erwarten. Gut nur, dass sich das Management der
Volatilität, zum Beispiel mittels Multi Asset-Produkten, delegieren lässt.
Eine erfolgreiche Kapitalanlage 2017 wünscht Ihnen
Hans-Jörg Naumer.
Allianz Global Investors: Kapitalmarktbrief – Dezember 2016
Märkte im Detail
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
• Die globalen Konjunkturindikatoren haben sich über die letzten Monate verbessert.
• Aktien sollten durch die global unverändert lockere Geldpolitik weiter gestützt werden, wobei mit steigender Volatilität
zu rechnen ist.
• Nach starken Abwärtsrevisionen im Frühjahr 2016 haben sich die Unternehmensgewinne und Gewinnschätzungen für Europa,
die USA und Japan deutlich stabilisiert. Ein Anhalten des besseren Revisionstrends ist aber nicht garantiert. Die Gewinnerwartungen
für 2017 erscheinen noch zu ehrgeizig.
• Insgesamt sollte es bei der Kapitalanlage stärker auf das Kapitaleinkommen (z. B. Dividenden) und weniger auf Kurszuwächse
ankommen.
Aktien Deutschland
Aktien Emerging Markets
• D
ie Konjunkturlage zeigt sich als unverändert robust. Trotz
BREXIT-Diskussion und De-Globalisierung, die durch die Wahl
von Donald Trump an Unterstützung gewinnen sollte, sind
Sorgen vonseiten der Exporte (noch) nicht wahrnehmbar.
• Gemessen an ihrem langfristigen Durchschnitt erscheinen
deutsche Aktien gem. Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
leicht unterbewertet.
• Bei China und den Schwellenmärkten im Allgemeinen gibt
es Zeichen einer zyklischen Verbesserung.
• Allerdings nehmen die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in
China weiter zu.
• Protektionismus-Sorgen machen sich noch bemerkbar.
Der festere US-Dollar belastet.
Aktien Europa • Die politischen Risiken in Europa bleiben erhöht. Im
kommenden Jahr stehen in den Niederlanden, in Frankreich
und in Deutschland Wahlen an.
• Die britische Wirtschaft überrascht derzeit auf der positiven
Seite. Jedoch haben die Langfristrisiken in Erwartung eines
„harten Brexits“ – er dürfte erhebliche negative wirtschaftliche
Folgen haben – deutlich zugenommen.
• Das europäische Aktiensegment zählt auf Grundlage des
Shiller-KGV zu den attraktiveren Märkten.
Aktien USA • Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes präsentierte
sich im 3. Quartal von der starken Seite. Insbesondere der
Außenhandel sorgte für einen überraschend hohen
Wachstumsbeitrag, während die Investitionsdynamik der
Unternehmen schwächelte.
• Bewertungsseitig sind die US-Aktien nicht auf steigende
politische und mittelfristig konjunkturelle Risiken vorbereitet.
• Das Sentiment hat sich für US-Aktien verbessert. Das
technische Umfeld fördert eine Jahresendrallye.
Aktien Japan • Trotz eines stagnierenden Wachstums sinkt die japanische
Arbeitslosenquote auf Trendbasis. Dies dürfte auf mittlere
Sicht höhere Lohnforderungen nach sich ziehen.
• Japanische Aktien bleiben Gefangene des Yen. Unsicherheiten
über die Wirkung der neuen japanischen Zentralbank-Strategie
werden derzeit von der Dollar bedingten Yen-Schwäche
überkompensiert. Taktisch ist die Aussicht für japanische Aktien
daher positiv, wobei internationale Anleger das Wechselkursrisiko
in ihre Überlegungen miteinbeziehen müssen.
Branchen
• Rohstoffe sind unterschiedlichen Einflussfaktoren ausgesetzt.
So sollten Industriemetallpreise von Trumps Sieg und der
Infrastrukturfantasie profitieren. Die Edelmetallpreise
entwickelten sich zuletzt rückläufig in Erwartungen von
Zinsschritten der Fed.
• Das verbesserte zyklische Umfeld und die Hoffnung auf
eine Reflationierungs- und Stimuluspolitik sprechen auf
Sicht der nächsten Monate für die eher zyklisch orientierten
Value-Sektoren, allen voran die lange verschmähten Banken
(mit Fokus auf US-Banken).
• Strukturell kann sich unverändert der Dividendenstil
empfehlen.
Investmentthema: „Reflationierung“
• In Anbetracht der jüngsten Stabilisierung bei den
Rohstoffpreisen und aufgrund von Basiseffekten dürften
die Inflationsraten im OECD-Raum in den nächsten
Monaten anziehen.
• Der De-Globalisierungstrend könnte höhere Zölle und einen
niedrigeren Wettbewerbsdruck auf der Preisseite bedeuten.
• Bei den Staatsanleihen der westlichen Hemisphäre spielt sich
langsam das Reflationierungsthema nach vorne. Der
europäische Anleihenmarkt dürfte sich, unterstützt von der
EZB, von dieser Tendenz am besten abschotten können.
Die Bank of England (BoE) sollte zwar ebenfalls stützend für
die Gilt-Märkte wirken. Hier gilt es jedoch zukünftig eine
Importpreisinflation zu berücksichtigen.
• Generell werden inflationsindexierte Anleihen und eine
kürzere Duration gerade im Segment der US-Staatsanleihen
interessant.
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Allianz Global Investors: Kapitalmarktbrief – Dezember 2016
Euro Renten Währungen
• Die Renditen, insbesondere am kurzen Ende, bleiben fest im
Griff der Niedrigzinspolitik. Am langen Ende sollte sich die
Reflationierung schleichend bemerkbar machen, wobei auch
hier die Staatsanleihenkäufe der EZB einem stärkeren Anstieg
entgegenwirken dürften.
• Langsam, aber sicher dürfte auch die Debatte um den Kurs
der EZB über den März 2017 hinaus an Fahrt aufnehmen.
Noch hat sich die Euro-Zentralbank nicht geäußert, wie sie
mit ihren Aufkäufen an Staatsanleihen künftig fortfahren will
(vgl. dazu auch den hauseigenen QE Monitor).
• Die Peripherie-Staatsanleihen in der Eurozone bleiben durch
die expansive Geldpolitik der EZB unterstützt, aber weiterhin
anfällig für politische Risiken.
• In Anbetracht einer stark defizitären Leistungsbilanz und
womöglich nachgebender Kapitalzuflüsse besteht das Risiko
einer weiteren, kräftigen Abschwächung des britischen
Pfundes.
• Der Appetit auf Long-Positionen im US-Dollar hat wieder
zugenommen.
• In Erwartung einer mehr national ausgerichteten
US-Wirtschaftspolitik durch Donald Trump und einer strafferen
Fed-Politik sind die Emerging Market-Währungen unter Druck
geraten, bei allerdings regional unterschiedlicher Ausprägung.
Renten International • Eine expansivere Fiskalpolitik sowie eine restriktivere Geldpolitik
dürften den zyklischen Anstieg der US-Staatsanleihenrenditen
weiter fördern.
• Mittelfristig sollte sich die Verflachung der US-Renditekurve
dabei fortsetzen. Der US-Geldmarkt scheint den aktuellen
Fed-Zinserhöhungszyklus immer noch nicht hinreichend
einzupreisen.
• Bei britischen Staatsanleihen ist inflationsbedingt mit höheren
Renditen vor allem in den längeren Laufzeiten zu rechnen.
• In Japan zeichnet sich ein Druck auf die Staatsanleihenrenditen
nicht ab, zumal die Notenbank die Renditen 10-jähriger
Staatsanleihen bei 0 % verankert.
Renten Emerging Markets • Strukturelle Belastungsfaktoren (z. B. ein hoher
Verschuldungsgrad, ein nachlassendes Wachstumspotenzial
in vielen Schwellenländern sowie protektionistische
Tendenzen in den USA) haben den säkularen Ausblick für
Staatsanleihen der aufstrebenden Staaten eingetrübt.
• Demgegenüber konnte sich das konjunkturelle Umfeld zuletzt
stabilisieren, allerdings nicht in der Breite über die gesamte
Ländergruppe hinweg, sondern getrieben von China, Indien
und Russland.
• Des weiteren belasten Erwartungen über eine mittelfristig
weniger expansive Geldpolitik in den USA diese Assetklasse.
Unternehmensanleihen • Investment Grade- und High Yield-Anleihen bewegen
sich im Spannungsfeld zwischen akkommodierender
Geldpolitik einerseits und einem herausfordernden
Makroumfeld (Preisentwicklung) sowie einer nachlassenden
Bewertungsunterstützung andererseits.
• Die Risikoprämien von US-Unternehmensanleihen
(incl. High Yield) können auf Basis aktueller Fundamentalund Marktdaten weiterhin als moderat attraktiv eingestuft
werden.
• Die „reinen“ Kreditrisiko- und Liquiditätsprämien (geschätzt
auf Basis marktbasierter impliziter vs. historisch kumulierter
Ausfallraten) indizieren eine weitgehend neutrale Bewertung
von Euro-Unternehmensanleihen (Investment Grade) und
eine ambitioniertere Bewertung von Euro-High Yield.
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Allianz Global Investors: Kapitalmarktbrief – Dezember 2016
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Hans-Jörg Naumer (hjn), Stefan Scheurer (st), Ann-Katrin Petersen (akp)
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