Facebook-Kampagne soll den Herzerlbaum retten

DIENSTAG, 29. NOVEMBER 2016 – IHRE TÄGLICHE WIEN-ZEITUNG VON ÖSTERREICH
WIEN HEUTE
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Rohbericht: Kontrolle versagt völlig
Unter dem
Herzerlbaum
wurde einst
sogar geheiratet: Hier
Christine und
Dominic aus
der Schweiz.
Radio ö24 startete Facebook-Offensive
APA
Facebook-Kampagne soll
den Herzerlbaum retten
Innere Stadt. Auch wenn
für den heurigen Christkindlmarkt der Zug abgefahren sein dürfte: Immer mehr
Wiener machen bei der Facebook-Kampagne von Radio
ö24, 102,5 MHz mit, um den
legendären Herzerlbaum im
Rathausplatz vor dem endgültigen Aus zu retten. Immerhin war er jahrzehntelang kitschig-romantischer
Höhepunkt des „Adventzaubers“ im Rathauspark rund
um den Christkindlmarkt.
Im Vorjahr hat die bisherige Agentur den Auftrag für
den Adventzauber verloren,
die Stadt Wien beauftragte
eine Tochterfirma mit dem
Projekt – und es entstand ein
millionenschwerer Rechtsstreit. Die Agentur nahm die
Herzerln einfach mit …
Rechnungshof:
Horror-Bericht
über Spitäler
ÖSTERREICH bringt alle Details des irren Rohberichts
des Rechnungshofes.
Wien. Aus den Panzerschränken und streng gesicherten Computern des
Rechnungshofes wurde
ÖSTERREICH jetzt ein
Rohbericht zugespielt, auf
den die Wiener Politik seit
Monaten mit Hochspannung wartet.
Unter der Geschäftsziffer GZ004.284/ 004-3B1/15,
gezeichnet von Präsidentin Margit Kraka, richten
die Prüfer den Wiener
Krankenanstaltenverbund
hin und weisen allen politischen Kontrollinstanzen
– namentlich Stadträtin
Sonja Wehsely (SPÖ) –
Totalversagen nach.
Wehsely kontrollierte kaum …
Obwohl „für den Zielkatalog des KAV keinerlei Evaluierung der Vorperiode
vorgelegt wurde, legte die
Stadträtin dem Gemeinde-
Sonja Wehsely 2012 beim
Spatenstich fürs KH Nord.
rat einen neuen Zielkatalog bis 2020 vor“. Der Rechnungshof hält fest: „Von
den 42 Zielen, die bis 2017
festgelegt wurden, waren
nur fünf an eine konkrete
zeitliche Vorgabe gebunden und selbst davon war
nur eines vollständig umgesetzt. Die Nichterreichung
der Ziele hatte keine nachvollziehbaren Konsequenzen.“
… und forderte das auch nicht.
Es konnte sie gar nicht geben – mangels Kontrolle:
„Das von der Stadträtin
eingesetzte Aufsichtsgre-
mium beschäftigte sich
trotz Auftrag nicht damit,
die Umsetzung der strategischen Ziele – nämlich Risikomanagement – zu kontrollieren. Die StR forderte
dies auch nicht nachvollziehbar ein.“
Weitere „Highlights“:
■ Im gesamten KAV erledigte ein Mitarbeiter das
Personalcontrolling für
29.000 Angestellte.
■ Österreichs größtes Gesundheitsunternehmen
hat kein Korruptionspräventionsprogramm und
kein funktionierendes Internes Kontrollsystem.
■ Beim Krankenhaus Nord
wurde kein eigener AntiKorruptions-Beauftragter
eingesetzt. Das erledigt
„nebenbei“ der Leiter der
Internen Revision. Die Kosten explodierten um Hunderte Millionen, der RHBericht dazu folgt im
Jänner …
Josef Galley
Korruptionsverdacht im KAV
Beraterkosten um 6,18 Millionen Euro
werden ein Fall für den Staatsanwalt
Wien. Auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft
wird im KAV ermitteln:
Beraterkosten. 6,18 Mio. €
– ein Sechstel der Beraterkosten von 48 Mio. € seit
2012 – wurden an Berater
überwiesen, obwohl diesen Zahlungen weder ein
Projekt noch ein Auftrag
zuordenbar ist.
Anwälte. Aufträge an
Rechtsanwälte wurden di-
rekt ohne Vergleichsangebote vergeben.
Tricksereien. Damit man
unter die 100.000-€-Grenze kommt, ab der Aufträge
ausgeschrieben werden
müssen, wurden Beratungsleistungen in kleinen Tranchen einzeln vergeben und so das Bundesvergabegesetz umgangen.
Rücktritte. Stadträtin
Sonja Wehsely und KAV-
Udo Janßen (KAV).
Boss Udo Janßen können
zu diesem Rohbericht
noch Stellungnahmen abgeben. Für den FP-Abgeordneten David Lasar ist
aber jetzt schon klar: „Anhand dieses niederschmetternden Prüfergebnisses,
muss
Bürgermeister
Häupl zeigen, dass er noch
die Zügel in der Hand hat
und Wehsely sowie Janßen sofort abberufen.“