lust auf medien - Ärztekammer für Wien

12 WIEN
DONNERSTAG, 15. SEPTEMBER 2016
NACHRICHTEN
Linzer Volksschuldirektor
verschwunden
Der Direktor der Biesenfeld-Volksschule
in Linz soll seit Monaten nicht mehr an
seiner Schule gewesen sein. Laut einem
ORF-Bericht kann der Landesschulrat jedoch den Direktorenposten nicht ausschreiben, solange es offiziell einen Direktor gibt. Nach einem Streit war der Direktor vor zwei Jahren seines Amtes enthoben worden. Mit einer Klage gegen die
Absetzung war er aber erfolgreich und ist
eigentlich seit Frühjahr wieder im Amt.
Schwimmerin untergegangen:
Suchaktion in der Donau
In der Nacht auf Dienstag beobachtete
ein Passant, wie zwei Personen kurz vor
Mitternacht in der Donau nahe der
Reichsbrücke schwammen und untertauchten. Nachdem kurz darauf nur eine
Person wieder auftauchte, alarmierte der
Spaziergänger die Polizei. Eine sofort eingeleitete Suchaktion blieb bis zu Redaktionsschluss allerdings erfolglos. Laut Polizei wird eine 22-jährige Frau aus Italien
vermisst. Bei der zweiten Person, die in
der Donau geschwommen ist, handelt es
sich laut Exekutive um einen 22-jährigen
Österreicher, der offensichtlich alkoholisiert war. Auch die Frau soll alkoholisiert
gewesen sein.
KLEINE CHRONIK
Namenstag.
Dolores, Melitta, Roland.
Todesfall.
Dr. rer. nat. Lydia Peschel, Msc, Universitätsassistentin am Institut für Chemie
(Karl-Franzens-Universität Graz), verstarb
am 2. September im 28. Lebensjahr.
Stadt kommt auf Spitalsärzte zu
Konflikt. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und das Präsidium der Ärztekammer haben
vereinbart, in den kommenden zehn Tagen Gespräche über die strittigen Punkte zu führen.
VON KÖKSAL BALTACI
Wien. Der anhaltende Kampfmodus der Wiener Spitalsärzte und die Ankündigung weiterer Streikmaßnahmen ab Ende September
zeigen bei der Stadt Wien Wirkung. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) lud das
Präsidium der Wiener Ärztekammer am
Mittwoch überraschend zu einem Krisengespräch, bei dem für die kommenden zehn
Tage intensive Verhandlungen zwischen
dem Krankenanstaltenverbund (KAV) und
den Ärzten vereinbart wurden. Bisher hat
Wehsely wiederholt gemeint, sie wolle das
ausverhandelte Paket mit der Ärztekammer
nicht wieder aufschnüren.
Beide Seiten betonten, dass das gut einstündige Gespräch sachlich und konstruktiv
geführt worden sei. Wobei Kammerpräsident
Thomas Szekeres anmerkte: „Die Fronten
sind jetzt nicht ausdiskutiert worden, weil
sonst das Klima wahrscheinlich gelitten hätte. Aber wir haben versucht, sachlich die
Probleme anzusprechen.“ Wehsely habe die
„Hauptforderungen der Ärzte bezüglich der
einseitigen und aufgezwungenen Maßnahmen zur Kenntnis genommen“, nun müsse
der KAV reagieren.
„Mit Nachdruck mitgeteilt“
Gemeint sind damit die Rücknahme der
40 Nachtdienstreduktionen (von insgesamt
350) in den Spitälern sowie der Stopp der
Einführung von 12,5-Stunden-Schichtdiensten (statt 25-Stunden-Diensten) ohne die Zustimmung der betroffenen Ärzte. Die meisten Ärzte lehnen diese Schichtdienste ab,
weil ihrer Meinung nach unter den vielen
Dienstübergaben, bei denen es zwangsläufig
zu Informationsverlusten kommt, die Patientenversorgung leidet. Szekeres: „Das haben
wir der Stadträtin mit Nachdruck mitgeteilt.“
Der am Dienstag vom fraktionsübergreifen-
ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE 2016
LUST AUF
MEDIEN
20. & 21. SEPTEMBER 2016
WU CAMPUS WIEN
TOP-SPEAKER
MIRIAM MECKEL
WirtschaftsWoche
PHILIPP WELTE
Hubert Burda Media
YASER BISHR
Al Jazeera Media Network
OLIVER ECKERT
BurdaForward GmbH
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Sonja Wehsely und Thomas Szekeres bei dem Gespräch am Mittwochvormittag.
den Streikkomitee der Ärztekammer gefällte
Streikbeschluss ab 26. September bleibt vorerst aber weiter aufrecht: „Für den Fall, dass
es hier zu keiner Lösung kommt“, sagt Szekeres. Er hoffe aber dennoch, dass der KAV „alles daransetzt, um eine Lösung im Sinn der
Ärzte- und Patientenschaft zu erreichen“.
Wehsely zeigt sich jedenfalls zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass hier nach diesem heutigen Gespräch von allen Seiten die
Lösung gesucht wird und nicht das Problem.
Und wenn man die Lösung finden will, bin
ich ganz überzeugt davon, dass man sie auch
finden wird.“ Nun müsse man „ganz sachlich“ herausfinden, wo es Bedenken gebe.
Wobei diese nicht nur angehört, sondern
konkret miteinander angeschaut werden
sollten, um „dann entweder die Bedenken
ausräumen zu können oder Veränderungen
vorzunehmen“.
Erste Verhandlungen am Mittwoch
Mit den vereinbarten Gesprächen zwischen
dem KAV und den Ärzten wurde schon am
Mittwoch bei einem bereits anberaumten
Termin, begonnen. Am Nachmittag trafen
sich Mitglieder der Kammer, Personalvertreter aus den Wiener Spitälern und die Leitung
des KAV.
Das Gespräch wurde am späten Nachmittag unterbrochen und soll heute, Don-
[ APA ]
nerstag, ab 10.30 Uhr fortgesetzt werden. Zu
den weiteren Forderungen der Ärzte gehört
im Übrigen ein „Bekenntnis zur Ausbildung
in den Gemeindespitälern“ (zuletzt wurde
wiederholt beklagt, dass Turnusärzte in Wiener Spitälern wegen Personalmangels nicht
mehr angemessen ausgebildet werden können) sowie die Umsetzung der vereinbarten
Strukturmaßnahmen – etwa des Ausbaus der
Notaufnahmen. Denn es gebe zu wenige
Aufnahmen, in denen auch Betten zur stationären Aufnahme vorhanden seien.
Für diese Forderungen und gegen das
„Herunterfahren des öffentlichen sozialen
Gesundheitssystems“ hatten am Montag
rund 2000 Spitalsärzte vier Stunden lang gestreikt.
AUF EINEN BLICK
Gespräch. Bei einem Krisentreffen zwischen
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und dem
Ärztekammerpräsidium wurde am Mittwoch
vereinbart, dass in den kommenden zehn Tagen
intensive Verhandlungen über die Forderungen der
Ärzte geführt werden. Zu den Hauptforderungen
gehören die Rücknahme von Nachtdienstreduktionen und der Stopp der Einführung von
12,5-Stunden-Schichtdiensten. Sollten die
Gespräche ohne Ergebnis bleiben, wollen die Ärzte
ab 26. September erneut streiken.
„Flüchtlinge baden Fehler aus“
Kirche. Der Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien tritt nach einem
Jahr ab. Die Politik habe die freiwilligen Helfer oft alleingelassen.
Wien. Aus einem „Wir schaffen das“ sei ein
„Wir haben es geschafft“ geworden – der
Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien,
Rainald Tippow, zieht nach einem Jahr in
dieser Position eine positive Bilanz – innerhalb der Kirche. Die Erzdiözese habe
1100 Flüchtlinge aufgenommen und betreut
sowie insgesamt 50.000 Nächtigungen in
Notquartieren ermöglicht. „Es hat noch nie
so viel Austausch zwischen zwei weit entfernten Kulturen gegeben“, erklärte Tippow.
Noch nie so viele Muslime, die Weihnachten
mit Christen gefeiert haben, noch sie so viele
Frauen mit Kopftuch im Kirchenchor.
Seinen Job als Koordinator hat Tippow
bereits vor wenigen Tagen zurückgelegt. Ein
Zeichen, dass sich die Situation wieder weitgehend normalisiert habe. In der Erzdiözese
wird es weiterhin Ansprechpersonen für
Flüchtlingsfragen geben. Anders sei die Situation außerhalb der Kirche gewesen. Die freiwilligen Helfer seien immer wieder an ihre
Grenzen bei Behörden und Politik gestoßen.
„Viele der Engagierten haben den Eindruck
gehabt, dass sie von Verwaltung und Politik
massiv alleingelassen worden sind“, kritisierte er. Sei es bei der Suche nach Deutschkursen, Unterkünften oder Jobs. So seien einige
der von der Kirche betreuten Flüchtlinge
zwar in AMS-Kompetenzchecks für qualifiziert befunden worden, eine schnelle Facharbeiterausbildung zu absolvieren. „Bis heute
kenne ich aber niemanden, der die Ausbildung tatsächlich gemacht hat“, sagt er.
Probleme habe es auch bei Deutschkursen gegeben. So hätten Helfer berichtet, dass
Flüchtlinge Kurse auf demselbem Niveau wiederholen mussten, da im fortführenden Kurs
kein Platz gewesen sei. Andernorts habe eine
Frau berichtet, dass sie im Kurs neben einer
Türkin gesessen sei, die erst nach 20 Jahren
im Land Deutsch lerne. „Die Flüchtlinge baden Fehler der Integrationspolitik in den vergangenen Jahren aus“, sagt er.
„Massive Anfeindungen“
Auch die Polarisierung der Bevölkerung habe
man gespürt. Freiwillige Helfer seien vereinzelt „massiv angefeindet“ worden. Während
es mit den Flüchtlingen selbst kaum Probleme gegeben habe. Weder habe sich jemand
geweigert, sein Kind in einen kirchlichen
Kindergarten zu schicken, noch habe die Kirche irgendwo ein Kreuz abgenommen, weil
sich Muslime gestört gefühlt hätten.
Damit Integration gelingen kann, sagt
Tippow, müsse man schon früh die Regeln
für ein Zusammenleben klären. Das umfasse
Themen wie Gleichstellung der Geschlechter, die Religionsfreiheit und die Strafbarkeit
von Gewalt in der Familie. Die „viel gescholtenen Wertekurse“ hält er deshalb für gut.
Insgesamt nahmen 250 Pfarren von rund
660 in der Erzdiözese Flüchtlinge auf. Untergebracht waren die Menschen in kleinen
Quartieren von ein bis maximal 25 Personen,
weswegen es auch nicht „Probleme wie in
Massenquartieren“ gegeben habe.
(win)