Announcement Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-11-18 12:02 1 VW streicht bis zu 30.000 Stellen (3.08/4) VW setzt den Rotstigt an. Bis zu 30.000 Stellen sollen bis 2020 wegfallen. Betroffen sind vor allem deutsche Standorte. 2016-11-18 06:26 1KB diepresse.com 2 Jan Rouven bekennt sich im Kinderporno-Prozess schuldig (2.26/4) Überraschende Wende in Las Vegas: Jan Rouven hat über Monate die Vorwürfe zurückgewiesen, nun gibt er plötzlich seine Schuld zu. Ihm droht eine lange Haftstrafe. 2016-11-18 08:18 2KB www.sueddeutsche.de 3 Obamas Handreichung für Donald Trump (2.11/4) Ein US-Präsident als "Transition Team": Barack Obama erklärt den Europäern den großen Unbekannten Donald Trump - den er damit zugleich warnt. Denn es steht viel auf dem Spiel. Ein Kommentar. 2016-11-18 05:16 3KB www.tagesspiegel.de 4 Schach-WM: Fünfte Partie, fünftes Unentschieden (2.05/4) Im fünften Spiel der Schach-WM musste der Norweger Magnus Carlsen kämpfen, um eine Niederlage gegen den Russen Sergej Karjakin zu vermeiden. 2016-11-18 08:18 1KB www.sueddeutsche.de 5 Ex-Freund von Whitney-Houston-Tochter | Er muss 36 Millionen für ihren Tod zahlen (1.14/4) Sie starb in der Badewanne an einem Drogencocktail – jetzt hat ein Gericht über die Schuld an Bobbi Kristinas Tod entschieden 2016-11-18 02:43 1KB www.bild.de 6 Fußball: BVB gegen Bayern voller Brisanz (1.02/4) München (dpa) - Von Jürgen Klopps kaputter Brille beim Dortmunder Meisterstück bis zum Wembley-Helden Arjen Robben beim Bayern-Triumph - das Duell Borussia 2016-11-18 07:12 7KB www.t-online.de 7 Apec: Pazifik-Gipfel mit Obama und Putin (1.02/4) Lima (dpa) - Begleitet von Sorgen über die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump treffen sich die Staats- und Regierungschefs von 21 Staaten zum 2016-11-18 07:10 2KB www.t-online.de 8 "Nicht nur Eltern können Kinder erziehen" (1.02/4) Für den Psychologen Haim Omer gibt es viele Menschen, die für die Erziehung eines Kindes verantwortlich sind. Sogar die Nachbarn könnten ein entscheidendes Wörtchen mitreden. 2016-11-18 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 9 Trump will Ex-General Flynn als Sicherheitsberater (1.02/4) Der Mann, der Trumps Außenpolitik steuern soll, vertritt eine radikale Anti-IslamHaltung. Ansonsten könnte fast jeder Republikaner einen Posten bekommen - auch frühere Gegner. 2016-11-18 08:18 5KB www.sueddeutsche.de 10 Sascha Lobo bei Maybrit Illner: 'Lagerbildung taugt ja offenbar nicht' (1.02/4) Trumps Erfolg, die Gefühle der Deutschen und soziale Gerechtigkeit – Maybrit Illners Gäste sollten diese Probleme diskutieren. Vor allem aber sind sie bei der Frage über das Wie hängengeblieben. 2016-11-18 08:18 7KB www.rp-online.de 11 Merkel und Obama: Abschied von der guten, alten Zeit US-Präsident Obama hat mit Bundeskanzlerin Merkel Bilanz gezogen. Glückliche Politiker sehen anders aus. 2016-11-18 02:41 5KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de (1.02/4) 12 Für eine neue Debattenkultur: Zur Hölle, wer sind denn diese die Anderen? (1.01/4) Bei Donald Trumps Wahl haben sie sich zu Wort gemeldet: Menschen, die bisher ausserhalb der Wahrnehmung gutsituierter intellektueller 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch 13 Rheinberg - Einbruch in Einfamilienhaus / Polizei sucht Zeugen (1.00/4) Rheinberg (ots) - Am Donnerstag, zwischen 18.30 Uhr und 22.00 Uhr, hebelten unbekannte Täter die Haustür eines Einfamilienhauses an der Xantener Straße auf. 2016-11-18 07:15 860Bytes www.t-online.de 14 Was heute wichtig ist (1.00/4) Im französischen Mitte-Rechts-Lager zeichnet sich ein enges Rennen ab / Obama verbreitet in Berlin Zuversicht / Tesla und SolarCity 2016-11-18 00:00 712Bytes www.nzz.ch 15 Albinos in Tansania: Die weissen Schwarzen Vor zehn Jahren erschütterte eine Mordwelle gegen Albinos Tansania. 2016-11-18 00:00 20KB www.nzz.ch (1.00/4) 16 Lotto: Tipper übersieht Superzahl und ist plötzlich Multimillionär Ein Tipper aus dem Ruhrgebiet ging fest davon aus, dass er mit seinen Glückszahlen rund 160.000 Euro gewonnen hat. Doch es kam noch besser, wie WestLotto 2016-11-18 07:15 1KB www.t-online.de 17 Pattaya Beach: Strand des thailändischen Badeortes soll größer werden Einer der beliebtesten Strände Thailands schrumpfte über die Jahre arg zusammen. 2016-11-18 07:14 1KB www.t-online.de 18 Wettervorhersage: Am Freitag fegt der Wind bis ins Flachland Wind und Regen sind die großen Wetterthemen der kommenden Tage. Vor allem am Freitag kann es auch im Flachland ordentlich stürmen, sagt Rainer Buchhop von 2016-11-18 07:12 3KB www.t-online.de 19 Ex-Nationalspieler Cacau hat neuen Job beim DFB Der ehemalige Nationalspieler wird neuer Integrationsbeauftragter des Deutsch... 2016-11-18 07:12 1KB www.t-online.de 20 Werder Bremens Serge Gnabry traut sich Zukunft beim FC Bayern zu Der Neu-Nationalspieler von Werder äußert sich über seine Zukunft. 2016-11-18 07:11 1KB www.t-online.de 21 Geschwindigkeitskontrollen 47. KW. 2016 (21. 27.11.2016) Siegburg (ots) - 1. B 8, Hennef, zw. Bierth u. Uckerath Unfallauffällige Strecke 'Geschwindigkeit': Auf dem 2,1 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2016-11-18 07:10 2KB www.t-online.de 22 Berühmte Kleider - "Happy-Birthday-Kleid" von Marilyn Monroe für 4,8 Millionen US-Dollar versteigert 1962 sang Marilyn Monroe ein Geburtstagsständchen für John F. Kennedy. Jetzt wurde ihr Glitzerdress versteigert. Kleider, die seitdem berühmt geworden sind oder ihre Trägerin berühmt gemacht haben. 2016-11-18 07:10 3KB www.sueddeutsche.de 23 Colonia Dignidad: Deutsche Renten für die Sekte Deutsche Diplomaten haben der Colonia Dignidad bei der Geldbeschaffung geholfen. Deshalb konnten über Jahrzehnte Millionenbeträge aus deutschen Rentenkassen in die Sekte fließen. Erstmals sprechen Diplomaten darüber, die in Chile Dienst leisteten. Von Klaus Weidmann. 2016-11-18 07:06 5KB www.tagesschau.de 24 UNO verlängert Giftgas-Untersuchung in Syrien Der Rat beauftragte die Kommission damit, die "Täter, Organisatoren und Hintermänner" von Chemiewaffeneinsätzen im kommenden Jahr zu identifizieren. Russland stimmte skeptisch zu. 2016-11-18 07:03 2KB diepresse.com 25 Einpersonenhaushalte werden in Österreich jährlich mehr Laut Schätzungen soll es rund 1,6 Millionen Alleinstehende geben, Tendenz steigend. Die Partnersuche im Internet werde zunehmend beliebter. 2016-11-18 07:01 2KB www.tt.com 26 Klimagipfel: Das "kleine Wunder von Marrakesch" Seit zehn Tagen beraten die Teilnehmer des Klimagipfels in Marrakesch, wie das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Heute soll das Treffen zu Ende gehen - die Teilnehmer hoffen auf eine kleine Sensation. Von Stefan Ehlert. 2016-11-18 07:00 3KB www.tagesschau.de 27 "Breitbart News": Angst als Erfolgskonzept Die Seite "Breitbart News" hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Sammelbecken für Rechtspopulisten im Internet entwickelt. Den Kopf dahinter, Stephen Bannon, will sich Trump nun als Chefstrategen ins Weiße Haus holen. Von Martin Ganslmeier. 2016-11-18 06:46 4KB www.tagesschau.de 28 EU-Innenministertreffen: Daten sammeln gegen den Terror Im Schengenraum fließen bereits heute bei Ein- und Ausreise Informationen über Nicht-EU-Bürger in umfangreiche Datenbanken. Die EU-Innenminister wollen dieses System jetzt ausweiten. Doch schafft das tatsächlich mehr Sicherheit? Von Karin Bensch. 2016-11-18 06:40 3KB www.tagesschau.de 29 Mordfall um zerstückelte Ehefrau bewegt viele Menschen Im November vorigen Jahres wurde Grace K. in Friedberg umgebracht. Jetzt wurde ihr Ehemann zur maximal möglichen Strafe verurteilt. Was Zuschauer nach dem Prozess sagen. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de 30 Kabarett und Weihnachtsmärkte: Was am Wochenende geboten ist Es nähert sich die Adventszeit. Die ersten Weihnachtsmärkte haben schon geöffnet. Doch es gibt auch Alternativen. Hier die besten Freizeit-Tipps für Augsburg und Region. 2016-11-18 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de 31 Mit diesem Programm lassen sich Stimmen fälschen "VoCo" ist ein besonderes Programm, dass es möglich macht, Originalstimmen zu fälschen. Warum man in Zukunft der Welt dadurch noch weniger trauen kann. 2016-11-18 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de 32 25-jährige Frau wird im Keller gefoltert - milde Strafen Eine 25-Jährige wurde gefoltert, weil sie einen verheirateten Mann liebte. Jetzt kam es zum Prozess. Die Strafe für zwei Angeklagte fallen gering aus. 2016-11-18 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 33 Die Leiden des Jan Moravek Jan Moravek hat 14 teils schwere Verletzungen hinter sich. Jetzt will er sich wieder auf Fußball konzentrieren und zu mehr Einsätzen kommen. Am liebsten schon gegen Berlin. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de 34 Bambi in Berlin: Gala mit Glamour - und ernsten Tönen Festliche Roben, gerührte Stars - das ist die 68. Bambi-Verleihung in Berlin. Doch einige Promis wie Jogi Löw und Bülent Ceylan schlagen auch ernste Töne bei der Gala an. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de 35 Wie sich der Beruf des Metzgers gewandelt hat Und nicht nur der. Vieles im Handwerk hat mit den Vorstellungen der Jugendlichen oft nichts mehr zu tun. Dies sagt Kammerpräsident Hans-Peter Rauch. 2016-11-18 12:02 8KB www.augsburger-allgemeine.de 36 Absage für Obi-Filiale Handel Während die Mitarbeiter neue Jobs suchen, erklärt Hornbach, warum das Fabrikschloss nicht als Standort infrage kommt. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburgerallgemeine.de 37 Im Schneckentempo um die Kurve Inzwischen steht so gut wie fest, dass die geplante Linie 5 den Weg über die Holzbachstatt über die Hessenbachstraße nehmen soll. Baureferent Gerd Merkle erklärt, warum das kein Zick-Zack-Kurs ist. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de 38 Viel Vitamin C: So gesund ist Paprika Viel Vitamin C steckt in Paprika - sogar mehr als in Orangen. Und auch sonst liefert die Gemüsesorte wichtige Bestandteile einer gesunden Ernährung. 2016-11-18 12:02 1KB www.augsburger-allgemeine.de 39 Der Perlachturm muss dringend saniert werden Das Augsburger Wahrzeichen droht sonst aus Sicherheitsgründen die Schließung. Für das Publikum bedeutet es: Es wird eine längere Schließung geben. 2016-11-18 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de 40 Kultur und Freizeit - Tipps fürs Wochenende in München Konzerte, Filme, eine Ausstellung - und zum Ausgleich ein Motorcross-Rennen. Unsere Tipps für Freitag, Samstag und Sonntag. 2016-11-18 08:18 914Bytes www.sueddeutsche.de 41 Sarkozy wies in TV-Debatte Frage zu Gaddafi-Gelder zurück Die Kandidaten diskutierten über Trump, Le Pen, Flüchtlinge und die Türkei. Die Vorwahlen der bürgerlichen Rechten beginnen am Sonntag. 2016-11-18 06:18 2KB www.tt.com 42 Großaufgebot sucht nach vermisstem Senior Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei hat am Donnerstagabend in Hemmingen nach einem vermissten Senior gesucht. Der demente Bewohner eines Pflegeheims w... 2016-11-18 08:18 1KB www.haz.de 43 Wo Berlin die Mächtigen der Welt abfertigt Am Freitag ist richtig was los am Regierungsterminal des Flughafen Tegel. Besonders punktvoll ist der Empfang für Staatsgäste in der Hauptstadt nicht, eben alles etwas provisorisch. 2016-11-18 06:14 4KB www.tagesspiegel.de 44 Steuern erhöhen ist noch keine Staatskunst Kolumne Die Republik hat ihr strukturelles Beinahe-Nulldefizit überwiegend mit Steuererhöhungen erkauft, strukturelle Ausgabenreformen gab es in den vergangenen Jahren praktisch nicht. Ein Armutszeugnis für die Budgetpolitik. 2016-11-18 06:12 5KB diepresse.com 45 Dobrindt will Handyverbot am Steuer ausweiten Telefonieren, Nachrichten schreiben, im Netz surfen – wer künftig sein Smartphone am Steuer nutzt, muss wohl mit höheren Geldstrafen rechnen. Das plant Verke... 2016-11-18 08:18 1KB www.haz.de 46 Niederkrüchten: Skandalfirma soll Flüchtlingsheim schützen Die Bezirksregierung Düsseldorf will eine der größten Landesunterkünfte für Flüchtlinge von einer Security-Firma bewachen lassen, der Schleswig-Holstein wegen Unregelmäßigkeiten gekündigt hat. 2016-11-18 08:18 4KB www.rp-online.de 47 So sieht die Deutsche Bank die Filiale der Zukunft Die Deutsche Bank hat umgebaut - zumindest in der Friedrichstraße. Hier soll Digitales auf Menschlichkeit treffen. Dabei schließt das Geldhaus fast die Hälfte seiner Berliner Filialen. 2016-11-18 05:47 2KB www.tagesspiegel.de 48 Facebook soll Hasskommentare nach 24 Stunden löschen Der Kampf gegen Hasskommentare in sozialen Netzwerken geht weiter: Bei ihrer Herbsttagung sprachen sich die Justizminister der Länder dafür aus, Portale wie... 2016-11-18 08:18 1006Bytes www.haz.de 49 Asyl: Zahl der Abschiebungen erreicht Höchststand Deutschland schiebt so viele Asylsuchende ab wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ungewöhnlich viele Anträge auf Asyl gibt es in Folge des Putsches aus der Türkei. 2016-11-18 05:34 2KB www.zeit.de 50 HAZ live: Der Morgen in Hannover Die Nachrichten aus Hannover und Niedersachsen auf einen Blick: Mit „HAZ live“ lesen Sie ab 6 Uhr alles Wichtige im Newsticker. Heute: VW stellt Zukunft... 2016-11-18 08:18 960Bytes www.haz.de 51 Obama bekommt Gesellschaft Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien landen Freitagmorgen in Tegel. Es wird eng auf Berlins Straßen. 2016-11-18 04:46 1KB www.tagesspiegel.de 52 Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Zahle keine Boni zurück Josef Ackermann weist das Ansinnen der Deutschen Bank, seine Boni zurückzuzahlen, von sich. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. 2016-11-18 02:40 3KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 53 Gegen den Dollar: China stößt in großem Stil USStaatsanleihen ab Große Gläubiger stoßen ihre US-amerikanischen Anleihen ab. Besonders markant ist der Rückzug Chinas und Saudi-Arabiens. 2016-11-18 02:40 2KB deutsche-wirtschaftsnachrichten.de 54 Schweizerische Nationalbank fürchtet Flucht ins Bargeld Die Schweizerische Nationalbank will Strafzinsen noch etwas ausreizen, sieht aber die Gefahr der Flucht ins Bargeld. 2016-11-18 02:39 2KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 55 Australien verschärft Kampf gegen das Bargeld Australien intensiviert den Feldzug gegen Münzen und Scheine. Das Finanzministerium sieht die Zukunft in einer bargeldlosen Gesellschaft. 2016-11-18 02:39 2KB deutschewirtschafts-nachrichten.de 56 EU will an Atom-Deal mit Iran festhalten Die EU will am Atom-Deal mit dem Iran festhalten. Donald Trump hatten den Deal als Fehler bezeichnet. 2016-11-18 02:39 3KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 57 Russland sperrt Linkedin: Vorwurf der DatenschutzVerstöße Russland hat das Netzwerk Linkedin gesperrt. Das Unternehmen habe Daten von russischen Bürgern außerhalb Russlands gespeichert. 2016-11-18 02:39 3KB deutschewirtschafts-nachrichten.de 58 Jack Wolfskin vor Verhandlungen über Schuldenschnitt Der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin und seine Gläubiger wappnen sich für Verhandlungen über einen Schuldenschnitt. 2016-11-18 02:38 2KB deutsche-wirtschaftsnachrichten.de 59 UN-Sicherheitsrat: USA wollen Waffenembargo gegen Südsudan Wegen der Gewalt im Südsudan wollen die USA ein Verbot von Waffenverkäufen durchsetzen. Doch Russland lehnt den Vorschlag ab. 2016-11-18 02:27 2KB www.zeit.de 60 Frische Luft und Sauna - So bleibt man im Herbst gesund Köln (dpa-infocom) - Regen, Dunkelheit und schniefende Nasen: Im Herbst ist das keine Seltenheit. Doch mit der richtigen Kleidung kann Beweg 2016-11-18 00:00 2KB www.sueddeutsche.de 61 Android-Nachrichten unter Windows 10 Meerbusch (dpa-infocom) - Wer ein Android-Handy besitzt, kann Benachrichtigungen von Apps und Kontakten auf Wunsch auch an seinem Windows-PC 2016-11-18 00:00 1KB www.sueddeutsche.de 62 Kinder klammern plötzlich: Viel Nähe gibt wieder Sicherheit Fürth (dpa/tmn) - Manchmal kommt es wie aus dem Nichts: Die vermeintlich selbstständigen Kinder sind auf einmal wieder anhänglich und ängstl 2016-11-18 00:00 2KB www.sueddeutsche.de 63 Fehlersuche im Auto mit dem Smartphone München (dpa/tmn) - Moderne Autos sind voll mit Elektronik. Eine Wartung beginnt heute nicht mit dem Schraubenschlüssel, sondern erst mal mi 2016-11-18 00:00 4KB www.sueddeutsche.de 64 Meerschweinchen sind nicht gern allein Münster (dpa/tmn)- Zähneklappern, gesträubtes Fell, Drohgebärden bis hin zum Beißen - mancher Tierhalter wundert sich, wenn ein bislang frie 2016-11-18 00:00 4KB www.sueddeutsche.de 65 Kritik des EU-Rechnungshofs: Die Mängel der Bankenaufsicht Vor zwei Jahren hat die bei der EZB angesiedelte europäische Bankenaufsicht ihre Arbeit aufgenommen. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 66 Japans Regierungschef bei Trump: Shinzo Abe setzt auf vertrauensvolles Verhältnis Der japanische Regierungschef ist nach eigenen Worten zuversichtlich, ein vertrauensvolles Verhältnis zum künftigen US-Präsidenten 2016-11-18 00:00 1KB www.nzz.ch 67 Städte bauen für Roboter: Auf dem Weg nach Cyborg City? Der urbane Raum wird in Zukunft immer mehr von autonomen Fahrzeugen, aber auch von Polizei- und Arbeitsrobotern bevölkert sein. 2016-11-18 00:00 11KB www.nzz.ch 68 Elite-Feminismus: Die Schwesternschaft ist tot Es wäre dumm, die Frauen dumm zu nennen, die gegen die erste amerikanische Präsidentin stimmten. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 69 Steuertransparenz: Bern liefert bald Finanzdaten in die weite Welt Die Schweiz ist bereit, jedes Jahr Finanzdaten auch in Schwellenländer zu liefern. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 70 Netzkultur: Apple rettet das Pfirsich-Emoji Unter jenen, die gerne digital flirten, herrscht Erleichterung: Das Pfirsich-Emoji hat nach einer erneuten Überarbeitung seine 2016-11-18 00:00 2KB www.nzz.ch 71 Flottenerneuerung bei der Swiss: Ein Liebling der Piloten Dreissig neue Flugzeuge in die Flotte einzugliedern, ist für eine Airline eine Herkulesaufgabe. 2016-11-18 00:00 9KB www.nzz.ch 72 En route: Mauritius: Monsieur Claude Am östlichsten Kap von Mauritius haben sich einige der edelsten Resorts breitgemacht. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch 73 Zwanzig Jahre Rechtschreibreform: Was die Reformer wollen Die zwanzigjährige Reform der Rechtschreibung erzählt eine lange Geschichte des Scheiterns. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch 74 Ghettolektuelle Komikerin: Der Integrationsalbtraum Die Rassismus-Debatte seit dem Blackfacing-Fall im Schweizer Fernsehen rückt die Komikerin Idil Baydar ins Licht. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch 75 Proteste von Staatsangestellten: Der Staat schrumpft nicht, er wächst Es könnte einem angst und bange werden, wenn man auf die Proteste der Staatsangestellten in der Schweiz blickt. 2016-11-18 00:00 3KB www.nzz.ch 76 ATP-Finals in London: Zwei Wawrinkas Trotz dem missratenen Start ins Turnier winkt dem Romand die Chance, die Halbfinals der ATP-Finals zu erreichen. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 77 Infektionskrankheiten: Schweiz will neuen Pockenimpfstoff beschaffen Die Schweizer Pockenimpfstoffe sind nicht mehr zugelassen. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 78 Trumps Kinder: Familie trumpft Sie gelten als engste Vertraute des künftigen Präsidenten, sollen aber völlig unabhängig das Firmenimperium leiten. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch 79 Einblick in die DDR-Wirtschaft: Der Unternehmer, der dem Sozialismus trotzte Das Regime der DDR hat Selbständige mit Steuersätzen bis zu 98 Prozent kleingehalten. Günter Lichtenstein war einer von ihnen. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch 80 Konzertverbot im Szenelokal «Kafi für Dich»: Zur Stille verdammt Das Szenelokal «Kafi für Dich» im Zürcher Kreis 4 darf keine Konzerte mehr aufführen. 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch 81 Ältere Personen auf Stellensuche: Über 50-Jährige sind kaum vermittelbar Der rasche Wandel der Arbeitswelt, mangelnde Weiterbildung, Vorurteile und höhere Arbeitskosten erschweren älteren Personen die 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch 82 Häusliche Gewalt: Auffälliges Verhalten frühzeitig erkennen Eine zweiteilige Studie zur Wirkung des Zürcher Gewaltschutzgesetzes bewertet die Arbeit der Kantonspolizei positiv. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 83 Alpine Flugrettung: Der Held vom Gauligletscher erhebt sich wieder Die «A-97» schrieb 1946 bei der Rettung nach einem Flugzeugabsturz Geschichte. Nun ist sie wieder in der Luft. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch 84 Reaktionen aus dem Balkan: Onkel Donald und Tante Hillary Die Völker im ehemaligen Jugoslawien stellen Kalkulationen an, was die Niederlage Clintons und der Sieg Trump für sie bedeute. 2016-11-18 00:00 2KB www.nzz.ch 85 Beifang in der Fischerei: Wer am Leben bleiben soll Beifang in der Fischerei verursacht weltweit enorme Schäden. 2016-11-18 00:00 10KB www.nzz.ch 86 Fusion von Tesla und SolarCity: Elon Musk setzt SolarCity-Kauf durch Tesla-Chef Elon Musk hat grünes Licht für die umstrittene Übernahme der Ökostromfirma erhalten. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch 87 Die «Lohnlücke»: Der Tod jeden Glücks ist der Vergleich Die Transparenz ist der Fetisch der Moderne, sie walzt in guter Absicht alles nieder, was Kultur und Zivilisation über Jahrhunderte 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch 88 Konflikte zwischen Politik und Personal: Staatsangestellte im Kampfmodus Die Sparprogramme in verschiedenen Kantonen setzen den öffentlichen Dienst zunehmend unter Druck. 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch 89 Freie Improvisation: Die Zumutung der Freiheit Die improvisierte Musik hat sich einst aus dem Free Jazz entwickelt. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch 90 Vernetzte Fahrzeuge: Die Automobile gehen online Das selbstfahrende Auto ist noch Vision, das vernetzte Auto bereits Realität. 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch 91 Bewaffneter Überfall auf Tankstelle in Innsbruck: Täter weiterhin flüchtig Am Donnerstagabend überfiel ein Unbekannter eine Tankstelle am Innsbrucker Rennweg. Eine Fahndung verlief ergebnislos. 2016-11-17 21:11 1KB www.tt.com 92 Dominik Landertinger: „Mit der Brechstange geht nichts“ Vom Training im -17 Grad kalten Norwegen zurück nach Österreich: Wenn Tirols Biathlon-Weltmeister Dominik Landertinger (28) an die Heim-WM (Februar 2017) in Hochfilzen denkt, wird ihm warm ums Herz. 2016-11-17 18:51 7KB www.tt.com 93 Am Gletscher geht noch was... Nach dem Schnee kam der Regen. Wer weiterhin auf der Suche nach einem Skitourenziel ist, muss deshalb hoch hinauf. Etwa auf den Stubaier Gletscher. Dort wurden wir mit dem 3225 Meter hohen Daunkopf fündig. 2016-11-17 15:56 5KB www.tt.com 94 Großbritannien: Parlament segnet Überwachungsgesetz ab Das lange umstrittene Investigatory Powers Bill in Großbritannien hat beide Kammern des Parlaments passiert und damit wohl die letzte Hürde gemeistert. Kritiker sehen darin eine der weitreichendsten Überwachungsbefugnisse der Welt. 2016-11-17 15:19 2KB www.heise.de 95 Mehrere Fälle von Druse ängstigen Pferdebesitzer Im Pferdesportzentrum Aldrans leiden sechs Tiere an einer hochansteckenden Krankheit. Der Stall wurde vorsichtshalber gesperrt. 2016-11-17 14:05 3KB www.tt.com 96 Homer Simpson bekommt eigenes Uni-Seminar In Sachen Popkultur sind sie längst etabliert – nun werden „Die Simpsons“ auch offiziell zum Uni-Thema. Philosophie-Studenten in Glasgow sollen demnächst Hom... 2016-11-18 08:18 2KB www.haz.de 97 Fonds schlägt zu: 120 Mio. € für 1200 BuwogWohnungen Luxemburgisch-Liechtensteiner Fonds soll 1200 Wohnungen in Tirol kaufen. Buwog bestätigt lediglich, dass Verhandlungen sehr weit fortgeschritten sind. 2016-11-17 13:35 3KB www.tt.com 98 RoLa fährt Kapazitäten herunter Das sektorale Fahrverbot hätte dem Huckepackverkehr der Bahn einen Zulauf bescheren sollen. Der dürfte länger ausbleiben. 2016-11-17 13:29 3KB www.tt.com 99 Festspiele Erl: „Ein Traum, der sich erfüllen lässt“ Das Programm für die Sommerfestspiele von 6. bis zum 30 Juli 2017 wurde am Donnerstag vorgestellt. 2016-11-17 13:16 2KB www.tt.com 100 Warten auf Godot bei Kassenreform Bei den Krankenkassen hofft Hauptverband-Präsidentin Ulrike Rabmer-Koller „noch auf einen Wurf bis 2018“. 2016-11-17 12:58 5KB www.tt.com Articles Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-11-18 12:02 1 /100 VW streicht bis zu 30.000 Stellen (3.08/4) VW setzt den Rotstigt an. Bis zu 30.000 Stellen sollen bis 2020 wegfallen. Betroffen sind vor allem deutsche Standorte. 18.11.2016 | 06:26 | ( DiePresse.com ) Wolfsburg. Volkswagen will einem Zeitungsbericht zufolge bis zu 30.000 Stellen abbauen. Das sehe der zwischen Betriebsrat und Vorstand ausgehandelte "Zukunftspakt" vor, der nun dem Aufsichtsrat vorgelegt werden solle, berichtete das "Handelsblatt" am Freitag. Zwei Drittel der Stellenkürzungen seien demnach in Deutschland vorgesehen. Die Kosten sollten durch die Umstrukturierung um bis zu vier Milliarden Euro pro Jahr sinken. Der Konzern wollte sich der Zeitung zufolge zu den Zahlen nicht äußern. Seinen Plan für den Umbau der schwächelnden Hauptmarke VW will der Konzern am Freitagvormittag den Aufsehern vorlegen. Vorstand und Arbeitnehmervertretung haben in den vergangenen Monaten um einen Kompromiss gerungen, um Schritte zu Kostensenkung mit Zusagen für Investitionen in Werke und Modelle zu verknüpfen. Bis zuletzt wurde an Details gefeilt. Denn der beschleunigte Umschwung hin zur Elektromobilität führt dazu, dass Werke, die bisher fast völlig auf die viel arbeitsintensiveren Verbrennungsmotoren ausgerichtet sind, Beschäftigung verlieren. Im Anschluss an eine Pressekonferenz der Marke VW am Morgen soll der Aufsichtsrat tagen, um auf Grundlage des Zukunftspakts die Budgetplanung des Konzerns für die nächsten Jahre zu beschließen. Damit sollen auch die Weichen für die Zeit nach dem Dieselskandal gestellt werden. (APA/Reuters) VW nennt Zahlen - NDR.de überträgt live ndr.de VW streicht laut Bericht bis zu 30.000 Stellen tt.com VW streicht wohl 30.000 Stellen haz.de 2016-11-18 06:26 diepresse.com 2 /100 Jan Rouven bekennt (2.26/4) schuldig sich im Kinderporno-Prozess Überraschende Wende in Las Vegas: Jan Rouven hat über Monate die Vorwürfe zurückgewiesen, nun gibt er plötzlich seine Schuld zu. Ihm droht eine lange Haftstrafe. Der deutsche Magier Jan Rouven hat sich im Prozess wegen Besitzes von Kinderpornografie in den USA überraschend schuldig bekannt. Nach Angaben des Gerichts und der Staatsanwaltschaft in Las Vegas räumte der 39-jährige Illusionist aus Kerpen am Donnerstag in mehreren Anklagepunkten seine Schuld ein. Laut Anklage entdeckten Ermittler des FBI auf Laptops, Festplatten und anderen Geräten in Rouvens Villa Tausende Videos und Fotos, die unter anderem auch Sex mit Kindern zeigen. Der Prozess hatte am Montag im US-Staat Nevada begonnen. Nach seinem Schuldbekenntnis ist das Verfahren nun eingestellt worden. Das Strafmaß soll im März 2017 bekannt gegeben werden. Dem Deutschen steht eine lange Haftstrafe bevor. Nach der Verständigung im Strafverfahren drohen Rouven mindestens fünf Jahre Haft, bis zu 30 Jahre sind möglich. Nach Verbüßung seiner Strafe dürfte Rouven nach Deutschland abgeschoben werden. Der Magier, der mit seiner Show "The New Illusions" in Las Vegas erfolgreiche Auftritte feierte, war im März festgenommen worden. Bei der Anklageerhebung hatte er zunächst auf "nicht schuldig" plädiert. Sein Anwalt Jess Marchese stritt nicht ab, dass kriminelle Dateien im Haus seines Mandanten gefunden worden seien. Rouven habe in seinem großen Haus am Stadtrand von Las Vegas aber viele Besucher empfangen, die Zugang zu den Computern gehabt hätten, sagte Marchese vor Prozessbeginn. Jemand anderes als Rouven hätte die Kindersex-Seiten besucht oder heruntergeladen. Deutscher Magier Jan Rouven bekennt sich in Kinderporno-Prozess schuldig stern.de Kinderporno-Prozess: Rouven bekennt sich schuldig haz.de Kinderporno-Anklage: Magier Rouven bekennt sich schuldig sueddeutsche.de 2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 3 /100 Obamas Handreichung für Donald Trump (2.11/4) Zunächst zum Positiven: Barack Obama ist noch einmal gekommen. Das ist ja immer nett, charmant außerdem. Aber es ist jetzt auch noch besonders hilfreich. Denn der scheidende amerikanische Präsident reist gewissermaßen als „Transition Team“ des nächsten durch die Welt. Wer hatte schon Gelegenheit, 90 Minuten mit Donald Trump zu sprechen , über alles, was die Welt bewegt und was ihn wohl bewegen mag? Jedenfalls keiner der führenden Europäer. Die kennen ja noch nicht mal irgendeinen derer, die um Trump herum und wichtig sind. Da kommt Obama gerade recht. Der Präsident in seiner Rolle als Politikerklärer, Psychologe und Trump-Deuter. Einen Besseren findet gegenwärtig auf der Ebene keiner. Hinzu kommt, dass Obama den Europäern weit entgegengekommen ist, indem er sich nämlich nicht nur inhaltlich absetzt vom Nachfolger, sondern den zugleich warnt. Wenn der 45. Präsident sich nicht zusammennimmt, nicht versucht, das Land zusammenzuhalten, sondern daran geht, die Grundfesten der Demokratie zu beschädigen, dann wird energische Gegenwehr organisiert. Das war Obamas Botschaft, und das sollte auch die der Europäer sein. Denn Jammern hilft nicht. Trump ist gekommen, um zu bleiben. Auch inhaltlich. Wenn er von Januar an leibhaftig im Amt ist und dann daran geht, das umzusetzen, was er sich vorgenommen hat – dann würde es am Ende so sein, dass Donald Trump die USA in kurzer Zeit stärker verändert hätte als Obama in den gesamten acht Jahren seiner Amtszeit. Verändert zum Schlechten, wohlgemerkt, und zwar in ihrem Wesen. Dann nämlich wäre Ignoranz vorherrschende Ideologie in den USA. Und manche Forderung kann auch die Europäer schwer in Bedrängnis bringen, nicht nur die zur Nato. Also heißt es für Europa, sich auf alles vorzubereiten, was Trump je angekündigt hat, um notfalls mit ihm richtig zu streiten. Es ist doch so: Tritt niemand Trump entgegen, wirkt er sogar erfolgreich, kann das die Ultrarechten nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa befeuern und ins Amt bringen, die Wilders’, die Le Pens. Wie ein Flächenbrand, gefährlich, verzehrend, die Demokratie schädigend. Noch einmal: Ein Lamento wäre keine Strategie. Was bleibt? Frei nach George Orwell (der hier als Meister der düsteren Zukunftsvision wirklich passt): Freiheit ist das Recht, Trump auch das zu sagen, was er nicht hören will. Sobald er im Amt ist und sobald ihn die EU-Europäer das erste Mal treffen. Oder ihn der erste Europäer trifft. Nigel Farage, der Mr. Brexit, zählt da nicht. Obama sagt, Trump sei ein Pragmatiker. Im Pragmatismus bemisst sich alles am praktischen Erfolg, weshalb pragmatisches Handeln nicht an unveränderliche Prinzipien gebunden ist. Wie im Fall Trump. Pragmatismus, übrigens, ist als philosophische Denkrichtung in den USA begründet worden, fortgeführt von John Dewey. Der steht für den pädagogischen Ansatz „Learning by Doing“. Im Amt lernen: Trump wäre da nicht der Erste. Zumal er womöglich nicht so dumm ist, wie seine Gegner sagen. Er ist der „Apprentice“, der Lehrling, der nicht so schnell gefeuert werden kann. Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier USA: Donald Trump empfängt ersten Regierungschef zeit.de Analyst: Donald Trump ist Donald Trump erwägt ungewöhnlich, aber rational Gründung einer Infrastrukturdeutsche-wirtschaftsBank nachrichten.de deutsche-wirtschaftsnachrichten.de 2016-11-18 05:16 Stephan-Andreas www.tagesspiegel.de 4 /100 Schach-WM: Fünfte Partie, fünftes Unentschieden (2.05/4) Beim Kampf um die Schachweltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Sergej Karjakin gab es auch im fünften Spiel keinen Sieger. Der Titelverteidiger aus Norwegen hatte am Donnerstagabend Weiß und präsentierte seinem russischen Herausforderer mit der Italienischen Partie eine andere Eröffnung. Karjakin ließ sich aber nicht überraschen und glänzte mit einem couragierten Spiel, so dass diesmal Carlsen im Partieverlauf seine Stellung verteidigen musste. Er schaffte es auch mit exakten Zügen, während Karjakin bei knapper Bedenkzeit nicht die notwendigen Figurenmanöver zum Gewinn fand. Nach mehr als fünf Stunden Spiel wurde daher das fünfte Remis in Folge vereinbart. Im Gesamtklassement steht es jetzt 2,5:2,5. In der sechsten Partie am Freitag führt Karjakin die weißen Steine. Der Sieger des mit 1,1 Millionen Dollar dotierten WM-Kampfes steht spätestens am 30. November fest. Der Sieger erhält 60 Prozent des Preisgelds. Schach-WM in New York: Schach-WM: Fünftes Remis Carlsen und Karjakin weiter in New York Kopf an Kopf zeit.de nzz.ch 2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 5 /100 Ex-Freund von Whitney-Houston-Tochter | Er muss 36 (1.14/4) Millionen für ihren Tod zahlen US-Sänger Bobby Brown (47) hat in einem TVInterview unter Tränen über den Tod seiner Tochter Bobbi Kristina Brown gesprochen und Fehler als Vater… Das einzige Kind von Whitney Houston (†48) war im Januar 2015 mit 22 Jahren leblos in einer Badewanne gefunden worden. Dem Autopsiebericht zufolge wurden in ihrem Körper eine kokainähnliche Substanz, Marihuana, Alkohol, Beruhigungsmittel sowie Morphium festgestellt. Bobbi Kristinas Erbengemeinschaft hatte im August 2015 Klage gegen Gordon eingereicht. Der Vorwurf: Er habe ihr einen giftigen Cocktail verabreicht und sie anschließend in der Badewanne ertränkt. Einem Bericht zufolge hatte sich Gordon für Trauerfotos an Bobbi Kristinas Grab bis zu 40 000 Dollar (ca. 35 000 Euro) zahlen lassen. Bobbi Kristinas Ex-Freund wegen ihres Todes zu Millionenstrafe verurteilt stern.de 2016-11-18 02:43 www.bild.de 6 /100 Fußball: BVB gegen Bayern voller Brisanz (1.02/4) München (dpa) - Von Jürgen Klopps kaputter Brille beim Dortmunder Meisterstück bis zum Wembley-Helden Arjen Robben beim BayernTriumph - das Duell Borussia Dortmund gegen den FC Bayern ist der Bundesliga-Knaller schlechthin. Die Deutsche PresseAgentur dokumentiert vergangene Duelle seit 2011, als die Dortmunder durch den Titelgewinn die Rivalität weiter vergrößerten. 26. Februar 2011, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 1:3 Mit dem Sieg in München liefert Dortmund sein Meisterstück ab. Fans in 200 Ländern sehen, wie Lucas Barrios, Nuri Sahin und Mats Hummels für den BVB und Luiz Gustavo für Bayern treffen. Auf Borussen-Seite leidet nur Klopps Brille: Beim Jubeln geht sie zu Bruch. 19. November 2011, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 0:1 Als "Hort der Glückseligkeit" preist Präsident Hoeneß seinen FCB auf der Jahreshauptversammlung. Am Tag darauf schlägt Dortmund zu. In einem Duell auf Augenhöhe ist Jungstar Mario Götze der Matchwinner gegen den FCB, der zuvor in fünf Heimspielen 23 Tore erzielt hatte. 11. April 2012, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 1:0 Elfmeter verschossen, Großchance vergeben, Abseits aufgehoben - an dem schwarzen Abend verspielt Pechvogel Arjen Robben mit dem FC Bayern endgültig die Meisterschaft. Wie im November wäre auch diesmal mehr drin gewesen, aber wieder hat Dortmund die Nase vorne. 12. Mai 2012, Pokalfinale: Dortmund - FC Bayern 5:2 Meister Dortmund krönt im DFB-Pokalfinale eine traumhafte Saison und feiert das erste Double der Vereinsgeschichte. Der FC Bayern liefert vor allem in der Abwehr eine desaströse Leistung ab. Trainer Jupp Heynckes bezeichnet den Auftritt als "katastrophal". 12. August 2012, Supercup: FC Bayern - Dortmund 2:1 Die Bayern gewinnen nach zuvor fünf Niederlagen gegen den BVB in Serie erstmals wieder wenn auch nur im nationalen Supercup. "Psychologisch gut", urteilt Heynckes. Nach drei zweiten Plätzen in der Vorsaison darf der FCB wieder eine Trophäe in Empfang nehmen. 1. Dezember 2012, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 1:1 Das Giganten-Treffen bleibt diesmal ohne Sieger. Mit dem 1:1 im Bundesligaduell können sich beide Vereine anfreunden. Getrübt wird die Partie von der schweren Verletzung Holger Badstubers, der mit einem Kreuzbandriss auf Krücken aus der Arena humpelt. 27. Februar 2013, DFB-Pokal: FC Bayern - Dortmund 1:0 Die bayerische Revanche glückt: Im Pokal-Viertelfinale bezwingt Heynckes' erstarktes Team durch ein Tor von Arjen Robben den Titelverteidiger. Im vorgezogenen Endspiel gewinnen die Bayern - und dürfen endlich auch wieder in einem bedeutenden Wettbewerb jubeln. 4. Mai 2013, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 1:1 Die Generalprobe für das Champions-League-Finale wenige Wochen später endet leistungsgerecht remis. Damit holen die Bayern erstmals 2013 in der Liga nur einen Punkt. Den Aufreger liefert ein Wortgefecht von Klopp und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer an der Seitenlinie. 25. Mai 2013, Champions-League-Finale: Dortmund - FC Bayern 1:2 In Wembley muss BVB-Profi Mario Götze kurz vor seinem Wechsel nach München verletzt mitanschauen, wie Robben die Bayern in der 89. Minute auf den Thron ballert. Nach zwei Finalniederlagen erobern die Bayern bei Heynckes' internationalem Abschied den Henkelpott. 27. Juli 2013, Supercup: Dortmund - FC Bayern 4:2 Dämpfer fürs Selbstbewusstsein der Bayern vor Ligabeginn: Mit viel Offensivdrang bezwingt der BVB im nationalen Supercup den Erzrivalen. Ohne die verletzten Neuer, Ribéry und Neueinkauf Götze verpasst Starcoach Pep Guardiola den ersten Titel. 23. November 2013, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 0:3 Bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte schockt Mario Götze mit dem 1:0 für Bayern die BVB-Fans, die ihn nach seiner Einwechselung bei jeder Ballberührung mit einem gellenden Pfeifkonzert bedenken. Arjen Robben und Thomas Müller treffen später ebenfalls. 12. April 2014, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 0:3 Der BVB fertigt leidenschaftslose Bayern ab. Nur drei ihrer bis dato 833 Liga-Heimspiele verloren die Münchner höher. Nach dem Gewinn der Turbo-Meisterschaft kommt Bayern nicht auf Touren. "Und ihr wollt deutscher Meister sein", skandierten die BVB-Fans hämisch. 17. Mai 2014, Pokalfinale: Dortmund - FC Bayern 0:2 n. V. Robben schlüpft wie ein Jahr zuvor im Champions-League-Endspiel in die Rolle des Finalhelden. Sein 1:0 ebnet den Weg zum erneuten Double. Bitter für Dortmund: Ein Kopfball von Mats Hummels in der regulären Spielzeit war hinter der Linie, doch das Tor zählt nicht. 13. August 2014, Supercup: Dortmund - FC Bayern 2:0 Bei der ersten Siegerehrung der Saison bleibt den erfolgsverwöhnten Bayern nur die Zuschauerrolle. Neben der Niederlage gegen den Erzrivalen schmerzt die schwere Knieverletzung von Javi Martínez. Pierre-Emerick Aubameyang feiert sein 2:0 mit Spider-ManMaske. 1. November 2014, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 2:1 Den vorletzten Tabellenrang findet Jürgen Klopp "beschissen". Als die Bayern-Stars ihren verdienten 2:1-Sieg feiern, müssen Klopp & Co. die branchenüblichen Schmähgesänge ertragen. "Zweite Liga, Dortmund ist dabei", schallt es schadenfroh durch die Münchner Arena. 4. April 2015, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 0:1 Mann des Tages vor 80 667 Zuschauer ist Robert Lewandowski. Der Ex-Dortmunder entscheidet das Spiel mit seinem Kopfballtreffer in der 36. Minute. "Wir haben gewonnen, aber die Dortmunder waren besser", sagte Bayern-Coach Guardiola. 28. April 2015: DFB-Pokal: FC Bayern - Dortmund 0:2 i. E. (1:1) Dortmund beendet die Triple-Träume der Bayern im Elfmeterkrimi im DFB-Pokal. Im eigentlich schon verlorenen Halbfinale feiert der BVB ein 2:0 im Elfmeterschießen, weil vier Münchner patzen. Lewandowski und Aubameyang trafen in der regulären Spielzeit. 4. Oktober 2015: Bundesliga: FC Bayern - Borussia Dortmund 5:1 Bayern deklassiert Dortmund und hängt alle Verfolger schon nach acht Spieltagen ab. Der herausragende Thomas Müller und Robert Lewandowski treffen doppelt, ein Tor erzielt Mario Götze. Der Anschlusstreffer von Pierre-Emerick Aubameyang sorgt nur kurz für Spannung. 5. März 2016: Bundesliga: Borussia Dortmund - FC Bayern 0:0 Sehenswert ist auch dieser Branchengipfel, Tore gibt es keine. Die Bayern verpassen eine Vorentscheidung im Titelkampf, Meister werden sie später trotzdem. Für Weltmeister Manuel Neuer war es "weltweite Werbung", für Bundestrainer Joachim Löw "das beste Saisonspiel". 21. Mai 2016: DFB-Pokal: FC Bayern - Borussia Dortmund 4:3 i. E. (0:0) Nach dem Happy End im Elfmeter-Krimi bedankt sich Pep Guardiola bei jedem seiner Spieler, bei dem Spanier kullern zum Abschied die Tränen. Im Elfmeterschießen versagen Sven Bender und Sokratis die Nerven, bei den Bayern verschießt lediglich Joshua Kimmich. 14. August 2016: Supercup: Borussia Dortmund - FC Bayern 0:2 Die Bayern lassen vor dem Start der Liga-Saison die Muskeln spielen. Trainer Carlo Ancelotti darf sich in seinem ersten Duell mit Dortmund gleich über einen kleinen Titel freuen. Arturo Vidal und Thomas Müller sorgen für den Sieg in einer phasenweise hochklassigen Partie. BVB gegen Bayern voller Brisanz augsburger-allgemeine.de 2016-11-18 07:12 www.t-online.de 7 /100 Apec: Pazifik-Gipfel mit Obama und Putin (1.02/4) Lima (dpa) - Begleitet von Sorgen über die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump treffen sich die Staatsund Regierungschefs von 21 Staaten zum Pazifik-Gipfel in Lima. In Perus Hauptstadt wird mit Spannung das letzte Aufeinandertreffen von USPräsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet. Beide haben bisher aber kein bilaterales Treffen verabredet. Wegen der russischen Bombardements in Syrien und der russischen Parteinahme für Baschar al-Assad war es zum Zerwürfnis gekommen. Sorge bereitet, dass Trump Obamas Projekt der transpazifischen Freihandelszone stoppen will. Der Republikaner fürchtet durch das Projekt Arbeitsplatzverluste. Der Transpazifischen Partnerschaft TPP - der 2015 beschlossenen größten Freihandelszone der Welt - gehören zwölf Staaten an, aber nicht die Apec-Mitglieder China und Russland. Nach Ansicht von Experten könnte China nun versuchen, sein "Konkurrenzprojekt", das deutlich weniger ambitionierte Handelsabkommen RCEP von 16 Staaten, ohne die USA voranzutreiben. Dies könnte 2017 verabschiedet werden. Trump hatte im US-Wahlkampf auch China angegriffen und Sorgen vor einem Handelskrieg verschärft. Zudem fürchtet sich Südkorea vor einer geringeren Militärpräsenz der USA im Kampf gegen die Versuche des kommunistischen Nordkorea, zur Atommacht aufzusteigen. Ziel der Apec ist es, durch den Abbau von Zöllen und anderen Barrieren den Handel untereinander zu stärken. Die Mitglieder sind: USA, China, Japan, Russland, Südkorea, Kanada, Mexiko, Chile, Peru, Neuseeland, Australien, Papua-Neuguinea, Taiwan, Hongkong, Brunei, Indonesien, Malaysia, Singapur, Philippinen, Thailand, Vietnam. Zunächst findet bis Samstag ein gemeinsamer Wirtschaftsgipfel statt, am Sonntag folgt der politische Gipfel. Der Gastgeber des von starken Sicherheitsvorkehrungen begleiteten Apec-Gipfels, Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski, hatte im Wahlkampf offen für die Demokratin Hillary Clinton Partei ergriffen. Er warnte vor Protektionismus und Rückschritten beim Freihandel in der aufstrebenden Pazifik-Region. Die 1989 begründete Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) repräsentiert 57 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Obamas letzter Gipfel - TPP vor dem Aus? sueddeutsche.de 2016-11-18 07:10 www.t-online.de 8 /100 "Nicht nur Eltern können Kinder erziehen" (1.02/4) Herr Omer, wie wurden Sie erzogen? Haim Omer: Meine Mutter war eine ziemlich ängstliche jiddische Mama. Das kommt wahrscheinlich daher, dass meine Eltern Überlebende des Holocaust waren. Manchmal war meine Mutter richtig hysterisch. Mein Vater war in meiner Kindheit weniger präsent, da er immer sehr beschäftigt war. Wenn es Kontakt zum Vater gab, war er gut. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre eigene Pubertät? Omer: Als ich in die Pubertät kam, waren meine Eltern eher hilflos. Vielleicht auch, weil ich schon früh sehr selbstständig war. Meine Mutter wurde noch ängstlicher, mein Vater reagierte einfach aus dem Stegreif. Ich habe dann schon mit 18 Jahren Brasilien verlassen. Insgesamt machte ich gute Erfahrungen mit elterlicher Liebe – aber meine Eltern waren in manchen Situationen ziemlich hilflos, vor allem wenn die Sachen komplizierter wurden. Sie werben für das Konzept der „Unterstützer“ in der Erziehung. Was heißt das? Omer: Ein Beispiel, das ich in einem Buch erzähle, ist die Geschichte, wie ich schwimmen gelernt habe. Ich hatte große Angst vor tiefem Wasser. Als ich neun oder zehn war, wollten meine Eltern unbedingt, dass ich schwimmen lerne. Alle Versuche meiner Mutter scheiterten. Eines Tages sprach meine Mutter mit einer Nachbarin. Diese sagte: „Keine Sorge, wir werden Haim das Schwimmen beibringen.“ Mit „wir“ meinte sie sich selbst und eine andere Nachbarin. Am nächsten Morgen sind sie mit mir ins Schwimmbad und die eine sagte: „Halt dich am Beckenrand fest. Ich zähle bis drei und dann springst du. Ich fange dich auf.“ Ich sprang und sie fing mich auf. Ein tolles Gefühl. Danach sagte die andere: „Jetzt schwimm zu mir. Ich fange dich auf.“ Am Ende des Tages habe ich das ganze Schwimmbad durchkreuzt. Die beiden Frauen fungierten also als Unterstützer? Omer: Ja. Diese Schwimmstunde ist ein gutes Beispiel dafür, dass Unterstützer hilfreich sind in Situationen, wo die Eltern nicht weiterkommen – die Kinder reagieren einfach anders als bei den Eltern. Ab welchem Alter der Kinder halten Sie Unterstützer für sinnvoll? Omer: Diese Unterstützung ist schon im Babyalter relevant. Forschungen belegen, dass Kinder, die mit Unterstützung von anderen in der Familie aufwachsen, mit deutlich weniger sozialer Angst aufwachsen. Sie lernen, dass auch andere Leute Verantwortung übernehmen können. So entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit. Das ist mit einem isolierten Elternteil unmöglich. Was macht insgesamt eine gute Kindheit aus? Omer: Das Geheimnis für eine gute Kindheit wurde noch nicht gelüftet. Viel besser ist die Frage, wie Eltern besser für ihre Kinder sorgen können. Der wichtigste Beitrag ist die wachsame Sorge, die gleichzeitig Haltung und Handlungsfähigkeit ist: „Alles, was mit dem Kind passiert, ist auch meine Sache.“ Wie funktioniert die wachsame Sorge? Omer: Wenn alles gut läuft, üben die Eltern eine offene Aufmerksamkeit aus. Sie interessieren sich für das Kind, fragen nach, aber verhören nicht. Eltern müssen lernen, Warnsignale zu erkennen, beispielsweise plötzliche Verhaltensänderungen, schlechtere Noten, neue Freunde, die es nicht vorstellen will. In diesem Fall müssen die Eltern ihre wachsame Sorge erhöhen in die fokussierte Aufmerksamkeit. Sie werden sagen: „Diese Dinge bereiten uns Sorgen, wir werden das nicht akzeptieren, sondern verstärkt nachfragen.“ Und wenn das Kind schon in Schwierigkeiten steckt? Omer: Dann müssen die Eltern natürlich intervenieren und einseitige Schutzmaßnahmen ergreifen. Zwischen diesen drei Graden der wachsamen Sorge pendeln die Eltern ständig. Wie Eltern bei Konflikten im Kindergarten reagieren sollten sueddeutsche.de 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 9 /100 Trump will Ex-General Flynn als Sicherheitsberater (1.02/4) Der Mann, der Trumps Außenpolitik steuern soll, vertritt eine radikale Anti-Islam-Haltung. Ansonsten könnte fast jeder Republikaner einen Posten bekommen - auch frühere Gegner. In dieser Woche hat sich das politische Zentrum Amerikas von der Hauptstadt Washington nach New York verlagert. Im goldenen Trump Tower hält der künftige US-Präsident Hof und überlegt, mit welchen Männern und Frauen er sein Kabinett füllen will. Während unten in der Lobby die Journalisten ausharren, trifft sich Trump oben am Donnerstag nicht nur mit Japans Premier Shinzo Abe , sondern spricht auch mit Ex-Außenminister und Über-Realpolitiker Henry Kissinger ("interessante Gedanken zu China") und Alabamas Senator Jeff Sessions. Da anschließend per Presse-Statement mitgeteilt wird, dass Trump "unglaublich beeindruckt" sei, rechnen alle damit, dass Sessions ins Kabinett wechseln wird. Die Konservativen müssen in Sessions Fall auch nicht den Verlust eines Sitzes im Senat fürchten - in Alabama wird jeder gewählt, den die Republikaner aufstellen. Trump führt außerdem Gespräche mit Nikki Haley, der Gouverneurin von South Carolina : Als Tochter indischer Einwanderer bringt sie Eigenschaften mit, die Trumps Favoriten ( alle weiß, alles Männer ) vermissen lassen. Am Abend berichten diverse Medien, dass der designierte US-Präsident dem ehemaligen DreiSterne-General Michael Flynn den Posten des Sicherheitsberaters angeboten habe. Ob der 57Jährige angenommen hat, ist noch unbekannt. Allerdings hat der Generalleutnant a. D. und ehemalige Chef des Militärgeheimdienstes DIA seit Monaten für Trump Wahlkampf gemacht, auf dem Parteitag Hillary Clinton wüst beschimpft und das Publikum zu lauten "Sperrt sie ein! "Rufen animiert. Wiederholt nannte er die Demokratin eine "Feindin", der das Leben amerikanischer Soldaten nicht viel wert sei. Als National Security Adviser hätte Flynn 400 Mitarbeiter unter sich, sein Team würde den USPräsidenten in Außen- und Sicherheitspolitik beraten. Da Trump sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr mit Golfplätzen und Immobilienpreisen beschäftigt hat als mit dem Nahen Osten oder Chinas Flottenpolitik, verfügt sein Berater eine noch größere Macht als seine Vorgänger. Der National Security Adviser führt in vielen Fällen das entscheidende Gespräch mit dem Präsidenten - und würde Trump in denkbaren Krisenfällen beraten ( "von einem EbolaAusbruch bis zu einem Showdown mit Peking im Südchinesischem Meer" , skizziert die New York Times mögliche Szenarien). Der Posten des Sicherheitsberaters bedarf nicht der Zustimmung des Senats. Wer immer ihn erhält, übt großen Einfluss auf das US-Militär und die Geheimdienste aus. Flynn, der in einer irisch-katholischen Familie aufwuchs und noch immer Mitglied der Demokraten ist, machte in Armee und Geheimdiensten Karriere und war unter anderem im Irak und Afghanistan stationiert - seine Arbeit im Kampf gegen die Taliban wurde hochgelobt. 2012 wurde er Chef der Defense Intelligence Agency , einer Art CIA des Pentagons. 2014 ging Flynn in den Ruhestand - angeblich war er extrem verärgert, weil ihm US-Präsident Obama ein Treffen verweigerte, bei dem er ihn vor der Gefahr des "Islamischen Staats" (IS) hatte warnen wollen. Flynn sieht den IS als existenzielle Bedrohung der USA an. Womöglich wurde er aus dem Amt gedrängt. In den vergangenen Wochen bezeichnete Wahlkämpfer Flynn Obama als "Lügner", der keinen Plan habe, um die IS-Miliz zu besiegen. Wegen dieser Attacken wurde er von anderen ExMilitärs harsch kritisiert. Es gehöre sich nicht, sich so in Parteipolitik einzumischen und den Oberbefehlshaber zu kritisieren. Andere verweisen darauf, dass Flynn als Rentner hochbezahlte Reden in Russland hält und sich neben Präsident Wladimir Putin fotografieren ließ. Nicht nur bei Demokraten sorgte für Entsetzen, dass Flynn 2014 via Twitter erklärte, die Furcht vor Muslimen sei "vernünftig". Trump scheint nicht zu kümmern, was andere über seine engsten Mitarbeiter und Kabinettsmitglieder denken. Zum Beispiel, dass mehrere konservative Sicherheitspolitiker Flynn als "verwirrt" bezeichneten und Ex-Außenminister Colin Powell ihn einen right wing nutty nannte, also einen verrückten Rechten. Knapp eineinhalb Wochen nach dem Wahlsieg von Donald Trump scheint damit weiter alles offen. Diese Grafik des Washington Post -Journalisten Philip Bump bringt es auf den Punkt. Es spricht viel dafür, dass auch in den nächsten Tagen und Wochen der Trump Tower einer der wichtigsten politischen Orte der USA sein wird. Die Reporter haben schon ihr Lager in der Lobby des goldenen Turms aufgeschlagen - und dank dem Sender C-Span kann der Rest der Welt per Videostream mitverfolgen, wer in die goldenen Aufzüge steigt und womöglich als Minister wieder herauskommt. Zurzeit wird vor allem eines: spekuliert. Linktipp: Ein ausführliches Porträt von Trumps künftigem Sicherheitsberater, für das Michael Flynn mehrmals interviewt wurde, erschien kürzlich im Politico Magazine. Donald Trumps Kabinett: Trump will Ex-General als Sicherheitsberater nzz.ch 2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 10 /100 Sascha Lobo bei Maybrit Illner: 'Lagerbildung taugt ja (1.02/4) offenbar nicht' Darum ging's Was können wir aus dem Trump-Erfolg lernen? Darüber wollte Maybrit Illner diskutieren. Werden Abschottung und Fremdenfeindlichkeit folgen, und was machen nun die "geschockten Eliten"? Haben die Strategien der "Etablierten" wie beim Brexit versagt? Wird sich der Siegeszug der Populisten in Deutschland 2017 fortsetzen? Darum ging's wirklich Die etablierten Parteien, fand die Gastgeberin, kommen um eine selbstkritische Analyse nicht herum. Außerdem, da war sie sich mit ihren Gesprächspartnern sogar beinahe einig, sei es keine gute Idee, die Wähler zu beschimpfen. Sie zu überzeugen wäre deutlich besser. Gestritten wurde darüber, ob Rechtsruck und Populismus nun vor allem durch falsche Kommunikation entstehen oder ob wir eine andere Politik brauchen. Die Runde Frontverlauf Eine "mühevolle und anstregende Diskussion" nannte Maybrit Illner ihren TV-Talk am Ende. Zu Recht. Aber sie hatte zu Selbstkritik aufgerufen, und die ist selten eine leichte Übung. Zunächst allerdings stritten sich vor allem die Herren in der Runde darüber, wie man sich demokratisch streitet. Besprochen wurde auch, was Menschen zu den neuen rechten Parteien treibt, was Hillary Clinton und die alten Parteien in Europa falsch machen. Und die Gäste fragten sich, wie sich das möglicherweise ändern ließe. Angesichts von Trump nicht hyperventilieren Jörg Haiders Ex-Ratgeber Petzner fasste die Reaktionen auf Trumps Wahlerfolg zusammen: Wenn wir nun alle schockiert sind, dann haben die Wähler ihr Ziel erreicht. "Die wollen, dass ihr euch ekelt", sagte der Österreicher. Man müsse Donald Trump jetzt an Taten messen und Gelassenheit üben. "Wir dürfen jetzt nicht hyperventilieren. " Jens Spahn empfahl den Bündnispartnern ebenfalls, nicht überzureagieren. Sascha Lobo sah das anders. Angesichts von Aufrufen zu Rassismus zu Gelassenheit zu mahnen, hielt der Blogger für den falschen Weg. "Wir sollten im Gegenteil eine Menge Energie darein stecken, herauszufinden was da schief gelaufen ist. " Lagerbildung taugt nicht Nicht einigen konnte sich die Runde darüber, wie man über die Probleme, die offenbar viele Menschen bewegen am besten redet. Lobo fand man dürfe Herrn Oettingers Worte über asiatische Menschen ruhig rassistisch nennen, wenn sie nun mal rassistisch seien und erntete Applaus. Jens Spahn konterte, die Diskussion laufe direkt schief, wenn jeder, der über Migrationsprobleme im Alltagsleben sprechen wollte, gleich Rassist genannt werde. Beschimpfung der Wähler und eine Polarisierung der Debatte jedenfalls, da wurden sich die Gäste sogar einig, werde auf Dauer kaum zu mehr Verständnis führen. Lobo schlug vor zu üben, auf Provokationen klug einzugehen und auf radikale Sprüchen eher besonnen zu reagieren, als immer gleich zurückzubellen. "Wir müssen einen besseren Umgang miteinander lernen, denn die Lagerbildung taugt ja offenbar nicht dazu, andere von anderen Meinungen zu überzeugen. " "99 Prozent der Welt würde gerne mit Deutschland tauschen" Soziale Gerechtigkeit war der nächste Zankapfel. Petzner kritisierte Parteien wie die Grünen, die sich kaum mit Armutsbedrohung oder Arbeitsplatzverlusten beschäftigten. "Trotz Vollzeitbeschäftigung sind 118 Millionen Europäer armutsgefährdet", sagte er und forderte eine bessere Verteilung des Wohlstandes. Jens Spahn hielt die Furcht vor Armut für eher theoretisch: "In Deutschland herrscht immer so ein ‘Gefühl' der Bedrohung, und Furcht vor Arbeitslosigkeit", meinte der CDU-Politiker. "Aber 99 Prozent der Weltbevölkerung würde ziemlich gerne mit den Menschen in Deutschland tauschen. " "Die Globalisierung geht nicht wieder weg" Frank Stauss schlug vor sich von Scheingefechten und Phrasen zu verabschieden und stattdessen mit Inhalten zu beschäftigen und zu erkunden, wo wirkliche Probleme lägen: "Globalisierung und Digitalisierung ändern unsere Welt schnell und das geht auch nicht wieder weg. " Damit verbundene Probleme wie Jobverlusten müsse man benennen und anfassen. Auch das Stadt-Land-Gefälle, und die sich durch Wegzug junger Leute verändernde Infrastruktur seien Themen die zu wenig Platz fänden. Inhalte wünschte sich auch Philomena Poetis, die selten zu Wort kam: "Wir müssen strategischer denken, ich wüsste gerne manchmal, welche Partei eigentlich für welche Ziele steht. " Stefan Petzner schlug später in die gleiche Kerbe: Die großen Parteien täten gut daran, sich mal wieder einen großen Plan und eine begreifbare Agenda zu entwickeln. Zuletzt holte Maybrit Illner die AfD-Sprecherin Martina Böswald in die Runde. Das ehemalige SPD-Mitglied sagte, Lügen und Sozialpolitik ihrer Ex-Partei hätten sie so enttäuscht, dass sie sich nun in der AfD besser aufgehoben fühlte. "Da werde ich nicht für dumm belächelt, wenn ich sage, was ich denke", sagte die Freiburgerin. "Wir sind sicher eine sehr schillernde Partei", gab die Anwältin zu. "Das wäre dumm, einfach zu leugnen. " Böswald sprach sich für freie Wahlen aus: "Die Wahl ist die Krone der Demokratie, das wird sich von alleine ableben. Denn die Marktschreier will ja am Ende keiner hören. " An letzterem hatten ihre Gesprächspartner Zweifel. Vor allem Ex-Parteifreund Stauss schüttelte über Böswald den Kopf und sagte, er wäre nicht interessiert, sie zurückzuholen. Wem Brandstiftung und Ballast dieser Partei egal seien, auf den könne er dann ganz gut verzichten. Zitate des Abends "Ich finde es keine Bereicherung, wenn ich durch Straßen fahre und fast keine Frauen sehe. Und wenn ich sie sehe, dann mit Kopftuch. " (Jens Spahn) "Die Probleme, die Menschen in einem wohlhabenden Land wie Deutschland haben, werden wir nicht lösen, indem wir Ausländer ausweisen. " (Frank Stauss) "So wie hier diskutiert wird, beweisen Sie samt und sonders, dass es uns als Partei einfach geben muss. Und das finde ich als ehemaliges SPD-Mitglied fast schade. " (Martina Böswald) "Auch wenn da 17 Sachen dabei waren, bei denen mit speiübel wurde, glaube ich, dass sinnvoll ist, dafür zu kämpfen jede Person von der AfD zurückzugewinnen, solange sie nicht offen menschenverachtend auftritt. Schon allein weil sie in der SPD weniger Blödsinn anrichten kann als in der AfD. " (Sascha Lobo) "Freihandel bedeutet nun mal nicht: für alle mehr. " (Jens Spahn) "Ich werde wohl wieder Rot-Grün wählen, mit den üblichen Schmerzen, die dazugehören. Vielleicht werde ich vorher etwas Alkohol trinken. " (Sascha Lobo) Erkenntnis Demokratisch miteinander zu diskutieren führt weiter, als zu polemisieren und zu polarisieren. Einfach ist es allerdings nicht, der anderen Seite auch wirklich zuzuhören. Talk bei Maybrit Illner | CDU-Politiker schimpft über Kopftücher bild.de 2016-11-18 08:18 Julica Jungehülsing www.rp-online.de 11 /100 Merkel und Obama: Abschied von der guten, alten Zeit (1.02/4) Der gemeinsame Auftritt von USPräsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Berlin war von einer gewissen Wehmut geprägt. In teilweise ausufernden Statements, die ironischerweise vom russischen Staatssender RT in einer sehr guten Simultan-Übersetzung live übertragen wurden, hinterließen beide einen eher ratlosen Eindruck. Der Charakter des Auftritts erinnerte frappierend an eine gemeinsame Pressekonferenz im Februar 2015 in Washington , als die beiden zur Griechenland- und zur Ukraine-Krise gefragt wurden und jeder der beiden froh war, wenn der andere antwortete. Obama versuchte sich bereits als „elder statesman“ und sagte, wäre er Deutscher, er würde Merkel wählen – um hinzuzufügen, er wisse nicht, ob er Merkel mit einem solchen Bekenntnis schade oder nütze. Selbst bei diesem gar nicht schlechten Witz musste sich Obama zwingen zu lächeln. Immerhin verhielt sich Obama gegenüber seinem designierten Nachfolger Donald Trump erstaunlich fair: Er sagte, er habe den Eindruck, dass Trump sehr wohl zwischen schrillen Wahlkampftönen und der Verantwortung eines Regierenden zu unterscheiden wisse. Er beschwor, wie schon zuvor in Athen, die Einheit der EU. Doch allein die Tatsache, dass Obama nach Berlin und nicht nach Brüssel gereist war, zeigt, wie wenig der scheidende Präsident von der EU überzeugt ist: Wäre er wirklich ein glühender EU-Fan, er wäre zu Jean-Claude Juncker gereist. Doch die EU und Deutschland gerade aus dem Fokus der Amerikaner: Donald Trump hat mit allen wichtigen Politikern von China über Russland bis Japan gesprochen – Juncker und Merkel dagegen stehen offenbar noch nicht in seinem Telefonbuch. Merkel wirkte müde und mürrisch. Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass sie gerade all ihre Kräfte sammelt, um ihr die von der New York Times zugedachte Rolle der Retterin der westlichen Werte zu spielen und erneut kandidiert – für einen vermutlich ziemlich unerquicklichen Kampf gegen Donald Trump. Anders als Obama und Merkel spricht Trump eine klare Sprache, oft vulgär, oft jenseits des guten Geschmacks, oft unangenehm verletzend. Das Kernproblem der transatlantischen „transition period“ ist aber nicht nur ein völlig neuer, ruppiger Stil. Obama sagte, dass alle Beteiligten an einem harten politischen Diskurs darauf achten müssten, den „Gegner nicht zu dämonisieren, denn sonst geht die Demokratie kaputt“. Der Dissens zwischen dem alten und dem neuen Establishment liegt in einer völliger divergierenden Beurteilung der Fakten. Obama und Merkel sind Verfechter einer Globalisierung mit menschlichem Antlitz, Trump und die Brexit-Briten bilden eine Allianz des nationalen Wettbewerbs: Möge der Stärkere gewinnen!, scheint ihre Losung zu sein. Das Problem Obamas und Merkels ist: Sie können auf ihre langen Jahre an der Macht bei einer kritischen Bilanz nicht mehr als Erfolg verkaufen: Das wirtschaftliche Elend der USA war der Grund für den Wahlsieg Trumps. Einzelne Staaten in der EU stehen zwar besser da, sind aber von den EU-Konflikten aufgerieben. Die Sparer müssen Verluste hinnehmen, die Jugendarbeitslosigkeit in den Südstaaten ist unverändert dramatisch hoch, die Armut und der Siegeszug des Lohndumpings auch in Deutschland noch lange nicht zu Ende. Die Renten sind unsicher, die Banken auch, und der Bond-Markt gerät gerade in unangenehmer Weise ins Rutschen. Man konnte Obama anmerken, dass er die vielen Kriege, die unter ihm als Friedensnobelpreisträger angezettelt wurden, eigentlich nicht führen wollte. Er hat für Syrien und Libyen zu spät erkannt, dass die CIA-Methode der Söldner-Milizen ins Desaster führt. Nun ist Russland im Nahen Osten stärker als je zuvor – trotz aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme im eigenen Land. Deutschland und die EU sind wegen der Vertriebenen aus diesen Kriegen in eine schwere Identitätskrise gestürzt worden. Merkel und Obama beschworen die Sanktionen und das TTIP als die Lösungen – wohl wissend, dass Donald Trump möglicherweise einen ganz anderen Kurs einschlagen wird. Obama war als Präsident eine große Enttäuschung – denn er war als echter Hoffnungsträger für die ganze Welt gestartet. Merkel wird mittlerweile sogar von der Bild-Zeitung und der FAZ sehr scharf kritisiert. Beide Langzeit-Regierenden scheinen zu merken, dass nicht nur ihre persönliche Zeit abgelaufen ist. Sie dürften realisieren, dass ihre Art, Politik zu machen, nicht die Politik der Zukunft ist. Obama will zum Oktoberfest als Privatmann wieder nach Deutschland kommen. Merkel will sich dem Vernehmen nach in den kommenden Tagen erklären, ob sie wieder kandidiert. Die Aussicht, zahlreiche Nächte bei den Brexit-Verhandlungen zuzubringen, sich unter Umständen mit Marine Le Pen auf Regierungschef-Ebene auseinandersetzen zu müssen oder sich von Trump eine Kursänderung in Sachen Russland vorgeben zu lassen, sind nicht besonders erfreulich für die Kanzlerin. Vielleicht stimuliert sie gerade die Aussichtslosigkeit ihrer Mission. Vielleicht will sie die letzten Jahre der aus ihrer Sicht guten, alten Zeit noch auskosten, bis zum bitteren Ende. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. *** Obama in Berlin: Abschiedsbesuch bei Angela Merkel nzz.ch 2016-11-18 02:41 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 12 /100 Für eine neue Debattenkultur: Zur Hölle, wer sind denn (1.01/4) diese die Anderen? Der Sieg von Donald Trump hat im Milieu der professionellen Zeitbeobachter auch produktive Folgen. Der Schock hat mancherorts eine neue Neugier und Offenheit erzeugt, sich mehr und anders als bisher um jenes «andere Amerika» zu kümmern, das diesen Präsidenten zu wollen scheint. Erkennbar ist der Wille, vor dem Urteilen zu verstehen, wie jene Leute ticken, die gern summarisch als «white trash» abgetan werden. Komplexe Analysen, die das Zusammenspiel von sozioökonomischen Faktoren und kulturellen Codes zu erkunden suchen , finden sich neben Recherchen, die den Fremden im eigenen Volk die Empathie nicht verweigern – sogar in der «New York Times». Das Gefühl, plötzlich mit einer Wirklichkeit konfrontiert zu werden, die man nicht wahrgenommen hat oder nicht wahrnehmen wollte, ist nicht auf die USA beschränkt. Es ist auch in Europa manifest geworden, seitdem sogenannte populistische Massenbewegungen herrschende Selbstverständlichkeiten herausfordern. In dieser Wahrnehmung erscheint der Landsmann von nebenan plötzlich als viel fremder als die Immigranten aus Afrika und Asien, die sich hier niederlassen wollen. Und manchem wird bewusst, dass er diese merkwürdigen Leute zwar reflexartig mit Etiketten bekleben kann, aber nichts über sie weiss. Einzelne machen sich auf Entdeckungsreise. «Zur Hölle, wer sind die Anderen?», fragte ironisch irritiert das Wiener Bobomagazin «Fleisch» bereits im Sommer , als der FPÖ-Kandidat 49,7 Prozent der Stimmen bei der Präsidentenwahl erhielt. Man habe zwar immer geahnt, dass diese «Anderen viele waren, viel mehr als wir, aber sie waren bloss eine Art Füllpersonal für uncoole Wohngegenden. Sie zählten nicht. Sie schienen keine Musik zu haben, keine Ideen, keinen Sinn für Fortschritt, stattdessen langweilige Jobs und Autos mit Garagenplätzen.» Jetzt sind sie plötzlich da, hörbar, eine Provokation für die eigenen Gewissheiten und den als alternativlos angesagten Lebensstil. Wo der Wiener in der Pose der Ratlosigkeit zurückbleibt, zieht die Berliner Gymnasiastin Paulina Unfried Konsequenzen. Das Mädchen war ein Jahr als Austauschschülerin in Minnesota und erlebte einen Kulturschock. «Tagsüber ökosozial engagierte progressive Privatschule, abends Party im Montbijou-Park oder an der Admiralsbrücke, Kreuzberg. Überzeugte Vegetarierin», so beschreibt sie in der «TAZ »ihr Profil , mit dem sie in eine Kleinstadt voller Trump-Anhänger geriet. Zu ihrer eigenen Überraschung sind aber Freundschaften mit ihren so ganz anders tickenden Mitschülern möglich. «Paulina, wenn du meine Meinung nicht teilst, dann versuche trotzdem, sie ernst zu nehmen und zu verstehen, warum ich dieser Meinung bin.» Diese schlichte Bitte ihrer neuen Freundin, einer evangelikalen Christin, überzeugt die Berliner Repräsentantin umlaufender deutscher Weltgewissheiten. Sie ahnt, dass sie in der Filterblase gelebt hat, in der «die Anderen» draussen nur als moralisch schlecht und im Zivilisationsprozess zurückgeblieben vorkamen. Neben eher tändelnden Glossen und anekdotischen Erfahrungsberichten der zitierten Art gibt es bei führenden Meinungsmachern auch ernsthafte Selbstreflexion. So hat Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredaktor der «Zeit», offenbar keine Sorge, er könne die Pegida- und AfDVorwürfe einer linken Mediendominanz befeuern, wenn er über die Angehörigen seiner Generation schreibt. «Die Generation Grün hat die Macht im Lande. Unsereiner bestimmt – nicht allein, aber doch sehr –, was in den Museen gezeigt und in den Schulen gelehrt wird, was in den Zeitungen geschrieben steht und im Rundfunk gesendet wird, was in den Regalen der Supermärkte liegt und was als letzter Schrei bewusster Ernährung zu gelten hat.» Auffälliger noch ist seine Empathie für jene, die diese Hegemonie nicht als Segen empfinden: «Was für eine ungeheuerliche Provokation muss diese Konstellation für all jene gewesen sein, die dieses Land nicht ganz so feministisch, vegan, multikulturell und schwul haben wollten.» Ulrich erinnert mit Nachdruck an den politischen Charakter der in die Lebenswelten eingreifenden universalistischen Werte, die unter anderem auch von seiner Generation in politischen Kämpfen durchgesetzt wurden, jetzt aber wie seltsam zeit- und interessenenthobene Offenbarungen behandelt werden. Damit kann man einen als alternativlos vernünftig geltenden gesellschaftlichen Konsens eine Weile gegen Kritik immunisieren, provoziert aber später umso wuchtigeren Widerstand. Das ist für Michael Seemann, einen Linken, jetzt der Fall. Denn er glaubt nicht, dass es mit jenem «Konsens» so weit her war. Der dominante Konsens sei vor allem der Konsens einer «globalisierten Klasse der Informationsarbeiter, die viel homogener und mächtiger ist, als sie denkt». Sie kontrolliere den Diskurs und habe dabei ihre kulturellen Standards durchgesetzt, ohne eine Teilhabe der «Anderen» ins Kalkül zu ziehen. Widerspruch werde moralisch erledigt, eine politische Debatte sei kaum möglich. Das Problem liegt für Seemann nicht in erster Linie darin, dass Menschen sozial «abgehängt» sind, sondern darin, dass ein erhebliches Milieu den Verlust kultureller Hegemonie als Kontrollverlust erlebt und zugleich als Sachzwang akzeptieren soll. Diese Strategie, im Kern politische Konflikte als alternativlose Sachzwänge zu camouflieren, funktioniert aber nicht mehr reibungslos. Die Entpolitisierung zentraler Streitfragen durch eine hypermoralische Aufspaltung der Gesellschaft in die Guten und die bösen «Anderen» erweist sich als riskant und gesellschaftspolitisch dysfunktional, weil der Widerstand gegen die uneingestandene Herrschaft ausser Kontrolle geraten könnte. Kluge Politiker haben das auch begriffen. Sie fordern die Bereitschaft, mit den «Anderen» zu reden, sie nicht länger nur als «Pack» zu denunzieren, als Idioten vorzuführen und ihre Positionen mit Tabus und Denkverboten zu belegen. So formulierte das unabhängige Beratergremium «Konvent für Deutschland», zu dem auch der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog gehört, im Frühjahr ein Plädoyer für den offenen Diskurs und «eine Debattenkultur, die Meinungspluralität ernst nimmt, Unterschiede nicht zukleistert». Wer eine «Revitalisierung» der Politik und der Parteien will und das Gebot der demokratischen Teilhabe ernst nimmt, wird solchen Forderungen kaum widersprechen können. Es sind gerade einige Politiker der Grünen, die doch als besonders korrekt gelten, die mit vollem Risiko die Diskursgrenzen verschieben wollen. So provozierte jüngst Boris Palmer, grüner Oberbürgermeister von Tübingen, nicht nur seine Parteifreunde mit der Forderung, auch Menschen zu tolerieren, die «wir für reaktionär halten ». In Sachsen geht Antje Hermenau, zehn Jahre lang Fraktionsvorsitzende der Grünen im Dresdner Landtag, in Debatten mit der AfD mit der Einstellung, auch der Andere könnte recht haben. Die «TAZ» zitiert die Frau mit der Bemerkung, das «sei die Haltung, mit der man in ein Gespräch gehen müsse, wenn man keine gespaltene Bevölkerung wolle». Daraus spricht nicht nur taktisches Interesse, den anderen zu verstehen, um ihn desto besser niedermachen zu können. Ohne eigene Positionen opportunistisch einem «Zeitgeist» zu opfern, verbindet sie deren offensive Vertretung mit der Bereitschaft zur selbstkritischen Befragung. Eine solche erzliberale Haltung ist in deutscher Politik und womöglich auch in den Medien heute noch eher eine Minderheitenposition, wie gerade an der Reaktion auf ähnliche Forderungen des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann am Parteitag der Grünen zu sehen ist. Dem im «Kampf gegen rechts» beliebten politisch korrekten Imperativ «Mit denen redet man nicht!» zu folgen, ist allemal bequemer. Wer aber den postdemokratischen Erziehungsstaat nicht mag und auch keine Lust auf Bürgerkrieg hat, für den sind eine unverstellte Wahrnehmung der gesellschaftlichen Wirklichkeit und die ganz andere Diskussionskultur, wie sie sich Kretschmann und Roman Herzog wünschen, plausible Alternativen. Steigende Hypothekarzinsen: Trump verteuert den Hauskauf nzz.ch US-Wahlen: Vom White Trash lernen nzz.ch 2016-11-18 00:00 Heribert Seifert www.nzz.ch 13 /100 Rheinberg - Einbruch in Einfamilienhaus / Polizei sucht (1.00/4) Zeugen Rheinberg (ots) - Am Donnerstag, zwischen 18.30 Uhr und 22.00 Uhr, hebelten unbekannte Täter die Haustür eines Einfamilienhauses an der Xantener Straße auf. Die Täter entwendeten Bargeld und flüchteten unerkannt. Sachdienliche Hinweise bitte an die Polizei in Rheinberg, Tel.: 02843 / 9276-0. Euro Schaden durch Brandstiftung t-online.de 2016-11-18 online.de 14 /100 07:15 www.t- Was heute wichtig ist (1.00/4) Elon Musk erhält von den Aktionären von SolarCity grünes Licht für die Fusion mit Tesla. Der Tesla-Chef war mit 22 Prozent der Aktien bereits der grösste Anteilseigner von SolarCity. Musk erhofft sich vom umstrittenen Deal Synergien und spricht vom einzigen vollintegrierten Energiekonzern der Welt. Vorwahlen in Frankreich: Spannende Primärwahlen der Bürgerlichen nzz.ch 2016-11-18 00:00 Sylviane Chassot www.nzz.ch 15 /100 Albinos in Tansania: Die weissen Schwarzen (1.00/4) Am Tag, an dem wir in Dar es Salaam eintreffen, berichten die Zeitungen über eine grosse Show, die am Abend zuvor in Nairobi stattfand: Das Nachbarland Kenya hat soeben die ersten Miss und Mister Albino gekürt, mit Pomp und Krönchen und dem Vizestaatspräsidenten als Ehrengast, der via CNN und Twitter verkündete, wie sehr er Albinos liebe. «Eine tolle Sache!», sagt Oscar Haule, als wir darauf zu reden kommen. «Eine MissAlbino-Show hatten wir auch schon in unserem Land, nur leider nicht ganz so gross.» Aber zunächst einmal empfängt uns der freundliche Oscar mit einem «very warm Welcome to Tansania!». Es ist das Land des Kilimandscharo und der Serengeti – und das Land der Albinos. Nirgendwo sonst auf der Erde leben pro Kopf gerechnet mehr Menschen mit Albinismus als in Tansania. Normalerweise ist es 1 zu 20'000, hier 1 zu 1400, doch warum ausgerechnet in Tansania, das kann uns niemand genau sagen. Notorisches Heiraten unter Blutsverwandten liegt als Erklärung nahe, doch das gibt es in vielen Ländern, ohne dass dort ähnlich viele Albinos geboren werden. 36'000 sollen in Tansania leben, vielleicht auch noch mehr, denn niemand kann sie zählen in diesem Land, das dreimal so gross ist wie Deutschland, wo 50 Millionen Einwohner in Tausenden von entlegenen Dörfern leben. Der Erste, den wir antreffen, ist Maulidi. Schweigend und in sich gekehrt sitzt der 25-jährige Mann mit einer Haut wie Pergament und zusammengekniffenen Augen in Oscar Haules winzigem Büro mitten in Dar es Salaam. Sein Kopf ist kahl, die rotblonden Haare sind alle wegrasiert. Maulidi ist Fussballer, Stürmer bei den Albino United, dem ersten Fussballklub der Welt, der zur Hälfte aus Albinos besteht. Oscar Haule, im Hauptberuf Geschäftsmann, hat den Klub 2008 gegründet. Seither kämpft er als nebenamtlicher Manager mit seinem Team um Punkte in der vierten tansanischen Liga, vor allem aber gegen die Vorurteile gegenüber den weissen Schwarzen. Viele Tansanier halten Albinos für lebende Gespenster, für Boten des Unglücks, neuerdings auch von Reichtum und Glück, nur nicht für menschliche Wesen. Dass ihre bleichen Beine schon beim ersten Ballkontakt brechen, gehört noch zu den harmlosen Gerüchten. Viele Tansanier halten Albinos für lebende Gespenster, für Boten des Unglücks, neuerdings auch von Reichtum und Glück, nur nicht für menschliche Wesen. Nach einer Untersuchung des PEW-Research-Centers von 2010 glauben 60 Prozent der tansanischen Bevölkerung an die heilende Kraft von Geistern. Oscar und seine Familie sind selber nicht von Albinismus betroffen. Doch für ihn war die Gründung der Albino United ein Akt menschlicher Solidarität und ein ähnlich unkonventioneller Versuch der Integration wie die Miss- und Mister-Albino-Wahlen. Der Auslöser war eine grausame Mordwelle, die 2006 losgebrochen war, scheinbar aus dem Nichts. Bis 2015 wurden mindestens 75 tansanische Albinos umgebracht und mehr als 200 in ganz Afrika. Niemand weiss, wie viele von ihnen heimlich verschwanden oder vergewaltigt wurden, weil ein Mann dem Gerücht glaubte, er könne sich vom HI-Virus befreien, wenn er Sex mit einer Albina habe. Eigentlich sollte Maulidi mit seiner Mannschaft an einem Turnier spielen. Doch weil er arbeiten musste und die Abfahrt verpasste, sitzt er nun traurig neben Oscar und wird auch nicht fröhlicher, als er aus seinem Leben erzählt. Am Anfang mussten die Albino United unter Polizeischutz trainieren und spielen, mittlerweile fühlt sich Maulidi einigermassen sicher, anders als in der Provinz, aus der er in die Hauptstadt geflüchtet ist, weil er fürchtete, ihm könnte das Gleiche widerfahren wie unzähligen Albinos, die mitten in der Nacht überfallen und zugerichtet wurden wie Nashörner und Elefanten von Wilderern. Zwei Mädchen, die weniger Glück hatten als Maulidi, waren die Waisenkinder Bibiana und Tindi. Im Jahr 2009 waren drei Männer in ihre Hütte eingebrochen und hackten dem einen Mädchen mit einer Machete zwei Finger ab und dem andern das halbe Bein. Um die Körperteile als Glücksbringer zu verkaufen. Es war ein Wunder, dass die Mädchen überlebten. Und ein spätes grosses Glück, dass Al-Shaymaa Kwegyir auf sie aufmerksam wurde und die beiden Mädchen adoptierte. «Just call me Shaymaa», sagt die Frau, die uns in ihrer geräumigen Stadtwohnung empfängt. Sie sitzt zwischen einem Hometrainer und einem riesigen Flatscreen, während draussen der Muezzin zum Gebet ruft. Bibiana und Tindi, ihre beiden Adoptivtöchter, sind derzeit in Los Angeles, wo ihnen amerikanische Donatoren einen Neustart ins Leben mit Hightech-Prothesen verschaffen. Heute sagt die 56-jährige Shaymaa: «Ich bin stolz darauf, eine Albina zu sein.» Aber auch der Weg dieser charismatischen Frau war hart, bis sie 2008 die erste Abgeordnete mit Albinismus im nationalen Parlament wurde. Von ihren schwarzen Mitschülern war sie ohne Ende als «nguruwe» (Schwein) gehänselt worden oder als «zeru-zeru» (Geist). Doch Hauptsache, sie war überhaupt an einer Schule und hielt durch. Es war ihr Glück des Lebens, dass sie in eine Familie hineingeboren wurde, wo nicht Aberglaube über das Schicksal entschied. Ihre Mutter war Lehrerin, der Vater Gefängnisaufseher, beide schwarz, doch von ihren neun Kindern waren drei weiss. Die Eltern liebten trotzdem alle ihre Kinder gleich, weil sie wussten, dass Albinismus mit veränderten Genen und fehlendem Melanin zu tun hat und nichts mit bösen Geistern. Shaymaa schaffte es an die Universität, dann wurde sie Empfangsdame für offizielle Gäste am Flughafen Dar es Salaam, wo sie dem damaligen Staatspräsidenten auffiel, der sie 2008 zur Parlamentarierin ernannte, um ein Zeichen gegen die Stigmatisierung der Albinos zu setzen. Doch selbst im Parlament gab es Politiker, die einen grossen Bogen um die weisse Frau machten, nicht zu reden von den Dörfern weitab der Hauptstadt, die Shaymaa nur an der Seite von Polizisten besuchen konnte, um die Bewohner über Albinismus aufzuklären. Shaymaa hat zwar die Wiederwahl ins Parlament nicht geschafft («well, that's politics»), trotzdem ist sie vorsichtig optimistisch. Die Situation sei besser geworden, es gebe weniger Morde, in diesem Jahr noch keinen. Vor allem würden betroffene Kinder weniger oft als früher aus Scham zu Hause versteckt oder gleich nach der Geburt heimlich getötet, sondern zur Schule geschickt. «Es ist alles eine Frage der Bildung. Bildung, Bildung», sagt Shaymaa; ein Satz, den wir noch oft hören werden auf unserer Reise durch dieses Land. 1000 Kilometer nordwestlich von Dar es Salaam liegt Musoma, eine Stadt mit geschätzten 150 000 Einwohnern am Südufer des Viktoriasees. Musoma und die Nachbarstadt Mwanza gelten als Hochburgen der Heiler und der Hexerei. Vor Ort nimmt uns ein rundlicher Mann mit dem Vornamen «Gott sei Dank» in Empfang, Deogracias Wegina. Deogracias, 50, ist Geschäftsmann und Präsident des örtlichen Rotary Club, der sich mit internationaler Unterstützung um die Albinos in dieser Region kümmert. Er führt uns in die «Mwisenge Primary School», eine staatliche Primarschule mit 820 Kindern, unter ihnen rund hundert Albinos. Alle tragen blau-weisse Schuluniformen, doch im Unterschied zu den schwarzen Schülern tragen die Albinos Caps und Safari-Schlapphüte, die sie tief ins Gesicht gezogen haben, um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Und selbst dann müssen viele ihre hochempfindlichen Augen pausenlos zusammenkneifen oder mit den Händen schützen, weil niemand sich eine Sonnenbrille leisten kann, geschweige denn eine Lesebrille, um die endemische Kurzsichtigkeit zu korrigieren. Betroffene Kinder würden weniger oft als früher aus Scham zu Hause versteckt oder gleich nach der Geburt heimlich getötet. Nach 2006 wurden die jungen Albinos aus den Dörfern der ganzen Region hierher geholt, nicht nur um lesen und schreiben zu lernen, sondern ebenso zu ihrer Sicherheit. Es gibt auch Heime im Land, wo ausschliesslich Albinos leben. Doch was von der Regierung als Schutz gedacht war, wurde bald zur Falle, zu einem Ort der Isolation. Doch hier sollen alle Kinder mit allen leben und lernen, und glaubt man den Lehrerinnen, dann funktioniert es recht gut. Schulzimmer und Schlafräume sind freilich in einem miserablen Zustand. Es hängen zwar Tafeln an der Wand, aber darauf schreiben oder etwas erkennen kann man schon lange nichts mehr. Das einzige Gebäude der Schule, das nicht verlottert ist, ist eines, das der chinesische Botschafter als Geschenk seines Landes 2015 eingeweiht hat, wie eine goldene Tafel an der Eingangstüre verkündet. Ohnehin sind die Chinesen in Tansania bald so präsent wie CocaCola, vor allem in der Hauptstadt Dar es Salaam, wo sie einen Glasturm nach dem andern hochziehen und chinesische Banken um Kunden werben. Das weitaus grösste chinesische Projekt in Tansania, der grösste Hafen an der Küste Ostafrikas, liegt derzeit jedoch auf Eis. Wir fahren weiter an den Stadtrand von Musoma und treffen Herena und Elizabeth in einem Wellblechhüttenquartier. Die beiden Albinas sind jetzt Jungunternehmerinnen. Mit einem Mikrokredit von 300 Dollar und vielen Tipps von Rotary-Präsident Deogracias haben die beiden Frauen im letzten Jahr zwei Coiffeurshops eingerichtet und soeben ihre dritte Zinsrate zurückbezahlt, wie Deogracias stolz berichtet. Die zierliche Herena ist froh, dass sie weiterhin mit beiden Händen arbeiten kann, denn seit 2013 wurde sie gleich zweimal in der Nacht bedroht, man werde sie töten und verstümmeln. Seit zwei Jahren ist Sadda nicht mehr angegriffen worden. Trotzdem getraut sie sich nicht einmal untertags, alleine durch die Strassen zu laufen. Auch Sadda ist eine Albina, die mit gleicher Starthilfe zwei Shops in Musowa aufgebaut hat. Nie, sagt die 52-jährige Frau mit leiser Stimme und scheuem Lächeln, hätte sie früher auch nur einen T-Shilling von irgendwoher bekommen. Und ebenso wenig hätte sie vor zwanzig Jahren auf einem Markt arbeiten können, weil viele Leute der Ware aus einer weissen Hand wie jener von Sadda nicht trauten. Sie hätte verhext sein können. Heute verkauft sie geflochtene Körbe für Fischer und Händler, zudem importiert sie Stoffe aus Indien und näht mit zwei anderen Frauen Kleider daraus wie die leuchtende rosarote Kanga, die sie selber trägt. Seit zwei Jahren ist Sadda, deren Haut mit grossen dunklen Pigmenten übersät ist, nicht mehr angegriffen worden. Trotzdem getraut sie sich nicht einmal untertags, alleine durch die Strassen zu laufen. Ihr Vater hatte zwei Frauen und sechs Kinder mit Albinismus. Unterdessen ist Sadda selber vierfache Mutter und sechsfache Grossmutter. Alle ihre Kinder und Enkel sind schwarz, doch jede Geburt war und bleibt eine Lotterie. Schwarz oder weiss? Stigma oder nicht? «Gott weiss es», sagt Sadda. Auch deshalb ist die Suche nach einem Partner eine schwierige Sache für Albinas. Oft werden Hochzeiten im letzten Moment annulliert, weil die Angehörigen des Bräutigams einen Fluch über der ganzen Familie befürchten. Eine der vielen Frauen, die das erlebt hat, ist Silya, 37. Wie nur wenige Albinas ist sie sorgfältig geschminkt und trägt eine Lesebrille. Wir treffen sie im Hauptstadtbüro der Tansania Albino Society, einer NGO, die bereits 1980 gegründet worden ist und mittlerweile 9000 Mitglieder im ganzen Land zählt. Silya ist die Tochter eines Teepflanzers, der seine weisshäutige Tochter so liebte und beschützte, dass er gar ein eigenes Pult für sie in die Schule brachte, weil niemand neben ihr sitzen wollte. «It's education», sagt auch Silya, die heute in der Personalabteilung eines Ministeriums arbeitet. Auch Josephat, 32, sässe heute nicht neben Silya, hätte seine Mutter auf ihre Hebamme gehört, die ihr nach dem ersten Blick auf die bleiche Haut des Buben riet: «Vergifte dieses Kind!» – «Es ist Gottes Wille», antwortete die Mutter. Mittlerweile ist Josephat Torner, gesegnet mit einer schnellen Zunge und einem scharfen Verstand, einer der bekanntesten Albinos in Tansania. Er ist schon nach Washington gereist und auf den Kilimandscharo gestiegen, um über die Lage der Albinos zu berichten und seinen Landsleuten zu beweisen, dass sie so fit sind wie ihre schwarzen Brüder und Schwestern. Und es scheint sich gelohnt zu haben. Die Lage habe sich jedenfalls klar verbessert in den letzten Jahren, meint auch Josephat, der 2012 selber nur knapp einer Entführung entging. Schon um 1900 wurden Albinos als vermeintliche koloniale Geister umgebracht, während die Deutschen in Tansania herrschten, dem damaligen Deutsch-Ostafrika. Der Fluch der weissen Haut hielt ein Jahrhundert lang an, ohne dass man in Europa Notiz davon nahm. Bis eben 2006 die Nachrichten von den vielen Morden um die Welt gingen. Doch warum gerade dann? Josephat hat eine überraschende Vermutung dazu, die auch unter europäischen Ethnologen kursiert: «Die Globalisierung» könne dahinterstecken. Über viele Generationen hinweg, so holt er aus, liessen sich die traditionellen Heiler in Naturalien bezahlen. Doch in den letzten zwanzig Jahren wurden wie überall auf der Welt auch in Afrika das Leben und die Arbeit mehr und mehr monetarisiert. Manche Heiler und Hexer wollten sich nicht mehr mit Tabak oder Hirse abgelten lassen, sie verlangten nun Cash. Es existiert offenbar ein Schwarzmarkt für Albinoknochen. Es würden Preise von 5000 Dollar für einen Arm und 200'000 Dollar für einen ganzen Leichnam herumgeboten. Deshalb erfanden sie quasi ein neues Geschäftsmodell, das sie selber mit Gerüchten in Gang setzten. So galten Albinos fortan nicht mehr als Omen des Bösen, sondern sie versprachen Glück und Reichtum. Den Fischern am Viktoriasee verhiess man einen besseren Fang, wenn sie blonde Albinohaare in ihre Netze flochten. Noch vielversprechender als Haare oder Fingernägel waren Knochen, die man zum Beispiel in den Minen hinterlegen sollte, um mehr Edelsteine zu finden. Dies, so Josephat, habe einen Schwarzmarkt für Albinoknochen geschaffen. In den internationalen Medien wurden Preise von 5000 Dollar für einen Arm, bis zu 200'000 Dollar für einen ganzen Leichnam herumgeboten. Josephat mag nicht über Zahlen reden, weil er weder weitere Auftragsmörder noch Grabräuber animieren möchte. Doch wer sollte das überhaupt bezahlen können in einem Land, wo nach der jüngsten Regierungsstatistik 38 Prozent der Bevölkerung mit weniger als 1 Dollar 25 pro Tag leben? «Die grossen Fische!», hatte uns Deogracias in Musoma oben zugerufen, «Politiker und reiche Businessleute!» Ihnen traut der Rotary-Präsident offenbar alles zu und vergleicht sie mit Idi Amin. «Wenn diese Leute an die Macht wollen, zählt Bildung nichts mehr. Dann sind sie nur noch Egoisten.» Tatsächlich wurde der Verdacht schon im Parlament geäussert, auch Politiker hätten sich bei Heilern mit Albinoknochen eingedeckt, um so ihre Wahlchancen zu verbessern. Schon möglich, meint Josephat. Nur gibt es keine Beweise dafür. Weder er noch sonst jemand kennt einen konkreten Fall. Noch nie ist ein Politiker oder Geschäftsmann je angeklagt oder gar verurteilt worden. Es wurden zwar ein paar wenige Täter gefasst und zum Tode verurteilt, doch das waren junge Männer, die bereit waren, für ein paar Dollar ein Kind zu töten. Die «grossen Fische», so es sie denn gibt, schwimmen im Dunkeln. Auch die vorübergehende Verhaftung von 200 verdächtigen Medizinmännern im Jahr 2015 hat keine Klärung über allfällige Hintermänner gebracht. Die meisten Morde blieben ungeklärt, weil die Zeugen – oftmals im Umfeld der Familie – nicht zu einer Aussage vor Gericht bereit waren. Doch am schlimmsten sind für die Albinos nicht einmal die Morde. «Unser grösster Feind ist die Sonne», hatte uns schon Shaymaa, die Parlamentarierin, gesagt. Gemäss einer neuen Statistik werden die Albinos in Tansania gerade einmal halb so alt wie die schwarze Bevölkerung: 32 Jahre. Der Hauptgrund: Hautkrebs. Nach Schätzungen von Dermatologen hat jeder zweite Albino zwischen 20 und 30 Jahren Melanome in fortgeschrittenem Stadium. In den grossen Städten geben Hautkliniken mittlerweile Sonnencrèmes mit Schutzfaktor 50 ab und bieten Vorsorgeuntersuchungen an. Doch das können sich nur wenige leisten. Und wen die Eltern schon als Kind ungeschützt der afrikanischen Sonne überliessen, der hat ohnehin miserable Aussichten. «Unser grösster Feind ist die Sonne»: Die Albinos in Tansania werden gerade einmal halb so alt wie die schwarze Bevölkerung: 32 Jahre. Unser nächstes Ziel ist die «Saint Francis of Assisi Primary School» am Fusse des Kilimandscharo. Gegründet wurde diese Schule nahe der Stadt Moshi von Sister Mosha, einer resoluten tansanischen Nonne, die es selbst im Staub der afrikanischen Provinz auf wundersame Weise schafft, ihre Haube stets blütenweiss zu halten. Im Jahr 2000 begann sie Waisen und Behinderte aus der Region in einem 20-Quadratmeter-Holzverschlag aufzunehmen. Inzwischen versorgt sie mit elf Ordensschwestern 380 Waisen, Blinde, Stumme und Taube – und mitten unter ihnen 70 Albinos, die, so unser Eindruck, mit allen andern Kindern in grösster Selbstverständlichkeit verbunden sind. Mehr als ein Dutzend Schul- und Schlafsäle stehen mittlerweile auf dem Gelände, allesamt Spenden aus Europa, und im Vergleich zur Staatsschule in Musoma werden sie weit besser unterhalten. Die Ordnung in den Schlafsälen schlägt jede Kaserne. Der neuste Bau ist eine drei Meter hohe Betonmauer rund um die Schule. Sie wurde von der Schweizer «The Dear Foundation» gestiftet, mit deren Präsidentin Sonja Dinner und dem Projektverantwortlichen Stefan Rothschild wir hier unterwegs sind (siehe Kasten). Die Mauer, erklärt Sister Mosha, soll Tiere vom Gelände abhalten und ebenso Kriminelle, die Albinos entführen könnten. Einer der Schüler ist der lange Jackson, der mit seinen 1,85 Metern weit über alle andern hinausragt und auch der Älteste ist mit 17 Jahren. Auch seine drei älteren Geschwister waren Albinos, doch Jackson ist der Einzige, der noch lebt. Die andern sind tot, vermutlich von ihrem eigenen Vater umgebracht – aus Aberglauben, sie brächten Unglück und Schande über die Familie. Nach seiner Geburt wurde Jackson von seiner Mutter einer Tante in Obhut gegeben, wo er zehn Jahre lang versteckt aufwuchs. Auch in die Schule wagte man ihn nicht zu schicken. Dann brachte ihn die Tante bei den Nonnen von St. Francis in Sicherheit, weil sein Vater noch immer nach ihm fanden liess. Seit sieben Jahren ist Jackson nun hier. Seine Mutter hat er nie mehr gesehen, der Vater soll tot sein. Er spricht leise, wirkt sanftmütig und doch verblüffend selbstbewusst vor der Kamera unseres Fotografen. Lange wird er nicht mehr hier bleiben können, dann geht er in die «Secondary School» und anschliessend, so hofft er, an die Universität. Arzt möchte er am liebsten werden – und übers Wochenende immer zurück nach St. Francis, weil er sich dort sicher fühlt. Unser letzter Besuch gilt Abdallah Possi, einem der 18 Minister der tansanischen Regierung und offiziell zuständig für Behinderte und Albinismus. Das Bemerkenswerte daran: Er ist selber Albino, der erste in Afrika im Rang eines Ministers. Es ist Samstag, kein offizieller Arbeitstag, der unprätentiöse Minister und Vater zweier schwarzer Kinder erscheint casual in Veston ohne Krawatte. Possi, 37, ist der Sohn einer Psychologieprofessorin und eines Physikers und war von der üblichen Stigmatisierung selber wenig betroffen. Er schrieb eine juristische Dissertation in Deutschland und gilt erst recht als Vorbild, seit er Mitglied der Regierung ist. «Damit trage ich eine riesige Verantwortung.» Als er 2015 in die Politik einzog, war er zunächst einmal «extrem erleichtert», dass sich die Gerüchte nicht bestätigt haben, wonach Parlamentarier die Dienste obskurer Heiler in Anspruch nahmen, um ihre Wahl mithilfe von Albinoknochen zu befördern. Es wäre ihm eine unerträgliche Vorstellung, einem solchen Politiker gegenüberzusitzen. Nun ist er ein knappes Jahr im Amt und versucht das Beste daraus zu machen. Am wichtigsten ist ihm dabei, «nicht in einen Skandal zu geraten und dadurch die alten Vorurteile gegen Albinos aufs Neue anzuheizen». So hilft Possi so pragmatisch wie möglich, Kooperationen mit Firmen und NGO aufzugleisen, die gute und günstige Sonnencrème im Land produzieren oder Krücken und einfache Rollstühle. Und er zieht als Aufklärer durchs Land. Auch in der St.Francis-Schule war er vor kurzem, bei Sister Mosha und dem langen Jackson. «Beklagt euch nicht über euer Schicksal. Arbeitet hart und lernt hart», hatte der Minister den Schülern auf den Weg gegeben. Es nütze nichts, in einer Opferhaltung zu verharren, wiederholt der Minister in seinem Büro. Er weiss aber auch, dass man die Menschen in den entlegenen Dörfern nicht mit einem kurzen Besuch in Anzug und Krawatte für sich gewinnen kann. «Man muss die Dorfoberen überzeugen, um den Menschen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen», sagt Possi. Ein Anfang ist geschafft, doch der Weg der Aufklärung ist noch weit in diesem Riesenland des Aberglaubens. Albinos in Tansania: Weisse Haut, böse Geister nzz.ch 2016-11-18 00:00 Martin Beglinger www.nzz.ch 16 /100 Lotto: Tipper übersieht Superzahl und ist plötzlich Multimillionär Ein Tipper aus dem Ruhrgebiet ging fest davon aus, dass er mit seinen Glückszahlen rund 160.000 Euro gewonnen hat. Doch es kam noch besser, wie WestLotto mitteilte. Mehr zum Thema Die Lottogesellschaft rief den Mann aus dem Raum Gelsenkirchen an und informierte ihn darüber, dass er statt rund 160.000 Euro mit seinem Tipp knapp 4,4 Millionen Euro abgeräumt habe. "Von so einem Anruf träumt wohl jeder Lottospieler", sagt Andreas Kötter, Geschäftsführer von WestLotto. "Der Gewinner hatte sich schon Gedanken gemacht, was er mit dem Geld machen könnte. Umso überraschter war der Mann dann, als er hörte, dass er nun Millionär ist. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. " Seit Jahren spielt der Gewinner aus dem Ruhrgebiet mit den gleichen Zahlen Lotto, kreuzt immer seine Lieblingszahlen 2 - 6 - 9 - 19 - 20 und 47 an. Am vergangenen Wochenende musste er dann zweimal hinschauen: Sechs Richtig. Was der Lottospieler jedoch übersah: Auch die Superzahl 1 auf seinem Spielschein war richtig. Die einzige Zahl, die er bei der Tippabgabe in der Annahmestelle dem Zufall überließ. So konnte ihm WestLotto mitteilen, dass er den Jackpot geknackt hat und jetzt Multimillionär ist. 2016-11-18 07:15 www.t-online.de 17 /100 Pattaya Beach: Strand des thailändischen Badeortes soll größer werden Einer der beliebtesten Strände Thailands soll wieder größer werden. Mehrere Millionen Besucher kommen jährlich an den Pattaya Beach, doch der Sandstreifen wurde immer schmaler. Das soll sich jetzt wieder ändern. Mehr zum Thema Der Strand im thailändischen Badeort Pattaya ist über die Jahre immer weiter geschrumpft. Nach Angaben des Marine Department war er einmal 30 Meter breit - heute sind es noch 1 bis 2 Meter. Doch nun soll der 2,8 Kilometer lange Strandabschnitt mit 300.000 Kubikmetern Sand wieder aufgeschüttet werden, kündigte die Behörde an. Die Arbeiten sollen sechs Monate dauern. Pattaya liegt rund 150 Kilometer südöstlich von Bangkok und ist einer der beliebtesten Touristenorte in Thailand . 2015 kamen rund 8,1 Millionen Besucher. 2016-11-18 07:14 www.t-online.de 18 /100 Wettervorhersage: Am Freitag fegt der Wind bis ins Flachland Wind und Regen sind die großen Wetterthemen der kommenden Tage. Vor allem am Freitag kann es auch im Flachland ordentlich stürmen, sagt Rainer Buchhop von MeteoGroup im Gespräch mit wetter.info. Dazu bleibt es deutlich milder als sonst um diese Jahreszeit. Am Freitag gibt es zwei Hauptregengebiete. Am Vormittag fällt am Niederrhein, im Münsterland, Porta Westfalica und Weserbergland kräftiger Regen. Im Verlauf des Tages sind auch das Bergische Land, das Sauerland und weite Teile Nordrhein-Westfalens betroffen. Innerhalb weniger Stunden fallen 10 bis 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In der zweiten Tageshälfte ist der Südwesten dran. Bei Südwestwind werden die Regenwolken gegen die Westhänge des Schwarzwaldes gedrückt, mehr als 20 Liter pro Quadratmeter Regen sind innerhalb eines halben Tages möglich. In den genannten Gebieten weht ein mäßiger bis frischer Wind. Im Westen und Nordwesten kann es stürmische Böen bis ins Flachland geben, an den Küsten von Nord- und Ostsee besteht die Gefahr von Sturmböen. Bei kräftigeren Schauern sind auch in tieferen Lagen des Binnenlandes Sturmböen um 70 bis 80 Kilometer pro Stunde möglich. "Auch auf den Bergen bläst es ordentlich", sagt Buchhop. In Gipfellagen der Mittelgebirge sind Sturmböen möglich, auf dem Brocken weht der Wind mit über 100 Kilometern pro Stunde und könnte sogar Orkanstärke erreichen. Der Meteorologe rät zur Vorsicht, auch etwa als Autofahrer auf Brücken sollte man vor plötzlichen Böen gewappnet sein. Im übrigen Land ist es zeitweise nass. Nur im Südosten, etwa vom Alpenrand bis zum Bayerischen Wald bleibt es lange trocken, auch die Sonne lässt sich dort mal sehen. Die Temperaturen liegen "auf der milden Schiene". Sie reichen von 7 Grad in SchleswigHolstein bis zu 15 Grad am Oberrhein sowie im Thüringer Wald, wo Föhn herrscht. Am Samstag lässt der Wind nach. Kühlere Luft zieht herein, landesweit sind die Temperaturen meistens einstellig und liegen zwischen 5 und 10 Grad. Das Wetter ist insgesamt leicht wechselhaft: Es gibt längere sonnige Abschnitte, aber zwischendurch auch Regen- und Graupelschauer. Ein kleines Randtief beeinflusst den Sonntag. Unklar ist derzeit noch, welchen Weg es nehmen wird: über den Ärmelkanal oder direkt über die Beneluxländer. Von der Zugbahn des Tiefs ist abhängig, wie die Windverhältnisse am Sonntag sind. So ist es durchaus möglich, dass es zwischen Eifel und Nordsee Sturmböen bis ins Flachland gibt. Vom Saarland bis zur Nordsee scheint zeitweise die Sonne, die Temperaturen gehen wieder leicht rauf auf 6 bis 13 Grad. Besonders mild wird es im Erzgebirge und in den Alpen, weil diese Gebiete unter Föhneinfluss stehen. In der Nacht auf Montag lässt der Wind im Nordwesten nach. Feuchte Luft zieht aus Frankreich und Benelux rein und bringt Regen im Westen. In Richtung Osten bleibt es trocken. Die Temperaturen erreichen sehr milde 9 bis 14 Grad, örtlich geht es sogar rauf auf 16 Grad. Der Höhepunkt des milden Wetters ist voraussichtlich der Dienstag, ab Mitte der Woche gehen die Temperaturen in Richtung erster Advent sehr allmählich etwas runter. 2016-11-18 07:12 Wetter-Studio www.t-online.de 19 /100 Ex-Nationalspieler Cacau hat neuen Job beim DFB Der ehemalige Nationalspieler Cacau wird neuer Integrationsbeauftragter des Deutschen FußballBundes (DFB). Der gebürtige Brasilianer, der 1999 nach Deutschland gekommen war und bei der WM 2010 zum Aufgebot der deutschen Mannschaft zählte, hatte erst im vergangenen Monat seine aktive Karriere beendet. Am kommenden Dienstag wird der DFB den früheren Stürmer, der über 300 Bundesligaspiele für den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart absolviert hat, im Rahmen einer Pressekonferenz als neuen DFB-Integrationsbeauftragten vorstellen. Der 35-Jährige, der sich nach eigener Aussage zudem einem Sportmanagement-Studium in Nürnberg widmen will, hatte sein neues Engagement bereits im Oktober angekündigt. Damals sprach er davon, künftig soziale Projekte des DFB zu unterstützen. Cacau hatte aber auch betont, dass er sich in Zukunft "eine verantwortungsvolle Aufgabe in der Bundesliga" zutraue. Zuvor wolle er aber im In- und Ausland bei einigen Vereinen im Management hospitieren. Cacau lief in der Bundesliga für den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart auf. In über 300 Spielen traf er 88 Mal. Zuletzt kickte er in der zweiten Mannschaft des VfB. 2016-11-18 07:12 www.t-online.de 20 /100 Werder Bremens Serge Gnabry traut sich Zukunft beim FC Bayern zu Warum nicht! Serge Gnabry traut sich eine fußballerische Zukunft im Weltklasse-Ensemble des FC Bayern München zu. "Definitiv. Ich bin einer, der Aufgaben annimmt", sagte der Stürmer von Werder Bremen bei seinem ersten Mannschaftstraining nach der Länderspielpause. Mehr zum Thema Ob er das Zeug dazu habe, müsse aber letzten Endes der FC Bayern wissen. Gnabry hatte bei seinem Länderspiel-Debüt in der WM-Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft gegen San Marino drei Tore geschossen. "Ich glaube, dass er eine super Entwicklung genommen hat und ein toller Spieler ist", sagte Bayern-Star Jérôme Boateng. "Ich traue ihm das absolut zu. " Wenn Gnabry gesund bleibe, habe er alle Möglichkeiten. Der Stürmer war zur neuen Saison für geschätzte fünf Millionen Euro vom FC Arsenal nach Bremen gewechselt. Der 21-Jährige hat bei Werder einen Vertrag bis 2020. Seit dem Transfer gibt es Gerüchte über eine mögliche Ausstiegsklausel des jungen Spielers, die ihm im Sommer einen Wechsel zum Rekordmeister aus München ermöglichen könnte. Sportchef Frank Baumann dementierte bislang eine solche Klausel. 2016-11-18 07:11 www.t-online.de 21 /100 Geschwindigkeitskontrollen 27.11.2016) 47. KW. 2016 (21. - Siegburg (ots) - 1. B 8, Hennef, zw. Bierth u. Uckerath Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 2,1 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 5 Unfälle. 2. K 23, Windeck, Dattenfelder Straße zw. Dattenfeld und Helpenstell Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 3,5 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 5 Unfälle. 3. K 55, Ruppichteroth, Mümbrechter Straße Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 2,9 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 6 Unfälle. 4. L 86, Eitorf, Mühleiper Straße Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 3,0 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 11 schwere Unfälle. 5. Siegburg-Wolsdorf, Seidenbergstraße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" u.a. wegen der dortigen Grundschule. 6. Niederkassel-Uckendorf, Niederkasseler Straße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" da Schulweg. 7. Troisdorf - Rotter See, Evrystraße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" wegen des Kinderkartens und des Schulweges zu den nahegelegenen Schulen. 8. Hennef, Fritz-Jacobi-Straße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" u.a. wegen der dortigen Grundschule. 9. L 143, Sankt Augustin-Menden, Siegstraße "Sonstige Gefahrenstelle" da hier die zulässige Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern häufig überschritten wird. 10. Siegburg, Bernhardstraße "Sonstige Gefahrenstelle" da Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern sehr häufig überschritten wird. hier die zulässige 11. Lohmar-Honrath, Rösrather Straße "Sonstige Gefahrenstelle" da hier die zulässige Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern sehr häufig überschritten wird. (Kü) 2016-11-18 07:10 www.t-online.de 22 /100 Berühmte Kleider - "Happy-Birthday-Kleid" von Marilyn Monroe für 4,8 Millionen US-Dollar versteigert 1962 sang Marilyn Monroe ein Geburtstagsständchen für John F. Kennedy. Jetzt wurde ihr Glitzerdress versteigert. Kleider, die seitdem berühmt geworden sind oder ihre Trägerin berühmt gemacht haben. Jana Stegemann, Jahrgang 1986, seit Juni 2012 bei Süddeutsche.de im Ressort Panorama/Leben/Stil. Aufgewachsen im schönen Münsterland in einem Ort namens Neuenkirchen, der weltweite Bekanntheit durch einen umgefallenen Blumenkübel erlangte. Mit 15 Jahren den ersten Text in der Münsterschen Zeitung veröffentlicht; danach zehn Jahre für Lokalzeitungen geschrieben. Zwischendurch in Münster und Bielefeld Rechtswissenschaft, Germanistik, Journalismus und Islamwissenschaft studiert. Immer auf der Suche nach: Geschichten mit Herz, Menschen mit Humor und allem, was glitzert. Fühlt sich als "Zuagroaste" sehr wohl in München, liebt die umliegenden Seen und den Alpenblick aus dem SZ-Hochhaus, hält jedoch die Ladenöffnungszeiten in Bayern für nicht mehr zeitgemäß. Felicitas Kock, Jahrgang 1986, stammt aus Regensburg und durfte bei der Mittelbayerischen Zeitung erste journalistische Erfahrungen sammeln. Hat in München und Paris Ethnologie, Politik und Kommunikationwissenschaft studiert. Heuerte in den Semesterferien erst bei der SZ an, später bei der dpa und bei SZ.de. Hat im Januar 2013 ihr Herz an die Ressorts Panorama, Gesellschaft und Stil verloren, betreut dort am liebsten Großlagen und schreibt über gesellschaftliche Themen von der Pille für den Mann bis zum Alltag syrischer Flüchtlinge. 4,8 Millionen US-Dollar zahlte ein Bieter für dieses Kleid : Das enganliegende, hauchdünne und mit 2500 Kristallen besetzte Seidenkleid hatte Marilyn Monroe im Mai 1962 im New Yorker Madison Square Garden getragen, als sie dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy ein Geburtstagsständchen sang. "Happy Birthday, Mister President" hauchte Monroe. Geschenkt, dass der Präsident eigentlich gar nicht Geburtstag hatte, sondern erst zehn Tage später. Die hautfarbene Robe des Designers Jean Louis ließ Monroe wie nackt erscheinen und war eine Provokation. Es war so eng, dass sie darunter nichts trug und es erst kurz vor ihrem Auftritt an ihrem Körper zugenäht wurde. Für viele war die Szene der Beweis, dass die Gerüchte um eine Affäre Monroes mit dem US-Präsidenten stimmten. Das Kleid kostete ursprünglich 12 000 Dollar und war bereits 1999 ein erstes Mal für knapp 1,3 Millionen Dollar versteigert worden. 0% Das Kleid ist die klare Nummer 1! 0% Ein echter Hingucker. 0% Ja, ist ganz ok. 0% Sieht aus wie von einer Billigkette! 2016-11-18 07:10 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 23 /100 Colonia Dignidad: Deutsche Renten für die Sekte Deutsche Diplomaten haben der Colonia Dignidad bei der Geldbeschaffung geholfen. Deshalb konnten über Jahrzehnte Millionenbeträge aus deutschen Rentenkassen in die Sekte fließen. Erstmals sprechen Diplomaten darüber, die in Chile Dienst leisteten. Die Recherchen der ARDDoku "Die Sekte der Folterer - Deutsche Diplomaten und die Verbrechen der Colonia Dignidad" möchte das Auswärtige Amt nicht kommentieren. Sie sind heikel. Denn sie zeigen, dass deutsche Rentenversicherer die Sekte von 1961 bis 1989 mitfinanzierten - aufgrund unzulänglicher Informationen der deutschen Botschaft in Chile. In der Colonia Dignidad herrschten unter dem damaligen Chef, dem Deutschen Paul Schäfer, grausame Zustände: Sklavenarbeit, Selbstjustiz und Folter. Deutsche Staatsbürger wurden an einer Flucht gehindert. Die Botschaft wusste das - und trotzdem flossen die Gelder. Die etwa 50 Rentenberechtigten in der Colonia Dignidad mussten jährlich mit sogenannten Lebensbescheinigungen nachweisen, dass sie noch leben. Das ist gängige Praxis für den Bezug von Renten im Ausland. Die Botschaft stellte diese Bescheinigungen aus. "Dafür mussten sich im Prinzip die Leute persönlich vorstellen. Das geschah bei der Kolonie aber nicht", erklärt Werner Kaufmann-Bühler, Konsul an der deutschen Botschaft in Chile von 1970 bis 1973. Der pensionierte Diplomat äußert sich erstmals öffentlich zu den merkwürdigen Vorgängen in der Botschaft. "Da hatte sich der Brauch eingebürgert, dass jemand mit einem Stoß von Formularen und Vollmachten kam und sich pauschal die Genehmigung geben ließ. " Der Diplomat hatte sich 1972 in einem Bericht an das Auswärtige Amt gegen diese Praxis der "Sammelverfahren" gewandt. Vergeblich. Kaufmann-Bühler wurde auf eine andere Dienststelle versetzt, dieser "Brauch" wurde fortgeführt. Als Dieter Haller 1984 in der deutschen Botschaft in Chile die Konsularabteilung übernahm, hat auch er "ein paar Verhaltensweisen vorgefunden", die er "nicht gut fand". Dazu gehörte, "dass es nie einen persönlichen Kontakt gab zwischen Angehörigen der Colonia Dignidad und Vertretern der Botschaft". Die Rentenberechtigten hätten "alle ihre konsularischen Dienstleistungen" über einen Stellvertreter - ein Mitglied aus der Führungsriege der Colonia Dignidad - abgewickelt. Dieter Haller, der heute Botschafter in Saudi-Arabien ist, hatte darauf bestanden, diese Praxis abzuschaffen, konnte sich aber offenbar zunächst nicht durchsetzen. Noch im März 1987 schrieb Konsul Haller in einem vertraulichen Brief an das Auswärtige Amt: "In der Vergangenheit ist ein Verbindungsmann bisweilen mit Sammelvollmachten mit bis zu 40 Unterschriften hier erschienen. " Und er mahnte: "Dieses System muss beendet werden. " Als wenig später dem damaligen Staatssekretär Jürgen Sudhoff die Sache vorgelegt wurde, schrieb er zornig an den Rand des Dokuments: "Warum haben wir das zugelassen? " Und: "Hier tickt eine Zeitbombe. " Auf Hallers Initiative wurden die Sammelverfahren eingestellt, vermutlich erst 1987. Dennoch vertrauten bis dahin die Rentenversicherer der deutschen Botschaft in Chile. Was blieb ihnen übrig? Sie zahlten. Es waren Altersrenten, Kriegsversehrten- und Vertriebenenrenten. Die Gelder "wurden voll eingesteckt von der Leitung der Kolonie. Das war der Botschaft bekannt", erinnert sich Kaufmann-Bühler. "Diese Leute hatten keine individuellen Konten, die wussten wahrscheinlich gar nicht, dass es das gab. " Dieter Haller forschte Mitte der 1980er-Jahre nach und fand heraus, dass die Renten "auf ein Sammelkonto der Colonia Dignidad" überwiesen wurden. "Das war eine monatliche Summe von um die 50.000 Mark. " Genau lässt sich der Geldfluss nicht mehr rekonstruieren. Wenn diese Angabe zutrifft, ist im gesamten Zeitraum eine zweistellige Millionensumme aus deutschen Rentenkassen an die Sekte geflossen - in begehrten Auslandsdevisen. Norbert Blüm, damals Bundesminister für Arbeit, bestätigt, dass die Renten direkt der Führungsriege der Colonia Dignidad zugute kamen. "Die deutsche Rentenversicherung zahlte auf ein Sonderkonto", sagt er. Und er kommentiert mit drastischen Worten: "Das war ein saftiges Einkommen für einen Folterapparat, mitfinanziert von der Deutschen Rentenversicherung ohne ihr Wissen. " Als Blüm im Sommer 1987 bei Diktator Augusto Pinochet persönlich die Einhaltung der Menschenrechte anmahnte, hatte er keinen guten Eindruck von der damaligen deutschen Botschaft. "Die Zusammenarbeit mit der Botschaft war schlecht. " Der Minister traute nun auch nicht mehr den von der Botschaft ausgestellten Lebensbescheinigungen. Er ließ eigene Mitarbeiter nach Chile reisen. Sie sollten herausfinden, ob die "Rentenberechtigten" in der Colonia Dignidad noch leben. Das Ergebnis: Im Februar 1989 stellten die deutschen Rentenversicherer alle Zahlungen ein. 2016-11-18 07:06 tagesschau.de www.tagesschau.de 24 /100 UNO verlängert Giftgas-Untersuchung in Syrien Der Rat beauftragte die Kommission damit, die "Täter, Organisatoren und Hintermänner" von Chemiewaffeneinsätzen im kommenden Jahr zu identifizieren. Russland stimmte skeptisch zu. 18.11.2016 | 07:03 | ( DiePresse.com ) Der UN-Sicherheitsrat hat das Mandat für die Untersuchung zum Einsatz von Chemiewaffen in Syrien um ein Jahr verlängert. Das Gremium stimmte am Donnerstag (Ortszeit) für eine US-Vorlage, die den Einsatz der Untersuchungskommission bis kommendes Jahr ausweitet. Der Rat beauftragte die Kommission damit, die "Täter, Organisatoren und Hintermänner" von Chemiewaffeneinsätzen zu identifizieren. Die Kommission, die von der UNO und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) besetzt wird, hatte bereits im August in einem Bericht den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien dokumentiert und die syrische Regierung für drei dieser Einsätze verantwortlich gemacht. Syriens Verbündeter Russland hatte die Befunde damals angezweifelt. Im Sicherheitsrat stimmte Russland nun aber der Verlängerung zu. Zwar behalte Russland seine "skeptische Haltung" bezüglich der Arbeit der Kommission bei, sagte Vize-Botschafter Wladimir Safronkow. Mit dem Ja-Votum wolle sein Land aber anerkennen, dass es in Syrien die reale Gefahr des Einsatzes von Chemiewaffen gebe. In der Vorlage heißt es, "alle Individuen, Einheiten, Gruppen oder Regierungen, die für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich sind, müssen zur Verantwortung gezogen werden". Weitergehende Forderungen etwa der USA und Großbritanniens, wonach den Verantwortlichen konkrete Sanktionen angedroht werden sollten, ließen sich im Sicherheitsrat aber nicht durchsetzen. Mit der Verlängerung der Untersuchung erkenne das Gremium an, dass die Arbeit "noch lange nicht beendet ist", sagte die UN-Botschafterin der USA, Samantha Power. Sie verwies auf jüngere Berichte über den möglichen Einsatz von Chlorgas in Aleppo. Der sogenannte Gemeinsame Untersuchungsmechanismus (Joint Investigative Mechanism, JIM) war im August 2015 nach mutmaßlichen Chlorgasangriffen auf syrische Dörfer eingesetzt worden, bei denen 13 Menschen starben. (APA/AFP) 2016-11-18 07:03 diepresse.com 25 /100 Einpersonenhaushalte werden in Österreich jährlich mehr Wien – Über 1,4 Millionen Menschen leben in Österreich in Einpersonenhaushalten. Wie viele Singles es hierzulande gibt, ist statistisch nicht erhoben. Laut Schätzungen soll es rund 1,6 Millionen Alleinstehende geben, Tendenz steigend, berichtete das Meinungsforschungsinstitut Akonsult. Die Partnersuche im Internet werde zunehmend beliebter. 72 Prozent der von Akonsult Befragten gaben an, dass Apps oder Onlineplattformen bei der Partnersuche immer wichtiger werden. Männer vertrauen mit 75 Prozent stärker auf die technischen Hilfsmittel als Frauen (69 Prozent). „In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl an Singles kontinuierlich angestiegen und man geht davon aus, dass es so bleibt. Die Tendenz ist weiter steigend“, sagte Kristin Allwinger von Akonsult. Die Statistik Austria erhebt jährlich, wie viele Einzel- und Mehrpersonenhaushalte es in Österreich gibt. Im vergangenen Jahr waren von insgesamt 3,8 Privathaushalten 1,4 Millionen Einpersonenhaushalte, 2005 waren es noch 1,2 Millionen. Durch diese Daten können laut dem Institut Rückschlüsse auf die Anzahl von Singles gezogen werden. „Früher hat man gedacht, das machen nur junge Menschen, aber die Partnersuche im Internet zieht sich durch alle Altersstufen,“ sagte Allwinger gegenüber der APA. Besonders beliebt sei die Online-Suche bei den über 40-Jährigen. Mehr Chancen einen Partner kennenzulernen, dabei anonym zu sein und weniger Angst, zurückgewiesen zu werden, das sind die Hauptargumente der Befragten für die Suche im Internet. Bei der in Kooperation mit der Dating-App „whispar“ durchgeführten Datenerhebung wurden im Oktober 600 Personen ab 16 Jahren, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, befragt. (APA) 2016-11-18 07:01 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 26 /100 Klimagipfel: Das "kleine Wunder von Marrakesch" Seit zehn Tagen beraten die Teilnehmer des Klimagipfels in Marrakesch, wie das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Heute soll das Treffen zu Ende gehen - die Teilnehmer hoffen auf eine kleine Sensation. Man sah sie zuletzt etwas häufiger beim Klimagipfel, die Sanitäter mit entkräfteten Teilnehmern im Schlepptau. Zu viel Sonne, zu wenig getrunken, zu viel Stress. Höchste Zeit, dass der Gipfel zum Ende kommt. Laut Plan soll es heute Abend um 18 Uhr soweit sein. Doch Victor Kabengele Wa Kadilu, Delegierter aus Kinshasa, hat daran Zweifel: "Wir sind immer noch dabei, über das Geld zu debattieren. Der Kampf ist hart. " Er ist Unterhändler der Demokratischen Republik Kongo, ein Land, das extrem wichtig ist für den Abbau von Treibhausgasen. Denn im Kongo befindet sich der zweitgrößte Tropenwald der Welt - ein Staubsauger für das schädliche Kohlendioxid in der Atmosphäre. "Wir unternehmen etwas zum Schutz unserer Wälder, damit dieses Kapital, das für zehn Prozent der Waldfläche auf der Welt steht, vernünftig gemanaged wird", sagt Kadilu. Vernünftig gemanaged, also nicht abgeholzt. Der Kongo gehört zur Gruppe der afrikanischen Staaten, die gemeinsam mit China und der marokkanischen Konferenzleitung von den Industriestaaten beim Klimaschutz mehr Tempo fordern. Und mehr Mittel, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Die bange Frage, die niemand in Marrakesch positiv beantworten wollte: Kann das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden? Schon jetzt ist die Welt im Mittel 1,2 Grad wärmer als vor der Industrialisierung. Eric Solheim, Chef der UN-Umweltorganisation UNEP, setzt weniger auf die Politik als vielmehr auf die Wirtschaft: "Die Zeit drängt, aber letztes Jahr wurde zum ersten Mal mehr Geld in erneuerbare Energien investiert als in fossile. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber wir müssen schneller werden. " Doch kann das gelingen ohne die USA, den zweitgrößten Verschmutzer? US-Präsident Obamas Klimabotschafter, Jonathan Pershing, warnte gestern davor, den Kopf in den Sand zu stecken: Man wisse noch gar nicht, was die Regierung des designierten US-Präsidenten Donald Trump vorhabe, sagte er. Obwohl es die ganze Welt, oder zumindest die Zehntausenden Teilnehmer des Klimagipfels gern wüssten. Die neue Führungsrolle beim Klimaschutz könnte China zukommen, in Zusammenarbeit mit Europa – da sind sich nahezu alle einig in Marrakesch. Eine politische und sogar moralische Führungsrolle wollen viele erstmals dem Reich der Mitte zugestehen. Die Welt rückt zusammen – einstweilen ohne die USA. Große Knoten, verlautete gestern aus deutschen Delegationskreisen, müssten in Marrakesch heute nicht mehr durchschlagen werden. Deutschlands Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth gab sich zuversichtlich, der Gipfel werde pünktlich heute Abend beendet sein. "Ich gehe davon aus, dass das keine Klimakonferenz wird, die lange überzieht. Ich glaube nicht, dass es eine Nachtsitzung gibt. " Das wäre nach den quälenden Gipfeln der Vorjahre eine kleine Sensation – sozusagen das Wunder von Marrakesch. 2016-11-18 07:00 tagesschau.de www.tagesschau.de 27 /100 "Breitbart News": Angst als Erfolgskonzept Die Seite "Breitbart News" hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Sammelbecken für Rechtspopulisten im Internet entwickelt. Den Kopf dahinter, Stephen Bannon, will sich Trump als Chefstrategen ins Weiße Haus holen. Wer sich die Internetseite von "Breitbart News" anschaut, stößt zunächst auf die Merchandising-Produkte. Einer der Renner in den vergangenen Wochen war die Wahlkampftasse: Auf der einen Seite ein Bild von Hillary Clinton mit dem Text "entkoffeiniert, schwach und bitter", auf der anderen Seite das Bild von Donald Trump mit dem Slogan "mit Koffein und stark". Erst darunter beginnt das redaktionelle Angebot mit provokanten Schlagzeilen. "Muslimische Einwanderer hassen Christen", heißt es da. Oder: "Krieg gegen Weihnachten - Saudis verbieten nicht-islamische Feiertage". Auch aus Deutschland berichtet "Breitbart News" regelmäßig. Unter der Überschrift "Deutsche haben am meisten Angst vor Einwanderung und Extremismus" wird eine Studie zitiert, wonach die Bundesbürger jetzt die Briten als das besorgteste Volk in Europa abgelöst hätten. "Angst ist etwas Gutes", so lautet das Credo von Stephen Bannon, Kopf des Internetportals und künftiger Chefstratege von Donald Trump im Weißen Haus. Das geht sogar dem rechtskonservativen Talkshow-Moderator Glenn Beck zu weit. "Stephen Bannon will alles niederbrennen. Er ist ein Albtraum. Und jetzt ist er auch noch der wichtigste Berater des künftigen US-Präsidenten", sagte der Moderator. Für den neuen Job im Weißen Haus lässt Bannon seine Mitarbeit bei "Breitbart News" ruhen. Bannon hat das früher belächelte Internetangebot nach dem frühen Tod des Gründers Andrew Breitbart innerhalb von vier Jahren zur wichtigsten Plattform der Rechtspopulisten in den USA ausgebaut. In einem seiner seltenen Interviews äußerte Bannon schon 2011 Kritik am Establishment der Republikaner: "Schauen Sie sich die Intelligentsia der Republikaner an. Die haben sich doch über die Tea Party und die Graswurzel-Bewegungen lustig gemacht. Wenn die Eliten so toll wären, wieso haben wir dann all die Probleme! " Bannon machte "Breitbart News" zum Sprachrohr für zornige Tea-Party-Anhänger: gegen Liberale und Demokraten, gegen die Mainstream-Republikaner und gegen freien Handel und Globalisierung. Viele Beiträge sind auch frauenfeindlich oder sympathisieren mit weißen Nationalisten. Bannons publizistisches Erfolgsrezept: Reißerische Überschriften über scheinbar seriösen Berichten. Im Anschluss daran finden sich die Kommentare der Leser: ungefiltert und "oft hasserfüllt", beschreibt sie der Bloomberg-Journalist Joshua Green, der sich intensiv mit "Breitbart News" befasst hat. "Breitbart veröffentlicht viele Sachen, die rassistisch sind, antisemitisch und weit außerhalb der Grenzen, die in der US-Politik als akzeptabel angesehen werden", sagt Bloomberg. Vor vier Jahren hatte das Internetportal nur eine Million Nutzer pro Monat. Mittlerweile sind es 85 Millionen, in etwa so viele Nutzer wie das "Wall Street Journal" im Internet hat. Zwei Jahre vor der Brexit-Abstimmung eröffnete "Breitbart News" bereits ein Büro in London und wurde schnell zur Plattform der EU-Gegner. Als nächstes will "Breitbart News" rechtzeitig vor den Wahlen nach Frankreich und Deutschland expandieren, wovon sich der Front National und die AfD Rückenwind versprechen. Bannon wird diese Expansion von Washington aus beobachten. Als Chefstratege von Trump kann er sich nicht mehr direkt einmischen. Allerdings wird "Breitbart News" künftig über beste Kontakte ins Weiße Haus verfügen. 2016-11-18 06:46 tagesschau.de www.tagesschau.de 28 /100 EU-Innenministertreffen: Terror Daten sammeln gegen den Die Daten von Nicht-EUBürgern fließen bereits heute bei Einund Ausreise in den Schengenraum in umfangreiche Datenbanken. Die EUInnenminister wollen dieses System jetzt ausweiten. Doch schafft das tatsächlich mehr Sicherheit? Daten, Daten und noch mal Daten. Um Nicht-EU-Bürger zu durchleuchten, die von außerhalb in den Schengenraum einreisen, gibt es bereits einige Datenbanken: zum Beispiel das Schengen- und das VisaInformationssystem. Künftig sollen nun auch Fluggastdaten gespeichert werden. Geplant ist ein Ein- und Ausreisesystem. Zusätzlich soll das "ETIAS"-System Nicht-EU-Bürger, die für die Einreise nach Europa kein Visum brauchen, vorab automatisch überprüfen. Darüber werden heute auch die europäischen Innenminister beraten. Es ist völlig unklar, welchen Mehrwert "ETIAS" hat, kritisiert der Grünen-Europaabgeordnete Jan-Philipp Albrecht: "Es wird nur für solche Länder gelten, die eine Befreiung von der Visumspflicht mit der EU ausgehandelt haben. Mit diesen Ländern ist die Zusammenarbeit mit den Polizei- und Strafverfolgungsbehörden bereits sehr gut.“ Derzeit brauchen Menschen aus weltweit über 60 Ländern kein Visum, um in den Schengenraum einzureisen. Dazu gehören zum Beispiel die Vereinigten Staaten, Israel, Albanien und Bosnien-Herzegowina. Es sei wichtig zu wissen, warum diese Leute kommen und wann sie wieder ausreisen, fordert die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Ein Problem seien diejenigen, die einfach länger bleiben, abtauchen, sich illegal aufhalten: "Über die hatte man in der EU keinen Überblick mehr. In Zeiten des Terrorismus und organisierter Kriminalität ist es an der Zeit, die Außengrenzen vernünftig zu sichern.“ Doch schaffen mehr Daten tatsächlich mehr Sicherheit? Die SPD-Europaabgeordnete Birgit Sippel bezweifelt das. Die Terroranschläge in Paris und Brüssel hätten bewiesen, dass Datensammlungen nicht helfen. Darüber hinaus hätten die jüngsten Attentate gezeigt, dass der Austausch von Erkenntnissen zwischen Behörden und Staaten noch nicht optimal funktioniert. Polizei- und Strafverfolgungsbehörden in den EU-Ländern müssten enger zusammenarbeiten. Auch darüber werden die EU-Innenminister beraten. Ein weiteres Problem sei zu wenig Personal, mangelnde Qualifizierung und mangelhafte Ausrüstung, sagt Sippel. All das verhindere effektive Polizeiarbeit. Statt Hunderte Millionen Euro für neue automatisierte Datenbanken auszugeben, sollte die EU lieber in Menschen investieren, meint der Grünen-Europaabgeordnete Albrecht: "Das Geld wäre bei der Zusammenarbeit von gemeinsamen Ermittlungsteams unter dem Dach von Europol dringend nötig. " 2016-11-18 06:40 tagesschau.de www.tagesschau.de 29 /100 Mordfall um zerstückelte Ehefrau bewegt viele Menschen Es ist sechste Prozesstag – und der Schlusspunkt im Verfahren gegen Horst Kröner, 53, aus Friedberg. Am Donnerstag wird am Augsburger Landgericht verkündet, dass der Angeklagte wegen des Mordes an seiner Ehefrau Grace, 37, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird. Außerdem stellt das Gericht eine besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann die lebenslange Haft nicht nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Im Schnitt sitzen Straftäter dann rund 20 Jahre im Gefängnis. Es ist ein Urteil, das bei den Zuschauern im Gerichtssaal auf große Zustimmung stößt. Der Fall hat viele Menschen in Friedberg und Umgebung bewegt. Kröner hatte im November vorigen Jahres seine Frau nachts im Schlaf mit einem Hammer erschlagen. Später zersägte er die Leiche und stellte sie in Kisten verpackt in einem Augsburger Lagerhaus unter. Dann flog er nach Thailand, um dort Kontakte zu anderen Frauen zu suchen. Albrecht Fesenmeir aus Mering hat die Urteilsverkündung im Augsburger Strafjustizzentrum verfolgt. Er sagt hinterher: „Ich finde das Urteil absolut gerechtfertigt, auch dass die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde. So einen Menschen kann man die nächsten 20 Jahre nicht auf die Menschheit loslassen.“ Die Augsburgerin Elfriede Bortoluzzi hat zwei Prozesstage besucht. Auch sie hält die Strafe für angemessen. „Die Tat war so kaltblütig. Man kann nicht verstehen, wie ein Mensch so etwas tun kann.“ Sie lobt die Arbeit der Richter: „Ich habe kein anderes Urteil erwartet. Auch die Urteilsbegründung war sehr verständlich und nachvollziehbar.“ Eine ältere Frau sieht das genauso, als sie nach der Urteilsverkündung den Gerichtssaal verlässt. Sie hält es für gerecht, dass das Schwurgericht die maximal mögliche Strafe verhängt hat. Ihre Einschätzung: „Die Tat war ganz abscheulich und es steckte ein ausgeklügelter Plan dahinter.“ Im Umfeld von Horst und Grace Kröner hat niemand mit einer solchen Bluttat gerechnet. Nachbarn berichteten im Prozess, sie hätten keinen Streit zwischen den Eheleuten, die in einem Mehrfamilienhaus in Friedberg lebten, bemerkt. Grace Kröner sei nett gewesen, sie habe Nachbarn auch mal Gebäck vorbeigebracht und sich im Treppenhaus kurz unterhalten. Bei der Arbeit waren beide beliebt: Horst Kröner, der als IT-Experte bei einer Firma im Raum München arbeitete, war dort zum Betriebsrat gewählt worden. Grace Kröner arbeitete in einem Friedberger Warenhaus und war als freundlich bekannt. Ein älterer Mann sagt, er habe den Prozess in der Zeitung verfolgt und sich das Urteil selbst anhören wollen. „Die Tat war so unmenschlich und grausam. Die Strafe ist vollkommen angemessen.“ Eine Frau meint: „Es gibt keine Rechtfertigung für so eine schlimme Tat.“ 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 30 /100 Kabarett und Weihnachtsmärkte: Was am Wochenende geboten ist Freitag, 18. November Fans des Kabarett kommen in Neuburg voll auf ihre Kosten. Dort gastiert Matthias Egersdörfer um 20 Uhr im Gasthaus Rennbahn mit seinem Programm "Vom Ding her". Wenn der fränkische Berufscholeriker sich durch den Abend grantelt, dann ist Wahnsinn garantiert. Alternativ bietet sich ein paar Kilometer weiter in Rain am Lech ein weiteres Kabarett-Highlight aus Franken: Um 20 Uhr tritt der Bad Kissinger Michl Müller in der Dreifachturnhalle mit meinem Programm "Ausfahrt freihalten! " auf. In Augsburg können Naturfreunde um 19.30 Uhr die Multivisions-Show "Expedition Erde: Hurtigruten, Fjorde, Nordlichter" mit Andreas Mihatsch im Parktheater im Kurhaus besichtigen. Samstag, 19. November In der Stadthalle Gersthofen wird um 19.30 Uhr der Thriller "Terror" von Ferdinand von Schirach aufgeführt. Weiter südlich, im Stadttheater Memmingen , gibt es um 20 Uhr die Premiere der Weihnachtskomödie "Der Messias" von Patrick Barlow zu sehen. Für Kinder bietet sich in Augsburg die Puppenkiste an. Um 15 Uhr läuft "Das hässliche Entlein". Sonntag, 20. November Theaterfans können um 19 Uhr im Theater Ingolstadt am Schlossländle "Die Unterwerfung" von Michael Houllebecq sehen. Für Klassikinteressierte gastiert um 18 Uhr die Bayerische Kammerphilharmonie im jüdischen Kulturmuseum in Ausgburg. Kinder können zur Vorpremiere von "Das kleine Engele" im Augsburger Abraxas. Zudem sind auch schon die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet wie zum Beispiel der Weihnachtsmarkt "Winterland" vor der Augsburger City-Galerie. Der Augsburger Christkindlesmarkt und der Ulmer Weihnachtsmarkt folgen am Montag. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 31 /100 Mit diesem Programm lassen sich Stimmen fälschen Einerseits ist das ja witzig. Da könnte man zum Beispiel Angela Merkels Stimme sagen lassen: „Tut mir leid, wir schaffen das wohl doch nicht.“ In Originalstimme! Das ist jedenfalls der Lieblingsgag hierzulande, seit die USFirma Adobe ihre neueste Entwicklung vorgestellt hat. Mit dem Programm „VoCo“ nämlich kann man jede Stimme alles sagen lassen. Man braucht dazu nur 20 Minuten Originalmaterial, den Rest macht der Computer. Bei Merkel kein Problem. Oder bei Trump. Der könnte sagen: „Reingefallen! Sie haben Herman Munster gewählt!“ Andererseits ist das natürlich aber nicht witzig. Denn wer soll noch unterscheiden können, welches Tondokument echt ist? Wer noch wissen, wer was wirklich gesagt hat? Das Phänomen ist dank eben jener US-Firma Adobe fürs Sehen ja bereits bekannt. Mit deren Programm Photoshop nämlich kann man Bilder so leicht und gut manipulieren, dass keiner mehr so einfach seinen Augen trauen sollte. Perfektionierte Dekolletés, dramatische Himmelspanoramen, Skandalmontagen überall. Und jetzt sollen wir auch unseren Ohren nicht mehr trauen dürfen? Dass uns die Wirklichkeit noch mehr abhandenkommen könnte, fügten auch gleich noch Forscher aus Stanford an, die gerade mit einem Programm experimentieren, das auch die Mimik und Gestik in Videos fälschen kann. Da könnte es wieder witzig werden: War der Reden haltende Edmund Stoiber der erste Prototyp, in Wort und Bild noch ruckelnd? Aber selbst Adobe erkennt den Ernst und verspricht: Alle manipulierten Dateien wären markiert und also erkennbar. Aber wer achtet da noch drauf, wenn der Gesprächspartner lauter tolle Dinge sagt und auch noch versichert: „Sie können das alles senden!“ 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 32 /100 25-jährige Frau wird im Keller gefoltert - milde Strafen Sie hatte ein Verhältnis mit einem Ehemann, einem dreifachen Familienvater. Die damals 25-jährige Frau hatte den Mann geliebt, sich eine gemeinsame Zukunft vorgestellt. Doch daraus wurde nichts, stattdessen wurde sie in einem Keller gefoltert – von Familienmitgliedern des Ehebrechers und der betrogenen Ehefrau. Vier Täter wurden bereits zu zum Teil mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Strafen für zwei weitere Mitglieder der rumänischstämmigen Großfamilie fielen gestern vom Augsburger Jugendschöffengericht geringer aus. Sie waren nach Ansicht von Richterin Ortrun Jelinek nur Randfiguren bei einer Racheaktion in Schwabmünchen , die für eine 25-Jährige schlimm endete. Die Frau wurde laut Anklage im Oktober 2014 bei einer Zigarettenpause vor der Wohnung von mehreren Personen eingekesselt und aufgefordert, das Verhältnis zu dem Mann zu beenden. Als sie dem nicht zustimmte, lief die geplante Abreibung aus dem Ruder – so formulierten es die Verteidiger Wolfgang Bendler und Christian Fröba während der Verhandlung immer wieder. Die Frau wurde beleidigt, an den Haaren zu Boden gezogen, geschlagen und in ein Auto gezerrt. Am Steuer saß die 55-jährige Mutter des Ehebrechers, sie fuhr ihre mitangeklagte 19-jährige Enkelin, die inzwischen in Ulm lebt, sowie weitere bereits rechtskräftig verurteilte Familienangehörige zu einem Haus im Schwabmünchner Norden. Dort wurde die 25-jährige Geliebte im Keller auf übelste Art und Weise misshandelt: Die Angreifer zogen die Frau laut Anklage nackt aus, übergossen sie mit heißem Wasser, rissen ihr Haare aus, schlugen mit Alustangen auf sie ein und verletzten sie mit einem fast zehn Zentimeter langen Schnitt quer über das Gesicht. Ihr soll mit dem Tod gedroht worden sein, auch ihre Brustimplantate drohte der rumänischstämmige Familienclan herauszuschneiden. Weil Passanten die Entführung beobachtet und die Polizei alarmiert hatten, konnten Einsatzkräfte die stark blutende Frau befreien und ins Klinikum Augsburg bringen. Im Rahmen eines sogenannten Täter-Opfer-Ausgleichs sollen die bereits verurteilten Personen der misshandelten Frau 30000 Euro als Entschädigung bezahlt haben. Nach Informationen unserer Zeitung ist allerdings nur ein geringer vierstelliger Betrag tatsächlich an die Geschädigte übergeben worden. Sie befindet sich wegen Depressionen in Behandlung, hat einen Suizidversuch hinter sich und lebt in Rumänien – das Verhältnis zu dem Ehebrecher ist längst beendet. Bei der gestrigen Verhandlung in Augsburg kam es zu einem Deal zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Die 55-jährige Mutter der betrogenen Ehefrau legte über ihren Verteidiger Bendler ein Geständnis ab. Sie habe von der „Abreibung“ gewusst, fuhr aber lediglich den Wagen und nahm nicht aktiv an der Misshandlung teil. Ihr Verteidiger regte eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 40 Euro an, Staatsanwältin Alexandra Körner beantragte 150 Tagessätze. Verurteilt wurde die Angeklagte wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu einer Geldstrafe von 4800 Euro (120 Tagessätze zu je 40 Euro). Die zum Tatzeitpunkt 17-jährige Enkelin legte ebenfalls ein Geständnis ab. Sie gab zu, das Opfer im Keller geschlagen und getreten zu haben. Sie habe sich von der Gruppendynamik mitreißen lassen, sei aber – als die Situation eskalierte – aus dem Keller gegangen und zu ihren jüngeren Geschwistern ins Zimmer. Die arbeitslose junge Frau wurde wegen des „nicht so hohen aktiven Tatbeitrags“ verwarnt; sie muss 96 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 33 /100 Die Leiden des Jan Moravek 92 Minuten hat Jan Moravek in dieser Bundesliga-Saison bisher für den FC Augsburg gespielt. Sozusagen eine Partie plus Nachspielzeit. Wenig und dennoch irgendwie auch viel für ihn. Denn Moravek nur als Pechvogel zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Liest man die Liste seiner Verletzungen, könnte die von einer gesamten Fußballmannschaft stammen. In den vergangenen vier Jahren waren es, wenn man eine Gehirnerschütterung dazuzählt, 14 Verletzungen. Darunter einige, die Fußballer fürchten, wie der Teufel das Weihwasser – ein Kreuzbandriss oder ein Muskelfaserriss. Und immer wieder muskuläre Probleme. Seit einigen Wochen fühlt sich der tschechische Mittelfeldspieler aber topfit. „Ich habe die Trainingseinheiten alle mitgemacht und fühle mich wohl.“ Moravek ist einer der technisch versiertesten Spieler beim FCA, muss sich momentan aber hinten anstellen. Für ihn ein Problem: „In meiner Situation ist man zunächst einmal froh, dass man wieder dabei ist. Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber ich denke, der Trainer stellt so auf, wie es am besten für die Mannschaft ist.“ Moravek galt einst als eines der größten Talente im tschechischen Fußball. Bereits als 17Jähriger debütierte er als A-Jugendlicher bei den Profis von Bohemians Prag. Das Talent blieb in Deutschland nicht verborgen, denn als er 19 Jahre alt war, wurde Moravek vom FC Schalke 04 verpflichtet. Später wurde er zum 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen, ehe ihn 2012 der FCA verpflichtete. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war Moravek vom Pech verfolgt. Das liest sich aus seiner bisherigen FCA-Bilanz heraus. In den vergangenen vier Jahren kommt Moravek auf bisher 50 Spiele beim FCA. Jetzt hofft er auf eine Wende: „Ich gebe Gas und warte auf meine Chance.“ Er sieht sich von seinem Trainer Dirk Schuster dabei auch fair behandelt: „Natürlich haben wir schon über meine Situation gesprochen. Ich muss jetzt einfach Geduld haben. Das ist für einen Fußballer aber ein ganz normaler Vorgang.“ Mit der bisherigen Saison ist Moravek zufrieden. Jedenfalls was die Leistungen des FCA betrifft: „Mit etwas Glück hätten wir vielleicht auch ein paar Punkte mehr holen können, aber elf Punkte sind nicht so schlecht. Wichtig ist, dass wir vor Weihnachten noch einige Punkte sammeln. Damit können wir jetzt gleich gegen Hertha anfangen.“ Allerdings rechnet Moravek mit einem sehr schweren Spiel am Samstag um 15.30 Uhr im heimischen Stadion: „Als in der vergangenen Saison Trainer Pal Dardai die Mannschaft übernommen hat, wurde schnell sichtbar, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt.“ In dieser Saison wachsen die Berliner um die beiden ehemaligen Augsburger Sebastian Langkamp und Alexander Esswein fast über sich hinaus. Momentan hat sich die Hertha auf dem vierten Platz eingenistet. „Hertha hat jetzt eine super eingespielte Mannschaft. Wir müssen uns gut präsentieren.“ Ob er dabei mithelfen kann oder darf ist fraglich. Jan Moravek wäre jedenfalls über jede Minute froh. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 34 /100 Bambi in Berlin: Gala mit Glamour - und ernsten Tönen Es ist eine glamouröse Bambi-Gala mit politischen Botschaften. Stars wie Fußballer Bastian Schweinsteiger, Popsänger Robbie Williams, Panikrocker Udo Lindenberg und Schauspieler Mario Adorf wurden am Donnerstagabend in Berlin mit dem begehrten Preis von Hubert Burda Media ausgezeichnet. Bundestrainer Joachim Löw nahm für seine Arbeit mit der Fußballnationalmannschaft den Bambi in der Kategorie Integration entgegen. «Sie zeigen, wie Integration ganz praktisch funktioniert», sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Laudator mit Blick auf die deutschen Fußballweltmeister, die aus aller Welt stammen. Löw würdigte sein Team als Musterbeispiel. «Deutschland steht bei uns drauf, aber Multikulti steckt drin», so der Bundestrainer. «Lassen Sie uns alle zu einer deutschen Integrationsmannschaft werden», rief Löw das Publikum im Saal und die Zuschauer an den Fernsehern auf. In der Kategorie Film National gewann die Hitler-Satire «Er ist wieder da» den Bambi. «Der Film ist heute aktueller denn je, glaube ich», sagte Hauptdarsteller Oliver Masucci. «Diese braune Soße, die sich durch Europa ergießt, die macht mir Sorgen.» Regisseur David Wnendt lässt in seinem Kinofilm «Er ist wieder da» nach dem gleichnamigen Roman den Nazi-Diktator Adolf Hitler im heutigen Deutschland wieder auferstehen. Komiker Bülent Ceylan, der einen Bambi in der Kategorie Comedy erhielt, ging in seiner Dankesrede auch auf die gegenwärtige Stimmung in Deutschland ein. «Wir dürfen uns von diesen scheiß Terroristen niemals das Lachen nehmen lassen und auch nicht die Lust auf solche Veranstaltungen hier», sagte er. Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger erhielt für seine Erfolge einen Bambi als Ehrenpreis der Jury. Der 86-jährige Schauspieler Mario Adorf («Der große Bellheim», «Kir Royal») wurde unter dem Jubel des Publikums mit einem Bambi für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der britische Rockstar Sting überreichte seinem Kollegen Udo Lindenberg einen Bambi in der Kategorie Musik National - und hielt seine Laudatio auf Deutsch. «Rock'n'Roll hält uns frisch!», meinte Lindenberg - gewohnt mit Hut, dunkler Sonnenbrille und großer Coolness. «Ich bin schon 100 Jahre in der Branche. Es ist Exzess ohne Ende», so der Panikrocker. Kuriosität am Rande: Vor sechs Jahren nahm Lindenberg bereits einen Bambi für sein Lebenswerk entgegen. Jetzt ehrte die Jury Lindenbergs Chart-Erfolg mit seinem Album «Stärker als die Zeit». Sehr bewegt nahm die Schauspielerin Anna Maria Mühe die Auszeichnung für ihre Rolle in dem NSU-Drama «Die Täter - Heute ist nicht alle Tage» entgegen. In dem ARD-Film spielt sie die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Devid Striesow erhielt den Preis für seine Rolle in dem Kinofilm «Ich bin dann mal weg», der Verfilmung von Hape Kerkelings PilgerBestseller. Gleich zwei musikalische Auftritte hatte der britische Popstar Robbie Williams - und erhielt am Ende der Show außerdem noch die Trophäe in der Kategorie Musik International. Tennis-Star Angelique Kerber bekam das goldene Rehkitz in der Kategorie Sport. «Es war ein unglaubliches Jahr», sagte die Weltranglisten-Erste. Florian Silbereisen holte den Bambi in der Kategorie Fernsehen. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 35 /100 Wie sich der Beruf des Metzgers gewandelt hat Herr Rauch, Sie sind Metzgermeister. Hand aufs Herz: Verstehen Sie nicht auch ein wenig die Jugendlichen, die nicht Metzger lernen möchten? Hans-Peter Rauch: Nein, ich kann das nicht verstehen. Gerade wenn man wie ich in so einem Beruf tagtäglich mit Begeisterung aktiv ist, kann man dies nicht nachvollziehen. Wir haben hier ein Riesenproblem: Viele unserer Berufe vor allem im Lebensmittelhandwerk – wie etwa auch die Bäcker – leiden unter einem zu schlechten Image. Die Jugendlichen haben falsche Vorstellungen. Meinen Beruf des Metzgers beispielsweise verbinden viele nur mit dem Töten der Tiere. Aber als Metzger muss ich Tiere töten. Das sind keine falschen Vorstellungen. Rauch: Aber das Schlachten ist doch nur ein kleiner Teil meiner Arbeit. Davon einmal abgesehen, wenn niemand mehr Tiere tötet, gibt es auch keine Schnitzel und keine Wurst. Wir können nun mal nicht die Tiere zu Tode streicheln oder warten, bis sie von sich aus sterben. Was mich ärgert, ist, dass die Vielfalt des Metzgerberufes komplett unter den Tisch fällt. Metzger sind – ebenso übrigens wie Fachverkäufer in Fleischereien und Bäckereien – heute zunehmend Ernährungsberater. Ich arbeite mit unserer Metzgerei in Waltenhofen im Allgäu außerdem stark im Catering. Da ist Kreativität und Organisationskunst gefragt. Doch mittelständische Familienmetzgereien, wie Sie eine führen, gibt es immer weniger. Rauch: Das hat aber auch damit zu tun, dass es immer weniger Fachpersonal gibt. Und der Strukturwandel macht den Mittelständlern zu schaffen: Die meisten Kunden gehen immer noch aus Gewohnheit zum Discounter. Gleichzeitig wollen immer mehr Menschen Produkte und Fleisch aus der Region und die Sicherheit regionaler Hersteller – das passt alles nicht zusammen. Bleiben wir bei dem gravierenden Nachwuchsmangel im Handwerk. Rauch: Bei uns in Schwaben ist es noch nicht so schlimm. Wir verbuchen jetzt im Herbst immerhin ein Plus von einem Prozent. Das heißt, wir haben eine stabile Entwicklung. Mit einem Prozent können Sie doch nicht zufrieden sein. Außerdem beklagen Sie ständig, dass viele Ihrer Betriebe keine passenden Auszubildenden finden und viel zu viele Jugendliche lieber studieren als eine Lehre machen. Rauch: Diese Entwicklung ist falsch und wir müssen mit noch mehr Aufklärung gerade über die enormen Karriere- und Verdienstchancen im Handwerk den Trend umkehren. Ich sehe auch Anzeichen für so eine Trendwende, und in Anbetracht des demografischen Wandels ist die Situation bei uns gar nicht so schlecht: Es bewerben sich wieder mehr junge Leute für eine Lehre im Handwerk. Auch beobachten wir, dass die jungen Chefs in unseren Handwerksbetrieben gute Überzeugungsarbeit bei der Jugend leisten. Das sind dicke Bretter, die wir hier bohren. Schließlich wurde den Menschen viele Jahre lang vorgesagt, dass nur Akademiker gute Berufschancen haben. Dies stimmt aber nicht. Die Bemühungen der Betriebe und der Kammer scheinen aber nicht auszureichen. Längst ist zu hören, dass viele Ihrer Unternehmen Aufträge kaum abarbeiten können, weil ihnen Fachkräfte fehlen. Kunden warten teilweise sehr lange auf einen Handwerker. Rauch: Das stimmt: Fachkräfte fehlen. Und ich bin sicher: Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden sich in vier bis fünf Jahren die guten Handwerker aussuchen können, was sie verdienen möchten. Das werden die Verbraucher zu spüren bekommen. Auch waren die Aufstiegschancen selten besser als jetzt: Allein bei uns in Schwaben stehen rund 5000 Betriebe zur Übergabe an, weil die Chefs älter als 60 Jahre sind. Und wie viele Lehrstellen konnten im schwäbischen Handwerk nicht besetzt werden? Rauch: Mehr als 1000. Mit Flüchtlingen kann diese Not an jungen Leuten offensichtlich auch nicht behoben werden: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks klagt, dass die Integration viel länger dauert und viel schwieriger ist als angenommen. Rauch: Bei der Integration von Flüchtlingen sehen wir große Probleme: Es sind auch viele Analphabeten unter den Flüchtlingen. Auch haben viele Jugendliche einen klaren Auftrag von zu Hause, schnell Geld zu schicken. An einer dreijährigen Ausbildung haben sie daher oft wenig Interesse. Dennoch sind viele unserer Handwerksbetriebe nach wie vor bereit, Flüchtlinge auszubilden. Es ist von vielen Unternehmen in der Region zu hören, dass junge Flüchtlinge entgegen der Versprechen aus der Politik mitten in der Ausbildung abgeschoben werden. Von der von Ihnen ja auch geforderten Regelung „3+2“, dass also die Jugendlichen mindestens im Zeitraum ihrer dreijährigen Lehre und im Anschluss noch zwei Jahre sicher im Land lernen und arbeiten dürfen, kann offenbar keine Rede mehr sein. Beobachten Sie dies auch? Rauch: Ja, leider wird in Bayern das Bundesintegrationsgesetz sehr eng ausgelegt. Teilweise werden die Jugendlichen über Nacht aus dem Betrieb geholt. Aber oft können sie ja gar nicht abgeschoben werden, aber arbeiten dürfen sie auch nicht. Das heißt, die jungen Menschen sitzen dann untätig herum, was große Gefahren birgt. Dabei würden sie bei unseren Betrieben eine solide Ausbildung bekommen. Das Problem für uns als Kammer ist auch: Wenn ein Betrieb einmal erlebt hat, dass ihm ein Flüchtling einfach wieder aus dem Unternehmen abgezogen wird, obwohl in ihn ja Geld und Engagement investiert wurden, stellt diese Firma keinen Flüchtling mehr ein. Das ist umso bedauerlicher, weil viele unserer Betriebe hier mit viel Herzblut dabei sind und oft Familienersatz sind. Doch wir können vor dem Hintergrund des politischen Flüchtlingskurses in Bayern unseren Betrieben ehrlicherweise nicht mehr empfehlen, Flüchtlinge anzustellen. Die Politik müsste hier endlich für die versprochene Sicherheit sorgen. Wie viele Flüchtlinge haben Sie bereits in Ausbildung gebracht? Rauch: Etwa 300 sind derzeit in Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungen. Man darf hier auch nicht vergessen, wieviel Geld im Spiel ist. Hier droht eine Verschwendung finanzieller Mittel. Wieviel Geld hat die Handwerkskammer für Schwaben in die Integration von Flüchtlingen schon investiert? Rauch: Wir haben sechs Mitarbeiter und drei Projekte – alles wird zwar stark gefördert, aber an Eigenmitteln kommen schnell 200.000 bis 300.000 Euro im Jahr zusammen. Sie sind seit 2014 Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Was wollen Sie noch bewegen? Rauch: Dass ich etwas bewegen kann, ist mir besonders wichtig. Vor allem arbeite ich daran, dass die Wertschätzung für unsere handwerklichen Berufe steigt. Auch die Wertschätzung für handwerkliche Leistung. Da gilt es dicke Bretter zu bohren. Dies bin ich aber auch durch meine Arbeit im Kreis- und Gemeindetag gewohnt. Vor allem will ich erreichen, dass Unternehmer wieder wertgeschätzt werden. Weil Sie die Erfahrung machen, dass junge Leute diese Verantwortung zunehmend scheuen? Rauch: Ja, ich beobachte, dass junge Menschen es nicht mehr für erstrebenswert halten, einen eigenen Betrieb zu haben, auszubilden. Dazu haben auch die zunehmende Bürokratisierung und die Gesetze beigetragen, die Unternehmer schnell an den Rand der Illegalität treiben. Die Politik hat viel zu sehr das Wohl der Großbetriebe und der Konzerne im Blick. Nur in Krisen erinnert sie sich gerne daran, dass der Mittelstand das Rückgrat unserer Wirtschaftskraft ist. Das muss sich ändern. Auch vergisst die Politik leider gerne, wie viele Ehrenamtliche bei uns im Handwerk aktiv sind. Wen meinen Sie genau? Rauch: Rund 4000 Personen sind ehrenamtlich für die Kammer tätig, davon sind rund 1850 Prüfer. Das sind Meister und Gesellen, die neben ihren Aufgaben in den Betrieben in unserem Haus dafür sorgen, dass der Nachwuchs gut ausgebildet wird. Dieser ehrenamtliche Einsatz führt aber in unserer Gesellschaft und in der Politik leider ein Schattendasein. Hans-Peter Rauch ist seit Juli 2014 Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Der gelernte Metzgermeister führt zusammen mit seiner Schwester einen Familienbetrieb in Waltenhofen im Oberallgäu, wo der 54-Jährige zusammen mit seiner Frau lebt. Rauchs Sohn Patrick ist ebenfalls Metzgermeister und arbeitet bereits im familiären Betrieb mit. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 36 /100 Absage für Obi-Filiale Seit 5. November ist die Obi-Filiale in der Reichenberger Straße geschlossen. Und damit auch ein unrühmliches Kapitel um eine nach ObiAngaben defizitäre Filiale und den eher rüden Umgang mit deren 60 Mitarbeitern. Letztere sind seit der Schließung freigestellt und damit zu Hause. „Keiner der Kollegen ist auf eine der anderen Filialen in und um Augsburg verteilt worden. Wir sind zum 30. Oktober gekündigt worden und nach Ablauf unserer Kündigungsfristen damit arbeitslos“, erzählt die Betriebsratsvorsitzende Gertrud Wagner. Inwieweit die einzelnen Kollegen bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden haben, weiß Wagner nicht. Immerhin, so äußerten sich Gewerkschaftsvertreter, sei der ausgehandelte Sozialplan für die Betroffenen durchaus zufriedenstellend. Kapitel Ob ist beendet Das Kapitel Obi in der Reichenberger Straße ist damit abgehandelt, jetzt geht es darum, wie die Immobilie weiter genutzt werden soll. Bereits als die Querelen um Obi begannen, häuften sich Gerüchte, zwei andere Baumarktketten hätten Interesse an einer Nachfolge. Im Fall Hagebau ist die Recherche diesbezüglich kompliziert, da 365 rechtlich selbstständige Unternehmen die Hagebau-Gruppe bilden und eigenständig über neue Standorte entscheiden. In der Unternehmensleitung in Soltau wisse man daher nichts von entsprechenden Plänen Einzelner, so eine Sprecherin. Anders ist es bei Hornbach. Dort war der Obi-Standort konkret im Rennen. Allerdings ohne positives Ergebnis. Hornbach ließ auf Anfrage unserer Zeitung wissen, dass man sich den Standort der bisherigen Obi-Filiale zwar angeschaut habe, den Flächen aber letztlich eine Absage erteilen musste. „Es gibt ein Bewertungsprofil, anhand dessen für uns interessante Objekte bewertet werden. Natürlich entspricht, außer bei einem Neubau, selten ein Gebäude allen Kriterien, aber mit gewissen Kompromissen lässt sich mancherorts doch noch eine Niederlassung umsetzen. In Augsburg war das aber nicht der Fall“, beschreibt Pressesprecher Florian Preuß. Das Hornbach-Konzept habe nicht mit den örtlichen Gegebenheiten zusammengepasst. „Ein moderner Baumarkt braucht heute ein befahrbares Baustoff-Abhollager oder einen Drive-in. Diese Möglichkeit haben wir an diesem konkreten Standort nicht“, erklärt Preuß die Entscheidung. Hornbach setze zudem auf ein großes Bad- und Küchencenter. Hierfür wären die Flächen in Augsburg auch nicht optimal geeignet. Etablierter Standort für Baumarktsegment Die Stadt dürfte das nicht freuen, denn nach Auskunft von Wirtschaftsreferentin Weber sei das Fabrikschloss ein etablierter Standort für das Baumarktsegment. Im Hinblick auf den Bebauungsplan werde daher eine Fortführung des Baumarkt- und Gartensortiments auf jeden Fall angestrebt. Weil der Standort im Einzelhandelsentwicklungskonzept als dezentraler Standort festgeschrieben worden sei, seien auch Betriebe mit nicht-zentrenrelevanten Sortimenten denkbar. Also beispielsweise ein Möbelhaus, ein Anbieter von Garten- oder Zooartikeln oder ein Betrieb aus dem Bereich Kfz-Teile und Zubehör. Ein konkreter Interessent sei der Stadt aber bislang nicht bekannt. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 37 /100 Im Schneckentempo um die Kurve Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat sich endgültig darauf festlegen, welche Variante er für die Führung der geplanten Straßenbahnlinie 5 zum Klinikum bevorzugt. Wie berichtet zogen Stadt und Stadtwerke vor drei Wochen völlig überraschend Überlegungen aus dem Hut, nach denen die Straßenbahn doch nicht über die zuletzt favorisierte Hessenbach-, sondern über die Holzbachstraße fahren soll. Inzwischen steht es so gut wie sicher fest, dass die Verwaltung den Stadträten die Holzbachstraße vorschlagen wird, nachdem vor zwei Jahren die Hessenbachstraße der Favorit war. Warum die Stadt umschwenkte Inzwischen scheint es etwas klarer zu sein, warum die Stadt in letzter Sekunde, bevor die Pläne zur Genehmigung bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden, umschwenkt. Es stellte sich offenbar heraus, dass es neben dem Naturschutz aufgrund der nötigen Baumfällungen mehrere massive Hindernisse gibt, die eine Führung durch die Hessenbachstraße verhindert hätten. Zum einen wäre die Signalanlage für die Straßenbahn an der Kreuzung mit der Localbahn mit zwei Millionen Euro rund 1,7 Millionen Euro teurer gekommen als zunächst gedacht. Grund: Wenn diese Schienenkreuzung umgebaut wird, hätte auch die seit 2003 bestehende Signalisierung für die Linie 3 komplett erneuert werden müssen. Zum anderen wäre die Straßenbahn, weil die Kurvenradien an dieser Stelle enger geplant werden mussten als ursprünglich gedacht, mit gerade einmal zehn Kilometern pro Stunde von der Luitpoldbrücke in die Hessenbachstraße gekrochen. Hinzu kommt: Die Luitpoldbrücke, auf der beim Neubau 2003 für teures eine Haltestelle errichtet wurde, ist für den Verkehr mit zwei Linien gar nicht mehr geeignet, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Aufgrund neuer Vorschriften zu den Abständen von Trams in Stationen sei die Haltestelle zu kurz. Und zuletzt habe die Regierung von Schwaben signalisiert, dass es für einen eventuelle Neubau der Goggelesbrücke, die der Straßenbahn Fahrgäste vom anderen Wertachufer bringen würde, keine Zuschüsse gebe. Damit ist diese Hoffnung für die Pferseer weg. „Das waren Dinge, die niemand vorhersehen konnte“, begründete Merkle im Bauausschuss vor den Stadträten das Umschwenken von Stadt und Stadtwerken. Zeitlich unter Druck Die stehen nun zeitlich unter Druck. Wenn nicht die Luitpoldbrücke als Überquerung der Wertach genutzt wird, muss die Tram über die Ackermann-Brücke fahren – die wird gerade neu gebaut, allerdings ohne eine Trasse für die Straßenbahn. 3,50 Meter zusätzliche Breite müssen die Ingenieure dafür hinbekommen. Zuletzt wurde in aller Eile umgeplant. Bei den Autospuren wird etwas Platz weggenommen, in den Gehwegbereichen an den Rändern der Brücke wird breiter gebaut. Teile der Brücke sind bereits in Auftrag gegeben. Um die Verbreiterung hinzubekommen, muss in den nächsten Tagen entschieden werden, weil dann die nächsten Aufträge erteilt werden, so die Stadt. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 38 /100 Viel Vitamin C: So gesund ist Paprika Paprika enthält mehr Vitamin C, als die meisten Menschen denken. Egal welche Farbe sie haben: In ihnen stecken 140 Milligramm des Vitamins. Zum Vergleich: Orangen kommen gerade einmal auf 48 Milligramm. Das zeigt, dass Paprika richtige Vitamin-C-Bomben und damit sehr gesund sind. Vitamin C ist wichtig, denn es stärkt die Abwehrkräfte des Körpers. Aber Paprika sind nicht nur wegen der Menge an Vitamin C gesund. In den Schoten stecken auch viele andere wichtige Nährstoffe wie Beta-Carotin, Folsäure, Kalium, Magnesium, Eisen und Kalzium sind in den Schoten zu finden, erläutert der Verbraucherinformationsdienst aid. Wer möglichst viel von dem Vitamin C beim Essen aufnehmen möchte, sollte Paprika roh essen. Grüne Paprika sind noch unreif und haben einen herben Geschmack. Gelbe oder rote schmecken deutlich süßlicher. Wenn jemand Paprika nicht gut erhält, kann vor dem Essen die Haut entfernen. Dafür wird die Schote am besten bei 220 Grad in den Backofen gelegt. Wenn die Haut braun wird, kann die Paprika aus dem Ofen genommen und zum Schwitzen unter ein feuchtes Tuch gelegt werden. Danach sollte sich die Haut leicht abziehen lassen. Neben der bekannten Paprika gibt es in einigen Läden oder Märkten auch de Spitzpaprika oder die türiksche Gemüsepaprika, die ebenfalls gesund sind. Frisches aus dem Gemüsebeet im Spätherbst 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 39 /100 Der Perlachturm muss dringend saniert werden In diesem Jahr war das Rathaus monatelang eingerüstet, kommendes Jahr und 2018 wird der danebenstehende Perlachturm hinter Gerüsten verschwinden. Dass der Turm saniert werden muss, ist bereits seit Sommer bekannt (wir berichteten), allerdings scheint mehr Eile geboten als zunächst gedacht. Gehe man die Sanierung nicht an, so Baureferent Gerd Merkle, müsste der Turm kommendes Jahr für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Die Stadt rechnet mit gut 2,1 Millionen Euro Kosten. Das Problem ist, dass die obersten Geschosse aus Naturstein baufällig sind. Experten ließen sich vergangenes Jahr in einem Korb von einem Autokran in 70 Meter Höhe hieven, um den Turm detailliert unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: Durch Fugen im Naturstein ist Wasser eingedrungen, das die im Inneren verbauten Eisenteile zum Rosten bringt. Diese quellen auf und sorgen dafür, dass Steinteile abgesprengt werden. Eine Steinsäule ist bereits seit Längerem mit einer Manschette gesichert. Das Hochbauamt hat inzwischen ein Sanierungskonzept ausgearbeitet. Demnach sollen am Turm kommendes Jahr die beiden oberen Natursteingeschosse für rund 900.000 Euro saniert werden. Der Dachaufbau soll in einem Stück von einem Kran heruntergehoben werden. Die Hoffnung ist, die Kuppel zu erhalten und anschließend wieder auf den Turm setzen zu können. Andernfalls müsste das Kupferdach mit seiner Patina erneuert werden. „In welchem Zustand das Dach wirklich ist, wissen wir erst, wenn es unten steht“, so Merkle . Laut Hochbauamts-Leiter Günter Billenstein sollen dann die Stützen auseinandergenommen werden, weil man anders nicht an die Metallteile herankommt. Aus diesem Grund verzögert sich auch die Erneuerung des Glockenspiels, für das die Altaugsburggesellschaft Geld gesammelt hatte. Das unter der Plattform liegende Geschoss will die Stadt nach Möglichkeit oben auf dem Turm sanieren. Eine erste Überlegung war, den gesamten Turm oberhalb der Balustrade in etwa 65 Metern Höhe komplett ab- und wieder aufzubauen. Um in Zukunft nicht wieder Probleme mit rostenden Teilen zu bekommen, soll das Stabilisierungsgerüst im Inneren aus Edelstahl hergestellt werden. Der Turm wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Zuletzt waren die oberen Geschosse 1910/11 erneuert worden. Auch hier dürfte die Rostthematik schon eine Rolle gespielt haben. Im Jahr 2018 soll dann die Fassade, die vor 30 Jahren zuletzt verputzt wurde, erneuert werden. Auch durchfeuchtete Fundamente müssen trockengelegt werden. Dafür wird das Gerüst, das im Vorjahr am Turm stand, erneut aufgebaut werden müssen. 2019 wird der Turm dann innen saniert, gleichzeitig soll der bisher versteckte Eingang vom Perlachberg wegverlegt werden. Künftig wäre der Turm dann über einen leer stehenden Laden an der Nordseite zu betreten. In jedem Fall, so die Stadt, sei von längerfristigen Sperrungen in den kommenden Jahren auszugehen. Die jährlichen Turamichele-Vorführungen im September seien nicht gefährdet. Der Bauausschuss des Stadtrates beschloss das Konzept gestern. Dass die Sanierung über drei Jahre gestreckt wird und somit teurer wird als in einem oder zwei Zügen, liegt daran, dass sich die finanziellen Belastungen so besser verteilen. Die Idee, auch die Treppen im Inneren neu zu gestalten, sodass Besucher schon beim Aufstieg durch eine Art Ausstellung geführt werden könnten, wurde verworfen – zu teuer. Denn die Stadt muss auch im danebenstehenden Rathaus Geld investieren. Nach dem Außenputz ist jetzt das Innere dran. Der Sitzungssaal des Rathauses soll neu gestaltet werden. Kurzfristig nötig ist auch ein neues Brandschutzkonzept mit rauchdichten Türen. Dafür werden 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Andernfalls könnten keine Veranstaltungen über 200 Personen mehr im historischen Rathaus stattfinden. 2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de 40 /100 Kultur und Freizeit - Tipps fürs Wochenende in München Konzerte, Filme, eine Ausstellung - und zum Ausgleich ein Motorcross-Rennen. Unsere Tipps für Freitag, Samstag und Sonntag. Unsere Empfehlungen für Freitag: Das geht am Samstag: Und am Sonntag: 2016-11-18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 41 /100 08:18 Sarkozy wies in TV-Debatte Frage zu Gaddafi-Gelder zurück Paris – Der französische Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy hat bei einer TV-Debatte eine Frage zu Vorwürfen zurückgewiesen, wonach für seinen Wahlkampf 2007 Gelder vom Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi geflossen sein sollen. „Welche Unwürdigkeit“, sagte Sarkozy am Donnerstagabend in der Runde mit den sechs übrigen Anwärtern der bürgerlichen Rechten für die Präsidentenwahl 2017. Der Geschäftsmann Ziad Takieddine hatte in einem Interview gesagt, er habe vor rund zehn Jahren Koffer mit zusammen fünf Millionen Euro Bargeld ins französische Innenministerium gebracht, wo Sarkozy damals Minister war. Sarkozy sagte zu dem Moderator: „Schämen Sie sich nicht, einem Mann Widerhall zu geben, der im Gefängnis war, der unzählige Male wegen Verleumdung verurteilt wurde und der ein Lügner ist?“ In einem Interview hatte Sarkozy die neuen Vorwürfe zurückgewiesen. Die Vorwahl der bürgerlichen Rechten wird diesen Sonntag beginnen. Eine zweite Runde ist dann für den 27. November geplant. Als Favorit gilt Ex-Premier Alain Juppe, in Umfragen folgen dann Ex-Präsident Sarkozy und der frühere Regierungschef Francois Fillon. Ein Debattenthema waren die Auswirkungen der Wahl von Donald Trump zum neuen USPräsidenten. „Wir müssen unsere Interessen vertreten“, forderte Juppe. Sarkozy sprach sich für einen „Buy-European-Act“ aus. Üblicherweise versteht man darunter, dass europäische Produkte und Dienstleistungen auf europäischen Beschaffungsmärkten bevorzugt würden. Der frühere Chef der konservativen UMP-Partei (heute: Republikaner), Jean-François Cope, sagte, er befürchte, dass die Rechtspopulistin Marine Le Pen von den Fehlern der Präsidentschaften von Sarkozy und des Sozialisten François Hollande profitieren könnte. Umfragen zufolge dürfte Le Pen im Mai 2017 in die entscheidende Stichwahl kommen. Juppe griff den europäischen Flüchtlingspakt mit der Türkei an. Die Abmachung sei zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhandelt worden. „Wir haben Bedingungen hingenommen, die nicht akzeptabel waren.“ Die Türkei sei nicht berufen, EU-Mitglied zu werden. (APA/dpa) 2016-11-18 06:18 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 42 /100 Großaufgebot sucht nach vermisstem Senior 24 Stunden lang Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte von HAZ.de für 24 Std. 30 Tage lang Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte von HAZ.de monatlich 12 Monate lang Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte von HAZ.de monatlich 24 Monate lang Zugriff auf alle kostenpflichtigen Inhalte von HAZ.de monatlich Unsere mobilen Produkte zum Paketpreis, jetzt bestellen. 2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 43 /100 Wo Berlin die Mächtigen der Welt abfertigt Es ist ein bescheidener Bau – das Abfertigungsgebäude des Auswärtigen Amtes auf dem militärischen Teil des Flughafens. Am BER wird es anders werden. Der Ausbau des Regierungsbereichs mit einem preisgekrönten Entwurf des Berliner Architekturbüros Busmann und Haberer wird nach derzeitigem Stand rund 350 Millionen Euro kosten, einschließlich des Baus der erforderlichen Abstellplätze, Rollwege und Hangars für die Maschinen. Selbst der vorgesehene Interimsbau in Schönefeld, den die Regierung nur einige Jahre nutzen will, ist mit 79 Millionen Euro veranschlagt. Er wird sich am Tegeler Vorbild orientieren; allerdings zwei Stockwerke haben, während in Tegel ein Eingeschosser steht. Gebaut worden ist der Terminal 1999/2000 für weit weniger Geld. Die Architektur mit dem markanten Satteldach übernimmt die Formen der Gebäude, die einst von der französischen Schutzmacht genutzt worden waren und nun Heimat der Bundeswehr mit ihrer Regierungsstaffel ist. Während Staatsgäste wie der amerikanische Präsident Barack Obama im Auto bis auf das Flugfeld fahren, nutzen der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin und der Außenminister sowie ihre Begleiter und die protokollarisch nicht ganz so wichtigen Staatsgäste den Regierungsbau, der zum Protokollbereich des Außenministeriums gehört. Acht Mitarbeiter sind hier insgesamt beschäftigt. Für andere Mitglieder der Bundesregierung ist die Luftwaffe zuständig. Sie nutzt den Bau mit, weil die eigenen Anlagen baufällig sind. Ein Gebäude muss bereits abgestützt werden, damit die Wände nicht umkippen. Die Arbeit im Terminal kann ruhig oder turbulent sein. Manchmal komme nur ein Gast am Tag, sagen Mitarbeiter bei einem Rundgang mit dem Tagesspiegel. Es gab aber auch schon ein Dutzend Flüge innerhalb von 24 Stunden. Und wenn mehrere Staatsgäste wie am nächsten Freitag fast gleichzeitig ankommen und abfliegen, ist richtig was los. Ausgestattet ist das Gebäude wie ein normales Terminal – mit Check-In-Schalter einschließlich Gepäckaufgabe mit Gewichtskontrolle, Sicherheitskontrolle und einem Schalter für die Bundespolizei bei Flügen in den Non-Schengen-Bereich. Auch Reisepässe oder Personalausweise müssen vorgelegt werden, wenn die Passagiere nicht ganz so bekannt sind wie die Spitzen der Regierung. Nur die Mitarbeiter hinter den beiden Schaltern sind andere als sonst: Sie kommen vom Bundeskriminalamt und dem Auswärtigen Amt. Im Wartebereich, einem schmucklosen Raum, in dem es gewaltig hallt, wenn mehrere Menschen dort miteinander plaudern, gibt es wie üblich einige Stuhlreihen aus Metall. Viel mehr nicht. Weil der Raum aber auch für ankommende Passagiere genutzt wird, ist ein Förderband für das auszugebende Gepäck vorhanden. Im neuen Terminal in Schönefeld müssen die Wege fürs Ankommen und Abfliegen getrennt werden; in Tegel drückt man hier noch ein Auge zu. Als sehr wichtig eingestufte Personen, die VIPs, dürfen aber in besonderen Räumen warten, den Salons. Dort können sie in Ledersessel sinken und fernsehen. Wenn auch nur mit einem Modell, das nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist. Zum Salon Bertolt Brecht, dem größten, gehört auch eine Dusche. Sie wird, wie Mitarbeiter sagen, rege genutzt. In den Salons warten häufig auch Botschafter auf ihre Chefs, wenn diese zum Staatsbesuch kommen. Die Wartenden können aus einer Küche im Terminal versorgt werden. Und dann ist noch ein Mehrzweckraum vorhanden, in dem konferiert werden kann. Auch Pressekonferenzen finden dort statt – beim vergangenen Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin sogar um 2 Uhr nachts. Da nur russische Journalisten dabei waren, spielte es auch keine Rolle, dass es in den beiden Dolmetscherkabinen keine fest eingebaute Technik gibt. Sie muss immer bei Bedarf installiert werden. Tegel ist eben ein Provisorium. 2016-11-18 06:14 Klaus Kurpjuweit www.tagesspiegel.de 44 /100 Steuern erhöhen ist noch keine Staatskunst Kolumne Die Republik hat ihr strukturelles Beinahe-Nulldefizit überwiegend mit Steuererhöhungen erkauft, strukturelle Ausgabenreformen gab es in den vergangenen Jahren praktisch nicht. Ein Armutszeugnis für die Budgetpolitik. 18.11.2016 | 06:12 | Josef Urschitz ( Die Presse ) Die gute Nachricht: Die drei Sparpakete, die Regierung seit 2011 geschnürt hat, haben budgetär gewirkt. Ihr NettoEinsparungseffekt belief sich 2015 schon auf bis zu 11,4 Mrd. Euro. Hätte es diese Pakete nicht gegeben, hätte Österreich also keine Chance gehabt, seine Defizitziele einzuhalten. Und jetzt die schlechte Nachricht: Von Nachhaltigkeit war bei dieser Budgetkonsolidierung keine Spur zu finden. Die „Einsparungen“ waren in der Realität überwiegend Steuer- und Abgabenerhöhungen. Den Rest steuerten im Wesentlichen die kalte Progression (also die Nichtanpassung der Steuerstufen an die Inflation) und EZB-Chef Draghi mit seiner Niedrigzinspolitik bei. Letztere verbilligte nämlich die Staatsschuldenzinsen trotz steigender Staatsschuld um 1,6 Mrd. Euro. Die gesicherte Erkenntnis, dass die Budgetsanierung, wie fast immer, per „einnahmenseitigem Sparen“ überwiegend von den Steuerzahlern geschultert werden musste, verdanken wir einer aktuellen Studie des Budgetdienstes des Parlaments („Umsetzung der Konsolidierungspakete und Offensivmaßnahmen ab 2011“). Und die enthält durchaus einige höchst unangenehme Dinge. So etwa das Faktum, dass die Konsolidierungspakete die Steuerquote zwischen 2001 und 2015 von 41 auf 43,9 Prozent des BIPs hochgetrieben haben. Klingt harmlos, heißt auf Basis des 2015er-BIPs aber, dass Private und Unternehmen in diesem Jahr mit knapp zehn Mrd. Euro (Steuern und Sozialbeiträge) mehr belastet werden mussten, damit der Finanzminister seine Budgetvorgaben erfüllen konnte. In der Zwischenzeit hat es zwar eine als Steuerreform verkaufte Tarifanpassung gegeben, die aber nur rund die Hälfte dieser Mehrbelastung wieder kompensiert hat. Der Schwerpunkt lag laut Budgetdienst bei „Steuererhöhungen insbesondere bei den Verkehrsund Verbrauchssteuern, bei der Körperschaftsteuer und bei der Einkommensteuer“. Dazu kamen noch Erhöhungen von Sozialbeiträgen, unter anderem durch eine außerordentliche Erhöhung der Höchstbeitragsgrundlage. Während die Staatseinnahmenquote solcherart um 2,3 Prozentpunkte hochschnalzte, ging die Staatsausgabenquote nur um einen Prozentpunkt zurück. Und das überwiegend durch die niedrigeren Zinsen trotz höherer Staatsschuld und durch eine Beamten-Nulllohnrunde. Übrigens: Zinsen und kalte Progression haben zur „Konsolidierung“ 2015 zusammen 3,8 Mrd. Euro beigesteuert. Den Rest besorgten zum großen Teil eben Steuererhöhungen. Strukturelle Einsparungen sucht man vergeblich. Die Budgetexperten des Parlaments kommen demgemäß zu einem eher ernüchternden Schluss: „Das Ziel der Budgetkonsolidierung wurde weitgehend erreicht“, heißt es da. Aber: „Die Konsolidierung erfolgte in hohem Ausmaß durch Steuererhöhungen und war durch das niedrige Zinsumfeld begünstigt, größere ausgabenseitige Strukturreformen erfolgten kaum beziehungsweise trugen nur in einem geringen Ausmaß zur Konsolidierung bei.“ Das Parlament stellt da der Regierung ein ziemliches Armutszeugnis aus. Denn den Leuten mehr Steuer abzupressen, ist wirklich noch nicht die hohe Kunst der Staatssanierung. Probleme werden damit nur – zu hohen Kosten für die Steuerzahler – ein paar Jahre weitergeschoben. Finanzminister Schelling (der für diese lang vor Beginn seiner Amtszeit geschnürten Konsolidierungspakete übrigens nicht verantwortlich ist) hat jetzt zwar ein wenn schon nicht saniertes, dann doch zumindest EU-kompatibles Budget. Aber gelöst ist damit gar nichts, solange die großen Kostentreiber in diesem Land nicht eingebremst werden. Bildlich gesprochen: Solange die Löcher im Budgetfass nicht gestopft sind, können die Steuerzahler oben noch so viel Geld hineinschütten, es wird einfach wieder herausrinnen. Bezeichnend, dass diese übrigens vom sehr aktiven grünen Budgetsprecher Bruno Rossmann beauftragte, eigentlich vernichtende Budgetstudie bisher keine wirklich erkennbaren parlamentarischen oder regierungsamtlichen Aktivitäten ausgelöst hat. Im Gegenteil: Im Budgetausschuss haben ein paar Experten – wohl wider besseres Wissen – Lob und Hudel über die tolle Budgetpolitik verbreitet. Offenbar wird der Budgetdienst des Parlaments im eigenen Haus nicht ernst genommen. Deshalb wiederholen wir hier noch einmal: Das Budget ist von nachhaltiger Sanierung Lichtjahre entfernt. Und: Die Regierung soll endlich ihre Arbeit machen und in die Ausgabenstrukturen gehen. Steuern erhöhen allein ist noch keine Staatskunst. E-Mails an: [email protected] 2016-11-18 06:12 Josef Urschitz diepresse.com 45 /100 Dobrindt will Handyverbot am Steuer ausweiten Berlin. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will das bereits bestehende Handyverbot am Steuer deutlich ausweiten. Das berichtete die „Bild“-Zeitung (Freitag) unter Berufung auf einen ihr vorliegenden Änderungsentwurf zur Straßenverkehrsordnung. Demnach sollen künftig unter anderem auch Tablets, E-Book-Reader und Tätigkeiten wie Mails- und SMSTippen, Surfen im Internet im Auto verboten werden. Ausdrücklich untersagt wird auch die Benutzung von Videobrillen. Der Vorstoß, der nach Angaben der Zeitung gegenwärtig mit den Kabinettsressorts abgestimmt wird, sieht zudem eine Erhöhung der Geldbußen für die Nutzung solcher Geräte während der Fahrt von 60 auf 100 Euro vor. Bei schweren Verstößen drohen künftig auch Fahrverbote und Geldbußen von 150 beziehungsweise 200 Euro. Die Nutzung von Sprachsteuerung, Vorlesefunktionen und von sogenannten Head-Up-Displays für Fahrzeug- oder Verkehrszeichen-Informationen werden dagegen den Angaben zufolge ausdrücklich erlaubt. Dobrindt sagte „Bild“: „Wer am Steuer das Handy in die Hand nimmt, um eine Nachricht zu tippen oder das Tablet um Mails abzulesen, ist im Blindflug unterwegs.“ Ablenkung sei eines der größten Unfallrisiken, vermeidbar und unnötig. Von RND/dpa 2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 46 /100 Niederkrüchten: schützen Skandalfirma soll Flüchtlingsheim Die Bezirksregierung Düsseldorf sieht kein Hindernis darin, eine Security-Firma mit der Bewachung der Landesunterkunft für Flüchtlinge in Niederkrüchten im Kreis Viersen zu betrauen, die hoch umstritten ist. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Das Sicherheitsunternehmen war zuvor in Schleswig-Holstein wegen massiver Verstöße komplett aus dem Flüchtlingsbereich ausgeschlossen worden. In einem weiteren vertraulichen Schreiben der Bezirksregierung Düsseldorf wird unterstrichen, dass man trotz der Beschuldigungen keinen Grund sehe, den Auftrag ab 1. Dezember nicht an die Firma zu vergeben. Dabei hatte es bei der Ausschreibung eine Reihe anderer Mitbewerber gegeben. Doch nun liegen gegen das Ergebnis der Ausschreibung zwei Beschwerden bei der Vergabekammer vor, so dass der Fall noch einmal untersucht werden muss. "Wir prüfen derzeit die weitere Vorgehensweise", sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. "In jedem Fall wird die Sicherheit in der Einrichtung aber durchgängig sichergestellt sein", betonte die Sprecherin. Eine Beschwerde soll von der Security-Firma aus NRW eingereicht worden sein, die derzeit noch die Unterkunft in Niederkrüchten bewacht. Dabei handelt es sich ausgerechnet um eine Firma, die ebenfalls wegen angeblicher Vergehen einiger ihrer Mitarbeiter in FlüchtlingsEinrichtungen im siegerländischen Burbach in der Kritik steht. Innerhalb der Bezirksregierung hatte es eine Reihe Beamter gegeben, die ausdrücklich vor der geplanten Vergabe des Niederkrüchtener Sicherheitsauftrages gewarnt hatten. Sie konnten sich aber nicht durchsetzen, weil eine Vergabe aufgrund des günstigeren Angebotes rechtlich eher vertretbar schien. "Die haben einfach das günstigste Angebot genommen. Eigentlich ist ganz klar festgelegt, dass Qualität vor Preis geht", so ein Insider. Tatsächlich hatte die Landesregierung nach einer Reihe von Skandalen in Flüchtlingsunterkünften einen sogenannten Acht-Punkte-Plan aufgelegt, in dem strenge Standards für den Einsatz von privaten Sicherheitskräften festgelegt sind. "Zur Vergabe der Sicherheitsdienstleistungen führen die Bezirksregierungen ein transparentes und gerichtlich überprüfbares Verfahren durch", sagte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Bei diesen Verfahren sollen nur Unternehmen berücksichtigt werden, die Standards des Landes für die Flüchtlingsunterbringung erfüllen. " Doch genau das treffe auf das von der Bezirksregierung Düsseldorf ausgewählte Unternehmen nicht zu, sagten Beamte der Bezirksregierung, die anonym bleiben möchten. Grund der Kündigung durch das Land Schleswig-Holstein sollen Verstöße beim Mindestlohn und den Abrechnungen sowie der Einsatz von 65 vorbestraften Mitarbeitern gewesen sein. Die Firma weist die Vorwürfe zurück. "Straftaten fanden zu keinem Zeitpunkt statt. Es gab lediglich Fehlhandlungen eines leitenden Mitarbeiters, der das Unternehmen verlassen musste", betonte ein Unternehmenssprecher. Er wies darauf hin, dass diese Vorgänge ausschließlich die Niederlassung "Nord" und nicht die Niederlassung "Mitte" betreffen würden, die zunächst den Zuschlag für die Aufsicht der Landesunterkunft in Niederkrüchten erhalten hatte. "Nord" und "Mitte" seien aber zwei rechtlich getrennte Unternehmen. Die Führungskräfte sind aber dieselben. 2016-11-18 08:18 Thomas Reisener www.rp-online.de 47 /100 So sieht die Deutsche Bank die Filiale der Zukunft Nicht weniger als die „modernste Filiale“ Europas soll das „Quartier Zukunft“ der Deutschen Bank in der Berliner Friedrichstraße 181 sein. Am Donnerstag wurde sie nach intensivem Umbau wieder für die Kunden geöffnet. 2005 hatte die Filiale schon auf Digitales und einen Mix aus Café und Bank gesetzt, damals unter dem Namen "Berliner Bank der Zukunft". Jetzt wurde die Niederlassung modernisiert. Bei der Eröffnung erklärte Filialleiterin Nadin Chucher, wie man versucht habe, Menschlichkeit und Digitalisierung zu verbinden. Die Touchscreens, die früher am Eingang standen, wurden wieder durch menschliche Mitarbeiter ersetzt. Der Bankberater der Zukunft sei ein Coach, denn „der Kunde muss inspiriert werden, er kann ja alles von zu Hause aus machen“, so Chucher. Der Gang zur Bank muss sich lohnen, denn der Weg dorthin wird länger. Die Deutsche Bank wird bis Ende 2017 die Hälfte ihrer 80 Berliner Filialen schließen , die teilweise noch Filialen der Berliner Bank sind. So wie diese Filiale, deren Umbau rund fünf Millionen Euro gekostet hat, wird aber zunächst keiner der anderen. In der Filiale der Zukunft setzt man auf bargeldloses Bezahlen, auch im Café und im Shop. Jeder Mitarbeiter hat sein eigenes Tablet, um den Kunden mobil, auch in einer der vielen Sitzecken, beraten zu können. Derweil werden auch die Kinder betreut. Kunden mit viel Zeit unternehmen noch einen virtuellen Flug über Berggipfel – mit einer VR-Brille und einem Simulator, auf den sich der Kunde auflegt. Ob das den Älteren zusagt, bleibt abzuwarten. Die jungen Menschen will die Bank mit ihrer Einrichtung aber ebenfalls ansprechen. Sie betreue an dem Standort nach eigener Aussage tausend Berliner Start-ups. Dafür stehen Arbeitsplätze im "Gewächshaus" zur Verfügung. 2016-11-18 05:47 Ronja Ringelstein www.tagesspiegel.de 48 /100 Facebook soll Hasskommentare nach 24 Stunden löschen Verliererin der USPräsidentschaftswahl Clinton wollte „nie wieder das Haus verlassen“ Plan verabschiedet Landtag will Wahlrecht für alle Ausländer einführen Spekulationen um Kanzlerkandidatur Schulz dementiert: „Völliger Blödsinn“ US-Präsident in Deutschland Darüber reden Obama und Merkel 2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 49 /100 Asyl: Zahl der Abschiebungen erreicht Höchststand Deutschland hat in diesem Jahr besonders viele Menschen abgeschoben. Das geht aus Unterlagen der Bundespolizei hervor, die der Rheinischen Post vorliegen. Demnach gab es bis einschließlich September dieses Jahres 19.914 Abschiebungen. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 20.888. Bis zum Ende des Jahres könnten die Zahlen Schätzungen zufolge auf 26.500 steigen. So hoch war die Quote zuletzt 2003. Mit Abstand am häufigsten werden dem Bericht zufolge Illegale und abgelehnte Asylbewerber aus den Westbalkanstaaten abgeschoben. Albanien, das Kosovo, Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro machen mit 14.529 Abschiebungen bis September fast Dreiviertel aller Fälle aus. Die Zahl der Abschiebungen von aus Syrien stammenden Asylbewerbern hat sich den Unterlagen zufolge mit 426 Menschen im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als verdoppelt. Auch Abschiebungen von Afghanen nehmen zu. Waren es im vergangenen Jahr noch 178, sind es bis einschließlich September bereits 199. Die wenigsten davon müssen in ihr Heimatland zurückkehren. In diesem Jahr mussten 27 Afghanen nach Afghanistan ausreisen. Die übrigen wurden in andere EU-Länder oder Drittstaaten gebracht. Die Zahl der Asylsuchenden aus der Türkei ist einem Bericht zufolge unterdessen stark gestiegen: Von Januar bis Oktober hätten 4.437 Menschen aus dem Land einen Asylantrag in Deutschland gestellt, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Im Jahr zuvor waren es 1.767 Menschen, 2014 insgesamt 1.806. Besonders in den vergangenen Wochen habe das System zur Erstverteilung der Antragsteller eine stetige Zunahme registriert, berichtet die Zeitung. Seit dem Putschversuch Mitte Juli geht die türkische Regierung mit besonderer Härte gegen die Opposition vor. "Wir müssen damit rechnen, dass die Zahl der Türken, die in Deutschland politisches Asyl suchen, noch weiter steigen wird", sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU). Deutschland würde aber keine Probleme in der Türkei lösen, wenn es regimekritische Bürger einladen würde, einen Asylantrag zu stellen. 2016-11-18 05:34 ZEIT ONLINE www.zeit.de 50 /100 HAZ live: Der Morgen in Hannover Ausstallungspflicht Vogelgrippe: Auflagen auch für Hunde und Katzen Bauarbeiten am Meesestutzen A37 bleibt zwei Wochen halbseitig gesperrt Räumungsverkauf bei Empire und Cinebank Zwei der letzten Videotheken in Hannover schließen Geständnis vor Amtsgericht "Kerkermeister 1972" verkaufte Handfesseln bei Ebay 2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 51 /100 Obama bekommt Gesellschaft Barack Obama reiste bereits Mittwochabend an an seinem letzten Tag in Berlin als US-Präsident trifft er nicht nur Merkel sondern auch Theresa May, Matteo Renzi, Mariano Rajoy und François Hollande. Ab 9.30 Uhr kommt das Quintett im Kanzleramt zusammen. Danach empfängt die Bundeskanzlerin Rajoy zu einem Arbeitsmittagessen, im Anschluss ist gegen 13.30 Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Am Nachmittag führt Merkel im Kanzleramt außerdem Gespräche mit May, auch hier sind Äußerungen vor der Presse geplant. Obama ist dann längst wieder weg: Sein Flieger soll in Tegel um 12.45 Uhr abheben. 2016-11-18 04:46 Robert Ide www.tagesspiegel.de 52 /100 Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Zahle keine Boni zurück Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, will von seinem Ex-Arbeitgeber erhaltene Boni nicht zurückzahlen. „Es ist überhaupt nicht die Rede davon, Boni zurückzuzahlen“, sagte er am Donnerstag bei einer Wirtschaftskonferenz in Berlin laut Reuters. Die Frage sei, ob die Teile, die bislang nicht ausgezahlt wurden, „freiwillig in der Bank gelassen werden“. Er habe in der Vergangenheit gezeigt, dass er unter bestimmten Umständen bereit sei, freiwillig seinen Beitrag zur Lösung von Problemen zu leisten, wenn es dafür eine Basis gebe. Aber auf Ansprüche formell verzichten werde er nicht. „Das kann ich gar nicht“, sagte er. Solche Fragen seien etwas, was intern in der Bank geklärt werden sollte, sagte Ackermann. Aber offenbar habe man ihn unter Druck setzen wollen. „Man merkt die Absicht, aber man ist verstimmt“, sagte er. Ob er gegebenenfalls zur Verteidigung seiner Ansprüche auch vor Gericht ziehen würde, sagte Ackermann nicht. Er verteidigte aber seine Politik als Vorstandssprecher in der Bank seit 2002 und auch das seinerzeit massiv ausgebaute Engagement im Investmentbanking. Die Deutsche Bank sei damit ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise gekommen und habe auch während dieser Zeit gut verdient. Dass in der Bankenbranche in Verbindung mit der Finanzkrise Fehler gemacht wurde, sei allerdings auch klar. In Finanzkreisen hatte es geheißen, die Deutsche Bank prüfe weiterhin, ob sie frühere Vorstände für die Verfehlungen des Geldhauses persönlich zur Kasse bitten kann. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei der Insider betonten, eine Anwaltskanzlei schaue sich schon länger unter anderem die Arbeitsverträge der einstigen Manager an. Es gehe nicht nur um die Frage, ob eingefrorene Boni – die normalerweise mit Zeitverzögerung ausgezahlt werden – gänzlich einbehalten werden dürften. Geprüft werde auch, ob bereits ausgezahlte Gelder zurückgefordert werden könnten. Die Süddeutsche Zeitung hatte von Absichten der Bank berichtet, von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einzufordern. Betroffen sind der Zeitung zufolge etwa die beiden ehemaligen Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain. Von Jain, der vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze 2012 viele Jahre das Investmentbanking geleitet hatte, wolle die Bank die höchste Summe einholen – einen zweistelligen Millionenbetrag. Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äußern. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ebenfalls ab. Ein Sprecher verwies lediglich auf den Geschäftsbericht 2015, in dem die Bank offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat. Das betraf insgesamt elf Personen, frühere Vorstandsmitglieder inbegriffen. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. *** 2016-11-18 02:40 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 53 /100 Gegen den Dollar: China stößt in großem Stil USStaatsanleihen ab Der seit Monaten zu beobachtende Rückzug großer Gläubigernationen aus US-amerikanischen Staatsanleihen setzte sich auch im September fort. Wie aus Veröffentlichungen des amerikanischen Finanzministeriums hervorgeht , haben ausländische Investoren und Zentralbanken in diesem Monat US-Schuldtitel im Gesamtumfang von 46 Milliarden Dollar verkauft. „Ausländer haben ihren Anteil an langfristigen US-Wertpapieren im September abgebaut. Die Netto-Verkäufe betrugen 46,6 Milliarden Dollar. Die Netto-Verkäufe ausländischer Investoren beliefen sich auf 7,9 Milliarden Dollar, während die Netto-Verkäufe bei ausländischen Institutionen 38,7 Milliarden Dollar betrugen“, schreibt das US Department of Treasury in der Mitteilung. Im Verlauf des Jahres zwischen September 2015 und September 2016 stießen ausländische Zentralbanken, Staatsfonds und Privatinvestoren insgesamt 374,7 Milliarden Dollar an amerikanischen Verbindlichkeiten ab. Zu den größten Verkäufern gehört seit Monaten die chinesische Zentralbank, deren Gesamtbesitz an amerikanischen Staatsanleihen mittlerweile so gering ist wie zuletzt im Jahr 2012. Auch die Zentralbank Saudi-Arabiens zieht sich zurück – ihre Ansprüche gegenüber den USA hat sie seit Januar dieses Jahres um über 30 Prozent reduziert. Die Abkehr dieser Geldgeber von amerikanischen Schuldtiteln stellt ein deutliches Misstrauensvotum gegenüber der Bonität der USA dar, welche beträchtliche Schuldenstände angehäuft haben. Auch die Stellung des Dollar könnte langfristig unter den Absatzbewegungen leiden, weil Staaten wie China und Saudi-Arabien ihre Investitionen in andere Währungen umschichten könnten. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. *** 2016-11-18 02:40 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 54 /100 Schweizerische Nationalbank fürchtet Flucht ins Bargeld Die Schweizerische Nationalbank steht laut Reuters Gewehr bei Fuß, um mit Devisenkäufen einen weiteren Höhenflug des Frankens zu verhindern. „Wir sind zu allen marktrelevanten Zeiten am Devisenmarkt präsent“, sagte Direktoriumsmitglied Andrea Maechler am Donnerstag laut Redetext auf einer Geldmarkt-Veranstaltung in Genf. Zuletzt hatte die SNB etwa rund um das überraschende Brexit-Votum am Markt eingegriffen, wie das stellvertretende SNBDirektoriumsmitglied Dewet Moser ausführte. „Die Märkte müssen aber Kursschwankungen letztlich auch selber absorbieren können“, sagte er. Auch rund um die US-Wahlen hat der Franken zur wichtigsten Exportwährung Euro an Wert gewonnen. Seit Beginn der Finanzkrise hat die Notenbank im Zuge ihrer Interventionen für hunderte Milliarden Anleihen und Aktien in anderen Währungen gekauft. Indem sie Franken druckt, verhindert sie eine für die Exportwirtschaft schädliche Aufwertung der eidgenössischen Währung. Denn diese ist bei Investoren in Krisen stets als sicherer Hafen gefragt. Um den Franken zu schwächen, setzt die SNB darüber hinaus auf Negativzinsen. Diese liegen derzeit bei minus 0,75 Prozent und zählen damit zu den tiefsten der Welt. Maechler räumte ein, dass es eine effektive Zinsuntergrenze gebe, bei der Investoren beginnen würden, Bargeld zu horten. Diese sei aber noch nicht erreicht: „Wir gehen davon aus, dass wir, falls nötig, noch einen gewissen weiteren Zinssenkungsspielraum haben“, sagte sie. Grund für den nach wie vor überbewerteten Franken seien nicht nur ausländische Investoren. Auch viele Schweizer Unternehmen würden ihre im Ausland erwirtschafteten Gewinne in Franken tauschen und nicht mehr wie früher im Ausland investieren. „Dies trägt maßgeblich zur Frankenstärke bei“, sagte Maechler. Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung der SNB findet am 15. Dezember statt *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. *** 2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 55 /100 Australien verschärft Kampf gegen das Bargeld In Australien mehren sich Stimmen, die für eine Abschaffung oder Eingrenzung von Bargeld eintreten. Vor wenigen Tagen erklärte die Schweizer Großbank UBS, dass die Abschaffung der australischen 100-Dollarnote und 50-Dollarnote „gut für die Wirtschaft und die Banken ist“, berichtet der Finanzblog Sovereign Man. Die amerikanische Großbank Citigroup hatte kürzlich erklärt, dass sie in einigen ihrer Filialen in Australien ab sofort kein Bargeld mehr akzeptieren werde. Im Februar des laufenden Jahres veröffentlichten Beamte des australischen Finanzministeriums im Sydney Morning Herald eine Serie von Artikeln, in denen beschrieben wurde, dass die Abschaffung von Bargeld „Milliarden einsparen“ würde und dass der „Weg hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft der nächste Schritt für den australischen Dollar“ sei. Viele Beobachter gehen davon aus, dass der Kampf gegen das Bargeld – welcher auch in Europa Anhänger findet und bereits zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins geführt hat – ganz andere Gründe hat, als in der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Bargeld erlaubt es Sparern nämlich, ihre Guthaben aus dem Geldkreislauf der Banken herauszuziehen. Eine vollumfängliche Anwendung von Negativzinsen durch die Zentralbanken wird dadurch verhindert. Solange die Bürger also über die Möglichkeit verfügen, ihre Ersparnisse in bar von den Konten abzuheben, sind die Möglichkeiten der finanziellen Repression durch die überschuldeten Staaten in Form von Sonderabgaben und Negativzinsen begrenzt. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. 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Die iranische Regierung verpflichtete sich darin, ihre Urananreicherung deutlich zurückzufahren und scharfe Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zuzulassen. Der Westen hob im Gegenzug einen Teil seiner Finanz- und Handelssanktionen gegen das Land auf. Der designierte US-Präsident Trump hatte das Abkommen im Wahlkampf als „katastrophal“ bezeichnet und einen Ausstieg unter seiner Regierung angekündigt. Er warf der gegenwärtigen US-Regierung vor, dem Iran zu viele Zugeständnisse gemacht zu haben. Die EU begrüßte am Montag, dass die bisherige US-Regierung nun Lizenzen für den Export von Passagierflugzeugen sowie von Ersatzteilen und Dienstleistungen in diesem Bereich erteilt hat. Derartige Verkäufe seien „ein wichtiges Signal“ für die Umsetzung des Atomabkommens und könnten auch die Sicherheit im Luftverkehr verbessern, erklärten die Minister. Gleichzeitig bekräftigten die europäischen Chefdiplomaten ihre Sorge mit Blick auf die Lage der Menschenrechte im Iran und verwiesen unter anderem die häufige Anwendung der Todesstrafe. Sie betonten auch „die Notwendigkeit, die Gleichheit der Rechte der Frauen sicherzustellen sowie der Menschen, die Minderheiten angehören“. Die EU-Außenminister forderten Teheran auch auf, seinen „Einfluss auf das syrische Regime“ gelten zu machen, um die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und humanitäre Helfer in dem Land zu beenden. Besorgt zeigte sich die EU über das Programm für ballistische Raketen im Iran und forderte einen Teststopp von Teheran. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. *** 2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 57 /100 Russland sperrt Linkedin: Vorwurf der DatenschutzVerstöße In Russland wird mit Linkedin das erste große Online-Netzwerk gesperrt. Auf Anordnung der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor sollen die heimischen Internetanbieter den Zugang blockieren. Damit soll ein Gerichtsurteil umgesetzt werden, wonach das US-Unternehmen gegen Datenschutzgesetze verstößt, wie Roskomnadsor am Donnerstag mitteilte. Das Karrierenetzwerk hat mehr als sechs Millionen registrierte Nutzer in Russland, darunter viele Firmen auf Mitarbeitersuche. Hintergrund ist ein Gesetz aus dem Jahr 2014, das bislang nicht durchgesetzt wurde. Es sieht vor, dass Webseiten, die persönliche Daten russischer Bürger speichern, dies auf russischen Servern tun müssen. Dies hat Linkedin nach Darstellung der Behörde nicht getan. Die Sperrung solle binnen 24 Stunden umgesetzt werden, sagte ein Roskomnadsor-Sprecher der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Internetanbieter Rostelcom hat dies nach eigener Auskunft bereits gemacht, die Konkurrenten MTS und Vimpelcom wollen nachziehen. Von Linkedin war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Dem Behördensprecher zufolge dringt das US-Management des Unternehmens auf ein Treffen. Dazu müsse Roskomnadsor aber zunächst die Genehmigung des Außenministeriums und der Geheimdienste einholen. Kritiker beklagen eine zunehmende Kontrolle des Internets durch die russischen Behörden. Ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin trat Befürchtungen entgegen, das Vorgehen gegen Linkedin könnte auf Zensur hinauslaufen. Die Sperrung erfolge im Rahmen der Gesetze, betonte er. Die Sperrung könnte auch eine Retourkutsche für Anschuldigungen der Linkedin-Mutter Microsoft sein: Eine Hackergruppe mit Verbindungen zur russischen Regierung soll nach Erkenntnissen von Microsoft eine Sicherheitslücke im Betriebssystem Windows. Den Nutzern wurde deswegen am 08. November ein Update zur Verfügung gestellt. Für die sogenannten Phishing-Attacken, für die gefälschte E-Mails verschickt werden, ist demnach eine Gruppe namens Strontium verantwortlich. Sie ist auch unter dem Namen Fancy Bear oder APT 28 bekannt. Experten zufolge arbeitet Fancy Bear vor allem für den russischen Militärgeheimdienst GRU, den US-Behörden auch für Angriffe auf Computersysteme der Demokratischen Partei verantwortlich machen. Belege für diese Behauptungen haben die US-Behörden bisher nicht vorgelegt. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. 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Jack Wolfskin selbst lasse sich von der Investmentbank PJT Partners beraten, die ehemals Blackstone gehört hatte, hieß es in Finanzkreisen. Blackstone hatte vor fünf Jahren 700 Millionen Euro für Jack Wolfskin gezahlt und 485 Millionen Euro davon fremdfinanziert. Doch die Expansion ins Ausland, die sich der neue Eigentümer auf die Fahnen geschrieben hatte, erfüllte die Erwartungen nicht. Firmengründer Manfred Hell hatte Jack Wolfskin nach dem Verkauf verlassen. Dazu kamen Probleme in China, wo das Unternehmen den Vertrieb seiner Funktionsjacken, Rucksäcke und Zelte selbst in die Hand genommen hatte. Doch dabei kamen ihm Währungsschwankungen von Yuan und Dollar in die Quere. Zurzeit durchleuchtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte das Unternehmen. Ergebnisse sollen bis Ende November vorliegen. Insider erwarten, dass die Gläubiger bis Januar Vorschläge über einen Schuldenschnitt vorlegen. Dabei muss der Eigentümer häufig zumindest einen Teil seiner Anteile an die Gläubiger abgeben, die im Gegenzug auf eine Rückzahlung ihrer Kredite teilweise verzichten. Schon im Juli 2015 hatte Blackstone auf Druck der Gläubiger 75 Millionen Euro frisches Kapital nachgeschossen, damit die Darlehen verlängert wurden. Nun droht Jack Wolfskin erneut die Kreditauflagen zu verletzen. Die Kredite werden am Kapitalmarkt bereits zu einem Bruchteil ihres Nennwertes gehandelt. Blackstone, PJT Partners, Houlihan Lokey, Kirkland & Ellis und Deloitte wollten sich nicht zu den Informationen äußern. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. 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Der stellvertretende russische UN-Botschafter Petr Iljitschow bezeichnete ein Waffenembargo als verfrüht. In der gegenwärtigen Situation sei dies der "Gipfel der Unverantwortlichkeit". Auch Chinas Vize-Botschafter Wu Haito äußerte sich skeptisch und mahnte ein Vorgehen mit Vorsicht an. Es müsse alles getan werden, um eine weitere Komplizierung der Situation zu verhindern. Die USA begründeten ihren Vorstoß auch mit der jüngsten Warnung der UN vor einer weiteren Eskalation des ethnischen Konflikts im Südsudan. Werde die Gewalt nicht gestoppt, drohe ein Völkermord, hatte der UN-Sonderberater Adama Dieng vergangene Woche zum Abschluss eines einwöchigen Besuchs in dem Land gesagt. Die extreme Polarisierung zwischen einzelnen Volksgruppen habe vielerorts zugenommen. Dieng berichtete über Morde und Vergewaltigungen sowie Angriffe auf politische Gegner und Mitglieder anderer Ethnien. "Was als politischer Konflikt begann, könnte sich zu einem offenen ethnischen Krieg entwickeln. " Im erst seit 2011 unabhängigen Südsudan war im Dezember 2013 der lange schwelende Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem damaligen Stellvertreter Riek Machar eskaliert. Seitdem wurden bei Kämpfen und ethnisch motivierten Massakern Zehntausende Menschen getötet und Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben. Unter internationalem Druck vereinbarten die Rivalen schließlich eine Regierung der nationalen Einheit. Doch diese zerbrach im Juli nach nur wenigen Tagen. 2016-11-18 02:27 ZEIT ONLINE www.zeit.de 60 /100 Frische Luft und Sauna - So bleibt man im Herbst gesund Köln (dpa-infocom) - Regen, Dunkelheit und schniefende Nasen: Im Herbst ist das keine Seltenheit. Doch mit der richtigen Kleidung kann Bewegung auch in der nassen Jahreszeit Spaß machen und unser Immunsystem stärken. Mit der altbewährten Zwiebeltechnik trotzt man dem herbstlichen Schmuddelwetter. "Beim Sport sollten sich Ftinesstreibende zu Beginn so anziehen, dass sie noch leicht frieren, um bei steigender Belastung nicht zu überhitzen. Wird ihnen dann doch zu warm, können sie einfach eine Kleidungsschicht ablegen", so Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung der Deutschen Sporthochschule Köln. Auf eine Mütze sollte nicht verzichtet werden, denn gerade über den Kopf verlieren wir 40-60 Prozent unserer gesamten Körperwärme. Ein aktiver Lebensstil ist gerade im Herbst ein besonderer Trumpf: "Denn nichts ersetzt regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und den Einfluss von Wind und Wetter", so der Gesundheitsexperte. Ob spazieren gehen, joggen oder Fahrrad fahren - durch moderate Aktivität vermehren sich die weißen Blutkörperchen schneller und werden leistungsfähiger. Zudem wird die Durchblutung angeregt und die Abwehrzellen gleichmäßig im gesamten Körper verteilt. Darüber hinaus kommt es vor allem durch eine Sporteinheit im Tageslicht zu einer erhöhten Ausschüttung von Endorphinen. Das hellt unsere trübe Herbststimmung wieder auf und macht uns resistenter gegen Stress. "Nach dem schweißtreibenden Training im Freien darf die Erholung nicht zu kurz kommen. Saunagänge mit anschließender Abkühlung bringen den Kreislauf so richtig auf Trab und fördern damit auch die Regeneration", weiß Froböse. Bei bereits bestehender Erkältung sollte man auf Ausdauersport und Saunagänge jedoch lieber verzichten, da der Kreislauf andernfalls überfordert wird. Damit das Immunsystem aber gar nicht erst schlapp macht, kommt es jetzt noch mehr auf eine gesunde Ernährung an. Vor allem hilft eine vermehrte Aufnahme von Vitamin C, welches Erkältungen vorbeugt. Eine Extraportion des Vitamins liefern etwa Zitrusfrüchte, rote Paprika und auch Brokkoli. Auch dem Power-Food Ingwer wird eine erkältungshemmende Wirkung nachgesagt. Es unterstützt die Funktion der weißen Blutkörperchen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind. 2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 61 /100 Android-Nachrichten unter Windows 10 Meerbusch (dpa-infocom) - Wer ein Android-Handy besitzt, kann Benachrichtigungen von Apps und Kontakten auf Wunsch auch an seinem Windows-PC lesen - und bei Bedarf sogar darauf reagieren. Möglich macht das die digitale Assistentin Cortana und die passende App für Android, die für eine Zusammenarbeit von Android-Geräten und Windows-Rechnern sorgt. Dazu muss auf dem Android-Device die Cortana-App installiert werden. Einfach bei Bedarf im Google Play Store nach "Cortana" suchen und die MicrosoftApp installieren. Nach der Installation beim selben Microsoft-Konto anmelden, das auch in Windows 10 genutzt wird. Anschließend zu den Einstellungen der Cortana-App wechseln und dort die Synchronisierung von Benachrichtigungen einschalten. Danach am Windows-PC Cortana aufrufen und hier auf das Zahnrad-Symbol klicken und unter der Überschrift "Benachrichtigungen zwischen Geräten senden" den Schalter einschalten - fertig. 2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 62 /100 Kinder klammern plötzlich: Sicherheit Viel Nähe gibt wieder Fürth (dpa/tmn) - Manchmal kommt es wie aus dem Nichts: Die vermeintlich selbstständigen Kinder sind auf einmal wieder anhänglich und ängstlich, wollen nicht mehr in die Kita oder in die Schule. Andere reagieren mit Bauchschmerzen oder können abends nicht einschlafen. Auch wenn es anstrengend ist: Eltern sollten in dieser Phase viel Nähe zulassen. "Das gibt den Kindern Sicherheit", sagt Dana Urban von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Entlastend sei auch zu wissen: Es ist eine Phase, die meist schnell wieder vorbeigeht. Ist die Angst vor dem Abschied oder dem Alleinsein gerade akut, helfen feste Rituale: Beim Abschied in der Kita bekommt das Kind etwas von Mutter und Vater mit. Das kann ein Schmusetuch sein oder der Schlüssel, auf den das Kind bis zum Wiedersehen aufpasst. "Wichtig ist für Eltern, den Nachwuchs unbedingt verlässlich zur vereinbarten Uhrzeit abholen", rät Urban. Auch das vermittelt den Kindern Sicherheit. Wenn möglich, kann es auch helfen, Sohn oder Tochter für eine begrenzte Zeit früher aus der Kita oder dem Hort abzuholen. So bleibt mehr gemeinsame Zeit am Nachmittag. Auch wenn für Eltern solch ein Klammerverhalten oft wie aus dem Nichts kommt, ist das laut Urbans Erfahrung selten der Fall. Sie rät Eltern, genau hinzuschauen: Hat sich in letzter Zeit etwas in der Familie verändert? Das kann die Kitaeingewöhnung sein, eine neue Erzieherin, ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterkinds. Auch Stress bei den Eltern nehmen viele Kinder feinfühlig wahr und reagieren darauf. In solchen Umbruchphasen ist es normal, dass Kinder verstärkt die Nähe zu Vater und Mutter suchen. 2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 63 /100 Fehlersuche im Auto mit dem Smartphone München (dpa/tmn) - Moderne Autos sind voll mit Elektronik. Eine Wartung beginnt heute nicht mit dem Schraubenschlüssel, sondern erst mal mit dem Computer. Die Software im Steuergerät überwacht Motor, Getriebe und Assistenzsysteme. Mit dem Smartphone können Autofahrer viele Daten und Fehlermeldungen selbst auslesen. App aufspielen, Adapter aufstecken, Bluetooth aktivieren und sichtbar wird die Fahrzeugelektronik - eine Werkstatt für die Hosentasche. Apps und sogenannte OBD-II-Adapter gibt es im Elektronikhandel und im Internet ab 30 Euro. On-Board-Diagnose 2 (OBD II) ist ein Diagnosesystem, das für Benziner seit 2001 und für Dieselautos seit 2004 Pflicht ist. Am Stecker, der meist auf der Fahrerseite an der A-Säule montiert ist, lassen sich die Adapter leicht einstöpseln. Damit erhält die Software Zugriff auf einen Großteil der Daten wie Öl- und Wassertemperatur, aber auch Wartungshinweise und Fehlercodes. Wie verlässlich die Infos sind, hängt am Ende von der App und den Daten ab. "Angezeigte, weil hinterlegte Fehlercodes sind sicherlich valide, da sie genormt sind", sagt Gunnar Beer, TechnikExperte beim Auto Club Europa (ACE). Auch die Anzeigen von Kühlmitteltemperatur und Drehzahlen sind verlässlich. "Sie sind genauer als im Kombiinstrument, da die Daten direkt vom Steuergerät abgelesen werden. " Doch nicht alles ist auslesbar. "Abgasrelevante Steuergeräte sind fast immer erreichbar, denn hierfür gelten herstellerübergreifend einheitliche Codes für die dort abgelegten Fehlermeldungen", sagt Arnulf Thiemel vom ADAC. Bei Komfort- und Infotainment-Steuergeräten sehe es oft nicht so gut aus. Jeder Hersteller verwende seine eigene Protokollsprache. Die sei öffentlich meist nicht dokumentiert und so nur schwer verständlich. Empfehlenswert sind Diagnose-Programme fürs Handy so eher für versierte Hobbyschrauber und Technikinteressierte, die mit den angezeigten Fehlern etwas anfangen und das Gefährdungspotenzial der angezeigten Fehler richtig einschätzen können. "Der Hobby-Bastler kann damit einen ersten Eindruck von den Fehlerspeicher-Einträgen erlangen", sagt Thiemel. Da man aber nur in die oberste Schicht der Steuergeräte vordringen könne, ersetzt eine solche Diagnose keinesfalls den Werkstatt-Besuch. "Zumal dort auch viel Erfahrung für die korrekte Interpretation der Fehlerspeicher-Einträge da ist. " Auch Gunnar Beer vom ACE bleibt skeptisch: "Eine App ersetzt keinen versierten Fachmann. " Bei kritischen Fehlercodes muss nach wie vor eine Werkstatt aufgesucht werden. Denn in der Darstellung wird lediglich der Fehler beschrieben, nicht aber, wie er behoben werden muss. Stehe etwa im Fehlerspeicher "Lambdasonde unplausibles Signal", könne die Sonde defekt sein, der Kabelstrang Marderverbiss haben und das betreffende Steuergerät einen "Schuss" haben, so Thiemel. "Das erkennt nur der Fachmann, nicht aber der Laie. " Außerdem seien Fehlerspeicher-Einträge kein Garant dafür, die wahre Fehlerursache sofort zu finden. Vor allem, wenn ein Fehler im einen Bereich Auswirkungen auf ein ganz anderes Steuergerät hat. Völlig gefahrlos ist das Ganze auch nicht: "Die OBD-Schnittstelle ist quasi der Nabel der Fahrzeugelektronik", sagt Beer. Tuner könnten darüber Motorkennfelder verändern oder verschiedene Länderspezifikationen setzen. Das wirke sich auf die Beleuchtung und viele andere Details aus. Generell sei es nicht ratsam, ständig die Schnittstelle anzuzapfen, die eigentlich nur für Werkstatt-Diagnosen und im Rahmen einer Hauptuntersuchung benutzt wird. Sämtliche Adapter-Hersteller wiesen darauf hin, dass sie für die Haftung bei Schäden beim Dauerbetrieb nicht zuständig sind. Ungesetzliche Manipulationen und auch Schäden, ob kurz- oder langfristig, sind also durchaus denkbar. Auch Thiemel rät zur Vorsicht: "Wir haben schon Billig-Adapter ausprobiert, die während der Fahrt die Servolenkung lahmgelegt haben. So etwas kann gefährlich werden. " Die meisten Programme lassen eine oberflächliche Diagnose im Bereich der Motorsteuerung zu. Es gebe aber auch Profigeräte und Software, die in alle Bereiche des Autos schauen können. Die seien sehr teuer und rentieren sich für Privatkunden nicht. Das Handy sollte auch als Diagnosegerät stets in einem Halter stecken. Wer es während der Fahrt in der Hand hält, riskiert 60 Euro Bußgeld und ein Punkt, so der Tüv Süd. Rechtlich bedenklich ist zudem das kurzzeitige Löschen von Fehlercodes für die HU oder vor dem Autoverkauf. Streng genommen komme das einer Täuschung gleich und eine Manipulation ist strafbar. 2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 64 /100 Meerschweinchen sind nicht gern allein Münster (dpa/tmn)- Zähneklappern, gesträubtes Fell, Drohgebärden bis hin zum Beißen - mancher Tierhalter wundert sich, wenn ein bislang friedliches Meerschweinchen seine Abneigung gegen einen neuen Käfiggenossen unmissverständlich zum Ausdruck bringt. Die Tiere testen dann oft untereinander aus, wer im häuslichen Revier das Sagen hat. Mal klappt das entspannt und reibungslos, manchmal wird es ruppig. Grundsätzlich sind Meerschweinchen sehr soziale Wesen, die sich besonders wohlfühlen, wenn sie in Gruppen zusammenleben. Doch einige Empfehlungen von früher gelten heute als falsch: So sollten Meerschweinchen nicht allein und auch nicht gemeinsam mit Zwergkaninchen gehalten werden. Was aber ist zu tun, wenn ein Tier stirbt und neues hinzugesetzt werden soll? "Dann sollte man sich zuerst die Frage stellen, ob eine weitere dauerhafte Meerschweinchenhaltung geplant ist", sagt Jürgen Hirt von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). "Besteht der dauerhafte Wunsch, weiterhin Meerschweinchen zu halten, wäre es zum Beispiel sinnvoll, ein gleichgeschlechtliches Jungtier dazuzusetzen. " Noch besser, so der Experte, das ältere Tier bekäme gleich zwei junge Tiere zur Gesellschaft. "Dann könnten die beiden Jungtiere sich gegenseitig beruhigen, denn eine neue Konstellation im Käfig bedeutet Stress für die Tiere. Und zwar für ein bereits vorhandenes Schweinchen ebenso wie für den Neuankömmling. " Die neue Beziehung im heimischen Käfig ist ein dynamischer, individueller Prozess, für den es zwar Leitlinien gibt - aber kein Patentrezept. Prof. Norbert Sachser, Verhaltensbiologe der Universität Münster, erläutert, dass die Tiere in der freien Natur am liebsten in einer Konstellation aus einem Männchen mit einem Harem, gerne vier Weibchen, zusammenleben. In einer Meerschweinchengruppe schauen sich junge Tiere von den älteren ab, wie man sich benimmt. "Sie lernen Verhaltensregeln. Und sie lernen auch, sich zu arrangieren", sagt Norbert Sachser. Kauft man allerdings in der Zoohandlung ein Tier, könne man nicht sicher sein, dass es die Gelegenheit dazu hatte, sich in der Gruppe zu sozialisieren. Wer ein wenig plant, hat gute Chancen, dass die Vergesellschaftung gelingt. Die Fragen, welches Alter und welches Geschlecht der neue Käfiggenosse hat, sollten zum Beispiel geklärt sein. "Jüngere Tiere sind sicherlich anpassungsfähiger", gibt Norbert Sachser ein Beispiel. "Wenn man ein männliches und ein weibliches Tier zusammenbringt, und nicht in die Zucht einsteigen will, sollte das männliche Tier kastriert sein. " Zwei Weibchen könne man seiner Erfahrung nach gut zusammensetzen, ebenso zwei Männchen. Eine Garantie allerdings, dass es reibungslos funktioniert, gibt es nicht. Um auszuprobieren, ob die Chemie stimmt zwischen dem alten und dem neuen Haustier, empfehlen die Experten neutrales Terrain. Das kann in der Badewanne sein, wenn Handtücher untergelegt werden, oder im Auslauf. "Zwei Futtermöglichkeiten, zwei Trinkflaschen - das ist zu Beginn keine verkehrte Idee", sagt Sachser. "Auch wäre es gut, wenn es einen Winkel gibt, hinter dem sich das neue Tier zurückziehen kann. " Platz sei ein zentrales Element, sagt TVTExperte Jürgen Hirt. "Manche Käfige sind zu klein für eine vielleicht anfangs stürmische Beziehung. Deshalb sollte Wegrennen auch eine Option sein. " So wie auch Aufgeben für den Tierhalter eine Option sein kann, sagt Nina Enchelmaier vom Verein Meerschweinchenhilfe. Sie hat schon viele Vergesellschaftungen begleitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass man "niemandem zu seinem Glück zwingen kann". Ihre Empfehlung: "Die Tiere müssen vom Charakter her zueinanderpassen und auch vom Alter. Ein sieben Jahre alter Meerschweinchensenior hat andere Bedürfnisse als ein Jungspund, der mit 18 Monaten vielleicht gerade in der Pubertät ist. " Der Verein aus Baden-Württemberg vermittelt Meerschweinchen. Im Gegensatz zur vorherrschenden Expertenmeinung spricht sich der Verein gegen eine reine Weibchenhaltung aus. Nur unter Frauen fühlten sich die Schweinchen nicht so wohl: "Da fehlt der männliche Part, sie wollen ein wenig bewundert werden, deshalb sprechen wir uns oft für den Geschlechtermix aus", sagt Enchelmaier: "Auch ein Kastrat kann ein Weibchen noch anhimmeln. " 2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de 65 /100 Kritik des EU-Rechnungshofs: Bankenaufsicht Die Mängel der Die EU hat sie als Reaktion auf die Euro-Zonen-Krise in Rekordzeit geschaffen, seit November 2014 ist sie operativ : Die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt angesiedelte europäische Bankenaufsicht (genauer: der Einheitliche Aufsichtsmechanismus SSM) für den Euro-Raum. Die rund 130 wichtigsten Banken der Euro-Zone überwacht sie direkt, die restlichen im Normalfall indirekt über die nationalen Behörden. Ist die EZB der neuen Aufgabe gewachsen? Ein am Freitag veröffentlichter Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes erhebt in einigen Bereichen recht scharfe Kritik. Der SSM sei in nur 13 Monaten aufgebaut worden und habe rund 1000 Mitarbeiter rekrutieren müssen, was eine einzigartige Aufgabe gewesen sei, lobt das zuständige Rechnungshofmitglied Neven Mates zwar. Doch habe die EZB im Vorfeld den Mitarbeiterbedarf nicht so ausführlich wie nötig analysiert und der derzeitige Personalbestand sei unzureichend. Aus Sicht des Rechnungshofs ist die Aufsicht denn auch zu stark auf die Mitarbeit der nationalen Aufsichtsbehörden angewiesen. Bei den wichtigen Vor-Ort-Inspektionen bei direkt überwachten Banken hätte die EZB 2015 nur 8% aller Teammitglieder und 12% der Teamleiter gestellt, den Rest hätten nationale Behörde beigetragen. In den meisten Fällen würden die Teams vom nationalen Aufseher des Landes der Bank geführt. Dies entspreche nicht dem Geist der gesetzlichen Grundlagen für den SSM. Auch habe die EZB deshalb eine ungenügende Kontrolle über die Zusammensetzung und die Qualifikationen der Aufsichts- und Inspektionsteams. Diese Vorwürfe wiegen insofern schwer, als eines der Hauptziele der Schaffung des SSM gerade darin gelegen hat , die in manchen Staaten etwas zu enge oder zu politisierte Beziehung zwischen Banken und nationalen Aufsehern durch den Einsatz einer unparteiischeren europäischen Institution aufzubrechen. Auch ein zweiter Kritikpunkt berührt ein Kernelement: Obwohl die EZB gesetzlich zu einer klaren Trennung zwischen ihren geldpolitischen und ihren Aufsichts-Funktionen angehalten sei, würden manche Abteilungen Dienstleistungen für beide Funktionen erbringen, hält der Rechnungshof fest. Dies gilt etwa für die Verwaltung, die Kommunikationsabteilung, die IT und den Rechtsdienst. Hier hätte die EZB eine Risikoanalyse vornehmen und mögliche Zielkonflikte minimieren müssen, sagt Mates. In eine ähnliche Richtung zielt die Feststellung, dass die Kontrolle über die für die Aufsicht zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen nicht beim Aufsichtsgremium des SSM liege, sondern beim EZB-Rat, dem obersten Beschlussorgan der Zentralbank. Der Rechnungshof beklagt sich zudem, dass die ihm von der EZB zur Verfügung gestellten Informationen nicht ausgereicht hätten, um auftragsgemäss die «Effizienz der Verwaltung» (der EZB) vollständig zu beurteilen. Die Zentralbank habe ihm viele Dokumente vorenthalten. Man prüfe derzeit die Optionen, einschliesslich einer Klage beim EU-Gerichtshof, sagt Mate. Der Bericht mündet in 13 Empfehlungen an die EZB. So fordert er eine substanzielle Stärkung der Präsenz der EZB bei Inspektionen vor Ort. Auch müssten die Risiken geprüft werden, die sich auf Grund der erwähnten, von Aufsicht und Geldpolitik geteilten Dienstleistungen ergäben. Zwölf der Anregungen hat die EZB, teils mit Anmerkungen, in einer dem Bericht beigefügten Antwort akzeptiert. So verweist sie zum Beispiel auf eine kontinuierliche Aufstockung des eigenen Personals für Vor-Ort-Prüfungen. Nicht einverstanden ist sie mit Teilen der Empfehlung zur stärkeren Trennung der Aufsicht von der Geldpolitik. Bei den Dienstleistungen würde dies aus ihrer Sicht die Kosten erhöhen und die Effizienz beeinträchtigen. Und dass das Aufsichtsgremium des SSM keine Kontrolle über Budget- und Personalressourcen habe, stehe nicht in ihrem Ermessen, sondern folge aus der Rechtslage. Die Unabhängigkeit der beiden Bereiche Aufsicht und Geldpolitik werde dadurch nicht beeinträchtigt. Besonders erfreut scheint die EZB aber nicht gewesen zu sein. Sie hätte im Bericht eine ausdrücklichere Anerkennung all dessen begrüßt, was bei der Einrichtung des SSM bereits erreicht worden sei, hält sie in der Einleitung ihrer Antwort spitz fest. 2016-11-18 00:00 René Höltschi www.nzz.ch 66 /100 Japans Regierungschef bei Trump: Shinzo Abe setzt auf vertrauensvolles Verhältnis (Reuters) Der japanische Regierungschef Shinzo Abe ist nach eigenen Worten zuversichtlich, ein vertrauensvolles Verhältnis zum künftigen USPräsidenten Donald Trump aufzubauen. Ohne Vertrauen könne das japanisch-amerikanische Bündnis nicht bestehen, sagte Abe am Donnerstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit dem Wahlsieger in New York. Das Gespräch sei offen und herzlich gewesen. Er habe mit Trump vereinbart, sich erneut zu treffen, sagte Abe. Die USA und Japan sind seit vielen Jahrzehnten enge Verbündete. Wie in Deutschland sind in dem asiatischen Land Zehntausende amerikanische Soldaten stationiert. Trump fordert jedoch schon länger, dass Staaten wie Japan für die Hilfe von den US-Streitkräften mehr bezahlen sollen. Zudem ist die Regierung in Tokio alarmiert, weil Trump das transpazifische Freihandelsabkommen TPP ablehnt. Das 90-minütige Gespräch mit Abe im New Yorker Trump Tower war das erste persönliche Treffen des Milliardärs mit einem ausländischen Regierungschef, seit er die Wahl in der vergangenen Woche überraschend gewann. Am 20. Januar übernimmt er die Amtsgeschäfte von Barack Obama. Dieser hält sich gerade für einen Abschiedsbesuch in Deutschland auf. 2016-11-18 00:00 Marie-astrid www.nzz.ch 67 /100 Städte bauen für Roboter: Auf dem Weg nach Cyborg City? Roboter halten Einzug in unsere Städte. Laut einer Analyse der Marktforschungsgesellschaft ABI Research werden bis 2030 weltweit 400 Millionen selbstfahrende Autos auf den Strassen unterwegs sein. Und es sind nicht nur Roboterfahrzeuge, die unsere smarten Städte von morgen bevölkern werden. Pflegeroboter werden uns in Krankenhäusern und Altersheimen umsorgen. Lieferdienste werden Lebensmittel per Roboter ausliefern, wie es die Fast-Food-Kette Pizza Hut derzeit mit Pizzen testet. Onlinehändler werden Pakete per Drohnen zustellen (Alibaba praktiziert dies bereits). Und Polizeiroboter werden auf öffentlichen Plätzen und in Shopping-Malls (wie schon heute in Cupertino) patrouillieren. Auf die Roboterisierung wird man nicht nur rechtlich, sondern auch architektonisch und städtebaulich antworten. Um zu navigieren, müssen Roboter ihre Umgebung mit Sensoren «lesen» können. Einfache Spiegelflächen und andere reflektierende Objekte können die Navigation des Roboters erheblich beeinträchtigen. Es stellt sich das Problem, dass die Infrastruktur im privaten und im öffentlichen Raum (noch) nicht mit Robotern kompatibel ist. Häuser, Strassen und Städte werden noch immer zu sehr analog gedacht. Auch wenn die Technologie Fortschritte macht, tun sich Computer in bestimmten Situationen noch schwer. Zum Beispiel bei schlechter Sicht durch Nebel, Nieselregen oder Schneefall. Verblasste Fahrbahnmarkierungen oder Verkehrsschilder, die mit Graffiti besprüht sind, könnten zu erheblichen Schwierigkeiten führen. Schneefall birgt das Risiko, dass die Kamera die weissen Kristalle mit den Fahrbahnmarkierungen verwechselt. Im Fall des tödlichen TeslaUnfalls im vergangenen Mai auf einem Highway in Florida hätte der im rechten Winkel kreuzende Sattelschlepper das heranrauschende autonome Fahrzeug warnen können, wenn er selbst mit Sensoren ausgestattet und mit dem Internet verbunden gewesen wäre. Der Futurist Geoff Manaugh schrieb auf seinem Blog: «Es ist offensichtlich, dass das amerikanische Highway-System, so wie die Fahrzeuge, die für den Verkehr zugelassen werden, als eines der ersten Dinge einer wirklich roboterlesbaren öffentlichen Infrastruktur neu gedacht werden muss. Es wird ein Übergang von einem tumben System nichtinteraktiver 2-DOberflächen zu einer immersiven räumlichen Umgebung werden, vollgestopft mit volumetrischen Verkehrssystemen für nichtmenschliche Leser. Es wird neu gebaut werden für andere Perzeptionssysteme.» Die alten Karten dürften bald ausgedient haben, denn autonome Fahrzeuge und Roboter benötigen hochauflösende Karten in 3-D, wie sie etwa der Kartendienst Here bereits herstellt, mit einer Genauigkeit von 10 bis 20 Zentimetern. Der Roboter sieht die Welt mit anderen Augen, die einem binär codierten Perzeptionsmuster folgen. Ein Stoppschild mit der Aufschrift «STOP» in grossen weissen Lettern auf dem Hintergrund roter Signalfarbe ist auch dem letzten Analphabeten verständlich. Nur ein Roboter kann damit nichts anfangen. Die Strassenverkehrsregeln müssen an die neuen digitalen Verkehrsteilnehmer angepasst werden. In der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa regelt bereits heute ein humanoider Roboter, der mit Sensoren, Überwachungskameras und Lichtern ausgestattet ist, den Verkehr. Der überlebensgrosse Roboter sieht aus, als wäre er einem Science-Fiction-Film entsprungen. Doch das könnte auf eine nicht mehr allzu weite Zukunft verweisen, in der Roboter nicht nur Verkehrsteilnehmer sind, sondern vermehrt auch zu Ordnungshütern im Verkehr werden – als Roboterpolizisten. Im südafrikanischen Englisch werden Ampeln «robots», also Roboter genannt, was zeigt, dass Roboter bereits begrifflich Eingang in den Strassenverkehr gefunden haben. Der Architekt Carlo Ratti, Direktor des Senseable City Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT), sagt im Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Was auf urbaner Ebene passiert, ist vergleichbar mit dem, was vor zwei Jahrzehnten in der Formel 1 passierte. Bis dahin war der Erfolg auf der Rennstrecke auf die Mechanik des Autos und die Fähigkeiten des Piloten zurückzuführen. Dann kam der Durchbruch der Telemetrie. Das Auto wurde in einen Computer verwandelt, der in Echtzeit Tausende Sensoren überwacht. In einer ähnlichen Weise hat die Technologie damit begonnen, unsere Städte zu erfassen und das Rückgrat einer grossen, intelligenten Infrastruktur zu bilden – ähnlich wie die Formel-1-Boliden.» Mit dem autonomen Fahren ist die städtebauliche Hoffnung verbunden, dass, wenn die Autos als eine lose aneinandergekoppelte Flotte morgens und abends in die Stadt zuckeln, weltweit Millionen Hektaren Fläche unnötiger Parkplätze frei werden und für den Wohnungsbau in den oft ohnehin schon dichten Zentren genutzt werden können – vor allem in aussereuropäischen Städten. In Metropolen wie Houston sind 30 Prozent der Stadtfläche von teilweise zwölfstöckigen Parkhäusern versiegelt. «Ihr Auto könnte Sie morgens zur Arbeit bringen und, statt in einem Parkhaus zu verharren, jemand anderes befördern.» Der Clou ist, dass Roboterfahrzeuge nicht halten oder parkieren müssen. Sie können sich einfach weiter in den Verkehr einfädeln und den nächstbesten Passagier aufnehmen oder in Randgebiete fahren, wo mehr Platz ist. Der öffentliche Raum mit seinen zum Teil schon privatisierten Plätzen könnte zurückgewonnen werden, neuer Raum für Fussgänger oder neue Grünanlagen geschaffen werden. Doch wie soll der urbane Raum konstruiert sein? Ein Roboter kann nur begrenzt navigieren, weil sein Akku nur eine gewisse Zeit hält. Architekten müssen diesen Umständen Rechnung tragen – etwa mit kleinen Räumen in Büro- oder Verwaltungsgebäuden, in denen Ladestationen placiert werden können. Der Robotikforscher John Rogers vom Georgia Institute of Technology sieht eine wichtige Voraussetzung in der Barrierefreiheit. Wenn ein Rollstuhlfahrer nicht über eine Türschwelle oder Stufe gelangt, hätte ein Roboter in aller Regel auch Schwierigkeiten, diese zu passieren. Die Richtlinien der Americans with Disabilities Act könnten daher als Modell dienen für Roboter. So könnte es geschehen, dass ausgerechnet der Einsatz von Robotern den Ausbau der Barrierefreiheit im privaten und öffentlichen Raum forcieren würde. Der Begriff «robot-friendly homes», der im englischen Fachdiskurs kursiert, suggeriert bereits, dass man eher «robotergerecht» als «behindertengerecht» plant. Die Planer setzen eben oft andere Prioritäten. In seinem Manifest «Vers une architecture» von 1927 schrieb Le Corbusier: «Ein Haus ist eine Maschine zum Wohnen.» Man kann über diesen Satz trefflich streiten. Fakt ist, dass das Haus und die Stadt bald Orte sein werden, in denen Maschinen wohnen. Man muss sich nur entscheiden, für wen Städte und Häuser eigentlich gebaut werden: für Roboter oder für Menschen? – «Für Cyborgs», ist sich Architekt Ratti sicher. Also für Menschen, die durch Technologie «erweitert» werden. «Wir sind alle der General in Edgar Allan Poes Kurzgeschichte ‹The Man That Was Used Up›. Dank unseren technologischen Prothesen – dem Smartphone und anderen Robotern – sind wir in der Lage, im digitalen Zeitalter zu überleben.» Die Welt wird live und in Echtzeit übertragen, eine «instantane Projektion von allem, was um uns passiert – vom Essen, das wir im Restaurant geniessen, bis zur Schiesserei an der nächsten Haustüre». Dem widerspricht der Städteplaner Jonathan Levine von der Universität Michigan. Im Gespräch sagt er: «Die Stadt ist für die Menschen da. Sie erlaubte der Zivilisation, über Jahrtausende zu florieren und den Ort für ökonomisches Wachstum zu schaffen. Das gründet auf ihrer Fähigkeit, die Interaktion zwischen vielen Menschen zu erleichtern.» Wenn man dieses offene gesellschaftliche System nun den Bedürfnissen einer Maschine unterordne, drohe dies den Nutzen einer Stadt zu mindern. Das Mechanisch-Kalkulierende einer Maschine, der man bestimmte Aktionen einprogrammiert, ist das Gegenteil einer Stadt, deren Wesen auf der zufälligen Begegnung von Menschen gründet. «Wir haben einst versucht, Städte für Autos zu bauen. Heute kämpfen wir noch immer mit den Folgen», so Levine. Städteplaner versuchen heute die Autozentriertheit amerikanischer Städte zu korrigieren und unter dem Schlagwort «walkable cities» begehbarer zu machen. Begeht man nun denselben Fehler wie einst bei der autogerechten Stadt, wenn man den urbanen Raum zu stark auf die Anforderungen von Robotern ausrichtet? Mit Gewissheit sagen kann man schon jetzt, dass Städte in Zukunft nicht nur für Roboter, sondern auch von Robotern gebaut werden. Die chinesische Firma WinSun Decoration Design Engineering hat im Mai den Bau des ersten Bürohauses aus dem 3-D-Drucker in Dubai realisiert. Das futuristisch anmutende Gebäude hat eine Grundfläche von 250 Quadratmetern. Sämtliche Teile einschliesslich der Innenarchitektur stammen laut Herstellerangaben aus 3-DDruckern. Die Materialien wie eine spezielle Betonmischung, Gips und faserverstärkter Kunststoff wurden Schicht um Schicht zu den Bauelementen zusammengefügt. Gerade einmal 17 Tage dauerte der Druck, der Aufbau weitere 2 Tage. Das ist schneller als die Errichtung eines Fertighauses. Das Dubai Media Office kündigte an, bis 2030 25 Prozent aller Gebäude per 3-D-Drucker herzustellen. Auch Saudiarabien erwägt den Wohnungsbau mithilfe von 3-D-Druckern. Der Ingenieur Philip Purnell von der University of Leeds plant derweil eine Stadt, in der kleinere Schäden nicht nur automatisch festgestellt, sondern von Robotern selbständig behoben werden. In diesen «selbstreparierenden Städten» würden beispielsweise Drohnen Strassenlaternen inspizieren und allenfalls auch reparieren. Drohnen könnten auch dabei helfen, abgedeckte Dächer oder ganze Gebäudestrukturen, die bei einem Unwetter oder Erdbeben beschädigt wurden, wieder aufzulesen und sie mithilfe von GPS an der richtigen Stelle zu montieren. Das Konzept hätte auch einen logistischen Vorteil: Schwere Reparaturfahrzeuge würden von der Strasse geholt, der Verkehr entlastet. Das mobile Ersatzteillager würde in der Luft schweben. Schon Fritz Langs Film «Metropolis» liess die Menschheit von den Segnungen fliegender Objekte in Städten träumen. Doch wenn künftig auch noch Amazons Lieferdrohnen ausschwärmen, könnte es im Luftraum eng werden. Die Staus von morgen entstehen also vermutlich in der Luft. Eine Frage lautet deshalb, welche Akzeptanz Roboter in Städten haben werden. In Johannesburg, wo man 1927 die erste Ampel («Roboter») installierte, wurde diese «Maschine» von einem Autofahrer zerstört, und noch heute werden in Südafrika Ampeln demoliert, teils aus Unachtsamkeit, teils aus krimineller Energie, um Kupferdrähte zu erbeuten. Der trampende Roboter Hitchbot, der im Sommer 2015 quer durch die USA reisen sollte, wurde von Vandalen in Philadelphia in Teile gerissen. Fotos zeigten den zerstückelten Roboter in einer dunklen Strasse von Philadelphia, die Arme verstreut im Laub, der Rumpf daneben, der Kopf abgetrennt. Der Vorfall macht deutlich, dass Roboter nicht nur als Gehilfen rezipiert werden, sondern auch als Bedrohung für Arbeitsplätze. Wenn künftig nur noch Roboter Auto fahren und Häuser bauen, stellt sich die Frage, welche Rolle der Mensch in diesem urbanen System noch spielt. 2016-11-18 00:00 Adrian Lobe www.nzz.ch 68 /100 Elite-Feminismus: Die Schwesternschaft ist tot Was waren wir naiv. Wie sind wir verkatert. Wie langsam lernen wir dazu. Denn: Auch wenn wir Frauen uns komplett verschätzt haben, weil wir unseren Wunsch für eine Prognose hielten, wäre es dumm, die Frauen dumm oder frauenfeindlich zu nennen, die gegen die erste amerikanische Präsidentin stimmten. Auch wenn wir die Niederlage als einen Affront gegen alle Frauen empfinden, müssen wir wahrhaben: 53 Prozent der weissen Frauen wollten Hillary Clinton nicht. Auch sie sind verärgert wie ihre Männer, fühlen sich abgehängt und rächen sich mit einem Mann, der wie die Antithese zu jedem gleichberechtigten Denken scheint. Und so erklärt man nun die weibliche Solidarität zum Mythos. Aber was war das überhaupt für eine Solidarität und vor allem: Wie weit reichte sie eigentlich? «Sisterhood is dead», hat die britische Ökonomin Alison Wolf schon vor Jahren festgestellt. Frauen verschwestern sich nicht, bloss weil sie das gleiche Geschlecht teilen. Es gibt ihrer Ansicht nach keine gemeinsamen Ziele mehr, für die sich zu kämpfen lohnt. Die Anliegen der Emanzipationsbewegung hatten die Frauen geeint, über Klasse, Alter, Ethnie hinweg. Sie haben ihre Kraft aber längst verloren. Die Frauen führen zu verschiedene Leben, ihre Interessen gehen weit auseinander. Und dann schreibt Alison Wolf den Satz, der wie eine Prophetie klingt: «Class trumps gender.» Die Klasse sticht das Geschlecht aus. «Sisterhood is dead», hat die britische Ökonomin Alison Wolf schon vor Jahren festgestellt. Die Ökonomin hat diese These schon 2013 in ihrem Buch «The XX Factor» formuliert: Die Ungleichheit besteht nicht mehr zwischen Männern und Frauen. Sondern eine Kluft trennt die Frauen untereinander. Während immer mehr Frauen studieren und aufsteigen können, ist unter ihnen eine zweite Klasse entstanden: eine weibliche Dienerschaft, auf deren Billigarbeit der Wohlstand der modernen Elite ruht. Die berufstätige Frau lagert die Hausarbeit aus. Sie braucht eine Nanny oder eine Erzieherin in der Krippe oder dem Hort. Eine Serviceangestellte serviert ihr das Mittagessen. In der Reinigung waschen und bügeln andere Frauen ihre Blusen. Das Haus hält die Putzfrau in Ordnung. Die Befreiung der einen hält die andere abhängig. Was Alison Wolf sagen will, und sie tut es sehr unschwesterlich: Heutige Feministinnen seien obsessiv mit ihrem eigenen grossstädtischen Leben beschäftigt. Statt über die Millionen schlecht bezahlten und benachteiligten Frauen zu reden, hielten sie sich bei Frauenquoten in Verwaltungsräten auf, beklagten die gläserne Decke und Karrierehürden wie männliche Seilschaften. Sie schreiben Bücher darüber, warum Frauen «immer noch nicht alles haben können» (die Professorin Anne-Marie Slaughter) oder dass sich Frauen «mehr hineinknien» sollten (die Geschäftsfrau Sheryl Sandberg). Sie adressieren also in erster Linie die Hörsäle. Die Feministinnen von heute sprechen zu ihresgleichen. Während immer mehr Frauen aufsteigen können, ist unter ihnen eine zweite Klasse entstanden: eine weibliche Dienerschaft. So erweist sich auch die Sexismusdebatte im Rückblick als Diskurs der Abgehobenen; oder muss so gewirkt haben in den Augen vieler. Geführt von Frauen, die es sich leisten können, keine anderen Probleme zu haben. Während diese Frauen sich auf dem Sofa oder vor dem Bildschirm überlegten, was für sie nicht okay ist – ein anzüglicher Blick, ein unflätiges Kompliment, was sie der Welt via Twitter mitteilten –, tippten die anderen im Walmart an der Kasse, putzten die Spiegelschränke der Etablierten oder übergaben ihr Kind ihrem Mann, als sie dessen Schicht in der Fabrik übernahmen. Und wählten den Chef ins Weisse Haus, der keinen guten Mann abgibt. NZZ-Redaktorin Birgit Schmid schreibt in ihrer Kolumne «In jeder Beziehung» wöchentlich über Zwischenmenschliches. 2016-11-18 00:00 Birgit Schmid www.nzz.ch 69 /100 Steuertransparenz: Bern liefert bald Finanzdaten in die weite Welt Argentinien? Da mögen manche zuerst an Fussball denken. Doch das Land ist auch Mitglied eines exklusiven Wirtschafts- und Politklubs – der G-20, welche die zwanzig mutmasslich wichtigsten Staatsakteure dieser Welt umfasst. Die Schweiz hat nun zusammen mit Argentinien eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, wie das Finanzdepartement mitteilte. Die beiden Länder erklären sich darin bereit, auf 2018 den automatischen Austausch von Informationen über Finanzkunden (AIA) gemäss globalem Standard einzuführen. Laut dem Standard liefert die Schweiz den Partnerstaaten einmal im Jahr Finanzdaten von Steuerpflichtigen jener Länder mit Schweizer Konti; in umgekehrter Richtung passiert das Gleiche. Die Daten umfassen unter anderem Banknamen, Kontonummer, Kontoguthaben, Zinsen, Dividenden und Verkaufserlöse. AIA-Abkommen hat die Schweiz unter anderem schon mit der EU, Japan, Australien, Kanada, Norwegen und Südkorea unterzeichnet. Hinzu kommt der Sondervertrag mit den USA. Dennoch sticht die Vereinbarung mit Argentinien ins Auge: Es ist die erste Schweizer AIA-Vereinbarung mit einem Schwellenland, und es dürfte den Anfang einer Reihe von AIA-Übereinkünften markieren, die Bern mit Ländern ausserhalb des Kreises der reichsten Volkswirtschaften trifft. Einschliesslich Argentinien zählt die Schweiz nun 38 designierte AIA-Partnerländer (inkl. der 28 EU-Mitglieder). Die Pariser OECD als Koordinatorin der Diskussionen um die Globalstandards erwartet aber offenbar nach Berner Lesart, dass das Partnernetz von AIA-Staaten etwa 100 Länder umfasst. Gut 100 Staaten haben sich verpflichtet, den AIA 2017 oder 2018 einzuführen. Will die Schweiz ein solch dichtes Netz auch nur annähernd erreichen, muss sie ein hohes Tempo anschlagen. Da der innenpolitische Prozess in der Schweiz relativ lange dauert (jeder Einzelfall geht ins Parlament), müssen die Verhandlungen der Finanzdiplomaten relativ früh beginnen. Vor allem bei Schwellenländern könnten erhebliche Zweifel bestehen bezüglich Datenschutz – und generell bezüglich der Stabilität rechtsstaatlicher Verfahren. Was kommt nach Argentinien? Wie steht es zum Beispiel mit Brasilien, Mexiko, Chile, Indien, China und Russland? Dies dürften alles Kandidaten für AIA-Abkommen sein. Bern dürfte dabei die Nase in den Wind halten. Motto: Wenn wichtige Akteure wie etwa die grossen EU-Länder Abkommen mit Brasilien, China, Russland und Co. schliessen (wonach es im Moment aussieht), wird dies die Schweiz wohl auch tun. Ob allerdings die USA unter Präsident Trump AIA-Abkommen mit solchen Staaten schliessen, erscheint derzeit höchst fraglich. Zu befürchten ist aber, dass die USA, die in der OECD schon jetzt Privilegien geniessen, dies auch künftig tun werden. Der definitive Entscheid zu AIA-Abkommen der Schweiz ist mit einer Vereinbarung von Spitzenbeamten oder Ministern noch nicht gefällt. Sollte sich die politische Grosswetterlage bis Ende 2017 verändern, kann das Parlament oder am Schluss der Bundesrat noch in jedem Einzelfall die Notbremse ziehen. Die Bankbranche stützt die Grundhaltung des Bundes. «Wenn Schwellenländer den OECDStempel bezüglich formaler Rechtsstaatlichkeit erhalten, ist es für die Schweiz politisch schwierig, abseitszustehen», sagt Thomas Sutter, stellvertretender Geschäftsführer der Bankiervereinigung. Wichtig sei aber, dass die OECD die Rechtsstaatlichkeit regelmässig prüfe und dass die Schweiz bei Missbräuchen in Partnerländern das betreffende Abkommen sistiere. In der Tat prüfen die OECD und laut Angaben des Bundes auch die Schweiz die rechtsstaatlichen Grundsätze potenzieller AIA-Staaten. Doch die Praxis kann in gewissen Ländern weit vom formalen Rechtsrahmen abweichen. Nebst dem Datenschutz deponiert Bern bei den Partnerländern in der Regel zwei weitere Kernanliegen: eine Brücke für Steuersünder in die Legalität (typischerweise via Selbstanzeige) und Marktzugang für Schweizer Finanzinstitute. Im Fall von Argentinien ist laut Beobachtern die Legalisierung von Schwarzgeldern zu akzeptablen Bedingungen möglich. Zum gegenseitigen Marktzugang enthält die gemeinsame Erklärung nur die unverbindliche Zusage, Verbesserungen anzustreben. 2016-11-18 00:00 Hansueli Schöchli www.nzz.ch 70 /100 Netzkultur: Apple rettet das Pfirsich-Emoji Wer jemals daran gezweifelt haben sollte, ob es sich tatsächlich lohnt, gegen Missstände zu protestieren, wird nun eines Besseren belehrt: Das Pfirsich-Emoji ist wieder da. Kein Wunder. Wer Anfang November die Diskussionen im Netz verfolgte, bekam den Eindruck, als ob Apple seinen Kunden eines ihrer wichtigsten Kommunikationsmittel geraubt hätte. Der Konzern hatte die Betaversion seines Betriebssystems iOS 10.2 veröffentlicht, deren finale Version Ende November oder Anfang Dezember an die Kunden ausgespielt werden soll. Das Update hält eine Vielzahl von neuen Emojis bereit, in Rage versetzte die Nutzer aber die Überarbeitung eines schon bestehenden Emojis: die des Pfirsichs. Bis dahin sah das Icon eher wie die Karikatur eines Pfirsichs aus: riesig, herzförmig und tiefrot. Nach der Überarbeitung sah das Emoji wie ein wirklicher Pfirsich aus. Klein, ebenmässig, fast wie eine Fotografie. Für die Nutzer war das nicht weniger als shocking. Um die Dimension einer solchen – scheinbar minimalen – Änderung zu verstehen, muss man die verschiedenen Verwendungsarten von Emojis kennen. Ein Bild kann drei Funktionen haben: Wortersatz, Schmuck und Illustration eines Gefühls. Was nun ein Emoji bedeutet, ist eine Frage der Interpretation: der des Absenders und der des Empfängers, und diese doppelte Bedeutung herauszufinden, ist immer auch ein Teil des Spiels. Liebespaare können wunderbar mit Emojis flirten: Wer am Abend eine SMS mit Aubergine, Herz und brodelndem Vulkan verschickt, macht spielerisch klar, wohin die Reise gehen soll. Und der Pfirsich stand nun einmal für den Po. Bei diesem Spiel in der digitalen Sphäre gilt jedoch: Je symbolhafter, improvisierter und abstrakter ein Icon wirkt, desto mehr Spielräume gibt es für die Nutzer. Oder, im Umkehrschluss: Je realistischer und perfekter ein Emoji aussieht, umso weniger kann man es mit einem weiteren Sinn aufladen. «Es ist unmöglich, sich Emojis für eigene Zwecke anzueignen, wenn die Bedeutungen schon so klar neu beschrieben und definiert wurden», schrieb Buzzfeed. Nun hat Apple das Pfirsich-Emoji noch einmal überarbeitet – und es sieht fast wieder so aus wie das alte. Nur die Farbe entspricht immer noch der eines echten, realistischen Pfirsichs. Was zu der Änderung führte, teilte Apple nicht mit. Die Nutzer aber sind erleichtert. Der Pfirsich darf also wieder mehr sein als einfach nur ein Pfirsich. 2016-11-18 00:00 Kathrin Klette www.nzz.ch 71 /100 Flottenerneuerung bei der Swiss: Ein Liebling der Piloten Die Sonne ist die alte, aber auch sie, so scheint es, kommt durch die neuen, grossen Cockpitfenster der CS100 neuerdings erst richtig zur Geltung – wie auf diesem frühen Morgenflug nach Warschau. Vielleicht liegt es auch an den Head-up-Displays, auf die Kapitän Peter Koch und Co-Pilot Mateusz Krakowiak alle relevanten Fluginformationen direkt ins Sichtfeld projiziert werden, so dass sie nicht mehr ständig auf die Konsole blicken müssen, sondern hinaus in den Himmel; jedenfalls ruft Koch: «Was für ein wunderschöner Sonnenaufgang.» Koch ist der Flottenchef der insgesamt 30 Flugzeuge des Typs CS100 und CS300 von Bombardier, die bis 2018 in die Swiss-Flotte übernommen werden sollen, mehr noch: Die CSeries ist sein Baby. Und wohl daher rührt seine gute Laune in diesen Wochen: Nach acht Jahren Vorbereitung und mit mehr als zwei Jahren Verspätung sind die ersten drei Flugzeuge in Operation, «und ausser ein paar Kleinigkeiten, die den Komfort, nicht aber die Sicherheit betreffen, funktioniert alles bestens», sagt Koch. Der Kerosinverbrauch sei noch geringer als erwartet: Mit 900 kg kommt die CS100 von Zürich nach Stuttgart, damit schluckt sie 20% weniger als ihr Vorgänger, der Jumbolino. Sie ist 10 bis 15 Dezibel leiser, was für das menschliche Ohr eine Verringerung des Lärms um die Hälfte bedeutet. Der Schadstoffausstoss ist deutlich reduziert. In der Summe bedeute all das 25% weniger Betriebskosten pro Sitzplatz, sagt Koch. «Die einzige Chance, langfristig im hart umkämpften Europaverkehr bestehen zu können.» Das Herzstück sind die neuen Triebwerke. Sie sind riesig – in Relation zu dem bleistiftschlanken Körper – und haben auffallend grosse Schaufelräder. Im Idealfall dreht sich der Frontrotor eines Triebwerks langsamer als die sich im hinteren Teil befindenden Triebwerkswellen. Die neuen Triebwerke von Pratt & Whitney haben ein Untersetzergetriebe, das es beiden erlaubt, in ihrem optimalen Drehzahlbereich zu operieren, was zu der höheren Effizienz führt. Die Entscheidung der Lufthansa-Gruppe 2008, für die neue Europaflotte der Swiss gemeinsam mit Bombardier ein Flugzeug von Grund auf neu zu entwickeln, sei nicht ohne Risiko gewesen, sagt Koch. «Aber es gab damals auch keine Alternative.» Boeing und Airbus hatten zu dem Zeitpunkt nichts Neues in petto; das Kleinschrumpfen ihrer Grossraumflugzeuge hatte sich ökonomisch und ökologisch nicht bewährt. «Aber ausser Bombardier scheuten alle davor zurück, die Sache neu anzugehen.» Aus gutem Grund: Jede Schraube, jedes System müsse die Genehmigungsverfahren der Aufsichtsbehörden komplett neu durchlaufen. Sogar die Form der Nase. «Ein Riesenaufwand.» All das sei im Wesentlichen erledigt, sagt Koch. «Was nun auf vollen Touren läuft, ist die Transformation innerhalb der Swiss: 30 neue Flugzeuge müssen – eins nach dem anderen – in den bestehenden Flugplan eingegliedert und 28 ausgeflottet werden. Dafür müssen etwa 2500 Mitarbeiter umgeschult werden: Piloten, Flugbegleiter, Techniker. In der Praxis ist das höhere Mathematik. Das Kniffligste dabei ist die Umschulung der 350 Piloten, denn einmal umgeschult, dürfen sie keinen anderen Typ mehr fliegen. Eine erste Gruppe von 34 Instruktoren ist bereits im Mai 2015 in das Bombardier-Werk nahe Montreal gereist, um sich in Zweierteams rund um die Uhr am Produktionssimulator ausbilden zu lassen: «Von Mitternacht bis vier Uhr morgens, von vier bis acht und so weiter», sagt Koch. Danach erfolgte das Training auf dem Produktionsflugzeug, jeder Pilot war etwa sechs Stunden in der Luft. Diese 34 Piloten bilden nun alle anderen aus: Neben dem Training am Simulator muss jeder mindestens sechs reale Landungen absolvieren. Dafür mietet die Swiss tageweise eine Landebahn auf wenig frequentierten Flugplätzen in Rostock oder Schwerin. «Wir betanken den Flieger mit Treibstoff für zehn Stunden, und dann geht es immer hoch und runter», sagt Koch. Drei Monate dauert die Umschulung eines jeden Piloten. Bis 2018 sollen alle die Lizenz haben. «Die Herausforderung liegt im exakten Timing.» Werden die Jets nicht wie vereinbart geliefert, steht der Pilot ohne Flugzeug da. Co-Pilot Mateusz Krakowiak gehört zu den ersten Piloten, die auf die CSeries umgeschult wurden. Die Swiss hat ihn und 39 andere Piloten von der Helvetic zurückgeholt, an die sie ausgeliehen waren. Für ihn eröffnet der Wechsel zur CSeries Karrierechancen: Früher als erwartet wird er den Sprung vom Senior First Officer zum Kapitän machen können, da Kapitäne dringend gebraucht werden. «Ich habe mich auf einem Flieger noch nie so schnell so wohl gefühlt», sagt Krakowiak, «an ihm ist alles intuitiv.» Die Funkfrequenzen zum Beispiel finden sich jetzt unmittelbar unter den Fenstern, die Bildschirme sind übersichtlicher; das «künstliche Gefühl» in den Sidesticks, das den Piloten die mechanische Reaktion des Flugzeugs auf seine elektronischen Befehle nachempfinden lässt, sei ausgeklügelter. Tatsächlich verfolge Bombardier mit der CSeries eine neue Philosophie, sagt Koch: «Der Mensch soll wieder im Mittelpunkt stehen.» Man wolle die fliegerischen Fähigkeiten wieder mehr fordern und fördern, statt immer nur den Autopiloten neu zu programmieren. «Wenn ich als Pilot die Information bekomme, an einen bestimmten Punkt zu fliegen, habe ich hier sieben verschiedene Möglichkeiten, es zu tun. Dieses Flugzeug verlangt mir wieder mehr ab, nachzudenken, hinauszuschauen und zu entscheiden. Wobei der Technik die Aufgabe zukommt, mich immer im sicheren Bereich zu halten.» Von nun an schulen Koch und sein Team jeden Monat 10 Piloten um, so der Plan. Parallel dazu müssen mehr als 2000 Flugbegleiter, die ebenfalls ein sogenanntes Rating auf dem neuen Flugzeugtyp haben müssen, ausgebildet werden. Das erfordere jeweils einen Kurs, mehrere Stunden Eingewöhnungszeit auf dem Flugzeug sowie einen Einweisungsflug auf der Linie. Die grosse Unbekannte in dem Spiel ist bis jetzt der Ankunftstermin des jeweils nächsten Flugzeugs. Denn derzeit kann Bombardier den vereinbarten Rhythmus von einer Maschine pro Monat nicht einhalten. Der Triebwerkhersteller hat Lieferschwierigkeiten. Die Avros länger in Betrieb zu halten, würde Investitionen in Millionenhöhe in Flugelektronik und Fahrwerk erfordern. «Komme, was wolle», sagt Koch, «der letzte Avro geht im Juli 2017 raus.» Notfalls müssen vorübergehend Flugzeuge geleast werden. Krakowiak macht eine kurze Ansage auf Deutsch, Englisch und Polnisch, sehr charmant. Leider bekommt das in der Kabine kaum ein Passagier mit. Es liegt an den Lautsprechern, wieder einmal! Die Lautsprecher halten sich hartnäckig auf der Beschwerdeliste, die nach jedem Flug ausgefüllt und direkt an das Bombardier-Support-Team in Kloten weitergeleitet wird. 20 Mitarbeiter hat der Hersteller zur Unterstützung der Einführung in Zürich stationiert, zudem 10 Mitarbeiter von Zulieferern. Das Feedback-System ermögliche es, Mängel wie zum Beispiel an der Klimaanlage, der Enteisungsanlage oder gar die jüngst diagnostizierte Hecklastigkeit bei jeder weiteren Maschine auszumerzen. Und noch ist auf jedem Flug ein Mechaniker dabei. Zum Glück funktioniert an diesem Tag die Warmwasserversorgung einwandfrei: Es gibt heissen Kaffee. Überhaupt wirken in der Kabine alle schläfrig und entspannt. Das Ambiente ist, wie von Alexa Luppi von der Abteilung Kabineninterieur gewollt, «licht und hell». Die Fenster sind auch hier so gross, dass man hinausschauen kann, ohne sich nach vorn zu lehnen. Der Gang ist so breit, dass man gut an der Bordbar vorbeikommt. Auch die Gepäckfächer sind grösser und erlauben selbst dann, wenn jeder sein zulässiges Handgepäck mit an Bord bringt, ein Einsteigen ohne Nahkampf. Der Klapptisch wird von einem Mittelarm getragen, was mehr Beinfreiheit lässt. Und der Kleiderhaken findet sich – total intuitiv – seitlich am Vordersitz. Nur auf eines muss der Fluggast verzichten: den separaten Cup-Holder. Dies geht auf das Fachwissen der Putzequipe zurück, deren Erfahrungen ebenfalls in die Produktentwicklung eingeflossen sind. Cup-Holder sind nicht nur ständig kaputt, sondern auch chronisch verklebt. Weg damit. «Das Tollste aber ist», sagt Luppi, «dass wir sogar die Aluspangen durchsetzen konnten»: silberne Zierleisten an den braunen Sitzen. Aus gutem Grund wird Luppis Abteilung «Schöner wohnen» genannt. In der Bordküche gibt es auf Wunsch der Swiss einen Kühlschrank, während die meisten anderen Airlines ihre Getränke mit «umweltbelastendem» Trockeneis kühlen. Die Kaffeemaschine hat den Ausguss unten und nicht oben, was ergonomischer ist. Und es gibt eine Halterung für das Flypad des Maître de Cabine. Vor allem aber gibt es einen zusätzlichen Vorhang, hinter dem das Kabinenpersonal sich dem ständigen Blick der Passagiere auch einmal für fünf Minuten entziehen kann. «Alle durften ihre Vorstellungen einbringen», sagt Kapitän Koch. «Eine solche Chance bekommst du nur einmal im Leben.» Wobei es auch so manchen Rückschlag gab: die Komplikationen am Triebwerk bei Bodentests vor drei Jahren, die immer wieder verschobenen Test- und Erstflüge, die Softwareprobleme, der unerwartete Rücktritt des Programmchefs bei Bombardier, die drohende Insolvenz letztes Jahr – alles Schnee von gestern. In Erinnerung geblieben ist Koch vor allem jener Moment, als er zum ersten Mal den hölzernen Vogel im leeren Hangar sah. Bombardier hatte die CS100 von ihren Ingenieuren aus Holz anfertigen lassen, um die Fertigung zu optimieren. «Plötzlich steht er da eins zu eins. Da wurde es für mich real.» 2016-11-18 00:00 Anja Jardine www.nzz.ch 72 /100 En route: Mauritius: Monsieur Claude Trou d'Eau Douce (Mauritius), Hafen Donnerstag, 3. November 2016 Ich sass im Schatten grosser Bäume am Rande einer Bucht, in der Motorbötchen, hölzerne Segler und Ausflugsschiffe im Piratenlook an ihren Bojen ruckelten – bewegt von einem leichten Südwind, der dem Ufer entlangstrich und auch mir in der Wärme dieses späten Nachmittags eine angenehme Frische ins Gesicht blies. Von den Stegen aus warfen sich dunkelbraun glitzernde Kinderkörper ins türkisblaue Wasser, ihr Lachen und Rufen hallte der Luft eine friedliche Sonntagsstimmung ein. Dann und wann trieb ein leichter Fischduft vorbei. Wahrscheinlich löste er sich aus dem kleinen Häuschen bei der Fährstation, das als «Fish Landing Station» angeschrieben war. Ich hatte gehofft, dort einen Sacré chien zu Gesicht zu bekommen, nur schon wegen des Namens, aber da lag bloss ein armlanger Fisch auf den Kacheln, den ich für so etwas wie einen Barrakuda hielt. Und in einem Kessel warteten zwei arg aus der Form gedrückte Kofferfische darauf, endlich gepackt zu werden. In meinem Rücken lag jene Quelle, der die Ortschaft ihren Namen verdankt: Trou d'Eau Douce, Süsswasserbucht. Der Teich war von dunkelgrauen Tuffblöcken eingefasst, die indes von den Wurzeln der Bäume in alle möglichen Schieflagen gedrückt wurden. Auf seiner Oberfläche schwammen die Blätter von Seerosen, leere Getränkeflaschen, farbige Plastictüten und eine zusammengerollte Zeitung. Da und dort brach die Sonne durchs Blattwerk und übersäte das dunkle Wasser mit staubig-hellen Flecken. Aus ihnen schöpfte eine hagere Frau mit einem Eimerchen Wasser, um kleine Sträucher zu benetzen, aus deren kahlen Ästen wohl dereinst Blumen spriessen sollten. Sie trug ein blaues Jackett mit der Aufschrift «Securiclean – une force pour l'environnement». Sie hob eine vergammelte Kartonschachtel auf, die der Wind ihr vor die Füsse getrieben hatte, schaute kurz hinein, liess sie wieder fallen. Offenbar war das nicht ihr Fall. Ein grasgrüner Tanklaster schob sich heran, umhüllt von einer Abgaswolke. Ein dicklicher Bub sprang heraus und zerrte stolz einen Schlauch bis zu dem Tank, der das Toilettenhäuschen des Hafens mit Wasser versorgte. Sein Vater warf am Lastwagen die Pumpe an und blies dabei aus einem unsichtbaren Auspuff silbrigen Verbrennungsstaub über die Männer, die sich, wie ich, im Schatten der Bäume niedergelassen hatten. Im Zentrum der stinkenden Aureole sass ein Alter, dessen linkes Bein zickzackförmig verwachsen war, weshalb er sich nur mithilfe eines Stockes ganz langsam vorwärtsbewegen konnte. Er hatte ein farbig bedrucktes Tuch neben seinem Sitzplatz auf dem Mäuerchen ausgebreitet und präsentierte darauf Konservengläser mit Piment Ourite und weiteren Pickles und Saucen. Monsieur Claude kam von der Insel Rodriguez, die 650 Kilometer östlich von Mauritius liegt und mit einer Länge von gut 6 Kilometern die kleinste der Maskarenen-Inseln ist. Man sagt, das Leben dort sei heute noch so wie auf Mauritius vor fünfzig Jahren. Und Monsieur Claude sah aus wie jemand, der in einer solchen Welt zu Hause war, vor allem, weil er keine sechs Zähne mehr hatte und offenbar keinen Arzt, der sich um sein schlimmes Bein kümmern wollte. Vier Mal pro Jahr unternehme er die Reise nach Mauritius, mit der Fähre, das daure zwei Tage oder auch vier. Er nehme so viele Gläser mit Konserven und getrocknete Fische mit, wie er tragen könne. Die verkaufe er dann hier am Hafen, bis nichts mehr übrig sei, dann fahre er zurück. Die Nächte verbringe er bei seinem Sohn, der hier eine Freundin habe, «une fiancée». Wie viele Tage er denn nun schon auf Mauritius sei, wollte ich wissen: «Vier Tage, ja, oder zehn, ein bisschen länger vielleicht. An Weihnachten will ich wieder zu Hause sein.» Wenn er sprach, bewegte er seine Zunge wie einen übergrossen Kaugummi durch den Mund, trotzdem konnte ich ihn recht gut verstehen. Er redete, wie mir schien, eine Mischung aus Französisch und Kreolisch – ab und zu brauchte er Worte, deren Sinn sich mir nicht erschloss. Ich fragte ihn nach seinem Alter. Er lachte, wollte mir mit den Fingern etwas zeigen, eine Zahl wohl, doch er konnte sich auf keine Stellung festlegen, liess die Hände wieder sinken, lachte erneut. Ich fragte ihn nach seiner Familie, aber er wollte mir keine Antwort geben. Die Konserven, die stelle er selber her, in Roche Bon Dieu. War das der Name seines Dorfes? «Rodriguez ist berühmt für seine Limonen und für seine Meeresfrüchte, die Miesmuscheln, die Seeigel, die Austern, die Langusten, vor allem aber die Kraken.» Er führte seinen Daumen an die Lippen, machte ein schmatzendes Geräusch und verdrehte die Augen: «Nous avons de la chance!» Ob seine Frau den Oktopus jage, fragte ich ihn. Die Ladys der Insel sind berühmt dafür, dass sie bei Ebbe zu Hunderten ins Riff hinauswandern, um die Tiere mit Speeren aufzuspiessen. «Ich, ich selbst koche den Piment, den Oktopus und die Limonen ein», gab Monsieur Claude mir zu verstehen. Ein grosser Katamaran legte an der Mole an, und zwei Dutzend Touristen spazierten an uns vorbei zu einem wartenden Bus. Es waren Franzosen, manche hatten Badetücher über ihre Schultern gelegt, andere trugen Strandtaschen mit. Eine Rothaarige, deren massiver Körper sich unter einem gelben Rock mit Perlenbesatz bewegte, machte mit ihrem Tablet eine Foto von uns. Dann kam sie bis auf zwei Meter an die Mauer heran, streckte wie eine Schildkröte den Kopf vor, um sich die Gläschen etwas näher anzusehen, sagte «merci» und folgte den anderen zum Bus. Monsieur Claude machte keinerlei Anstalten, ihr seine Saucen anzupreisen. Nein, heute habe er noch nichts verkauft. Und gestern? Doch, vielleicht. Er begann, seine Gläser in einen Rucksack zu packen. Auf einmal kam es mir vor, als hätte ich den alten Mann mit meinen Fragen überfallen, auf eine plumpe und rücksichtslose Weise. So wollte ich ihm denn wenigstens etwas abkaufen und liess mir die verschiedenen Pickles erklären. Ich wählte einen Achard aus gesalzenen Zitronen, roten und grünen Pfefferschoten; eine Sauce aus «petits piments doux»; und natürlich Piment Ourite, das mit Chili und anderen Gewürzen aus getrocknetem Oktopus (ourite) gekocht wird. Die Pickles waren in rezyklierte Konservengläser abgefüllt und kosteten lächerlich wenig. Ich packte die drei kleinen Schätze in meinen Rucksack, sagte «allez!» und streckte Monsieur Claude meine Hand hin, um mich zu verabschieden. Er nahm sie vorsichtig, senkte aber dabei den Kopf und murmelte scheu: «Und mein Geld?» 2016-11-18 00:00 Samuel Herzog www.nzz.ch 73 /100 Zwanzig Jahre Rechtschreibreform: Was die Reformer wollen An Johann Sebastian Bachs Hand zieht die Gemeinde Trogen in die Kulturgeschichte ein; seit zehn Jahren nämlich führt dort eine St. Galler Stiftung in weltweit einzigartiger Form alle Kantaten auf. Den Weg in die Korrekturprogramme aber hat das gastfreundliche Dorf noch nicht gefunden. Da die Konzerte jeweils am Freitagabend stattfinden, schrieb ich in einem Text von einem Trogener Abend. Flugs blies mir der elektronische Besserwisser in die Zeile, liess die Buchstaben tanzen wie Herbstblätter, und als der rasche Wirbel zur Ruhe kam, stand da ein erogener Abend. Warum? Das Programm erkannte den Namen nicht, wertete das Unbekannte als falsch und griff mit unerbittlicher Hilfsbereitschaft zum nächstähnlichen Wort, das in seinem öden Speicher bereitlag. Die Korrekturprogramme haben heute die sogenannte Rechtschreibreform in den Knochen, und sie weisen nicht nur Appenzeller Namen zurück, sondern auch einfache Wörter und alltägliche Schreibweisen. Beharre ich bei dem, was ich zehnfingrig tippte, so trifft mich die Brandmarke einer roten Unterschlängelung: greulich gibt es nicht, nur gräulich; wohlbekannt ist veraltet, neu ist wohl bekannt; jedesmal wurde ausgemustert, man schreibe jedes Mal; heute morgen früh gilt als rückständig und falsch, fortschrittlich und einwandfrei ist heute Morgen Früh. Versuche ich aber dem Korrektor zu willfahren, indem ich gestern Abend Spät schreibe, so werde ich zurückgepfiffen zu gestern Abend spät, und nehme ich hin, dass sie tut Recht daran richtig ist, bekomme ich für sie tut Gut daran auf die Finger. Das sind arge Geduldsproben! Die Urheber und Vertreter der Reform denken offenbar, dass eine ganze Sprachgemeinschaft nicht gewillt oder nicht in der Lage ist, Bedeutungen zu unterscheiden und mit Wortarten umzugehen. Etwas zur Geschichte und zum Wesen der Reform: Vor zwanzig Jahren teilten die deutschsprachigen Staaten in der «Wiener Absichtserklärung» mit, dass sie sich für die Umsetzung der Neuregelung einsetzen wollten. Abgesehen von der Unverbindlichkeit dieser Übereinkunft sind die Staaten in Sprachfragen grundsätzlich nur gegenüber der Schule weisungsberechtigt; insofern ist die Neuregelung eine Schulorthographie, um die sich sonst niemand kümmern müsste. Wer auf die Schule Rücksicht zu nehmen meint, indem er auch die unsinnigsten Regeln befolgt, nimmt tatsächlich auf die Reformer Rücksicht, welche die Schule zu ihrem Versuchslabor machten. Horst Haider Munske, der an der Ausarbeitung der Neuregelung beteiligt war, nennt aus kritischem Abstand den Grund für das Scheitern des Unternehmens: «Eine systematische Überprüfung, wie sich Reformvorschläge auf den gesamten Wortschatz auswirken, fand nirgends statt – nicht zuletzt wegen fehlender Mittel. Die Unausgegorenheit und Fehlerhaftigkeit vieler neuer Regeln wurde erst 1996 in den neuen Wörterbüchern sichtbar.» Sichtbar wurde damals, dass diese Reform in die Grundsätze der Wort- und Satzbildung unserer Sprache eingreift. Nun verlangten die Reformer selbst eine Korrektur; die Behörden untersagten sie und setzten erst nach jahrelangem Hin und Her den « Rat für deutsche Rechtschreibung » ein, der vor zehn Jahren eine überarbeitete Fassung des Regelwerks vorlegte. Das Heilmittel: Neben die oft sinnwidrigen Schreibweisen der Reform traten als Variante die herkömmlichen Schreibweisen. Das ist keine Lösung, und zudem blieben grobe Verstösse gegen Sprachgebrauch und Grammatik stehen. Das vernichtendste Urteil zur Sache stammt von Johanna Wanka, der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, also der auftraggebenden Behörde: «Die Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war. Aus Gründen der Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.» Die Falschheit sei hier an zwei Beispielen gezeigt: Friedrich Rückert dichtete: «Grau macht die Zeit, die greuliche; / Trau nicht auf die untreuliche! / Sie lacht dir einen Augenblick, / Und grinst dann, die abscheuliche.» Wer greulich durch gräulich ersetzt, nimmt dem Vers seinen klaren Sinn. Von Erich Kästner stammt dieses kleine Wortspiel: «Die Wirtschafterin kämpfte in der Küche wie ein Löwe. Doch sie brachte die heissersehnten und heiss ersehnten Bratkartoffeln trotzdem nicht zustande.» 1996 verordneten die Reformer die Getrenntschreibung heiss ersehnt und nahmen damit Kästner und unserer Sprache ein Mittel des Ausdrucks. Heute führt der Duden heissersehnt als Variante auf, empfiehlt aber die Getrenntschreibung; wir sind also gleich weit wie vor zwanzig Jahren. Was wollten die Reformer eigentlich? Laut einem Dossier der EDK war das Ziel, «mehr Systematik in die Rechtschreibung zu bringen, um sie so besser lehr-, lern- und handhabbar zu machen». Man dachte also, die herkömmliche Regelung sei für die Schule zu schwierig. Der Germanist Uwe Grund hat vor kurzem eine Studie veröffentlicht, in welcher er nach Auswertung eines grossen Bestandes von Schülerarbeiten zum Schluss kommt, dass die schulischen Rechtschreibleistungen vor der Reform nicht unzureichend waren. Ein Hauptanliegen der Reformer war die Kleinschreibung der Substantive. Weil die politisch Verantwortlichen dieses Anliegen für undurchsetzbar hielten, machten die Reformer rechtsumkehrt und holten aus dem tiefen 19. Jahrhundert eine Reihe der damals verbreiteten Grossschreibungen. Der Orthograph Daniel Sanders führte 1873 folgende Schreibweisen auf: «Das weiss Alt und Jung. Von Klein auf. Binnen, in vor Kurzem. Mit Nichten. Im Allgemeinen. Gieb Jedem das Seine. Alle Beide haben Unrecht. Er weiss Etwas, Nichts. Er hat es Diesem und Jenem im Vertrauen mitgetheilt. Ich weiss Das und Manches.» Ihm gegenüber stand Konrad Duden, der sich für die moderne Kleinschreibung von Adverbien (nachts, gestern nacht, im allgemeinen) und Pronomen (dieser, der letztere) einsetzte. Gegen ihre Überzeugung gingen die Reformer hinter Duden zurück, wagten aber doch nicht, alle Grossbuchstaben der Vergangenheit wiederzubeleben. Die Rechtschreibung, die heute die neue genannt wird, ist in Kernbereichen die uralte Rechtschreibung des 19. Jahrhunderts. Die Reform hat ihre Vorgeschichte; immer wieder musste die Sprachgemeinschaft Versuche sektiererischer Veränderer abwehren. Am 25. Juni 1954 berichtete die «Weltwoche» unter dem Titel «Die neue ‹ortografi›» über ein Reformvorhaben, dessen Hauptanliegen die Kleinschreibung der Substantive war. Den Kern des Beitrags bildeten Stellungnahmen unter anderem von Thomas Mann und Hermann Hesse. Friedrich Dürrenmatt schrieb: «Ändert man die Orthographie, ändert man die Sprache. Gegen Sintfluten kann man nicht kämpfen, nur Archen bauen: Nicht mitmachen.» Damals hörte man auf die wahren Fachleute, die Könnerinnen und Könner der Sprache, und was geplant war, wurde nicht verwirklicht. Und in unseren Tagen? Der Dichter Reiner Kunze schildert in der «Aura der Wörter», seiner «Denkschrift zur Rechtschreibreform», wie er sich zunächst darum bemühte, die neuen Regeln zu lernen. Als er sah, was da angerichtet worden war, legte er öffentlich Widerspruch ein und musste erfahren, dass er zu «ein paar ewig Gestrigen» zähle; so wurde ihm von Amtes wegen die Urteilsfähigkeit abgesprochen. Kunze, der die Bedrohung eines terroristischen Unrechtsstaates überstanden hat, schreibt: «Als wir noch in der DDR lebten, sagte mir der leitende Offizier eines Volkspolizeikreisamtes, was in diesem Staat wie einzuschätzen sei, bestimme einzig und allein die in ihm herrschende Arbeiter- und Bauernmacht, und meine rhetorische Entgegnung, ich hätte bisher geglaubt, Teil dieser Arbeiter- und Bauernmacht zu sein, konterte er mit den Worten: ‹Auch wer Sie sind, bestimmen nicht Sie, sondern wir.› Es gibt Sätze, die im Ohr wachliegen.» Der römische Satiriker Juvenal fragte einst: «Wer wird auf die Aufpasser aufpassen?» Heute würde er fragen: «Wer korrigiert das Korrekturprogramm?» Bekannter ist sein Satz, dass es schwierig sei, keine Satire zu schreiben. Die zwanzigjährige Reform der Rechtschreibung wirkt in weiten Teilen wie eine Satire. Das Lachen wäre aber auch hier ein billiger Ersatz fürs Handeln. Verlage und Zeitungen tragen Verantwortung für unsere Sprache. Warum geben sie diese Verantwortung an Korrekturprogramme ab, die an der Sprachwirklichkeit vorbeiprogrammiert sind? 2016-11-18 00:00 Stefan Stirnemann www.nzz.ch 74 /100 Ghettolektuelle Komikerin: Der Integrationsalbtraum Jilet Ayse. Sie flucht, sie pöbelt rum, sie spricht die Sprache der Berliner Unterschicht. Ihr Zorn gilt vielen: der Mehrheitsgesellschaft, dem Alltagsrassismus, den Sonderschulen. Und der Regierung. «Die haben alle studiert und sind trotzdem dumm.» Ihr Stil ist die Stillosigkeit: hochtoupierte Haare, in denen ein Kamm stecken geblieben ist, AdidasTrainer, pinkfarbene Highheels, Socken mit Wildtiermuster, grell geschminkt. Und ein Gesichtsausdruck, den man sonst von Pegida-Anhängern kennt: wütend, trotzig, nie zweifelnd. Eigenschaften, welche die Frau hinter der Kunstfigur, Idil Baydar, nicht hat. Sie ist herzlich, zugänglich und kritisch. Während des Gesprächs vor ihrem Auftritt am rassismuskritischen Humorfestival in Zürich ist sie guter Dinge, tauscht Höflichkeiten aus mit der Tischnachbarin und diskutiert mit dem Kaffeehausbesitzer über italienisches Gebäck. «Man muss verstehen, dass nicht die Leute, sondern das System rassistisch ist», sagt sie. «Es fängt früh an. Kein Kind wird gefragt, ob es ‹Zehn kleine Negerlein› oder ‹Drei Chinesen mit dem Kontrabass› singen mag. Es wird uns einfach beigebracht.» «Kein Kind wird gefragt, ob es ‹Zehn kleine Negerlein› oder ‹Drei Chinesen mit dem Kontrabass› singen mag. Es wird uns einfach beigebracht.» Über Rassismus spricht man wieder etwas mehr seit dem neuen Fall von Blackfacing im Schweizer Fernsehen. Während der Sendung «Happy Day» tauchte ein schwarz geschminkter Mann auf und sorgte für Verwirrung, indem er vortäuschte, aus Südafrika zu kommen und der verlorene Vater einer Zuschauerin zu sein. Blackfacing, also die Repräsentation schwarzer Menschen durch Weisse mithilfe dunkler Schminke, entstand im 18. Jahrhundert in den USA: In sogenannten Minstrelshows wurden Schwarze als singende und dumme Sklaven dargestellt, die ihre Besitzer trotz Ausbeutung lieben. Nach Beschwerden beim Schweizer Fernsehen beurteilte die SRG-Ombudsstelle den Fall als «keinen Rechtsverstoss, aber psychologisch rassistisch.» Baydars Haltung zu diesem Thema: «Die Mehrheitsgesellschaft muss dafür Verantwortung übernehmen, über wen sie lacht.» Und nein, das habe nichts mit Selbst-Viktimisierung zu tun. «Ich höre auf, ein Opfer zu sein, wenn du aufhörst, ein Täter zu sein.» Es gehe nicht, über eine Minderheit herzuziehen, sie zu diskriminieren, auszugrenzen und gleichzeitig von ihr zu erwarten, sie möge sich integrieren. «Und überhaupt, wann ist diese Integration fertig? Gibt es ein Datum? Eine Jury? Eine Urkunde?» Baydar wird 1975 als Kind türkischer Einwanderer im niedersächsischen Celle geboren. Ihre Eltern trennen sich kurz nach ihrer Geburt. Baydar wächst bei der alleinerziehenden Mutter auf, besucht die Rudolf-Steiner-Schule, macht Abitur und wird Jugendarbeiterin. Der Weg führt sie auch an die berüchtigte Berliner Rütli-Schule, der Inbegriff misslungener Integration, wo sie als Nachhilfelehrerin arbeitet und die vermeintlich schwierigen Jugendlichen, die sie bald parodiert, ins Herz schliesst. «An dieser Schule kannst du noch so intelligent und strebsam sein, deine Herkunft entscheidet über deine Zukunft.» Obwohl Baydar in Deutschland geboren ist, wird sie oft als Ausländerin wahrgenommen. Das brachte sie auf die Idee, eine Ausländerin zu spielen, quasi Berufstürkin zu werden, mit allen dazu gehörenden Stereotypen. So entstand die Kunstfigur der laut polternden Jilet Ayse, die fünf Handys besitzt, ihrem gewalttätigen Mann unterwürfig ist, keine Kultur hat, nichts von Kindererziehung versteht und noch weniger von der deutschen Grammatik. Ein Kombinat von Vorurteilen und Zuschreibungen einer Seconda aus Berlin. Eine Ghettobraut «ganz nach dem Vorbild Thilo Sarrazins», wie sie selbst sagt. «Eine deutsche Produktion. Die wäre in der Türkei nicht so geworden.» Ein Albtraum. Ayse ist die Aufforderung, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. «Baydar verschreibt ihrer Kunstfigur Ayse genau die Symptome, die dem klischierten Bild einer Prolltürkin entspringen, und nimmt ihnen damit das Schicksalhafte», schreibt Inés Mateos, Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migrationsfragen, in der Zeitschrift «terra cognita». Ayse ist die Aufforderung, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. «Während die Secondos in der Jilet Ayse eine öffentliche Identifikationsfigur für ihre Rassismuserfahrungen finden, entdecken Angehörige der Mehrheitsgesellschaft ihre Privilegien und die Angst, diese zu verlieren», sagt Rohit Jain, Soziologe und Mitorganisator des Zürcher Humorfestivals. Für ihre Arbeit hat Baydar letztes Jahr den Berliner «Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz» erhalten. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft des deutschen Innenministers Thomas de Maizière, über den sich Ayse regelmässig lustig macht. «Er will die Burka verbieten für mehr Sicherheit. Ist schon einmal jemand von einer Burka angegriffen worden?» Und weiter: «Jedes Mal, wenn etwas Schlimmes passiert, taucht ein Mann in Anzug und Krawatte auf. De Maizière sollte Anzug und Krawatte verbieten, wallahi.» Manchmal versteht Ayse die Welt nicht. «Wenn ich einen Job habe, nehme ich euch die Arbeit weg. Wenn ich keinen Job habe, bin ich ein Faulenzer und Schmarotzer.» Mit gequältem Blick schaut sie ins Publikum, das applaudiert. Ja, die Welt bereitet Ayse Kopfzerbrechen. In einem Video fragt sie einen jungen Mann: «Du siehst aus wie ein Kanake, hast du Gras?» Der Gefragte stellt sich als Anwalt heraus, der die Polizei zu rufen droht. Ayse ist perplex. «Ihr Kanaken seid auch nicht mehr das, was ihr mal wart.» Mit Kanaken meint sie Ausländer; Deutsche nennt sie Kartoffel. «Das Land braucht progressive Kartoffeln!» Der Arzt verweist Ayse zur AfD, dem Arzthaus für Deutschland, wo ihr Doktor Petri ein paar Ampullen hochkonzentrierte Leitkultur spritzt. In einer anderen Aufnahme wird Ayse mit «Kanakitis» diagnostiziert, das heisst: «Aufgewachsen in sozial schwachem Umfeld und mit dem Gefühl, nicht der Mehrheitsgesellschaft anzugehören.» Der Arzt verweist sie zur AfD, dem Arzthaus für Deutschland, wo ihr Doktor Petri ein paar Ampullen hochkonzentrierte Leitkultur spritzt. Die Videos von ihren Auftritten werden millionenfach angeklickt und im Internet geteilt. Wohl nicht zuletzt, weil Ayse mit gespielter Unschuld zu provozieren weiss. «Ständig spricht man von christlichen Werten. Ich verstehe diese Debatte nicht. Es gibt doch gar keine christlichen Werte. Es gibt kapitalistische Werte, die lauten: Du arbeitest, damit ein anderer reich wird.» Das Publikum lacht. Verhaltener reagiert es, wenn Ayse über die «Privilegien von Weissen» spricht: «Wenn du nicht an ‹white privilege› glaubst, profitierst du wohl selbst davon. Wenn du öffentlich darüber urteilen kannst, was rassistisch ist und was nicht, dann bist du wahrscheinlich selbst kaum betroffen.» Baydar ist eine der wenigen Frauen, die im Genre des politischen Stand-up-Comedy tätig sind. Gleichzeitig gehört sie einer neuen Generation von Macherinnen an, die nicht mehr auf eine Chance hoffen, wenn sie nur überdurchschnittlich viel Leistung erbringen. Nein, Baydar macht ihr eigenes Ding, sucht nach Alternativen. «Die klassischen Theaterbühnen wollten zu Beginn meine Show nicht haben. Also bin ich zu Youtube.» Derzeit ist sie mit ihrem neuen Programm «ghettolektuell» unterwegs. In der schicken Berliner «Bar jeder Vernunft» tritt sie vor bürgerlichem Publikum auf, das ihren «pfeilgeraden Minimalverstand bewundert», wie das Feuilleton der « Frankfurter Allgemeinen » unlängst schrieb. «Ich weiss nichts von Goethe, Schiller und den anderen Langweilern. Aber ich weiss, dass Immanuel Kant die Menschen in vier hierarchische Rassen unterteilt hat und dass die langlebige Glühbirne von einem Schwarzen erfunden worden ist.» Jilet Ayse. Sie hält der vorherrschenden Integrationsdebatte den Spiegel vor. Manch einem dürfte dabei das Lachen im Halse stecken bleiben. 2016-11-18 00:00 Nina Fargahi www.nzz.ch 75 /100 Proteste von Staatsangestellten: Der Staat schrumpft nicht, er wächst Wer dieser Tage in den Aargau, nach Luzern oder in andere Kantone schaut, dem könnte es angst und bange werden. Aufgebrachte Staatsangestellte ziehen durch die Strassen – begleitet von Gewerkschaftern und Exponenten linker Parteien. Die Plakate, die sie schwenken, malen düsterste Szenarien, beispielsweise über Schulen und die Zukunft des Bildungssystems. Über Kinder, die bald nicht mehr korrekt schreiben können. Es ist, so wird einem unzweideutig zu verstehen gegeben, Weltuntergang. Doch wie verhält es sich eigentlich wirklich? Steht unser Staatswesen tatsächlich kurz vor dem Kollaps? Bricht nächstens das Bildungswesen zusammen? Implodieren gar ganze Polizeikorps? Leiden die Staatsangestellten in den Stuben der Verwaltungen an systematischer Überlastung – trotz korrekter Arbeitszeiterfassung und meist besten Kompensationsmöglichkeiten von Überzeit? Beim einfachen Steuerzahler keimen Zweifel. Viele von ihnen kennen keine geregelten Arbeitszeiten. Viele von ihnen sind selbständig und tragen täglich die Sorge mit sich herum, Aufträge und Arbeit zu verlieren. Das geht auch Nicht-Selbständigen so, die dafür sorgen müssen, dass Arbeit überhaupt reinkommt. Viele von ihnen haben nur vier Wochen Ferien pro Jahr und nehmen erstaunt zur Kenntnis, wie beispielsweise Zürcher Lehrer gleich am ersten Tag nach den Ferien pausieren, um eine – wohl staatlich verordnete – Veranstaltung zu besuchen. Bei allem Verständnis für den anstrengenden und fordernden Lehrerberuf, da schwindet dann doch das Wohlwollen, zumal bei berufstätigen Eltern, die eine Betreuung für ihre Sprösslinge zu organisieren haben. Nein, die kantonalen Staatswesen wie auch der Bund sind weit davon entfernt, zusammenzubrechen. Die aufgebrachte Linke suggeriert, der Staat werde «kaputtgespart», nur wegen Steuersenkungen, die gar nicht nötig seien. Mit Verlaub: Steuersenkungen und Senkungen von Abgaben und Gebühren sind nötig. Einerseits für die Privathaushalte, deren totale Belastung seit Jahren anwächst. Andererseits sind niedrige Steuern und wenig Bürokratie das beste Mittel, damit Jobs – ausserhalb des staatlichen Sektors natürlich – überhaupt entstehen können. Man muss aber nicht immer gleich grundsätzlich werden. Im Prinzip genügt ein Blick auf die nackten Zahlen: In der Schweiz wachsen die staatlichen und die staatsnahen Sektoren kontinuierlich und überdurchschnittlich im Verhältnis zu anderen Bereichen. Immer mehr Menschen arbeiten in öffentlichen Verwaltungen, in Erziehung und Unterricht, im Gesundheitswesen, im Sozialwesen. Kurzum: Der Staat wächst, und zwar massiv. 2016-11-18 00:00 Michael Schoenenberger www.nzz.ch 76 /100 ATP-Finals in London: Zwei Wawrinkas Es gibt einen alten Stan und einen neuen. Der alte Stan war ein Zauderer, der in den entscheidenden Momenten abtauchte. Der neue pflegt an seinen Aufgaben und den Herausforderungen zu wachsen. Der alte Stan war eine Randfigur im Tenniszirkus, der neue ist einer seiner Protagonisten. Er ist «Stanimal», «Stantastic» und in letzter Zeit ganz häufig auch «outStanding». Am späten Mittwochabend sass Wawrinka vor den internationalen Medien und war, wie er dort in all seinen Rollen eigentlich immer war: ruhig, bescheiden, fast schon ein wenig schüchtern. Er sei glücklich mit der Leistung, die ihm zuvor auf dem Platz gelungen sei. Wawrinka hatte in seinem zweiten Gruppenspiel am ATP-Finalturnier Marin Cilic in zwei umkämpften Sätzen geschlagen und damit die Tür zum Halbfinal, die nach dem verpatzten Start gegen Kei Nishikori bereits zugeschlagen schien, wieder einen Spalt breit aufgestossen. Schlägt er Andy Murray heute Freitag (ab 15 Uhr MEZ) in zwei Sätzen, steht er beim letzten grossen Rendez-vous der Tennissaison zum vierten Mal in Folge im Halbfinal. Gewinnt er in drei Sätzen, benötigt er die Hilfe von Cilic gegen Nishikori. Sonst ist die Saison für ihn zu Ende. «Ich bin nicht zum ersten Mal in dieser Situation. Ich versuche, sie zu geniessen.» Wie gesagt: Die Tür hat sich nur einen Spalt breit geöffnet. Denn Murray ist im Moment die ultimative Herausforderung, die sich einem auf der ATP-Tour stellen kann. Seit 21 Spielen ist der Schotte ungeschlagen, seit zehn Tagen führt er die Weltrangliste an. Doch Wawrinka hat wieder eine Chance, und mehr hat er zuletzt oft nicht gebraucht. «Ich bin nicht zum ersten Mal in dieser Situation. Ich versuche, sie zu geniessen. Ich weiss: Ich muss gewinnen. Alles andere interessiert mich nicht.» Es war ein ganz anderer Wawrinka als zwei Tage zuvor, der da sprach. Es war auch ein anderer Wawrinka gewesen, der zuvor gespielt hatte. Er sagte selber, es seien zwei verschiedene Personen auf dem Platz gestanden. Gegen Nishikori sei er mit einem schlechten Esprit auf den Court gegangen. «Wir haben nach dem Match im Team lange diskutiert. Es ist ein Traum für mich, hier zu spielen.» Wie Wawrinka das sagt, ist es fast ein wenig, als ob er sich zuweilen selber daran erinnern müsste, wo er steht, wie sehr sich seine Wahrnehmung in den letzten drei Jahren verändert hat. Seit dem vergangenen September ist der Romand dreifacher Grand-Slam-Sieger. Er gewann in Melbourne, Paris und New York, und er tat es im Final jeweils gegen die Nummer eins des Rankings. Er hat sich mit jenen Spielen den Ruf erworben, ein Mann für grosse Matches zu sein. Einer, der an den Aufgaben wächst. Die Art, wie er am US Open den mentalen Kampf gegen Novak Djokovic gewann, wie er den selbstsicheren Serben zuerst herausforderte, dann demoralisierte und schliesslich bezwang, hat sein Image als Kämpfer in der Tennisszene geschärft. Wenige hätten Wawrinka gegen Cilic eine Reaktion zugetraut, wie sie ihm gelungen ist. Zu müde schien er am Ende einer langen, emotionalen Saison. Zuvor hatte er in Schanghai, in Basel und in Paris-Bercy jeweils früh oder zumindest unerwartet verloren. Er schien gezeichnet, am Ende seiner Kräfte. Kaum jemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht, hätte er sich in London leise aus der Saison verabschiedet. Er ist auch 2016 wieder ein Grand-Slam-Sieger. Wer würde einen solchen infrage stellen? «Ich will nichts bereuen. Nicht an diesem Turnier.» Wahrscheinlich niemand – ausser vielleicht er selber. Keiner hat sich mehr über die Leistung im ersten Match gegen Nishikori geärgert als Wawrinka selber. «Es ist nicht der Sieg an und für sich, sondern die Art, in der ich gewonnen habe, die mich besonders freut», sagte er nach dem Match gegen Cilic. Nun trennt ihn noch der Match gegen Murray vom Halbfinal. Es wird ein spezieller Match. Schlägt Wawrinka den Schotten in zwei Sätzen, läuft dieser Gefahr, die Halbfinals zu verpassen und damit die Weltranglisten-Führung nach nur zwei Wochen wieder zu verlieren. Auch für Murray steht also einiges auf dem Spiel. Der Match verspricht zum grossen Showdown zu werden, zu einem jener Momente, in denen Wawrinka zuletzt jeweils noch eine Spur besser wurde. Und dann sagte er noch: «Ich will nichts bereuen. Nicht an diesem Turnier.» Es klang wie eine Kampfansage. 2016-11-18 00:00 Daniel Germann www.nzz.ch 77 /100 Infektionskrankheiten: Schweiz Pockenimpfstoff beschaffen will neuen Pocken sind besonders ansteckend und gehören deshalb zu den gefährlichsten Krankheiten. Doch sie sind die erste Infektionskrankheit, vor der Mensch sich wirkungsvoll schützen konnte. 1933 trat in der Schweiz der letzte Pockenfall auf, und weltweit gilt die Krankheit seit 1977 als ausgestorben. Offiziell existiert das Virus heute nur noch in zwei Laboratorien. Aber es ist zweifelhaft, ob nicht noch weitere Laboratorien über Viren verfügen: So wurden 2014 Ampullen mit Pockenviren in einem amerikanischen Labor aufgefunden, die dort nicht hätten sein dürfen. Fachleute wie Oliver Thränert vom Center for Security Studies der ETH Zürich warnen seit längerem vor einem wachsenden Risiko durch Biowaffen, die auch in die Hände von Terroristen gelangen könnten. Diese Gefahr dürfe nicht dramatisiert werden, aber man müsse ihr Beachtung schenken, schrieb Thränert vor einem Jahr in der NZZ. Das Labor Spiez schätzt Pockenviren als «eine der gefährlichsten potenziellen biologischen Waffen» ein. Ein Bericht zweier österreichischer Ministerien vom März dieses Jahres bezeichnete den Einsatz von Pockenviren gar als grösste Bedrohung für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung: Ihre Virulenz und Letalität lasse Pockenviren als «prädestinierte bioterroristische Waffe» erscheinen. Diese Analyse hält man auch bei der ABC-Abwehr der Schweizer Armee für zutreffend. Der Bund treibt derzeit die Beschaffung eines Pockenimpfstoffs der dritten Generation voran, wie Recherchen der NZZ zeigen. Involviert ist auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die Lageeinschätzung in Bezug auf mögliche bioterroristische Angriffe ist laut einem am Projekt beteiligten Mitarbeiter des VBS ein Grund für die Beschaffung, über die der Bundesrat voraussichtlich Anfang 2017 entscheidet: Das Risiko von bioterroristischen Angriffen sei gestiegen, und die Verfügbarkeit von Impfstoff habe dissuasive Wirkung. Mit anderen Worten: Länder, die entsprechende Reserven besitzen, sind für Angriffe weniger interessant. Zwar sei die Herstellung von Pockenviren mit biotechnologischen Mitteln für Terroristen anspruchsvoll und keineswegs risikolos – ausgeschlossen sei sie aber nicht, heisst es. Offiziell hält sich das VBS mit Informationen derzeit noch zurück. Armeesprecher Daniel Reist erklärt auf Anfrage nur, dass der Bund einen Ersatz bestehender Impfstoffbestände prüfe. Das Risiko bioterroristischer Angriffe ist nicht der einzige Grund für das Beschaffungsprojekt: Der Bund verfügt schon heute über Impfstoff-Dosen. Diese sind aber in der Schweiz nicht mehr zugelassen und haben teilweise starke Nebenwirkungen. Es handelt sich um einen Impfstoff der ersten Generation, dessen Verabreichung in Einzelfällen gar zum Tod geführt hat. Nun steht ein Produkt der dritten Generation ohne gefährliche Nebenwirkungen zur Verfügung, das in Europa bereits zugelassen ist. Beim BAG ist dieser Aspekt für die Beschaffung des neuen Produkts ausschlaggebend. Auch ein natürlicher Wiederauftritt der Krankheit ist nicht ausgeschlossen – wenn auch wenig wahrscheinlich. Wie viele Dosen beschafft werden sollen und wie hoch die Kosten sind, steht noch nicht fest. Unklar ist nämlich, ob Vorräte für die gesamte Bevölkerung eingekauft werden müssen. Neue Impfstrategien lassen das nach Ansicht verschiedener Experten nicht mehr zwingend nötig erscheinen. Stefan Holenstein, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, begrüsst das Beschaffungsprojekt. Für ihn steht fest, dass das Risiko bioterroristischer Angriffe tendenziell unterschätzt wird. Solche Angriffe seien ein Bestandteil der asymmetrischen Kriegsführung, auf den der neue Sicherheitspolitische Bericht des Bundesrates nur ungenügend eingehe. Biowaffen seien eines der Themen, die nur am Rande erwähnt würden, kritisiert Holenstein. Er will auf diesen Aspekt beim Hearing zum Bericht hinweisen: «Wir müssen uns mit solchen Risiken intensiver beschäftigen.» 2016-11-18 00:00 Daniel Gerny www.nzz.ch 78 /100 Trumps Kinder: Familie trumpft Ivanka Trump müsste es eigentlich besser wissen. Schon im Sommer stand die älteste Tochter des künftigen Präsidenten unter Kritik, weil sie ihre Rede am republikanischen Parteikonvent mit einer Werbeaktion für ihre Kleiderkollektion verbunden hatte. Dass man Politik und Business trennen sollte, scheint sie sich jedoch nicht zu Herzen genommen zu haben. Jüngst trug die 35-Jährige in einem Fernsehinterview mit ihrem Vater und den Geschwistern ein Armband ihrer eigenen Schmuckkollektion; 18-karätiges Gold, mit Diamanten besetzt. Im Anschluss versuchten ihre Mitarbeiter, Journalisten dazu zu bringen, das 10 800 Dollar teure Schmuckstück zu bewerben. «Es passiert schon jetzt: Für die Familie Trump ist der Präsident der USA eine Marketing-Gelegenheit», empörte sich ein Journalist der «New York Times» auf Twitter. Von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf nicht, denn tatsächlich scheint die Rolle der Trump-Kinder in der bevorstehenden Präsidentschaft Interessenkonflikten Tür und Tor zu öffnen. Die drei Ältesten aus Trumps erster Ehe mit Ivana Zelnickova – Donald Jr., Ivanka und Eric – sind seit längerem allesamt Vizepräsidenten der Trump Organization. Sie sollen nun das Firmenimperium vom Vater übernehmen, um den Verdacht auf Interessenkonflikte zwischen dem Präsidenten Trump und dem Geschäftsmann Trump von vorneherein zu vermeiden. Theoretisch könnte dieser sein Firmenimperium auch weiterführen: Die Ethics in Government Act verpflichtet zwar viele Regierungsangestellte, nicht aber den Präsidenten und den Vizepräsidenten, ihr Vermögen einem «blind trust» anzuvertrauen. Trotzdem sind viele frühere Staatsoberhäupter diesen Weg freiwillig gegangen und haben ihr Kapital einem externen Vermögensverwalter anvertraut. Trump jedoch wird das Firmenkonglomerat seinen Kindern übergeben. Zwar hatte er im Wahlkampf angekündigt, dass er sich im Fall eines Siegs komplett aus dem Geschäft zurückziehen würde, «weil ich mich einzig und allein um unser Land kümmern würde». Dennoch führt er nun den Grundgedanken eines «blind trust» ad absurdum, schliesslich ist er mit den Managern – seinen Kindern – ständig im Austausch und wird wissen, wie seine innen- wie aussenpolitischen Entscheide sein privates Vermögen beeinflussen. Erschwerend kommt hinzu, dass genau diese Kinder nun auch Mitglieder des «transition team» sind, das die Machtübergabe zwischen den Präsidenten verantwortet und Trump bei Nominierungen für Kabinettsposten berät. Darunter fällt etwa die Neubesetzung des Justizministers. Heikel sind diese Personalien in vielerlei Hinsicht. So laufen etwa gegen die Trump University und die Trump-Stiftung derzeit Rechtsverfahren. Der Präsident steht auch dem National Labor Relations Board vor, einer Aufsichtsbehörde, die zwischen Unternehmen und Gewerkschaften vermittelt. Eine Woche vor der Wahl entschied das Aufsichtsorgan in einem Fall zuungunsten eines Trump-Hotels in Las Vegas. Auch der Chef der Steuerbehörde, bei welcher derzeit Trumps Steuerprüfung läuft, wird vom Präsidenten ernannt. Besonders Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner gelten als einflussreiche Einflüsterer des künftigen Präsidenten. Bei wichtigen Personalien sprechen sie mit, im Wahlkampf etwa bei der Nominierung von Mike Pence zum Vizepräsidenten oder der Absetzung von Corey Lewandowski als Wahlkampfmanager. Auch jetzt setzte sich das Paar laut Medienberichten dafür ein, dass der republikanische Parteipolitiker Reince Priebus und nicht der kontroverse Medienmann Stephen Bannon Stabschef wurde. Das Ehepaar, auf dessen Rat der künftige Präsident besonders zu hören scheint, vereint zwei erfolgreiche Familien von Immobilienhändlern: Jared Kushner ist wie Donald Trump der Sohn eines New Yorker Immobilienmoguls. 2005 übernahm der damals 25-Jährige die Geschäfte seines Vaters, weil dieser wegen Steuerbetrugs und Erpressung eines Zeugen 14 Monate ins Gefängnis musste. Der Staatsanwalt in diesem Verfahren war pikanterweise Chris Christie – der Gouverneur von New Jersey, der dieses Jahr auf den Posten des Vizepräsidenten unter Trump spekuliert hatte, was Ivanka und Kushner zu verhindern wussten. Nach der Verhaftung seines Vaters führte Kushner das Firmenimperium weiter und kaufte 2006 etwa die Zeitung «The New York Observer» hinzu. Im Oktober 2009 heiratete der gläubige Jude Ivanka, die kurz vor der Hochzeit ebenfalls zum Judentum konvertierte. Das Paar hat drei Kinder. Die 35-jährige Ivanka ist das mittlere der drei Kinder, die Trump mit seiner ersten Ehefrau Ivana hat. Dem früheren Model gehören eine Bekleidungs-, eine Schuh- und eine Schmucklinie. In der Trump Organization ist sie als Vizepräsidentin zuständig für Firmenübernahmen und die nationale wie internationale Weiterentwicklung des Imperiums. Im Wahlkampf kam ihr die wichtige Aufgabe zu, ihren Vater bei Wählerinnen beliebter zu machen. Auf ihre Initiative geht etwa der Vorstoss einer staatlich finanzierten Elternzeit zurück. Für Schlagzeilen sorgte auch, dass Donald Trump einst in einem Interview sagte, Ivanka sei so attraktiv, dass er sie umgarnen würde, wäre sie nicht seine Tochter. Bereits während Trumps Wahlkampf legte Kushner seine Rolle im eigenen Immobilienimperium auf Eis und ernannte einen neuen Präsidenten. «Jared macht Politik jetzt mehr Spass als Immobilien», sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt. Wie gewichtig Kushners Rolle ist, wurde auch sichtbar, als der künftige Präsident jüngst das Weisse Haus besuchte: Während sich Trump und Obama unterhielten, besprach sich Kushner mit dem amtierenden Stabschef zwanzig Minuten unter vier Augen. Von Regierungsposten im Weissen Haus sind Kushner und Trumps Kinder allerdings ausgenommen, das schliesst ein Anti-Nepotismus-Gesetz aus. Dieses geht auf die Präsidentschaft von John F. Kennedy zurück, der seinen Bruder zum Justizminister ernannt hatte. Das Gesetz nimmt auch angeheiratete Verwandte von solchen Posten aus. Nicht davon betroffen sind jedoch Botschafterposten, für die der Präsident nominieren kann. Einer dürfte womöglich schon vergeben sein: Trumps erste Frau Ivana hat mitgeteilt, Botschafterin in ihrem Heimatland Tschechien werden zu wollen. 2016-11-18 00:00 Marie-Astrid www.nzz.ch 79 /100 Einblick in die DDR-Wirtschaft: Der Unternehmer, der dem Sozialismus trotzte Die heimische Scholle gibt man nicht leichtfertig auf – vor allem wenn die eigene Familie schon seit 600 Jahren ansässig ist. Günter Lichtenstein jedenfalls ist damals in der DDR geblieben. Und er ist einer der wenigen, die sowohl unter dem Kommunismus als auch unter dem Kapitalismus ihr eigenes Unternehmen geführt haben. Das SED-Regime verstaatlichte zwar die Industrie, liess aber in Handwerk und Gewerbe private Kleinfirmen gewähren. Diese passten zwar nicht ins sozialistische System, aber Privatfirmen waren effizienter als die staatlichen – und deshalb für die Versorgung wichtig. Man hielt Selbständige indes an der kurzen Leine. Der 69-jährige Lichtenstein erzählt im Gespräch von zahlreichen Schikanen. Er und seinesgleichen hätten immer mit einem Bein im Gefängnis gestanden. Lichtenstein hatte die Firma 1970 nach dem Tod seines Grossvaters übernommen. Da war er 22 Jahre alt. Den Spitznamen Leitermann erhielt die Firma, weil sie zunächst vor allem Holzleitern produzierte. Die Kommunisten hatten den Grossvater 1953 eingesperrt, weil er zu viele Kilometer abgerechnet haben soll. Er hatte jedoch Glück, dass am 17. Juni 1953 in der DDR ein Aufstand ausbrach, der dem SED-Regime zusetzte. Die Route wurde nachgemessen und die Klage gegen den Grossvater fallengelassen. Ein Verwalter hatte in der Zwischenzeit indes vieles zu Geld gemacht und dem Staat zukommen lassen. Der Firmensitz von Leitermann liegt im 250 Einwohner zählenden Göpfersdorf, im Süden Thüringens. Das Dorf befindet sich auf einem Plateau, das man auf einer schmalen Strasse erreicht. Die ländliche Abgelegenheit sei wohl auch ein Grund dafür gewesen, dass man sein Unternehmen in Ruhe gelassen habe, vermutet Lichtenstein. Und da die Kommunisten in grossen Strukturen dachten, habe eine Firma, die im Eisenwarenhandel, in der Holzproduktion, im Fuhrwesen und in der Landwirtschaft tätig war, nirgends hineingepasst. Schon im ersten Jahr verdoppelte Lichtenstein den Umsatz. Er war ständig auf Achse, um an Ware zu kommen. Private Firmen durften in der DDR zwar maximal zehn Mitarbeiter haben, doch Lichtenstein hatte immer 12 bis 20. Er sei damit im Bezirk Leipzig mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern nach der Müllabfuhr die zweitgrösste Privatfirma gewesen, sagt er scherzend. Private Unternehmer hatten in der DDR wenig zu lachen. So wurde ihnen vorgeschrieben, dass ihre Mitarbeiter weniger verdienten als solche in «volkseigenen Betrieben». Um dennoch Mitarbeiter zu gewinnen, steckte Lichtenstein ihnen ab und zu etwas Geld zu. Er gab ihnen eine Woche mehr Ferien und reduzierte ihre Arbeitszeit gegenüber staatlichen Betrieben um eine halbe Stunde pro Tag. Mitarbeiter im Handel habe er zudem als solche in der Produktion geführt, da dort der Tarif etwas höher war. Mit solchen Tricks war man den Mitarbeitern jedoch ausgeliefert. Sie konnten einen jederzeit ans Messer liefern. Er erzählt von einer Firma, der vorgeworfen wurde, sie habe ihren Mitarbeitern Bohnenkaffee zum Frühstück bezahlt. Der Wert dieser Nebenleistung sei dann auf zehn Jahre hochgerechnet worden und musste vom Unternehmer nachversteuert werden. Wie kam er zu seiner Ware? Der «volkseigene» Handel hatte stets Vortritt – auch so eine Einschränkung. Als die DDR-Industrie mehr für den Export zu produzieren begann, etwa für den Versandhändler Neckermann, fielen gegen 30% Ausschussware an. Lichtenstein kam so zum Beispiel an 6000 Stechbeitel zum Bearbeiten von Holz. Während Jahren war er dann der Einzige, der dieses Werkzeug in der DDR vertrieb. Keinen Spielraum gab es in der Preisgestaltung. Der Preis jeder Ware war staatlich fixiert. Dafür gab es Preislisten. Da es in der DDR offiziell keine Inflation gab, blieben diese Preise zum Teil über Jahrzehnte gleich. Der Hersteller musste sich schon eine kleine Neuerung einfallen lassen, um einen neuen Preis zu bekommen. Ebenso wie der Preis war auch die Handelsspanne vorgegeben: Im Einzelhandel betrug sie 18%, im Grosshandel 12%. Lichtensteins Vorteil war, dass er die Ware direkt von den Produzenten bezog und damit die ganzen 30% vereinnahmen konnte. Allerdings war die Besteuerung für Gewerbetreibende in der DDR exorbitant. Zwischen 400 000 und 500 000 Ostmark Gewinn betrug der Grenzsteuersatz 98%. Ab 500 000 Ostmark gingen 90% an den Staat. Hätte man die Firma ganz korrekt geführt, wäre nichts für Investitionen übrig geblieben, führt Lichtenstein aus. Man bewegte sich als Unternehmer deshalb immer am Rande der Legalität und war dadurch dem Regime ausgeliefert. Auf die Nase gefallen sei, wer Reichtum zur Schau gestellt habe, erzählt Lichtenstein. Er sei deshalb immer in einer Klappermühle herumgefahren, und bei seinem Arbeitskittel seien die Taschen abgerissen gewesen. Lichtenstein hatte indes eine heimliche Leidenschaft, in die er Geld steckte und von der nur Freunde und Verwandte wussten. Er sammelte Kunst, die er bei den Schwiegereltern, der Schwester und der Mutter lagerte. Bei Geschäftsleuten gehe es immer um Zahlen – da hätten ihn die Künstler fasziniert. Er kaufte direkt von ihnen. Dabei interessierte ihn die als nicht systemkonform geltende Kunst. Als Sammler hätte man eigentlich Steuern auf den Wertzuwachs bezahlen müssen. Und auf dem Wert selbst wurde eine jährliche Vermögenssteuer von 1,5% fällig – solche Steuern zu begleichen, war aber kaum jemandem möglich, weshalb man die Sammlertätigkeit für sich behielt. Ein Heiliger war Lichtenstein nicht. Seine Schlitzohrigkeit blitzt im Gespräch manchmal auf. Er stellte zwar nie ein Parteimitglied ein, vermied aber auch die direkte Konfrontation mit dem System. So lud er am 1. Mai jeweils die Veteranen auf seinen Lastwagen und fuhr mit ihnen – als einziger privater Unternehmer – in der Parade einige Dörfer weiter mit. Mit dem Gemeindepräsidenten verstand er sich gut – der überzeugte Kommunist steht dem Dorf auch jetzt wieder vor. Lichtenstein war zudem Mitglied einer Blockpartei, der liberal-demokratischen Partei Deutschlands (LDPD). Für sie sass er im Altenburger Kreistag. Der LDPD gehörten Handwerker und Gewerbetreibende an. Beizutreten könne als Selbständiger nicht schaden, habe er damals gedacht. Letztlich stützten aber auch Blockparteien wie die LDPD die SED-Herrschaft. Auf Kreisebene habe er denn auch rein gar nichts bewirken können und sei einer der vielen Ja-Sager gewesen, gibt er zu. Auf lokaler Ebene bilde er sich ein, etwas erreicht zu haben. So habe er eine Handvoll Gewerbetreibende nach Göpfersdorf geholt. Um sich vom Regime abzugrenzen, war er Angehöriger der protestantischen Kirche, obwohl er mit der Institution eigentlich nicht viel anfangen konnte. Auf dem Dorf spürte man von der Wende 1989 zunächst nicht viel, doch für sein Geschäft brach eine schwierige Zeit an. Monatelang habe er wegen Existenzängsten keine Nacht mehr durchgeschlafen, erzählt er. Als Geschäftsleute aus dem Westen seine Lager durchstreiften, hätten sie gesagt: «Herr Lichtenstein, das können sie doch alles auf den Schrott werfen.» Im März 1990 fuhr er nach Westdeutschland, um sich mit Unternehmern zu treffen. Um auf der Fahrt kein Westgeld zu verbrauchen, schleppte er aus der DDR Benzinkanister für seinen Trabant mit. Den ersten Monat nach der Währungsumstellung machte er keine Mark Umsatz. Sein Lager wurde schliesslich auf zwei Lastzüge verladen, und er musste froh sein, dafür noch 500 DM zu bekommen. Lichtenstein hatte letztlich aber grosses Glück. Im Familienunternehmer Peter Wirichs aus Nordrhein-Westfalen fand er einen fairen Joint-Venture-Partner, der mit ihm in Ostdeutschland eine Baumarktkette aufbaute. 1996 musste Lichtenstein jedoch erneut von vorne beginnen, weil Wirichs' Geschäft verkauft wurde. Er war nun spät dran, doch mit viel Service und einem Aussendienst für gewerbliche Kunden fand er mit seinen Baumärkten eine Nische. Den Spitznamen Leitermann übernahm er für seine Firma. Heute hat Leitermann sieben Niederlassungen in Thüringen und Sachsen. Das Unternehmen beschäftigt fast 400 Mitarbeiter. Sohn Stephan ist in seine Fussstapfen getreten und führt das Unternehmen in siebter Generation. Auch die Heimlichtuerei um seine Sammlung hatte mit der Wende ein Ende. Im Juli 1991 wurden seine Kunstwerke in der nahe gelegenen Stadt Altenburg erstmals öffentlich ausgestellt. Es klinge etwas pathetisch, sei aber schon so: Der grösste Unterschied zur DDR sei das Gefühl, frei zu sein und selber zu entscheiden, was man mache, ohne stets die Sorge zu haben, dass einem jemand in die Suppe spucke. 2016-11-18 00:00 Christoph Eisenring www.nzz.ch 80 /100 Konzertverbot im Szenelokal «Kafi für Dich»: Zur Stille verdammt Michel Häberli, wilder Bart, markante Hornbrille und Anker-Tattoo auf dem linken Unterarm, ist ein Vielredner. Und wenn er über das Konzertverbot spricht, ist er nicht mehr zu stoppen. «Da mach ich jahrelang ohne Probleme kulturelle Veranstaltungen, und nun soll das alles illegal gewesen sein?», fragt er sich und verweist auf die leere Bühne. Seit sieben Jahren hat der Gastronom zusammen mit seinem Team im «Kafi für Dich» an der Zürcher Bäckeranlage Konzerte, Lesungen und Vorträge veranstaltet. In der kalten Jahreszeit traten mittwochs und freitags zwischen 20 Uhr 30 und 22 Uhr Bands auf – «um die Nachbarschaft nicht zu stören». Doch damit ist jetzt Schluss. Ende September kam ein Schreiben des Kreisarchitekten. Der Inhalt: Konzertverbot mit Strafandrohung. Häberli versteht die Welt nicht mehr. Da wäre einerseits das Pärchen, das im gleichen Haus wohnt, in dem sich auch das «Kafi für Dich» und die dazu gehörende «Pension für Dich» befinden. Seit Jahren beklagt es sich über den Lärm. «Mit uns haben sie aber nie gesprochen, sondern immer direkt die Polizei eingeschaltet», sagt Häberli. «Oder wegen einer Schachtel im Treppenhaus der Verwaltung einen eingeschriebenen Brief geschickt.» Mehrmals hat er das Gespräch gesucht. Vergebens. Schlichtungsversuche verliefen im Nichts, die Anrufe bei der Polizei hielten an. Mehrmals im Jahr waren die Gesetzeshüter im Lokal, um die Konzerte zu unterbinden. «Manchmal reichte bloss ein Ton, und sie standen schon in der Tür.» Dabei haben Handwerker das Lokal vor einiger Zeit für einen fünfstelligen Betrag schallisoliert. Die Decke und die Wände wurden verdoppelt und mit Steinwolle ausgefüllt. Seit vorletzter Saison hat das Team sogar auf Konzerte mit Schlagzeug verzichtet. Stattdessen traten nur noch Solosänger oder Duos auf. Doch auch das hat nichts genützt. Im Gegenteil: Das Pärchen reichte während eines Konzertes der Band «C + C = Maxigross» im Januar Strafanzeige ein. «Es war wirklich laut», sagt Häberli, «doch es war keine Nachtruhestörung, wie es fälschlicherweise im Strafbefehl hiess.» Er reichte Rekurs ein, die Polizeirichterin gab ihm recht. Doch das half wenig. Denn parallel zu den Nachbarn wurde der zuständige Kreisarchitekt aktiv. Er teilte den Betreibern des Szenecafés mit, dass sie gegen das Nutzungsrecht verstiessen. Das Lokal sei für eine Gastro-Nutzung ohne Live-Musik bewilligt. Um weiterhin Konzerte veranstalten zu können, brauche es eine Spezialbewilligung. «Wir sind aber kein Musiklokal, sondern in erster Linie ein Café», findet Häberli. Dennoch musste er ein Baugesuch eingeben. Dazu gehört ein externes Lärmgutachten. Die Anforderungen waren hoch: In den angrenzenden Wohnungen darf der Wert von 29 Dezibel nicht überschritten werden. Das entspricht dem Brummen eines Kühlschranks. Das Amt für Umwelt- und Gesundheitsschutz (UGZ) fällte aufgrund des Gutachtens das folgende Verdikt: «Die Mindestanforderungen für den Wohnungsbau sind nicht erfüllt. Das UGZ erachtet die Bausubstanz als nicht geeignet für den vorgesehenen Betrieb von Live-Musik-Events mit angrenzender Wohnnutzung.» Um weiterhin Konzerte zu veranstalten, wäre ein «ausserordentlicher Aufwand zu betreiben», heisst es weiter – und zwar «ohne Garantie, dass der vorgesehene Betrieb dann auch gewährt werden könnte». Fabian Korn, Sprecher des städtischen Hochbaudepartements, bestätigt den Sachverhalt. Der Lärmschutz im Lokal sei deutlich nicht gewährleistet gewesen. Aktiv geworden sei man im Zuge eines anderen Bewilligungsverfahrens. Gleichzeitig habe man Mängel im Schallschutz des Cafés festgestellt. «Deshalb fiel auch der Bauentscheid negativ aus.» Der Entscheid ist rechtskräftig. Einen Rekurs hat Häberli nicht eingereicht. Er war gerade in den Ferien. Doch die Bands für die Konzerte bis Ende Jahr waren bereits gebucht. Deshalb kündigte er sie im September auf der Homepage des Lokals an. Zwei Tage später kam der Brief des Kreisarchitekten mit dem Konzertverbot. Nun ist auf der Homepage Folgendes zu lesen: «Polizeiliches Konzertverbot: Das ist leider nicht der Titel unserer nächsten Band.» Was Häberli nicht versteht: «Die Stadt entscheidet scheinbar willkürlich, welche Lokale in der Stadt Konzerte veranstalten können. An der Langstrasse ist offenbar alles erlaubt, aber 200 Meter weiter entfernt scheinen andere Regeln zu gelten.» Das stimmt ihn nachdenklich. «Es kann nicht sein, dass die Kleinbühnen in Zürich aussterben. Und kleine Bands können so kaum mehr auftreten.» In einer Stadt brauche es aber Kompromissbereitschaft. «Ich werde dafür kämpfen, dass es in Zürich auch noch ein bisschen laut sein darf.» Geld für einen Anwalt hat er keines. Das will er nun mittels Crowdfunding auftreiben. 2016-11-18 00:00 Florian Schoop www.nzz.ch 81 /100 Ältere Personen auf Stellensuche: Über 50-Jährige sind kaum vermittelbar «Über 50-Jährige vermitteln wir praktisch nicht», erklärte Sandra Peiti, Mitglied der Geschäftsleitung von Manpower Schweiz, vor ein paar Tagen in ihrem Referat am Europa-Forum in Luzern. Die Aussage lässt aufhorchen, weil sie immerhin von einer Exponentin eines Arbeitsvermittlers stammt, der in der Schweiz zu den Branchenführern zählt. Peiti hält auf Nachfrage fest, dass Manpower natürlich sehr gerne «unsere über 50-jährigen Kandidaten» erfolgreich vermitteln würde. Allerdings entschieden sich die Unternehmen (noch) mehrheitlich gegen ältere Mitarbeiter. Manpower mag zwar als Vermittler von Temporärstellen, der sich traditionell auf junge Arbeitskräfte fokussiert, nicht ganz repräsentativ sein. Die Fakten untermauern aber, dass ältere Arbeitslose mehr Mühe haben, eine Stelle zu finden, als jüngere Personen. Mehr als 40% der hiesigen Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, gehören der Altersgruppe 50+ an. In der Informatikbranche sind die Angestellten bereits ab 45 Jahren einem höheren Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt – trotz Fachkräftemangel, den Vertreter der Informations- und Kommunikationstechnologie lauthals beklagen. Statistisch erhärtet ist auch, dass jeder dritte altersbedingte Ausstieg aus dem Erwerbsleben eine Frühpensionierung ist. Vor allem Grosskonzerne scheinen kein grosses Interesse daran zu haben, ältere Arbeitnehmer länger im Betrieb zu halten. Aufgrund von grosszügigen Pensionsplänen waren Frühpensionierungen in der jüngsten Vergangenheit hier die Regel. Natürlich müssen solche Zahlen relativiert werden, weil sie nur einen Teil der Wirklichkeit spiegeln. Tatsache ist nämlich auch, dass der Anteil der älteren Erwerbstätigen in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist: In der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen kletterte er von 57% (2005) auf 63% (2015) – nicht zuletzt dank der gestiegenen Beteiligung von Frauen und der Erhöhung ihres Rentenalters. Das Risiko für ältere Arbeitnehmer, die Stelle zu verlieren, ist ausserdem tiefer als bei den übrigen Altersgruppen. So liegt die Erwerbslosenquote (inkl. Ausgesteuerten, falls sie sich weiterhin um einen Job bemühen) bei den 50- bis 64-Jährigen (3,8%) deutlich unter dem schweizweiten Durchschnitt (4,8%). Für ältere Arbeitnehmer, die längere Zeit auf Stellensuche sind, ist dies allerdings kein grosser Trost. Dass der Fall Manpower tatsächlich keine Ausnahme ist, bestätigt Michael Weiss, der als Inhaber der Firma Neuorientierung50Plus ältere Arbeitskräfte im beruflichen Veränderungsprozess sowie bei der Stellensuche unterstützt. «Unternehmen wollen heute topausgebildete, junge und flexible Mitarbeiter», erklärt der erfahrene Coach. Bei vielen Firmen fielen bereits über 45-Jährige aus diesem Rekrutierungs-Raster. «Wenn Stellenvermittler diesen Unternehmen ältere Kandidaten präsentieren, sind ihre Dienstleistungen schnell einmal nicht mehr gefragt», ist Weiss überzeugt. Die fehlende Bereitschaft der Unternehmen, über 50-Jährige einzustellen, hängt seiner Ansicht nach mit der zunehmenden Spezialisierung des Arbeitsmarktes und dem erhöhten Wettbewerbsdruck auf die Firmen zusammen. Spürbar sei diese Entwicklung vor allem in jenen Branchen, die einem raschen strukturellen oder technologischen Wandel ausgesetzt seien, wie die Maschinenindustrie, die Informatik- oder die Medienbranche – aber auch administrative Berufe. Langjährige Erfahrungen seien im Gegensatz zu früher kaum mehr gefragt, erklärt Weiss. Eingesetzt hat dieser Wandel seiner Ansicht nach in der grossen Finanz- und Wirtschaftskrise und der anschliessenden Frankenhausse, die viele Betriebe zu einschneidenden Restrukturierungen veranlasst hätten. Vor allem Grossbetriebe hätten die Gelegenheit genutzt, um Tabula rasa zu machen. Die Ursachen dafür, dass ältere Arbeitnehmer schnell einmal ins Abseits geraten, sind vielfältig. Wer 15 oder 20 Jahre lang im selben Unternehmen gearbeitet hat, bekundet teilweise Mühe, wenn plötzlich grössere Änderungen anstehen. Arbeitnehmer müssen sich ausserdem vermehrt bewusst sein, dass ihr Wissen rasch veraltet, und abklären, wie sie sich kontinuierlich weiterbilden können. Eine Hürde stellen auch die mit dem Alter zunehmenden Pensionskassen-Beiträge dar. Eine Nivellierung wäre hier angebracht. Allerdings bleibt vorderhand unklar, wie ein solches System aussehen müsste, damit jüngere Arbeitnehmer nicht übermässig belastet würden und bei den Rentenleistungen der älteren Arbeitnehmer keine grösseren finanziellen Einbussen entstünden. Noch problematischer sind allerdings die in vielen Branchen gewerkschaftlich fixierten Löhne, die mit zunehmender Berufserfahrung und dem Alter automatisch steigen. So sind im Kanton Zürich für viele Berufe die in Gesamtarbeitsverträgen, in Empfehlungen des Kaufmännischen Verbandes oder im Lohnbuch fixierten Mitarbeiter-Vergütungen ausschlaggebend. Darauf stützt sich auch die Tripartite Kommission bei ihren Lohnkontrollen. Laut Lohnbuch stehen einer 50jährigen Verkäuferin, die eine dreijährige Lehre absolviert hat und eine entsprechende Berufserfahrung vorweisen kann, monatlich rund 7000 Fr. zu. Eine 25-Jährige mit derselben Berufsbildung verdient hingegen 5000 Fr. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was geschieht, wenn sich ein Arbeitgeber zwischen den beiden Bewerberinnen zu entscheiden hat – auch wenn der höhere Lohn der älteren Mitarbeiterin aufgrund ihres grösseren Erfahrungsschatzes möglicherweise durchaus gerechtfertigt ist. Die Personenfreizügigkeit dürfte die Situation für ältere Stellensuchende zusätzlich erschwert haben. Sie eröffnet den Unternehmen nämlich ein zusätzliches Reservoir an kostengünstigen, jüngeren Arbeitskräften im Ausland, auf das sie in den vergangenen Jahren fleissig zugegriffen haben. Dass dies gesellschaftlich nicht unproblematisch ist, zeigt die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Für die verbesserte Ausschöpfung des Inländerpotenzials, wie desjenigen älterer Arbeitnehmer, gibt es triftige volkswirtschaftliche Gründe. Ohne Berücksichtigung der Zuwanderung haben im vergangenen Jahr in der Schweiz erstmals mehr Personen den Arbeitsmarkt verlassen, als nachgerückt sind. Auf ältere, erfahrene Arbeitskräfte zu verzichten, wird sich die Wirtschaft allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung je länger, je weniger leisten können. Denn wie die Expertin von Manpower in ihrem Referat in Luzern betonte, sind Fachkräfte der alles entscheidende Wirtschaftsfaktor in der Ära des «Human Age». 2016-11-18 00:00 Nicole Rütti www.nzz.ch 82 /100 Häusliche erkennen Gewalt: Auffälliges Verhalten frühzeitig Herr Brunner, eine Opferbefragung untermauert den Nutzen von Schutzmassnahmen bei häuslicher Gewalt. Zudem sind die meisten Befragten sehr zufrieden mit der Polizei. Überrascht Sie das? Nein. Die Resultate bestätigen, was die Polizisten im Alltag wahrnehmen. In eskalierenden Situationen gibt deren Präsenz den Opfern Sicherheit. Die Sofortmassnahmen wie Wegweisungen oder Rayonverbote entlasten die Betroffenen. Sehen Sie Verbesserungspotenzial? Wir warten vorerst den Schlussbericht zum ersten Studienteil ab. Gerade in emotional aufgeladenen Situationen sind die Anforderungen an die Frontpolizisten sehr hoch, um das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen. Hängt die insgesamt positive Bewertung auch damit zusammen, dass viele Opfer aus Ländern stammen, in denen häusliche Gewalt ein Tabu ist? Das spielt vermutlich mit. Allerdings sind auch viele Schweizerinnen von häuslicher Gewalt betroffen. Die Gründe sind vielschichtig. Wie die Studie zeigt, sind 30- bis 40-jährige Frauen am häufigsten betroffen. Das entspricht unseren Beobachtungen. In dieser Lebensphase ist zum Beispiel der finanzielle Druck besonders hoch, die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf ist anspruchsvoll. Oft spielen auch Suchtprobleme eine Rolle. Laut Studie ist in 20 Prozent der Fälle übermässiger Alkoholkonsum mit ein Grund für Gewalt. Die Studie bestätigt, was Sie schon wissen. Weshalb braucht es sie? Die Kantonspolizei Zürich, aber auch die Staatsanwaltschaft haben in jüngster Zeit stark in diesen Bereich investiert. Nun wollen wir wissen, ob sich die Investitionen lohnen, das heisst, positive Wirkung zeigen, und die Ressourcen richtig eingesetzt sind. Der Auslöser für den Aufbau unserer Fachstelle Gewaltschutz, der Präventionsabteilung sowie des Bedrohungsmanagements war unter anderem der Doppelmord in Pfäffikon im August 2011. Damals erschoss ein Ehemann seine Frau und anschliessend die Leiterin des Sozialamts. Was lief falsch? Der Straftat ging eine lange Phase häuslicher Gewalt voraus. Viele Beteiligte hatten ein Unbehagen, aber es fehlte ein Gesamtbild, um Schlüsse aus den Warnsignalen zu ziehen. In der Folge ordnete die Regierung Verbesserungen bei der behördlichen Zusammenarbeit an mit dem Ziel, auffälliges Verhalten frühzeitig zu erkennen. Solches tritt häufig bei häuslicher Gewalt zutage. Was heisst das für die Polizeiarbeit? Geht der Streit übers Verbale hinaus oder muss die Polizei wegen Konflikten mehrere Male in denselben Haushalt ausrücken, schaltet sich die Fachstelle Gewaltschutz ein. Je nachdem versuchen deren Mitarbeitende, Gefährdende wie Gefährdete für Beratungsangebote, Lernprogramme oder auch Therapien zu gewinnen. Sind Kinder involviert, tauscht sich die Polizei mit den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden aus. Trotzdem haben 40 Prozent der Befragten nach Ablauf der Schutzmassnahmen weiterhin Angst vor Gewalt. Wichtig ist, dass die Opfer gut beraten sind und sich bei der Polizei melden, wenn erneut Gewalt droht. Noch fehlen die Studienresultate zu den strafrechtlichen Interventionen und zum Abschluss der Verfahren. Sind sie ausgewertet, orten wir den Handlungsbedarf. Das Verfahren wird in gegen 90 Prozent der Fälle eingestellt. Damit verschwinden auch die Gefährdenden vom Radar der Polizei und Justiz. Was ist zu tun? Das Bedrohungsmanagement bezweckt die enge Vernetzung von Behörden und Institutionen, um sich rechtzeitig über Konstellationen auszutauschen, die ernsthaft Anlass zur Sorge hinsichtlich Gewalt geben. Es ist deshalb nicht alleine die Polizei, die Gewalttaten verhindern kann. Alle sind in diesem Bereich gefordert. 2016-11-18 00:00 Dorothee Vögeli www.nzz.ch 83 /100 Alpine Flugrettung: Der Held vom Gauligletscher erhebt sich wieder Es war eine aufwendige Aktion vor gut einem Jahr im Verkehrshaus Luzern. Die Fieseler Fi 156 C-3, besser bekannt unter ihrem Namen «Storch» und mit dem Kennzeichen «A-97» schweizweit berühmt, wurde von der Decke, an der sie fünfzig Jahre hing, auf den Boden gelassen und demontiert. Mit genau diesem und einem weiteren Storch wurden in einer weltweit beachteten Aktion im November 1946 zwölf Insassen eines auf dem Gauligletscher in den Berner Alpen abgestürzten amerikanischen Militärtransporters gerettet und ins Tal geflogen. Der damalige Einsatz gilt als Geburtsstunde der alpinen Flugrettung. Die Mitglieder des Vereins «Freunde des Fieseler Storch» mit Sitz in Oetwil am See hatten schon vor einiger Zeit die Idee, den historisch bedeutsamen Vogel wieder flugfähig zu machen und wenn möglich exakt siebzig Jahre nach dem dramatischen Einsatz erneut auf dem Gauligletscher zu landen. Damit sollte die spektakuläre Rettungsaktion mit dieser aussergewöhnlichen Maschine gefeiert werden. Die ursprünglich vorgesehene Landung auf dem Gauligletscher am 19. November 2016, genau siebzig Jahre nach dem Absturz der C-53 Skytrooper, einer Militärvariante der berühmten Douglas DC-3, wird allerdings nicht klappen. Das Wetter und vor allem die Verhältnisse auf dem Gauligletscher spielen nicht mit. Es liegt noch zu wenig Schnee für eine Landung auf Ski. Bei günstigen Wetterbedingungen soll die Nostalgieaktion aber 2017 stattfinden. Der Hauptakteur des damaligen Rettungseinsatzes, die «A-97», steht allerdings schon jetzt bereit. Im polnischen Krosno wurden bei einer Spezialfirma das Flugzeug und seine Systeme in den vergangenen zwölf Monaten wieder auf Vordermann gebracht. Parallel dazu kam in Deutschland das ausgebaute Triebwerk, ein Original-Argus-Achtzylinder vom Typ As10C, bei einem Spezialisten zur Kur, der sich mit diesem Motor besonders gut auskennt. Vor wenigen Tagen, am 5. November, hob der legendäre eidgenössische Storch in Polen zu seinem zweiten Erstflug ab. Alles funktionierte problemlos, der Oldie flog gleich eine ganze Stunde lang. Auch der überholte Argus lief einwandfrei. Die Vereinsmitglieder sind darüber ebenso begeistert wie die Mitarbeiter der polnischen Restaurierungsfirma Aero Kros. Der damalige Gletschereinsatz gilt als Geburtsstunde der alpinen Flugrettung. Dieser Storch hat ohnehin eine ganz besondere Historie. Gebaut als Werknummer 8063 in den Fieseler Flugzeugwerken im deutschen Kassel, musste die damalige Crew des deutschen Luftwaffenflugzeugs zusammen mit der Crew einer weiteren Maschine wegen Schlechtwetter am 19. März 1943 in Samedan notlanden, nachdem sich die im Alpenflug unerfahrenen Piloten verflogen hatten. Eigentliches Ziel der zwei in München gestarteten Fieseler Störche wäre das süditalienische Bari gewesen. Stattdessen blieben die Flugzeuge vorerst im Engadin am Boden. 1944 kaufte die Schweiz dem deutschen Staat die beiden Fieseler Fi 156 ab. Anschliessend wurde der Storch mit der Kennung A-97 zusammen mit vier weiteren Maschinen des gleichen Typs als Verbindungsflugzeug genutzt. Aus Altersgründen 1962 ausser Dienst gestellt, kam die «A-97» drei Jahre später als Dauerleihgabe ins Verkehrshaus Luzern. Dort hing sie bis 2015 in der Luftfahrtabteilung unter der Decke. Nach mehr als fünfzigjährigem Dornröschenschlaf erlebt dieser Oldie nun also ein erstaunliches aviatisches Comeback. Derzeit werden mit dem Storch unter einer vorläufigen polnischen Luftfahrtzulassung weitere Erprobungsflüge unternommen. Ende des Monats will ihn das eidgenössische Bundesamt für Zivilluftfahrt erneut zulassen. Im Dezember kommt der Storch wieder zurück in die Schweiz, vermutlich nach Dübendorf. Der 1936 zu seinem Erstflug gestartete Fieseler Storch war in den späten 1930er und 1940er Jahren legendär wegen seiner aussergewöhnlichen Kurzstart- und Landeeigenschaften. Diese hatte er fest installierten sogenannten Vorflügeln an der Tragfläche, grossen Landeklappen und einem kräftigen 240 PS starken V-8-Triebwerk zu verdanken. Etwa fünfzig Meter reichten dem Dreisitzer mit seinen namengebenden langen Fahrwerksbeinen zum Abheben. Zum Landen genügten bei starkem Gegenwind manchmal schon zwanzig Meter Rollstrecke bis zum Stillstand. Bei Flugtagen, an denen es kräftig windet, machen sich Storch-Piloten bis heute einen Spass und fliegen in Fussgängergeschwindigkeit oder bleiben scheinbar in der Luft stehen, da ihre Maschine bereits bei etwa 50 km/h anströmender Luft flugfähig ist. Fast 3000 Exemplare wurden gebaut, viele davon in Lizenz in Frankreich, Tschechien oder Rumänien. Die kurzen Start- und Landestrecken sowie die hervorragenden Langsamflugeigenschaften machten sich bereits ab den 1940er Jahren die eidgenössischen Piloten am Militärflugplatz Meiringen zunutze, um mit dem Anbau von Skifahrwerken zu experimentieren. Damit entstand die Möglichkeit, auf schneebedeckten Flächen wie dem nahen Fliegerschiessplatz Axalp zu landen. Aber erst der Crash des amerikanischen Transportflugzeugs sorgte für die Initialzündung der damals ersten Rettung im Hochgebirge aus der Luft. Der Pilot dieser C-53 Skytrooper hatte sich am 19. November 1946 bei schlechtem Wetter in den Alpen verirrt und war mit etwa 280 km/h Reisegeschwindigkeit ohne Sicht auf dem Gauligletscher oberhalb Meiringen aufgeschlagen. Die Insassen, vier Crewmitglieder und acht Passagiere, überlebten den Crash in rund 3000 Metern Höhe grösstenteils unverletzt. Zwei Militärpiloten vom Flugplatz Meiringen, unter ihnen Kommandant Victor Hug, wagten die Landung auf dem Gletscher nahe der Rettungsmannschaft. Es gelang ihnen, alle zwölf Insassen ins Tal in Sicherheit zu fliegen. Die beiden Schweizer Storch-Piloten und auch die zu Fuss zu Hilfe geeilten Bergretter wurden in den amerikanischen Medien gebührend gefeiert. Der Schweizer Storch hat somit den Beginn der Luftrettung im Gebirge begründet. 2016-11-18 00:00 Jürgen Schelling www.nzz.ch 84 /100 Reaktionen aus dem Balkan: Onkel Donald und Tante Hillary «Trump! Serbe! Wir gratulieren!» Mit Plakaten im Belgrader Stadtzentrum hat sich das Blatt «Informer» unter die Gratulanten gemischt. Der Sumpf des Boulevards treibt seltsame Blüten: Trump ist ein Freund von Putin und Putin ein Freund der Serben. Ergo liebt Trump die Serben. Jetzt werde Kosovo bald einmal «zurückgegeben», sagt jemand im Tram. Ein grossserbischer Federheld dichtete gar ein Lied, in dem es heisst, Trump werde die Serben dies- und jenseits der Drina (also in Bosnien) vereinen. Dort, in Banja Luka, freut sich der Schuhfabrikant Marinko Umicevic. Noch tief im Wahlkampf – keiner glaubte an Trumps Sieg – hatte er der künftigen First Lady Melania zwei Paar Stöckelschuhe geschickt, verbunden mit dem Wunsch, sie möge die «stikle» im Weissen Haus tragen. Melania Trump, die eigentlich Melanija heisst, stammt aus Slowenien. Ihr Heimatdorf Sevnica befindet sich im Taumel: «Melanija hat Sevnica weltberühmt gemacht», sagt Bürgermeister Ocvirk und hofft auf Besucher. So euphorisch die einen, so besorgt sind die andern. Nirgends auf der Welt hat der Name Clinton einen so guten Ruf wie in Kosovo. Dort bringt man ihn nicht mit Affären in Verbindung. Bill Clinton steht für den Nato-Angriff auf Jugoslawien, der den Kosovaren die Befreiung brachte. Pristina hat dem früheren Präsidenten eine Statue errichtet und einen Boulevard nach ihm benannt. Selbst die Diplomatie macht Abstriche, wenn es um die Clintons geht. Er gratuliere Trump, schrieb der albanische Ministerpräsident Edi Rama. Aber er bedaure sehr, dass die grosse Freundin der Albaner nicht die erste Präsidentin der USA geworden sei. Triumph bei Serben und Slowenen, Katerstimmung bei Kosovaren und Albanern. Aber wie sehen die Bosniaken Trumps Sieg? Eine Gesprächspartnerin antwortet mit einem Witz: Mujo reist 20 Jahre nach dem Krieg in die USA. Als er heimkehrt, fragt seine Frau: «Wie war's, wie ist Amerika?» Sagt Mujo: «Die sind 30 Jahre hinter uns.» – «Wie kann das sein?», fragt seine Frau ungläubig. – «Ja, noch geht es ihnen gut.» 2016-11-18 00:00 Andreas Ernst www.nzz.ch 85 /100 Beifang in der Fischerei: Wer am Leben bleiben soll Es ist ein Bild des Jammers. Der tote Albatros ähnelt eher einem nassen Sack als dem majestätischen Vogel, der er noch vor kurzem war. Aus seinem Schnabel hängt ein stählerner Haken – das Tier ist einer Langleine zum Opfer gefallen. Der ursprünglich beköderte Haken war zum Fischfang gedacht. Bevor er jedoch in die gewünschte Tiefe absinken konnte, hat ihn der Albatros geschnappt, wurde unter Wasser gezogen und ertrank. Wie Abertausende vor ihm. Das Problem betrifft nicht nur Seevögel. Jedes Jahr enden unzählige Meerestiere als Beifang der kommerziellen Fischerei. Die meisten überleben es nicht. Die sich zum Teil über mehrere Kilometer erstreckenden und mit Tausenden Haken ausgestatteten Langleinen fordern einen hohen Zoll. An ihnen hängen nicht nur Thunfische oder Barsche, sondern auch Schildkröten und Haie. In Bodenschleppnetzen werden Krebse, Seeigel und Kleinfische massenweise an Bord gehievt, schwebende Stellnetze können sogar Walen zum Verhängnis werden. Für die Fischer ist die ungewollte Beute oft mehr als nur lästig. Sie frisst ihnen die Köder weg und füllt die Fanggeräte mit wirtschaftlich wertlosem Getier. Ein ökologischer und ökonomischer Dauerverlust. Experten sehen dem nicht tatenlos zu. In den letzten Jahren haben Biologen und FischereiIngenieure eine ganze Reihe neuer Methoden zur Vermeidung von Beifang entwickelt. Die Erfolge sind oft beeindruckend, und manche Lösung ist erstaunlich einfach. So geraten in schottischen Gewässern zu viele Glattrochen und Dornhaie in die Netze von Trawlern. Beide Spezies erlitten seit den Achtzigern besorgniserregende Populationseinbrüche. Inzwischen ist ihr gezielter Fang verboten. Um zu vermeiden, dass die Knorpelfische trotzdem an Bord landen, haben Forscher des Marine Laboratory in Aberdeen einen simplen Eingriff getestet: Sie entfernten die sogenannten Tickler – Ketten, die direkt vor dem Schleppnetz hängen und Fische vom Boden aufscheuchen. Das Resultat: eine Verringerung des Rochen-Beifangs um etwa 70 Prozent. Dornhaie und ähnliche Arten profitieren weniger, bei ihnen beträgt der Rückgang nur etwa ein Drittel. Die Fänge der meisten kommerziellen Fischspezies dagegen blieben gleich. Die Rochen scheinen es gut zu verkraften, wenn das Netz über sie hinwegfegt, erklärt der Studienleiter Francis Neat: «Im Meeresschutzgebiet vor der Westküste Schottlands wurde die Verwendung von Ticklern bereits untersagt.» Auch beim Schutz von Seevögeln gibt es Fortschritte. In der südafrikanischen SeehechtFischerei kamen früher jährlich schätzungsweise 15 000 Albatrosse um. Sie folgten Trawlern, um beim Einholen der Netze ein paar Brocken abzubekommen – und wurden dabei häufig von den Kabeln erschlagen. Ein einfacher und günstiger Kniff beendete das sinnlose Sterben: Heute sind die Seile mit bunten Bändern ausgestattet. Die Mortalität der Vögel ist dadurch um bis zu 95 Prozent gesunken. Von Langleinen sind Seevögel hingegen schwieriger fernzuhalten. Niederländische Experten entwickelten hierfür den «SeaBird Saver» , ein System aus Laserstrahlern und Lautsprechern, das die Vögel vertreiben soll. Die Methode hat ihre Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt, doch Artenschützer befürchten langfristig Sehschäden für die Vögel. Dieses Risiko soll nun im Labor an toten Exemplaren untersucht werden. Resultate sind in etwa zwei Jahren zu erwarten. Bis dahin darf der «SeaBird Saver» nicht in Albatros-Schutzzonen zum Einsatz kommen – Langleinen dagegen schon. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Lage komplex. Beifang lasse sich oft nicht genau definieren, sagt der Fischereibiologe Sebastian Uhlmann vom belgischen Forschungsinstitut ILVO in Oostende. Starke Unterschiede im kommerziellen Wert sind die Ursache. Beim Schleppnetzfang von Norwegischem Hummer etwa ist fast alles andere Ausschussware. Die kleinen Krebse sind hoch begehrt und werden als «Scampi» zu besten Preisen gehandelt. Fische stören hier so sehr, dass man sie mit speziellen Gittern am Netzeingang aussiebt. Sogar der Steinbutt, ein ebenfalls als Delikatesse geltender Meeresbewohner, bleibt draussen. Das war früher anders. Damals fand sich im Beifang oft ein gewisses Zubrot, doch seit die EU das An-Land-Bringen sämtlicher gefangener Fische vorschreibt, müssen Fischer für die betroffenen Beifang-Arten auch über eine Quote verfügen. Die ist mitunter sehr schnell erfüllt. In Nord- und Ostsee betrifft dies vor allem Plattfische. Wer dort als Fischer hinter dem Dorsch her ist, kann keine Schollen oder Flundern gebrauchen. Beide haben einen deutlich geringeren Marktwert als die Raubfische mit ihrem weissen Fleisch, aus dem sich so schöne Filets schneiden lassen. Abgesehen davon blockieren sie schnell die Netzmaschen und erhöhen den Zugwiderstand, was zu einem vermehrten Treibstoffverbrauch führt. Für viele belgische, niederländische und englische Kutterkapitäne wiederum ist die Seezunge der wichtigste Zielfisch. Der jedoch teilt seinen Lebensraum mit zahlreichen Jungschollen, die ebenfalls in den Trawls landen. Bis letztes Jahr ging deshalb rund die Hälfte des gesamten Schollenfangs in der Nordsee als Beifang über Bord. Die Anlandepflicht untersagt diese Praxis nun, aber die Fischer hätten gerne eine Ausnahmeregelung, wie sie bereits für manche Arten existiert. Eine solche wird gleichwohl nur gewährt, wenn die zurückgeworfenen Tiere eine realistische Überlebenschance haben. Das erforscht Uhlmann zurzeit. In Schleppnetzen gefangene Plattfische erlitten häufig ernsthafte Blessuren, erklärt er. «Sie werden gequetscht und haben Blutergüsse an Kopf und Körper.» Je länger der Fischzug dauert, desto schwerer die Verletzungen. Nach Uhlmanns bisherigen Resultaten betragen die Überlebensraten derart malträtierter Tiere nur 10 bis 30 Prozent. Das reicht nicht. Eine Möglichkeit zur Umgehung dieses Dilemmas sei eine kürzere Schleppdauer, erläutert der Forscher. Werde der Trawl jeweils nur kurz über den Meeresgrund gezogen und immer wieder geleert, könne mehr als 50 Prozent des Beifangs überleben. Und auch die Seezungen kämen in einem viel besseren Zustand an Bord – was ihren Marktwert steigert. In der Dorschfischerei dagegen versucht man, die unerwünschten Plattfische erst gar nicht in den «Steert» zu lassen, das Endstück eines Schleppnetzes, in dem sich der Fang sammelt. «Die beste Selektion findet unter der Wasseroberfläche statt», meint Daniel Stepputtis vom Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock. Um dieses Prinzip umzusetzen, ersann er mit fünf Kollegen «Freswind». Der Ansatz basiert auf dem Einbau von seitlichen Gitterfenstern im vorderen Netzbereich. Zwischen deren Stangen sind 38 Millimeter Platz – genug für Plattfische und sonstiges Getier, aber nicht für die Dorsche. «Die Idee ist, nicht erst im Steert zu trennen», sagt Stepputtis. Zu schnell können dort die Maschen verstopfen, so dass es auch für Kleindorsche keinen Fluchtweg mehr gibt. Mithilfe von Freswind lässt sich der Beifang von Schollen und Flundern um über die Hälfte reduzieren. Die Naturschutzorganisation WWF hat die Erfindung ausgezeichnet. Mitunter kann es sogar sinnvoll sein, bestimmte Exemplare der eigentlichen Zielart auszulesen. Auch hier bietet die Ostseefischerei ein gutes Beispiel. Die dortigen Dorschbestände werden intensiv bewirtschaftet. Um den Nachwuchs zu schonen, hat die EU die vorgeschriebene Maschenweite im Jahr 2010 von 110 auf 120 Millimeter erhöht. Der eine Zentimeter mehr zeigt unerwartet grosse Auswirkungen – aber nicht im positiven Sinne, wie Stepputtis berichtet. Der Fangertrag pro Zeiteinheit sei so stark gesunken, dass die Quoten kaum noch vollständig ausgefischt würden. Mehr Aufwand, weniger Erfolg. Ein Teil der Dorsche, die bereits das Mindestmass von 35 Zentimetern erreicht haben, geht aus den Netzen verloren. Um sich dennoch ein Einkommen zu sichern, erhöhen die Fischer ihren Zeiteinsatz. Die Folge: Die schwereren, älteren Fische können den Kuttern auf Dauer kaum noch entrinnen. «Wir gehen jedoch davon aus, dass gerade diese Tiere für den Bestand wichtig sind», sagt Stepputtis. Denn die Eier grösserer Dorschweibchen sind ebenfalls grösser und verfügen über mehr Nährstoffreserven, die daraus hervorgehenden Larven haben deshalb bessere Überlebenschancen. Die Situation hat sich inzwischen zugespitzt. Zurzeit basiert praktisch die gesamte Dorschfischerei in der Ostsee auf einem einzigen Jahrgang. Sind die Tiere drei Jahre alt, bekommen sie einmal Gelegenheit, sich fortzupflanzen, und werden anschliessend fast alle gefangen. Eine äusserst ungesunde Situation. Denn Jahrklassen unterliegen natürlichen Schwankungen. Eine einzige schlechte Laichsaison könnte somit die ganze Population ins Wanken bringen. Es fehlen die Älteren als Reserve. «Man sollte möglichst auch ein paar davon im Wasser lassen», erklärt Stepputtis. Um dies zu bewerkstelligen, hat der Biologe zusammen mit Rostocker und dänischen Kollegen ein weiteres neues Konzept entwickelt. Die Experten kombinieren zwei verschiedene Selektionsmechanismen für Schleppnetze: das bereits erwähnte Gitter aus der Scampi-Fischerei und eine angepasste Maschenweite im Steert. Ersteres hindert grosse Dorsche ab etwa 55 Zentimeter Länge daran, hinten im Netz zu landen. Sie werden nach einiger Zeit durch eine verdeckte Luke oberhalb des Gitters aus dem Netz «geschwemmt». Zu kleine Fische können durch die Maschen des Netzes flüchten, übrig bleiben nur die mittellangen Exemplare. Die ganze Konstruktion koste nur ein paar hundert Euro extra und sei leicht zu handhaben, erklärt Stepputtis. In ersten Tests auf der westlichen Ostsee hat sich das System eindrucksvoll bewährt. Die Methode dürfte laut Stepputtis auch anderen Fischereien verbesserte ManagementPerspektiven eröffnen. Eine besondere Rolle spielen Fischveteranen vor allem bei langlebigen und langsam wachsenden Arten wie etwa dem Rotbarsch. Er wird erst mit elf Jahren geschlechtsreif und ist ovivipar – die Eier werden quasi im Mutterleib ausgebrütet. Grosse Rotbarschweibchen bringen jährlich bis zu zehnmal so viele Larven zur Welt wie ihre jungen Geschlechtsgenossinnen. Die Alten zu schonen, würde heissen, die überfischten Bestände erheblich zu stützen. 2016-11-18 00:00 Kurt de www.nzz.ch 86 /100 Fusion von Tesla und SolarCity: Elon Musk setzt SolarCity-Kauf durch (dpa) Dass Elon Musk vor Risiken nicht zurückscheut, ist bekannt - nun stellt der Tech-Milliardär einmal mehr seinen unternehmerischen Wagemut unter Beweis. Für 2,6 Milliarden Dollar wird sein kalifornischer Elektroautobauer Tesla die Ökostromfirma SolarCity schlucken. Beide Unternehmen schreiben regelmässig rote Zahlen und sind bisher nicht viel mehr als grosse Versprechen. Trotzdem stimmten die Aktionäre der Fusion am Donnerstag mit breiter Mehrheit zu. Letztlich sprachen sich über 85 Prozent dafür aus, wie Tesla mitteilte. Musk schwärmt von einer «idealen Verbindung» mit offensichtlichen Vorteilen. Die Übernahme schaffe den einzigen vollintegrierten Energiekonzern der Welt, mit Nachhaltigkeit aus einer Hand: Stromerzeugung und Energiespeicher von SolarCity, umweltschonender Transport mit dem Elektroauto von Tesla. Als «einzigartige Kombination, die übertrifft, was jedes andere Unternehmen bieten kann», preist der Superstar des Silicon Valleys seinen Plan an. Dennoch gibt es erhebliche Zweifel. Kritiker werfen Tesla-Chef Musk Interessenkonflikte vor, da er zugleich grösster Anteilseigner und Verwaltungsratschef bei SolarCity ist. Er war Geburtshelfer der von Cousins gegründeten und geführten Firma. Auch Tesla-Mitgründer JB Straubel sitzt bei SolarCity im Verwaltungsrat. Der Grossinvestor Jim Chanos bezeichnete den geplanten Deal deshalb als «schlimmstes Beispiel für schamlose Unternehmensführung». Der bekannte Hedgefonds-Manager spricht von einer «wandelnden Insolvenz» und geht davon aus, dass das fusionierte Unternehmen rund eine Milliarde Dollar pro Quartal verbrennen wird. Chanos macht keinen Hehl daraus, dass er von Musks Geschäftsgebaren nichts hält und auf einen Kursverfall der Aktien seiner Firmen wettet. Der Finanzinvestor mag ein Extrembeispiel für besonders verschärfte Ansichten sein, doch auch gemässigtere Stimmen sind skeptisch. Würde es sich bei der Übernahme nicht durch und durch um einen «Silicon Valley Deal» handeln, so wäre der Plan schon bei seiner Ankündigung gescheitert, schrieb etwa Experte Steven Davidoff Solomon in seiner «New York Times«-Kolumne «Deal Professor». Das Vorhaben sei angesichts der Verflechtungen der Firmen «inzestuös» und so stark von Interessenkonflikten behaftet wie nur möglich. Dass Musk damit durchkomme, liege an seinem Bonus als Tech-Visionär. Tatsächlich hat der 45-jährige Selfmade-Milliardär wenig Probleme, Anlegern den heiklen Deal zu vermitteln. Der gebürtige Südafrikaner, der sein Startkapital als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal verdiente, kann als Guru der Tech-Szene ohnehin so ziemlich alles verkaufen: Musk betreibt nebenher noch die Raumfahrtfirma SpaceX. Nüchtern betrachtet sehen die Geschäftszahlen von SolarCity bedenklich aus: Im letzten Quartal fiel ein Verlust von 225 Millionen Dollar an, obwohl der Umsatz lediglich bei 200 Millionen Dollar lag. Der Aktienkurs des Unternehmens, das «Powerwall»-Akkus als Energiespeicher im Eigenheim und Solar-Dachziegel anbietet, ist seit Jahresbeginn um gut 60 Prozent abgestürzt. Kein Wunder, dass einige Beobachter Musks Interesse an der Firma als Weg einschätzten, sein dort investiertes Geld zu retten, meint «Deal Professor» Davidoff. Der Tesla-Chef hält knapp 22 Prozent an SolarCity und ist damit nicht nur grösster Anteilseigner, sondern auch im Besitz wesentlicher Stimmrechte. Dahinter folgen neben anderen Führungsmitgliedern der Unternehmen Schwergewichte der Investmentszene wie etwa die Vermögensverwalter und Fonds-Riesen Fidelity, Vanguard und Blackrock. Sie alle sind Musk wohlgesonnen, deshalb galt es als so gut wie sicher, dass die Aktionäre grünes Licht für den Deal geben. 2016-11-18 00:00 Anja Jardine www.nzz.ch 87 /100 Die «Lohnlücke»: Der Tod jeden Glücks ist der Vergleich «Lückenlos» ist eine Zauberformel der Gegenwart. Nichts erzeugt im Transparenzzeitalter so viel Horror wie die Lücke. Überall sind Lücken zu schliessen, Sicherheits-, Kontroll-, Schutz-, Gerechtigkeitslücken, die dieser sogenannte Fortschritt vorantreibt. Es sind mithin längst nicht mehr die Herausforderungen der Sachen selbst, die zu immer neuen Kontrolldesigns führen – es ist der autonome Vervollständigungsdrang. Das gilt auch für das Thema Mann/Frau am Arbeitsplatz. Da ist zwar manches in Bewegung geraten, aber es gibt noch Lücken. Zum Beispiel die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die sich hartnäckig bei – nun, wie viel Prozent hält? Zwanzig, wenn man dem eiligen Meinen glaubt; acht, wenn man der Statistik glaubt; zwei, wenn man alle Einflussgrössen wie etwa Berufswahl, Firmenpräferenzen sowie Vollarbeitszeiten herausrechnet. Diese «unerklärbare» Lohndifferenz ist dann schon im Bereich der statistischen Unschärfe. Der Untergang des Abendlandes steht also nicht unmittelbar bevor. Dennoch sollen sich nach einem Entwurf des Bundesrats nun Unternehmen mit mehr als fünfzig Mitarbeitern alle vier Jahre einem Lohnanalyseverfahren unterziehen, um Benachteiligungen von Frauen aufzudecken. Den Bericht sollen sie den Mitarbeitern vorlegen. Zur Begründung wird alles zusammengerührt, was Politiker und Ministerialbeamte, die wahrscheinlich noch nie ein Unternehmen von innen gesehen haben, sich so unter Betriebsklima, Motivation und Entgeltpolitik vorstellen. Die Diskussion um den Entwurf konzentriert sich auf die Kosten der Rechtfertigungsbürokratie sowie auf die Schädigung der Lohnautonomie. Das sind wichtige Fragen auf Nebenschauplätzen. Gesellschaftlich weit gravierender sind Zeitgeist-Konstrukte, aus denen sich der volkserzieherische Ingrimm des Entwurfs speist: «Gerechtigkeit» und «Transparenz». Der offene Vergleich setzte die Gehaltsspirale in Gang, die Frage «Wer verdient mehr?» wurde wichtiger als Leistung. Pharisäerhaft, dass Transparenzadvokaten in der Regel auch hohe Managergehälter kritisieren. Zunächst zur Einkommensgerechtigkeit. Gesetzt den Fall, das Einkommen einer Frau liegt tatsächlich unter dem Durchschnitt – was sagt das aus? Zunächst gibt es nur in Konzernen so viele Männer mit vergleichbarer Qualifikation auf vergleichbaren Stellen. Nicht in KMU. Und selbst da sind Einkommen kaum noch an «Stellen» gebunden, sondern je nach Geschäftsbereich an zum Teil extrem unterschiedliche Aufgabenfelder. Hier vergleicht man also immer Unvergleichbares. Zudem sind Einkommen heute volatil, die variablen Anteile auch nicht an Leistung gebunden, sondern vorrangig am Ergebnis der jeweiligen Geschäftseinheit. Wie will man da vergleichen? Mit den Klassikern Arbeitsplatzwert, Arbeitsmarktwert, Seniorität und Leistung? Oder lieber doch mit Erfolg, das heisst mit Leistung plus Glück? Der Bundesrat ist hier nicht auf der Höhe der Komplexität moderner Einkommensrealitäten. Zudem weiss jeder Statistiker, dass sich hinter Durchschnittsgrössen immense Spreizungen verbergen können. Man müsste also schon sehr tief loten, um Unterschiede zu begründen. Sollte es jedoch signifikante Unterschiede geben, die vorher schonungsvoll umwölkt waren – glaubt wirklich jemand, es gäbe dann einen Sieger? Wer will, wird Unterschiede immer rechtfertigen können. Aber ist dann der Hinweis auf geschlechtsspezifisch verringerte Flexibilität oder Überstundenzahlen irgendwie problemlösend? Oder doch eher problemschaffend? Sollte es aber keine Unterschiede geben, können sich dahinter auch Feigheit und Konformität verbergen. Wer Rechtfertigungsdruck spürt, neigt zur Konfliktvermeidung und schiebt die Gehälter zusammen. Ist das motivierend? Sodann: Transparenz. Dieser Fetisch der Moderne walzt mit seiner guten Absicht einfach alles nieder, was Kultur und Zivilisation über Jahrhunderte aufgebaut haben. Zum Beispiel den Kodex des Nicht-wissen-Wollen: «Über Geld spricht man nicht.» Wer sich dagegen wehrt, gehört zu den Dunkelbrüdern, die offenbar etwas zu verbergen haben. Die Paradoxie, dass die Forderung nach Transparenz z. B. den Tsunami der Managergehälter erst losgetreten hat, haben nur wenige auf der Rechnung. Der offene Vergleich setzte die Gehaltsspirale in Gang, die Frage «Wer verdient mehr?» wurde wichtiger als Leistung. Pharisäerhaft, dass Transparenzadvokaten in der Regel auch hohe Managergehälter kritisieren. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir dürfen nicht überschiessen in dem entlarvenden Furor, der häufig die Neidgeplagten dieser Erde kurzzeitig ruhigstellt, letztlich aber nur einen Wettlauf wechselseitigen Misstrauens erzeugt. Eine Gehaltsentscheidung lässt sich nie vollständig transparent machen. Und über «gleichwertige Tätigkeiten» lässt sich im Zweifel endlos streiten. Ohnehin verdient man immer weniger, als man eigentlich «verdient». Wer sich aber unterbezahlt fühlt, sollte nicht das Unternehmen unter erniedrigenden Rechtfertigungsdruck setzen. Sondern dahin gehen, wo er besser bezahlt wird. Aber da wird er/sie immer wieder Ungerechtigkeit finden. Sie wird durch Transparenz nur unerträglich. 2016-11-18 00:00 Reinhard K www.nzz.ch 88 /100 Konflikte zwischen Politik Staatsangestellte im Kampfmodus und Personal: Ein Plakat sorgt im Kanton Zug derzeit für Wirbel. Abgebildet sind eine Polizistin und ein Polizist in Uniform, die mit dem Slogan «Polizeiposten schliessen?» ein Sparprogramm bekämpfen. Dieser Auftritt vor der am 27. November stattfindenden Abstimmung ist bürgerlichen Politikern komplett in den falschen Hals geraten. In einer Mitteilung verurteilten Vertreter von CVP, FDP, SVP und GLP den «ganz üblen Missbrauch zweier Mitglieder des Zuger Polizeikorps als Werbeträger». Umgehend schossen die Auftraggeber des Plakates, linke Parteien, Gewerkschaften und Personalverbände, zurück. Sie werfen dem bürgerlichen Komitee vor, den Mitarbeitenden der Verwaltung «implizit einen politischen Maulkorb» auferlegen zu wollen. Die gegenseitigen Vorwürfe lockten schliesslich sogar die Zuger Regierung aus dem Busch. Sie hielt in einer offiziellen Stellungnahme fest, «dass Meinungs-, Rede- und Medienfreiheit Grundrechte und unabdingbare Bestandteile einer funktionierenden Demokratie sind». Doch hätte nach Meinung des Regierungsrates nichts dagegen gesprochen, wenn die Polizisten in ziviler Kleidung abgelichtet worden wären «und so besser erkennbar ihre persönliche Meinung vertreten hätten». Die Zuger Polizisten sind nicht die einzigen Staatsangestellten, die mit ihrem Protest die Politik provozieren. Auch im Kanton Genf gebärden sich die Polizisten aufmüpfig. Sie weigerten sich, bei offiziellen Anlässen eine Krawatte zu tragen, erschienen unrasiert zum Dienst und weigerten sich, Bussen einzutreiben. Auch in anderen Kantonen sorgen Arbeitszeitverlängerungen, Lohnkürzungen und verschlechterte Arbeitsbedingungen für Unmut unter den Staatsbediensteten. Wie vergiftet das Klima mittlerweile ist, zeigt sich im Kanton Aargau. Dort sind vor kurzem Tausende von Lehrerinnen und Lehrern auf die Strasse gegangen, um gegen den Abbau im Bildungsbereich und für bessere Löhne zu protestieren. Die Retourkutsche der SVP folgte prompt: Sie verlangt, dass den Lehrpersonen eine Ferienwoche wieder weggenommen wird, die sie 2005 erhalten hatten. Damit sollen sie für «Arbeitsverweigerung auf dem Buckel der Schüler» bestraft werden, wie Fraktionschef Jean-Pierre Gallati in der «Aargauer Zeitung» erklärte. Diese Beispiele machen klar, dass es in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung nicht dasselbe ist, wenn Bauarbeiter die Arbeit niederlegen oder wenn Lehrer, Polizisten und das Pflegepersonal für ihre Anliegen auf die Strasse gehen. Rein rechtlich gibt es jedoch keine Unterschiede, sagt Thomas Geiser, Professor für Arbeitsrecht an der Universität St. Gallen: «Auch Staatsangestellte haben gemäss Bundesverfassung das Recht, zu streiken und alle legalen Massnahmen in Arbeitskämpfen zu ergreifen.» Besonders angespannt ist das Verhältnis zwischen dem Kanton und seinen Angestellten in Luzern, wo mehrere Sparpakete Verwaltung und Bildungsinstitutionen getroffen haben. Die einwöchigen Zwangsferien in diesem Jahr sind nur ein Beispiel, das für Kopfschütteln gesorgt hat. «Die Sozialpartnerschaft in der bisherigen Konstellation ist gescheitert», erklärt denn auch Martin Wyss, Geschäftsleiter des Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Luzern. Die Gewerkschaft wirft der Regierung vor, wiederholt gegen eine seit 2009 geltende Vereinbarung verstossen zu haben, in der die Zusammenarbeit von Kanton und Personalverbänden in der Sozialpartnerschaft geregelt ist. Es müsse wieder ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden, verlangt Wyss und sieht dafür nur einen gangbaren Weg: «In der jetzigen verfahrenen Situation kann die Planungs- und Rechtssicherheit nur durch einen öffentlichrechtlichen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für alle Staatsangestellten inklusive Lehrpersonen wieder hergestellt werden.» Der Gewerkschafter verweist auf Solothurn, das als einziger Kanton seit 2005 einen GAV mit allen Kantonsangestellten abgeschlossen hat. Gemäss Wyss hat dies dazu geführt, dass dort die Löhne auf das Niveau der Nachbarkantone gestiegen sind und das Verhältnis zwischen dem Kanton und seinen Angestellten stabil ist. Thomas Geiser stellt fest, dass der Trend im öffentlichen Dienst tatsächlich zunehmend in Richtung GAV geht. Noch in den 1970er Jahren sei diese Vertragsform teilweise als Auslaufmodell bezeichnet worden, inzwischen habe sie sich als Standard etabliert. So sei es völlig selbstverständlich, dass das SBB-Personal einem GAV unterstellt sei. Wenn staatliche Institutionen ausgelagert würden, sei ein Gesamtarbeitsvertrag schon fast selbstverständlich. Der Experte für Arbeitsrecht bezweifelt allerdings, dass der Abschluss eines GAV für eine gesamte Zentralverwaltung zielführend sei, da die Anliegen sehr unterschiedlicher Personalgruppen unter einen Hut gebracht werden müssten. Dessen ist sich auch VPODGeneralsekretär Stefan Giger bewusst. Er bringt die Problematik folgendermassen auf den Punkt: «Wenn die Kantonspolizisten einen Tag lang streiken, haben sie gute Aussichten auf eine Lohnerhöhung. Wenn die Putzfrauen das Gleiche machen, werden sie wahrscheinlich ausgelagert.» Für den VPOD ist es daher kein Ziel, flächendeckend gesamtkantonale GAV abzuschliessen. «Ein Gesamtarbeitsvertrag kann dann eine gute Regelung sein, wenn das Verhältnis zwischen einer Kantonsregierung und den Personalverbänden total zerrüttet ist», betont Giger. Neben Luzern sei dies gegenwärtig im Tessin der Fall. Auch in diesem Kanton, wo es 2013 Lohnkürzungen für die Angestellten des Staates zu verkraften galt, ist die Gewerkschaft entsprechend aktiv geworden. 2016-11-18 00:00 Erich Aschwanden www.nzz.ch 89 /100 Freie Improvisation: Die Zumutung der Freiheit Unvorbereitet mit frei improvisierter Musik konfrontiert, wurde schon manch einer auf dem falschen Ohr erwischt, und dachte laut oder leise: Das ist ja nicht auszuhalten! Durchaus möglich, dass im Moment, in dem jemand in ein Konzert hineinschaut, die Musiker gerade in Hörner brüllen, an Saiten zerren und auf Felle prügeln, ohne dass der Wille zu einer musikalischen Form erkennbar wäre. Schierer Lärm, blosses Geräusch, scheinbare Beliebigkeit: Ist das überhaupt Musik? Welcher Sinn liegt darin, einfach frei drauflos zu spielen? Und wozu sollte sich das jemand anhören wollen? Ob der Kompromisslosigkeit und Dringlichkeit, mit der gewirkt wird, ahnt doch die geschockte Seele: Da steht etwas auf dem Spiel, für die Musiker auf der Bühne ebenso wie für das Publikum. Aber was? Eine erste Orientierung bietet der Blick in die Jazzgeschichte, auch wenn der Free Jazz nicht der einzige Vorgänger der jüngeren Improvisations-Musik ist und sich diese von jenem emanzipiert hat. Die musikalische Entwicklung durch die Jahrzehnte erweist sich als stetes Überwinden von Beschränkungen. Nachdem die harmonischen und strukturellen Potenziale des modernen Jazz in den 1960er Jahren offenbar nicht mehr auszuweiten waren, wurden sie gesprengt. Und die Befreiung von Konventionen hatte dabei auch politische Symbolik. Der Schlagzeuger Sunny Murray etwa bezeichnete das traditionelle Schlagzeugspiel, das die Band durch Puls und Metrum unterstützt, als «Sklaverei». Der Free Jazz pflegte Gesten der Abgrenzung, die afroamerikanischen Free-Jazzer sagten sich von «weissen» ästhetischen Vorurteilen los. Stattdessen öffnete man sich neuen Impulsen. So wurden Instrumentaltechniken erweitert, etwa durch «falsche» Griffe oder Überblasen auf dem Saxofon, um das klangliche Vokabular zu erweitern. Kein Sound schien zu fremd, als dass er nicht in der Improvisation erprobt werden sollte. So dringlich und radikal diese Musik in ihrer Idee war, so wild, laut und intensiv klang sie auch. Leicht kann man beim Hören etwa von John Coltranes Platten «Ascension» oder «Meditations» auch eine spirituelle Dimension erkennen, die in vielen Free-Jazz-Plattentiteln angesprochen ist. Mit dem Free Jazz hatte die musikalische Befreiungsgeschichte einen Endpunkt erreicht. Jazz entwickelte sich trotzdem weiter und brachte in den 1970er Jahren insbesondere den JazzRock hervor. Die freie Improvisation aber rückte zunehmend aus der Jazz-Tradition heraus, um etwas Eigenständiges zu bilden. In Europa, wo der Free Jazz auf fruchtbaren Boden gefallen war, differenzierten sich verschiedene Free-Impro-Szenen mit nationalen Charakteristiken aus. Und im Kontext der Postmoderne wurde die freie Improvisation in den 1980er Jahren zu einer musikalischen Option, die in allerlei Stilen in beliebiger Dosierung eingesetzt werden konnte. Was aber ist die «freie Improvisation» an sich? Improvisation müsste dem Begriff nach bedeuten, dass Unvorhergesehenes gespielt wird. Im Grunde beginnt das schon beim Variieren der Begleitakkorde von Kinderliedern und erst recht im Spiel verschiedener Skalen und Phrasen über komplexen Bebop-Akkordfolgen. Doch Unvorhergesehenes spielt man streng genommen erst, wenn jede Rücksicht auf Takt oder Tonalität fallengelassen wird. Dieser Logik folgen jene, welche die «frei improvisierte Musik» schlicht als «improvisierte Musik» bezeichnen. «Frei» heisse gar nichts, meinte etwa der Gitarrist Derek Bailey. «Es bietet nur die Möglichkeit zur Identifikation.» Das Etikett könnte man sich schenken. Dennoch ist das Freisein von musikalischen Elementen zentral für die Improvisation. Zunächst gibt es keine komponierten Melodien, keine konventionellen Akkordwechsel und keine herkömmlichen Phrasen. Auch keine konventionelle «Arbeitsteilung» in Solist und Begleiter. Kein Verharren sodann bei der instrumentalen Schulbuchtechnik. Die Freiheit scheint so am Ende eines windungsreichen Wegs der Negation zu liegen. Wem eine Kadenz, ein Lick, eine tonale Phrase oder gar ein Akkord in die Finger rutscht, der hat schon gesündigt. So militant wird das Dogma der freien Improvisation indessen nur noch von wenigen verfochten. Demgegenüber erzählte etwa der Saxofonist Steve Lacy einst: «Nach etwa einem Jahr des komplett freien Spielens begann die Musik jeden Abend gleich zu klingen. Sie war nicht mehr frei.» Und so schufen Lacy und andere Musiker hybride Formen, in denen sich komponierte oder anders arrangierte Teile mit freien Improvisationen abwechselten und frische Impulse zuliessen. Sie hatten die Freiheit zur Unfreiheit entdeckt. Und einen Weg gefunden, einer höheren Form von Unfreiheit zu entfliehen und die Improvisation frisch zu halten. Doch was heisst das für die Zuhörer? Wie kommen sie dazu, sich solchen musikalischen Risiken auszusetzen? Tatsächlich sind die hartgesottenen Fangemeinden der freien Improvisation eher klein, so dass eine Konzertbühne auch einmal dichter besiedelt sein kann als der Zuschauerraum. Es könnte der Verdacht aufkommen, dass es attraktiver ist, frei zu improvisieren, als freiem Improvisieren zuzuhören; einer Musik zu lauschen, die das Gegenteil eines Songs ist – ohne Thema, ohne Wiederholung, ohne fixen Schluss. Instrumentalmusik an sich ist schwer fassbar. Und das gilt in besonderem Masse für improvisierte Musik – erst recht, seit sie sich auch von politischer und spiritueller Gestik abgewandt hat. Wieviel es beim Hören von freier Improvisation dennoch zu entdecken gibt, hat der Kritiker John Corbett jüngst in seinem «Listener's Guide to Free Improvisation» aufgezeigt. Raffiniert holt er den «common listener» dort ab, wo er zunächst steht – in Erwartung von Symmetrie, Wiederholung und Eingängigkeit. Zunächst gilt es klarzukommen damit, dass in der freien Improvisation kein durchgängiger Puls vorgegeben ist. Doch Rhythmus ist deswegen nicht abwesend. «Immer, wenn zwei Ereignisse zeitlich getrennt sind, gibt es Rhythmus», sagt Corbett. Rhythmus, Grundpuls und Tempo werden von allen Instrumentalisten mitgeschaffen und sind ständig im Fluss. Sie sind nichts Objektives, sondern Gegenstand eines auslegenden Zuhörens. Corbett zeigt, dass auch improvisierte Musik – auch wenn oberflächliche Eindrücke etwas anderes nahelegen – immer Strukturen hat, denen der Hörer seine Aufmerksamkeit schenken kann: in der Dynamik, der Tonsprache, im Gefüge des Zusammenspiels. Es sind keine konventionellen Strukturen, es sind keine eingängigen Muster, denn sie werden von den Musikern ad hoc geschaffen. Trotzdem sind sie hörbar, wenn man sich auf sie einlässt. Der Weg vom Lärm zur Musik muss nicht vom Musiker, er muss vom Hörer gegangen werden. Erst seine Analyse bringt Ordnung in die Klänge. Das ergiebigste Feld bietet dem Zuhörer die Interaktion der Musiker. Die herkömmliche Art des Zusammenspiels, in der die Rhythmusgruppe einen Teppich auslegt, auf dem ein Solist seine Künste vorführen kann, ist zwar nicht ausgeschlossen. Doch in der freien Improvisation ist sie eine Option unter vielen. Da gibt es Dialoge unter gleichwertigen Partnern mitzuverfolgen; da gibt es vielfältige Formen, wie sich die Instrumentalisten aufeinander beziehen: von der Anpassung über Schattierungen von Kontrast und Kontrapunkt bis hin zum gegenseitigen Ignorieren. Schliesslich folgt die Frage, zu was für einem etwaigen Ganzen diese Elemente zusammengefügt sind. Deutet sich eine Geschichte an, die den Stationen eines Dramas folgt? Wechseln sich die Teile wie Sätze einer Sonate ab, oder wie eine Serie von Bildern? Etiketten tun der Improvisations-Musik indessen immer Unrecht. Die Erfahrung irreduzibler Ambiguität und Unschlüssigkeit wird stets zu ihrer Rezeption gehören, auch für erfahrene Kritiker wie Corbett. Dies auszuhalten: Dass es kein richtiges oder falsches Konzerterlebnis gibt, das gehört zur freien Improvisation. Das radikal freie Zusammenspiel, in dem alle gleichberechtigt immer neu die Regeln entwickeln und aushandeln, in dem alle ebenso selbstlos und kommunikativ wie spontan-schöpferisch zusammenarbeiten, ist freilich ein idealistisches Projekt. Der Anspruch, mit jeder Performance eine einzigartige «creatio ex nihilo» zu schaffen, ist gewaltig; er birgt das ständige Risiko eines Absturzes. Gerade in Zeiten aufwendiger Prä- und Postproduktion von Musik und von der Dauerberieselung der Konsumenten in musikalischen Echo-Blasen erscheint sie aktueller und nötiger denn je. Die Teilhabe an ihr als Hörer ist eine Zumutung im besten Sinn. Nicht obwohl, sondern gerade weil stets mit dem Äussersten gerechnet werden muss. 2016-11-18 00:00 Florian Bissig www.nzz.ch 90 /100 Vernetzte Fahrzeuge: Die Automobile gehen online Der Ausflug gilt als die erste Autoreise der Geschichte. Heimlich bemächtigte sich Berta Benz des Automobils ihres Gatten und brach mit ihren zwei Söhnen von Mannheim auf ins über 100 km entfernte Pforzheim. Das war anno 1888. Damals brauchte es noch keine Vernetzung, die motorisierte Fahrt war Abenteuer genug. (Verweis) Im Jahr 2016 hingegen ist Autofahren zum Alltag geworden. Morgens um 7 Uhr vor dem Gubrist im Stau zu stehen, hat nichts mehr mit der romantischen Fahrt übers Land von Bertha Benz zu tun. Lieber wäre man vom Bordcomputer auf eine Alternativroute umgeleitet geworden oder würde die Zeit nutzen, um mithilfe von Spracherkennung E-Mails zu beantworten. Das Bedürfnis nach digitalen Dienstleistungen während der Fahrt nimmt denn auch zu, was den Firmen nicht verborgen geblieben ist. Kein Wunder, hat sich schon viel in Richtung «Smart Car» bewegt. In Deutschland sollen geschätzte 5 Mio. Fahrzeuge mit integrierten Sim-Karten unterwegs sein. Im Premiumbereich hat die Entwicklung früh eingesetzt. Schon in den 1990er Jahren wurden erste Luxuskarossen ans Netz angeschlossen. Autos können dabei auf zwei Arten online gehen. Integrierte Sim-Karten sind ab Werk im Auto verbaut, der Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter läuft in der Regel über den Automobilhersteller. Externe Karten werden hingegen nach der Fertigstellung des Fahrzeugs in dafür vorgesehene Steckplätze eingesetzt. Während integrierte Lösungen vor allem im Luxusbereich angeboten werden, kommen externe Karten in den günstigeren Wagenklassen zum Einsatz. Egal, wie die Anbindung an das Netz erfolgt, mit ihr ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten. In erster Linie bedeutet die Vernetzung ein Zusatzgeschäft für die Mobilfunkanbieter. Die Frage ist aber, wer die Kundenbeziehung zu den Automobilfirmen aufbauen kann. Schliesslich handelt es sich beim Auto um ein Produkt, das weltweit eingesetzt wird. Deshalb sind gerade für die integrierten Sim-Karten Telekom-Allianzen wichtig. So können sich die Fahrzeuge in unterschiedlichen Ländern günstig in die lokalen Netze einwählen. Laut einem Bericht des deutschen Forschungsinstituts WIK ist der Vorreiter im Automobilbereich Vodafone. Der britische Konzern ist mit einem Jahresumsatz von über 40 Mrd. £ ein Telekom-Schwergewicht und hat mit vielen grossen Automobilherstellern direkte Verträge. Der hiesige Marktführer Swisscom ist ebenfalls im Autogeschäft tätig, und zwar innerhalb der Global M2M Association. In diesem Verband haben sich Telekomfirmen zusammengeschlossen, um weltweit Dienstleistungen im Bereich der Machine-to-MachineKommunikation anzubieten. Die vernetzten Automobile spielen im Mobilfunk aber noch eine marginale Rolle. Laut Swisscom sind zwar «weit über 100 000» integrierte Sim-Karten im eigenen Netz eingewählt, aber relativ gesehen ist das wenig: Der Telekomkonzern zählt über 6,6 Mio. Mobilfunkanschlüsse. Auch beim Datenvolumen schlagen die Autos derzeit nicht allzu stark zu Buche. Laut Experten dürfte sich das jedoch bald ändern. Besonders bei Unterhaltungssystemen kommen grosse Datenmengen zusammen. Davon dürfte nicht nur Swisscom, sondern auch die Nummer zwei auf dem Schweizer Markt profitieren. Sunrise gibt auf Anfrage keine detaillierten Zahlen preis, verweist aber auf zwei laufende Kooperationen im Automobilbereich. Wie bei den Smartphones sind die Telekomfirmen auch im Automobilbereich nicht alleine. Firmen wie Google und Apple sind ebenfalls mit von der Partie. Beide haben jeweils ein spezifisches Betriebssystem entwickelt. Seit März 2014 gibt es Apple CarPlay; ein Jahr später hat Google mit Android Auto nachgezogen. Und diese Woche wurde bekannt, dass Samsung den US-Automobilzulieferer Harman übernimmt. Schliesslich überlegen sich auch die Netzwerkausrüster Ericsson, Nokia und Huawei, wie sie sich ihr Stück vom Automobil-Kuchen abschneiden können. So hat – ebenfalls diese Woche – Ericsson in Deutschland eine neue Kooperation unter anderem mit BMW bekanntgegeben. Kehrt mit dem Connected-Car-Trend der Mobilfunk zu seinen Wurzeln zurück? In den Anfängen der Mobiltelefonie waren die Geräte noch so gross, dass sie nur für den Einsatz in Fahrzeugen geeignet waren. Der Begriff «Natel» (Nationales Autotelefon) erinnert noch an diese Zeit. Die nun stattfindende Vernetzung von Autos ist aber mehr als eine bessere Version der alten Zeiten. Wie so oft bei digitalen Themen werden auch im Bereich der Mobilität Zweitrundeneffekte eine grosse Rolle spielen. Automobile sind bereits heute eine Ansammlung fahrender Sensoren. Werden diese erst einmal verbunden und die daraus gewonnenen Daten analysiert, wird sich noch manches Geschäftsfeld öffnen. Neue Möglichkeiten im Bereich der Versicherungen und Verkehrsflussoptimierung liegen auf der Hand. Aber auch derzeit noch kaum vorstellbare neue Produkte dürften schon bald ihren Weg auf den Markt finden. Und nicht zuletzt werden Firmen, die im Bereich des vernetzten Autos die Nase vorne haben, in einer guten Position sein, wenn es in die nächste Runde geht: das vollständig autonome Fahrzeug. 2016-11-18 00:00 Jürg Müller www.nzz.ch 91 /100 Bewaffneter Überfall auf Tankstelle in Innsbruck: Täter weiterhin flüchtig Innsbruck - Eine Tankstelle am Innsbrucker Rennweg war am Donnerstagabend Schauplatz eines Raubüberfalls. Laut Polizei betrat ein bewaffneter Mann gegen 19.30 Uhr die Tankstelle, bedrohte eine Angestellte und forderte Geld. Nachdem die Frau ihm einen dreistelligen Eurobetrag ausgehändigt hatte, flüchtete der Unbekannte zu Fuß in unbekannte Richtung. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief ohne Erfolg. Die Tankstellenangestellte blieb unverletzt. (TT.com) 2016-11-17 21:11 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 92 /100 Dominik Landertinger: „Mit der Brechstange geht nichts“ Schon kommende Woche geht’s beim Weltcup in Östersund (SWE) für Sie los. Allerdings bremste ein Bandscheibenvorfall zuletzt Ihre Vorbereitung. Dominik Landertinger: Ich musste im September eine Pause von zweieinhalb Wochen machen und habe mich Schritt für Schritt zurückgearbeitet. 20 Minuten Skirollern, Schmerzen, Pause. Irgendwann eine Stunde, dann zurück und so weiter. Mittlerweile bin ich bei meiner Wettkampfgeschwindigkeit. Können Sie sich überhaupt an eine Vorbereitung erinnern, die gänzlich reibungslos ablief? Landertinger: Ich glaube, jene im Jahr 2012. Verkühlungen rechne ich nicht mit ein, die hast du als Hochleistungsausdauersportler immer. Aber auch die Saison 2012/13 war sportlich nichts Besonderes, richtig schlecht war hingegen nur das „Parasitenjahr“ (Saison 2010/2011, Anm.). Damals erwischten Sie in Östersund, Schauplatz des ersten Weltcups, verunreinigtes Wasser. Haben Sie das noch im Hinterkopf? Landertinger: In den nächsten Jahren kaufte ich das Wasser dort, mittlerweile trinke ich wieder Leitungswasser. Ein schlechtes Gefühl hat man immer noch. Die haben damals die Anschlüsse falsch montiert und mussten dafür auch Strafe zahlen. Privat war es vor einem Jahr nach dem Tod Ihrer Mutter nicht leicht. Landertinger: Das mit Mama war letztes Jahr eine harte Sache, da nehme ich jetzt den Bandscheibenschaden eher locker. Ihr Tod hat mich lange verfolgt, aber ich habe gute Erinnerungen an sie. Vergessen werde ich sie sowieso nie, und dass sie mir abgeht, ist keine Frage. Aber das ist verständlich, denke ich. Fanden Sie im Sommer Zeit zur Aufarbeitung? Landertinger: Nach der Saison war Zeit, das aufzuarbeiten. Es war aber immer Mamas Wunsch, dass ich nie den Kopf in den Sand stecke. Umso mehr freute mich wenige Monate später meine WM-Medaille in Oslo. Auch Simon Eder gewann in Oslo eine Medaille, Sie trainieren aber in zwei verschiedenen Gruppen. Ist das nicht schade? Landertinger: Wir sehen uns in Hochfilzen bei Trainingskursen. Natürlich könnten wir uns öfter matchen, aber Simon trainiert mit seinem Vater, das verstehe ich, das täte ich auch. Außerdem hat er eine Familie, da fährt er nicht mehr so gerne weg. Gibt es Reibungspunkte? Landertinger: Bei den Sportlern nicht, wir verstehen uns gut. Im Fußball rennt alleine nichts, da ist es anders. Aber wir Biathleten haben ja unsere Trainingskurse: Dort messen wir uns. Wie läuft es in anderen Nationen? Landertinger: Norweger sind extrem, die trainieren alle allein oder bei Vereinen und treffen sich nur zu Trainingskursen. Die Russen haben genaue Vorgaben, das erinnert ein wenig an die DDR. Die Leistung stimmt aber überall, das bestätigt die internationale Popularität des Sports. Landertinger: Es läuft perfekt bei uns mit dem Weltverband (IBU, Anm.), da können sich die anderen was abschauen (Int. Skiverband FIS, Anm.). Auch kleine Nationen werden gefördert: Tschechien war vor acht Jahren nichts, jetzt ist Biathlon mit Eishockey die Nummer eins im Winter. Nove Mesto ist schon jetzt ausverkauft! Wo könnte man noch an Schrauben drehen? Landertinger: Es gibt die Idee, im Fernsehen den Puls reinzubringen – eine geile Idee. Man darf aber nicht zu viel experimentieren – warum ein Erfolgsmodell ändern? Demnächst soll eine große Werbekampagne mit Ihnen anlaufen, Ihr Sponsor Egger lässt sich das 200.000 Euro kosten. Behagt Ihnen das, da Sie doch auf Ruhe achten? Oder finden Sie die Rolle des Rainer Schönfelder, der nackt eine Piste abfährt, angemessen? Landertinger: Ich bin keiner, der nackt die Piste runterfährt, der Kasperl passt nicht zu mir. Ich versuche, mein Privatleben im Hintergrund zu lassen, und muss schauen, nicht bei jeder Hochzeit zu sein. Training, Essen, Schlafen brauchen am meisten Augenmerk, aber man muss Sponsoren auch was zurückgeben. Das darf aber nicht so weit gehen, dass ich am Tag vor einem Rennen ins VIP-Zelt muss. Bleiben Sie später im Sport? Landertinger: Ich möchte im Sport weitermachen, da macht mir keiner was vor, das ist mein Leben. Das kannst du mit einem Polier vergleichen – dem musst du auch nichts vom Häuslbauen erzählen. Welche Rolle spielt Geld in Ihrer Karriere? Landertinger: Ich verdiene gut mit meinem Sport. Mit Fußball kann man das wohl nicht vergleichen, da geht es um andere Summen. Aber früher musste man als Biathlet schauen, über die Runden zu kommen. Da der Sport so an Popularität gewonnen hat, kann man sich bei sparsamer Lebensweise etwas auf die Seite geben. Sie sind viel im Ausland unterwegs. Wie viel Politik schwingt bei Ihnen mit? Landertinger: Ich bekomme es mit. Und wenn du in Österreich zum dritten Mal einen Präsidenten wählen musst, machst du dir so deine Gedanken. Wir haben sicher Aufholbedarf bei gewissen Sachen, die in den letzten Monaten passiert sind, etwa beim Thema Flüchtlinge. Da sind gewisse Entscheidungen nicht getroffen worden, die man treffen hätte müssen. Man lernt viele Leute aus anderen Nationen kennen. Bekommt man einen anderen Zugang zu vielen Themen? Landertinger: Das sicher, gerade bei den Russen: Die werden teilweise schlechter dargestellt, auch wenn dort politisch nicht alles korrekt sein mag. Das sind nette Leute, freundlich. Schieben wir den Dopingskandal auf die Seite – ich habe selten so faire Sportler gesehen. Simon (Eder, Anm.) hätte sich bei einer Staffel einmal verlaufen, aber Anton Schipulin schrie ihm zu. Viel wird medial aufgepusht, auch mit Sanktionen. Man muss einmal vor seiner eigenen Hütte kehren, bevor man sich aufregt. Gönnt man anderen den Erfolg? Landertinger: Ja, jeder arbeitet hart. Ein Schwimmer sagte einmal, er sei froh, dass ein anderer Gold geholt hätte – das braucht mir keiner zu erzählen. Aber mit der Brechstange gewinnen zu wollen, das funktioniert nicht. Ole (Einar Björndalen, Anm.) ist in dieser Hinsicht der Wahnsinn: Ich habe selten wen gesehen, der so viel erreicht hat und andere so lobt. Er ist immer noch ein Vorbild. Die Heim-WM 2017 in Hochfilzen steht vor der Tür, der Druck steigt. Landertinger: Eine Medaille, egal in welchem Bewerb, wäre der Wahnsinn. Reizt Sie auch die nordische Heim-WM 2019 in Seefeld? Sie gelten als einer der besten Langläufer in der Biathlon-Szene. Landertinger: Wenn ich meine Ziele erreicht habe, dann ja. Ich habe die WM in Seefeld im Hinterkopf, aber dafür würde ich mein Training auf den Kopf stellen müssen. Das Gespräch führte Florian Madl 2016-11-17 18:51 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 93 /100 Am Gletscher geht noch was... Neustift – Wenn man zuletzt diverse Beiträge auf Tourenblogs mitverfolgt hat, war eines klar: Wer Tourenskier zu Hause im Keller stehen hatte, der hat sie ausgepackt und war nach den jüngsten Schneefällen Anfang November irgendwo unterwegs. Vorwiegend auf Pisten. Vom Außerfern bis ins Unterland, vom Karwendel bis ins Wippoder Stubaital. Und für diese Menge an Neuschnee und ein wenig Weiß aus der Maschine waren die Bedingungen auf so manchen Pisten nicht wirklich schlecht. Natürlich haben auch wir die Verhältnisse getestet. Und zwar am Hoadl (Axamer Lizum), in Seefeld (Rosshütte) oder im Wipptal (Sattelberg). Mit Tausenden anderen Tourengehern, die es nicht mehr erwarten konnten. Die letzte Tour führte uns auf den Stubaier Gletscher. Deshalb, weil die warmen Temperaturen inklusive Regen dem Schnee doch ziemlich zugesetzt hatten. Apropos Stubaier Gletscher: Zwölf Minuten vom Tal bis zur Bergstation Eisgrat, über 3000 Personen pro Stunde, gratis WLAN, riesige Panoramascheiben. Ende Oktober wurde die neue 3-S-Bahn hinauf auf den Stubaier Gletscher eröffnet. In knapp eineinhalb Jahren Bauzeit und für 64 Millionen Euro. Der neue Hightech-Zubringer bringt die Skifahrer auf knapp 3000 Meter hinauf. Zurück aber zur eigentlichen Tour: Auf dem Programm stand der Hintere Daunkopf, der als Alternative zu einer reinen Pistentour mit gut 600 Höhenmetern im freien Gelände (ab Bergstation Gamsgarten) zumindest für ein bisschen Abwechslung sorgte. Vorweggenommen: Der klassische Aufstieg über die Glamergrube ist nicht zu empfehlen. Es sei denn, man sucht sich einen Weg durch ein Labyrinth aus Steinen und Blöcken. Die Kombination Pistentour und ein bisschen Freigelände ab der Bergstation „Gamsgarten“ oder sogar vom Tal aus (je nach Kondition) ist für all jene, die unbedingt über den Pistenrand hinaus wollen, machbar. Abseits der Pisten darf man sich natürlich nicht allzu viel erwarten. Für uns nahm sich diesmal Martin Mitterdorfer Zeit, ein Alpinpolizist aus Neustift im Stubaital, der im Winter gemeinsam mit seinen Kollegen für Recht und Ordnung am Gletscher sorgt. Von Diebstählen bis hin zu Unfallaufnahmen, von Spaltenstürzen bis zu Lawinenabgängen. Er und seine Alpinpolizisten gehören zum Stubaier Gletscher wie die Tausenden Skifahrer, die täglich hinaufpilgern. So kommt man auf den Daunkopf: Je nach konditioneller Verfassung nimmt man die Gamsgarten-Bahn zu Hilfe oder man startet bei der Talstation Mutterberg und steigt über die Wilde Grube oder den neuen Forstweg über die Dresdner Hütte hinauf zur Bergstation Gamsgarten. Von dort geht’s eine halbe Stunde mäßig steil entlang der präparierten Piste in Richtung Westen. Während der gesamten Tour ab der Bergstation Gamsgarten ist das silberne und funkelnde Gipfelkreuz des Daunkopfes zu sehen, der rechts oberhalb des Gletschers thront. Wir zweigen nach rechts ins freie Gelände ab. Ziemlich steil folgen wir den Spuren und sind nicht die ersten, die in Richtung Daunkopf unterwegs sind bzw. waren. Kurz leicht bergab, weiter im Steilen, mit einigen Spitzkehren versehen, bringt uns der Anstieg über den so genannten „Daunhill“, eine schwarze Variantenabfahrt, hinauf bis knapp oberhalb der Vierersesselbahn „Daunjoch“. Der Liftbetrieb dort ist derzeit geschlossen, und somit ist der Aufstieg den Tourengehern vorbehalten. Noch ein paar Meter Richtung Westen bis zur steilen Südflanke des Daunkopfes, bevor wir uns der Skier entledigen und den Aufstieg zum Gipfel zu Fuß in Angriff nehmen. Über den sehr steilen Südanstieg, bei dem doch Trittsicherheit und sichere Verhältnisse notwendig sind, folgen wir den Stapfspuren hinauf zum Gipfelgrat und von dort zum Gipfelkreuz des 3225 Meter hohen Daunkopfes. Wir haben Glück. Keine einzige Wolke am Himmel, während der Nebel die Tallagen fest im Griff hat. Und das Panorama und die Fernsicht könnten schöner nicht sein. „Das war eine gute Entscheidung.“ Alpinpolizist Mitterdorfer, der uns die Bergspitzen rund um den Daunkopf detailliert erklärt, und wir sind einer Meinung: „Ein perfekter Tag.“ Über denselben Weg, über den wir aufgestiegen sind, gelangen wir zurück ins Skigebiet und von dort ins Tal. Fazit: Die Kombination Piste bzw. freies Gelände im Bereich des Stubaier Gletschers und zum Gipfelkreuz des Daunkopfes ist derzeit recht passabel machbar, wenngleich abseits der Piste der eine oder andere Kratzer im Ski unvermeidbar ist. Die warmen Temperaturen und der Regen haben dem Schnee in tiefer liegenden Gebieten zuletzt leider stark zugesetzt. Der Stubaier Gletscher mit Besuch des Daunkopfes ist eine plausible Alternative. Und sollte es irgendwann wieder kälter werden und Frau Holle ihre Betten ausschütteln, ist die Tour auf den Daunkopf über die Glamergrube, vom Gamsgarten oder über die Dresdner Hütte ohnehin ein kleiner Leckerbissen. (flex) 2016-11-17 15:56 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 94 /100 Großbritannien: Parlament segnet Überwachungsgesetz ab Das lange umstrittene Investigatory Powers Bill in Großbritannien hat beide Kammern des Parlaments passiert und damit wohl die letzte Hürde gemeistert. Kritiker sehen darin eine der weitreichendsten Überwachungsbefugnisse der Welt. Nach langem Hin und Her hat das britische Überwachungsgesetz IPB (Investigatory Powers Bill) nun beide Kammern des Parlaments passiert und dürfte bald in Kraft treten. Wie der Register berichtet , bekommt Großbritannien damit eines der laut seiner Kritiker erdrückendsten Überwachungsgesetze der Welt. Trotz der teilweise massiven Kritik daran werden Internetanbieter nun verpflichtet, für jeden ihrer Kunden alle besuchten Webseiten für zwölf Monate zu speichern. Gesetzlich geregelt werden demnach auch offensive Hacking-Aktivitäten der Regierung und die massenhafte Sammlung von Überwachungsdaten. Die damalige Innenministerin Theresa May hatte im November 2015 den ersten Entwurf des Gesetzes vorgelegt. Das soll den Data Retention and Investigatory Powers Act (DRIPA) ablösen, der nach mehreren Verlängerungen nun Ende des Jahres auslaufen soll. DRIPA war durch das britische Parlament getrieben worden, nachdem der Europäische Gerichtshof die Vorratsdatenspeicherung untersagt hatte. Die Investigatory Powers Bill sollte hier eine Lücke verhindern und gleichzeitig bestimmte, im Rahmen des NSA-Skandals enthüllte Praktiken zusammenführen. Der Entwurf war zwar von den drei damit befassten Parlamentsausschüssen zerpflückt worden , aber grundsätzlich geändert wurde das Gesetz nicht, auch weil sich die oppositionelle Labour-Partei bei entscheidenden Abstimmungen nur enthielt. Bürgerrechtler kritisieren das Gesetz mit scharfen Worten. So befürchtet der Chef der Open Rights Group , dass es von anderen, auch autoritären Staaten als Rechtfertigung genommen wird, um selbst ähnliche Überwachungsbefugnisse einzuführen. Hoffnung setzt er demnach noch auf den – noch zuständigen – Europäischen Gerichtshof, der im nächsten Jahr gegen diese Überwachungserlaubnis urteilen könnte. ( mho ) 2016-11-17 15:19 Martin Holland www.heise.de 95 /100 Mehrere Fälle von Druse ängstigen Pferdebesitzer Von Alexandra Plank Innsbruck – 60 Boxen mit Auslaufmöglichkeit stehen den Pferden im Luxusstall in Aldrans zur Verfügung. „Sechs Pferde sind seit vergangenem Mittwoch an Druse erkrankt, zum Glück sind alle seit Sonntag fieberfrei“, erklärt der Betreiber des Pferdesportzentrums Aldrans, Michael Schwemberger. Die Druse ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die oberen Luftwege beim Pferd befällt. Vom System her sei sie mit einer Kinderkrankheit wie Mumps vergleichbar, erläutert Schwemberger. Obwohl die Krankheit nicht anzeigepflichtig sei, habe er freiwillig seine Anlage gesperrt, um eine Ausbreitung zu verhindern. Das Problem sei die relativ lange Inkubationszeit von 4 bis 20 Tagen. Es sei schwer abschätzbar, welche Tiere sich noch angesteckt hätten. Da es in Tirol in diesem Jahr bereits mehrere Fälle gegeben habe, findet demnächst für alle Pferdeeinsteller eine Informationsveranstaltung statt. Pferdebesitzer Marc-Philipp Crepaz, der sein Pferd im betroffenen Stall hat, gibt an, dass sein Pferd schon in jungen Jahren die Druse hatte und somit nicht betroffen ist, die Druse bricht nämlich nur einmal aus. In den sozialen Netzwerken ist die Aufregung wegen der Krankheit indes sehr groß. Tierschützer und Pferdeliebhaber Richard Bergant hat sein Tier in der Nähe von Aldrans in einem Stall untergebracht. Er erklärt, dass die Druse eine schlimme Krankheit sei. Er unterstütze einen Gnadenhof im Pinzgau, der schon seit drei Monaten aufgrund der Druse gesperrt sei. „Ein Pferd kämpft mit dem Leben und die Krankheit wurde sogar auf die Esel übertragen“, schildert Bergant. In Tirol sei Vorsicht das oberste Gebot: „Man muss aufpassen, dass man die Krankheit nicht weiterträgt, das passiert über Kleidung, die Haare und selbst den Wind.“ Die finanzielle Belastung für die Behandlung der Druse sei hoch: Bei der Salzburgerin seien mehrere Tiere betroffen, hier würden sich die Kosten mittlerweile auf 4000 Euro belaufen. Doch auch der Tiroler Pferdesportverband schätzt die Situation als ernst ein: Ein Dressurkurs, der für Mitte Dezember anberaumt war, wurde verschoben. Zudem wird auf der Homepage darauf hingewiesen, dass keine fremden Ställe angefahren werden, und die Reiter, wenn sie in anderen Ställen sind, das Gewand wechseln und duschen sollen. Tirols oberster Veterinär Josef Kössler versucht indes zu beruhigen: „Wir haben im Jahr immer wieder quer durch die Bezirke Fälle von Druse.“ Für die Betroffenen würden dann erhöhte Vorsichtsmaßnahmen gelten, eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe aber definitiv nicht. 2016-11-17 14:05 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 96 /100 Homer Simpson bekommt eigenes Uni-Seminar Glasgow. Aristoteles, Immanuel Kant, Homer Simpson: Die Universität Glasgow bietet demnächst Kurse an, die KultComicserie „Die Simpsons“ aus philosophischer Sicht betrachtet. Das tollpatschige und bierliebende Familienoberhaupt Homer sei ein vielschichtiger Charakter, sagte der zuständige Philosophiedozent John Donaldson der BBC . „Er hat eine kindliche Lebensfreude, will immer das Richtige tun und ist ein treuer Familienvater.“ Das Seminar wolle die aristotelische Tugendethik mit der gelben Cartoon-Figur abgleichen. Bei Fans ist Homer Simpson schon länger für seine oft philosophisch-angehauchten Sprüche Kult („Ich hasse mittlerweile meine eigene Schöpfung. Jetzt weiß ich, wie sich Gott fühlt.“). Für den eintägigen Kurs „D'oh! Die Simpsons präsentieren Philosophie“, für den sich alle Interessieren anmelden können, gibt es bislang vier Termine im Januar und Februar 2017. Zuletzt hatten Homer Simpson und seine Familie erst rund um die US-Präsidentschaftswahl für Aufsehen gesorgt. Die Macher der US-Zeichentrickserie hatten bereits vor 16 Jahren hellseherische Fähigkeiten bewiesen. In der im Jahr 2000 in den USA ausgestrahlten Folge „Barts Blick in die Zukunft“ hatte der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump seine fiktive Amtszeit gerade beendet - und Amerika in den Ruin getrieben. In der kurz nach der Wahl erfolgten Ausstrahlung der neuesten Folge nahmen die SimpsonsMacher darauf wieder Bezug. „Being right sucks“ (etwa: „Recht haben ist ätzend“), schreibt Bart im Vorspann an die Tafel seiner Grundschule. Die Macher bestätigten auf Twitter, dass die Szene ein „Update der Vorhersage einer Trump-Präsidentschaft“ aus dem Jahr 2000 sei. Der Autor der damaligen Folge hatte sich bereits im März geäußert: Trump als einen Präsidenten mit verheerender Bilanz zu zeichnen, sei „eine Warnung an Amerika“ gewesen, sagte Dan Greaney im März dem „Hollywood Reporter“. Es habe zu der Aussicht gepasst, dass „Amerika verrückt wird“. Von dpa/zys/RND 2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de 97 /100 Fonds schlägt zu: 120 Mio. € für 1200 Buwog-Wohnungen Von Peter Nindler Innsbruck – Vor knapp einem Jahr wurde bekannt, dass die 2004 privatisierte Wiener Wohnbaugesellschaft „Bauen und Wohnen“ – Buwog – 1200 ihrer Wohnungen in Tirol abstoßen möchte. Weil sich 700 Wohnungen davon in der Landeshauptstadt Innsbruck befinden, hat sich auch die Stadt Innsbruck gemeinsam mit der gemeinnützigen Neuen Heimat um den Kauf der Wohnungen bemüht. Die Neue Heimat gehört zur Hälfte der Stadt und dem Land Tirol. Doch aus dem Deal mit der Buwog wurde nichts. Anfang 2016 hat dann die Buwog-Gruppe potenzielle Interessenten eingeladen, Richtofferte für den Erwerb ihres Tirol-Portfolios mit einer Wohnungsfläche von ingesamt 90.000 Quadratmetern abzugeben. „In der Folge wurden von zahlreichen Investoren und Investorengruppen aus Österreich und dem Ausland entsprechende Angebote abgegeben“, teilte die Buwog Mitte März mit. Gleichzeitig hat sie die Interessenten darüber informiert, ob sie mit ihnen in Verhandlungen treten möchte. Die Stadt und die Neue Heimat waren nicht mehr dabei, ihr Angebot dürfte zu gering ausgefallen sein. Neben der Neuen Heimat hat sich allerdings ein weiteres Tiroler Wohnungsunternehmen für die Buwog-Immobilien interessiert. Ende Juli wurden jedoch endgültig die Weichen gestellt, die heimische Bauvereinigung dürfte dabei selbst den Rückzug angetreten haben. Letztlich soll ein europäischer Fonds übrig geblieben sein. Bei den Gesprächen zwischen der Buwog und dem Fonds mit Eigentümern aus Luxemburg und Liechtenstein scheint jedoch ein Tiroler Immobilien-Unternehmen zu vermitteln. Laut der TT vorliegenden Informationen ist der Verkauf der 1200 Wohnungen bereits mehr oder weniger unter Dach und Fach. Rund 120 Millionen Euro soll dem Fonds der Erwerb der Immobilien wert sein. Bei der Buwog selbst tritt man hingegen auf die Bremse. „Es gibt noch keinen Vertragsabschluss“, sagt Buwog-Pressesprecher Thomas Brey. Allerdings seien die Verhandlungen sehr weit fortgeschritten, fügt er hinzu. Alles andere sei Spekulation, betont der Buwog-Sprecher. In der Vergangenheit hat das Wiener Wohnbauunternehmen stets darauf hingewiesen, dass die Wohnungen nur verkauft werden, sollte sich daraus ein wirtschaftlicher Vorteil für die Buwog ergeben. Schließlich habe man in Tirol ein ausgezeichnet vermietetes Wohnungsportfolio mit sehr guten Perspektiven, wie Buwog-Vorstand Herwig Teufelsdorfer im Frühjahr erklärt hat. Das Immobilienbestandsportfolio der Buwog umfasst rund 51.000 Bestandseinheiten und verteilt sich je zur Hälfte auf Österreich und Deutschland. 2016-11-17 13:35 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 98 /100 RoLa fährt Kapazitäten herunter Von Anita Heubacher Innsbruck – Ab 1. November gilt, dass bestimmte Güter nur noch mit der Bahn und mit sauberen Lkw auf der Autobahn durch Tirol gekarrt werden dürfen. Das sektorale Fahrverbot als „Meilenstein“ von der Landesregierung gefeiert, hat aber in der Praxis bis dato keine Auswirkungen. Die gewünschte Verlagerung von der Straße auf die Schiene ist nicht eingetreten, die Nachfrage nach der Rollenden Landstraße (RoLa) blieb aus. „Nachdem wir zunächst unsere Huckepackzüge von 34 Zügen täglich ab 1. November auf 42 Züge aufgestockt haben, mussten wir nach wenigen Tagen wegen mangelnder Auslastung die Leistung wieder zurücknehmen“, erklärt Rene Zumtobel, Pressesprecher der ÖBB. Die Bundesbahnen rechnen damit, dass das auch weiter so bleiben wird. Bis Mai 2017 sind Euro-5-Lkw vom sektoralen Fahrverbot ausgenommen. Euro-6-Lkw und damit derzeit die modernsten und saubersten Lkw fallen nie unter das Verbot. Zugeständnisse, die schwarzgrüne Landesregierung der EU-Kommission gegenüber machen musst, sonst hätte diese eine einstweilige Verfügung gegen das Fahrverbot angestrengt. Nun scheint aber das sektorale Fahrverbot kaum Frächter zu treffen. „Wir fahren unser normales Programm weiter. Bei einer Auslastung von 87 Prozent bis zum Brenner und 80 Prozent nach Trient“, sagt Zumtobel. Die ÖBB hätten eine wirtschaftliche Verantwortung. Kapazitäten, die nicht nachgefragt würden, würden daher gestrichen. Die Bahn reagiere schnell. Dürfen Euro-5-Lkw nicht mehr fahren, könne „unter Umständen“ der Bedarf wieder steigen. Obwohl das Fahrverbot offensichtlich keine große Hürde für Frächter darstellt, rechnet die grüne Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe damit, dass es eingeklagt wird. Weil die Mühlen des Europäischen Gerichtshofes langsam mahlen, könnte es ein bis zwei Jahre bis zur Entscheidung dauern. Felipe räumte im Landtag ein, dass das sektorale Fahrverbot ein „Kompromiss“ sei. Sie rechnet damit, dass das sektorale Fahrverbot 40.000 Lkw-Fahrten von der Straße auf die Bahn verlagern werde. Höchster Beliebtheit erfreut sich weiter die Brennerautobahn. Die Zahl der Lkw und der Pkw ist stetig steigend. Auf der Brennerautobahn ist der Lkw-Verkehr heuer deutlich stärker gestiegen als im Österreich-Schnitt, vermeldet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Die meisten Lkw sind bei Ampass unterwegs. Hier wurden in den ersten neun Monaten rund 2,3 Millionen Lkw gezählt, bei Schwaz 2,2 Millionen. In Schönberg sind es rund zwei Millionen Lkw pro Jahr. 2016-11-17 13:29 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 99 /100 Festspiele Erl: „Ein Traum, der sich erfüllen lässt“ Erl – Das Erste, was man – aus Richtung Kufstein kommend – vom Erler „Hügel“ sieht, sind riesige Baukräne. Den Festspielhäusern gegenüber entsteht das Künstlerhaus. Es wird in einem Jahr fertig und die Festspielkünstler beherbergen. „Die Künstler sind derzeit auf 18 bis 20 Standorte verteilt, das können wir uns nicht weiter leisten“, erläuterte Erler Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner am Donnerstag anlässlich der SpielplanPressekonferenz zur Jubiläumssaison im 20. Festspielsommer 2017. Ein „kleines Jubiläumsprogramm“ nennt Haselsteiner die sieben Opern, fünf Symphoniekonzerte und 14 Abende mit Kammermusik und Specials. Die Premiere gehört „Semiramide“, Gioacchino Rossinis großartiger Opera seria. Im Rossini-Schwerpunkt, erläuterte Gustav Kuhn seine Programmschiene, gehören die großen Opern dem Sommer-, die kleineren dem Winterfestival. Er wird 2017 auch Wagners „Ring “ und „Lohengrin“ sowie ein „BeethovenDoppel“ und zur Eröffnung die Symphonie von Hans Rott dirigieren. Die musikalische Leitung von Mozarts „Zauberflöte“ übernimmt der Koreaner Beomseok Yi. Weitere Symphoniekonzerte bestreiten Sofia Symphonics, das Festspielorchester unter Kuhn („Beethoven-Doppel“) sowie unter Masterclass-Dirigenten und das Haydn-Orchester unter dem 88-jährigen legendären Rossini-Experten Alberto Zedda. „Unsere Künstler sind schlecht bezahlt, aber sie haben wie nirgends ein künstlerisches Mitspracherecht“, sagte Kuhn. Im kurzen Rückblick erwähnte er die Probleme seiner Erler Gründungsjahre und die „Liebe auf den ersten Blick“ mit Mäzen Haselsteiner. Für ihn wurde Erl „ein Traum, der sich erfüllen lässt“. Im Kammerkonzertprogramm finden sich alte Bekannte, einige Neulinge wie die 21-jährige Pianistin Mélodie Zhao, die auch schon in den vorösterlichen Klaviertagen zu hören sein wird, Bratschist Nils Mönkemeyer, Wagner-Lustbarkeiten und nicht zuletzt prominente Künstler des Wortes: Magnus Enzensberger (mit Franui), Ursula Strauss (mit Bartolomey Bittmann und Erwin Steinhauer mit Solisten der Wiener Symphoniker in einem Werner-Pirchner-Programm). (u.st.) 2016-11-17 13:16 Tiroler Tageszeitung www.tt.com 100 /100 Warten auf Godot bei Kassenreform Altaussee — „Ich werde weiter Treiberin von Reformen und lästig sein", sagt Rabmer-Koller im Gespräch mit den BundesländerTageszeitungen. Seit elf Monaten leitet die Unternehmerin den Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Noch vor Monaten haben sogar Landeshauptleute von der Reduktion der Kassen auf neun Länderkassen gesprochen, auch der Kanzler hat von Reform geredet. Sind Sie jetzt ernüchtert? Ulrike Rabmer-Koller: Ernüchterung ist das falsche Wort, aber ich habe mir mehr politischen Willen und Schwung erwartet. Zusammenlegung alleine ist zu wenig. Wir müssen uns anschauen, welche Struktur optimal und kundenorientiert ist. Dazu soll es eine Studie geben, die der Sozialminister in Auftrag gibt. Bis wann sind Ergebnisse zu erwarten? Rabmer-Koller: Eigentlich wollte ich diese Studie schon im Herbst haben. Aber bis jetzt wurde sie nicht einmal in Auftrag gegeben. Wann immer ich den zuständigen Sozialminister Stöger treffe, frage ich ihn danach. Ganz wichtig dabei ist, dass sie frei von Ideologie ist. Davon haben wir in der Gesundheitspolitik ohnehin schon zu viel. Ich brauche keine Studie, die sagt, dass wir alles beibehalten und nur mehr Geld eintreiben sollen. Das ist nicht mein Zugang. Das Sozialversicherungssystem ist mit einem Volumen von 60 Mrd. Euro eine der größten GeldMischmaschinen. Geht das nicht ungebremst gegen eine Wand? Rabmer-Koller: Daher müssen wir an allen Schrauben drehen, um das Geld bestmöglich für die Versorgung einzusetzen. Wir haben im Finanzausgleich die jährlichen Steigerungsraten reduziert, bis 2021 von 3,6 auf 3,2 Prozent Steigerung maximal per anno. Das bedeutet, dass wir in den Jahren 2016 bis 2021 in Summe 13,9 Mrd. Euro mehr für die Gesundheitsversorgung der Menschen ausgeben werden. Und das muss bei den Patienten ankommen. Das ist doch Kapitulation. Rabmer-Koller: Wir müssen die Finanzierung aus einer Hand umsetzen. Die Zahl der Player muss reduziert werden, wir müssen die Patienten von den Spitälern und den Ambulanzen zu den niedergelassenen Einheiten lenken. Wir müssen Doppeluntersuchungen vermeiden, auf Prävention setzen. Wir brauchen neue Versorgungsformen, längere Öffnungszeiten, umfassendere Betreuung. In den nächsten Jahren werden 50 % der Ärzteschaft in Pension gehen. Deshalb wollen wir die Primärversorgungseinheiten zusätzlich zum Hausarzt weiter ausbauen. 2017 starten wir auch das Projekt Teweb. Es wird österreichweit eine Telefonnummer geben, unter der eine Erstberatung angeboten wird. Und dann werden sie zum nächsten Arzt, zur Primärversorungseinheit oder zum Krankenhaus geleitet. Gegen diese neuen Zentren läuft die Ärztekammer Sturm. Rabmer-Koller: Die Kammer ist schon im Vorwahlmodus, denn im März wird gewählt. Ich versuche trotzdem, eine gute Gesprächsbasis aufrechtzuerhalten. Die Lebenswelten der Patienten haben sich geändert und auch die der Ärzte — da können wir nur gemeinsam aktiv werden. Zum Beispiel die Honorarordnung. Wenn die Ärzte länger erreichbar sein sollen, muss ich das durch Pauschalen abgelten. Ich bin für Infrastrukturpauschalen, Fallpauschalen und eine Leistungskomponente. Wenn ein Arzt es schafft, bei 20 Prozent seiner Diabetespatienten den Zuckerwert zu reduzieren, soll er dafür einen Bonus erhalten. Warum nennen Sie ausgerechnet Diabetes? Rabmer-Koller : Weil das die größte Zeitbombe ist. 600.000 Österreicher leiden an dieser Erkrankung. Daher müssen wir handeln, bevor es zu spät ist. Das ist eine gesamtpolitische Aufgabe, Zucker, Bluthochdruck, Rückenleiden sind Zivilisationskrankheiten. Zu ihrer Vermeidung müssen alle mitwirken, vom Kindergarten bis zur Stadtplanung. Wie stark belasten die Krankenstände das System? Rabmer-Koller: Die Aufwendungen für Krankengeldfortzahlung steigen — auf 632 Mio. Euro 2015. Besonders stark steigen die Kurzkrankenstände. Daher mehr Prävention. Wir dürfen auch nicht die Augen vor möglichem Missbrauch verschließen. Das ist kein Kavaliersdelikt. Das Kassensystem ist hochgradig ungerecht. Kleine Kassen mit höherem Steuerzuschuss gewähren oftmals den Versicherten bessere Leistungen. Sogar unter den Gebietskrankenkassen gibt es große Unterschiede. Rabmer-Koller: Richtig. Kein Versicherter versteht, warum das so ist. Daher habe ich auch das große Thema Leistungsharmonisierung auf meiner Agenda. Das Interview führten die Chefredakteure der Bundesländer-Tageszeitungen, für die TT Alois Vahrner. 2016-11-17 12:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com Total 100 articles. Items detected: 433, scanned: 100, accumulated: 109, inserted: 100, empty media: 6, not matched limits: 64, skipped: {total: 324, by unique value: 3, by limits: 96, by similarity: 20, by unicity: 0, dates: 88, by classifier: 0, by blacklist: 0, by mandatory tag: 119}, bad dates: 7, similar from same domain: 15; tag `content_encoded` the same value found 4 times; the same images URLs found 51 times; total 5 languages detected: {u'fr': 1, u'de': 279, u'en': 2, u'no': 1, u'af': 1} Created at 2016-11-18 12:02
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