Deutschland mix in german Created at 2016-11

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Deutschland mix in german 100 articles, created at 2016-11-18 12:02
1 VW streicht bis zu 30.000 Stellen
(3.08/4)
VW setzt den Rotstigt an. Bis zu 30.000 Stellen sollen bis 2020 wegfallen. Betroffen
sind vor allem deutsche Standorte. 2016-11-18 06:26 1KB diepresse.com
2 Jan Rouven bekennt sich im Kinderporno-Prozess
schuldig
(2.26/4)
Überraschende Wende in Las Vegas: Jan Rouven hat über Monate die Vorwürfe
zurückgewiesen, nun gibt er plötzlich seine Schuld zu. Ihm droht eine lange Haftstrafe.
2016-11-18 08:18 2KB www.sueddeutsche.de
3 Obamas Handreichung für Donald Trump
(2.11/4)
Ein US-Präsident als "Transition Team": Barack Obama erklärt den Europäern den
großen Unbekannten Donald Trump - den er damit zugleich warnt. Denn es steht viel
auf dem Spiel. Ein Kommentar. 2016-11-18 05:16 3KB www.tagesspiegel.de
4 Schach-WM: Fünfte Partie, fünftes Unentschieden
(2.05/4)
Im fünften Spiel der Schach-WM musste der Norweger Magnus Carlsen kämpfen, um
eine Niederlage gegen den Russen Sergej Karjakin zu vermeiden. 2016-11-18 08:18 1KB
www.sueddeutsche.de
5 Ex-Freund von Whitney-Houston-Tochter | Er muss 36
Millionen für ihren Tod zahlen
(1.14/4)
Sie starb in der Badewanne an einem Drogencocktail – jetzt hat ein Gericht über die
Schuld an Bobbi Kristinas Tod entschieden 2016-11-18 02:43 1KB www.bild.de
6 Fußball: BVB gegen Bayern voller Brisanz
(1.02/4)
München (dpa) - Von Jürgen Klopps kaputter Brille beim Dortmunder Meisterstück bis
zum Wembley-Helden Arjen Robben beim Bayern-Triumph - das Duell Borussia
2016-11-18 07:12 7KB www.t-online.de
7 Apec: Pazifik-Gipfel mit Obama und Putin
(1.02/4)
Lima (dpa) - Begleitet von Sorgen über die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald
Trump treffen sich die Staats- und Regierungschefs von 21 Staaten zum
2016-11-18 07:10 2KB www.t-online.de
8 "Nicht nur Eltern können Kinder erziehen"
(1.02/4)
Für den Psychologen Haim Omer gibt es viele Menschen, die für die Erziehung eines
Kindes verantwortlich sind. Sogar die Nachbarn könnten ein entscheidendes Wörtchen
mitreden. 2016-11-18 12:02 4KB www.augsburger-allgemeine.de
9 Trump will Ex-General Flynn als Sicherheitsberater
(1.02/4)
Der Mann, der Trumps Außenpolitik steuern soll, vertritt eine radikale Anti-IslamHaltung. Ansonsten könnte fast jeder Republikaner einen Posten bekommen - auch
frühere Gegner. 2016-11-18 08:18 5KB www.sueddeutsche.de
10 Sascha Lobo bei Maybrit Illner: 'Lagerbildung taugt ja
offenbar nicht'
(1.02/4)
Trumps Erfolg, die Gefühle der Deutschen und soziale Gerechtigkeit – Maybrit Illners
Gäste sollten diese Probleme diskutieren. Vor allem aber sind sie bei der Frage über
das Wie hängengeblieben. 2016-11-18 08:18 7KB www.rp-online.de
11 Merkel und Obama: Abschied von der guten, alten Zeit
US-Präsident Obama hat mit Bundeskanzlerin Merkel Bilanz gezogen. Glückliche
Politiker sehen anders aus. 2016-11-18 02:41 5KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
(1.02/4)
12 Für eine neue Debattenkultur: Zur Hölle, wer sind denn
diese die Anderen?
(1.01/4)
Bei Donald Trumps Wahl haben sie sich zu Wort gemeldet: Menschen, die bisher
ausserhalb der Wahrnehmung gutsituierter intellektueller 2016-11-18 00:00 8KB
www.nzz.ch
13 Rheinberg - Einbruch in Einfamilienhaus / Polizei sucht
Zeugen
(1.00/4)
Rheinberg (ots) - Am Donnerstag, zwischen 18.30 Uhr und 22.00 Uhr, hebelten
unbekannte Täter die Haustür eines Einfamilienhauses an der Xantener Straße auf.
2016-11-18 07:15 860Bytes www.t-online.de
14 Was heute wichtig ist
(1.00/4)
Im französischen Mitte-Rechts-Lager zeichnet sich ein enges Rennen ab / Obama
verbreitet in Berlin Zuversicht / Tesla und SolarCity 2016-11-18 00:00 712Bytes www.nzz.ch
15 Albinos in Tansania: Die weissen Schwarzen
Vor zehn Jahren erschütterte eine Mordwelle gegen Albinos Tansania. 2016-11-18 00:00
20KB www.nzz.ch
(1.00/4)
16 Lotto: Tipper übersieht Superzahl und ist plötzlich
Multimillionär
Ein Tipper aus dem Ruhrgebiet ging fest davon aus, dass er mit seinen Glückszahlen
rund 160.000 Euro gewonnen hat. Doch es kam noch besser, wie WestLotto
2016-11-18 07:15 1KB www.t-online.de
17 Pattaya Beach: Strand des thailändischen Badeortes
soll größer werden
Einer der beliebtesten Strände Thailands schrumpfte über die Jahre arg zusammen.
2016-11-18 07:14 1KB www.t-online.de
18 Wettervorhersage: Am Freitag fegt der Wind bis ins
Flachland
Wind und Regen sind die großen Wetterthemen der kommenden Tage. Vor allem am
Freitag kann es auch im Flachland ordentlich stürmen, sagt Rainer Buchhop von
2016-11-18 07:12 3KB www.t-online.de
19 Ex-Nationalspieler Cacau hat neuen Job beim DFB
Der ehemalige Nationalspieler wird neuer Integrationsbeauftragter des Deutsch...
2016-11-18 07:12 1KB www.t-online.de
20 Werder Bremens Serge Gnabry traut sich Zukunft beim
FC Bayern zu
Der Neu-Nationalspieler von Werder äußert sich über seine Zukunft. 2016-11-18 07:11
1KB www.t-online.de
21 Geschwindigkeitskontrollen 47. KW. 2016 (21. 27.11.2016)
Siegburg (ots) - 1. B 8, Hennef, zw. Bierth u. Uckerath Unfallauffällige Strecke
'Geschwindigkeit': Auf dem 2,1 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich
2016-11-18 07:10 2KB www.t-online.de
22 Berühmte Kleider - "Happy-Birthday-Kleid" von Marilyn
Monroe für 4,8 Millionen US-Dollar versteigert
1962 sang Marilyn Monroe ein Geburtstagsständchen für John F. Kennedy. Jetzt
wurde ihr Glitzerdress versteigert. Kleider, die seitdem berühmt geworden sind oder
ihre Trägerin berühmt gemacht haben. 2016-11-18 07:10 3KB www.sueddeutsche.de
23 Colonia Dignidad: Deutsche Renten für die Sekte
Deutsche Diplomaten haben der Colonia Dignidad bei der Geldbeschaffung geholfen.
Deshalb konnten über Jahrzehnte Millionenbeträge aus deutschen Rentenkassen in
die Sekte fließen. Erstmals sprechen Diplomaten darüber, die in Chile Dienst leisteten.
Von Klaus Weidmann. 2016-11-18 07:06 5KB www.tagesschau.de
24 UNO verlängert Giftgas-Untersuchung in Syrien
Der Rat beauftragte die Kommission damit, die "Täter, Organisatoren und
Hintermänner" von Chemiewaffeneinsätzen im kommenden Jahr zu identifizieren.
Russland stimmte skeptisch zu. 2016-11-18 07:03 2KB diepresse.com
25 Einpersonenhaushalte werden in Österreich jährlich
mehr
Laut Schätzungen soll es rund 1,6 Millionen Alleinstehende geben, Tendenz steigend.
Die Partnersuche im Internet werde zunehmend beliebter. 2016-11-18 07:01 2KB
www.tt.com
26 Klimagipfel: Das "kleine Wunder von Marrakesch"
Seit zehn Tagen beraten die Teilnehmer des Klimagipfels in Marrakesch, wie das in
Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Heute soll das Treffen zu Ende
gehen - die Teilnehmer hoffen auf eine kleine Sensation. Von Stefan Ehlert.
2016-11-18 07:00 3KB www.tagesschau.de
27 "Breitbart News": Angst als Erfolgskonzept
Die Seite "Breitbart News" hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten
Sammelbecken für Rechtspopulisten im Internet entwickelt. Den Kopf dahinter,
Stephen Bannon, will sich Trump nun als Chefstrategen ins Weiße Haus holen. Von
Martin Ganslmeier. 2016-11-18 06:46 4KB www.tagesschau.de
28 EU-Innenministertreffen: Daten sammeln gegen den
Terror
Im Schengenraum fließen bereits heute bei Ein- und Ausreise Informationen über
Nicht-EU-Bürger in umfangreiche Datenbanken. Die EU-Innenminister wollen dieses
System jetzt ausweiten. Doch schafft das tatsächlich mehr Sicherheit? Von Karin
Bensch. 2016-11-18 06:40 3KB www.tagesschau.de
29 Mordfall um zerstückelte Ehefrau bewegt viele
Menschen
Im November vorigen Jahres wurde Grace K. in Friedberg umgebracht. Jetzt wurde
ihr Ehemann zur maximal möglichen Strafe verurteilt. Was Zuschauer nach dem
Prozess sagen. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de
30 Kabarett und Weihnachtsmärkte: Was am Wochenende
geboten ist
Es nähert sich die Adventszeit. Die ersten Weihnachtsmärkte haben schon geöffnet.
Doch es gibt auch Alternativen. Hier die besten Freizeit-Tipps für Augsburg und
Region. 2016-11-18 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de
31 Mit diesem Programm lassen sich Stimmen fälschen
"VoCo" ist ein besonderes Programm, dass es möglich macht, Originalstimmen zu
fälschen. Warum man in Zukunft der Welt dadurch noch weniger trauen kann.
2016-11-18 12:02 2KB www.augsburger-allgemeine.de
32 25-jährige Frau wird im Keller gefoltert - milde Strafen
Eine 25-Jährige wurde gefoltert, weil sie einen verheirateten Mann liebte. Jetzt kam es
zum Prozess. Die Strafe für zwei Angeklagte fallen gering aus. 2016-11-18 12:02 4KB
www.augsburger-allgemeine.de
33 Die Leiden des Jan Moravek
Jan Moravek hat 14 teils schwere Verletzungen hinter sich. Jetzt will er sich wieder auf
Fußball konzentrieren und zu mehr Einsätzen kommen. Am liebsten schon gegen
Berlin. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de
34 Bambi in Berlin: Gala mit Glamour - und ernsten Tönen
Festliche Roben, gerührte Stars - das ist die 68. Bambi-Verleihung in Berlin. Doch
einige Promis wie Jogi Löw und Bülent Ceylan schlagen auch ernste Töne bei der Gala
an. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de
35 Wie sich der Beruf des Metzgers gewandelt hat
Und nicht nur der. Vieles im Handwerk hat mit den Vorstellungen der Jugendlichen oft
nichts mehr zu tun. Dies sagt Kammerpräsident Hans-Peter Rauch. 2016-11-18 12:02
8KB www.augsburger-allgemeine.de
36 Absage für Obi-Filiale
Handel Während die Mitarbeiter neue Jobs suchen, erklärt Hornbach, warum das
Fabrikschloss nicht als Standort infrage kommt. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburgerallgemeine.de
37 Im Schneckentempo um die Kurve
Inzwischen steht so gut wie fest, dass die geplante Linie 5 den Weg über die Holzbachstatt über die Hessenbachstraße nehmen soll. Baureferent Gerd Merkle erklärt, warum
das kein Zick-Zack-Kurs ist. 2016-11-18 12:02 3KB www.augsburger-allgemeine.de
38 Viel Vitamin C: So gesund ist Paprika
Viel Vitamin C steckt in Paprika - sogar mehr als in Orangen. Und auch sonst liefert die
Gemüsesorte wichtige Bestandteile einer gesunden Ernährung. 2016-11-18 12:02 1KB
www.augsburger-allgemeine.de
39 Der Perlachturm muss dringend saniert werden
Das Augsburger Wahrzeichen droht sonst aus Sicherheitsgründen die Schließung. Für
das Publikum bedeutet es: Es wird eine längere Schließung geben. 2016-11-18 12:02 4KB
www.augsburger-allgemeine.de
40 Kultur und Freizeit - Tipps fürs Wochenende in
München
Konzerte, Filme, eine Ausstellung - und zum Ausgleich ein Motorcross-Rennen.
Unsere Tipps für Freitag, Samstag und Sonntag. 2016-11-18 08:18 914Bytes
www.sueddeutsche.de
41 Sarkozy wies in TV-Debatte Frage zu Gaddafi-Gelder
zurück
Die Kandidaten diskutierten über Trump, Le Pen, Flüchtlinge und die Türkei. Die
Vorwahlen der bürgerlichen Rechten beginnen am Sonntag. 2016-11-18 06:18 2KB
www.tt.com
42 Großaufgebot sucht nach vermisstem Senior
Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei hat am Donnerstagabend in Hemmingen
nach einem vermissten Senior gesucht. Der demente Bewohner eines Pflegeheims w...
2016-11-18 08:18 1KB www.haz.de
43 Wo Berlin die Mächtigen der Welt abfertigt
Am Freitag ist richtig was los am Regierungsterminal des Flughafen Tegel. Besonders
punktvoll ist der Empfang für Staatsgäste in der Hauptstadt nicht, eben alles etwas
provisorisch. 2016-11-18 06:14 4KB www.tagesspiegel.de
44 Steuern erhöhen ist noch keine Staatskunst
Kolumne Die Republik hat ihr strukturelles Beinahe-Nulldefizit überwiegend mit
Steuererhöhungen erkauft, strukturelle Ausgabenreformen gab es in den vergangenen
Jahren praktisch nicht. Ein Armutszeugnis für die Budgetpolitik. 2016-11-18 06:12 5KB
diepresse.com
45 Dobrindt will Handyverbot am Steuer ausweiten
Telefonieren, Nachrichten schreiben, im Netz surfen – wer künftig sein Smartphone am
Steuer nutzt, muss wohl mit höheren Geldstrafen rechnen. Das plant Verke...
2016-11-18 08:18 1KB www.haz.de
46 Niederkrüchten: Skandalfirma soll Flüchtlingsheim
schützen
Die Bezirksregierung Düsseldorf will eine der größten Landesunterkünfte für
Flüchtlinge von einer Security-Firma bewachen lassen, der Schleswig-Holstein wegen
Unregelmäßigkeiten gekündigt hat. 2016-11-18 08:18 4KB www.rp-online.de
47 So sieht die Deutsche Bank die Filiale der Zukunft
Die Deutsche Bank hat umgebaut - zumindest in der Friedrichstraße. Hier soll Digitales
auf Menschlichkeit treffen. Dabei schließt das Geldhaus fast die Hälfte seiner Berliner
Filialen. 2016-11-18 05:47 2KB www.tagesspiegel.de
48 Facebook soll Hasskommentare nach 24 Stunden
löschen
Der Kampf gegen Hasskommentare in sozialen Netzwerken geht weiter: Bei ihrer
Herbsttagung sprachen sich die Justizminister der Länder dafür aus, Portale wie...
2016-11-18 08:18 1006Bytes www.haz.de
49 Asyl: Zahl der Abschiebungen erreicht Höchststand
Deutschland schiebt so viele Asylsuchende ab wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Ungewöhnlich viele Anträge auf Asyl gibt es in Folge des Putsches aus der Türkei.
2016-11-18 05:34 2KB www.zeit.de
50 HAZ live: Der Morgen in Hannover
Die Nachrichten aus Hannover und Niedersachsen auf einen Blick: Mit „HAZ live“
lesen Sie ab 6 Uhr alles Wichtige im Newsticker. Heute: VW stellt Zukunft...
2016-11-18 08:18 960Bytes www.haz.de
51 Obama bekommt Gesellschaft
Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien
landen Freitagmorgen in Tegel. Es wird eng auf Berlins Straßen. 2016-11-18 04:46 1KB
www.tagesspiegel.de
52 Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Zahle keine Boni
zurück
Josef Ackermann weist das Ansinnen der Deutschen Bank, seine Boni
zurückzuzahlen, von sich. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. 2016-11-18 02:40 3KB
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
53 Gegen den Dollar: China stößt in großem Stil USStaatsanleihen ab
Große Gläubiger stoßen ihre US-amerikanischen Anleihen ab. Besonders markant ist
der Rückzug Chinas und Saudi-Arabiens. 2016-11-18 02:40 2KB deutsche-wirtschaftsnachrichten.de
54 Schweizerische Nationalbank fürchtet Flucht ins
Bargeld
Die Schweizerische Nationalbank will Strafzinsen noch etwas ausreizen, sieht aber die
Gefahr der Flucht ins Bargeld. 2016-11-18 02:39 2KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
55 Australien verschärft Kampf gegen das Bargeld
Australien intensiviert den Feldzug gegen Münzen und Scheine. Das Finanzministerium
sieht die Zukunft in einer bargeldlosen Gesellschaft. 2016-11-18 02:39 2KB deutschewirtschafts-nachrichten.de
56 EU will an Atom-Deal mit Iran festhalten
Die EU will am Atom-Deal mit dem Iran festhalten. Donald Trump hatten den Deal als
Fehler bezeichnet. 2016-11-18 02:39 3KB deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
57 Russland sperrt Linkedin: Vorwurf der DatenschutzVerstöße
Russland hat das Netzwerk Linkedin gesperrt. Das Unternehmen habe Daten von
russischen Bürgern außerhalb Russlands gespeichert. 2016-11-18 02:39 3KB deutschewirtschafts-nachrichten.de
58 Jack Wolfskin vor Verhandlungen über Schuldenschnitt
Der Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin und seine Gläubiger wappnen sich für
Verhandlungen über einen Schuldenschnitt. 2016-11-18 02:38 2KB deutsche-wirtschaftsnachrichten.de
59 UN-Sicherheitsrat: USA wollen Waffenembargo gegen
Südsudan
Wegen der Gewalt im Südsudan wollen die USA ein Verbot von Waffenverkäufen
durchsetzen. Doch Russland lehnt den Vorschlag ab. 2016-11-18 02:27 2KB www.zeit.de
60 Frische Luft und Sauna - So bleibt man im Herbst
gesund
Köln (dpa-infocom) - Regen, Dunkelheit und schniefende Nasen: Im Herbst ist das
keine Seltenheit. Doch mit der richtigen Kleidung kann Beweg 2016-11-18 00:00 2KB
www.sueddeutsche.de
61 Android-Nachrichten unter Windows 10
Meerbusch (dpa-infocom) - Wer ein Android-Handy besitzt, kann Benachrichtigungen
von Apps und Kontakten auf Wunsch auch an seinem Windows-PC 2016-11-18 00:00
1KB www.sueddeutsche.de
62 Kinder klammern plötzlich: Viel Nähe gibt wieder
Sicherheit
Fürth (dpa/tmn) - Manchmal kommt es wie aus dem Nichts: Die vermeintlich
selbstständigen Kinder sind auf einmal wieder anhänglich und ängstl 2016-11-18 00:00
2KB www.sueddeutsche.de
63 Fehlersuche im Auto mit dem Smartphone
München (dpa/tmn) - Moderne Autos sind voll mit Elektronik. Eine Wartung beginnt
heute nicht mit dem Schraubenschlüssel, sondern erst mal mi 2016-11-18 00:00 4KB
www.sueddeutsche.de
64 Meerschweinchen sind nicht gern allein
Münster (dpa/tmn)- Zähneklappern, gesträubtes Fell, Drohgebärden bis hin zum
Beißen - mancher Tierhalter wundert sich, wenn ein bislang frie 2016-11-18 00:00 4KB
www.sueddeutsche.de
65 Kritik des EU-Rechnungshofs: Die Mängel der
Bankenaufsicht
Vor zwei Jahren hat die bei der EZB angesiedelte europäische Bankenaufsicht ihre
Arbeit aufgenommen. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
66 Japans Regierungschef bei Trump: Shinzo Abe setzt
auf vertrauensvolles Verhältnis
Der japanische Regierungschef ist nach eigenen Worten zuversichtlich, ein
vertrauensvolles Verhältnis zum künftigen US-Präsidenten 2016-11-18 00:00 1KB
www.nzz.ch
67 Städte bauen für Roboter: Auf dem Weg nach Cyborg
City?
Der urbane Raum wird in Zukunft immer mehr von autonomen Fahrzeugen, aber auch
von Polizei- und Arbeitsrobotern bevölkert sein. 2016-11-18 00:00 11KB www.nzz.ch
68 Elite-Feminismus: Die Schwesternschaft ist tot
Es wäre dumm, die Frauen dumm zu nennen, die gegen die erste amerikanische
Präsidentin stimmten. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
69 Steuertransparenz: Bern liefert bald Finanzdaten in die
weite Welt
Die Schweiz ist bereit, jedes Jahr Finanzdaten auch in Schwellenländer zu liefern.
2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
70 Netzkultur: Apple rettet das Pfirsich-Emoji
Unter jenen, die gerne digital flirten, herrscht Erleichterung: Das Pfirsich-Emoji hat nach
einer erneuten Überarbeitung seine 2016-11-18 00:00 2KB www.nzz.ch
71 Flottenerneuerung bei der Swiss: Ein Liebling der
Piloten
Dreissig neue Flugzeuge in die Flotte einzugliedern, ist für eine Airline eine
Herkulesaufgabe. 2016-11-18 00:00 9KB www.nzz.ch
72 En route: Mauritius: Monsieur Claude
Am östlichsten Kap von Mauritius haben sich einige der edelsten Resorts
breitgemacht. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch
73 Zwanzig Jahre Rechtschreibreform: Was die Reformer
wollen
Die zwanzigjährige Reform der Rechtschreibung erzählt eine lange Geschichte des
Scheiterns. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch
74 Ghettolektuelle Komikerin: Der Integrationsalbtraum
Die Rassismus-Debatte seit dem Blackfacing-Fall im Schweizer Fernsehen rückt die
Komikerin Idil Baydar ins Licht. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch
75 Proteste von Staatsangestellten: Der Staat schrumpft
nicht, er wächst
Es könnte einem angst und bange werden, wenn man auf die Proteste der
Staatsangestellten in der Schweiz blickt. 2016-11-18 00:00 3KB www.nzz.ch
76 ATP-Finals in London: Zwei Wawrinkas
Trotz dem missratenen Start ins Turnier winkt dem Romand die Chance, die Halbfinals
der ATP-Finals zu erreichen. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
77 Infektionskrankheiten: Schweiz will neuen
Pockenimpfstoff beschaffen
Die Schweizer Pockenimpfstoffe sind nicht mehr zugelassen. 2016-11-18 00:00 4KB
www.nzz.ch
78 Trumps Kinder: Familie trumpft
Sie gelten als engste Vertraute des künftigen Präsidenten, sollen aber völlig
unabhängig das Firmenimperium leiten. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch
79 Einblick in die DDR-Wirtschaft: Der Unternehmer, der
dem Sozialismus trotzte
Das Regime der DDR hat Selbständige mit Steuersätzen bis zu 98 Prozent
kleingehalten. Günter Lichtenstein war einer von ihnen. 2016-11-18 00:00 8KB www.nzz.ch
80 Konzertverbot im Szenelokal «Kafi für Dich»: Zur Stille
verdammt
Das Szenelokal «Kafi für Dich» im Zürcher Kreis 4 darf keine Konzerte mehr aufführen.
2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch
81 Ältere Personen auf Stellensuche: Über 50-Jährige sind
kaum vermittelbar
Der rasche Wandel der Arbeitswelt, mangelnde Weiterbildung, Vorurteile und höhere
Arbeitskosten erschweren älteren Personen die 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch
82 Häusliche Gewalt: Auffälliges Verhalten frühzeitig
erkennen
Eine zweiteilige Studie zur Wirkung des Zürcher Gewaltschutzgesetzes bewertet die
Arbeit der Kantonspolizei positiv. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
83 Alpine Flugrettung: Der Held vom Gauligletscher erhebt
sich wieder
Die «A-97» schrieb 1946 bei der Rettung nach einem Flugzeugabsturz Geschichte.
Nun ist sie wieder in der Luft. 2016-11-18 00:00 6KB www.nzz.ch
84 Reaktionen aus dem Balkan: Onkel Donald und Tante
Hillary
Die Völker im ehemaligen Jugoslawien stellen Kalkulationen an, was die Niederlage
Clintons und der Sieg Trump für sie bedeute. 2016-11-18 00:00 2KB www.nzz.ch
85 Beifang in der Fischerei: Wer am Leben bleiben soll
Beifang in der Fischerei verursacht weltweit enorme Schäden. 2016-11-18 00:00 10KB
www.nzz.ch
86 Fusion von Tesla und SolarCity: Elon Musk setzt
SolarCity-Kauf durch
Tesla-Chef Elon Musk hat grünes Licht für die umstrittene Übernahme der
Ökostromfirma erhalten. 2016-11-18 00:00 4KB www.nzz.ch
87 Die «Lohnlücke»: Der Tod jeden Glücks ist der
Vergleich
Die Transparenz ist der Fetisch der Moderne, sie walzt in guter Absicht alles nieder,
was Kultur und Zivilisation über Jahrhunderte 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch
88 Konflikte zwischen Politik und Personal:
Staatsangestellte im Kampfmodus
Die Sparprogramme in verschiedenen Kantonen setzen den öffentlichen Dienst
zunehmend unter Druck. 2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch
89 Freie Improvisation: Die Zumutung der Freiheit
Die improvisierte Musik hat sich einst aus dem Free Jazz entwickelt. 2016-11-18 00:00
8KB www.nzz.ch
90 Vernetzte Fahrzeuge: Die Automobile gehen online
Das selbstfahrende Auto ist noch Vision, das vernetzte Auto bereits Realität.
2016-11-18 00:00 5KB www.nzz.ch
91 Bewaffneter Überfall auf Tankstelle in Innsbruck: Täter
weiterhin flüchtig
Am Donnerstagabend überfiel ein Unbekannter eine Tankstelle am Innsbrucker
Rennweg. Eine Fahndung verlief ergebnislos. 2016-11-17 21:11 1KB www.tt.com
92 Dominik Landertinger: „Mit der Brechstange geht
nichts“
Vom Training im -17 Grad kalten Norwegen zurück nach Österreich: Wenn Tirols
Biathlon-Weltmeister Dominik Landertinger (28) an die Heim-WM (Februar 2017) in
Hochfilzen denkt, wird ihm warm ums Herz. 2016-11-17 18:51 7KB www.tt.com
93 Am Gletscher geht noch was...
Nach dem Schnee kam der Regen. Wer weiterhin auf der Suche nach einem
Skitourenziel ist, muss deshalb hoch hinauf. Etwa auf den Stubaier Gletscher. Dort
wurden wir mit dem 3225 Meter hohen Daunkopf fündig. 2016-11-17 15:56 5KB
www.tt.com
94 Großbritannien: Parlament segnet
Überwachungsgesetz ab
Das lange umstrittene Investigatory Powers Bill in Großbritannien hat beide Kammern
des Parlaments passiert und damit wohl die letzte Hürde gemeistert. Kritiker sehen
darin eine der weitreichendsten Überwachungsbefugnisse der Welt. 2016-11-17 15:19
2KB www.heise.de
95 Mehrere Fälle von Druse ängstigen Pferdebesitzer
Im Pferdesportzentrum Aldrans leiden sechs Tiere an einer hochansteckenden
Krankheit. Der Stall wurde vorsichtshalber gesperrt. 2016-11-17 14:05 3KB www.tt.com
96 Homer Simpson bekommt eigenes Uni-Seminar
In Sachen Popkultur sind sie längst etabliert – nun werden „Die Simpsons“ auch offiziell
zum Uni-Thema. Philosophie-Studenten in Glasgow sollen demnächst Hom...
2016-11-18 08:18 2KB www.haz.de
97 Fonds schlägt zu: 120 Mio. € für 1200 BuwogWohnungen
Luxemburgisch-Liechtensteiner Fonds soll 1200 Wohnungen in Tirol kaufen. Buwog
bestätigt lediglich, dass Verhandlungen sehr weit fortgeschritten sind. 2016-11-17 13:35
3KB www.tt.com
98 RoLa fährt Kapazitäten herunter
Das sektorale Fahrverbot hätte dem Huckepackverkehr der Bahn einen Zulauf
bescheren sollen. Der dürfte länger ausbleiben. 2016-11-17 13:29 3KB www.tt.com
99 Festspiele Erl: „Ein Traum, der sich erfüllen lässt“
Das Programm für die Sommerfestspiele von 6. bis zum 30 Juli 2017 wurde am
Donnerstag vorgestellt. 2016-11-17 13:16 2KB www.tt.com
100 Warten auf Godot bei Kassenreform
Bei den Krankenkassen hofft Hauptverband-Präsidentin Ulrike Rabmer-Koller „noch
auf einen Wurf bis 2018“. 2016-11-17 12:58 5KB www.tt.com
Articles
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1 /100
VW streicht bis zu 30.000 Stellen
(3.08/4)
VW setzt den Rotstigt an. Bis
zu 30.000 Stellen sollen bis
2020 wegfallen. Betroffen sind
vor allem deutsche Standorte.
18.11.2016 | 06:26 |
( DiePresse.com )
Wolfsburg. Volkswagen will
einem Zeitungsbericht zufolge
bis
zu
30.000
Stellen
abbauen. Das sehe der
zwischen
Betriebsrat und
Vorstand
ausgehandelte
"Zukunftspakt" vor, der nun dem Aufsichtsrat vorgelegt werden solle, berichtete das
"Handelsblatt" am Freitag.
Zwei Drittel der Stellenkürzungen seien demnach in Deutschland vorgesehen. Die Kosten
sollten durch die Umstrukturierung um bis zu vier Milliarden Euro pro Jahr sinken. Der Konzern
wollte sich der Zeitung zufolge zu den Zahlen nicht äußern.
Seinen Plan für den Umbau der schwächelnden Hauptmarke VW will der Konzern am
Freitagvormittag den Aufsehern vorlegen. Vorstand und Arbeitnehmervertretung haben in den
vergangenen Monaten um einen Kompromiss gerungen, um Schritte zu Kostensenkung mit
Zusagen für Investitionen in Werke und Modelle zu verknüpfen. Bis zuletzt wurde an Details
gefeilt. Denn der beschleunigte Umschwung hin zur Elektromobilität führt dazu, dass Werke, die
bisher fast völlig auf die viel arbeitsintensiveren Verbrennungsmotoren ausgerichtet sind,
Beschäftigung verlieren.
Im Anschluss an eine Pressekonferenz der Marke VW am Morgen soll der Aufsichtsrat tagen,
um auf Grundlage des Zukunftspakts die Budgetplanung des Konzerns für die nächsten Jahre
zu beschließen. Damit sollen auch die Weichen für die Zeit nach dem Dieselskandal gestellt
werden.
(APA/Reuters)
VW nennt Zahlen - NDR.de
überträgt live
ndr.de
VW streicht laut Bericht bis
zu 30.000 Stellen
tt.com
VW streicht wohl 30.000
Stellen
haz.de
2016-11-18 06:26 diepresse.com
2 /100
Jan Rouven bekennt
(2.26/4)
schuldig
sich
im
Kinderporno-Prozess
Überraschende Wende in
Las Vegas: Jan Rouven hat
über Monate die Vorwürfe
zurückgewiesen, nun gibt
er plötzlich seine Schuld
zu. Ihm droht eine lange
Haftstrafe.
Der deutsche Magier Jan
Rouven
hat
sich
im
Prozess wegen Besitzes
von Kinderpornografie in
den USA überraschend
schuldig bekannt. Nach
Angaben des Gerichts und der Staatsanwaltschaft in Las Vegas räumte der 39-jährige Illusionist
aus Kerpen am Donnerstag in mehreren Anklagepunkten seine Schuld ein.
Laut Anklage entdeckten Ermittler des FBI auf Laptops, Festplatten und anderen Geräten in
Rouvens Villa Tausende Videos und Fotos, die unter anderem auch Sex mit Kindern zeigen.
Der Prozess hatte am Montag im US-Staat Nevada begonnen. Nach seinem Schuldbekenntnis
ist das Verfahren nun eingestellt worden. Das Strafmaß soll im März 2017 bekannt gegeben
werden.
Dem Deutschen steht eine lange Haftstrafe bevor. Nach der Verständigung im Strafverfahren
drohen Rouven mindestens fünf Jahre Haft, bis zu 30 Jahre sind möglich. Nach Verbüßung
seiner Strafe dürfte Rouven nach Deutschland abgeschoben werden.
Der Magier, der mit seiner Show "The New Illusions" in Las Vegas erfolgreiche Auftritte feierte,
war im März festgenommen worden. Bei der Anklageerhebung hatte er zunächst auf "nicht
schuldig" plädiert. Sein Anwalt Jess Marchese stritt nicht ab, dass kriminelle Dateien im Haus
seines Mandanten gefunden worden seien. Rouven habe in seinem großen Haus am Stadtrand
von Las Vegas aber viele Besucher empfangen, die Zugang zu den Computern gehabt hätten,
sagte Marchese vor Prozessbeginn. Jemand anderes als Rouven hätte die Kindersex-Seiten
besucht oder heruntergeladen.
Deutscher Magier Jan
Rouven bekennt sich in
Kinderporno-Prozess
schuldig
stern.de
Kinderporno-Prozess:
Rouven bekennt sich
schuldig
haz.de
Kinderporno-Anklage: Magier
Rouven bekennt sich
schuldig
sueddeutsche.de
2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
3 /100
Obamas Handreichung für Donald Trump
(2.11/4)
Zunächst zum Positiven:
Barack Obama ist noch
einmal gekommen. Das ist
ja immer nett, charmant
außerdem. Aber es ist jetzt
auch
noch
besonders
hilfreich.
Denn
der
scheidende amerikanische
Präsident
reist
gewissermaßen
als
„Transition
Team“
des
nächsten durch die Welt.
Wer
hatte
schon
Gelegenheit, 90 Minuten
mit Donald Trump zu sprechen , über alles, was die Welt bewegt und was ihn wohl bewegen
mag? Jedenfalls keiner der führenden Europäer. Die kennen ja noch nicht mal irgendeinen
derer, die um Trump herum und wichtig sind. Da kommt Obama gerade recht. Der Präsident in
seiner Rolle als Politikerklärer, Psychologe und Trump-Deuter. Einen Besseren findet
gegenwärtig auf der Ebene keiner.
Hinzu kommt, dass Obama den Europäern weit entgegengekommen ist, indem er sich nämlich
nicht nur inhaltlich absetzt vom Nachfolger, sondern den zugleich warnt. Wenn der 45.
Präsident sich nicht zusammennimmt, nicht versucht, das Land zusammenzuhalten, sondern
daran geht, die Grundfesten der Demokratie zu beschädigen, dann wird energische Gegenwehr
organisiert. Das war Obamas Botschaft, und das sollte auch die der Europäer sein.
Denn Jammern hilft nicht. Trump ist gekommen, um zu bleiben. Auch inhaltlich. Wenn er von
Januar an leibhaftig im Amt ist und dann daran geht, das umzusetzen, was er sich
vorgenommen hat – dann würde es am Ende so sein, dass Donald Trump die USA in kurzer
Zeit stärker verändert hätte als Obama in den gesamten acht Jahren seiner Amtszeit.
Verändert zum Schlechten, wohlgemerkt, und zwar in ihrem Wesen. Dann nämlich wäre
Ignoranz vorherrschende Ideologie in den USA. Und manche Forderung kann auch die
Europäer schwer in Bedrängnis bringen, nicht nur die zur Nato. Also heißt es für Europa, sich
auf alles vorzubereiten, was Trump je angekündigt hat, um notfalls mit ihm richtig zu streiten. Es
ist doch so: Tritt niemand Trump entgegen, wirkt er sogar erfolgreich, kann das die Ultrarechten
nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa befeuern und ins Amt bringen, die Wilders’, die Le
Pens. Wie ein Flächenbrand, gefährlich, verzehrend, die Demokratie schädigend.
Noch einmal: Ein Lamento wäre keine Strategie. Was bleibt? Frei nach George Orwell (der hier
als Meister der düsteren Zukunftsvision wirklich passt): Freiheit ist das Recht, Trump auch das
zu sagen, was er nicht hören will. Sobald er im Amt ist und sobald ihn die EU-Europäer das
erste Mal treffen. Oder ihn der erste Europäer trifft. Nigel Farage, der Mr. Brexit, zählt da nicht.
Obama sagt, Trump sei ein Pragmatiker. Im Pragmatismus bemisst sich alles am praktischen
Erfolg, weshalb pragmatisches Handeln nicht an unveränderliche Prinzipien gebunden ist. Wie
im Fall Trump. Pragmatismus, übrigens, ist als philosophische Denkrichtung in den USA
begründet worden, fortgeführt von John Dewey. Der steht für den pädagogischen Ansatz
„Learning by Doing“. Im Amt lernen: Trump wäre da nicht der Erste. Zumal er womöglich nicht so
dumm ist, wie seine Gegner sagen. Er ist der „Apprentice“, der Lehrling, der nicht so schnell
gefeuert werden kann.
Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen
Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier
USA: Donald Trump
empfängt ersten
Regierungschef
zeit.de
Analyst: Donald Trump ist
Donald Trump erwägt
ungewöhnlich, aber rational Gründung einer Infrastrukturdeutsche-wirtschaftsBank
nachrichten.de
deutsche-wirtschaftsnachrichten.de
2016-11-18 05:16 Stephan-Andreas www.tagesspiegel.de
4 /100
Schach-WM: Fünfte Partie, fünftes Unentschieden
(2.05/4)
Beim Kampf um die
Schachweltmeisterschaft
zwischen Magnus Carlsen
und Sergej Karjakin gab es
auch im fünften Spiel
keinen
Sieger.
Der
Titelverteidiger
aus
Norwegen
hatte
am
Donnerstagabend
Weiß
und präsentierte seinem
russischen Herausforderer
mit der Italienischen Partie
eine andere Eröffnung.
Karjakin ließ sich aber nicht
überraschen und glänzte mit einem couragierten Spiel, so dass diesmal Carlsen im
Partieverlauf seine Stellung verteidigen musste.
Er schaffte es auch mit exakten Zügen, während Karjakin bei knapper Bedenkzeit nicht die
notwendigen Figurenmanöver zum Gewinn fand. Nach mehr als fünf Stunden Spiel wurde
daher das fünfte Remis in Folge vereinbart.
Im Gesamtklassement steht es jetzt 2,5:2,5. In der sechsten Partie am Freitag führt Karjakin die
weißen Steine. Der Sieger des mit 1,1 Millionen Dollar dotierten WM-Kampfes steht spätestens
am 30. November fest. Der Sieger erhält 60 Prozent des Preisgelds.
Schach-WM in New York: Schach-WM: Fünftes Remis
Carlsen und Karjakin weiter
in New York
Kopf an Kopf
zeit.de
nzz.ch
2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
5 /100
Ex-Freund von Whitney-Houston-Tochter | Er muss 36
(1.14/4)
Millionen für ihren Tod zahlen
US-Sänger Bobby Brown
(47) hat in einem TVInterview unter Tränen über
den Tod seiner Tochter
Bobbi
Kristina
Brown
gesprochen und Fehler als
Vater…
Das einzige Kind von
Whitney Houston (†48) war
im Januar 2015 mit 22
Jahren leblos in einer
Badewanne
gefunden
worden.
Dem
Autopsiebericht zufolge wurden in ihrem Körper eine kokainähnliche Substanz, Marihuana,
Alkohol, Beruhigungsmittel sowie Morphium festgestellt.
Bobbi Kristinas Erbengemeinschaft hatte im August 2015 Klage gegen Gordon eingereicht. Der
Vorwurf: Er habe ihr einen giftigen Cocktail verabreicht und sie anschließend in der Badewanne
ertränkt.
Einem Bericht zufolge hatte sich Gordon für Trauerfotos an Bobbi Kristinas Grab bis zu 40 000
Dollar (ca. 35 000 Euro) zahlen lassen.
Bobbi Kristinas Ex-Freund
wegen ihres Todes zu
Millionenstrafe verurteilt
stern.de
2016-11-18 02:43 www.bild.de
6 /100
Fußball: BVB gegen Bayern voller Brisanz
(1.02/4)
München (dpa) - Von
Jürgen Klopps kaputter
Brille beim Dortmunder
Meisterstück
bis
zum
Wembley-Helden
Arjen
Robben
beim
BayernTriumph - das Duell
Borussia Dortmund gegen
den FC Bayern ist der
Bundesliga-Knaller
schlechthin.
Die
Deutsche
PresseAgentur
dokumentiert
vergangene Duelle seit 2011, als die Dortmunder durch den Titelgewinn die Rivalität weiter
vergrößerten.
26. Februar 2011, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 1:3
Mit dem Sieg in München liefert Dortmund sein Meisterstück ab. Fans in 200 Ländern sehen,
wie Lucas Barrios, Nuri Sahin und Mats Hummels für den BVB und Luiz Gustavo für Bayern
treffen. Auf Borussen-Seite leidet nur Klopps Brille: Beim Jubeln geht sie zu Bruch.
19. November 2011, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 0:1
Als "Hort der Glückseligkeit" preist Präsident Hoeneß seinen FCB auf der
Jahreshauptversammlung. Am Tag darauf schlägt Dortmund zu. In einem Duell auf Augenhöhe
ist Jungstar Mario Götze der Matchwinner gegen den FCB, der zuvor in fünf Heimspielen 23
Tore erzielt hatte.
11. April 2012, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 1:0
Elfmeter verschossen, Großchance vergeben, Abseits aufgehoben - an dem schwarzen Abend
verspielt Pechvogel Arjen Robben mit dem FC Bayern endgültig die Meisterschaft. Wie im
November wäre auch diesmal mehr drin gewesen, aber wieder hat Dortmund die Nase vorne.
12. Mai 2012, Pokalfinale: Dortmund - FC Bayern 5:2
Meister Dortmund krönt im DFB-Pokalfinale eine traumhafte Saison und feiert das erste Double
der Vereinsgeschichte. Der FC Bayern liefert vor allem in der Abwehr eine desaströse Leistung
ab. Trainer Jupp Heynckes bezeichnet den Auftritt als "katastrophal".
12. August 2012, Supercup: FC Bayern - Dortmund 2:1
Die Bayern gewinnen nach zuvor fünf Niederlagen gegen den BVB in Serie erstmals wieder wenn auch nur im nationalen Supercup. "Psychologisch gut", urteilt Heynckes. Nach drei
zweiten Plätzen in der Vorsaison darf der FCB wieder eine Trophäe in Empfang nehmen.
1. Dezember 2012, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 1:1
Das Giganten-Treffen bleibt diesmal ohne Sieger. Mit dem 1:1 im Bundesligaduell können sich
beide Vereine anfreunden. Getrübt wird die Partie von der schweren Verletzung Holger
Badstubers, der mit einem Kreuzbandriss auf Krücken aus der Arena humpelt.
27. Februar 2013, DFB-Pokal: FC Bayern - Dortmund 1:0
Die bayerische Revanche glückt: Im Pokal-Viertelfinale bezwingt Heynckes' erstarktes Team
durch ein Tor von Arjen Robben den Titelverteidiger. Im vorgezogenen Endspiel gewinnen die
Bayern - und dürfen endlich auch wieder in einem bedeutenden Wettbewerb jubeln.
4. Mai 2013, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 1:1
Die Generalprobe für das Champions-League-Finale wenige Wochen später endet
leistungsgerecht remis. Damit holen die Bayern erstmals 2013 in der Liga nur einen Punkt. Den
Aufreger liefert ein Wortgefecht von Klopp und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer an der
Seitenlinie.
25. Mai 2013, Champions-League-Finale: Dortmund - FC Bayern 1:2
In Wembley muss BVB-Profi Mario Götze kurz vor seinem Wechsel nach München verletzt
mitanschauen, wie Robben die Bayern in der 89. Minute auf den Thron ballert. Nach zwei
Finalniederlagen erobern die Bayern bei Heynckes' internationalem Abschied den Henkelpott.
27. Juli 2013, Supercup: Dortmund - FC Bayern 4:2
Dämpfer fürs Selbstbewusstsein der Bayern vor Ligabeginn: Mit viel Offensivdrang bezwingt der
BVB im nationalen Supercup den Erzrivalen. Ohne die verletzten Neuer, Ribéry und Neueinkauf
Götze verpasst Starcoach Pep Guardiola den ersten Titel.
23. November 2013, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 0:3
Bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte schockt Mario Götze mit dem 1:0 für Bayern die
BVB-Fans, die ihn nach seiner Einwechselung bei jeder Ballberührung mit einem gellenden
Pfeifkonzert bedenken. Arjen Robben und Thomas Müller treffen später ebenfalls.
12. April 2014, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 0:3
Der BVB fertigt leidenschaftslose Bayern ab. Nur drei ihrer bis dato 833 Liga-Heimspiele
verloren die Münchner höher. Nach dem Gewinn der Turbo-Meisterschaft kommt Bayern nicht
auf Touren. "Und ihr wollt deutscher Meister sein", skandierten die BVB-Fans hämisch.
17. Mai 2014, Pokalfinale: Dortmund - FC Bayern 0:2 n. V.
Robben schlüpft wie ein Jahr zuvor im Champions-League-Endspiel in die Rolle des
Finalhelden. Sein 1:0 ebnet den Weg zum erneuten Double. Bitter für Dortmund: Ein Kopfball
von Mats Hummels in der regulären Spielzeit war hinter der Linie, doch das Tor zählt nicht.
13. August 2014, Supercup: Dortmund - FC Bayern 2:0
Bei der ersten Siegerehrung der Saison bleibt den erfolgsverwöhnten Bayern nur die
Zuschauerrolle. Neben der Niederlage gegen den Erzrivalen schmerzt die schwere
Knieverletzung von Javi Martínez. Pierre-Emerick Aubameyang feiert sein 2:0 mit Spider-ManMaske.
1. November 2014, Bundesliga: FC Bayern - Dortmund 2:1
Den vorletzten Tabellenrang findet Jürgen Klopp "beschissen". Als die Bayern-Stars ihren
verdienten 2:1-Sieg feiern, müssen Klopp & Co. die branchenüblichen Schmähgesänge
ertragen. "Zweite Liga, Dortmund ist dabei", schallt es schadenfroh durch die Münchner Arena.
4. April 2015, Bundesliga: Dortmund - FC Bayern 0:1
Mann des Tages vor 80 667 Zuschauer ist Robert Lewandowski. Der Ex-Dortmunder
entscheidet das Spiel mit seinem Kopfballtreffer in der 36. Minute. "Wir haben gewonnen, aber
die Dortmunder waren besser", sagte Bayern-Coach Guardiola.
28. April 2015: DFB-Pokal: FC Bayern - Dortmund 0:2 i. E. (1:1)
Dortmund beendet die Triple-Träume der Bayern im Elfmeterkrimi im DFB-Pokal. Im eigentlich
schon verlorenen Halbfinale feiert der BVB ein 2:0 im Elfmeterschießen, weil vier Münchner
patzen. Lewandowski und Aubameyang trafen in der regulären Spielzeit.
4. Oktober 2015: Bundesliga: FC Bayern - Borussia Dortmund 5:1
Bayern deklassiert Dortmund und hängt alle Verfolger schon nach acht Spieltagen ab. Der
herausragende Thomas Müller und Robert Lewandowski treffen doppelt, ein Tor erzielt Mario
Götze. Der Anschlusstreffer von Pierre-Emerick Aubameyang sorgt nur kurz für Spannung.
5. März 2016: Bundesliga: Borussia Dortmund - FC Bayern 0:0
Sehenswert ist auch dieser Branchengipfel, Tore gibt es keine. Die Bayern verpassen eine
Vorentscheidung im Titelkampf, Meister werden sie später trotzdem. Für Weltmeister Manuel
Neuer war es "weltweite Werbung", für Bundestrainer Joachim Löw "das beste Saisonspiel".
21. Mai 2016: DFB-Pokal: FC Bayern - Borussia Dortmund 4:3 i. E. (0:0)
Nach dem Happy End im Elfmeter-Krimi bedankt sich Pep Guardiola bei jedem seiner Spieler,
bei dem Spanier kullern zum Abschied die Tränen. Im Elfmeterschießen versagen Sven Bender
und Sokratis die Nerven, bei den Bayern verschießt lediglich Joshua Kimmich.
14. August 2016: Supercup: Borussia Dortmund - FC Bayern 0:2
Die Bayern lassen vor dem Start der Liga-Saison die Muskeln spielen. Trainer Carlo Ancelotti
darf sich in seinem ersten Duell mit Dortmund gleich über einen kleinen Titel freuen. Arturo
Vidal und Thomas Müller sorgen für den Sieg in einer phasenweise hochklassigen Partie.
BVB gegen Bayern voller
Brisanz
augsburger-allgemeine.de
2016-11-18 07:12 www.t-online.de
7 /100
Apec: Pazifik-Gipfel mit Obama und Putin
(1.02/4)
Lima (dpa) - Begleitet von
Sorgen über die Politik des
künftigen US-Präsidenten
Donald Trump treffen sich
die
Staatsund
Regierungschefs von 21
Staaten zum Pazifik-Gipfel
in Lima.
In Perus Hauptstadt wird
mit Spannung das letzte
Aufeinandertreffen von USPräsident Barack Obama
und Russlands Präsident
Wladimir Putin erwartet. Beide haben bisher aber kein bilaterales Treffen verabredet. Wegen
der russischen Bombardements in Syrien und der russischen Parteinahme für Baschar al-Assad
war es zum Zerwürfnis gekommen.
Sorge bereitet, dass Trump Obamas Projekt der transpazifischen Freihandelszone stoppen will.
Der Republikaner fürchtet durch das Projekt Arbeitsplatzverluste. Der Transpazifischen
Partnerschaft TPP - der 2015 beschlossenen größten Freihandelszone der Welt - gehören zwölf
Staaten an, aber nicht die Apec-Mitglieder China und Russland. Nach Ansicht von Experten
könnte China nun versuchen, sein "Konkurrenzprojekt", das deutlich weniger ambitionierte
Handelsabkommen RCEP von 16 Staaten, ohne die USA voranzutreiben.
Dies könnte 2017 verabschiedet werden. Trump hatte im US-Wahlkampf auch China
angegriffen und Sorgen vor einem Handelskrieg verschärft. Zudem fürchtet sich Südkorea vor
einer geringeren Militärpräsenz der USA im Kampf gegen die Versuche des kommunistischen
Nordkorea, zur Atommacht aufzusteigen.
Ziel der Apec ist es, durch den Abbau von Zöllen und anderen Barrieren den Handel
untereinander zu stärken. Die Mitglieder sind: USA, China, Japan, Russland, Südkorea,
Kanada, Mexiko, Chile, Peru, Neuseeland, Australien, Papua-Neuguinea, Taiwan, Hongkong,
Brunei, Indonesien, Malaysia, Singapur, Philippinen, Thailand, Vietnam. Zunächst findet bis
Samstag ein gemeinsamer Wirtschaftsgipfel statt, am Sonntag folgt der politische Gipfel.
Der Gastgeber des von starken Sicherheitsvorkehrungen begleiteten Apec-Gipfels, Perus
Präsident Pedro Pablo Kuczynski, hatte im Wahlkampf offen für die Demokratin Hillary Clinton
Partei ergriffen. Er warnte vor Protektionismus und Rückschritten beim Freihandel in der
aufstrebenden
Pazifik-Region.
Die
1989
begründete
Asiatisch-Pazifische
Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) repräsentiert 57 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Obamas letzter Gipfel - TPP
vor dem Aus?
sueddeutsche.de
2016-11-18 07:10 www.t-online.de
8 /100
"Nicht nur Eltern können Kinder erziehen"
(1.02/4)
Herr Omer, wie wurden Sie
erzogen?
Haim Omer: Meine Mutter
war
eine
ziemlich
ängstliche jiddische Mama.
Das kommt wahrscheinlich
daher, dass meine Eltern
Überlebende
des
Holocaust
waren.
Manchmal
war
meine
Mutter richtig hysterisch.
Mein Vater war in meiner
Kindheit weniger präsent,
da er immer sehr beschäftigt war. Wenn es Kontakt zum Vater gab, war er gut.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre eigene Pubertät?
Omer: Als ich in die Pubertät kam, waren meine Eltern eher hilflos. Vielleicht auch, weil ich
schon früh sehr selbstständig war. Meine Mutter wurde noch ängstlicher, mein Vater reagierte
einfach aus dem Stegreif. Ich habe dann schon mit 18 Jahren Brasilien verlassen. Insgesamt
machte ich gute Erfahrungen mit elterlicher Liebe – aber meine Eltern waren in manchen
Situationen ziemlich hilflos, vor allem wenn die Sachen komplizierter wurden.
Sie werben für das Konzept der „Unterstützer“ in der Erziehung. Was heißt das?
Omer: Ein Beispiel, das ich in einem Buch erzähle, ist die Geschichte, wie ich schwimmen
gelernt habe. Ich hatte große Angst vor tiefem Wasser. Als ich neun oder zehn war, wollten
meine Eltern unbedingt, dass ich schwimmen lerne. Alle Versuche meiner Mutter scheiterten.
Eines Tages sprach meine Mutter mit einer Nachbarin. Diese sagte: „Keine Sorge, wir werden
Haim das Schwimmen beibringen.“ Mit „wir“ meinte sie sich selbst und eine andere Nachbarin.
Am nächsten Morgen sind sie mit mir ins Schwimmbad und die eine sagte: „Halt dich am
Beckenrand fest. Ich zähle bis drei und dann springst du. Ich fange dich auf.“ Ich sprang und sie
fing mich auf. Ein tolles Gefühl. Danach sagte die andere: „Jetzt schwimm zu mir. Ich fange dich
auf.“ Am Ende des Tages habe ich das ganze Schwimmbad durchkreuzt.
Die beiden Frauen fungierten also als Unterstützer?
Omer: Ja. Diese Schwimmstunde ist ein gutes Beispiel dafür, dass Unterstützer hilfreich sind in
Situationen, wo die Eltern nicht weiterkommen – die Kinder reagieren einfach anders als bei
den Eltern.
Ab welchem Alter der Kinder halten Sie Unterstützer für sinnvoll?
Omer: Diese Unterstützung ist schon im Babyalter relevant. Forschungen belegen, dass Kinder,
die mit Unterstützung von anderen in der Familie aufwachsen, mit deutlich weniger sozialer
Angst aufwachsen. Sie lernen, dass auch andere Leute Verantwortung übernehmen können.
So entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit. Das ist mit einem isolierten Elternteil unmöglich.
Was macht insgesamt eine gute Kindheit aus?
Omer: Das Geheimnis für eine gute Kindheit wurde noch nicht gelüftet. Viel besser ist die Frage,
wie Eltern besser für ihre Kinder sorgen können. Der wichtigste Beitrag ist die wachsame Sorge,
die gleichzeitig Haltung und Handlungsfähigkeit ist: „Alles, was mit dem Kind passiert, ist auch
meine Sache.“
Wie funktioniert die wachsame Sorge?
Omer: Wenn alles gut läuft, üben die Eltern eine offene Aufmerksamkeit aus. Sie interessieren
sich für das Kind, fragen nach, aber verhören nicht. Eltern müssen lernen, Warnsignale zu
erkennen, beispielsweise plötzliche Verhaltensänderungen, schlechtere Noten, neue Freunde,
die es nicht vorstellen will. In diesem Fall müssen die Eltern ihre wachsame Sorge erhöhen in
die fokussierte Aufmerksamkeit. Sie werden sagen: „Diese Dinge bereiten uns Sorgen, wir
werden das nicht akzeptieren, sondern verstärkt nachfragen.“
Und wenn das Kind schon in Schwierigkeiten steckt?
Omer: Dann müssen die Eltern natürlich intervenieren und einseitige Schutzmaßnahmen
ergreifen. Zwischen diesen drei Graden der wachsamen Sorge pendeln die Eltern ständig.
Wie Eltern bei Konflikten im
Kindergarten reagieren
sollten
sueddeutsche.de
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
9 /100
Trump will Ex-General Flynn als Sicherheitsberater
(1.02/4)
Der Mann, der Trumps Außenpolitik steuern soll, vertritt eine radikale Anti-Islam-Haltung.
Ansonsten könnte fast jeder Republikaner einen Posten bekommen - auch frühere Gegner.
In dieser Woche hat sich das politische Zentrum Amerikas von der Hauptstadt Washington nach
New York verlagert. Im goldenen Trump Tower hält der künftige US-Präsident Hof und überlegt,
mit welchen Männern und Frauen er sein Kabinett füllen will. Während unten in der Lobby die
Journalisten
ausharren,
trifft sich Trump oben am
Donnerstag nicht nur mit
Japans Premier Shinzo
Abe , sondern spricht auch
mit Ex-Außenminister und
Über-Realpolitiker Henry
Kissinger
("interessante
Gedanken zu China") und
Alabamas Senator Jeff
Sessions.
Da
anschließend
per
Presse-Statement mitgeteilt
wird, dass Trump "unglaublich beeindruckt" sei, rechnen alle damit, dass Sessions ins Kabinett
wechseln wird. Die Konservativen müssen in Sessions Fall auch nicht den Verlust eines Sitzes
im Senat fürchten - in Alabama wird jeder gewählt, den die Republikaner aufstellen. Trump führt
außerdem Gespräche mit Nikki Haley, der Gouverneurin von South Carolina : Als Tochter
indischer Einwanderer bringt sie Eigenschaften mit, die Trumps Favoriten ( alle weiß, alles
Männer ) vermissen lassen.
Am Abend berichten diverse Medien, dass der designierte US-Präsident dem ehemaligen DreiSterne-General Michael Flynn den Posten des Sicherheitsberaters angeboten habe. Ob der 57Jährige angenommen hat, ist noch unbekannt. Allerdings hat der Generalleutnant a. D. und
ehemalige Chef des Militärgeheimdienstes DIA seit Monaten für Trump Wahlkampf gemacht,
auf dem Parteitag Hillary Clinton wüst beschimpft und das Publikum zu lauten "Sperrt sie ein! "Rufen animiert. Wiederholt nannte er die Demokratin eine "Feindin", der das Leben
amerikanischer Soldaten nicht viel wert sei.
Als National Security Adviser hätte Flynn 400 Mitarbeiter unter sich, sein Team würde den USPräsidenten in Außen- und Sicherheitspolitik beraten. Da Trump sich in den vergangenen
Jahrzehnten mehr mit Golfplätzen und Immobilienpreisen beschäftigt hat als mit dem Nahen
Osten oder Chinas Flottenpolitik, verfügt sein Berater eine noch größere Macht als seine
Vorgänger. Der National Security Adviser führt in vielen Fällen das entscheidende Gespräch mit
dem Präsidenten - und würde Trump in denkbaren Krisenfällen beraten ( "von einem EbolaAusbruch bis zu einem Showdown mit Peking im Südchinesischem Meer" , skizziert die New
York Times mögliche Szenarien).
Der Posten des Sicherheitsberaters bedarf nicht der Zustimmung des Senats. Wer immer ihn
erhält, übt großen Einfluss auf das US-Militär und die Geheimdienste aus. Flynn, der in einer
irisch-katholischen Familie aufwuchs und noch immer Mitglied der Demokraten ist, machte in
Armee und Geheimdiensten Karriere und war unter anderem im Irak und Afghanistan stationiert
- seine Arbeit im Kampf gegen die Taliban wurde hochgelobt.
2012 wurde er Chef der Defense Intelligence Agency , einer Art CIA des Pentagons. 2014 ging
Flynn in den Ruhestand - angeblich war er extrem verärgert, weil ihm US-Präsident Obama ein
Treffen verweigerte, bei dem er ihn vor der Gefahr des "Islamischen Staats" (IS) hatte warnen
wollen. Flynn sieht den IS als existenzielle Bedrohung der USA an. Womöglich wurde er aus
dem Amt gedrängt.
In den vergangenen Wochen bezeichnete Wahlkämpfer Flynn Obama als "Lügner", der keinen
Plan habe, um die IS-Miliz zu besiegen. Wegen dieser Attacken wurde er von anderen ExMilitärs harsch kritisiert. Es gehöre sich nicht, sich so in Parteipolitik einzumischen und den
Oberbefehlshaber zu kritisieren. Andere verweisen darauf, dass Flynn als Rentner
hochbezahlte Reden in Russland hält und sich neben Präsident Wladimir Putin fotografieren
ließ. Nicht nur bei Demokraten sorgte für Entsetzen, dass Flynn 2014 via Twitter erklärte, die
Furcht vor Muslimen sei "vernünftig".
Trump scheint nicht zu kümmern, was andere über seine engsten Mitarbeiter und
Kabinettsmitglieder denken. Zum Beispiel, dass mehrere konservative Sicherheitspolitiker Flynn
als "verwirrt" bezeichneten und Ex-Außenminister Colin Powell ihn einen right wing nutty
nannte, also einen verrückten Rechten.
Knapp eineinhalb Wochen nach dem Wahlsieg von Donald Trump scheint damit weiter alles
offen. Diese Grafik des Washington Post -Journalisten Philip Bump bringt es auf den Punkt.
Es spricht viel dafür, dass auch in den nächsten Tagen und Wochen der Trump Tower einer der
wichtigsten politischen Orte der USA sein wird. Die Reporter haben schon ihr Lager in der
Lobby des goldenen Turms aufgeschlagen - und dank dem Sender C-Span kann der Rest der
Welt per Videostream mitverfolgen, wer in die goldenen Aufzüge steigt und womöglich als
Minister wieder herauskommt. Zurzeit wird vor allem eines: spekuliert.
Linktipp: Ein ausführliches Porträt von Trumps künftigem Sicherheitsberater, für das Michael
Flynn mehrmals interviewt wurde, erschien kürzlich im Politico Magazine.
Donald Trumps Kabinett:
Trump will Ex-General als
Sicherheitsberater
nzz.ch
2016-11-18 08:18 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
10 /100
Sascha Lobo bei Maybrit Illner: 'Lagerbildung taugt ja
(1.02/4)
offenbar nicht'
Darum ging's
Was können wir aus dem
Trump-Erfolg
lernen?
Darüber wollte Maybrit
Illner diskutieren. Werden
Abschottung
und
Fremdenfeindlichkeit
folgen, und was machen
nun
die
"geschockten
Eliten"?
Haben
die
Strategien der "Etablierten"
wie beim Brexit versagt? Wird sich der Siegeszug der Populisten in Deutschland 2017
fortsetzen?
Darum ging's wirklich
Die etablierten Parteien, fand die Gastgeberin, kommen um eine selbstkritische Analyse nicht
herum. Außerdem, da war sie sich mit ihren Gesprächspartnern sogar beinahe einig, sei es
keine gute Idee, die Wähler zu beschimpfen. Sie zu überzeugen wäre deutlich besser.
Gestritten wurde darüber, ob Rechtsruck und Populismus nun vor allem durch falsche
Kommunikation entstehen oder ob wir eine andere Politik brauchen.
Die Runde
Frontverlauf
Eine "mühevolle und anstregende Diskussion" nannte Maybrit Illner ihren TV-Talk am Ende. Zu
Recht. Aber sie hatte zu Selbstkritik aufgerufen, und die ist selten eine leichte Übung. Zunächst
allerdings stritten sich vor allem die Herren in der Runde darüber, wie man sich demokratisch
streitet. Besprochen wurde auch, was Menschen zu den neuen rechten Parteien treibt, was
Hillary Clinton und die alten Parteien in Europa falsch machen. Und die Gäste fragten sich, wie
sich das möglicherweise ändern ließe.
Angesichts von Trump nicht hyperventilieren
Jörg Haiders Ex-Ratgeber Petzner fasste die Reaktionen auf Trumps Wahlerfolg zusammen:
Wenn wir nun alle schockiert sind, dann haben die Wähler ihr Ziel erreicht. "Die wollen, dass ihr
euch ekelt", sagte der Österreicher. Man müsse Donald Trump jetzt an Taten messen und
Gelassenheit üben. "Wir dürfen jetzt nicht hyperventilieren. " Jens Spahn empfahl den
Bündnispartnern ebenfalls, nicht überzureagieren. Sascha Lobo sah das anders. Angesichts
von Aufrufen zu Rassismus zu Gelassenheit zu mahnen, hielt der Blogger für den falschen Weg.
"Wir sollten im Gegenteil eine Menge Energie darein stecken, herauszufinden was da schief
gelaufen ist. "
Lagerbildung taugt nicht
Nicht einigen konnte sich die Runde darüber, wie man über die Probleme, die offenbar viele
Menschen bewegen am besten redet. Lobo fand man dürfe Herrn Oettingers Worte über
asiatische Menschen ruhig rassistisch nennen, wenn sie nun mal rassistisch seien und erntete
Applaus. Jens Spahn konterte, die Diskussion laufe direkt schief, wenn jeder, der über
Migrationsprobleme im Alltagsleben sprechen wollte, gleich Rassist genannt werde.
Beschimpfung der Wähler und eine Polarisierung der Debatte jedenfalls, da wurden sich die
Gäste sogar einig, werde auf Dauer kaum zu mehr Verständnis führen. Lobo schlug vor zu
üben, auf Provokationen klug einzugehen und auf radikale Sprüchen eher besonnen zu
reagieren, als immer gleich zurückzubellen. "Wir müssen einen besseren Umgang miteinander
lernen, denn die Lagerbildung taugt ja offenbar nicht dazu, andere von anderen Meinungen zu
überzeugen. "
"99 Prozent der Welt würde gerne mit Deutschland tauschen"
Soziale Gerechtigkeit war der nächste Zankapfel. Petzner kritisierte Parteien wie die Grünen,
die sich kaum mit Armutsbedrohung oder Arbeitsplatzverlusten beschäftigten. "Trotz
Vollzeitbeschäftigung sind 118 Millionen Europäer armutsgefährdet", sagte er und forderte eine
bessere Verteilung des Wohlstandes. Jens Spahn hielt die Furcht vor Armut für eher theoretisch:
"In Deutschland herrscht immer so ein ‘Gefühl' der Bedrohung, und Furcht vor Arbeitslosigkeit",
meinte der CDU-Politiker. "Aber 99 Prozent der Weltbevölkerung würde ziemlich gerne mit den
Menschen in Deutschland tauschen. "
"Die Globalisierung geht nicht wieder weg"
Frank Stauss schlug vor sich von Scheingefechten und Phrasen zu verabschieden und
stattdessen mit Inhalten zu beschäftigen und zu erkunden, wo wirkliche Probleme lägen:
"Globalisierung und Digitalisierung ändern unsere Welt schnell und das geht auch nicht wieder
weg. " Damit verbundene Probleme wie Jobverlusten müsse man benennen und anfassen.
Auch das Stadt-Land-Gefälle, und die sich durch Wegzug junger Leute verändernde
Infrastruktur seien Themen die zu wenig Platz fänden.
Inhalte wünschte sich auch Philomena Poetis, die selten zu Wort kam: "Wir müssen
strategischer denken, ich wüsste gerne manchmal, welche Partei eigentlich für welche Ziele
steht. " Stefan Petzner schlug später in die gleiche Kerbe: Die großen Parteien täten gut daran,
sich mal wieder einen großen Plan und eine begreifbare Agenda zu entwickeln.
Zuletzt holte Maybrit Illner die AfD-Sprecherin Martina Böswald in die Runde. Das ehemalige
SPD-Mitglied sagte, Lügen und Sozialpolitik ihrer Ex-Partei hätten sie so enttäuscht, dass sie
sich nun in der AfD besser aufgehoben fühlte. "Da werde ich nicht für dumm belächelt, wenn ich
sage, was ich denke", sagte die Freiburgerin. "Wir sind sicher eine sehr schillernde Partei", gab
die Anwältin zu. "Das wäre dumm, einfach zu leugnen. "
Böswald sprach sich für freie Wahlen aus: "Die Wahl ist die Krone der Demokratie, das wird sich
von alleine ableben. Denn die Marktschreier will ja am Ende keiner hören. " An letzterem hatten
ihre Gesprächspartner Zweifel. Vor allem Ex-Parteifreund Stauss schüttelte über Böswald den
Kopf und sagte, er wäre nicht interessiert, sie zurückzuholen. Wem Brandstiftung und Ballast
dieser Partei egal seien, auf den könne er dann ganz gut verzichten.
Zitate des Abends
"Ich finde es keine Bereicherung, wenn ich durch Straßen fahre und fast keine Frauen sehe.
Und wenn ich sie sehe, dann mit Kopftuch. " (Jens Spahn)
"Die Probleme, die Menschen in einem wohlhabenden Land wie Deutschland haben, werden
wir nicht lösen, indem wir Ausländer ausweisen. " (Frank Stauss)
"So wie hier diskutiert wird, beweisen Sie samt und sonders, dass es uns als Partei einfach
geben muss. Und das finde ich als ehemaliges SPD-Mitglied fast schade. " (Martina Böswald)
"Auch wenn da 17 Sachen dabei waren, bei denen mit speiübel wurde, glaube ich, dass
sinnvoll ist, dafür zu kämpfen jede Person von der AfD zurückzugewinnen, solange sie nicht
offen menschenverachtend auftritt. Schon allein weil sie in der SPD weniger Blödsinn anrichten
kann als in der AfD. " (Sascha Lobo)
"Freihandel bedeutet nun mal nicht: für alle mehr. " (Jens Spahn)
"Ich werde wohl wieder Rot-Grün wählen, mit den üblichen Schmerzen, die dazugehören.
Vielleicht werde ich vorher etwas Alkohol trinken. " (Sascha Lobo)
Erkenntnis
Demokratisch miteinander zu diskutieren führt weiter, als zu polemisieren und zu polarisieren.
Einfach ist es allerdings nicht, der anderen Seite auch wirklich zuzuhören.
Talk bei Maybrit Illner |
CDU-Politiker schimpft über
Kopftücher
bild.de
2016-11-18 08:18 Julica Jungehülsing www.rp-online.de
11 /100
Merkel und Obama: Abschied von der guten, alten Zeit
(1.02/4)
Der gemeinsame Auftritt von USPräsident
Barack
Obama
und
Bundeskanzlerin Angela Merkel am
Donnerstag im Berlin war von einer
gewissen Wehmut geprägt. In teilweise
ausufernden
Statements,
die
ironischerweise
vom
russischen
Staatssender RT in einer sehr guten
Simultan-Übersetzung live übertragen
wurden, hinterließen beide einen eher
ratlosen Eindruck. Der Charakter des
Auftritts erinnerte frappierend an eine
gemeinsame
Pressekonferenz
im
Februar 2015 in Washington , als die
beiden zur Griechenland- und zur Ukraine-Krise gefragt wurden und jeder der beiden froh war,
wenn der andere antwortete.
Obama versuchte sich bereits als „elder statesman“ und sagte, wäre er Deutscher, er würde
Merkel wählen – um hinzuzufügen, er wisse nicht, ob er Merkel mit einem solchen Bekenntnis
schade oder nütze. Selbst bei diesem gar nicht schlechten Witz musste sich Obama zwingen zu
lächeln.
Immerhin verhielt sich Obama gegenüber seinem designierten Nachfolger Donald Trump
erstaunlich fair: Er sagte, er habe den Eindruck, dass Trump sehr wohl zwischen schrillen
Wahlkampftönen und der Verantwortung eines Regierenden zu unterscheiden wisse. Er
beschwor, wie schon zuvor in Athen, die Einheit der EU. Doch allein die Tatsache, dass Obama
nach Berlin und nicht nach Brüssel gereist war, zeigt, wie wenig der scheidende Präsident von
der EU überzeugt ist: Wäre er wirklich ein glühender EU-Fan, er wäre zu Jean-Claude Juncker
gereist.
Doch die EU und Deutschland gerade aus dem Fokus der Amerikaner: Donald Trump hat mit
allen wichtigen Politikern von China über Russland bis Japan gesprochen – Juncker und
Merkel dagegen stehen offenbar noch nicht in seinem Telefonbuch.
Merkel wirkte müde und mürrisch. Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass sie gerade all
ihre Kräfte sammelt, um ihr die von der New York Times zugedachte Rolle der Retterin der
westlichen Werte zu spielen und erneut kandidiert – für einen vermutlich ziemlich
unerquicklichen Kampf gegen Donald Trump. Anders als Obama und Merkel spricht Trump eine
klare Sprache, oft vulgär, oft jenseits des guten Geschmacks, oft unangenehm verletzend.
Das Kernproblem der transatlantischen „transition period“ ist aber nicht nur ein völlig neuer,
ruppiger Stil. Obama sagte, dass alle Beteiligten an einem harten politischen Diskurs darauf
achten müssten, den „Gegner nicht zu dämonisieren, denn sonst geht die Demokratie kaputt“.
Der Dissens zwischen dem alten und dem neuen Establishment liegt in einer völliger
divergierenden Beurteilung der Fakten. Obama und Merkel sind Verfechter einer Globalisierung
mit menschlichem Antlitz, Trump und die Brexit-Briten bilden eine Allianz des nationalen
Wettbewerbs: Möge der Stärkere gewinnen!, scheint ihre Losung zu sein.
Das Problem Obamas und Merkels ist: Sie können auf ihre langen Jahre an der Macht bei einer
kritischen Bilanz nicht mehr als Erfolg verkaufen: Das wirtschaftliche Elend der USA war der
Grund für den Wahlsieg Trumps. Einzelne Staaten in der EU stehen zwar besser da, sind aber
von den EU-Konflikten aufgerieben. Die Sparer müssen Verluste hinnehmen, die
Jugendarbeitslosigkeit in den Südstaaten ist unverändert dramatisch hoch, die Armut und der
Siegeszug des Lohndumpings auch in Deutschland noch lange nicht zu Ende. Die Renten sind
unsicher, die Banken auch, und der Bond-Markt gerät gerade in unangenehmer Weise ins
Rutschen.
Man konnte Obama anmerken, dass er die vielen Kriege, die unter ihm als
Friedensnobelpreisträger angezettelt wurden, eigentlich nicht führen wollte. Er hat für Syrien
und Libyen zu spät erkannt, dass die CIA-Methode der Söldner-Milizen ins Desaster führt. Nun
ist Russland im Nahen Osten stärker als je zuvor – trotz aller wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Probleme im eigenen Land. Deutschland und die EU sind wegen der
Vertriebenen aus diesen Kriegen in eine schwere Identitätskrise gestürzt worden.
Merkel und Obama beschworen die Sanktionen und das TTIP als die Lösungen – wohl
wissend, dass Donald Trump möglicherweise einen ganz anderen Kurs einschlagen wird.
Obama war als Präsident eine große Enttäuschung – denn er war als echter Hoffnungsträger für
die ganze Welt gestartet. Merkel wird mittlerweile sogar von der Bild-Zeitung und der FAZ sehr
scharf kritisiert. Beide Langzeit-Regierenden scheinen zu merken, dass nicht nur ihre
persönliche Zeit abgelaufen ist. Sie dürften realisieren, dass ihre Art, Politik zu machen, nicht
die Politik der Zukunft ist.
Obama will zum Oktoberfest als Privatmann wieder nach Deutschland kommen. Merkel will sich
dem Vernehmen nach in den kommenden Tagen erklären, ob sie wieder kandidiert. Die
Aussicht, zahlreiche Nächte bei den Brexit-Verhandlungen zuzubringen, sich unter Umständen
mit Marine Le Pen auf Regierungschef-Ebene auseinandersetzen zu müssen oder sich von
Trump eine Kursänderung in Sachen Russland vorgeben zu lassen, sind nicht besonders
erfreulich für die Kanzlerin.
Vielleicht stimuliert sie gerade die Aussichtslosigkeit ihrer Mission. Vielleicht will sie die letzten
Jahre der aus ihrer Sicht guten, alten Zeit noch auskosten, bis zum bitteren Ende.
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Obama in Berlin:
Abschiedsbesuch bei Angela
Merkel
nzz.ch
2016-11-18 02:41 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
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Für eine neue Debattenkultur: Zur Hölle, wer sind denn
(1.01/4)
diese die Anderen?
Der Sieg von Donald Trump hat im Milieu der professionellen
Zeitbeobachter auch produktive Folgen. Der Schock hat mancherorts eine
neue Neugier und Offenheit erzeugt, sich mehr und anders als bisher um
jenes «andere Amerika» zu kümmern, das diesen Präsidenten zu wollen
scheint. Erkennbar ist der Wille, vor dem Urteilen zu verstehen, wie jene
Leute ticken, die gern summarisch als «white trash» abgetan werden.
Komplexe Analysen, die das Zusammenspiel von sozioökonomischen Faktoren und kulturellen
Codes zu erkunden suchen , finden sich neben Recherchen, die den Fremden im eigenen Volk
die Empathie nicht verweigern – sogar in der «New York Times».
Das Gefühl, plötzlich mit einer Wirklichkeit konfrontiert zu werden, die man nicht
wahrgenommen hat oder nicht wahrnehmen wollte, ist nicht auf die USA beschränkt. Es ist auch
in Europa manifest geworden, seitdem sogenannte populistische Massenbewegungen
herrschende Selbstverständlichkeiten herausfordern. In dieser Wahrnehmung erscheint der
Landsmann von nebenan plötzlich als viel fremder als die Immigranten aus Afrika und Asien,
die sich hier niederlassen wollen. Und manchem wird bewusst, dass er diese merkwürdigen
Leute zwar reflexartig mit Etiketten bekleben kann, aber nichts über sie weiss. Einzelne machen
sich auf Entdeckungsreise.
«Zur Hölle, wer sind die Anderen?», fragte ironisch irritiert das Wiener Bobomagazin «Fleisch»
bereits im Sommer , als der FPÖ-Kandidat 49,7 Prozent der Stimmen bei der Präsidentenwahl
erhielt. Man habe zwar immer geahnt, dass diese «Anderen viele waren, viel mehr als wir, aber
sie waren bloss eine Art Füllpersonal für uncoole Wohngegenden. Sie zählten nicht. Sie
schienen keine Musik zu haben, keine Ideen, keinen Sinn für Fortschritt, stattdessen langweilige
Jobs und Autos mit Garagenplätzen.» Jetzt sind sie plötzlich da, hörbar, eine Provokation für die
eigenen Gewissheiten und den als alternativlos angesagten Lebensstil.
Wo der Wiener in der Pose der Ratlosigkeit zurückbleibt, zieht die Berliner Gymnasiastin
Paulina Unfried Konsequenzen. Das Mädchen war ein Jahr als Austauschschülerin in
Minnesota und erlebte einen Kulturschock. «Tagsüber ökosozial engagierte progressive
Privatschule, abends Party im Montbijou-Park oder an der Admiralsbrücke, Kreuzberg.
Überzeugte Vegetarierin», so beschreibt sie in der «TAZ »ihr Profil , mit dem sie in eine
Kleinstadt voller Trump-Anhänger geriet.
Zu ihrer eigenen Überraschung sind aber Freundschaften mit ihren so ganz anders tickenden
Mitschülern möglich. «Paulina, wenn du meine Meinung nicht teilst, dann versuche trotzdem,
sie ernst zu nehmen und zu verstehen, warum ich dieser Meinung bin.» Diese schlichte Bitte
ihrer neuen Freundin, einer evangelikalen Christin, überzeugt die Berliner Repräsentantin
umlaufender deutscher Weltgewissheiten. Sie ahnt, dass sie in der Filterblase gelebt hat, in der
«die Anderen» draussen nur als moralisch schlecht und im Zivilisationsprozess
zurückgeblieben vorkamen.
Neben eher tändelnden Glossen und anekdotischen Erfahrungsberichten der zitierten Art gibt
es bei führenden Meinungsmachern auch ernsthafte Selbstreflexion. So hat Bernd Ulrich,
stellvertretender Chefredaktor der «Zeit», offenbar keine Sorge, er könne die Pegida- und AfDVorwürfe einer linken Mediendominanz befeuern, wenn er über die Angehörigen seiner
Generation schreibt. «Die Generation Grün hat die Macht im Lande.
Unsereiner bestimmt – nicht allein, aber doch sehr –, was in den Museen gezeigt und in den
Schulen gelehrt wird, was in den Zeitungen geschrieben steht und im Rundfunk gesendet wird,
was in den Regalen der Supermärkte liegt und was als letzter Schrei bewusster Ernährung zu
gelten hat.» Auffälliger noch ist seine Empathie für jene, die diese Hegemonie nicht als Segen
empfinden: «Was für eine ungeheuerliche Provokation muss diese Konstellation für all jene
gewesen sein, die dieses Land nicht ganz so feministisch, vegan, multikulturell und schwul
haben wollten.»
Ulrich erinnert mit Nachdruck an den politischen Charakter der in die Lebenswelten
eingreifenden universalistischen Werte, die unter anderem auch von seiner Generation in
politischen Kämpfen durchgesetzt wurden, jetzt aber wie seltsam zeit- und interessenenthobene
Offenbarungen behandelt werden. Damit kann man einen als alternativlos vernünftig geltenden
gesellschaftlichen Konsens eine Weile gegen Kritik immunisieren, provoziert aber später umso
wuchtigeren Widerstand.
Das ist für Michael Seemann, einen Linken, jetzt der Fall. Denn er glaubt nicht, dass es mit
jenem «Konsens» so weit her war. Der dominante Konsens sei vor allem der Konsens einer
«globalisierten Klasse der Informationsarbeiter, die viel homogener und mächtiger ist, als sie
denkt». Sie kontrolliere den Diskurs und habe dabei ihre kulturellen Standards durchgesetzt,
ohne eine Teilhabe der «Anderen» ins Kalkül zu ziehen.
Widerspruch werde moralisch erledigt, eine politische Debatte sei kaum möglich. Das Problem
liegt für Seemann nicht in erster Linie darin, dass Menschen sozial «abgehängt» sind, sondern
darin, dass ein erhebliches Milieu den Verlust kultureller Hegemonie als Kontrollverlust erlebt
und zugleich als Sachzwang akzeptieren soll.
Diese Strategie, im Kern politische Konflikte als alternativlose Sachzwänge zu camouflieren,
funktioniert aber nicht mehr reibungslos. Die Entpolitisierung zentraler Streitfragen durch eine
hypermoralische Aufspaltung der Gesellschaft in die Guten und die bösen «Anderen» erweist
sich als riskant und gesellschaftspolitisch dysfunktional, weil der Widerstand gegen die
uneingestandene Herrschaft ausser Kontrolle geraten könnte.
Kluge Politiker haben das auch begriffen. Sie fordern die Bereitschaft, mit den «Anderen» zu
reden, sie nicht länger nur als «Pack» zu denunzieren, als Idioten vorzuführen und ihre
Positionen mit Tabus und Denkverboten zu belegen. So formulierte das unabhängige
Beratergremium «Konvent für Deutschland», zu dem auch der ehemalige Bundespräsident
Roman Herzog gehört, im Frühjahr ein Plädoyer für den offenen Diskurs und «eine
Debattenkultur, die Meinungspluralität ernst nimmt, Unterschiede nicht zukleistert». Wer eine
«Revitalisierung» der Politik und der Parteien will und das Gebot der demokratischen Teilhabe
ernst nimmt, wird solchen Forderungen kaum widersprechen können.
Es sind gerade einige Politiker der Grünen, die doch als besonders korrekt gelten, die mit
vollem Risiko die Diskursgrenzen verschieben wollen. So provozierte jüngst Boris Palmer,
grüner Oberbürgermeister von Tübingen, nicht nur seine Parteifreunde mit der Forderung, auch
Menschen zu tolerieren, die «wir für reaktionär halten ». In Sachsen geht Antje Hermenau, zehn
Jahre lang Fraktionsvorsitzende der Grünen im Dresdner Landtag, in Debatten mit der AfD mit
der Einstellung, auch der Andere könnte recht haben. Die «TAZ» zitiert die Frau mit der
Bemerkung, das «sei die Haltung, mit der man in ein Gespräch gehen müsse, wenn man keine
gespaltene Bevölkerung wolle».
Daraus spricht nicht nur taktisches Interesse, den anderen zu verstehen, um ihn desto besser
niedermachen zu können. Ohne eigene Positionen opportunistisch einem «Zeitgeist» zu opfern,
verbindet sie deren offensive Vertretung mit der Bereitschaft zur selbstkritischen Befragung.
Eine solche erzliberale Haltung ist in deutscher Politik und womöglich auch in den Medien
heute noch eher eine Minderheitenposition, wie gerade an der Reaktion auf ähnliche
Forderungen des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann am
Parteitag der Grünen zu sehen ist. Dem im «Kampf gegen rechts» beliebten politisch korrekten
Imperativ «Mit denen redet man nicht!» zu folgen, ist allemal bequemer.
Wer aber den postdemokratischen Erziehungsstaat nicht mag und auch keine Lust auf
Bürgerkrieg hat, für den sind eine unverstellte Wahrnehmung der gesellschaftlichen Wirklichkeit
und die ganz andere Diskussionskultur, wie sie sich Kretschmann und Roman Herzog
wünschen, plausible Alternativen.
Steigende
Hypothekarzinsen: Trump
verteuert den Hauskauf
nzz.ch
US-Wahlen: Vom White
Trash lernen
nzz.ch
2016-11-18 00:00 Heribert Seifert www.nzz.ch
13 /100
Rheinberg - Einbruch in Einfamilienhaus / Polizei sucht
(1.00/4)
Zeugen
Rheinberg (ots) - Am Donnerstag, zwischen 18.30 Uhr und 22.00 Uhr, hebelten unbekannte
Täter die Haustür eines Einfamilienhauses an der Xantener Straße auf. Die Täter entwendeten
Bargeld und flüchteten unerkannt.
Sachdienliche Hinweise bitte an die Polizei in Rheinberg, Tel.: 02843 / 9276-0.
Euro Schaden durch
Brandstiftung
t-online.de
2016-11-18
online.de
14 /100
07:15
www.t-
Was heute
wichtig ist
(1.00/4)
Elon Musk erhält von den
Aktionären von SolarCity
grünes Licht für die Fusion
mit Tesla. Der Tesla-Chef
war mit 22 Prozent der
Aktien bereits der grösste
Anteilseigner
von
SolarCity. Musk erhofft sich
vom umstrittenen Deal
Synergien und spricht vom
einzigen
vollintegrierten
Energiekonzern der Welt.
Vorwahlen in Frankreich:
Spannende Primärwahlen
der Bürgerlichen
nzz.ch
2016-11-18 00:00 Sylviane Chassot www.nzz.ch
15 /100
Albinos in Tansania: Die weissen Schwarzen
(1.00/4)
Am Tag, an dem wir in Dar es Salaam eintreffen, berichten die Zeitungen
über eine grosse Show, die am Abend zuvor in Nairobi stattfand: Das
Nachbarland Kenya hat soeben die ersten Miss und Mister Albino gekürt,
mit Pomp und Krönchen und dem Vizestaatspräsidenten als Ehrengast,
der via CNN und Twitter verkündete, wie sehr er Albinos liebe. «Eine tolle
Sache!», sagt Oscar Haule, als wir darauf zu reden kommen. «Eine MissAlbino-Show hatten wir auch schon in unserem Land, nur leider nicht ganz so gross.»
Aber zunächst einmal empfängt uns der freundliche Oscar mit einem «very warm Welcome to
Tansania!». Es ist das Land des Kilimandscharo und der Serengeti – und das Land der Albinos.
Nirgendwo sonst auf der Erde leben pro Kopf gerechnet mehr Menschen mit Albinismus als in
Tansania. Normalerweise ist es 1 zu 20'000, hier 1 zu 1400, doch warum ausgerechnet in
Tansania, das kann uns niemand genau sagen. Notorisches Heiraten unter Blutsverwandten
liegt als Erklärung nahe, doch das gibt es in vielen Ländern, ohne dass dort ähnlich viele
Albinos geboren werden. 36'000 sollen in Tansania leben, vielleicht auch noch mehr, denn
niemand kann sie zählen in diesem Land, das dreimal so gross ist wie Deutschland, wo 50
Millionen Einwohner in Tausenden von entlegenen Dörfern leben.
Der Erste, den wir antreffen, ist Maulidi. Schweigend und in sich gekehrt sitzt der 25-jährige
Mann mit einer Haut wie Pergament und zusammengekniffenen Augen in Oscar Haules
winzigem Büro mitten in Dar es Salaam. Sein Kopf ist kahl, die rotblonden Haare sind alle
wegrasiert. Maulidi ist Fussballer, Stürmer bei den Albino United, dem ersten Fussballklub der
Welt, der zur Hälfte aus Albinos besteht. Oscar Haule, im Hauptberuf Geschäftsmann, hat den
Klub 2008 gegründet. Seither kämpft er als nebenamtlicher Manager mit seinem Team um
Punkte in der vierten tansanischen Liga, vor allem aber gegen die Vorurteile gegenüber den
weissen Schwarzen.
Viele Tansanier halten Albinos für lebende Gespenster, für Boten des Unglücks, neuerdings
auch von Reichtum und Glück, nur nicht für menschliche Wesen.
Dass ihre bleichen Beine schon beim ersten Ballkontakt brechen, gehört noch zu den
harmlosen Gerüchten. Viele Tansanier halten Albinos für lebende Gespenster, für Boten des
Unglücks, neuerdings auch von Reichtum und Glück, nur nicht für menschliche Wesen. Nach
einer Untersuchung des PEW-Research-Centers von 2010 glauben 60 Prozent der
tansanischen Bevölkerung an die heilende Kraft von Geistern.
Oscar und seine Familie sind selber nicht von Albinismus betroffen. Doch für ihn war die
Gründung der Albino United ein Akt menschlicher Solidarität und ein ähnlich unkonventioneller
Versuch der Integration wie die Miss- und Mister-Albino-Wahlen. Der Auslöser war eine
grausame Mordwelle, die 2006 losgebrochen war, scheinbar aus dem Nichts. Bis 2015 wurden
mindestens 75 tansanische Albinos umgebracht und mehr als 200 in ganz Afrika. Niemand
weiss, wie viele von ihnen heimlich verschwanden oder vergewaltigt wurden, weil ein Mann
dem Gerücht glaubte, er könne sich vom HI-Virus befreien, wenn er Sex mit einer Albina habe.
Eigentlich sollte Maulidi mit seiner Mannschaft an einem Turnier spielen. Doch weil er arbeiten
musste und die Abfahrt verpasste, sitzt er nun traurig neben Oscar und wird auch nicht
fröhlicher, als er aus seinem Leben erzählt. Am Anfang mussten die Albino United unter
Polizeischutz trainieren und spielen, mittlerweile fühlt sich Maulidi einigermassen sicher, anders
als in der Provinz, aus der er in die Hauptstadt geflüchtet ist, weil er fürchtete, ihm könnte das
Gleiche widerfahren wie unzähligen Albinos, die mitten in der Nacht überfallen und zugerichtet
wurden wie Nashörner und Elefanten von Wilderern.
Zwei Mädchen, die weniger Glück hatten als Maulidi, waren die Waisenkinder Bibiana und
Tindi. Im Jahr 2009 waren drei Männer in ihre Hütte eingebrochen und hackten dem einen
Mädchen mit einer Machete zwei Finger ab und dem andern das halbe Bein. Um die Körperteile
als Glücksbringer zu verkaufen. Es war ein Wunder, dass die Mädchen überlebten. Und ein
spätes grosses Glück, dass Al-Shaymaa Kwegyir auf sie aufmerksam wurde und die beiden
Mädchen adoptierte.
«Just call me Shaymaa», sagt die Frau, die uns in ihrer geräumigen Stadtwohnung empfängt.
Sie sitzt zwischen einem Hometrainer und einem riesigen Flatscreen, während draussen der
Muezzin zum Gebet ruft. Bibiana und Tindi, ihre beiden Adoptivtöchter, sind derzeit in Los
Angeles, wo ihnen amerikanische Donatoren einen Neustart ins Leben mit Hightech-Prothesen
verschaffen. Heute sagt die 56-jährige Shaymaa: «Ich bin stolz darauf, eine Albina zu sein.»
Aber auch der Weg dieser charismatischen Frau war hart, bis sie 2008 die erste Abgeordnete
mit Albinismus im nationalen Parlament wurde. Von ihren schwarzen Mitschülern war sie ohne
Ende als «nguruwe» (Schwein) gehänselt worden oder als «zeru-zeru» (Geist). Doch
Hauptsache, sie war überhaupt an einer Schule und hielt durch. Es war ihr Glück des Lebens,
dass sie in eine Familie hineingeboren wurde, wo nicht Aberglaube über das Schicksal
entschied. Ihre Mutter war Lehrerin, der Vater Gefängnisaufseher, beide schwarz, doch von
ihren neun Kindern waren drei weiss. Die Eltern liebten trotzdem alle ihre Kinder gleich, weil sie
wussten, dass Albinismus mit veränderten Genen und fehlendem Melanin zu tun hat und nichts
mit bösen Geistern.
Shaymaa schaffte es an die Universität, dann wurde sie Empfangsdame für offizielle Gäste am
Flughafen Dar es Salaam, wo sie dem damaligen Staatspräsidenten auffiel, der sie 2008 zur
Parlamentarierin ernannte, um ein Zeichen gegen die Stigmatisierung der Albinos zu setzen.
Doch selbst im Parlament gab es Politiker, die einen grossen Bogen um die weisse Frau
machten, nicht zu reden von den Dörfern weitab der Hauptstadt, die Shaymaa nur an der Seite
von Polizisten besuchen konnte, um die Bewohner über Albinismus aufzuklären.
Shaymaa hat zwar die Wiederwahl ins Parlament nicht geschafft («well, that's politics»),
trotzdem ist sie vorsichtig optimistisch. Die Situation sei besser geworden, es gebe weniger
Morde, in diesem Jahr noch keinen. Vor allem würden betroffene Kinder weniger oft als früher
aus Scham zu Hause versteckt oder gleich nach der Geburt heimlich getötet, sondern zur
Schule geschickt. «Es ist alles eine Frage der Bildung. Bildung, Bildung», sagt Shaymaa; ein
Satz, den wir noch oft hören werden auf unserer Reise durch dieses Land.
1000 Kilometer nordwestlich von Dar es Salaam liegt Musoma, eine Stadt mit geschätzten 150
000 Einwohnern am Südufer des Viktoriasees. Musoma und die Nachbarstadt Mwanza gelten
als Hochburgen der Heiler und der Hexerei. Vor Ort nimmt uns ein rundlicher Mann mit dem
Vornamen «Gott sei Dank» in Empfang, Deogracias Wegina.
Deogracias, 50, ist Geschäftsmann und Präsident des örtlichen Rotary Club, der sich mit
internationaler Unterstützung um die Albinos in dieser Region kümmert. Er führt uns in die
«Mwisenge Primary School», eine staatliche Primarschule mit 820 Kindern, unter ihnen rund
hundert Albinos. Alle tragen blau-weisse Schuluniformen, doch im Unterschied zu den
schwarzen Schülern tragen die Albinos Caps und Safari-Schlapphüte, die sie tief ins Gesicht
gezogen haben, um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Und selbst dann müssen viele ihre
hochempfindlichen Augen pausenlos zusammenkneifen oder mit den Händen schützen, weil
niemand sich eine Sonnenbrille leisten kann, geschweige denn eine Lesebrille, um die
endemische Kurzsichtigkeit zu korrigieren.
Betroffene Kinder würden weniger oft als früher aus Scham zu Hause versteckt oder gleich nach
der Geburt heimlich getötet.
Nach 2006 wurden die jungen Albinos aus den Dörfern der ganzen Region hierher geholt, nicht
nur um lesen und schreiben zu lernen, sondern ebenso zu ihrer Sicherheit. Es gibt auch Heime
im Land, wo ausschliesslich Albinos leben. Doch was von der Regierung als Schutz gedacht
war, wurde bald zur Falle, zu einem Ort der Isolation. Doch hier sollen alle Kinder mit allen
leben und lernen, und glaubt man den Lehrerinnen, dann funktioniert es recht gut. Schulzimmer
und Schlafräume sind freilich in einem miserablen Zustand. Es hängen zwar Tafeln an der
Wand, aber darauf schreiben oder etwas erkennen kann man schon lange nichts mehr.
Das einzige Gebäude der Schule, das nicht verlottert ist, ist eines, das der chinesische
Botschafter als Geschenk seines Landes 2015 eingeweiht hat, wie eine goldene Tafel an der
Eingangstüre verkündet. Ohnehin sind die Chinesen in Tansania bald so präsent wie CocaCola, vor allem in der Hauptstadt Dar es Salaam, wo sie einen Glasturm nach dem andern
hochziehen und chinesische Banken um Kunden werben. Das weitaus grösste chinesische
Projekt in Tansania, der grösste Hafen an der Küste Ostafrikas, liegt derzeit jedoch auf Eis.
Wir fahren weiter an den Stadtrand von Musoma und treffen Herena und Elizabeth in einem
Wellblechhüttenquartier. Die beiden Albinas sind jetzt Jungunternehmerinnen. Mit einem
Mikrokredit von 300 Dollar und vielen Tipps von Rotary-Präsident Deogracias haben die beiden
Frauen im letzten Jahr zwei Coiffeurshops eingerichtet und soeben ihre dritte Zinsrate
zurückbezahlt, wie Deogracias stolz berichtet. Die zierliche Herena ist froh, dass sie weiterhin
mit beiden Händen arbeiten kann, denn seit 2013 wurde sie gleich zweimal in der Nacht
bedroht, man werde sie töten und verstümmeln.
Seit zwei Jahren ist Sadda nicht mehr angegriffen worden. Trotzdem getraut sie sich nicht
einmal untertags, alleine durch die Strassen zu laufen.
Auch Sadda ist eine Albina, die mit gleicher Starthilfe zwei Shops in Musowa aufgebaut hat.
Nie, sagt die 52-jährige Frau mit leiser Stimme und scheuem Lächeln, hätte sie früher auch nur
einen T-Shilling von irgendwoher bekommen. Und ebenso wenig hätte sie vor zwanzig Jahren
auf einem Markt arbeiten können, weil viele Leute der Ware aus einer weissen Hand wie jener
von Sadda nicht trauten. Sie hätte verhext sein können. Heute verkauft sie geflochtene Körbe für
Fischer und Händler, zudem importiert sie Stoffe aus Indien und näht mit zwei anderen Frauen
Kleider daraus wie die leuchtende rosarote Kanga, die sie selber trägt. Seit zwei Jahren ist
Sadda, deren Haut mit grossen dunklen Pigmenten übersät ist, nicht mehr angegriffen worden.
Trotzdem getraut sie sich nicht einmal untertags, alleine durch die Strassen zu laufen.
Ihr Vater hatte zwei Frauen und sechs Kinder mit Albinismus. Unterdessen ist Sadda selber
vierfache Mutter und sechsfache Grossmutter. Alle ihre Kinder und Enkel sind schwarz, doch
jede Geburt war und bleibt eine Lotterie. Schwarz oder weiss? Stigma oder nicht? «Gott weiss
es», sagt Sadda. Auch deshalb ist die Suche nach einem Partner eine schwierige Sache für
Albinas. Oft werden Hochzeiten im letzten Moment annulliert, weil die Angehörigen des
Bräutigams einen Fluch über der ganzen Familie befürchten.
Eine der vielen Frauen, die das erlebt hat, ist Silya, 37. Wie nur wenige Albinas ist sie sorgfältig
geschminkt und trägt eine Lesebrille. Wir treffen sie im Hauptstadtbüro der Tansania Albino
Society, einer NGO, die bereits 1980 gegründet worden ist und mittlerweile 9000 Mitglieder im
ganzen Land zählt. Silya ist die Tochter eines Teepflanzers, der seine weisshäutige Tochter so
liebte und beschützte, dass er gar ein eigenes Pult für sie in die Schule brachte, weil niemand
neben ihr sitzen wollte. «It's education», sagt auch Silya, die heute in der Personalabteilung
eines Ministeriums arbeitet.
Auch Josephat, 32, sässe heute nicht neben Silya, hätte seine Mutter auf ihre Hebamme gehört,
die ihr nach dem ersten Blick auf die bleiche Haut des Buben riet: «Vergifte dieses Kind!» – «Es
ist Gottes Wille», antwortete die Mutter. Mittlerweile ist Josephat Torner, gesegnet mit einer
schnellen Zunge und einem scharfen Verstand, einer der bekanntesten Albinos in Tansania. Er
ist schon nach Washington gereist und auf den Kilimandscharo gestiegen, um über die Lage
der Albinos zu berichten und seinen Landsleuten zu beweisen, dass sie so fit sind wie ihre
schwarzen Brüder und Schwestern. Und es scheint sich gelohnt zu haben. Die Lage habe sich
jedenfalls klar verbessert in den letzten Jahren, meint auch Josephat, der 2012 selber nur
knapp einer Entführung entging.
Schon um 1900 wurden Albinos als vermeintliche koloniale Geister umgebracht, während die
Deutschen in Tansania herrschten, dem damaligen Deutsch-Ostafrika. Der Fluch der weissen
Haut hielt ein Jahrhundert lang an, ohne dass man in Europa Notiz davon nahm. Bis eben 2006
die Nachrichten von den vielen Morden um die Welt gingen. Doch warum gerade dann?
Josephat hat eine überraschende Vermutung dazu, die auch unter europäischen Ethnologen
kursiert: «Die Globalisierung» könne dahinterstecken. Über viele Generationen hinweg, so holt
er aus, liessen sich die traditionellen Heiler in Naturalien bezahlen. Doch in den letzten zwanzig
Jahren wurden wie überall auf der Welt auch in Afrika das Leben und die Arbeit mehr und mehr
monetarisiert. Manche Heiler und Hexer wollten sich nicht mehr mit Tabak oder Hirse abgelten
lassen, sie verlangten nun Cash.
Es existiert offenbar ein Schwarzmarkt für Albinoknochen. Es würden Preise von 5000 Dollar für
einen Arm und 200'000 Dollar für einen ganzen Leichnam herumgeboten.
Deshalb erfanden sie quasi ein neues Geschäftsmodell, das sie selber mit Gerüchten in Gang
setzten. So galten Albinos fortan nicht mehr als Omen des Bösen, sondern sie versprachen
Glück und Reichtum. Den Fischern am Viktoriasee verhiess man einen besseren Fang, wenn
sie blonde Albinohaare in ihre Netze flochten. Noch vielversprechender als Haare oder
Fingernägel waren Knochen, die man zum Beispiel in den Minen hinterlegen sollte, um mehr
Edelsteine zu finden. Dies, so Josephat, habe einen Schwarzmarkt für Albinoknochen
geschaffen. In den internationalen Medien wurden Preise von 5000 Dollar für einen Arm, bis zu
200'000 Dollar für einen ganzen Leichnam herumgeboten. Josephat mag nicht über Zahlen
reden, weil er weder weitere Auftragsmörder noch Grabräuber animieren möchte.
Doch wer sollte das überhaupt bezahlen können in einem Land, wo nach der jüngsten
Regierungsstatistik 38 Prozent der Bevölkerung mit weniger als 1 Dollar 25 pro Tag leben?
«Die grossen Fische!», hatte uns Deogracias in Musoma oben zugerufen, «Politiker und reiche
Businessleute!» Ihnen traut der Rotary-Präsident offenbar alles zu und vergleicht sie mit Idi
Amin. «Wenn diese Leute an die Macht wollen, zählt Bildung nichts mehr. Dann sind sie nur
noch Egoisten.»
Tatsächlich wurde der Verdacht schon im Parlament geäussert, auch Politiker hätten sich bei
Heilern mit Albinoknochen eingedeckt, um so ihre Wahlchancen zu verbessern. Schon möglich,
meint Josephat. Nur gibt es keine Beweise dafür. Weder er noch sonst jemand kennt einen
konkreten Fall. Noch nie ist ein Politiker oder Geschäftsmann je angeklagt oder gar verurteilt
worden.
Es wurden zwar ein paar wenige Täter gefasst und zum Tode verurteilt, doch das waren junge
Männer, die bereit waren, für ein paar Dollar ein Kind zu töten. Die «grossen Fische», so es sie
denn gibt, schwimmen im Dunkeln. Auch die vorübergehende Verhaftung von 200 verdächtigen
Medizinmännern im Jahr 2015 hat keine Klärung über allfällige Hintermänner gebracht. Die
meisten Morde blieben ungeklärt, weil die Zeugen – oftmals im Umfeld der Familie – nicht zu
einer Aussage vor Gericht bereit waren.
Doch am schlimmsten sind für die Albinos nicht einmal die Morde. «Unser grösster Feind ist die
Sonne», hatte uns schon Shaymaa, die Parlamentarierin, gesagt. Gemäss einer neuen Statistik
werden die Albinos in Tansania gerade einmal halb so alt wie die schwarze Bevölkerung: 32
Jahre. Der Hauptgrund: Hautkrebs. Nach Schätzungen von Dermatologen hat jeder zweite
Albino zwischen 20 und 30 Jahren Melanome in fortgeschrittenem Stadium. In den grossen
Städten geben Hautkliniken mittlerweile Sonnencrèmes mit Schutzfaktor 50 ab und bieten
Vorsorgeuntersuchungen an. Doch das können sich nur wenige leisten. Und wen die Eltern
schon als Kind ungeschützt der afrikanischen Sonne überliessen, der hat ohnehin miserable
Aussichten.
«Unser grösster Feind ist die Sonne»: Die Albinos in Tansania werden gerade einmal halb so
alt wie die schwarze Bevölkerung: 32 Jahre.
Unser nächstes Ziel ist die «Saint Francis of Assisi Primary School» am Fusse des
Kilimandscharo. Gegründet wurde diese Schule nahe der Stadt Moshi von Sister Mosha, einer
resoluten tansanischen Nonne, die es selbst im Staub der afrikanischen Provinz auf
wundersame Weise schafft, ihre Haube stets blütenweiss zu halten. Im Jahr 2000 begann sie
Waisen und Behinderte aus der Region in einem 20-Quadratmeter-Holzverschlag
aufzunehmen. Inzwischen versorgt sie mit elf Ordensschwestern 380 Waisen, Blinde, Stumme
und Taube – und mitten unter ihnen 70 Albinos, die, so unser Eindruck, mit allen andern
Kindern in grösster Selbstverständlichkeit verbunden sind. Mehr als ein Dutzend Schul- und
Schlafsäle stehen mittlerweile auf dem Gelände, allesamt Spenden aus Europa, und im
Vergleich zur Staatsschule in Musoma werden sie weit besser unterhalten. Die Ordnung in den
Schlafsälen schlägt jede Kaserne.
Der neuste Bau ist eine drei Meter hohe Betonmauer rund um die Schule. Sie wurde von der
Schweizer «The Dear Foundation» gestiftet, mit deren Präsidentin Sonja Dinner und dem
Projektverantwortlichen Stefan Rothschild wir hier unterwegs sind (siehe Kasten). Die Mauer,
erklärt Sister Mosha, soll Tiere vom Gelände abhalten und ebenso Kriminelle, die Albinos
entführen könnten.
Einer der Schüler ist der lange Jackson, der mit seinen 1,85 Metern weit über alle andern
hinausragt und auch der Älteste ist mit 17 Jahren. Auch seine drei älteren Geschwister waren
Albinos, doch Jackson ist der Einzige, der noch lebt. Die andern sind tot, vermutlich von ihrem
eigenen Vater umgebracht – aus Aberglauben, sie brächten Unglück und Schande über die
Familie. Nach seiner Geburt wurde Jackson von seiner Mutter einer Tante in Obhut gegeben,
wo er zehn Jahre lang versteckt aufwuchs. Auch in die Schule wagte man ihn nicht zu schicken.
Dann brachte ihn die Tante bei den Nonnen von St. Francis in Sicherheit, weil sein Vater noch
immer nach ihm fanden liess.
Seit sieben Jahren ist Jackson nun hier. Seine Mutter hat er nie mehr gesehen, der Vater soll tot
sein. Er spricht leise, wirkt sanftmütig und doch verblüffend selbstbewusst vor der Kamera
unseres Fotografen. Lange wird er nicht mehr hier bleiben können, dann geht er in die
«Secondary School» und anschliessend, so hofft er, an die Universität. Arzt möchte er am
liebsten werden – und übers Wochenende immer zurück nach St. Francis, weil er sich dort
sicher fühlt.
Unser letzter Besuch gilt Abdallah Possi, einem der 18 Minister der tansanischen Regierung
und offiziell zuständig für Behinderte und Albinismus. Das Bemerkenswerte daran: Er ist selber
Albino, der erste in Afrika im Rang eines Ministers. Es ist Samstag, kein offizieller Arbeitstag, der
unprätentiöse Minister und Vater zweier schwarzer Kinder erscheint casual in Veston ohne
Krawatte. Possi, 37, ist der Sohn einer Psychologieprofessorin und eines Physikers und war von
der üblichen Stigmatisierung selber wenig betroffen. Er schrieb eine juristische Dissertation in
Deutschland und gilt erst recht als Vorbild, seit er Mitglied der Regierung ist. «Damit trage ich
eine riesige Verantwortung.»
Als er 2015 in die Politik einzog, war er zunächst einmal «extrem erleichtert», dass sich die
Gerüchte nicht bestätigt haben, wonach Parlamentarier die Dienste obskurer Heiler in Anspruch
nahmen, um ihre Wahl mithilfe von Albinoknochen zu befördern. Es wäre ihm eine unerträgliche
Vorstellung, einem solchen Politiker gegenüberzusitzen.
Nun ist er ein knappes Jahr im Amt und versucht das Beste daraus zu machen. Am wichtigsten
ist ihm dabei, «nicht in einen Skandal zu geraten und dadurch die alten Vorurteile gegen
Albinos aufs Neue anzuheizen». So hilft Possi so pragmatisch wie möglich, Kooperationen mit
Firmen und NGO aufzugleisen, die gute und günstige Sonnencrème im Land produzieren oder
Krücken und einfache Rollstühle. Und er zieht als Aufklärer durchs Land. Auch in der St.Francis-Schule war er vor kurzem, bei Sister Mosha und dem langen Jackson. «Beklagt euch
nicht über euer Schicksal. Arbeitet hart und lernt hart», hatte der Minister den Schülern auf den
Weg gegeben. Es nütze nichts, in einer Opferhaltung zu verharren, wiederholt der Minister in
seinem Büro.
Er weiss aber auch, dass man die Menschen in den entlegenen Dörfern nicht mit einem kurzen
Besuch in Anzug und Krawatte für sich gewinnen kann. «Man muss die Dorfoberen
überzeugen, um den Menschen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen», sagt Possi. Ein
Anfang ist geschafft, doch der Weg der Aufklärung ist noch weit in diesem Riesenland des
Aberglaubens.
Albinos in Tansania: Weisse
Haut, böse Geister
nzz.ch
2016-11-18 00:00 Martin Beglinger www.nzz.ch
16 /100
Lotto: Tipper übersieht Superzahl und ist plötzlich
Multimillionär
Ein
Tipper aus dem
Ruhrgebiet ging fest davon
aus, dass er mit seinen
Glückszahlen rund 160.000
Euro gewonnen hat. Doch
es kam noch besser, wie
WestLotto mitteilte.
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Die Lottogesellschaft rief
den Mann aus dem Raum
Gelsenkirchen
an
und
informierte ihn darüber,
dass er statt rund 160.000 Euro mit seinem Tipp knapp 4,4 Millionen Euro abgeräumt habe.
"Von so einem Anruf träumt wohl jeder Lottospieler", sagt Andreas Kötter, Geschäftsführer von
WestLotto. "Der Gewinner hatte sich schon Gedanken gemacht, was er mit dem Geld machen
könnte. Umso überraschter war der Mann dann, als er hörte, dass er nun Millionär ist. Damit
hatte er überhaupt nicht gerechnet. "
Seit Jahren spielt der Gewinner aus dem Ruhrgebiet mit den gleichen Zahlen Lotto, kreuzt
immer seine Lieblingszahlen 2 - 6 - 9 - 19 - 20 und 47 an. Am vergangenen Wochenende
musste er dann zweimal hinschauen: Sechs Richtig.
Was der Lottospieler jedoch übersah: Auch die Superzahl 1 auf seinem Spielschein war richtig.
Die einzige Zahl, die er bei der Tippabgabe in der Annahmestelle dem Zufall überließ. So
konnte ihm WestLotto mitteilen, dass er den Jackpot geknackt hat und jetzt Multimillionär ist.
2016-11-18 07:15 www.t-online.de
17 /100
Pattaya Beach: Strand des thailändischen Badeortes soll
größer werden
Einer
der
beliebtesten
Strände Thailands soll
wieder größer werden.
Mehrere
Millionen
Besucher kommen jährlich
an den Pattaya Beach,
doch
der
Sandstreifen
wurde immer schmaler.
Das soll sich jetzt wieder
ändern.
Mehr zum Thema
Der
Strand
im
thailändischen Badeort Pattaya ist über die Jahre immer weiter geschrumpft. Nach Angaben
des Marine Department war er einmal 30 Meter breit - heute sind es noch 1 bis 2 Meter. Doch
nun soll der 2,8 Kilometer lange Strandabschnitt mit 300.000 Kubikmetern Sand wieder
aufgeschüttet werden, kündigte die Behörde an. Die Arbeiten sollen sechs Monate dauern.
Pattaya liegt rund 150 Kilometer südöstlich von Bangkok und ist einer der beliebtesten
Touristenorte in Thailand . 2015 kamen rund 8,1 Millionen Besucher.
2016-11-18 07:14 www.t-online.de
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Wettervorhersage: Am Freitag fegt der Wind bis ins
Flachland
Wind und Regen sind die großen Wetterthemen der kommenden Tage. Vor allem am Freitag
kann es auch im Flachland ordentlich stürmen, sagt Rainer Buchhop von MeteoGroup im
Gespräch mit wetter.info. Dazu bleibt es
deutlich milder als sonst um diese
Jahreszeit.
Am
Freitag
gibt
es
zwei
Hauptregengebiete. Am Vormittag fällt am
Niederrhein, im Münsterland, Porta
Westfalica und Weserbergland kräftiger
Regen. Im Verlauf des Tages sind auch
das Bergische Land, das Sauerland und
weite
Teile
Nordrhein-Westfalens
betroffen. Innerhalb weniger Stunden
fallen 10 bis 20 Liter Niederschlag pro
Quadratmeter.
In der zweiten Tageshälfte ist der Südwesten dran. Bei Südwestwind werden die Regenwolken
gegen die Westhänge des Schwarzwaldes gedrückt, mehr als 20 Liter pro Quadratmeter Regen
sind innerhalb eines halben Tages möglich.
In den genannten Gebieten weht ein mäßiger bis frischer Wind. Im Westen und Nordwesten
kann es stürmische Böen bis ins Flachland geben, an den Küsten von Nord- und Ostsee besteht
die Gefahr von Sturmböen. Bei kräftigeren Schauern sind auch in tieferen Lagen des
Binnenlandes Sturmböen um 70 bis 80 Kilometer pro Stunde möglich.
"Auch auf den Bergen bläst es ordentlich", sagt Buchhop. In Gipfellagen der Mittelgebirge sind
Sturmböen möglich, auf dem Brocken weht der Wind mit über 100 Kilometern pro Stunde und
könnte sogar Orkanstärke erreichen. Der Meteorologe rät zur Vorsicht, auch etwa als Autofahrer
auf Brücken sollte man vor plötzlichen Böen gewappnet sein.
Im übrigen Land ist es zeitweise nass. Nur im Südosten, etwa vom Alpenrand bis zum
Bayerischen Wald bleibt es lange trocken, auch die Sonne lässt sich dort mal sehen.
Die Temperaturen liegen "auf der milden Schiene". Sie reichen von 7 Grad in SchleswigHolstein bis zu 15 Grad am Oberrhein sowie im Thüringer Wald, wo Föhn herrscht.
Am Samstag lässt der Wind nach. Kühlere Luft zieht herein, landesweit sind die Temperaturen
meistens einstellig und liegen zwischen 5 und 10 Grad. Das Wetter ist insgesamt leicht
wechselhaft: Es gibt längere sonnige Abschnitte, aber zwischendurch auch Regen- und
Graupelschauer.
Ein kleines Randtief beeinflusst den Sonntag. Unklar ist derzeit noch, welchen Weg es nehmen
wird: über den Ärmelkanal oder direkt über die Beneluxländer. Von der Zugbahn des Tiefs ist
abhängig, wie die Windverhältnisse am Sonntag sind. So ist es durchaus möglich, dass es
zwischen Eifel und Nordsee Sturmböen bis ins Flachland gibt.
Vom Saarland bis zur Nordsee scheint zeitweise die Sonne, die Temperaturen gehen wieder
leicht rauf auf 6 bis 13 Grad. Besonders mild wird es im Erzgebirge und in den Alpen, weil diese
Gebiete unter Föhneinfluss stehen.
In der Nacht auf Montag lässt der Wind im Nordwesten nach. Feuchte Luft zieht aus Frankreich
und Benelux rein und bringt Regen im Westen. In Richtung Osten bleibt es trocken. Die
Temperaturen erreichen sehr milde 9 bis 14 Grad, örtlich geht es sogar rauf auf 16 Grad.
Der Höhepunkt des milden Wetters ist voraussichtlich der Dienstag, ab Mitte der Woche gehen
die Temperaturen in Richtung erster Advent sehr allmählich etwas runter.
2016-11-18 07:12 Wetter-Studio www.t-online.de
19 /100
Ex-Nationalspieler Cacau hat neuen Job beim DFB
Der
ehemalige
Nationalspieler Cacau wird
neuer
Integrationsbeauftragter
des Deutschen FußballBundes
(DFB).
Der
gebürtige Brasilianer, der
1999 nach Deutschland
gekommen war und bei der
WM 2010 zum Aufgebot
der deutschen Mannschaft
zählte, hatte
erst im
vergangenen Monat seine
aktive Karriere beendet.
Am kommenden Dienstag wird der DFB den früheren Stürmer, der über 300 Bundesligaspiele
für den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart absolviert hat, im Rahmen einer Pressekonferenz
als neuen DFB-Integrationsbeauftragten vorstellen.
Der 35-Jährige, der sich nach eigener Aussage zudem einem Sportmanagement-Studium in
Nürnberg widmen will, hatte sein neues Engagement bereits im Oktober angekündigt. Damals
sprach er davon, künftig soziale Projekte des DFB zu unterstützen.
Cacau hatte aber auch betont, dass er sich in Zukunft "eine verantwortungsvolle Aufgabe in der
Bundesliga" zutraue. Zuvor wolle er aber im In- und Ausland bei einigen Vereinen im
Management hospitieren.
Cacau lief in der Bundesliga für den 1. FC Nürnberg und den VfB Stuttgart auf. In über 300
Spielen traf er 88 Mal. Zuletzt kickte er in der zweiten Mannschaft des VfB.
2016-11-18 07:12 www.t-online.de
20 /100
Werder Bremens Serge Gnabry traut sich Zukunft beim
FC Bayern zu
Warum nicht! Serge Gnabry traut sich eine fußballerische Zukunft im Weltklasse-Ensemble des
FC Bayern München zu. "Definitiv. Ich bin einer, der Aufgaben annimmt", sagte der Stürmer von
Werder Bremen bei seinem ersten Mannschaftstraining nach der Länderspielpause.
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Ob er das Zeug dazu habe, müsse aber letzten Endes der FC Bayern wissen. Gnabry hatte bei
seinem Länderspiel-Debüt
in der WM-Qualifikation der
deutschen
Nationalmannschaft gegen
San Marino drei Tore
geschossen.
"Ich glaube, dass er eine
super
Entwicklung
genommen hat und ein
toller Spieler ist", sagte
Bayern-Star
Jérôme
Boateng. "Ich traue ihm das
absolut zu. " Wenn Gnabry
gesund bleibe, habe er alle Möglichkeiten.
Der Stürmer war zur neuen Saison für geschätzte fünf Millionen Euro vom FC Arsenal nach
Bremen gewechselt. Der 21-Jährige hat bei Werder einen Vertrag bis 2020.
Seit dem Transfer gibt es Gerüchte über eine mögliche Ausstiegsklausel des jungen Spielers,
die ihm im Sommer einen Wechsel zum Rekordmeister aus München ermöglichen könnte.
Sportchef Frank Baumann dementierte bislang eine solche Klausel.
2016-11-18 07:11 www.t-online.de
21 /100
Geschwindigkeitskontrollen
27.11.2016)
47.
KW.
2016
(21.
-
Siegburg (ots) - 1. B 8, Hennef, zw. Bierth u. Uckerath Unfallauffällige
Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 2,1 km langen Streckenabschnitt
ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 5
Unfälle.
2. K 23, Windeck, Dattenfelder Straße zw. Dattenfeld und Helpenstell
Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 3,5 km langen Streckenabschnitt ereigneten
sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 5 Unfälle.
3. K 55, Ruppichteroth, Mümbrechter Straße Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem
2,9 km langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter
Geschwindigkeit 6 Unfälle.
4. L 86, Eitorf, Mühleiper Straße Unfallauffällige Strecke "Geschwindigkeit": Auf dem 3,0 km
langen Streckenabschnitt ereigneten sich 2013 - 2015 aufgrund überhöhter Geschwindigkeit 11
schwere Unfälle.
5. Siegburg-Wolsdorf, Seidenbergstraße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" u.a. wegen der
dortigen Grundschule.
6. Niederkassel-Uckendorf, Niederkasseler Straße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" da
Schulweg.
7. Troisdorf - Rotter See, Evrystraße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" wegen des Kinderkartens
und des Schulweges zu den nahegelegenen Schulen.
8. Hennef, Fritz-Jacobi-Straße "Schutzwürdiger Bereich Kinder" u.a. wegen der dortigen
Grundschule.
9. L 143, Sankt Augustin-Menden, Siegstraße "Sonstige Gefahrenstelle" da hier die zulässige
Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern häufig überschritten wird.
10. Siegburg, Bernhardstraße "Sonstige Gefahrenstelle" da
Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern sehr häufig überschritten wird.
hier
die
zulässige
11. Lohmar-Honrath, Rösrather Straße "Sonstige Gefahrenstelle" da hier die zulässige
Höchstgeschwindigkeit von Kfz-Führern sehr häufig überschritten wird. (Kü)
2016-11-18 07:10 www.t-online.de
22 /100
Berühmte Kleider - "Happy-Birthday-Kleid" von Marilyn
Monroe für 4,8 Millionen US-Dollar versteigert
1962 sang Marilyn Monroe
ein Geburtstagsständchen
für John F. Kennedy. Jetzt
wurde
ihr
Glitzerdress
versteigert. Kleider, die
seitdem berühmt geworden
sind oder ihre Trägerin
berühmt gemacht haben.
Jana
Stegemann,
Jahrgang 1986, seit Juni
2012 bei Süddeutsche.de
im
Ressort
Panorama/Leben/Stil.
Aufgewachsen im schönen Münsterland in einem Ort namens Neuenkirchen, der weltweite
Bekanntheit durch einen umgefallenen Blumenkübel erlangte. Mit 15 Jahren den ersten Text in
der Münsterschen Zeitung veröffentlicht; danach zehn Jahre für Lokalzeitungen geschrieben.
Zwischendurch in Münster und Bielefeld Rechtswissenschaft, Germanistik, Journalismus und
Islamwissenschaft studiert. Immer auf der Suche nach: Geschichten mit Herz, Menschen mit
Humor und allem, was glitzert. Fühlt sich als "Zuagroaste" sehr wohl in München, liebt die
umliegenden Seen und den Alpenblick aus dem SZ-Hochhaus, hält jedoch die
Ladenöffnungszeiten in Bayern für nicht mehr zeitgemäß.
Felicitas Kock, Jahrgang 1986, stammt aus Regensburg und durfte bei der Mittelbayerischen
Zeitung erste journalistische Erfahrungen sammeln. Hat in München und Paris Ethnologie,
Politik und Kommunikationwissenschaft studiert. Heuerte in den Semesterferien erst bei der SZ
an, später bei der dpa und bei SZ.de. Hat im Januar 2013 ihr Herz an die Ressorts Panorama,
Gesellschaft und Stil verloren, betreut dort am liebsten Großlagen und schreibt über
gesellschaftliche Themen von der Pille für den Mann bis zum Alltag syrischer Flüchtlinge.
4,8 Millionen US-Dollar zahlte ein Bieter für dieses Kleid : Das enganliegende, hauchdünne
und mit 2500 Kristallen besetzte Seidenkleid hatte Marilyn Monroe im Mai 1962 im New Yorker
Madison Square Garden getragen, als sie dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy ein
Geburtstagsständchen sang. "Happy Birthday, Mister President" hauchte Monroe. Geschenkt,
dass der Präsident eigentlich gar nicht Geburtstag hatte, sondern erst zehn Tage später. Die
hautfarbene Robe des Designers Jean Louis ließ Monroe wie nackt erscheinen und war eine
Provokation. Es war so eng, dass sie darunter nichts trug und es erst kurz vor ihrem Auftritt an
ihrem Körper zugenäht wurde. Für viele war die Szene der Beweis, dass die Gerüchte um eine
Affäre Monroes mit dem US-Präsidenten stimmten. Das Kleid kostete ursprünglich 12 000 Dollar
und war bereits 1999 ein erstes Mal für knapp 1,3 Millionen Dollar versteigert worden.
0% Das Kleid ist die klare Nummer 1!
0% Ein echter Hingucker.
0% Ja, ist ganz ok.
0% Sieht aus wie von einer Billigkette!
2016-11-18 07:10 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Colonia Dignidad: Deutsche Renten für die Sekte
Deutsche
Diplomaten
haben
der
Colonia
Dignidad
bei
der
Geldbeschaffung geholfen.
Deshalb konnten über
Jahrzehnte
Millionenbeträge
aus
deutschen Rentenkassen
in die Sekte fließen.
Erstmals
sprechen
Diplomaten darüber, die in
Chile Dienst leisteten.
Die Recherchen der ARDDoku "Die Sekte der Folterer - Deutsche Diplomaten und die Verbrechen der Colonia Dignidad"
möchte das Auswärtige Amt nicht kommentieren. Sie sind heikel. Denn sie zeigen, dass
deutsche Rentenversicherer die Sekte von 1961 bis 1989 mitfinanzierten - aufgrund
unzulänglicher Informationen der deutschen Botschaft in Chile.
In der Colonia Dignidad herrschten unter dem damaligen Chef, dem Deutschen Paul Schäfer,
grausame Zustände: Sklavenarbeit, Selbstjustiz und Folter. Deutsche Staatsbürger wurden an
einer Flucht gehindert. Die Botschaft wusste das - und trotzdem flossen die Gelder.
Die etwa 50 Rentenberechtigten in der Colonia Dignidad mussten jährlich mit sogenannten
Lebensbescheinigungen nachweisen, dass sie noch leben. Das ist gängige Praxis für den
Bezug von Renten im Ausland. Die Botschaft stellte diese Bescheinigungen aus. "Dafür
mussten sich im Prinzip die Leute persönlich vorstellen. Das geschah bei der Kolonie aber
nicht", erklärt Werner Kaufmann-Bühler, Konsul an der deutschen Botschaft in Chile von 1970
bis 1973.
Der pensionierte Diplomat äußert sich erstmals öffentlich zu den merkwürdigen Vorgängen in
der Botschaft. "Da hatte sich der Brauch eingebürgert, dass jemand mit einem Stoß von
Formularen und Vollmachten kam und sich pauschal die Genehmigung geben ließ. " Der
Diplomat hatte sich 1972 in einem Bericht an das Auswärtige Amt gegen diese Praxis der
"Sammelverfahren" gewandt. Vergeblich. Kaufmann-Bühler wurde auf eine andere Dienststelle
versetzt, dieser "Brauch" wurde fortgeführt.
Als Dieter Haller 1984 in der deutschen Botschaft in Chile die Konsularabteilung übernahm, hat
auch er "ein paar Verhaltensweisen vorgefunden", die er "nicht gut fand". Dazu gehörte, "dass
es nie einen persönlichen Kontakt gab zwischen Angehörigen der Colonia Dignidad und
Vertretern der Botschaft". Die Rentenberechtigten hätten "alle ihre konsularischen
Dienstleistungen" über einen Stellvertreter - ein Mitglied aus der Führungsriege der Colonia
Dignidad - abgewickelt. Dieter Haller, der heute Botschafter in Saudi-Arabien ist, hatte darauf
bestanden, diese Praxis abzuschaffen, konnte sich aber offenbar zunächst nicht durchsetzen.
Noch im März 1987 schrieb Konsul Haller in einem vertraulichen Brief an das Auswärtige Amt:
"In der Vergangenheit ist ein Verbindungsmann bisweilen mit Sammelvollmachten mit bis zu 40
Unterschriften hier erschienen. " Und er mahnte: "Dieses System muss beendet werden. " Als
wenig später dem damaligen Staatssekretär Jürgen Sudhoff die Sache vorgelegt wurde, schrieb
er zornig an den Rand des Dokuments: "Warum haben wir das zugelassen? " Und: "Hier tickt
eine Zeitbombe. " Auf Hallers Initiative wurden die Sammelverfahren eingestellt, vermutlich erst
1987.
Dennoch vertrauten bis dahin die Rentenversicherer der deutschen Botschaft in Chile. Was
blieb ihnen übrig? Sie zahlten. Es waren Altersrenten, Kriegsversehrten- und
Vertriebenenrenten. Die Gelder "wurden voll eingesteckt von der Leitung der Kolonie. Das war
der Botschaft bekannt", erinnert sich Kaufmann-Bühler. "Diese Leute hatten keine individuellen
Konten, die wussten wahrscheinlich gar nicht, dass es das gab. "
Dieter Haller forschte Mitte der 1980er-Jahre nach und fand heraus, dass die Renten "auf ein
Sammelkonto der Colonia Dignidad" überwiesen wurden. "Das war eine monatliche Summe
von um die 50.000 Mark. " Genau lässt sich der Geldfluss nicht mehr rekonstruieren. Wenn
diese Angabe zutrifft, ist im gesamten Zeitraum eine zweistellige Millionensumme aus
deutschen Rentenkassen an die Sekte geflossen - in begehrten Auslandsdevisen.
Norbert Blüm, damals Bundesminister für Arbeit, bestätigt, dass die Renten direkt der
Führungsriege der Colonia Dignidad zugute kamen. "Die deutsche Rentenversicherung zahlte
auf ein Sonderkonto", sagt er. Und er kommentiert mit drastischen Worten: "Das war ein saftiges
Einkommen für einen Folterapparat, mitfinanziert von der Deutschen Rentenversicherung ohne ihr Wissen. "
Als Blüm im Sommer 1987 bei Diktator Augusto Pinochet persönlich die Einhaltung der
Menschenrechte anmahnte, hatte er keinen guten Eindruck von der damaligen deutschen
Botschaft. "Die Zusammenarbeit mit der Botschaft war schlecht. " Der Minister traute nun auch
nicht mehr den von der Botschaft ausgestellten Lebensbescheinigungen. Er ließ eigene
Mitarbeiter nach Chile reisen. Sie sollten herausfinden, ob die "Rentenberechtigten" in der
Colonia Dignidad noch leben. Das Ergebnis: Im Februar 1989 stellten die deutschen
Rentenversicherer alle Zahlungen ein.
2016-11-18 07:06 tagesschau.de www.tagesschau.de
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UNO verlängert Giftgas-Untersuchung in Syrien
Der Rat beauftragte die
Kommission damit, die "Täter,
Organisatoren
und
Hintermänner"
von
Chemiewaffeneinsätzen
im
kommenden
Jahr
zu
identifizieren.
Russland
stimmte skeptisch zu.
18.11.2016 | 07:03 |
( DiePresse.com )
Der UN-Sicherheitsrat hat das
Mandat für die Untersuchung
zum Einsatz von Chemiewaffen in Syrien um ein Jahr verlängert. Das Gremium stimmte am
Donnerstag (Ortszeit) für eine US-Vorlage, die den Einsatz der Untersuchungskommission bis
kommendes Jahr ausweitet. Der Rat beauftragte die Kommission damit, die "Täter,
Organisatoren und Hintermänner" von Chemiewaffeneinsätzen zu identifizieren.
Die Kommission, die von der UNO und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen
(OPCW) besetzt wird, hatte bereits im August in einem Bericht den Einsatz von Chemiewaffen in
Syrien dokumentiert und die syrische Regierung für drei dieser Einsätze verantwortlich
gemacht. Syriens Verbündeter Russland hatte die Befunde damals angezweifelt.
Im Sicherheitsrat stimmte Russland nun aber der Verlängerung zu. Zwar behalte Russland
seine "skeptische Haltung" bezüglich der Arbeit der Kommission bei, sagte Vize-Botschafter
Wladimir Safronkow. Mit dem Ja-Votum wolle sein Land aber anerkennen, dass es in Syrien die
reale Gefahr des Einsatzes von Chemiewaffen gebe.
In der Vorlage heißt es, "alle Individuen, Einheiten, Gruppen oder Regierungen, die für den
Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich sind, müssen zur Verantwortung gezogen werden".
Weitergehende Forderungen etwa der USA und Großbritanniens, wonach den Verantwortlichen
konkrete Sanktionen angedroht werden sollten, ließen sich im Sicherheitsrat aber nicht
durchsetzen.
Mit der Verlängerung der Untersuchung erkenne das Gremium an, dass die Arbeit "noch lange
nicht beendet ist", sagte die UN-Botschafterin der USA, Samantha Power. Sie verwies auf
jüngere Berichte über den möglichen Einsatz von Chlorgas in Aleppo. Der sogenannte
Gemeinsame Untersuchungsmechanismus (Joint Investigative Mechanism, JIM) war im August
2015 nach mutmaßlichen Chlorgasangriffen auf syrische Dörfer eingesetzt worden, bei denen
13 Menschen starben.
(APA/AFP)
2016-11-18 07:03 diepresse.com
25 /100
Einpersonenhaushalte werden in Österreich jährlich mehr
Wien – Über 1,4 Millionen
Menschen leben in Österreich in
Einpersonenhaushalten. Wie viele
Singles es hierzulande gibt, ist
statistisch nicht erhoben. Laut
Schätzungen soll es rund 1,6
Millionen Alleinstehende geben,
Tendenz steigend, berichtete das
Meinungsforschungsinstitut
Akonsult. Die Partnersuche im
Internet
werde
zunehmend
beliebter.
72 Prozent der von Akonsult
Befragten gaben an, dass Apps oder Onlineplattformen bei der Partnersuche immer wichtiger
werden. Männer vertrauen mit 75 Prozent stärker auf die technischen Hilfsmittel als Frauen (69
Prozent).
„In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl an Singles kontinuierlich angestiegen und man geht
davon aus, dass es so bleibt. Die Tendenz ist weiter steigend“, sagte Kristin Allwinger von
Akonsult. Die Statistik Austria erhebt jährlich, wie viele Einzel- und Mehrpersonenhaushalte es
in Österreich gibt. Im vergangenen Jahr waren von insgesamt 3,8 Privathaushalten 1,4
Millionen Einpersonenhaushalte, 2005 waren es noch 1,2 Millionen. Durch diese Daten können
laut dem Institut Rückschlüsse auf die Anzahl von Singles gezogen werden.
„Früher hat man gedacht, das machen nur junge Menschen, aber die Partnersuche im Internet
zieht sich durch alle Altersstufen,“ sagte Allwinger gegenüber der APA. Besonders beliebt sei
die Online-Suche bei den über 40-Jährigen. Mehr Chancen einen Partner kennenzulernen,
dabei anonym zu sein und weniger Angst, zurückgewiesen zu werden, das sind die
Hauptargumente der Befragten für die Suche im Internet.
Bei der in Kooperation mit der Dating-App „whispar“ durchgeführten Datenerhebung wurden im
Oktober 600 Personen ab 16 Jahren, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, befragt.
(APA)
2016-11-18 07:01 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
26 /100
Klimagipfel: Das "kleine Wunder von Marrakesch"
Seit zehn Tagen beraten die Teilnehmer des Klimagipfels in Marrakesch, wie das in Paris
vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Heute soll das Treffen zu Ende gehen - die
Teilnehmer hoffen auf eine kleine Sensation.
Man sah sie zuletzt etwas häufiger beim Klimagipfel, die Sanitäter mit entkräfteten Teilnehmern
im Schlepptau. Zu viel Sonne, zu wenig getrunken, zu viel Stress. Höchste Zeit, dass der Gipfel
zum Ende kommt.
Laut Plan soll es heute Abend um 18 Uhr soweit sein. Doch Victor Kabengele Wa Kadilu,
Delegierter aus Kinshasa,
hat daran Zweifel: "Wir sind
immer noch dabei, über
das Geld zu debattieren.
Der Kampf ist hart. " Er ist
Unterhändler
der
Demokratischen Republik
Kongo, ein Land, das
extrem wichtig ist für den
Abbau
von
Treibhausgasen. Denn im
Kongo befindet sich der
zweitgrößte
Tropenwald
der Welt - ein Staubsauger
für das schädliche Kohlendioxid in der Atmosphäre.
"Wir unternehmen etwas zum Schutz unserer Wälder, damit dieses Kapital, das für zehn Prozent
der Waldfläche auf der Welt steht, vernünftig gemanaged wird", sagt Kadilu. Vernünftig
gemanaged, also nicht abgeholzt. Der Kongo gehört zur Gruppe der afrikanischen Staaten, die
gemeinsam mit China und der marokkanischen Konferenzleitung von den Industriestaaten beim
Klimaschutz mehr Tempo fordern. Und mehr Mittel, um die Folgen des Klimawandels zu
bewältigen.
Die bange Frage, die niemand in Marrakesch positiv beantworten wollte: Kann das in Paris
vereinbarte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden? Schon jetzt ist die Welt im Mittel 1,2 Grad wärmer
als vor der Industrialisierung. Eric Solheim, Chef der UN-Umweltorganisation UNEP, setzt
weniger auf die Politik als vielmehr auf die Wirtschaft: "Die Zeit drängt, aber letztes Jahr wurde
zum ersten Mal mehr Geld in erneuerbare Energien investiert als in fossile. Wir bewegen uns in
die richtige Richtung, aber wir müssen schneller werden. "
Doch kann das gelingen ohne die USA, den zweitgrößten Verschmutzer? US-Präsident
Obamas Klimabotschafter, Jonathan Pershing, warnte gestern davor, den Kopf in den Sand zu
stecken: Man wisse noch gar nicht, was die Regierung des designierten US-Präsidenten
Donald Trump vorhabe, sagte er. Obwohl es die ganze Welt, oder zumindest die
Zehntausenden Teilnehmer des Klimagipfels gern wüssten.
Die neue Führungsrolle beim Klimaschutz könnte China zukommen, in Zusammenarbeit mit
Europa – da sind sich nahezu alle einig in Marrakesch. Eine politische und sogar moralische
Führungsrolle wollen viele erstmals dem Reich der Mitte zugestehen. Die Welt rückt zusammen
– einstweilen ohne die USA. Große Knoten, verlautete gestern aus deutschen
Delegationskreisen, müssten in Marrakesch heute nicht mehr durchschlagen werden.
Deutschlands Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth gab sich zuversichtlich, der Gipfel werde
pünktlich heute Abend beendet sein. "Ich gehe davon aus, dass das keine Klimakonferenz wird,
die lange überzieht. Ich glaube nicht, dass es eine Nachtsitzung gibt. " Das wäre nach den
quälenden Gipfeln der Vorjahre eine kleine Sensation – sozusagen das Wunder von
Marrakesch.
2016-11-18 07:00 tagesschau.de www.tagesschau.de
27 /100
"Breitbart News": Angst als Erfolgskonzept
Die Seite "Breitbart News"
hat
sich
in
den
vergangenen Jahren zu
einem
regelrechten
Sammelbecken
für
Rechtspopulisten
im
Internet entwickelt. Den
Kopf dahinter, Stephen
Bannon, will sich Trump als
Chefstrategen ins Weiße
Haus holen.
Wer sich die Internetseite
von
"Breitbart
News"
anschaut, stößt zunächst auf die Merchandising-Produkte. Einer der Renner in den
vergangenen Wochen war die Wahlkampftasse: Auf der einen Seite ein Bild von Hillary Clinton
mit dem Text "entkoffeiniert, schwach und bitter", auf der anderen Seite das Bild von Donald
Trump mit dem Slogan "mit Koffein und stark". Erst darunter beginnt das redaktionelle Angebot
mit provokanten Schlagzeilen. "Muslimische Einwanderer hassen Christen", heißt es da. Oder:
"Krieg gegen Weihnachten - Saudis verbieten nicht-islamische Feiertage".
Auch aus Deutschland berichtet "Breitbart News" regelmäßig. Unter der Überschrift "Deutsche
haben am meisten Angst vor Einwanderung und Extremismus" wird eine Studie zitiert, wonach
die Bundesbürger jetzt die Briten als das besorgteste Volk in Europa abgelöst hätten.
"Angst ist etwas Gutes", so lautet das Credo von Stephen Bannon, Kopf des Internetportals und
künftiger Chefstratege von Donald Trump im Weißen Haus. Das geht sogar dem
rechtskonservativen Talkshow-Moderator Glenn Beck zu weit. "Stephen Bannon will alles
niederbrennen. Er ist ein Albtraum. Und jetzt ist er auch noch der wichtigste Berater des
künftigen US-Präsidenten", sagte der Moderator.
Für den neuen Job im Weißen Haus lässt Bannon seine Mitarbeit bei "Breitbart News" ruhen.
Bannon hat das früher belächelte Internetangebot nach dem frühen Tod des Gründers Andrew
Breitbart innerhalb von vier Jahren zur wichtigsten Plattform der Rechtspopulisten in den USA
ausgebaut.
In einem seiner seltenen Interviews äußerte Bannon schon 2011 Kritik am Establishment der
Republikaner: "Schauen Sie sich die Intelligentsia der Republikaner an. Die haben sich doch
über die Tea Party und die Graswurzel-Bewegungen lustig gemacht. Wenn die Eliten so toll
wären, wieso haben wir dann all die Probleme! "
Bannon machte "Breitbart News" zum Sprachrohr für zornige Tea-Party-Anhänger: gegen
Liberale und Demokraten, gegen die Mainstream-Republikaner und gegen freien Handel und
Globalisierung. Viele Beiträge sind auch frauenfeindlich oder sympathisieren mit weißen
Nationalisten. Bannons publizistisches Erfolgsrezept: Reißerische Überschriften über scheinbar
seriösen Berichten.
Im Anschluss daran finden sich die Kommentare der Leser: ungefiltert und "oft hasserfüllt",
beschreibt sie der Bloomberg-Journalist Joshua Green, der sich intensiv mit "Breitbart News"
befasst hat. "Breitbart veröffentlicht viele Sachen, die rassistisch sind, antisemitisch und weit
außerhalb der Grenzen, die in der US-Politik als akzeptabel angesehen werden", sagt
Bloomberg.
Vor vier Jahren hatte das Internetportal nur eine Million Nutzer pro Monat. Mittlerweile sind es
85 Millionen, in etwa so viele Nutzer wie das "Wall Street Journal" im Internet hat. Zwei Jahre
vor der Brexit-Abstimmung eröffnete "Breitbart News" bereits ein Büro in London und wurde
schnell zur Plattform der EU-Gegner.
Als nächstes will "Breitbart News" rechtzeitig vor den Wahlen nach Frankreich und Deutschland
expandieren, wovon sich der Front National und die AfD Rückenwind versprechen. Bannon
wird diese Expansion von Washington aus beobachten. Als Chefstratege von Trump kann er
sich nicht mehr direkt einmischen. Allerdings wird "Breitbart News" künftig über beste Kontakte
ins Weiße Haus verfügen.
2016-11-18 06:46 tagesschau.de www.tagesschau.de
28 /100
EU-Innenministertreffen:
Terror
Daten sammeln gegen den
Die Daten von Nicht-EUBürgern fließen bereits
heute
bei
Einund
Ausreise
in
den
Schengenraum
in
umfangreiche
Datenbanken. Die EUInnenminister
wollen
dieses
System
jetzt
ausweiten. Doch schafft
das
tatsächlich
mehr
Sicherheit?
Daten, Daten und noch mal
Daten. Um Nicht-EU-Bürger zu durchleuchten, die von außerhalb in den Schengenraum
einreisen, gibt es bereits einige Datenbanken: zum Beispiel das Schengen- und das VisaInformationssystem. Künftig sollen nun auch Fluggastdaten gespeichert werden. Geplant ist ein
Ein- und Ausreisesystem. Zusätzlich soll das "ETIAS"-System Nicht-EU-Bürger, die für die
Einreise nach Europa kein Visum brauchen, vorab automatisch überprüfen. Darüber werden
heute auch die europäischen Innenminister beraten.
Es ist völlig unklar, welchen Mehrwert "ETIAS" hat, kritisiert der Grünen-Europaabgeordnete
Jan-Philipp Albrecht: "Es wird nur für solche Länder gelten, die eine Befreiung von der
Visumspflicht mit der EU ausgehandelt haben. Mit diesen Ländern ist die Zusammenarbeit mit
den Polizei- und Strafverfolgungsbehörden bereits sehr gut.“
Derzeit brauchen Menschen aus weltweit über 60 Ländern kein Visum, um in den
Schengenraum einzureisen. Dazu gehören zum Beispiel die Vereinigten Staaten, Israel,
Albanien und Bosnien-Herzegowina. Es sei wichtig zu wissen, warum diese Leute kommen und
wann sie wieder ausreisen, fordert die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Ein
Problem seien diejenigen, die einfach länger bleiben, abtauchen, sich illegal aufhalten: "Über
die hatte man in der EU keinen Überblick mehr. In Zeiten des Terrorismus und organisierter
Kriminalität ist es an der Zeit, die Außengrenzen vernünftig zu sichern.“
Doch schaffen mehr Daten tatsächlich mehr Sicherheit? Die SPD-Europaabgeordnete Birgit
Sippel bezweifelt das. Die Terroranschläge in Paris und Brüssel hätten bewiesen, dass
Datensammlungen nicht helfen. Darüber hinaus hätten die jüngsten Attentate gezeigt, dass der
Austausch von Erkenntnissen zwischen Behörden und Staaten noch nicht optimal funktioniert.
Polizei- und Strafverfolgungsbehörden in den EU-Ländern müssten enger zusammenarbeiten.
Auch darüber werden die EU-Innenminister beraten. Ein weiteres Problem sei zu wenig
Personal, mangelnde Qualifizierung und mangelhafte Ausrüstung, sagt Sippel. All das
verhindere effektive Polizeiarbeit.
Statt Hunderte Millionen Euro für neue automatisierte Datenbanken auszugeben, sollte die EU
lieber in Menschen investieren, meint der Grünen-Europaabgeordnete Albrecht: "Das Geld
wäre bei der Zusammenarbeit von gemeinsamen Ermittlungsteams unter dem Dach von
Europol dringend nötig. "
2016-11-18 06:40 tagesschau.de www.tagesschau.de
29 /100
Mordfall um zerstückelte Ehefrau bewegt viele Menschen
Es ist sechste Prozesstag –
und der Schlusspunkt im
Verfahren gegen Horst
Kröner, 53, aus Friedberg.
Am Donnerstag wird am
Augsburger
Landgericht
verkündet,
dass
der
Angeklagte wegen des
Mordes an seiner Ehefrau
Grace,
37,
zu
einer
lebenslangen
Haftstrafe
verurteilt wird. Außerdem
stellt das Gericht eine
besondere Schwere der
Schuld fest. Damit kann die lebenslange Haft nicht nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt
werden. Im Schnitt sitzen Straftäter dann rund 20 Jahre im Gefängnis. Es ist ein Urteil, das bei
den Zuschauern im Gerichtssaal auf große Zustimmung stößt.
Der Fall hat viele Menschen in Friedberg und Umgebung bewegt. Kröner hatte im November
vorigen Jahres seine Frau nachts im Schlaf mit einem Hammer erschlagen. Später zersägte er
die Leiche und stellte sie in Kisten verpackt in einem Augsburger Lagerhaus unter. Dann flog er
nach Thailand, um dort Kontakte zu anderen Frauen zu suchen. Albrecht Fesenmeir aus Mering
hat die Urteilsverkündung im Augsburger Strafjustizzentrum verfolgt. Er sagt hinterher: „Ich finde
das Urteil absolut gerechtfertigt, auch dass die besondere Schwere der Schuld festgestellt
wurde. So einen Menschen kann man die nächsten 20 Jahre nicht auf die Menschheit
loslassen.“
Die Augsburgerin Elfriede Bortoluzzi hat zwei Prozesstage besucht. Auch sie hält die Strafe für
angemessen. „Die Tat war so kaltblütig. Man kann nicht verstehen, wie ein Mensch so etwas tun
kann.“ Sie lobt die Arbeit der Richter: „Ich habe kein anderes Urteil erwartet. Auch die
Urteilsbegründung war sehr verständlich und nachvollziehbar.“
Eine ältere Frau sieht das genauso, als sie nach der Urteilsverkündung den Gerichtssaal
verlässt. Sie hält es für gerecht, dass das Schwurgericht die maximal mögliche Strafe verhängt
hat. Ihre Einschätzung: „Die Tat war ganz abscheulich und es steckte ein ausgeklügelter Plan
dahinter.“ Im Umfeld von Horst und Grace Kröner hat niemand mit einer solchen Bluttat
gerechnet.
Nachbarn berichteten im Prozess, sie hätten keinen Streit zwischen den Eheleuten, die in
einem Mehrfamilienhaus in Friedberg lebten, bemerkt. Grace Kröner sei nett gewesen, sie habe
Nachbarn auch mal Gebäck vorbeigebracht und sich im Treppenhaus kurz unterhalten. Bei der
Arbeit waren beide beliebt: Horst Kröner, der als IT-Experte bei einer Firma im Raum München
arbeitete, war dort zum Betriebsrat gewählt worden.
Grace Kröner arbeitete in einem Friedberger Warenhaus und war als freundlich bekannt. Ein
älterer Mann sagt, er habe den Prozess in der Zeitung verfolgt und sich das Urteil selbst
anhören wollen. „Die Tat war so unmenschlich und grausam. Die Strafe ist vollkommen
angemessen.“ Eine Frau meint: „Es gibt keine Rechtfertigung für so eine schlimme Tat.“
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
30 /100
Kabarett und Weihnachtsmärkte: Was am Wochenende
geboten ist
Freitag, 18. November
Fans des Kabarett kommen
in Neuburg voll auf ihre
Kosten.
Dort
gastiert
Matthias Egersdörfer um 20
Uhr
im
Gasthaus
Rennbahn
mit seinem
Programm "Vom Ding her".
Wenn
der
fränkische
Berufscholeriker sich durch
den Abend grantelt, dann
ist Wahnsinn garantiert.
Alternativ bietet sich ein paar Kilometer weiter in Rain am Lech ein weiteres Kabarett-Highlight
aus Franken: Um 20 Uhr tritt der Bad Kissinger Michl Müller in der Dreifachturnhalle mit meinem
Programm "Ausfahrt freihalten! " auf.
In Augsburg können Naturfreunde um 19.30 Uhr die Multivisions-Show "Expedition Erde:
Hurtigruten, Fjorde, Nordlichter" mit Andreas Mihatsch im Parktheater im Kurhaus besichtigen.
Samstag, 19. November
In der Stadthalle Gersthofen wird um 19.30 Uhr der Thriller "Terror" von Ferdinand von Schirach
aufgeführt.
Weiter südlich, im Stadttheater Memmingen , gibt es um 20 Uhr die Premiere der
Weihnachtskomödie "Der Messias" von Patrick Barlow zu sehen.
Für Kinder bietet sich in Augsburg die Puppenkiste an. Um 15 Uhr läuft "Das hässliche Entlein".
Sonntag, 20. November
Theaterfans können um 19 Uhr im Theater Ingolstadt am Schlossländle "Die Unterwerfung" von
Michael Houllebecq sehen.
Für Klassikinteressierte gastiert um 18 Uhr die Bayerische Kammerphilharmonie im jüdischen
Kulturmuseum in Ausgburg. Kinder können zur Vorpremiere von "Das kleine Engele" im
Augsburger Abraxas.
Zudem sind auch schon die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet wie zum Beispiel der
Weihnachtsmarkt "Winterland" vor der Augsburger City-Galerie. Der Augsburger
Christkindlesmarkt und der Ulmer Weihnachtsmarkt folgen am Montag.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
31 /100
Mit diesem Programm lassen sich Stimmen fälschen
Einerseits ist das ja witzig.
Da könnte man zum
Beispiel Angela Merkels
Stimme sagen lassen: „Tut
mir leid, wir schaffen das
wohl
doch
nicht.“
In
Originalstimme! Das ist
jedenfalls der Lieblingsgag
hierzulande, seit die USFirma Adobe ihre neueste
Entwicklung vorgestellt hat.
Mit dem Programm „VoCo“
nämlich kann man jede
Stimme alles sagen lassen.
Man braucht dazu nur 20 Minuten Originalmaterial, den Rest macht der Computer. Bei Merkel
kein Problem. Oder bei Trump. Der könnte sagen: „Reingefallen! Sie haben Herman Munster
gewählt!“
Andererseits ist das natürlich aber nicht witzig. Denn wer soll noch unterscheiden können,
welches Tondokument echt ist? Wer noch wissen, wer was wirklich gesagt hat? Das Phänomen
ist dank eben jener US-Firma Adobe fürs Sehen ja bereits bekannt. Mit deren Programm
Photoshop nämlich kann man Bilder so leicht und gut manipulieren, dass keiner mehr so
einfach
seinen
Augen
trauen
sollte.
Perfektionierte
Dekolletés,
dramatische
Himmelspanoramen, Skandalmontagen überall. Und jetzt sollen wir auch unseren Ohren nicht
mehr trauen dürfen?
Dass uns die Wirklichkeit noch mehr abhandenkommen könnte, fügten auch gleich noch
Forscher aus Stanford an, die gerade mit einem Programm experimentieren, das auch die
Mimik und Gestik in Videos fälschen kann. Da könnte es wieder witzig werden: War der Reden
haltende Edmund Stoiber der erste Prototyp, in Wort und Bild noch ruckelnd? Aber selbst Adobe
erkennt den Ernst und verspricht: Alle manipulierten Dateien wären markiert und also
erkennbar. Aber wer achtet da noch drauf, wenn der Gesprächspartner lauter tolle Dinge sagt
und auch noch versichert: „Sie können das alles senden!“
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
32 /100
25-jährige Frau wird im Keller gefoltert - milde Strafen
Sie hatte ein Verhältnis mit
einem Ehemann, einem
dreifachen Familienvater.
Die damals 25-jährige Frau
hatte den Mann geliebt,
sich eine gemeinsame
Zukunft vorgestellt. Doch
daraus
wurde
nichts,
stattdessen wurde sie in
einem Keller gefoltert – von
Familienmitgliedern
des
Ehebrechers
und
der
betrogenen Ehefrau. Vier
Täter wurden bereits zu
zum Teil mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Strafen für zwei weitere Mitglieder der
rumänischstämmigen Großfamilie fielen gestern vom Augsburger Jugendschöffengericht
geringer aus. Sie waren nach Ansicht von Richterin Ortrun Jelinek nur Randfiguren bei einer
Racheaktion in Schwabmünchen , die für eine 25-Jährige schlimm endete.
Die Frau wurde laut Anklage im Oktober 2014 bei einer Zigarettenpause vor der Wohnung von
mehreren Personen eingekesselt und aufgefordert, das Verhältnis zu dem Mann zu beenden.
Als sie dem nicht zustimmte, lief die geplante Abreibung aus dem Ruder – so formulierten es die
Verteidiger Wolfgang Bendler und Christian Fröba während der Verhandlung immer wieder. Die
Frau wurde beleidigt, an den Haaren zu Boden gezogen, geschlagen und in ein Auto gezerrt.
Am Steuer saß die 55-jährige Mutter des Ehebrechers, sie fuhr ihre mitangeklagte 19-jährige
Enkelin, die inzwischen in Ulm lebt, sowie weitere bereits rechtskräftig verurteilte
Familienangehörige zu einem Haus im Schwabmünchner Norden.
Dort wurde die 25-jährige Geliebte im Keller auf übelste Art und Weise misshandelt: Die
Angreifer zogen die Frau laut Anklage nackt aus, übergossen sie mit heißem Wasser, rissen ihr
Haare aus, schlugen mit Alustangen auf sie ein und verletzten sie mit einem fast zehn
Zentimeter langen Schnitt quer über das Gesicht. Ihr soll mit dem Tod gedroht worden sein,
auch ihre Brustimplantate drohte der rumänischstämmige Familienclan herauszuschneiden.
Weil Passanten die Entführung beobachtet und die Polizei alarmiert hatten, konnten
Einsatzkräfte die stark blutende Frau befreien und ins Klinikum Augsburg bringen. Im Rahmen
eines sogenannten Täter-Opfer-Ausgleichs sollen die bereits verurteilten Personen der
misshandelten Frau 30000 Euro als Entschädigung bezahlt haben. Nach Informationen unserer
Zeitung ist allerdings nur ein geringer vierstelliger Betrag tatsächlich an die Geschädigte
übergeben worden. Sie befindet sich wegen Depressionen in Behandlung, hat einen
Suizidversuch hinter sich und lebt in Rumänien – das Verhältnis zu dem Ehebrecher ist längst
beendet.
Bei der gestrigen Verhandlung in Augsburg kam es zu einem Deal zwischen Gericht,
Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Die 55-jährige Mutter der betrogenen Ehefrau legte über
ihren Verteidiger Bendler ein Geständnis ab. Sie habe von der „Abreibung“ gewusst, fuhr aber
lediglich den Wagen und nahm nicht aktiv an der Misshandlung teil. Ihr Verteidiger regte eine
Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 40 Euro an, Staatsanwältin Alexandra Körner beantragte
150 Tagessätze. Verurteilt wurde die Angeklagte wegen Beihilfe zur gefährlichen
Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu einer Geldstrafe von 4800 Euro (120 Tagessätze
zu je 40 Euro).
Die zum Tatzeitpunkt 17-jährige Enkelin legte ebenfalls ein Geständnis ab. Sie gab zu, das
Opfer im Keller geschlagen und getreten zu haben. Sie habe sich von der Gruppendynamik
mitreißen lassen, sei aber – als die Situation eskalierte – aus dem Keller gegangen und zu
ihren jüngeren Geschwistern ins Zimmer. Die arbeitslose junge Frau wurde wegen des „nicht so
hohen aktiven Tatbeitrags“ verwarnt; sie muss 96 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
33 /100
Die Leiden des Jan Moravek
92
Minuten
hat
Jan
Moravek
in
dieser
Bundesliga-Saison bisher
für den FC Augsburg
gespielt. Sozusagen eine
Partie plus Nachspielzeit.
Wenig
und
dennoch
irgendwie auch viel für ihn.
Denn Moravek nur als
Pechvogel zu bezeichnen,
wäre eine Untertreibung.
Liest man die Liste seiner
Verletzungen, könnte die
von
einer
gesamten
Fußballmannschaft stammen.
In den vergangenen vier Jahren waren es, wenn man eine Gehirnerschütterung dazuzählt, 14
Verletzungen. Darunter einige, die Fußballer fürchten, wie der Teufel das Weihwasser – ein
Kreuzbandriss oder ein Muskelfaserriss. Und immer wieder muskuläre Probleme. Seit einigen
Wochen fühlt sich der tschechische Mittelfeldspieler aber topfit. „Ich habe die Trainingseinheiten
alle mitgemacht und fühle mich wohl.“ Moravek ist einer der technisch versiertesten Spieler
beim FCA, muss sich momentan aber hinten anstellen. Für ihn ein Problem: „In meiner Situation
ist man zunächst einmal froh, dass man wieder dabei ist. Natürlich würde ich gerne mehr
spielen, aber ich denke, der Trainer stellt so auf, wie es am besten für die Mannschaft ist.“
Moravek galt einst als eines der größten Talente im tschechischen Fußball. Bereits als 17Jähriger debütierte er als A-Jugendlicher bei den Profis von Bohemians Prag. Das Talent blieb
in Deutschland nicht verborgen, denn als er 19 Jahre alt war, wurde Moravek vom FC Schalke
04 verpflichtet. Später wurde er zum 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen, ehe ihn 2012 der FCA
verpflichtete.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt war Moravek vom Pech verfolgt. Das liest sich aus seiner
bisherigen FCA-Bilanz heraus. In den vergangenen vier Jahren kommt Moravek auf bisher 50
Spiele beim FCA. Jetzt hofft er auf eine Wende: „Ich gebe Gas und warte auf meine Chance.“ Er
sieht sich von seinem Trainer Dirk Schuster dabei auch fair behandelt: „Natürlich haben wir
schon über meine Situation gesprochen. Ich muss jetzt einfach Geduld haben. Das ist für einen
Fußballer aber ein ganz normaler Vorgang.“
Mit der bisherigen Saison ist Moravek zufrieden. Jedenfalls was die Leistungen des FCA betrifft:
„Mit etwas Glück hätten wir vielleicht auch ein paar Punkte mehr holen können, aber elf Punkte
sind nicht so schlecht. Wichtig ist, dass wir vor Weihnachten noch einige Punkte sammeln.
Damit können wir jetzt gleich gegen Hertha anfangen.“ Allerdings rechnet Moravek mit einem
sehr schweren Spiel am Samstag um 15.30 Uhr im heimischen Stadion: „Als in der
vergangenen Saison Trainer Pal Dardai die Mannschaft übernommen hat, wurde schnell
sichtbar, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt.“
In dieser Saison wachsen die Berliner um die beiden ehemaligen Augsburger Sebastian
Langkamp und Alexander Esswein fast über sich hinaus. Momentan hat sich die Hertha auf
dem vierten Platz eingenistet. „Hertha hat jetzt eine super eingespielte Mannschaft. Wir müssen
uns gut präsentieren.“ Ob er dabei mithelfen kann oder darf ist fraglich. Jan Moravek wäre
jedenfalls über jede Minute froh.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
34 /100
Bambi in Berlin: Gala mit Glamour - und ernsten Tönen
Es ist eine glamouröse
Bambi-Gala mit politischen
Botschaften. Stars
wie
Fußballer
Bastian
Schweinsteiger, Popsänger
Robbie
Williams,
Panikrocker
Udo
Lindenberg
und
Schauspieler Mario Adorf
wurden
am
Donnerstagabend in Berlin
mit dem begehrten Preis
von Hubert Burda Media
ausgezeichnet.
Bundestrainer Joachim Löw nahm für seine Arbeit mit der Fußballnationalmannschaft den
Bambi in der Kategorie Integration entgegen. «Sie zeigen, wie Integration ganz praktisch
funktioniert», sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Laudator
mit Blick auf die deutschen Fußballweltmeister, die aus aller Welt stammen.
Löw würdigte sein Team als Musterbeispiel. «Deutschland steht bei uns drauf, aber Multikulti
steckt drin», so der Bundestrainer. «Lassen Sie uns alle zu einer deutschen
Integrationsmannschaft werden», rief Löw das Publikum im Saal und die Zuschauer an den
Fernsehern auf.
In der Kategorie Film National gewann die Hitler-Satire «Er ist wieder da» den Bambi. «Der Film
ist heute aktueller denn je, glaube ich», sagte Hauptdarsteller Oliver Masucci. «Diese braune
Soße, die sich durch Europa ergießt, die macht mir Sorgen.» Regisseur David Wnendt lässt in
seinem Kinofilm «Er ist wieder da» nach dem gleichnamigen Roman den Nazi-Diktator Adolf
Hitler im heutigen Deutschland wieder auferstehen.
Komiker Bülent Ceylan, der einen Bambi in der Kategorie Comedy erhielt, ging in seiner
Dankesrede auch auf die gegenwärtige Stimmung in Deutschland ein. «Wir dürfen uns von
diesen scheiß Terroristen niemals das Lachen nehmen lassen und auch nicht die Lust auf
solche Veranstaltungen hier», sagte er. Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger erhielt für
seine Erfolge einen Bambi als Ehrenpreis der Jury.
Der 86-jährige Schauspieler Mario Adorf («Der große Bellheim», «Kir Royal») wurde unter dem
Jubel des Publikums mit einem Bambi für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der britische
Rockstar Sting überreichte seinem Kollegen Udo Lindenberg einen Bambi in der Kategorie
Musik National - und hielt seine Laudatio auf Deutsch. «Rock'n'Roll hält uns frisch!», meinte
Lindenberg - gewohnt mit Hut, dunkler Sonnenbrille und großer Coolness. «Ich bin schon 100
Jahre in der Branche. Es ist Exzess ohne Ende», so der Panikrocker.
Kuriosität am Rande: Vor sechs Jahren nahm Lindenberg bereits einen Bambi für sein
Lebenswerk entgegen. Jetzt ehrte die Jury Lindenbergs Chart-Erfolg mit seinem Album «Stärker
als die Zeit».
Sehr bewegt nahm die Schauspielerin Anna Maria Mühe die Auszeichnung für ihre Rolle in
dem NSU-Drama «Die Täter - Heute ist nicht alle Tage» entgegen. In dem ARD-Film spielt sie
die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Devid Striesow erhielt den Preis für seine
Rolle in dem Kinofilm «Ich bin dann mal weg», der Verfilmung von Hape Kerkelings PilgerBestseller.
Gleich zwei musikalische Auftritte hatte der britische Popstar Robbie Williams - und erhielt am
Ende der Show außerdem noch die Trophäe in der Kategorie Musik International. Tennis-Star
Angelique Kerber bekam das goldene Rehkitz in der Kategorie Sport. «Es war ein
unglaubliches Jahr», sagte die Weltranglisten-Erste. Florian Silbereisen holte den Bambi in der
Kategorie Fernsehen.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
35 /100
Wie sich der Beruf des Metzgers gewandelt hat
Herr Rauch, Sie sind Metzgermeister. Hand aufs Herz: Verstehen Sie nicht auch ein wenig die
Jugendlichen, die nicht Metzger lernen möchten?
Hans-Peter Rauch: Nein, ich kann das nicht verstehen. Gerade wenn man wie ich in so einem
Beruf tagtäglich mit Begeisterung aktiv ist, kann man dies nicht nachvollziehen. Wir haben hier
ein Riesenproblem: Viele unserer Berufe vor allem im Lebensmittelhandwerk – wie etwa auch
die Bäcker – leiden unter einem zu schlechten Image. Die Jugendlichen haben falsche
Vorstellungen. Meinen Beruf des Metzgers beispielsweise verbinden viele nur mit dem Töten
der Tiere.
Aber als Metzger muss ich Tiere töten. Das sind keine falschen Vorstellungen.
Rauch:
Aber
das
Schlachten ist doch nur ein
kleiner Teil meiner Arbeit.
Davon einmal abgesehen,
wenn niemand mehr Tiere
tötet, gibt es auch keine
Schnitzel und keine Wurst.
Wir können nun mal nicht
die
Tiere
zu
Tode
streicheln oder warten, bis
sie von sich aus sterben.
Was mich ärgert, ist, dass
die
Vielfalt
des
Metzgerberufes
komplett
unter den Tisch fällt. Metzger sind – ebenso übrigens wie Fachverkäufer in Fleischereien und
Bäckereien – heute zunehmend Ernährungsberater. Ich arbeite mit unserer Metzgerei in
Waltenhofen im Allgäu außerdem stark im Catering. Da ist Kreativität und Organisationskunst
gefragt.
Doch mittelständische Familienmetzgereien, wie Sie eine führen, gibt es immer weniger.
Rauch: Das hat aber auch damit zu tun, dass es immer weniger Fachpersonal gibt. Und der
Strukturwandel macht den Mittelständlern zu schaffen: Die meisten Kunden gehen immer noch
aus Gewohnheit zum Discounter. Gleichzeitig wollen immer mehr Menschen Produkte und
Fleisch aus der Region und die Sicherheit regionaler Hersteller – das passt alles nicht
zusammen.
Bleiben wir bei dem gravierenden Nachwuchsmangel im Handwerk.
Rauch: Bei uns in Schwaben ist es noch nicht so schlimm. Wir verbuchen jetzt im Herbst
immerhin ein Plus von einem Prozent. Das heißt, wir haben eine stabile Entwicklung.
Mit einem Prozent können Sie doch nicht zufrieden sein. Außerdem beklagen Sie ständig, dass
viele Ihrer Betriebe keine passenden Auszubildenden finden und viel zu viele Jugendliche
lieber studieren als eine Lehre machen.
Rauch: Diese Entwicklung ist falsch und wir müssen mit noch mehr Aufklärung gerade über die
enormen Karriere- und Verdienstchancen im Handwerk den Trend umkehren. Ich sehe auch
Anzeichen für so eine Trendwende, und in Anbetracht des demografischen Wandels ist die
Situation bei uns gar nicht so schlecht: Es bewerben sich wieder mehr junge Leute für eine
Lehre im Handwerk. Auch beobachten wir, dass die jungen Chefs in unseren
Handwerksbetrieben gute Überzeugungsarbeit bei der Jugend leisten. Das sind dicke Bretter,
die wir hier bohren. Schließlich wurde den Menschen viele Jahre lang vorgesagt, dass nur
Akademiker gute Berufschancen haben. Dies stimmt aber nicht.
Die Bemühungen der Betriebe und der Kammer scheinen aber nicht auszureichen. Längst ist
zu hören, dass viele Ihrer Unternehmen Aufträge kaum abarbeiten können, weil ihnen
Fachkräfte fehlen. Kunden warten teilweise sehr lange auf einen Handwerker.
Rauch: Das stimmt: Fachkräfte fehlen. Und ich bin sicher: Wenn die Entwicklung so weitergeht,
werden sich in vier bis fünf Jahren die guten Handwerker aussuchen können, was sie
verdienen möchten. Das werden die Verbraucher zu spüren bekommen. Auch waren die
Aufstiegschancen selten besser als jetzt: Allein bei uns in Schwaben stehen rund 5000 Betriebe
zur Übergabe an, weil die Chefs älter als 60 Jahre sind.
Und wie viele Lehrstellen konnten im schwäbischen Handwerk nicht besetzt werden?
Rauch: Mehr als 1000.
Mit Flüchtlingen kann diese Not an jungen Leuten offensichtlich auch nicht behoben werden:
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks klagt, dass die Integration viel länger dauert und
viel schwieriger ist als angenommen.
Rauch: Bei der Integration von Flüchtlingen sehen wir große Probleme: Es sind auch viele
Analphabeten unter den Flüchtlingen. Auch haben viele Jugendliche einen klaren Auftrag von
zu Hause, schnell Geld zu schicken. An einer dreijährigen Ausbildung haben sie daher oft
wenig Interesse. Dennoch sind viele unserer Handwerksbetriebe nach wie vor bereit,
Flüchtlinge auszubilden.
Es ist von vielen Unternehmen in der Region zu hören, dass junge Flüchtlinge entgegen der
Versprechen aus der Politik mitten in der Ausbildung abgeschoben werden. Von der von Ihnen
ja auch geforderten Regelung „3+2“, dass also die Jugendlichen mindestens im Zeitraum ihrer
dreijährigen Lehre und im Anschluss noch zwei Jahre sicher im Land lernen und arbeiten
dürfen, kann offenbar keine Rede mehr sein. Beobachten Sie dies auch?
Rauch: Ja, leider wird in Bayern das Bundesintegrationsgesetz sehr eng ausgelegt. Teilweise
werden die Jugendlichen über Nacht aus dem Betrieb geholt. Aber oft können sie ja gar nicht
abgeschoben werden, aber arbeiten dürfen sie auch nicht. Das heißt, die jungen Menschen
sitzen dann untätig herum, was große Gefahren birgt. Dabei würden sie bei unseren Betrieben
eine solide Ausbildung bekommen. Das Problem für uns als Kammer ist auch: Wenn ein Betrieb
einmal erlebt hat, dass ihm ein Flüchtling einfach wieder aus dem Unternehmen abgezogen
wird, obwohl in ihn ja Geld und Engagement investiert wurden, stellt diese Firma keinen
Flüchtling mehr ein. Das ist umso bedauerlicher, weil viele unserer Betriebe hier mit viel
Herzblut dabei sind und oft Familienersatz sind. Doch wir können vor dem Hintergrund des
politischen Flüchtlingskurses in Bayern unseren Betrieben ehrlicherweise nicht mehr
empfehlen, Flüchtlinge anzustellen. Die Politik müsste hier endlich für die versprochene
Sicherheit sorgen.
Wie viele Flüchtlinge haben Sie bereits in Ausbildung gebracht?
Rauch: Etwa 300 sind derzeit in Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungen. Man darf hier
auch nicht vergessen, wieviel Geld im Spiel ist. Hier droht eine Verschwendung finanzieller
Mittel.
Wieviel Geld hat die Handwerkskammer für Schwaben in die Integration von Flüchtlingen schon
investiert?
Rauch: Wir haben sechs Mitarbeiter und drei Projekte – alles wird zwar stark gefördert, aber an
Eigenmitteln kommen schnell 200.000 bis 300.000 Euro im Jahr zusammen.
Sie sind seit 2014 Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Was wollen Sie noch
bewegen?
Rauch: Dass ich etwas bewegen kann, ist mir besonders wichtig. Vor allem arbeite ich daran,
dass die Wertschätzung für unsere handwerklichen Berufe steigt. Auch die Wertschätzung für
handwerkliche Leistung. Da gilt es dicke Bretter zu bohren. Dies bin ich aber auch durch meine
Arbeit im Kreis- und Gemeindetag gewohnt. Vor allem will ich erreichen, dass Unternehmer
wieder wertgeschätzt werden.
Weil Sie die Erfahrung machen, dass junge Leute diese Verantwortung zunehmend scheuen?
Rauch: Ja, ich beobachte, dass junge Menschen es nicht mehr für erstrebenswert halten, einen
eigenen Betrieb zu haben, auszubilden. Dazu haben auch die zunehmende Bürokratisierung
und die Gesetze beigetragen, die Unternehmer schnell an den Rand der Illegalität treiben. Die
Politik hat viel zu sehr das Wohl der Großbetriebe und der Konzerne im Blick. Nur in Krisen
erinnert sie sich gerne daran, dass der Mittelstand das Rückgrat unserer Wirtschaftskraft ist. Das
muss sich ändern. Auch vergisst die Politik leider gerne, wie viele Ehrenamtliche bei uns im
Handwerk aktiv sind.
Wen meinen Sie genau?
Rauch: Rund 4000 Personen sind ehrenamtlich für die Kammer tätig, davon sind rund 1850
Prüfer. Das sind Meister und Gesellen, die neben ihren Aufgaben in den Betrieben in unserem
Haus dafür sorgen, dass der Nachwuchs gut ausgebildet wird. Dieser ehrenamtliche Einsatz
führt aber in unserer Gesellschaft und in der Politik leider ein Schattendasein.
Hans-Peter Rauch ist seit Juli 2014 Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Der
gelernte Metzgermeister führt zusammen mit seiner Schwester einen Familienbetrieb in
Waltenhofen im Oberallgäu, wo der 54-Jährige zusammen mit seiner Frau lebt. Rauchs Sohn
Patrick ist ebenfalls Metzgermeister und arbeitet bereits im familiären Betrieb mit.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
36 /100
Absage für Obi-Filiale
Seit 5. November ist die
Obi-Filiale
in
der
Reichenberger
Straße
geschlossen. Und damit
auch ein unrühmliches
Kapitel um eine nach ObiAngaben defizitäre Filiale
und den eher rüden
Umgang mit deren 60
Mitarbeitern. Letztere sind
seit
der
Schließung
freigestellt und damit zu
Hause.
„Keiner
der
Kollegen ist auf eine der
anderen Filialen in und um Augsburg verteilt worden. Wir sind zum 30. Oktober gekündigt
worden und nach Ablauf unserer Kündigungsfristen damit arbeitslos“, erzählt die
Betriebsratsvorsitzende Gertrud Wagner. Inwieweit die einzelnen Kollegen bereits einen neuen
Arbeitgeber gefunden haben, weiß Wagner nicht. Immerhin, so äußerten sich
Gewerkschaftsvertreter, sei der ausgehandelte Sozialplan für die Betroffenen durchaus
zufriedenstellend.
Kapitel Ob ist beendet
Das Kapitel Obi in der Reichenberger Straße ist damit abgehandelt, jetzt geht es darum, wie die
Immobilie weiter genutzt werden soll. Bereits als die Querelen um Obi begannen, häuften sich
Gerüchte, zwei andere Baumarktketten hätten Interesse an einer Nachfolge. Im Fall Hagebau ist
die Recherche diesbezüglich kompliziert, da 365 rechtlich selbstständige Unternehmen die
Hagebau-Gruppe bilden und eigenständig über neue Standorte entscheiden. In der
Unternehmensleitung in Soltau wisse man daher nichts von entsprechenden Plänen Einzelner,
so eine Sprecherin.
Anders ist es bei Hornbach. Dort war der Obi-Standort konkret im Rennen. Allerdings ohne
positives Ergebnis. Hornbach ließ auf Anfrage unserer Zeitung wissen, dass man sich den
Standort der bisherigen Obi-Filiale zwar angeschaut habe, den Flächen aber letztlich eine
Absage erteilen musste. „Es gibt ein Bewertungsprofil, anhand dessen für uns interessante
Objekte bewertet werden. Natürlich entspricht, außer bei einem Neubau, selten ein Gebäude
allen Kriterien, aber mit gewissen Kompromissen lässt sich mancherorts doch noch eine
Niederlassung umsetzen. In Augsburg war das aber nicht der Fall“, beschreibt Pressesprecher
Florian Preuß. Das Hornbach-Konzept habe nicht mit den örtlichen Gegebenheiten
zusammengepasst. „Ein moderner Baumarkt braucht heute ein befahrbares Baustoff-Abhollager
oder einen Drive-in. Diese Möglichkeit haben wir an diesem konkreten Standort nicht“, erklärt
Preuß die Entscheidung. Hornbach setze zudem auf ein großes Bad- und Küchencenter. Hierfür
wären die Flächen in Augsburg auch nicht optimal geeignet.
Etablierter Standort für Baumarktsegment
Die Stadt dürfte das nicht freuen, denn nach Auskunft von Wirtschaftsreferentin Weber sei das
Fabrikschloss ein etablierter Standort für das Baumarktsegment. Im Hinblick auf den
Bebauungsplan werde daher eine Fortführung des Baumarkt- und Gartensortiments auf jeden
Fall angestrebt. Weil der Standort im Einzelhandelsentwicklungskonzept als dezentraler
Standort festgeschrieben worden sei, seien auch Betriebe mit nicht-zentrenrelevanten
Sortimenten denkbar. Also beispielsweise ein Möbelhaus, ein Anbieter von Garten- oder
Zooartikeln oder ein Betrieb aus dem Bereich Kfz-Teile und Zubehör. Ein konkreter Interessent
sei der Stadt aber bislang nicht bekannt.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
37 /100
Im Schneckentempo um die Kurve
Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat sich endgültig darauf festlegen, welche Variante
er für die Führung der geplanten Straßenbahnlinie 5 zum Klinikum bevorzugt. Wie berichtet
zogen Stadt und Stadtwerke vor drei Wochen völlig überraschend Überlegungen aus dem Hut,
nach denen die Straßenbahn doch nicht über die zuletzt favorisierte Hessenbach-, sondern
über die Holzbachstraße fahren soll. Inzwischen steht es so gut wie sicher fest, dass die
Verwaltung den Stadträten die Holzbachstraße vorschlagen wird, nachdem vor zwei Jahren die
Hessenbachstraße der Favorit war.
Warum die Stadt umschwenkte
Inzwischen scheint es etwas klarer zu sein, warum die Stadt in letzter Sekunde, bevor die Pläne
zur Genehmigung bei der
Regierung von Schwaben
eingereicht
werden,
umschwenkt. Es stellte sich
offenbar heraus, dass es
neben dem Naturschutz
aufgrund
der
nötigen
Baumfällungen
mehrere
massive Hindernisse gibt,
die eine Führung durch die
Hessenbachstraße
verhindert hätten. Zum
einen
wäre
die
Signalanlage
für
die
Straßenbahn an der Kreuzung mit der Localbahn mit zwei Millionen Euro rund 1,7 Millionen
Euro teurer gekommen als zunächst gedacht. Grund: Wenn diese Schienenkreuzung umgebaut
wird, hätte auch die seit 2003 bestehende Signalisierung für die Linie 3 komplett erneuert
werden müssen. Zum anderen wäre die Straßenbahn, weil die Kurvenradien an dieser Stelle
enger geplant werden mussten als ursprünglich gedacht, mit gerade einmal zehn Kilometern
pro Stunde von der Luitpoldbrücke in die Hessenbachstraße gekrochen. Hinzu kommt: Die
Luitpoldbrücke, auf der beim Neubau 2003 für teures eine Haltestelle errichtet wurde, ist für den
Verkehr mit zwei Linien gar nicht mehr geeignet, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Aufgrund
neuer Vorschriften zu den Abständen von Trams in Stationen sei die Haltestelle zu kurz. Und
zuletzt habe die Regierung von Schwaben signalisiert, dass es für einen eventuelle Neubau der
Goggelesbrücke, die der Straßenbahn Fahrgäste vom anderen Wertachufer bringen würde,
keine Zuschüsse gebe. Damit ist diese Hoffnung für die Pferseer weg. „Das waren Dinge, die
niemand vorhersehen konnte“, begründete Merkle im Bauausschuss vor den Stadträten das
Umschwenken von Stadt und Stadtwerken.
Zeitlich unter Druck
Die stehen nun zeitlich unter Druck. Wenn nicht die Luitpoldbrücke als Überquerung der
Wertach genutzt wird, muss die Tram über die Ackermann-Brücke fahren – die wird gerade neu
gebaut, allerdings ohne eine Trasse für die Straßenbahn. 3,50 Meter zusätzliche Breite müssen
die Ingenieure dafür hinbekommen. Zuletzt wurde in aller Eile umgeplant. Bei den Autospuren
wird etwas Platz weggenommen, in den Gehwegbereichen an den Rändern der Brücke wird
breiter gebaut. Teile der Brücke sind bereits in Auftrag gegeben. Um die Verbreiterung
hinzubekommen, muss in den nächsten Tagen entschieden werden, weil dann die nächsten
Aufträge erteilt werden, so die Stadt.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
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Viel Vitamin C: So gesund ist Paprika
Paprika enthält mehr Vitamin C, als die meisten Menschen denken. Egal welche Farbe sie
haben: In ihnen stecken 140 Milligramm des Vitamins.
Zum Vergleich: Orangen kommen gerade einmal auf 48 Milligramm. Das zeigt, dass Paprika
richtige Vitamin-C-Bomben und damit sehr gesund sind. Vitamin C ist wichtig, denn es stärkt die
Abwehrkräfte des Körpers.
Aber Paprika sind nicht nur
wegen der Menge an
Vitamin C gesund. In den
Schoten stecken auch viele
andere wichtige Nährstoffe
wie Beta-Carotin, Folsäure,
Kalium, Magnesium, Eisen
und Kalzium sind in den
Schoten zu finden, erläutert
der
Verbraucherinformationsdienst aid.
Wer möglichst viel von dem Vitamin C beim Essen aufnehmen möchte, sollte Paprika roh essen.
Grüne Paprika sind noch unreif und haben einen herben Geschmack. Gelbe oder rote
schmecken deutlich süßlicher.
Wenn jemand Paprika nicht gut erhält, kann vor dem Essen die Haut entfernen. Dafür wird die
Schote am besten bei 220 Grad in den Backofen gelegt. Wenn die Haut braun wird, kann die
Paprika aus dem Ofen genommen und zum Schwitzen unter ein feuchtes Tuch gelegt werden.
Danach sollte sich die Haut leicht abziehen lassen.
Neben der bekannten Paprika gibt es in einigen Läden oder Märkten auch de Spitzpaprika oder
die türiksche Gemüsepaprika, die ebenfalls gesund sind.
Frisches aus dem Gemüsebeet im Spätherbst
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
39 /100
Der Perlachturm muss dringend saniert werden
In diesem Jahr war das
Rathaus
monatelang
eingerüstet,
kommendes
Jahr und 2018 wird der
danebenstehende
Perlachturm
hinter
Gerüsten
verschwinden.
Dass der Turm saniert
werden muss, ist bereits
seit Sommer bekannt (wir
berichteten),
allerdings
scheint mehr Eile geboten
als
zunächst
gedacht.
Gehe man die Sanierung
nicht an, so Baureferent Gerd Merkle, müsste der Turm kommendes Jahr für die Öffentlichkeit
gesperrt werden. Die Stadt rechnet mit gut 2,1 Millionen Euro Kosten.
Das Problem ist, dass die obersten Geschosse aus Naturstein baufällig sind. Experten ließen
sich vergangenes Jahr in einem Korb von einem Autokran in 70 Meter Höhe hieven, um den
Turm detailliert unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: Durch Fugen im Naturstein ist Wasser
eingedrungen, das die im Inneren verbauten Eisenteile zum Rosten bringt. Diese quellen auf
und sorgen dafür, dass Steinteile abgesprengt werden. Eine Steinsäule ist bereits seit
Längerem mit einer Manschette gesichert.
Das Hochbauamt hat inzwischen ein Sanierungskonzept ausgearbeitet. Demnach sollen am
Turm kommendes Jahr die beiden oberen Natursteingeschosse für rund 900.000 Euro saniert
werden. Der Dachaufbau soll in einem Stück von einem Kran heruntergehoben werden. Die
Hoffnung ist, die Kuppel zu erhalten und anschließend wieder auf den Turm setzen zu können.
Andernfalls müsste das Kupferdach mit seiner Patina erneuert werden. „In welchem Zustand
das Dach wirklich ist, wissen wir erst, wenn es unten steht“, so Merkle .
Laut Hochbauamts-Leiter Günter Billenstein sollen dann die Stützen auseinandergenommen
werden, weil man anders nicht an die Metallteile herankommt. Aus diesem Grund verzögert sich
auch die Erneuerung des Glockenspiels, für das die Altaugsburggesellschaft Geld gesammelt
hatte. Das unter der Plattform liegende Geschoss will die Stadt nach Möglichkeit oben auf dem
Turm sanieren. Eine erste Überlegung war, den gesamten Turm oberhalb der Balustrade in
etwa 65 Metern Höhe komplett ab- und wieder aufzubauen.
Um in Zukunft nicht wieder Probleme mit rostenden Teilen zu bekommen, soll das
Stabilisierungsgerüst im Inneren aus Edelstahl hergestellt werden. Der Turm wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Zuletzt waren die oberen Geschosse 1910/11 erneuert
worden. Auch hier dürfte die Rostthematik schon eine Rolle gespielt haben.
Im Jahr 2018 soll dann die Fassade, die vor 30 Jahren zuletzt verputzt wurde, erneuert werden.
Auch durchfeuchtete Fundamente müssen trockengelegt werden. Dafür wird das Gerüst, das im
Vorjahr am Turm stand, erneut aufgebaut werden müssen. 2019 wird der Turm dann innen
saniert, gleichzeitig soll der bisher versteckte Eingang vom Perlachberg wegverlegt werden.
Künftig wäre der Turm dann über einen leer stehenden Laden an der Nordseite zu betreten.
In jedem Fall, so die Stadt, sei von längerfristigen Sperrungen in den kommenden Jahren
auszugehen. Die jährlichen Turamichele-Vorführungen im September seien nicht gefährdet.
Der Bauausschuss des Stadtrates beschloss das Konzept gestern. Dass die Sanierung über
drei Jahre gestreckt wird und somit teurer wird als in einem oder zwei Zügen, liegt daran, dass
sich die finanziellen Belastungen so besser verteilen.
Die Idee, auch die Treppen im Inneren neu zu gestalten, sodass Besucher schon beim Aufstieg
durch eine Art Ausstellung geführt werden könnten, wurde verworfen – zu teuer. Denn die Stadt
muss auch im danebenstehenden Rathaus Geld investieren. Nach dem Außenputz ist jetzt das
Innere dran. Der Sitzungssaal des Rathauses soll neu gestaltet werden. Kurzfristig nötig ist
auch ein neues Brandschutzkonzept mit rauchdichten Türen. Dafür werden 1,5 Millionen Euro
veranschlagt. Andernfalls könnten keine Veranstaltungen über 200 Personen mehr im
historischen Rathaus stattfinden.
2016-11-18 12:02 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de
40 /100
Kultur und Freizeit - Tipps fürs Wochenende in München
Konzerte, Filme, eine Ausstellung - und zum Ausgleich ein Motorcross-Rennen. Unsere Tipps
für Freitag, Samstag und
Sonntag.
Unsere Empfehlungen für
Freitag:
Das geht am Samstag:
Und am Sonntag:
2016-11-18
Süddeutsche.de
www.sueddeutsche.de
41 /100
08:18
Sarkozy wies in TV-Debatte Frage zu Gaddafi-Gelder
zurück
Paris
–
Der
französische
Präsidentschaftskandidat
Nicolas
Sarkozy hat bei einer TV-Debatte
eine
Frage
zu
Vorwürfen
zurückgewiesen, wonach für seinen
Wahlkampf 2007 Gelder vom
Regime des libyschen Machthabers
Muammar al-Gaddafi geflossen sein
sollen. „Welche Unwürdigkeit“, sagte
Sarkozy am Donnerstagabend in der
Runde mit den sechs übrigen
Anwärtern der bürgerlichen Rechten
für die Präsidentenwahl 2017.
Der Geschäftsmann Ziad Takieddine hatte in einem Interview gesagt, er habe vor rund zehn
Jahren Koffer mit zusammen fünf Millionen Euro Bargeld ins französische Innenministerium
gebracht, wo Sarkozy damals Minister war. Sarkozy sagte zu dem Moderator: „Schämen Sie
sich nicht, einem Mann Widerhall zu geben, der im Gefängnis war, der unzählige Male wegen
Verleumdung verurteilt wurde und der ein Lügner ist?“ In einem Interview hatte Sarkozy die
neuen Vorwürfe zurückgewiesen.
Die Vorwahl der bürgerlichen Rechten wird diesen Sonntag beginnen. Eine zweite Runde ist
dann für den 27. November geplant. Als Favorit gilt Ex-Premier Alain Juppe, in Umfragen folgen
dann Ex-Präsident Sarkozy und der frühere Regierungschef Francois Fillon.
Ein Debattenthema waren die Auswirkungen der Wahl von Donald Trump zum neuen USPräsidenten. „Wir müssen unsere Interessen vertreten“, forderte Juppe. Sarkozy sprach sich für
einen „Buy-European-Act“ aus. Üblicherweise versteht man darunter, dass europäische
Produkte und Dienstleistungen auf europäischen Beschaffungsmärkten bevorzugt würden.
Der frühere Chef der konservativen UMP-Partei (heute: Republikaner), Jean-François Cope,
sagte, er befürchte, dass die Rechtspopulistin Marine Le Pen von den Fehlern der
Präsidentschaften von Sarkozy und des Sozialisten François Hollande profitieren könnte.
Umfragen zufolge dürfte Le Pen im Mai 2017 in die entscheidende Stichwahl kommen.
Juppe griff den europäischen Flüchtlingspakt mit der Türkei an. Die Abmachung sei zwischen
Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan
verhandelt worden. „Wir haben Bedingungen hingenommen, die nicht akzeptabel waren.“ Die
Türkei sei nicht berufen, EU-Mitglied zu werden. (APA/dpa)
2016-11-18 06:18 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
42 /100
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2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
43 /100
Wo Berlin die Mächtigen der Welt abfertigt
Es ist ein bescheidener
Bau
–
das
Abfertigungsgebäude des
Auswärtigen Amtes auf
dem militärischen Teil des
Flughafens. Am BER wird
es anders werden. Der
Ausbau
des
Regierungsbereichs
mit
einem
preisgekrönten
Entwurf
des
Berliner
Architekturbüros Busmann
und Haberer wird nach
derzeitigem Stand rund
350 Millionen Euro kosten, einschließlich des Baus der erforderlichen Abstellplätze, Rollwege
und Hangars für die Maschinen. Selbst der vorgesehene Interimsbau in Schönefeld, den die
Regierung nur einige Jahre nutzen will, ist mit 79 Millionen Euro veranschlagt. Er wird sich am
Tegeler Vorbild orientieren; allerdings zwei Stockwerke haben, während in Tegel ein
Eingeschosser steht.
Gebaut worden ist der Terminal 1999/2000 für weit weniger Geld. Die Architektur mit dem
markanten Satteldach übernimmt die Formen der Gebäude, die einst von der französischen
Schutzmacht genutzt worden waren und nun Heimat der Bundeswehr mit ihrer
Regierungsstaffel ist.
Während Staatsgäste wie der amerikanische Präsident Barack Obama im Auto bis auf das
Flugfeld fahren, nutzen der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin und der Außenminister
sowie ihre Begleiter und die protokollarisch nicht ganz so wichtigen Staatsgäste den
Regierungsbau, der zum Protokollbereich des Außenministeriums gehört. Acht Mitarbeiter sind
hier insgesamt beschäftigt. Für andere Mitglieder der Bundesregierung ist die Luftwaffe
zuständig. Sie nutzt den Bau mit, weil die eigenen Anlagen baufällig sind. Ein Gebäude muss
bereits abgestützt werden, damit die Wände nicht umkippen.
Die Arbeit im Terminal kann ruhig oder turbulent sein. Manchmal komme nur ein Gast am Tag,
sagen Mitarbeiter bei einem Rundgang mit dem Tagesspiegel. Es gab aber auch schon ein
Dutzend Flüge innerhalb von 24 Stunden. Und wenn mehrere Staatsgäste wie am nächsten
Freitag fast gleichzeitig ankommen und abfliegen, ist richtig was los.
Ausgestattet ist das Gebäude wie ein normales Terminal – mit Check-In-Schalter einschließlich
Gepäckaufgabe mit Gewichtskontrolle, Sicherheitskontrolle und einem Schalter für die
Bundespolizei bei Flügen in den Non-Schengen-Bereich. Auch Reisepässe oder
Personalausweise müssen vorgelegt werden, wenn die Passagiere nicht ganz so bekannt sind
wie die Spitzen der Regierung. Nur die Mitarbeiter hinter den beiden Schaltern sind andere als
sonst: Sie kommen vom Bundeskriminalamt und dem Auswärtigen Amt.
Im Wartebereich, einem schmucklosen Raum, in dem es gewaltig hallt, wenn mehrere
Menschen dort miteinander plaudern, gibt es wie üblich einige Stuhlreihen aus Metall. Viel
mehr nicht. Weil der Raum aber auch für ankommende Passagiere genutzt wird, ist ein
Förderband für das auszugebende Gepäck vorhanden. Im neuen Terminal in Schönefeld
müssen die Wege fürs Ankommen und Abfliegen getrennt werden; in Tegel drückt man hier
noch ein Auge zu. Als sehr wichtig eingestufte Personen, die VIPs, dürfen aber in besonderen
Räumen warten, den Salons. Dort können sie in Ledersessel sinken und fernsehen. Wenn auch
nur mit einem Modell, das nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist.
Zum Salon Bertolt Brecht, dem größten, gehört auch eine Dusche. Sie wird, wie Mitarbeiter
sagen, rege genutzt. In den Salons warten häufig auch Botschafter auf ihre Chefs, wenn diese
zum Staatsbesuch kommen. Die Wartenden können aus einer Küche im Terminal versorgt
werden.
Und dann ist noch ein Mehrzweckraum vorhanden, in dem konferiert werden kann. Auch
Pressekonferenzen finden dort statt – beim vergangenen Besuch von Russlands Präsident
Wladimir Putin sogar um 2 Uhr nachts. Da nur russische Journalisten dabei waren, spielte es
auch keine Rolle, dass es in den beiden Dolmetscherkabinen keine fest eingebaute Technik
gibt. Sie muss immer bei Bedarf installiert werden. Tegel ist eben ein Provisorium.
2016-11-18 06:14 Klaus Kurpjuweit www.tagesspiegel.de
44 /100
Steuern erhöhen ist noch keine Staatskunst
Kolumne
Die
Republik
hat
ihr
strukturelles
Beinahe-Nulldefizit überwiegend mit
Steuererhöhungen
erkauft,
strukturelle
Ausgabenreformen gab es in
den vergangenen Jahren
praktisch
nicht.
Ein
Armutszeugnis
für
die
Budgetpolitik.
18.11.2016 | 06:12 | Josef
Urschitz
( Die Presse )
Die gute Nachricht: Die drei
Sparpakete, die Regierung seit 2011 geschnürt hat, haben budgetär gewirkt. Ihr NettoEinsparungseffekt belief sich 2015 schon auf bis zu 11,4 Mrd. Euro. Hätte es diese Pakete nicht
gegeben, hätte Österreich also keine Chance gehabt, seine Defizitziele einzuhalten. Und jetzt
die schlechte Nachricht: Von Nachhaltigkeit war bei dieser Budgetkonsolidierung keine Spur zu
finden. Die „Einsparungen“ waren in der Realität überwiegend Steuer- und
Abgabenerhöhungen. Den Rest steuerten im Wesentlichen die kalte Progression (also die
Nichtanpassung der Steuerstufen an die Inflation) und EZB-Chef Draghi mit seiner
Niedrigzinspolitik bei. Letztere verbilligte nämlich die Staatsschuldenzinsen trotz steigender
Staatsschuld um 1,6 Mrd. Euro.
Die gesicherte Erkenntnis, dass die Budgetsanierung, wie fast immer, per „einnahmenseitigem
Sparen“ überwiegend von den Steuerzahlern geschultert werden musste, verdanken wir einer
aktuellen Studie des Budgetdienstes des Parlaments („Umsetzung der Konsolidierungspakete
und Offensivmaßnahmen ab 2011“). Und die enthält durchaus einige höchst unangenehme
Dinge.
So etwa das Faktum, dass die Konsolidierungspakete die Steuerquote zwischen 2001 und
2015 von 41 auf 43,9 Prozent des BIPs hochgetrieben haben. Klingt harmlos, heißt auf Basis
des 2015er-BIPs aber, dass Private und Unternehmen in diesem Jahr mit knapp zehn Mrd. Euro
(Steuern und Sozialbeiträge) mehr belastet werden mussten, damit der Finanzminister seine
Budgetvorgaben erfüllen konnte. In der Zwischenzeit hat es zwar eine als Steuerreform
verkaufte Tarifanpassung gegeben, die aber nur rund die Hälfte dieser Mehrbelastung wieder
kompensiert hat.
Der Schwerpunkt lag laut Budgetdienst bei „Steuererhöhungen insbesondere bei den Verkehrsund Verbrauchssteuern, bei der Körperschaftsteuer und bei der Einkommensteuer“. Dazu
kamen noch Erhöhungen von Sozialbeiträgen, unter anderem durch eine außerordentliche
Erhöhung der Höchstbeitragsgrundlage.
Während die Staatseinnahmenquote solcherart um 2,3 Prozentpunkte hochschnalzte, ging die
Staatsausgabenquote nur um einen Prozentpunkt zurück. Und das überwiegend durch die
niedrigeren Zinsen trotz höherer Staatsschuld und durch eine Beamten-Nulllohnrunde.
Übrigens: Zinsen und kalte Progression haben zur „Konsolidierung“ 2015 zusammen 3,8 Mrd.
Euro beigesteuert. Den Rest besorgten zum großen Teil eben Steuererhöhungen. Strukturelle
Einsparungen sucht man vergeblich. Die Budgetexperten des Parlaments kommen demgemäß
zu einem eher ernüchternden Schluss: „Das Ziel der Budgetkonsolidierung wurde weitgehend
erreicht“, heißt es da. Aber: „Die Konsolidierung erfolgte in hohem Ausmaß durch
Steuererhöhungen und war durch das niedrige Zinsumfeld begünstigt, größere
ausgabenseitige Strukturreformen erfolgten kaum beziehungsweise trugen nur in einem
geringen Ausmaß zur Konsolidierung bei.“ Das Parlament stellt da der Regierung ein
ziemliches Armutszeugnis aus. Denn den Leuten mehr Steuer abzupressen, ist wirklich noch
nicht die hohe Kunst der Staatssanierung. Probleme werden damit nur – zu hohen Kosten für
die Steuerzahler – ein paar Jahre weitergeschoben.
Finanzminister Schelling (der für diese lang vor Beginn seiner Amtszeit geschnürten
Konsolidierungspakete übrigens nicht verantwortlich ist) hat jetzt zwar ein wenn schon nicht
saniertes, dann doch zumindest EU-kompatibles Budget. Aber gelöst ist damit gar nichts,
solange die großen Kostentreiber in diesem Land nicht eingebremst werden. Bildlich
gesprochen: Solange die Löcher im Budgetfass nicht gestopft sind, können die Steuerzahler
oben noch so viel Geld hineinschütten, es wird einfach wieder herausrinnen.
Bezeichnend, dass diese übrigens vom sehr aktiven grünen Budgetsprecher Bruno Rossmann
beauftragte, eigentlich vernichtende Budgetstudie bisher keine wirklich erkennbaren
parlamentarischen oder regierungsamtlichen Aktivitäten ausgelöst hat. Im Gegenteil: Im
Budgetausschuss haben ein paar Experten – wohl wider besseres Wissen – Lob und Hudel
über die tolle Budgetpolitik verbreitet. Offenbar wird der Budgetdienst des Parlaments im
eigenen Haus nicht ernst genommen. Deshalb wiederholen wir hier noch einmal: Das Budget
ist von nachhaltiger Sanierung Lichtjahre entfernt. Und: Die Regierung soll endlich ihre Arbeit
machen und in die Ausgabenstrukturen gehen. Steuern erhöhen allein ist noch keine
Staatskunst.
E-Mails an: [email protected]
2016-11-18 06:12 Josef Urschitz diepresse.com
45 /100
Dobrindt will Handyverbot am Steuer ausweiten
Berlin.
Bundesverkehrsminister
Alexander Dobrindt (CSU) will das
bereits bestehende Handyverbot am
Steuer deutlich ausweiten. Das
berichtete die „Bild“-Zeitung (Freitag)
unter Berufung auf einen ihr
vorliegenden Änderungsentwurf zur
Straßenverkehrsordnung. Demnach
sollen künftig unter anderem auch
Tablets,
E-Book-Reader
und
Tätigkeiten wie Mails- und SMSTippen, Surfen im Internet im Auto
verboten
werden.
Ausdrücklich
untersagt wird auch die Benutzung
von Videobrillen.
Der Vorstoß, der nach Angaben der Zeitung gegenwärtig mit den Kabinettsressorts abgestimmt
wird, sieht zudem eine Erhöhung der Geldbußen für die Nutzung solcher Geräte während der
Fahrt von 60 auf 100 Euro vor. Bei schweren Verstößen drohen künftig auch Fahrverbote und
Geldbußen von 150 beziehungsweise 200 Euro. Die Nutzung von Sprachsteuerung,
Vorlesefunktionen und von sogenannten Head-Up-Displays für Fahrzeug- oder
Verkehrszeichen-Informationen werden dagegen den Angaben zufolge ausdrücklich erlaubt.
Dobrindt sagte „Bild“: „Wer am Steuer das Handy in die Hand nimmt, um eine Nachricht zu
tippen oder das Tablet um Mails abzulesen, ist im Blindflug unterwegs.“ Ablenkung sei eines
der größten Unfallrisiken, vermeidbar und unnötig.
Von RND/dpa
2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
46 /100
Niederkrüchten:
schützen
Skandalfirma
soll
Flüchtlingsheim
Die Bezirksregierung Düsseldorf
sieht kein Hindernis darin, eine
Security-Firma mit der Bewachung
der
Landesunterkunft
für
Flüchtlinge in Niederkrüchten im
Kreis Viersen zu betrauen, die
hoch umstritten ist. Das geht aus
internen Dokumenten hervor, die
unserer Redaktion vorliegen. Das
Sicherheitsunternehmen war zuvor
in
Schleswig-Holstein
wegen
massiver Verstöße komplett aus
dem
Flüchtlingsbereich
ausgeschlossen worden.
In einem weiteren vertraulichen Schreiben der Bezirksregierung Düsseldorf wird unterstrichen,
dass man trotz der Beschuldigungen keinen Grund sehe, den Auftrag ab 1. Dezember nicht an
die Firma zu vergeben. Dabei hatte es bei der Ausschreibung eine Reihe anderer Mitbewerber
gegeben.
Doch nun liegen gegen das Ergebnis der Ausschreibung zwei Beschwerden bei der
Vergabekammer vor, so dass der Fall noch einmal untersucht werden muss. "Wir prüfen derzeit
die weitere Vorgehensweise", sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. "In
jedem Fall wird die Sicherheit in der Einrichtung aber durchgängig sichergestellt sein", betonte
die Sprecherin.
Eine Beschwerde soll von der Security-Firma aus NRW eingereicht worden sein, die derzeit
noch die Unterkunft in Niederkrüchten bewacht. Dabei handelt es sich ausgerechnet um eine
Firma, die ebenfalls wegen angeblicher Vergehen einiger ihrer Mitarbeiter in FlüchtlingsEinrichtungen im siegerländischen Burbach in der Kritik steht.
Innerhalb der Bezirksregierung hatte es eine Reihe Beamter gegeben, die ausdrücklich vor der
geplanten Vergabe des Niederkrüchtener Sicherheitsauftrages gewarnt hatten. Sie konnten
sich aber nicht durchsetzen, weil eine Vergabe aufgrund des günstigeren Angebotes rechtlich
eher vertretbar schien. "Die haben einfach das günstigste Angebot genommen. Eigentlich ist
ganz klar festgelegt, dass Qualität vor Preis geht", so ein Insider.
Tatsächlich hatte die Landesregierung nach einer Reihe von Skandalen in
Flüchtlingsunterkünften einen sogenannten Acht-Punkte-Plan aufgelegt, in dem strenge
Standards für den Einsatz von privaten Sicherheitskräften festgelegt sind. "Zur Vergabe der
Sicherheitsdienstleistungen führen die Bezirksregierungen ein transparentes und gerichtlich
überprüfbares Verfahren durch", sagte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Bei
diesen Verfahren sollen nur Unternehmen berücksichtigt werden, die Standards des Landes für
die Flüchtlingsunterbringung erfüllen. "
Doch genau das treffe auf das von der Bezirksregierung Düsseldorf ausgewählte Unternehmen
nicht zu, sagten Beamte der Bezirksregierung, die anonym bleiben möchten. Grund der
Kündigung durch das Land Schleswig-Holstein sollen Verstöße beim Mindestlohn und den
Abrechnungen sowie der Einsatz von 65 vorbestraften Mitarbeitern gewesen sein.
Die Firma weist die Vorwürfe zurück. "Straftaten fanden zu keinem Zeitpunkt statt. Es gab
lediglich Fehlhandlungen eines leitenden Mitarbeiters, der das Unternehmen verlassen
musste", betonte ein Unternehmenssprecher. Er wies darauf hin, dass diese Vorgänge
ausschließlich die Niederlassung "Nord" und nicht die Niederlassung "Mitte" betreffen würden,
die zunächst den Zuschlag für die Aufsicht der Landesunterkunft in Niederkrüchten erhalten
hatte. "Nord" und "Mitte" seien aber zwei rechtlich getrennte Unternehmen. Die Führungskräfte
sind aber dieselben.
2016-11-18 08:18 Thomas Reisener www.rp-online.de
47 /100
So sieht die Deutsche Bank die Filiale der Zukunft
Nicht weniger als die
„modernste
Filiale“
Europas soll das „Quartier
Zukunft“ der Deutschen
Bank in der Berliner
Friedrichstraße 181 sein.
Am Donnerstag wurde sie
nach intensivem Umbau
wieder für die Kunden
geöffnet. 2005 hatte die
Filiale schon auf Digitales
und einen Mix aus Café
und Bank gesetzt, damals
unter dem Namen "Berliner
Bank der Zukunft". Jetzt wurde die Niederlassung modernisiert.
Bei der Eröffnung erklärte Filialleiterin Nadin Chucher, wie man versucht habe, Menschlichkeit
und Digitalisierung zu verbinden. Die Touchscreens, die früher am Eingang standen, wurden
wieder durch menschliche Mitarbeiter ersetzt. Der Bankberater der Zukunft sei ein Coach, denn
„der Kunde muss inspiriert werden, er kann ja alles von zu Hause aus machen“, so Chucher.
Der Gang zur Bank muss sich lohnen, denn der Weg dorthin wird länger. Die Deutsche Bank
wird bis Ende 2017 die Hälfte ihrer 80 Berliner Filialen schließen , die teilweise noch Filialen
der Berliner Bank sind. So wie diese Filiale, deren Umbau rund fünf Millionen Euro gekostet hat,
wird aber zunächst keiner der anderen.
In der Filiale der Zukunft setzt man auf bargeldloses Bezahlen, auch im Café und im Shop.
Jeder Mitarbeiter hat sein eigenes Tablet, um den Kunden mobil, auch in einer der vielen
Sitzecken, beraten zu können. Derweil werden auch die Kinder betreut. Kunden mit viel Zeit
unternehmen noch einen virtuellen Flug über Berggipfel – mit einer VR-Brille und einem
Simulator, auf den sich der Kunde auflegt. Ob das den Älteren zusagt, bleibt abzuwarten. Die
jungen Menschen will die Bank mit ihrer Einrichtung aber ebenfalls ansprechen. Sie betreue an
dem Standort nach eigener Aussage tausend Berliner Start-ups. Dafür stehen Arbeitsplätze im
"Gewächshaus" zur Verfügung.
2016-11-18 05:47 Ronja Ringelstein www.tagesspiegel.de
48 /100
Facebook soll Hasskommentare nach 24 Stunden löschen
Verliererin
der
USPräsidentschaftswahl Clinton
wollte „nie wieder das Haus
verlassen“
Plan verabschiedet Landtag
will
Wahlrecht
für
alle
Ausländer einführen
Spekulationen
um
Kanzlerkandidatur
Schulz
dementiert: „Völliger Blödsinn“
US-Präsident in Deutschland
Darüber reden Obama und
Merkel
2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
49 /100
Asyl: Zahl der Abschiebungen erreicht Höchststand
Deutschland hat in diesem
Jahr
besonders
viele
Menschen abgeschoben.
Das geht aus Unterlagen
der Bundespolizei hervor,
die der Rheinischen Post
vorliegen. Demnach gab es
bis
einschließlich September
dieses
Jahres
19.914
Abschiebungen.
Im gesamten vergangenen
Jahr waren es 20.888. Bis zum Ende des
Jahres könnten die Zahlen Schätzungen zufolge auf 26.500 steigen. So
hoch war die Quote zuletzt 2003.
Mit Abstand am häufigsten werden dem Bericht zufolge
Illegale und abgelehnte Asylbewerber aus den Westbalkanstaaten
abgeschoben. Albanien, das Kosovo, Serbien, Mazedonien,
Bosnien-Herzegowina und Montenegro machen mit 14.529 Abschiebungen
bis September fast Dreiviertel aller Fälle aus.
Die Zahl der Abschiebungen von aus Syrien stammenden Asylbewerbern
hat sich den Unterlagen zufolge mit 426 Menschen im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als
verdoppelt. Auch Abschiebungen von Afghanen nehmen zu. Waren es im
vergangenen Jahr noch 178, sind es bis einschließlich September
bereits 199. Die wenigsten davon müssen in ihr Heimatland
zurückkehren. In diesem Jahr mussten 27 Afghanen nach Afghanistan
ausreisen. Die übrigen wurden in andere EU-Länder oder Drittstaaten
gebracht.
Die Zahl der Asylsuchenden aus der Türkei ist einem Bericht zufolge unterdessen stark
gestiegen: Von Januar bis Oktober hätten 4.437 Menschen aus dem Land
einen Asylantrag in Deutschland gestellt, berichteten die Zeitungen der
Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen des
Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Im Jahr zuvor waren es 1.767 Menschen,
2014 insgesamt 1.806.
Besonders in den
vergangenen Wochen habe das System zur Erstverteilung der Antragsteller eine stetige
Zunahme registriert, berichtet die Zeitung. Seit dem Putschversuch Mitte Juli geht die türkische
Regierung mit besonderer Härte gegen die Opposition vor.
"Wir
müssen damit rechnen, dass die Zahl der Türken, die in Deutschland
politisches Asyl suchen, noch weiter steigen wird", sagte der
innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer
(CSU). Deutschland würde aber keine Probleme in der Türkei lösen, wenn es regimekritische
Bürger einladen würde, einen Asylantrag zu stellen.
2016-11-18 05:34 ZEIT ONLINE www.zeit.de
50 /100
HAZ live: Der Morgen in Hannover
Ausstallungspflicht
Vogelgrippe:
Auflagen auch für Hunde und Katzen
Bauarbeiten am Meesestutzen A37
bleibt zwei Wochen halbseitig
gesperrt
Räumungsverkauf bei Empire und
Cinebank
Zwei
der
letzten
Videotheken in Hannover schließen
Geständnis
vor
Amtsgericht
"Kerkermeister
1972"
verkaufte
Handfesseln bei Ebay
2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
51 /100
Obama bekommt Gesellschaft
Barack
Obama
reiste
bereits Mittwochabend an an seinem letzten Tag in
Berlin als US-Präsident trifft
er nicht nur Merkel sondern
auch Theresa May, Matteo
Renzi, Mariano Rajoy und
François Hollande. Ab 9.30
Uhr kommt das Quintett im
Kanzleramt zusammen.
Danach
empfängt
die
Bundeskanzlerin Rajoy zu
einem Arbeitsmittagessen,
im Anschluss ist gegen 13.30 Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Am Nachmittag führt Merkel
im Kanzleramt außerdem Gespräche mit May, auch hier sind Äußerungen vor der Presse
geplant. Obama ist dann längst wieder weg: Sein Flieger soll in Tegel um 12.45 Uhr abheben.
2016-11-18 04:46 Robert Ide www.tagesspiegel.de
52 /100
Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermann: Zahle keine Boni
zurück
Der frühere Vorstandssprecher der
Deutschen Bank, Josef Ackermann,
will von seinem Ex-Arbeitgeber
erhaltene Boni nicht zurückzahlen.
„Es ist überhaupt nicht die Rede
davon, Boni zurückzuzahlen“, sagte
er am Donnerstag bei einer
Wirtschaftskonferenz in Berlin laut
Reuters. Die Frage sei, ob die Teile,
die
bislang
nicht ausgezahlt
wurden, „freiwillig in der Bank
gelassen werden“. Er habe in der
Vergangenheit gezeigt, dass er
unter bestimmten Umständen bereit
sei, freiwillig seinen Beitrag zur Lösung von Problemen zu leisten, wenn es dafür eine Basis
gebe. Aber auf Ansprüche formell verzichten werde er nicht. „Das kann ich gar nicht“, sagte er.
Solche Fragen seien etwas, was intern in der Bank geklärt werden sollte, sagte Ackermann.
Aber offenbar habe man ihn unter Druck setzen wollen. „Man merkt die Absicht, aber man ist
verstimmt“, sagte er.
Ob er gegebenenfalls zur Verteidigung seiner Ansprüche auch vor Gericht ziehen würde, sagte
Ackermann nicht. Er verteidigte aber seine Politik als Vorstandssprecher in der Bank seit 2002
und auch das seinerzeit massiv ausgebaute Engagement im Investmentbanking. Die Deutsche
Bank sei damit ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise gekommen und habe auch während
dieser Zeit gut verdient. Dass in der Bankenbranche in Verbindung mit der Finanzkrise Fehler
gemacht wurde, sei allerdings auch klar.
In Finanzkreisen hatte es geheißen, die Deutsche Bank prüfe weiterhin, ob sie frühere
Vorstände für die Verfehlungen des Geldhauses persönlich zur Kasse bitten kann. Eine
Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, sagten mehrere mit der Sache vertraute
Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei der Insider betonten, eine Anwaltskanzlei
schaue sich schon länger unter anderem die Arbeitsverträge der einstigen Manager an. Es
gehe nicht nur um die Frage, ob eingefrorene Boni – die normalerweise mit Zeitverzögerung
ausgezahlt werden – gänzlich einbehalten werden dürften. Geprüft werde auch, ob bereits
ausgezahlte Gelder zurückgefordert werden könnten.
Die Süddeutsche Zeitung hatte von Absichten der Bank berichtet, von sechs Ex-Vorständen
Boni in Millionenhöhe einzufordern. Betroffen sind der Zeitung zufolge etwa die beiden
ehemaligen Chefs Josef Ackermann und Anshu Jain. Von Jain, der vor seinem Aufstieg an die
Konzernspitze 2012 viele Jahre das Investmentbanking geleitet hatte, wolle die Bank die
höchste Summe einholen – einen zweistelligen Millionenbetrag.
Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äußern. Die Deutsche Bank lehnte einen
Kommentar ebenfalls ab. Ein Sprecher verwies lediglich auf den Geschäftsbericht 2015, in dem
die Bank offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr
eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat. Das betraf insgesamt elf
Personen, frühere Vorstandsmitglieder inbegriffen.
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2016-11-18 02:40 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
53 /100
Gegen den Dollar: China stößt in großem Stil USStaatsanleihen ab
Der seit Monaten zu beobachtende
Rückzug großer Gläubigernationen
aus
US-amerikanischen
Staatsanleihen setzte sich auch im
September
fort.
Wie
aus
Veröffentlichungen
des
amerikanischen Finanzministeriums
hervorgeht , haben ausländische
Investoren und Zentralbanken in
diesem Monat US-Schuldtitel im
Gesamtumfang von 46 Milliarden
Dollar verkauft.
„Ausländer haben ihren Anteil an
langfristigen US-Wertpapieren im September abgebaut. Die Netto-Verkäufe betrugen 46,6
Milliarden Dollar. Die Netto-Verkäufe ausländischer Investoren beliefen sich auf 7,9 Milliarden
Dollar, während die Netto-Verkäufe bei ausländischen Institutionen 38,7 Milliarden Dollar
betrugen“, schreibt das US Department of Treasury in der Mitteilung.
Im Verlauf des Jahres zwischen September 2015 und September 2016 stießen ausländische
Zentralbanken, Staatsfonds und Privatinvestoren insgesamt 374,7 Milliarden Dollar an
amerikanischen Verbindlichkeiten ab.
Zu den größten Verkäufern gehört seit Monaten die chinesische Zentralbank, deren
Gesamtbesitz an amerikanischen Staatsanleihen mittlerweile so gering ist wie zuletzt im Jahr
2012. Auch die Zentralbank Saudi-Arabiens zieht sich zurück – ihre Ansprüche gegenüber den
USA hat sie seit Januar dieses Jahres um über 30 Prozent reduziert.
Die Abkehr dieser Geldgeber von amerikanischen Schuldtiteln stellt ein deutliches
Misstrauensvotum gegenüber der Bonität der USA dar, welche beträchtliche Schuldenstände
angehäuft haben. Auch die Stellung des Dollar könnte langfristig unter den Absatzbewegungen
leiden, weil Staaten wie China und Saudi-Arabien ihre Investitionen in andere Währungen
umschichten könnten.
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2016-11-18 02:40 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
54 /100
Schweizerische Nationalbank fürchtet Flucht ins Bargeld
Die Schweizerische Nationalbank
steht laut Reuters Gewehr bei Fuß, um
mit Devisenkäufen einen weiteren
Höhenflug
des
Frankens
zu
verhindern. „Wir sind zu allen
marktrelevanten
Zeiten
am
Devisenmarkt
präsent“,
sagte
Direktoriumsmitglied Andrea Maechler
am Donnerstag laut Redetext auf einer
Geldmarkt-Veranstaltung in Genf.
Zuletzt hatte die SNB etwa rund um
das überraschende Brexit-Votum am
Markt
eingegriffen,
wie
das
stellvertretende
SNBDirektoriumsmitglied Dewet Moser ausführte. „Die Märkte müssen aber Kursschwankungen
letztlich auch selber absorbieren können“, sagte er. Auch rund um die US-Wahlen hat der
Franken zur wichtigsten Exportwährung Euro an Wert gewonnen.
Seit Beginn der Finanzkrise hat die Notenbank im Zuge ihrer Interventionen für hunderte
Milliarden Anleihen und Aktien in anderen Währungen gekauft. Indem sie Franken druckt,
verhindert sie eine für die Exportwirtschaft schädliche Aufwertung der eidgenössischen
Währung. Denn diese ist bei Investoren in Krisen stets als sicherer Hafen gefragt.
Um den Franken zu schwächen, setzt die SNB darüber hinaus auf Negativzinsen. Diese liegen
derzeit bei minus 0,75 Prozent und zählen damit zu den tiefsten der Welt. Maechler räumte ein,
dass es eine effektive Zinsuntergrenze gebe, bei der Investoren beginnen würden, Bargeld zu
horten. Diese sei aber noch nicht erreicht: „Wir gehen davon aus, dass wir, falls nötig, noch
einen gewissen weiteren Zinssenkungsspielraum haben“, sagte sie. Grund für den nach wie vor
überbewerteten Franken seien nicht nur ausländische Investoren. Auch viele Schweizer
Unternehmen würden ihre im Ausland erwirtschafteten Gewinne in Franken tauschen und nicht
mehr wie früher im Ausland investieren. „Dies trägt maßgeblich zur Frankenstärke bei“, sagte
Maechler. Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung der SNB findet am 15. Dezember statt
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2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
55 /100
Australien verschärft Kampf gegen das Bargeld
In Australien mehren sich Stimmen, die für eine Abschaffung oder Eingrenzung von Bargeld
eintreten. Vor wenigen Tagen erklärte die Schweizer Großbank UBS, dass die Abschaffung der
australischen 100-Dollarnote und 50-Dollarnote „gut für die Wirtschaft und die Banken ist“,
berichtet der Finanzblog Sovereign Man.
Die amerikanische Großbank Citigroup hatte kürzlich erklärt, dass sie in einigen ihrer Filialen in
Australien ab sofort kein Bargeld mehr akzeptieren werde.
Im Februar des laufenden Jahres
veröffentlichten
Beamte
des
australischen Finanzministeriums im
Sydney Morning Herald eine Serie
von Artikeln, in denen beschrieben
wurde, dass die Abschaffung von
Bargeld
„Milliarden
einsparen“
würde und dass der „Weg hin zu
einer bargeldlosen Gesellschaft der
nächste Schritt für den australischen
Dollar“ sei.
Viele Beobachter gehen davon aus,
dass der Kampf gegen das Bargeld
– welcher auch in Europa Anhänger findet und bereits zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins
geführt hat – ganz andere Gründe hat, als in der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Bargeld
erlaubt es Sparern nämlich, ihre Guthaben aus dem Geldkreislauf der Banken herauszuziehen.
Eine vollumfängliche Anwendung von Negativzinsen durch die Zentralbanken wird dadurch
verhindert. Solange die Bürger also über die Möglichkeit verfügen, ihre Ersparnisse in bar von
den Konten abzuheben, sind die Möglichkeiten der finanziellen Repression durch die
überschuldeten Staaten in Form von Sonderabgaben und Negativzinsen begrenzt.
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2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
56 /100
EU will an Atom-Deal mit Iran festhalten
Die
EU
hat
alle
am
Atomabkommen mit dem Iran
beteiligten
Regierungen
aufgefordert, an der Vereinbarung
festzuhalten. Die Einhaltung der
Verpflichtungen
„durch
alle
Seiten“ sei „eine notwendige
Voraussetzung,
um
weiter
Vertrauen aufzubauen und eine
fortgesetzte,
stetige
und
schrittweise Verbesserung“ der
Beziehungen mit Teheran zu
erreichen, erklärten die EUAußenminister am Montag in
Brüssel. Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, er hat das
Atomabkommen mit dem Iran für falsch. Eine explizite Ankündigung, aus dem Deal
auszusteigen, hat Trump allerdings nicht gemacht.
Der Iran hatte im Juli 2015 mit den fünf UN-Vetomächten USA, Russland, Frankreich,
Großbritannien und China sowie Deutschland ein Abkommen geschlossen, das Teheran die
friedliche Nutzung der Atomenergie erlaubt. Die iranische Regierung verpflichtete sich darin,
ihre Urananreicherung deutlich zurückzufahren und scharfe Kontrollen durch die Internationale
Atomenergiebehörde (IAEA) zuzulassen. Der Westen hob im Gegenzug einen Teil seiner
Finanz- und Handelssanktionen gegen das Land auf.
Der designierte US-Präsident Trump hatte das Abkommen im Wahlkampf als „katastrophal“
bezeichnet und einen Ausstieg unter seiner Regierung angekündigt. Er warf der gegenwärtigen
US-Regierung vor, dem Iran zu viele Zugeständnisse gemacht zu haben.
Die EU begrüßte am Montag, dass die bisherige US-Regierung nun Lizenzen für den Export
von Passagierflugzeugen sowie von Ersatzteilen und Dienstleistungen in diesem Bereich erteilt
hat. Derartige Verkäufe seien „ein wichtiges Signal“ für die Umsetzung des Atomabkommens
und könnten auch die Sicherheit im Luftverkehr verbessern, erklärten die Minister.
Gleichzeitig bekräftigten die europäischen Chefdiplomaten ihre Sorge mit Blick auf die Lage der
Menschenrechte im Iran und verwiesen unter anderem die häufige Anwendung der
Todesstrafe. Sie betonten auch „die Notwendigkeit, die Gleichheit der Rechte der Frauen
sicherzustellen sowie der Menschen, die Minderheiten angehören“.
Die EU-Außenminister forderten Teheran auch auf, seinen „Einfluss auf das syrische Regime“
gelten zu machen, um die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und humanitäre Helfer in dem
Land zu beenden. Besorgt zeigte sich die EU über das Programm für ballistische Raketen im
Iran und forderte einen Teststopp von Teheran.
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2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
57 /100
Russland sperrt Linkedin: Vorwurf der DatenschutzVerstöße
In Russland wird mit Linkedin das
erste
große
Online-Netzwerk
gesperrt.
Auf
Anordnung
der
Medienaufsichtsbehörde
Roskomnadsor
sollen
die
heimischen Internetanbieter den
Zugang blockieren. Damit soll ein
Gerichtsurteil umgesetzt werden,
wonach
das
US-Unternehmen
gegen Datenschutzgesetze verstößt,
wie Roskomnadsor am Donnerstag
mitteilte. Das Karrierenetzwerk hat
mehr als sechs Millionen registrierte
Nutzer in Russland, darunter viele
Firmen auf Mitarbeitersuche.
Hintergrund ist ein Gesetz aus dem Jahr 2014, das bislang nicht durchgesetzt wurde. Es sieht
vor, dass Webseiten, die persönliche Daten russischer Bürger speichern, dies auf russischen
Servern tun müssen. Dies hat Linkedin nach Darstellung der Behörde nicht getan. Die Sperrung
solle binnen 24 Stunden umgesetzt werden, sagte ein Roskomnadsor-Sprecher der
Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Internetanbieter Rostelcom hat dies nach eigener
Auskunft bereits gemacht, die Konkurrenten MTS und Vimpelcom wollen nachziehen.
Von Linkedin war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Dem Behördensprecher zufolge
dringt das US-Management des Unternehmens auf ein Treffen. Dazu müsse Roskomnadsor
aber zunächst die Genehmigung des Außenministeriums und der Geheimdienste einholen.
Kritiker beklagen eine zunehmende Kontrolle des Internets durch die russischen Behörden. Ein
Sprecher von Präsident Wladimir Putin trat Befürchtungen entgegen, das Vorgehen gegen
Linkedin könnte auf Zensur hinauslaufen. Die Sperrung erfolge im Rahmen der Gesetze,
betonte er.
Die Sperrung könnte auch eine Retourkutsche für Anschuldigungen der Linkedin-Mutter
Microsoft sein: Eine Hackergruppe mit Verbindungen zur russischen Regierung soll nach
Erkenntnissen von Microsoft eine Sicherheitslücke im Betriebssystem Windows. Den Nutzern
wurde deswegen am 08. November ein Update zur Verfügung gestellt. Für die sogenannten
Phishing-Attacken, für die gefälschte E-Mails verschickt werden, ist demnach eine Gruppe
namens Strontium verantwortlich. Sie ist auch unter dem Namen Fancy Bear oder APT 28
bekannt. Experten zufolge arbeitet Fancy Bear vor allem für den russischen Militärgeheimdienst
GRU, den US-Behörden auch für Angriffe auf Computersysteme der Demokratischen Partei
verantwortlich machen. Belege für diese Behauptungen haben die US-Behörden bisher nicht
vorgelegt.
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2016-11-18 02:39 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
58 /100
Jack Wolfskin vor Verhandlungen über Schuldenschnitt
Der
Outdoor-Ausrüster
Jack
Wolfskin und seine Gläubiger
wappnen sich laut Reuters-Insidern
für Verhandlungen über einen
Schuldenschnitt. Die Banken und
Hedgefonds waren Ende Oktober
davon aufgeschreckt worden, dass
das
Unternehmen
aus
dem
hessischen Idstein für 2017 nur
noch mit einem operativen Gewinn
(Ebitda) von 30 Millionen Euro
rechnet – halb so viel wie bisher
kalkuliert. Damit wuchsen Zweifel,
ob Jack Wolfskin die 365 Millionen
Euro Schulden noch bedienen kann, die ihm sein Eigentümer, der US-Finanzinvestor
Blackstone, aufgebürdet hat. Nun haben die Banken die US-Investmentbank Houlihan Lokey
und die Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis als Berater angeheuert, wie Reuters berichtet.
Jack Wolfskin selbst lasse sich von der Investmentbank PJT Partners beraten, die ehemals
Blackstone gehört hatte, hieß es in Finanzkreisen. Blackstone hatte vor fünf Jahren 700
Millionen Euro für Jack Wolfskin gezahlt und 485 Millionen Euro davon fremdfinanziert. Doch
die Expansion ins Ausland, die sich der neue Eigentümer auf die Fahnen geschrieben hatte,
erfüllte die Erwartungen nicht. Firmengründer Manfred Hell hatte Jack Wolfskin nach dem
Verkauf verlassen. Dazu kamen Probleme in China, wo das Unternehmen den Vertrieb seiner
Funktionsjacken, Rucksäcke und Zelte selbst in die Hand genommen hatte. Doch dabei kamen
ihm Währungsschwankungen von Yuan und Dollar in die Quere.
Zurzeit durchleuchtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte das Unternehmen.
Ergebnisse sollen bis Ende November vorliegen. Insider erwarten, dass die Gläubiger bis
Januar Vorschläge über einen Schuldenschnitt vorlegen. Dabei muss der Eigentümer häufig
zumindest einen Teil seiner Anteile an die Gläubiger abgeben, die im Gegenzug auf eine
Rückzahlung ihrer Kredite teilweise verzichten.
Schon im Juli 2015 hatte Blackstone auf Druck der Gläubiger 75 Millionen Euro frisches Kapital
nachgeschossen, damit die Darlehen verlängert wurden. Nun droht Jack Wolfskin erneut die
Kreditauflagen zu verletzen. Die Kredite werden am Kapitalmarkt bereits zu einem Bruchteil
ihres Nennwertes gehandelt. Blackstone, PJT Partners, Houlihan Lokey, Kirkland & Ellis und
Deloitte wollten sich nicht zu den Informationen äußern.
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2016-11-18 02:38 Https Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
59 /100
UN-Sicherheitsrat: USA wollen Waffenembargo gegen
Südsudan
Die USA wollen den UNSicherheitsrat
zur
Verhängung
eines
umfassenden
Waffenembargos
gegen
das
afrikanische
Bürgerkriegsland
Südsudan
bewegen. "Südsudan ist
ein Land am Abgrund",
sagte die UN-Botschafterin
der USA, Samantha Power, im Sicherheitsrat in New York.
Die Kriegsparteien dort hätten sich "massenhafter Gräueltaten" schuldig
gemacht.
In den kommenden Tagen werden die USA einen
entsprechenden Resolutionsentwurf einbringen, kündigte Power an. Er
sieht ein einjähriges Verbot des Verkaufs von Waffen, Munition,
Militärfahrzeugen und anderem Kriegsmaterial an den Südsudan vor.
Verantwortliche des Konflikts sollten mit einem Reiseverbot belegt
werden, ihre Guthaben sollten eingefroren werden.
Die Initiative
der USA stieß umgehend auf Widerstand der Veto-Macht Russland. Der
stellvertretende russische UN-Botschafter Petr Iljitschow bezeichnete
ein Waffenembargo als verfrüht. In der gegenwärtigen Situation sei
dies der "Gipfel der Unverantwortlichkeit".
Auch Chinas
Vize-Botschafter Wu Haito äußerte sich skeptisch und mahnte ein Vorgehen mit Vorsicht an. Es
müsse alles getan werden, um eine weitere
Komplizierung der Situation zu verhindern.
Die USA begründeten
ihren Vorstoß auch mit der jüngsten Warnung der UN vor einer weiteren
Eskalation des ethnischen Konflikts im Südsudan. Werde die Gewalt nicht
gestoppt, drohe ein Völkermord, hatte der UN-Sonderberater Adama Dieng
vergangene Woche zum Abschluss eines einwöchigen Besuchs in dem Land gesagt. Die
extreme Polarisierung zwischen
einzelnen Volksgruppen habe vielerorts zugenommen. Dieng berichtete über Morde und
Vergewaltigungen sowie Angriffe auf politische
Gegner und Mitglieder anderer Ethnien. "Was als politischer Konflikt
begann, könnte sich zu einem offenen ethnischen Krieg entwickeln. "
Im
erst seit 2011 unabhängigen Südsudan war im Dezember 2013 der lange
schwelende Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem damaligen
Stellvertreter Riek Machar eskaliert. Seitdem wurden bei Kämpfen und
ethnisch motivierten Massakern Zehntausende Menschen getötet und
Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben. Unter internationalem
Druck vereinbarten die Rivalen schließlich eine Regierung der nationalen
Einheit. Doch diese zerbrach im Juli nach nur wenigen Tagen.
2016-11-18 02:27 ZEIT ONLINE www.zeit.de
60 /100
Frische Luft und Sauna - So bleibt man im Herbst gesund
Köln (dpa-infocom) - Regen, Dunkelheit und schniefende Nasen: Im
Herbst ist das keine Seltenheit. Doch mit der richtigen Kleidung kann
Bewegung auch in der nassen Jahreszeit Spaß machen und unser
Immunsystem stärken.
Mit der altbewährten Zwiebeltechnik trotzt man dem herbstlichen
Schmuddelwetter. "Beim Sport sollten sich Ftinesstreibende zu Beginn so
anziehen, dass sie noch leicht frieren, um bei steigender Belastung nicht
zu überhitzen. Wird ihnen dann doch zu warm, können sie einfach eine Kleidungsschicht
ablegen", so Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und
Bewegung der Deutschen Sporthochschule Köln. Auf eine Mütze sollte nicht verzichtet werden,
denn gerade über den Kopf verlieren wir 40-60 Prozent unserer gesamten Körperwärme.
Ein aktiver Lebensstil ist gerade im Herbst ein besonderer Trumpf: "Denn nichts ersetzt
regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und den Einfluss von Wind und Wetter", so der
Gesundheitsexperte. Ob spazieren gehen, joggen oder Fahrrad fahren - durch moderate
Aktivität vermehren sich die weißen Blutkörperchen schneller und werden leistungsfähiger.
Zudem wird die Durchblutung angeregt und die Abwehrzellen gleichmäßig im gesamten Körper
verteilt. Darüber hinaus kommt es vor allem durch eine Sporteinheit im Tageslicht zu einer
erhöhten Ausschüttung von Endorphinen. Das hellt unsere trübe Herbststimmung wieder auf
und macht uns resistenter gegen Stress.
"Nach dem schweißtreibenden Training im Freien darf die Erholung nicht zu kurz kommen.
Saunagänge mit anschließender Abkühlung bringen den Kreislauf so richtig auf Trab und
fördern damit auch die Regeneration", weiß Froböse.
Bei bereits bestehender Erkältung sollte man auf Ausdauersport und Saunagänge jedoch lieber
verzichten, da der Kreislauf andernfalls überfordert wird. Damit das Immunsystem aber gar nicht
erst schlapp macht, kommt es jetzt noch mehr auf eine gesunde Ernährung an. Vor allem hilft
eine vermehrte Aufnahme von Vitamin C, welches Erkältungen vorbeugt.
Eine Extraportion des Vitamins liefern etwa Zitrusfrüchte, rote Paprika und auch Brokkoli. Auch
dem Power-Food Ingwer wird eine erkältungshemmende Wirkung nachgesagt. Es unterstützt
die Funktion der weißen Blutkörperchen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig
sind.
2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
61 /100
Android-Nachrichten unter Windows 10
Meerbusch (dpa-infocom) - Wer ein Android-Handy besitzt, kann
Benachrichtigungen von Apps und Kontakten auf Wunsch auch an
seinem Windows-PC lesen - und bei Bedarf sogar darauf reagieren.
Möglich macht das die digitale Assistentin Cortana und die passende App
für Android, die für eine Zusammenarbeit von Android-Geräten und
Windows-Rechnern sorgt.
Dazu muss auf dem Android-Device die Cortana-App installiert werden. Einfach bei Bedarf im
Google Play Store nach "Cortana" suchen und die MicrosoftApp installieren. Nach der
Installation beim selben Microsoft-Konto anmelden, das auch in Windows 10 genutzt wird.
Anschließend zu den Einstellungen der Cortana-App wechseln und dort die Synchronisierung
von Benachrichtigungen einschalten. Danach am Windows-PC Cortana aufrufen und hier auf
das Zahnrad-Symbol klicken und unter der Überschrift "Benachrichtigungen zwischen Geräten
senden" den Schalter einschalten - fertig.
2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
62 /100
Kinder klammern plötzlich:
Sicherheit
Viel Nähe gibt
wieder
Fürth (dpa/tmn) - Manchmal kommt es wie aus dem Nichts: Die
vermeintlich selbstständigen Kinder sind auf einmal wieder anhänglich
und ängstlich, wollen nicht mehr in die Kita oder in die Schule. Andere
reagieren mit Bauchschmerzen oder können abends nicht einschlafen.
Auch wenn es anstrengend ist: Eltern sollten in dieser Phase viel Nähe
zulassen. "Das gibt den Kindern Sicherheit", sagt Dana Urban von der Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung. Entlastend sei auch zu wissen: Es ist eine Phase, die meist schnell wieder
vorbeigeht.
Ist die Angst vor dem Abschied oder dem Alleinsein gerade akut, helfen feste Rituale: Beim
Abschied in der Kita bekommt das Kind etwas von Mutter und Vater mit. Das kann ein
Schmusetuch sein oder der Schlüssel, auf den das Kind bis zum Wiedersehen aufpasst.
"Wichtig ist für Eltern, den Nachwuchs unbedingt verlässlich zur vereinbarten Uhrzeit abholen",
rät Urban. Auch das vermittelt den Kindern Sicherheit. Wenn möglich, kann es auch helfen,
Sohn oder Tochter für eine begrenzte Zeit früher aus der Kita oder dem Hort abzuholen. So
bleibt mehr gemeinsame Zeit am Nachmittag.
Auch wenn für Eltern solch ein Klammerverhalten oft wie aus dem Nichts kommt, ist das laut
Urbans Erfahrung selten der Fall. Sie rät Eltern, genau hinzuschauen: Hat sich in letzter Zeit
etwas in der Familie verändert? Das kann die Kitaeingewöhnung sein, eine neue Erzieherin,
ein Umzug oder die Geburt eines Geschwisterkinds. Auch Stress bei den Eltern nehmen viele
Kinder feinfühlig wahr und reagieren darauf. In solchen Umbruchphasen ist es normal, dass
Kinder verstärkt die Nähe zu Vater und Mutter suchen.
2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
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Fehlersuche im Auto mit dem Smartphone
München (dpa/tmn) - Moderne Autos sind voll mit Elektronik. Eine
Wartung beginnt heute nicht mit dem Schraubenschlüssel, sondern erst
mal mit dem Computer. Die Software im Steuergerät überwacht Motor,
Getriebe und Assistenzsysteme.
Mit dem Smartphone können Autofahrer viele Daten und
Fehlermeldungen selbst auslesen. App aufspielen, Adapter aufstecken, Bluetooth aktivieren
und sichtbar wird die Fahrzeugelektronik - eine Werkstatt für die Hosentasche.
Apps und sogenannte OBD-II-Adapter gibt es im Elektronikhandel und im Internet ab 30 Euro.
On-Board-Diagnose 2 (OBD II) ist ein Diagnosesystem, das für Benziner seit 2001 und für
Dieselautos seit 2004 Pflicht ist. Am Stecker, der meist auf der Fahrerseite an der A-Säule
montiert ist, lassen sich die Adapter leicht einstöpseln. Damit erhält die Software Zugriff auf
einen Großteil der Daten wie Öl- und Wassertemperatur, aber auch Wartungshinweise und
Fehlercodes.
Wie verlässlich die Infos sind, hängt am Ende von der App und den Daten ab. "Angezeigte, weil
hinterlegte Fehlercodes sind sicherlich valide, da sie genormt sind", sagt Gunnar Beer, TechnikExperte beim Auto Club Europa (ACE). Auch die Anzeigen von Kühlmitteltemperatur und
Drehzahlen sind verlässlich. "Sie sind genauer als im Kombiinstrument, da die Daten direkt vom
Steuergerät abgelesen werden. " Doch nicht alles ist auslesbar. "Abgasrelevante Steuergeräte
sind fast immer erreichbar, denn hierfür gelten herstellerübergreifend einheitliche Codes für die
dort abgelegten Fehlermeldungen", sagt Arnulf Thiemel vom ADAC. Bei Komfort- und
Infotainment-Steuergeräten sehe es oft nicht so gut aus. Jeder Hersteller verwende seine
eigene Protokollsprache. Die sei öffentlich meist nicht dokumentiert und so nur schwer
verständlich.
Empfehlenswert sind Diagnose-Programme fürs Handy so eher für versierte Hobbyschrauber
und Technikinteressierte, die mit den angezeigten Fehlern etwas anfangen und das
Gefährdungspotenzial der angezeigten Fehler richtig einschätzen können. "Der Hobby-Bastler
kann damit einen ersten Eindruck von den Fehlerspeicher-Einträgen erlangen", sagt Thiemel.
Da man aber nur in die oberste Schicht der Steuergeräte vordringen könne, ersetzt eine solche
Diagnose keinesfalls den Werkstatt-Besuch. "Zumal dort auch viel Erfahrung für die korrekte
Interpretation der Fehlerspeicher-Einträge da ist. "
Auch Gunnar Beer vom ACE bleibt skeptisch: "Eine App ersetzt keinen versierten Fachmann. "
Bei kritischen Fehlercodes muss nach wie vor eine Werkstatt aufgesucht werden. Denn in der
Darstellung wird lediglich der Fehler beschrieben, nicht aber, wie er behoben werden muss.
Stehe etwa im Fehlerspeicher "Lambdasonde unplausibles Signal", könne die Sonde defekt
sein, der Kabelstrang Marderverbiss haben und das betreffende Steuergerät einen "Schuss"
haben, so Thiemel. "Das erkennt nur der Fachmann, nicht aber der Laie. " Außerdem seien
Fehlerspeicher-Einträge kein Garant dafür, die wahre Fehlerursache sofort zu finden. Vor allem,
wenn ein Fehler im einen Bereich Auswirkungen auf ein ganz anderes Steuergerät hat.
Völlig gefahrlos ist das Ganze auch nicht: "Die OBD-Schnittstelle ist quasi der Nabel der
Fahrzeugelektronik", sagt Beer. Tuner könnten darüber Motorkennfelder verändern oder
verschiedene Länderspezifikationen setzen. Das wirke sich auf die Beleuchtung und viele
andere Details aus. Generell sei es nicht ratsam, ständig die Schnittstelle anzuzapfen, die
eigentlich nur für Werkstatt-Diagnosen und im Rahmen einer Hauptuntersuchung benutzt wird.
Sämtliche Adapter-Hersteller wiesen darauf hin, dass sie für die Haftung bei Schäden beim
Dauerbetrieb nicht zuständig sind.
Ungesetzliche Manipulationen und auch Schäden, ob kurz- oder langfristig, sind also durchaus
denkbar. Auch Thiemel rät zur Vorsicht: "Wir haben schon Billig-Adapter ausprobiert, die
während der Fahrt die Servolenkung lahmgelegt haben. So etwas kann gefährlich werden. " Die
meisten Programme lassen eine oberflächliche Diagnose im Bereich der Motorsteuerung zu. Es
gebe aber auch Profigeräte und Software, die in alle Bereiche des Autos schauen können. Die
seien sehr teuer und rentieren sich für Privatkunden nicht.
Das Handy sollte auch als Diagnosegerät stets in einem Halter stecken. Wer es während der
Fahrt in der Hand hält, riskiert 60 Euro Bußgeld und ein Punkt, so der Tüv Süd. Rechtlich
bedenklich ist zudem das kurzzeitige Löschen von Fehlercodes für die HU oder vor dem
Autoverkauf. Streng genommen komme das einer Täuschung gleich und eine Manipulation ist
strafbar.
2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
64 /100
Meerschweinchen sind nicht gern allein
Münster (dpa/tmn)- Zähneklappern, gesträubtes Fell, Drohgebärden bis
hin zum Beißen - mancher Tierhalter wundert sich, wenn ein bislang
friedliches Meerschweinchen seine Abneigung gegen einen neuen
Käfiggenossen unmissverständlich zum Ausdruck bringt.
Die Tiere testen dann oft untereinander aus, wer im häuslichen Revier
das Sagen hat. Mal klappt das entspannt und reibungslos, manchmal wird es ruppig.
Grundsätzlich sind Meerschweinchen sehr soziale Wesen, die sich besonders wohlfühlen,
wenn sie in Gruppen zusammenleben. Doch einige Empfehlungen von früher gelten heute als
falsch: So sollten Meerschweinchen nicht allein und auch nicht gemeinsam mit Zwergkaninchen
gehalten werden.
Was aber ist zu tun, wenn ein Tier stirbt und neues hinzugesetzt werden soll? "Dann sollte man
sich zuerst die Frage stellen, ob eine weitere dauerhafte Meerschweinchenhaltung geplant ist",
sagt Jürgen Hirt von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). "Besteht der dauerhafte
Wunsch, weiterhin Meerschweinchen zu halten, wäre es zum Beispiel sinnvoll, ein
gleichgeschlechtliches Jungtier dazuzusetzen. "
Noch besser, so der Experte, das ältere Tier bekäme gleich zwei junge Tiere zur Gesellschaft.
"Dann könnten die beiden Jungtiere sich gegenseitig beruhigen, denn eine neue Konstellation
im Käfig bedeutet Stress für die Tiere. Und zwar für ein bereits vorhandenes Schweinchen
ebenso wie für den Neuankömmling. " Die neue Beziehung im heimischen Käfig ist ein
dynamischer, individueller Prozess, für den es zwar Leitlinien gibt - aber kein Patentrezept.
Prof. Norbert Sachser, Verhaltensbiologe der Universität Münster, erläutert, dass die Tiere in der
freien Natur am liebsten in einer Konstellation aus einem Männchen mit einem Harem, gerne
vier Weibchen, zusammenleben. In einer Meerschweinchengruppe schauen sich junge Tiere
von den älteren ab, wie man sich benimmt. "Sie lernen Verhaltensregeln. Und sie lernen auch,
sich zu arrangieren", sagt Norbert Sachser. Kauft man allerdings in der Zoohandlung ein Tier,
könne man nicht sicher sein, dass es die Gelegenheit dazu hatte, sich in der Gruppe zu
sozialisieren.
Wer ein wenig plant, hat gute Chancen, dass die Vergesellschaftung gelingt. Die Fragen,
welches Alter und welches Geschlecht der neue Käfiggenosse hat, sollten zum Beispiel geklärt
sein. "Jüngere Tiere sind sicherlich anpassungsfähiger", gibt Norbert Sachser ein Beispiel.
"Wenn man ein männliches und ein weibliches Tier zusammenbringt, und nicht in die Zucht
einsteigen will, sollte das männliche Tier kastriert sein. " Zwei Weibchen könne man seiner
Erfahrung nach gut zusammensetzen, ebenso zwei Männchen. Eine Garantie allerdings, dass
es reibungslos funktioniert, gibt es nicht.
Um auszuprobieren, ob die Chemie stimmt zwischen dem alten und dem neuen Haustier,
empfehlen die Experten neutrales Terrain. Das kann in der Badewanne sein, wenn Handtücher
untergelegt werden, oder im Auslauf. "Zwei Futtermöglichkeiten, zwei Trinkflaschen - das ist zu
Beginn keine verkehrte Idee", sagt Sachser. "Auch wäre es gut, wenn es einen Winkel gibt,
hinter dem sich das neue Tier zurückziehen kann. " Platz sei ein zentrales Element, sagt TVTExperte Jürgen Hirt. "Manche Käfige sind zu klein für eine vielleicht anfangs stürmische
Beziehung. Deshalb sollte Wegrennen auch eine Option sein. "
So wie auch Aufgeben für den Tierhalter eine Option sein kann, sagt Nina Enchelmaier vom
Verein Meerschweinchenhilfe. Sie hat schon viele Vergesellschaftungen begleitet und dabei
die Erfahrung gemacht, dass man "niemandem zu seinem Glück zwingen kann". Ihre
Empfehlung: "Die Tiere müssen vom Charakter her zueinanderpassen und auch vom Alter. Ein
sieben Jahre alter Meerschweinchensenior hat andere Bedürfnisse als ein Jungspund, der mit
18 Monaten vielleicht gerade in der Pubertät ist. " Der Verein aus Baden-Württemberg vermittelt
Meerschweinchen.
Im Gegensatz zur vorherrschenden Expertenmeinung spricht sich der Verein gegen eine reine
Weibchenhaltung aus. Nur unter Frauen fühlten sich die Schweinchen nicht so wohl: "Da fehlt
der männliche Part, sie wollen ein wenig bewundert werden, deshalb sprechen wir uns oft für
den Geschlechtermix aus", sagt Enchelmaier: "Auch ein Kastrat kann ein Weibchen noch
anhimmeln. "
2016-11-18 00:00 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de
65 /100
Kritik des EU-Rechnungshofs:
Bankenaufsicht
Die
Mängel
der
Die EU hat sie als Reaktion auf die Euro-Zonen-Krise in Rekordzeit
geschaffen, seit November 2014 ist sie operativ : Die bei der
Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt angesiedelte europäische
Bankenaufsicht (genauer: der Einheitliche Aufsichtsmechanismus SSM)
für den Euro-Raum. Die rund 130 wichtigsten Banken der Euro-Zone
überwacht sie direkt, die restlichen im Normalfall indirekt über die
nationalen Behörden. Ist die EZB der neuen Aufgabe gewachsen? Ein am Freitag
veröffentlichter Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes erhebt in einigen Bereichen
recht scharfe Kritik.
Der SSM sei in nur 13 Monaten aufgebaut worden und habe rund 1000 Mitarbeiter rekrutieren
müssen, was eine einzigartige Aufgabe gewesen sei, lobt das zuständige
Rechnungshofmitglied Neven Mates zwar. Doch habe die EZB im Vorfeld den Mitarbeiterbedarf
nicht so ausführlich wie nötig analysiert und der derzeitige Personalbestand sei unzureichend.
Aus Sicht des Rechnungshofs ist die Aufsicht denn auch zu stark auf die Mitarbeit der
nationalen Aufsichtsbehörden angewiesen. Bei den wichtigen Vor-Ort-Inspektionen bei direkt
überwachten Banken hätte die EZB 2015 nur 8% aller Teammitglieder und 12% der Teamleiter
gestellt, den Rest hätten nationale Behörde beigetragen. In den meisten Fällen würden die
Teams vom nationalen Aufseher des Landes der Bank geführt. Dies entspreche nicht dem Geist
der gesetzlichen Grundlagen für den SSM. Auch habe die EZB deshalb eine ungenügende
Kontrolle über die Zusammensetzung und die Qualifikationen der Aufsichts- und
Inspektionsteams.
Diese Vorwürfe wiegen insofern schwer, als eines der Hauptziele der Schaffung des SSM
gerade darin gelegen hat , die in manchen Staaten etwas zu enge oder zu politisierte
Beziehung zwischen Banken und nationalen Aufsehern durch den Einsatz einer
unparteiischeren europäischen Institution aufzubrechen.
Auch ein zweiter Kritikpunkt berührt ein Kernelement: Obwohl die EZB gesetzlich zu einer
klaren Trennung zwischen ihren geldpolitischen und ihren Aufsichts-Funktionen angehalten sei,
würden manche Abteilungen Dienstleistungen für beide Funktionen erbringen, hält der
Rechnungshof fest. Dies gilt etwa für die Verwaltung, die Kommunikationsabteilung, die IT und
den Rechtsdienst. Hier hätte die EZB eine Risikoanalyse vornehmen und mögliche Zielkonflikte
minimieren müssen, sagt Mates.
In eine ähnliche Richtung zielt die Feststellung, dass die Kontrolle über die für die Aufsicht zur
Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen nicht beim Aufsichtsgremium
des SSM liege, sondern beim EZB-Rat, dem obersten Beschlussorgan der Zentralbank.
Der Rechnungshof beklagt sich zudem, dass die ihm von der EZB zur Verfügung gestellten
Informationen nicht ausgereicht hätten, um auftragsgemäss die «Effizienz der Verwaltung» (der
EZB) vollständig zu beurteilen. Die Zentralbank habe ihm viele Dokumente vorenthalten. Man
prüfe derzeit die Optionen, einschliesslich einer Klage beim EU-Gerichtshof, sagt Mate.
Der Bericht mündet in 13 Empfehlungen an die EZB. So fordert er eine substanzielle Stärkung
der Präsenz der EZB bei Inspektionen vor Ort. Auch müssten die Risiken geprüft werden, die
sich auf Grund der erwähnten, von Aufsicht und Geldpolitik geteilten Dienstleistungen ergäben.
Zwölf der Anregungen hat die EZB, teils mit Anmerkungen, in einer dem Bericht beigefügten
Antwort akzeptiert. So verweist sie zum Beispiel auf eine kontinuierliche Aufstockung des
eigenen Personals für Vor-Ort-Prüfungen. Nicht einverstanden ist sie mit Teilen der Empfehlung
zur stärkeren Trennung der Aufsicht von der Geldpolitik. Bei den Dienstleistungen würde dies
aus ihrer Sicht die Kosten erhöhen und die Effizienz beeinträchtigen. Und dass das
Aufsichtsgremium des SSM keine Kontrolle über Budget- und Personalressourcen habe, stehe
nicht in ihrem Ermessen, sondern folge aus der Rechtslage. Die Unabhängigkeit der beiden
Bereiche Aufsicht und Geldpolitik werde dadurch nicht beeinträchtigt.
Besonders erfreut scheint die EZB aber nicht gewesen zu sein. Sie hätte im Bericht eine
ausdrücklichere Anerkennung all dessen begrüßt, was bei der Einrichtung des SSM bereits
erreicht worden sei, hält sie in der Einleitung ihrer Antwort spitz fest.
2016-11-18 00:00 René Höltschi www.nzz.ch
66 /100
Japans Regierungschef bei Trump: Shinzo Abe setzt auf
vertrauensvolles Verhältnis
(Reuters) Der japanische Regierungschef Shinzo Abe ist nach eigenen
Worten zuversichtlich, ein vertrauensvolles Verhältnis zum künftigen USPräsidenten Donald Trump aufzubauen. Ohne Vertrauen könne das
japanisch-amerikanische Bündnis nicht bestehen, sagte Abe am
Donnerstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit dem Wahlsieger in New
York. Das Gespräch sei offen und herzlich gewesen. Er habe mit Trump
vereinbart, sich erneut zu treffen, sagte Abe.
Die USA und Japan sind seit vielen Jahrzehnten enge Verbündete. Wie in Deutschland sind in
dem asiatischen Land Zehntausende amerikanische Soldaten stationiert. Trump fordert jedoch
schon länger, dass Staaten wie Japan für die Hilfe von den US-Streitkräften mehr bezahlen
sollen. Zudem ist die Regierung in Tokio alarmiert, weil Trump das transpazifische
Freihandelsabkommen TPP ablehnt.
Das 90-minütige Gespräch mit Abe im New Yorker Trump Tower war das erste persönliche
Treffen des Milliardärs mit einem ausländischen Regierungschef, seit er die Wahl in der
vergangenen Woche überraschend gewann. Am 20. Januar übernimmt er die Amtsgeschäfte
von Barack Obama. Dieser hält sich gerade für einen Abschiedsbesuch in Deutschland auf.
2016-11-18 00:00 Marie-astrid www.nzz.ch
67 /100
Städte bauen für Roboter: Auf dem Weg nach Cyborg
City?
Roboter halten Einzug in unsere Städte. Laut einer Analyse der
Marktforschungsgesellschaft ABI Research werden bis 2030 weltweit 400
Millionen selbstfahrende Autos auf den Strassen unterwegs sein. Und es
sind nicht nur Roboterfahrzeuge, die unsere smarten Städte von morgen
bevölkern werden. Pflegeroboter werden uns in Krankenhäusern und
Altersheimen umsorgen. Lieferdienste werden Lebensmittel per Roboter
ausliefern, wie es die Fast-Food-Kette Pizza Hut derzeit mit Pizzen testet. Onlinehändler werden
Pakete per Drohnen zustellen (Alibaba praktiziert dies bereits). Und Polizeiroboter werden auf
öffentlichen Plätzen und in Shopping-Malls (wie schon heute in Cupertino) patrouillieren. Auf
die Roboterisierung wird man nicht nur rechtlich, sondern auch architektonisch und
städtebaulich antworten.
Um zu navigieren, müssen Roboter ihre Umgebung mit Sensoren «lesen» können. Einfache
Spiegelflächen und andere reflektierende Objekte können die Navigation des Roboters
erheblich beeinträchtigen. Es stellt sich das Problem, dass die Infrastruktur im privaten und im
öffentlichen Raum (noch) nicht mit Robotern kompatibel ist. Häuser, Strassen und Städte
werden noch immer zu sehr analog gedacht. Auch wenn die Technologie Fortschritte macht, tun
sich Computer in bestimmten Situationen noch schwer. Zum Beispiel bei schlechter Sicht durch
Nebel, Nieselregen oder Schneefall.
Verblasste Fahrbahnmarkierungen oder Verkehrsschilder, die mit Graffiti besprüht sind, könnten
zu erheblichen Schwierigkeiten führen. Schneefall birgt das Risiko, dass die Kamera die
weissen Kristalle mit den Fahrbahnmarkierungen verwechselt. Im Fall des tödlichen TeslaUnfalls im vergangenen Mai auf einem Highway in Florida hätte der im rechten Winkel
kreuzende Sattelschlepper das heranrauschende autonome Fahrzeug warnen können, wenn er
selbst mit Sensoren ausgestattet und mit dem Internet verbunden gewesen wäre.
Der Futurist Geoff Manaugh schrieb auf seinem Blog: «Es ist offensichtlich, dass das
amerikanische Highway-System, so wie die Fahrzeuge, die für den Verkehr zugelassen
werden, als eines der ersten Dinge einer wirklich roboterlesbaren öffentlichen Infrastruktur neu
gedacht werden muss. Es wird ein Übergang von einem tumben System nichtinteraktiver 2-DOberflächen zu einer immersiven räumlichen Umgebung werden, vollgestopft mit
volumetrischen Verkehrssystemen für nichtmenschliche Leser. Es wird neu gebaut werden für
andere Perzeptionssysteme.»
Die alten Karten dürften bald ausgedient haben, denn autonome Fahrzeuge und Roboter
benötigen hochauflösende Karten in 3-D, wie sie etwa der Kartendienst Here bereits herstellt,
mit einer Genauigkeit von 10 bis 20 Zentimetern. Der Roboter sieht die Welt mit anderen Augen,
die einem binär codierten Perzeptionsmuster folgen. Ein Stoppschild mit der Aufschrift «STOP»
in grossen weissen Lettern auf dem Hintergrund roter Signalfarbe ist auch dem letzten
Analphabeten verständlich. Nur ein Roboter kann damit nichts anfangen. Die
Strassenverkehrsregeln müssen an die neuen digitalen Verkehrsteilnehmer angepasst werden.
In der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa regelt bereits heute ein humanoider Roboter, der
mit Sensoren, Überwachungskameras und Lichtern ausgestattet ist, den Verkehr. Der
überlebensgrosse Roboter sieht aus, als wäre er einem Science-Fiction-Film entsprungen.
Doch das könnte auf eine nicht mehr allzu weite Zukunft verweisen, in der Roboter nicht nur
Verkehrsteilnehmer sind, sondern vermehrt auch zu Ordnungshütern im Verkehr werden – als
Roboterpolizisten. Im südafrikanischen Englisch werden Ampeln «robots», also Roboter
genannt, was zeigt, dass Roboter bereits begrifflich Eingang in den Strassenverkehr gefunden
haben.
Der Architekt Carlo Ratti, Direktor des Senseable City Lab am Massachusetts Institute of
Technology (MIT), sagt im Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Was auf urbaner
Ebene passiert, ist vergleichbar mit dem, was vor zwei Jahrzehnten in der Formel 1 passierte.
Bis dahin war der Erfolg auf der Rennstrecke auf die Mechanik des Autos und die Fähigkeiten
des Piloten zurückzuführen.
Dann kam der Durchbruch der Telemetrie. Das Auto wurde in einen Computer verwandelt, der
in Echtzeit Tausende Sensoren überwacht. In einer ähnlichen Weise hat die Technologie damit
begonnen, unsere Städte zu erfassen und das Rückgrat einer grossen, intelligenten
Infrastruktur zu bilden – ähnlich wie die Formel-1-Boliden.»
Mit dem autonomen Fahren ist die städtebauliche Hoffnung verbunden, dass, wenn die Autos
als eine lose aneinandergekoppelte Flotte morgens und abends in die Stadt zuckeln, weltweit
Millionen Hektaren Fläche unnötiger Parkplätze frei werden und für den Wohnungsbau in den
oft ohnehin schon dichten Zentren genutzt werden können – vor allem in aussereuropäischen
Städten. In Metropolen wie Houston sind 30 Prozent der Stadtfläche von teilweise
zwölfstöckigen Parkhäusern versiegelt. «Ihr Auto könnte Sie morgens zur Arbeit bringen und,
statt in einem Parkhaus zu verharren, jemand anderes befördern.»
Der Clou ist, dass Roboterfahrzeuge nicht halten oder parkieren müssen. Sie können sich
einfach weiter in den Verkehr einfädeln und den nächstbesten Passagier aufnehmen oder in
Randgebiete fahren, wo mehr Platz ist. Der öffentliche Raum mit seinen zum Teil schon
privatisierten Plätzen könnte zurückgewonnen werden, neuer Raum für Fussgänger oder neue
Grünanlagen geschaffen werden.
Doch wie soll der urbane Raum konstruiert sein? Ein Roboter kann nur begrenzt navigieren,
weil sein Akku nur eine gewisse Zeit hält. Architekten müssen diesen Umständen Rechnung
tragen – etwa mit kleinen Räumen in Büro- oder Verwaltungsgebäuden, in denen
Ladestationen placiert werden können. Der Robotikforscher John Rogers vom Georgia Institute
of Technology sieht eine wichtige Voraussetzung in der Barrierefreiheit.
Wenn ein Rollstuhlfahrer nicht über eine Türschwelle oder Stufe gelangt, hätte ein Roboter in
aller Regel auch Schwierigkeiten, diese zu passieren. Die Richtlinien der Americans with
Disabilities Act könnten daher als Modell dienen für Roboter. So könnte es geschehen, dass
ausgerechnet der Einsatz von Robotern den Ausbau der Barrierefreiheit im privaten und
öffentlichen Raum forcieren würde. Der Begriff «robot-friendly homes», der im englischen
Fachdiskurs kursiert, suggeriert bereits, dass man eher «robotergerecht» als
«behindertengerecht» plant. Die Planer setzen eben oft andere Prioritäten.
In seinem Manifest «Vers une architecture» von 1927 schrieb Le Corbusier: «Ein Haus ist eine
Maschine zum Wohnen.» Man kann über diesen Satz trefflich streiten. Fakt ist, dass das Haus
und die Stadt bald Orte sein werden, in denen Maschinen wohnen. Man muss sich nur
entscheiden, für wen Städte und Häuser eigentlich gebaut werden: für Roboter oder für
Menschen? – «Für Cyborgs», ist sich Architekt Ratti sicher. Also für Menschen, die durch
Technologie «erweitert» werden.
«Wir sind alle der General in Edgar Allan Poes Kurzgeschichte ‹The Man That Was Used Up›.
Dank unseren technologischen Prothesen – dem Smartphone und anderen Robotern – sind wir
in der Lage, im digitalen Zeitalter zu überleben.» Die Welt wird live und in Echtzeit übertragen,
eine «instantane Projektion von allem, was um uns passiert – vom Essen, das wir im Restaurant
geniessen, bis zur Schiesserei an der nächsten Haustüre».
Dem widerspricht der Städteplaner Jonathan Levine von der Universität Michigan. Im Gespräch
sagt er: «Die Stadt ist für die Menschen da. Sie erlaubte der Zivilisation, über Jahrtausende zu
florieren und den Ort für ökonomisches Wachstum zu schaffen. Das gründet auf ihrer Fähigkeit,
die Interaktion zwischen vielen Menschen zu erleichtern.» Wenn man dieses offene
gesellschaftliche System nun den Bedürfnissen einer Maschine unterordne, drohe dies den
Nutzen einer Stadt zu mindern.
Das Mechanisch-Kalkulierende einer Maschine, der man bestimmte Aktionen einprogrammiert,
ist das Gegenteil einer Stadt, deren Wesen auf der zufälligen Begegnung von Menschen
gründet. «Wir haben einst versucht, Städte für Autos zu bauen. Heute kämpfen wir noch immer
mit den Folgen», so Levine. Städteplaner versuchen heute die Autozentriertheit amerikanischer
Städte zu korrigieren und unter dem Schlagwort «walkable cities» begehbarer zu machen.
Begeht man nun denselben Fehler wie einst bei der autogerechten Stadt, wenn man den
urbanen Raum zu stark auf die Anforderungen von Robotern ausrichtet?
Mit Gewissheit sagen kann man schon jetzt, dass Städte in Zukunft nicht nur für Roboter,
sondern auch von Robotern gebaut werden. Die chinesische Firma WinSun Decoration Design
Engineering hat im Mai den Bau des ersten Bürohauses aus dem 3-D-Drucker in Dubai
realisiert. Das futuristisch anmutende Gebäude hat eine Grundfläche von 250 Quadratmetern.
Sämtliche Teile einschliesslich der Innenarchitektur stammen laut Herstellerangaben aus 3-DDruckern.
Die Materialien wie eine spezielle Betonmischung, Gips und faserverstärkter Kunststoff wurden
Schicht um Schicht zu den Bauelementen zusammengefügt. Gerade einmal 17 Tage dauerte
der Druck, der Aufbau weitere 2 Tage. Das ist schneller als die Errichtung eines Fertighauses.
Das Dubai Media Office kündigte an, bis 2030 25 Prozent aller Gebäude per 3-D-Drucker
herzustellen. Auch Saudiarabien erwägt den Wohnungsbau mithilfe von 3-D-Druckern.
Der Ingenieur Philip Purnell von der University of Leeds plant derweil eine Stadt, in der kleinere
Schäden nicht nur automatisch festgestellt, sondern von Robotern selbständig behoben
werden. In diesen «selbstreparierenden Städten» würden beispielsweise Drohnen
Strassenlaternen inspizieren und allenfalls auch reparieren. Drohnen könnten auch dabei
helfen, abgedeckte Dächer oder ganze Gebäudestrukturen, die bei einem Unwetter oder
Erdbeben beschädigt wurden, wieder aufzulesen und sie mithilfe von GPS an der richtigen
Stelle zu montieren. Das Konzept hätte auch einen logistischen Vorteil: Schwere
Reparaturfahrzeuge würden von der Strasse geholt, der Verkehr entlastet. Das mobile
Ersatzteillager würde in der Luft schweben.
Schon Fritz Langs Film «Metropolis» liess die Menschheit von den Segnungen fliegender
Objekte in Städten träumen. Doch wenn künftig auch noch Amazons Lieferdrohnen
ausschwärmen, könnte es im Luftraum eng werden. Die Staus von morgen entstehen also
vermutlich in der Luft. Eine Frage lautet deshalb, welche Akzeptanz Roboter in Städten haben
werden. In Johannesburg, wo man 1927 die erste Ampel («Roboter») installierte, wurde diese
«Maschine» von einem Autofahrer zerstört, und noch heute werden in Südafrika Ampeln
demoliert, teils aus Unachtsamkeit, teils aus krimineller Energie, um Kupferdrähte zu erbeuten.
Der trampende Roboter Hitchbot, der im Sommer 2015 quer durch die USA reisen sollte, wurde
von Vandalen in Philadelphia in Teile gerissen. Fotos zeigten den zerstückelten Roboter in
einer dunklen Strasse von Philadelphia, die Arme verstreut im Laub, der Rumpf daneben, der
Kopf abgetrennt. Der Vorfall macht deutlich, dass Roboter nicht nur als Gehilfen rezipiert
werden, sondern auch als Bedrohung für Arbeitsplätze. Wenn künftig nur noch Roboter Auto
fahren und Häuser bauen, stellt sich die Frage, welche Rolle der Mensch in diesem urbanen
System noch spielt.
2016-11-18 00:00 Adrian Lobe www.nzz.ch
68 /100
Elite-Feminismus: Die Schwesternschaft ist tot
Was waren wir naiv. Wie sind wir verkatert. Wie langsam lernen wir dazu.
Denn: Auch wenn wir Frauen uns komplett verschätzt haben, weil wir
unseren Wunsch für eine Prognose hielten, wäre es dumm, die Frauen
dumm oder frauenfeindlich zu nennen, die gegen die erste
amerikanische Präsidentin stimmten. Auch wenn wir die Niederlage als
einen Affront gegen alle Frauen empfinden, müssen wir wahrhaben: 53
Prozent der weissen Frauen wollten Hillary Clinton nicht. Auch sie sind verärgert wie ihre
Männer, fühlen sich abgehängt und rächen sich mit einem Mann, der wie die Antithese zu
jedem gleichberechtigten Denken scheint.
Und so erklärt man nun die weibliche Solidarität zum Mythos. Aber was war das überhaupt für
eine Solidarität und vor allem: Wie weit reichte sie eigentlich?
«Sisterhood is dead», hat die britische Ökonomin Alison Wolf schon vor Jahren festgestellt.
Frauen verschwestern sich nicht, bloss weil sie das gleiche Geschlecht teilen. Es gibt ihrer
Ansicht nach keine gemeinsamen Ziele mehr, für die sich zu kämpfen lohnt. Die Anliegen der
Emanzipationsbewegung hatten die Frauen geeint, über Klasse, Alter, Ethnie hinweg. Sie
haben ihre Kraft aber längst verloren. Die Frauen führen zu verschiedene Leben, ihre
Interessen gehen weit auseinander. Und dann schreibt Alison Wolf den Satz, der wie eine
Prophetie klingt: «Class trumps gender.» Die Klasse sticht das Geschlecht aus.
«Sisterhood is dead», hat die britische Ökonomin Alison Wolf schon vor Jahren festgestellt.
Die Ökonomin hat diese These schon 2013 in ihrem Buch «The XX Factor» formuliert: Die
Ungleichheit besteht nicht mehr zwischen Männern und Frauen. Sondern eine Kluft trennt die
Frauen untereinander. Während immer mehr Frauen studieren und aufsteigen können, ist unter
ihnen eine zweite Klasse entstanden: eine weibliche Dienerschaft, auf deren Billigarbeit der
Wohlstand der modernen Elite ruht. Die berufstätige Frau lagert die Hausarbeit aus. Sie braucht
eine Nanny oder eine Erzieherin in der Krippe oder dem Hort. Eine Serviceangestellte serviert
ihr das Mittagessen. In der Reinigung waschen und bügeln andere Frauen ihre Blusen. Das
Haus hält die Putzfrau in Ordnung. Die Befreiung der einen hält die andere abhängig.
Was Alison Wolf sagen will, und sie tut es sehr unschwesterlich: Heutige Feministinnen seien
obsessiv mit ihrem eigenen grossstädtischen Leben beschäftigt. Statt über die Millionen
schlecht bezahlten und benachteiligten Frauen zu reden, hielten sie sich bei Frauenquoten in
Verwaltungsräten auf, beklagten die gläserne Decke und Karrierehürden wie männliche
Seilschaften. Sie schreiben Bücher darüber, warum Frauen «immer noch nicht alles haben
können» (die Professorin Anne-Marie Slaughter) oder dass sich Frauen «mehr hineinknien»
sollten (die Geschäftsfrau Sheryl Sandberg). Sie adressieren also in erster Linie die Hörsäle.
Die Feministinnen von heute sprechen zu ihresgleichen.
Während immer mehr Frauen aufsteigen können, ist unter ihnen eine zweite Klasse entstanden:
eine weibliche Dienerschaft.
So erweist sich auch die Sexismusdebatte im Rückblick als Diskurs der Abgehobenen; oder
muss so gewirkt haben in den Augen vieler. Geführt von Frauen, die es sich leisten können,
keine anderen Probleme zu haben. Während diese Frauen sich auf dem Sofa oder vor dem
Bildschirm überlegten, was für sie nicht okay ist – ein anzüglicher Blick, ein unflätiges
Kompliment, was sie der Welt via Twitter mitteilten –, tippten die anderen im Walmart an der
Kasse, putzten die Spiegelschränke der Etablierten oder übergaben ihr Kind ihrem Mann, als
sie dessen Schicht in der Fabrik übernahmen.
Und wählten den Chef ins Weisse Haus, der keinen guten Mann abgibt.
NZZ-Redaktorin Birgit Schmid schreibt in ihrer Kolumne «In jeder Beziehung» wöchentlich über
Zwischenmenschliches.
2016-11-18 00:00 Birgit Schmid www.nzz.ch
69 /100
Steuertransparenz: Bern liefert bald Finanzdaten in die
weite Welt
Argentinien? Da mögen manche zuerst an Fussball denken. Doch das Land ist auch Mitglied
eines exklusiven Wirtschafts- und Politklubs – der G-20, welche die zwanzig mutmasslich
wichtigsten Staatsakteure dieser Welt umfasst. Die Schweiz hat nun zusammen mit Argentinien
eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, wie das Finanzdepartement
mitteilte. Die beiden Länder erklären sich darin bereit, auf 2018 den
automatischen Austausch von Informationen über Finanzkunden (AIA)
gemäss globalem Standard einzuführen. Laut dem Standard liefert die
Schweiz den Partnerstaaten einmal im Jahr Finanzdaten von
Steuerpflichtigen jener Länder mit Schweizer Konti; in umgekehrter
Richtung passiert das Gleiche. Die Daten umfassen unter anderem Banknamen, Kontonummer,
Kontoguthaben, Zinsen, Dividenden und Verkaufserlöse.
AIA-Abkommen hat die Schweiz unter anderem schon mit der EU, Japan, Australien, Kanada,
Norwegen und Südkorea unterzeichnet. Hinzu kommt der Sondervertrag mit den USA. Dennoch
sticht die Vereinbarung mit Argentinien ins Auge: Es ist die erste Schweizer AIA-Vereinbarung
mit einem Schwellenland, und es dürfte den Anfang einer Reihe von AIA-Übereinkünften
markieren, die Bern mit Ländern ausserhalb des Kreises der reichsten Volkswirtschaften trifft.
Einschliesslich Argentinien zählt die Schweiz nun 38 designierte AIA-Partnerländer (inkl. der 28
EU-Mitglieder). Die Pariser OECD als Koordinatorin der Diskussionen um die Globalstandards
erwartet aber offenbar nach Berner Lesart, dass das Partnernetz von AIA-Staaten etwa 100
Länder umfasst. Gut 100 Staaten haben sich verpflichtet, den AIA 2017 oder 2018 einzuführen.
Will die Schweiz ein solch dichtes Netz auch nur annähernd erreichen, muss sie ein hohes
Tempo anschlagen. Da der innenpolitische Prozess in der Schweiz relativ lange dauert (jeder
Einzelfall geht ins Parlament), müssen die Verhandlungen der Finanzdiplomaten relativ früh
beginnen. Vor allem bei Schwellenländern könnten erhebliche Zweifel bestehen bezüglich
Datenschutz – und generell bezüglich der Stabilität rechtsstaatlicher Verfahren.
Was kommt nach Argentinien? Wie steht es zum Beispiel mit Brasilien, Mexiko, Chile, Indien,
China und Russland? Dies dürften alles Kandidaten für AIA-Abkommen sein. Bern dürfte dabei
die Nase in den Wind halten. Motto: Wenn wichtige Akteure wie etwa die grossen EU-Länder
Abkommen mit Brasilien, China, Russland und Co. schliessen (wonach es im Moment
aussieht), wird dies die Schweiz wohl auch tun. Ob allerdings die USA unter Präsident Trump
AIA-Abkommen mit solchen Staaten schliessen, erscheint derzeit höchst fraglich. Zu befürchten
ist aber, dass die USA, die in der OECD schon jetzt Privilegien geniessen, dies auch künftig tun
werden.
Der definitive Entscheid zu AIA-Abkommen der Schweiz ist mit einer Vereinbarung von
Spitzenbeamten oder Ministern noch nicht gefällt. Sollte sich die politische Grosswetterlage bis
Ende 2017 verändern, kann das Parlament oder am Schluss der Bundesrat noch in jedem
Einzelfall die Notbremse ziehen.
Die Bankbranche stützt die Grundhaltung des Bundes. «Wenn Schwellenländer den OECDStempel bezüglich formaler Rechtsstaatlichkeit erhalten, ist es für die Schweiz politisch
schwierig, abseitszustehen», sagt Thomas Sutter, stellvertretender Geschäftsführer der
Bankiervereinigung. Wichtig sei aber, dass die OECD die Rechtsstaatlichkeit regelmässig prüfe
und dass die Schweiz bei Missbräuchen in Partnerländern das betreffende Abkommen sistiere.
In der Tat prüfen die OECD und laut Angaben des Bundes auch die Schweiz die
rechtsstaatlichen Grundsätze potenzieller AIA-Staaten. Doch die Praxis kann in gewissen
Ländern weit vom formalen Rechtsrahmen abweichen.
Nebst dem Datenschutz deponiert Bern bei den Partnerländern in der Regel zwei weitere
Kernanliegen: eine Brücke für Steuersünder in die Legalität (typischerweise via Selbstanzeige)
und Marktzugang für Schweizer Finanzinstitute. Im Fall von Argentinien ist laut Beobachtern die
Legalisierung von Schwarzgeldern zu akzeptablen Bedingungen möglich. Zum gegenseitigen
Marktzugang enthält die gemeinsame Erklärung nur die unverbindliche Zusage,
Verbesserungen anzustreben.
2016-11-18 00:00 Hansueli Schöchli www.nzz.ch
70 /100
Netzkultur: Apple rettet das Pfirsich-Emoji
Wer jemals daran gezweifelt haben sollte, ob es sich tatsächlich lohnt,
gegen Missstände zu protestieren, wird nun eines Besseren belehrt: Das
Pfirsich-Emoji ist wieder da.
Kein Wunder. Wer Anfang November die Diskussionen im Netz verfolgte,
bekam den Eindruck, als ob Apple seinen Kunden eines ihrer wichtigsten
Kommunikationsmittel geraubt hätte. Der Konzern hatte die Betaversion seines Betriebssystems
iOS 10.2 veröffentlicht, deren finale Version Ende November oder Anfang Dezember an die
Kunden ausgespielt werden soll.
Das Update hält eine Vielzahl von neuen Emojis bereit, in Rage versetzte die Nutzer aber die
Überarbeitung eines schon bestehenden Emojis: die des Pfirsichs. Bis dahin sah das Icon eher
wie die Karikatur eines Pfirsichs aus: riesig, herzförmig und tiefrot. Nach der Überarbeitung sah
das Emoji wie ein wirklicher Pfirsich aus. Klein, ebenmässig, fast wie eine Fotografie. Für die
Nutzer war das nicht weniger als shocking.
Um die Dimension einer solchen – scheinbar minimalen – Änderung zu verstehen, muss man
die verschiedenen Verwendungsarten von Emojis kennen. Ein Bild kann drei Funktionen
haben: Wortersatz, Schmuck und Illustration eines Gefühls.
Was nun ein Emoji bedeutet, ist eine Frage der Interpretation: der des Absenders und der des
Empfängers, und diese doppelte Bedeutung herauszufinden, ist immer auch ein Teil des Spiels.
Liebespaare können wunderbar mit Emojis flirten: Wer am Abend eine SMS mit Aubergine,
Herz und brodelndem Vulkan verschickt, macht spielerisch klar, wohin die Reise gehen soll.
Und der Pfirsich stand nun einmal für den Po.
Bei diesem Spiel in der digitalen Sphäre gilt jedoch: Je symbolhafter, improvisierter und
abstrakter ein Icon wirkt, desto mehr Spielräume gibt es für die Nutzer. Oder, im Umkehrschluss:
Je realistischer und perfekter ein Emoji aussieht, umso weniger kann man es mit einem
weiteren Sinn aufladen. «Es ist unmöglich, sich Emojis für eigene Zwecke anzueignen, wenn
die Bedeutungen schon so klar neu beschrieben und definiert wurden», schrieb Buzzfeed.
Nun hat Apple das Pfirsich-Emoji noch einmal überarbeitet – und es sieht fast wieder so aus wie
das alte. Nur die Farbe entspricht immer noch der eines echten, realistischen Pfirsichs. Was zu
der Änderung führte, teilte Apple nicht mit. Die Nutzer aber sind erleichtert. Der Pfirsich darf also
wieder mehr sein als einfach nur ein Pfirsich.
2016-11-18 00:00 Kathrin Klette www.nzz.ch
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Flottenerneuerung bei der Swiss: Ein Liebling der Piloten
Die Sonne ist die alte, aber auch sie, so scheint es, kommt durch die neuen, grossen
Cockpitfenster der CS100 neuerdings erst richtig zur Geltung – wie auf
diesem frühen Morgenflug nach Warschau. Vielleicht liegt es auch an den
Head-up-Displays, auf die Kapitän Peter Koch und Co-Pilot Mateusz
Krakowiak alle relevanten Fluginformationen direkt ins Sichtfeld projiziert
werden, so dass sie nicht mehr ständig auf die Konsole blicken müssen,
sondern hinaus in den Himmel; jedenfalls ruft Koch: «Was für ein wunderschöner
Sonnenaufgang.»
Koch ist der Flottenchef der insgesamt 30 Flugzeuge des Typs CS100 und CS300 von
Bombardier, die bis 2018 in die Swiss-Flotte übernommen werden sollen, mehr noch: Die
CSeries ist sein Baby. Und wohl daher rührt seine gute Laune in diesen Wochen: Nach acht
Jahren Vorbereitung und mit mehr als zwei Jahren Verspätung sind die ersten drei Flugzeuge
in Operation, «und ausser ein paar Kleinigkeiten, die den Komfort, nicht aber die Sicherheit
betreffen, funktioniert alles bestens», sagt Koch.
Der Kerosinverbrauch sei noch geringer als erwartet: Mit 900 kg kommt die CS100 von Zürich
nach Stuttgart, damit schluckt sie 20% weniger als ihr Vorgänger, der Jumbolino. Sie ist 10 bis
15 Dezibel leiser, was für das menschliche Ohr eine Verringerung des Lärms um die Hälfte
bedeutet. Der Schadstoffausstoss ist deutlich reduziert. In der Summe bedeute all das 25%
weniger Betriebskosten pro Sitzplatz, sagt Koch. «Die einzige Chance, langfristig im hart
umkämpften Europaverkehr bestehen zu können.»
Das Herzstück sind die neuen Triebwerke. Sie sind riesig – in Relation zu dem
bleistiftschlanken Körper – und haben auffallend grosse Schaufelräder. Im Idealfall dreht sich
der Frontrotor eines Triebwerks langsamer als die sich im hinteren Teil befindenden
Triebwerkswellen. Die neuen Triebwerke von Pratt & Whitney haben ein Untersetzergetriebe,
das es beiden erlaubt, in ihrem optimalen Drehzahlbereich zu operieren, was zu der höheren
Effizienz führt.
Die Entscheidung der Lufthansa-Gruppe 2008, für die neue Europaflotte der Swiss gemeinsam
mit Bombardier ein Flugzeug von Grund auf neu zu entwickeln, sei nicht ohne Risiko gewesen,
sagt Koch. «Aber es gab damals auch keine Alternative.» Boeing und Airbus hatten zu dem
Zeitpunkt nichts Neues in petto; das Kleinschrumpfen ihrer Grossraumflugzeuge hatte sich
ökonomisch und ökologisch nicht bewährt. «Aber ausser Bombardier scheuten alle davor
zurück, die Sache neu anzugehen.» Aus gutem Grund: Jede Schraube, jedes System müsse
die Genehmigungsverfahren der Aufsichtsbehörden komplett neu durchlaufen. Sogar die Form
der Nase. «Ein Riesenaufwand.»
All das sei im Wesentlichen erledigt, sagt Koch. «Was nun auf vollen Touren läuft, ist die
Transformation innerhalb der Swiss: 30 neue Flugzeuge müssen – eins nach dem anderen – in
den bestehenden Flugplan eingegliedert und 28 ausgeflottet werden. Dafür müssen etwa 2500
Mitarbeiter umgeschult werden: Piloten, Flugbegleiter, Techniker. In der Praxis ist das höhere
Mathematik.
Das Kniffligste dabei ist die Umschulung der 350 Piloten, denn einmal umgeschult, dürfen sie
keinen anderen Typ mehr fliegen. Eine erste Gruppe von 34 Instruktoren ist bereits im Mai 2015
in das Bombardier-Werk nahe Montreal gereist, um sich in Zweierteams rund um die Uhr am
Produktionssimulator ausbilden zu lassen: «Von Mitternacht bis vier Uhr morgens, von vier bis
acht und so weiter», sagt Koch. Danach erfolgte das Training auf dem Produktionsflugzeug,
jeder Pilot war etwa sechs Stunden in der Luft.
Diese 34 Piloten bilden nun alle anderen aus: Neben dem Training am Simulator muss jeder
mindestens sechs reale Landungen absolvieren. Dafür mietet die Swiss tageweise eine
Landebahn auf wenig frequentierten Flugplätzen in Rostock oder Schwerin. «Wir betanken den
Flieger mit Treibstoff für zehn Stunden, und dann geht es immer hoch und runter», sagt Koch.
Drei Monate dauert die Umschulung eines jeden Piloten. Bis 2018 sollen alle die Lizenz haben.
«Die Herausforderung liegt im exakten Timing.» Werden die Jets nicht wie vereinbart geliefert,
steht der Pilot ohne Flugzeug da.
Co-Pilot Mateusz Krakowiak gehört zu den ersten Piloten, die auf die CSeries umgeschult
wurden. Die Swiss hat ihn und 39 andere Piloten von der Helvetic zurückgeholt, an die sie
ausgeliehen waren. Für ihn eröffnet der Wechsel zur CSeries Karrierechancen: Früher als
erwartet wird er den Sprung vom Senior First Officer zum Kapitän machen können, da Kapitäne
dringend gebraucht werden. «Ich habe mich auf einem Flieger noch nie so schnell so wohl
gefühlt», sagt Krakowiak, «an ihm ist alles intuitiv.» Die Funkfrequenzen zum Beispiel finden
sich jetzt unmittelbar unter den Fenstern, die Bildschirme sind übersichtlicher; das «künstliche
Gefühl» in den Sidesticks, das den Piloten die mechanische Reaktion des Flugzeugs auf seine
elektronischen Befehle nachempfinden lässt, sei ausgeklügelter.
Tatsächlich verfolge Bombardier mit der CSeries eine neue Philosophie, sagt Koch: «Der
Mensch soll wieder im Mittelpunkt stehen.» Man wolle die fliegerischen Fähigkeiten wieder
mehr fordern und fördern, statt immer nur den Autopiloten neu zu programmieren. «Wenn ich
als Pilot die Information bekomme, an einen bestimmten Punkt zu fliegen, habe ich hier sieben
verschiedene Möglichkeiten, es zu tun. Dieses Flugzeug verlangt mir wieder mehr ab,
nachzudenken, hinauszuschauen und zu entscheiden. Wobei der Technik die Aufgabe
zukommt, mich immer im sicheren Bereich zu halten.» Von nun an schulen Koch und sein Team
jeden Monat 10 Piloten um, so der Plan.
Parallel dazu müssen mehr als 2000 Flugbegleiter, die ebenfalls ein sogenanntes Rating auf
dem neuen Flugzeugtyp haben müssen, ausgebildet werden. Das erfordere jeweils einen Kurs,
mehrere Stunden Eingewöhnungszeit auf dem Flugzeug sowie einen Einweisungsflug auf der
Linie. Die grosse Unbekannte in dem Spiel ist bis jetzt der Ankunftstermin des jeweils nächsten
Flugzeugs. Denn derzeit kann Bombardier den vereinbarten Rhythmus von einer Maschine pro
Monat nicht einhalten. Der Triebwerkhersteller hat Lieferschwierigkeiten. Die Avros länger in
Betrieb zu halten, würde Investitionen in Millionenhöhe in Flugelektronik und Fahrwerk
erfordern. «Komme, was wolle», sagt Koch, «der letzte Avro geht im Juli 2017 raus.» Notfalls
müssen vorübergehend Flugzeuge geleast werden.
Krakowiak macht eine kurze Ansage auf Deutsch, Englisch und Polnisch, sehr charmant. Leider
bekommt das in der Kabine kaum ein Passagier mit. Es liegt an den Lautsprechern, wieder
einmal! Die Lautsprecher halten sich hartnäckig auf der Beschwerdeliste, die nach jedem Flug
ausgefüllt und direkt an das Bombardier-Support-Team in Kloten weitergeleitet wird. 20
Mitarbeiter hat der Hersteller zur Unterstützung der Einführung in Zürich stationiert, zudem 10
Mitarbeiter von Zulieferern. Das Feedback-System ermögliche es, Mängel wie zum Beispiel an
der Klimaanlage, der Enteisungsanlage oder gar die jüngst diagnostizierte Hecklastigkeit bei
jeder weiteren Maschine auszumerzen. Und noch ist auf jedem Flug ein Mechaniker dabei. Zum
Glück funktioniert an diesem Tag die Warmwasserversorgung einwandfrei: Es gibt heissen
Kaffee.
Überhaupt wirken in der Kabine alle schläfrig und entspannt. Das Ambiente ist, wie von Alexa
Luppi von der Abteilung Kabineninterieur gewollt, «licht und hell». Die Fenster sind auch hier so
gross, dass man hinausschauen kann, ohne sich nach vorn zu lehnen. Der Gang ist so breit,
dass man gut an der Bordbar vorbeikommt. Auch die Gepäckfächer sind grösser und erlauben
selbst dann, wenn jeder sein zulässiges Handgepäck mit an Bord bringt, ein Einsteigen ohne
Nahkampf. Der Klapptisch wird von einem Mittelarm getragen, was mehr Beinfreiheit lässt. Und
der Kleiderhaken findet sich – total intuitiv – seitlich am Vordersitz.
Nur auf eines muss der Fluggast verzichten: den separaten Cup-Holder. Dies geht auf das
Fachwissen der Putzequipe zurück, deren Erfahrungen ebenfalls in die Produktentwicklung
eingeflossen sind. Cup-Holder sind nicht nur ständig kaputt, sondern auch chronisch verklebt.
Weg damit. «Das Tollste aber ist», sagt Luppi, «dass wir sogar die Aluspangen durchsetzen
konnten»: silberne Zierleisten an den braunen Sitzen. Aus gutem Grund wird Luppis Abteilung
«Schöner wohnen» genannt.
In der Bordküche gibt es auf Wunsch der Swiss einen Kühlschrank, während die meisten
anderen Airlines ihre Getränke mit «umweltbelastendem» Trockeneis kühlen. Die
Kaffeemaschine hat den Ausguss unten und nicht oben, was ergonomischer ist. Und es gibt
eine Halterung für das Flypad des Maître de Cabine. Vor allem aber gibt es einen zusätzlichen
Vorhang, hinter dem das Kabinenpersonal sich dem ständigen Blick der Passagiere auch
einmal für fünf Minuten entziehen kann.
«Alle durften ihre Vorstellungen einbringen», sagt Kapitän Koch. «Eine solche Chance
bekommst du nur einmal im Leben.» Wobei es auch so manchen Rückschlag gab: die
Komplikationen am Triebwerk bei Bodentests vor drei Jahren, die immer wieder verschobenen
Test- und Erstflüge, die Softwareprobleme, der unerwartete Rücktritt des Programmchefs bei
Bombardier, die drohende Insolvenz letztes Jahr – alles Schnee von gestern. In Erinnerung
geblieben ist Koch vor allem jener Moment, als er zum ersten Mal den hölzernen Vogel im
leeren Hangar sah. Bombardier hatte die CS100 von ihren Ingenieuren aus Holz anfertigen
lassen, um die Fertigung zu optimieren. «Plötzlich steht er da eins zu eins. Da wurde es für mich
real.»
2016-11-18 00:00 Anja Jardine www.nzz.ch
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En route: Mauritius: Monsieur Claude
Trou d'Eau Douce (Mauritius), Hafen
Donnerstag, 3. November 2016
Ich sass im Schatten grosser Bäume am Rande einer Bucht, in der
Motorbötchen, hölzerne Segler und Ausflugsschiffe im Piratenlook an
ihren Bojen ruckelten – bewegt von einem leichten Südwind, der dem Ufer entlangstrich und
auch mir in der Wärme dieses späten Nachmittags eine angenehme Frische ins Gesicht blies.
Von den Stegen aus warfen sich dunkelbraun glitzernde Kinderkörper ins türkisblaue Wasser,
ihr Lachen und Rufen hallte der Luft eine friedliche Sonntagsstimmung ein. Dann und wann
trieb ein leichter Fischduft vorbei. Wahrscheinlich löste er sich aus dem kleinen Häuschen bei
der Fährstation, das als «Fish Landing Station» angeschrieben war. Ich hatte gehofft, dort einen
Sacré chien zu Gesicht zu bekommen, nur schon wegen des Namens, aber da lag bloss ein
armlanger Fisch auf den Kacheln, den ich für so etwas wie einen Barrakuda hielt. Und in einem
Kessel warteten zwei arg aus der Form gedrückte Kofferfische darauf, endlich gepackt zu
werden.
In meinem Rücken lag jene Quelle, der die Ortschaft ihren Namen verdankt: Trou d'Eau Douce,
Süsswasserbucht. Der Teich war von dunkelgrauen Tuffblöcken eingefasst, die indes von den
Wurzeln der Bäume in alle möglichen Schieflagen gedrückt wurden. Auf seiner Oberfläche
schwammen die Blätter von Seerosen, leere Getränkeflaschen, farbige Plastictüten und eine
zusammengerollte Zeitung. Da und dort brach die Sonne durchs Blattwerk und übersäte das
dunkle Wasser mit staubig-hellen Flecken. Aus ihnen schöpfte eine hagere Frau mit einem
Eimerchen Wasser, um kleine Sträucher zu benetzen, aus deren kahlen Ästen wohl dereinst
Blumen spriessen sollten. Sie trug ein blaues Jackett mit der Aufschrift «Securiclean – une force
pour l'environnement». Sie hob eine vergammelte Kartonschachtel auf, die der Wind ihr vor die
Füsse getrieben hatte, schaute kurz hinein, liess sie wieder fallen. Offenbar war das nicht ihr
Fall.
Ein grasgrüner Tanklaster schob sich heran, umhüllt von einer Abgaswolke. Ein dicklicher Bub
sprang heraus und zerrte stolz einen Schlauch bis zu dem Tank, der das Toilettenhäuschen des
Hafens mit Wasser versorgte. Sein Vater warf am Lastwagen die Pumpe an und blies dabei aus
einem unsichtbaren Auspuff silbrigen Verbrennungsstaub über die Männer, die sich, wie ich, im
Schatten der Bäume niedergelassen hatten. Im Zentrum der stinkenden Aureole sass ein Alter,
dessen linkes Bein zickzackförmig verwachsen war, weshalb er sich nur mithilfe eines Stockes
ganz langsam vorwärtsbewegen konnte. Er hatte ein farbig bedrucktes Tuch neben seinem
Sitzplatz auf dem Mäuerchen ausgebreitet und präsentierte darauf Konservengläser mit Piment
Ourite und weiteren Pickles und Saucen.
Monsieur Claude kam von der Insel Rodriguez, die 650 Kilometer östlich von Mauritius liegt und
mit einer Länge von gut 6 Kilometern die kleinste der Maskarenen-Inseln ist. Man sagt, das
Leben dort sei heute noch so wie auf Mauritius vor fünfzig Jahren. Und Monsieur Claude sah
aus wie jemand, der in einer solchen Welt zu Hause war, vor allem, weil er keine sechs Zähne
mehr hatte und offenbar keinen Arzt, der sich um sein schlimmes Bein kümmern wollte. Vier Mal
pro Jahr unternehme er die Reise nach Mauritius, mit der Fähre, das daure zwei Tage oder
auch vier. Er nehme so viele Gläser mit Konserven und getrocknete Fische mit, wie er tragen
könne. Die verkaufe er dann hier am Hafen, bis nichts mehr übrig sei, dann fahre er zurück. Die
Nächte verbringe er bei seinem Sohn, der hier eine Freundin habe, «une fiancée». Wie viele
Tage er denn nun schon auf Mauritius sei, wollte ich wissen: «Vier Tage, ja, oder zehn, ein
bisschen länger vielleicht. An Weihnachten will ich wieder zu Hause sein.»
Wenn er sprach, bewegte er seine Zunge wie einen übergrossen Kaugummi durch den Mund,
trotzdem konnte ich ihn recht gut verstehen. Er redete, wie mir schien, eine Mischung aus
Französisch und Kreolisch – ab und zu brauchte er Worte, deren Sinn sich mir nicht erschloss.
Ich fragte ihn nach seinem Alter. Er lachte, wollte mir mit den Fingern etwas zeigen, eine Zahl
wohl, doch er konnte sich auf keine Stellung festlegen, liess die Hände wieder sinken, lachte
erneut. Ich fragte ihn nach seiner Familie, aber er wollte mir keine Antwort geben. Die
Konserven, die stelle er selber her, in Roche Bon Dieu. War das der Name seines Dorfes?
«Rodriguez ist berühmt für seine Limonen und für seine Meeresfrüchte, die Miesmuscheln, die
Seeigel, die Austern, die Langusten, vor allem aber die Kraken.» Er führte seinen Daumen an
die Lippen, machte ein schmatzendes Geräusch und verdrehte die Augen: «Nous avons de la
chance!» Ob seine Frau den Oktopus jage, fragte ich ihn. Die Ladys der Insel sind berühmt
dafür, dass sie bei Ebbe zu Hunderten ins Riff hinauswandern, um die Tiere mit Speeren
aufzuspiessen. «Ich, ich selbst koche den Piment, den Oktopus und die Limonen ein», gab
Monsieur Claude mir zu verstehen.
Ein grosser Katamaran legte an der Mole an, und zwei Dutzend Touristen spazierten an uns
vorbei zu einem wartenden Bus. Es waren Franzosen, manche hatten Badetücher über ihre
Schultern gelegt, andere trugen Strandtaschen mit. Eine Rothaarige, deren massiver Körper
sich unter einem gelben Rock mit Perlenbesatz bewegte, machte mit ihrem Tablet eine Foto von
uns. Dann kam sie bis auf zwei Meter an die Mauer heran, streckte wie eine Schildkröte den
Kopf vor, um sich die Gläschen etwas näher anzusehen, sagte «merci» und folgte den anderen
zum Bus. Monsieur Claude machte keinerlei Anstalten, ihr seine Saucen anzupreisen.
Nein, heute habe er noch nichts verkauft. Und gestern? Doch, vielleicht. Er begann, seine
Gläser in einen Rucksack zu packen. Auf einmal kam es mir vor, als hätte ich den alten Mann
mit meinen Fragen überfallen, auf eine plumpe und rücksichtslose Weise. So wollte ich ihm
denn wenigstens etwas abkaufen und liess mir die verschiedenen Pickles erklären. Ich wählte
einen Achard aus gesalzenen Zitronen, roten und grünen Pfefferschoten; eine Sauce aus
«petits piments doux»; und natürlich Piment Ourite, das mit Chili und anderen Gewürzen aus
getrocknetem Oktopus (ourite) gekocht wird. Die Pickles waren in rezyklierte Konservengläser
abgefüllt und kosteten lächerlich wenig. Ich packte die drei kleinen Schätze in meinen
Rucksack, sagte «allez!» und streckte Monsieur Claude meine Hand hin, um mich zu
verabschieden. Er nahm sie vorsichtig, senkte aber dabei den Kopf und murmelte scheu: «Und
mein Geld?»
2016-11-18 00:00 Samuel Herzog www.nzz.ch
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Zwanzig Jahre Rechtschreibreform: Was die Reformer
wollen
An Johann Sebastian Bachs Hand zieht die Gemeinde Trogen in die
Kulturgeschichte ein; seit zehn Jahren nämlich führt dort eine St. Galler
Stiftung in weltweit einzigartiger Form alle Kantaten auf. Den Weg in die
Korrekturprogramme aber hat das gastfreundliche Dorf noch nicht
gefunden. Da die Konzerte jeweils am Freitagabend stattfinden, schrieb
ich in einem Text von einem Trogener Abend.
Flugs blies mir der elektronische Besserwisser in die Zeile, liess die Buchstaben tanzen wie
Herbstblätter, und als der rasche Wirbel zur Ruhe kam, stand da ein erogener Abend. Warum?
Das Programm erkannte den Namen nicht, wertete das Unbekannte als falsch und griff mit
unerbittlicher Hilfsbereitschaft zum nächstähnlichen Wort, das in seinem öden Speicher
bereitlag.
Die Korrekturprogramme haben heute die sogenannte Rechtschreibreform in den Knochen,
und sie weisen nicht nur Appenzeller Namen zurück, sondern auch einfache Wörter und
alltägliche Schreibweisen. Beharre ich bei dem, was ich zehnfingrig tippte, so trifft mich die
Brandmarke einer roten Unterschlängelung: greulich gibt es nicht, nur gräulich; wohlbekannt ist
veraltet, neu ist wohl bekannt; jedesmal wurde ausgemustert, man schreibe jedes Mal; heute
morgen früh gilt als rückständig und falsch, fortschrittlich und einwandfrei ist heute Morgen Früh.
Versuche ich aber dem Korrektor zu willfahren, indem ich gestern Abend Spät schreibe, so
werde ich zurückgepfiffen zu gestern Abend spät, und nehme ich hin, dass sie tut Recht daran
richtig ist, bekomme ich für sie tut Gut daran auf die Finger. Das sind arge Geduldsproben! Die
Urheber und Vertreter der Reform denken offenbar, dass eine ganze Sprachgemeinschaft nicht
gewillt oder nicht in der Lage ist, Bedeutungen zu unterscheiden und mit Wortarten umzugehen.
Etwas zur Geschichte und zum Wesen der Reform: Vor zwanzig Jahren teilten die
deutschsprachigen Staaten in der «Wiener Absichtserklärung» mit, dass sie sich für die
Umsetzung der Neuregelung einsetzen wollten. Abgesehen von der Unverbindlichkeit dieser
Übereinkunft sind die Staaten in Sprachfragen grundsätzlich nur gegenüber der Schule
weisungsberechtigt; insofern ist die Neuregelung eine Schulorthographie, um die sich sonst
niemand kümmern müsste.
Wer auf die Schule Rücksicht zu nehmen meint, indem er auch die unsinnigsten Regeln befolgt,
nimmt tatsächlich auf die Reformer Rücksicht, welche die Schule zu ihrem Versuchslabor
machten. Horst Haider Munske, der an der Ausarbeitung der Neuregelung beteiligt war, nennt
aus kritischem Abstand den Grund für das Scheitern des Unternehmens: «Eine systematische
Überprüfung, wie sich Reformvorschläge auf den gesamten Wortschatz auswirken, fand
nirgends statt – nicht zuletzt wegen fehlender Mittel.
Die Unausgegorenheit und Fehlerhaftigkeit vieler neuer Regeln wurde erst 1996 in den neuen
Wörterbüchern sichtbar.» Sichtbar wurde damals, dass diese Reform in die Grundsätze der
Wort- und Satzbildung unserer Sprache eingreift. Nun verlangten die Reformer selbst eine
Korrektur; die Behörden untersagten sie und setzten erst nach jahrelangem Hin und Her den «
Rat für deutsche Rechtschreibung » ein, der vor zehn Jahren eine überarbeitete Fassung des
Regelwerks vorlegte. Das Heilmittel: Neben die oft sinnwidrigen Schreibweisen der Reform
traten als Variante die herkömmlichen Schreibweisen.
Das ist keine Lösung, und zudem blieben grobe Verstösse gegen Sprachgebrauch und
Grammatik stehen. Das vernichtendste Urteil zur Sache stammt von Johanna Wanka, der
Präsidentin der Kultusministerkonferenz, also der auftraggebenden Behörde: «Die
Kultusminister wissen längst, dass die Rechtschreibreform falsch war. Aus Gründen der
Staatsräson ist sie nicht zurückgenommen worden.»
Die Falschheit sei hier an zwei Beispielen gezeigt: Friedrich Rückert dichtete: «Grau macht die
Zeit, die greuliche; / Trau nicht auf die untreuliche! / Sie lacht dir einen Augenblick, / Und grinst
dann, die abscheuliche.» Wer greulich durch gräulich ersetzt, nimmt dem Vers seinen klaren
Sinn. Von Erich Kästner stammt dieses kleine Wortspiel: «Die Wirtschafterin kämpfte in der
Küche wie ein Löwe. Doch sie brachte die heissersehnten und heiss ersehnten Bratkartoffeln
trotzdem nicht zustande.» 1996 verordneten die Reformer die Getrenntschreibung heiss ersehnt
und nahmen damit Kästner und unserer Sprache ein Mittel des Ausdrucks. Heute führt der
Duden heissersehnt als Variante auf, empfiehlt aber die Getrenntschreibung; wir sind also
gleich weit wie vor zwanzig Jahren.
Was wollten die Reformer eigentlich? Laut einem Dossier der EDK war das Ziel, «mehr
Systematik in die Rechtschreibung zu bringen, um sie so besser lehr-, lern- und handhabbar zu
machen». Man dachte also, die herkömmliche Regelung sei für die Schule zu schwierig. Der
Germanist Uwe Grund hat vor kurzem eine Studie veröffentlicht, in welcher er nach Auswertung
eines grossen Bestandes von Schülerarbeiten zum Schluss kommt, dass die schulischen
Rechtschreibleistungen vor der Reform nicht unzureichend waren.
Ein Hauptanliegen der Reformer war die Kleinschreibung der Substantive. Weil die politisch
Verantwortlichen dieses Anliegen für undurchsetzbar hielten, machten die Reformer
rechtsumkehrt und holten aus dem tiefen 19. Jahrhundert eine Reihe der damals verbreiteten
Grossschreibungen. Der Orthograph Daniel Sanders führte 1873 folgende Schreibweisen auf:
«Das weiss Alt und Jung. Von Klein auf. Binnen, in vor Kurzem. Mit Nichten. Im Allgemeinen.
Gieb Jedem das Seine. Alle Beide haben Unrecht. Er weiss Etwas, Nichts. Er hat es Diesem
und Jenem im Vertrauen mitgetheilt. Ich weiss Das und Manches.»
Ihm gegenüber stand Konrad Duden, der sich für die moderne Kleinschreibung von Adverbien
(nachts, gestern nacht, im allgemeinen) und Pronomen (dieser, der letztere) einsetzte. Gegen
ihre Überzeugung gingen die Reformer hinter Duden zurück, wagten aber doch nicht, alle
Grossbuchstaben der Vergangenheit wiederzubeleben. Die Rechtschreibung, die heute die
neue genannt wird, ist in Kernbereichen die uralte Rechtschreibung des 19. Jahrhunderts.
Die Reform hat ihre Vorgeschichte; immer wieder musste die Sprachgemeinschaft Versuche
sektiererischer Veränderer abwehren. Am 25. Juni 1954 berichtete die «Weltwoche» unter dem
Titel «Die neue ‹ortografi›» über ein Reformvorhaben, dessen Hauptanliegen die
Kleinschreibung der Substantive war. Den Kern des Beitrags bildeten Stellungnahmen unter
anderem von Thomas Mann und Hermann Hesse. Friedrich Dürrenmatt schrieb: «Ändert man
die Orthographie, ändert man die Sprache. Gegen Sintfluten kann man nicht kämpfen, nur
Archen bauen: Nicht mitmachen.» Damals hörte man auf die wahren Fachleute, die
Könnerinnen und Könner der Sprache, und was geplant war, wurde nicht verwirklicht. Und in
unseren Tagen?
Der Dichter Reiner Kunze schildert in der «Aura der Wörter», seiner «Denkschrift zur
Rechtschreibreform», wie er sich zunächst darum bemühte, die neuen Regeln zu lernen. Als er
sah, was da angerichtet worden war, legte er öffentlich Widerspruch ein und musste erfahren,
dass er zu «ein paar ewig Gestrigen» zähle; so wurde ihm von Amtes wegen die Urteilsfähigkeit
abgesprochen. Kunze, der die Bedrohung eines terroristischen Unrechtsstaates überstanden
hat, schreibt: «Als wir noch in der DDR lebten, sagte mir der leitende Offizier eines
Volkspolizeikreisamtes, was in diesem Staat wie einzuschätzen sei, bestimme einzig und allein
die in ihm herrschende Arbeiter- und Bauernmacht, und meine rhetorische Entgegnung, ich
hätte bisher geglaubt, Teil dieser Arbeiter- und Bauernmacht zu sein, konterte er mit den
Worten: ‹Auch wer Sie sind, bestimmen nicht Sie, sondern wir.› Es gibt Sätze, die im Ohr
wachliegen.»
Der römische Satiriker Juvenal fragte einst: «Wer wird auf die Aufpasser aufpassen?» Heute
würde er fragen: «Wer korrigiert das Korrekturprogramm?» Bekannter ist sein Satz, dass es
schwierig sei, keine Satire zu schreiben. Die zwanzigjährige Reform der Rechtschreibung wirkt
in weiten Teilen wie eine Satire. Das Lachen wäre aber auch hier ein billiger Ersatz fürs
Handeln. Verlage und Zeitungen tragen Verantwortung für unsere Sprache. Warum geben sie
diese Verantwortung an Korrekturprogramme ab, die an der Sprachwirklichkeit
vorbeiprogrammiert sind?
2016-11-18 00:00 Stefan Stirnemann www.nzz.ch
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Ghettolektuelle Komikerin: Der Integrationsalbtraum
Jilet Ayse. Sie flucht, sie pöbelt rum, sie spricht die Sprache der Berliner
Unterschicht. Ihr Zorn gilt vielen: der Mehrheitsgesellschaft, dem
Alltagsrassismus, den Sonderschulen. Und der Regierung. «Die haben
alle studiert und sind trotzdem dumm.» Ihr Stil ist die Stillosigkeit:
hochtoupierte Haare, in denen ein Kamm stecken geblieben ist, AdidasTrainer, pinkfarbene Highheels, Socken mit Wildtiermuster, grell
geschminkt. Und ein Gesichtsausdruck, den man sonst von Pegida-Anhängern kennt: wütend,
trotzig, nie zweifelnd.
Eigenschaften, welche die Frau hinter der Kunstfigur, Idil Baydar, nicht hat. Sie ist herzlich,
zugänglich und kritisch. Während des Gesprächs vor ihrem Auftritt am rassismuskritischen
Humorfestival in Zürich ist sie guter Dinge, tauscht Höflichkeiten aus mit der Tischnachbarin und
diskutiert mit dem Kaffeehausbesitzer über italienisches Gebäck. «Man muss verstehen, dass
nicht die Leute, sondern das System rassistisch ist», sagt sie. «Es fängt früh an. Kein Kind wird
gefragt, ob es ‹Zehn kleine Negerlein› oder ‹Drei Chinesen mit dem Kontrabass› singen mag.
Es wird uns einfach beigebracht.»
«Kein Kind wird gefragt, ob es ‹Zehn kleine Negerlein› oder ‹Drei Chinesen mit dem
Kontrabass› singen mag. Es wird uns einfach beigebracht.»
Über Rassismus spricht man wieder etwas mehr seit dem neuen Fall von Blackfacing im
Schweizer Fernsehen. Während der Sendung «Happy Day» tauchte ein schwarz geschminkter
Mann auf und sorgte für Verwirrung, indem er vortäuschte, aus Südafrika zu kommen und der
verlorene Vater einer Zuschauerin zu sein. Blackfacing, also die Repräsentation schwarzer
Menschen durch Weisse mithilfe dunkler Schminke, entstand im 18. Jahrhundert in den USA: In
sogenannten Minstrelshows wurden Schwarze als singende und dumme Sklaven dargestellt,
die ihre Besitzer trotz Ausbeutung lieben.
Nach Beschwerden beim Schweizer Fernsehen beurteilte die SRG-Ombudsstelle den Fall als
«keinen Rechtsverstoss, aber psychologisch rassistisch.» Baydars Haltung zu diesem Thema:
«Die Mehrheitsgesellschaft muss dafür Verantwortung übernehmen, über wen sie lacht.» Und
nein, das habe nichts mit Selbst-Viktimisierung zu tun. «Ich höre auf, ein Opfer zu sein, wenn du
aufhörst, ein Täter zu sein.» Es gehe nicht, über eine Minderheit herzuziehen, sie zu
diskriminieren, auszugrenzen und gleichzeitig von ihr zu erwarten, sie möge sich integrieren.
«Und überhaupt, wann ist diese Integration fertig? Gibt es ein Datum? Eine Jury? Eine
Urkunde?»
Baydar wird 1975 als Kind türkischer Einwanderer im niedersächsischen Celle geboren. Ihre
Eltern trennen sich kurz nach ihrer Geburt. Baydar wächst bei der alleinerziehenden Mutter auf,
besucht die Rudolf-Steiner-Schule, macht Abitur und wird Jugendarbeiterin. Der Weg führt sie
auch an die berüchtigte Berliner Rütli-Schule, der Inbegriff misslungener Integration, wo sie als
Nachhilfelehrerin arbeitet und die vermeintlich schwierigen Jugendlichen, die sie bald
parodiert, ins Herz schliesst. «An dieser Schule kannst du noch so intelligent und strebsam sein,
deine Herkunft entscheidet über deine Zukunft.»
Obwohl Baydar in Deutschland geboren ist, wird sie oft als Ausländerin wahrgenommen. Das
brachte sie auf die Idee, eine Ausländerin zu spielen, quasi Berufstürkin zu werden, mit allen
dazu gehörenden Stereotypen. So entstand die Kunstfigur der laut polternden Jilet Ayse, die
fünf Handys besitzt, ihrem gewalttätigen Mann unterwürfig ist, keine Kultur hat, nichts von
Kindererziehung versteht und noch weniger von der deutschen Grammatik. Ein Kombinat von
Vorurteilen und Zuschreibungen einer Seconda aus Berlin. Eine Ghettobraut «ganz nach dem
Vorbild Thilo Sarrazins», wie sie selbst sagt. «Eine deutsche Produktion. Die wäre in der Türkei
nicht so geworden.» Ein Albtraum.
Ayse ist die Aufforderung, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen.
«Baydar verschreibt ihrer Kunstfigur Ayse genau die Symptome, die dem klischierten Bild einer
Prolltürkin entspringen, und nimmt ihnen damit das Schicksalhafte», schreibt Inés Mateos,
Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Migrationsfragen, in der Zeitschrift «terra
cognita». Ayse ist die Aufforderung, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. «Während die
Secondos in der Jilet Ayse eine öffentliche Identifikationsfigur für ihre Rassismuserfahrungen
finden, entdecken Angehörige der Mehrheitsgesellschaft ihre Privilegien und die Angst, diese
zu verlieren», sagt Rohit Jain, Soziologe und Mitorganisator des Zürcher Humorfestivals.
Für ihre Arbeit hat Baydar letztes Jahr den Berliner «Hauptstadtpreis für Integration und
Toleranz» erhalten. Der Preis steht unter der Schirmherrschaft des deutschen Innenministers
Thomas de Maizière, über den sich Ayse regelmässig lustig macht. «Er will die Burka verbieten
für mehr Sicherheit. Ist schon einmal jemand von einer Burka angegriffen worden?» Und weiter:
«Jedes Mal, wenn etwas Schlimmes passiert, taucht ein Mann in Anzug und Krawatte auf. De
Maizière sollte Anzug und Krawatte verbieten, wallahi.»
Manchmal versteht Ayse die Welt nicht. «Wenn ich einen Job habe, nehme ich euch die Arbeit
weg. Wenn ich keinen Job habe, bin ich ein Faulenzer und Schmarotzer.» Mit gequältem Blick
schaut sie ins Publikum, das applaudiert.
Ja, die Welt bereitet Ayse Kopfzerbrechen. In einem Video fragt sie einen jungen Mann: «Du
siehst aus wie ein Kanake, hast du Gras?» Der Gefragte stellt sich als Anwalt heraus, der die
Polizei zu rufen droht. Ayse ist perplex. «Ihr Kanaken seid auch nicht mehr das, was ihr mal
wart.» Mit Kanaken meint sie Ausländer; Deutsche nennt sie Kartoffel. «Das Land braucht
progressive Kartoffeln!»
Der Arzt verweist Ayse zur AfD, dem Arzthaus für Deutschland, wo ihr Doktor Petri ein paar
Ampullen hochkonzentrierte Leitkultur spritzt.
In einer anderen Aufnahme wird Ayse mit «Kanakitis» diagnostiziert, das heisst:
«Aufgewachsen in sozial schwachem Umfeld und mit dem Gefühl, nicht der
Mehrheitsgesellschaft anzugehören.» Der Arzt verweist sie zur AfD, dem Arzthaus für
Deutschland, wo ihr Doktor Petri ein paar Ampullen hochkonzentrierte Leitkultur spritzt. Die
Videos von ihren Auftritten werden millionenfach angeklickt und im Internet geteilt. Wohl nicht
zuletzt, weil Ayse mit gespielter Unschuld zu provozieren weiss.
«Ständig spricht man von christlichen Werten. Ich verstehe diese Debatte nicht. Es gibt doch gar
keine christlichen Werte. Es gibt kapitalistische Werte, die lauten: Du arbeitest, damit ein
anderer reich wird.» Das Publikum lacht. Verhaltener reagiert es, wenn Ayse über die
«Privilegien von Weissen» spricht: «Wenn du nicht an ‹white privilege› glaubst, profitierst du
wohl selbst davon. Wenn du öffentlich darüber urteilen kannst, was rassistisch ist und was nicht,
dann bist du wahrscheinlich selbst kaum betroffen.»
Baydar ist eine der wenigen Frauen, die im Genre des politischen Stand-up-Comedy tätig sind.
Gleichzeitig gehört sie einer neuen Generation von Macherinnen an, die nicht mehr auf eine
Chance hoffen, wenn sie nur überdurchschnittlich viel Leistung erbringen. Nein, Baydar macht
ihr eigenes Ding, sucht nach Alternativen. «Die klassischen Theaterbühnen wollten zu Beginn
meine Show nicht haben. Also bin ich zu Youtube.» Derzeit ist sie mit ihrem neuen Programm
«ghettolektuell» unterwegs. In der schicken Berliner «Bar jeder Vernunft» tritt sie vor
bürgerlichem Publikum auf, das ihren «pfeilgeraden Minimalverstand bewundert», wie das
Feuilleton der « Frankfurter Allgemeinen » unlängst schrieb. «Ich weiss nichts von Goethe,
Schiller und den anderen Langweilern. Aber ich weiss, dass Immanuel Kant die Menschen in
vier hierarchische Rassen unterteilt hat und dass die langlebige Glühbirne von einem
Schwarzen erfunden worden ist.»
Jilet Ayse. Sie hält der vorherrschenden Integrationsdebatte den Spiegel vor. Manch einem
dürfte dabei das Lachen im Halse stecken bleiben.
2016-11-18 00:00 Nina Fargahi www.nzz.ch
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Proteste von Staatsangestellten: Der Staat schrumpft
nicht, er wächst
Wer dieser Tage in den Aargau, nach Luzern oder in andere Kantone
schaut, dem könnte es angst und bange werden. Aufgebrachte
Staatsangestellte ziehen durch die Strassen – begleitet von
Gewerkschaftern und Exponenten linker Parteien. Die Plakate, die sie
schwenken, malen düsterste Szenarien, beispielsweise über Schulen
und die Zukunft des Bildungssystems. Über Kinder, die bald nicht mehr
korrekt schreiben können. Es ist, so wird einem unzweideutig zu verstehen gegeben,
Weltuntergang.
Doch wie verhält es sich eigentlich wirklich? Steht unser Staatswesen tatsächlich kurz vor dem
Kollaps? Bricht nächstens das Bildungswesen zusammen? Implodieren gar ganze
Polizeikorps? Leiden die Staatsangestellten in den Stuben der Verwaltungen an systematischer
Überlastung
–
trotz
korrekter
Arbeitszeiterfassung
und
meist
besten
Kompensationsmöglichkeiten von Überzeit?
Beim einfachen Steuerzahler keimen Zweifel. Viele von ihnen kennen keine geregelten
Arbeitszeiten. Viele von ihnen sind selbständig und tragen täglich die Sorge mit sich herum,
Aufträge und Arbeit zu verlieren. Das geht auch Nicht-Selbständigen so, die dafür sorgen
müssen, dass Arbeit überhaupt reinkommt. Viele von ihnen haben nur vier Wochen Ferien pro
Jahr und nehmen erstaunt zur Kenntnis, wie beispielsweise Zürcher Lehrer gleich am ersten
Tag nach den Ferien pausieren, um eine – wohl staatlich verordnete – Veranstaltung zu
besuchen. Bei allem Verständnis für den anstrengenden und fordernden Lehrerberuf, da
schwindet dann doch das Wohlwollen, zumal bei berufstätigen Eltern, die eine Betreuung für
ihre Sprösslinge zu organisieren haben.
Nein, die kantonalen Staatswesen wie auch der Bund sind weit davon entfernt,
zusammenzubrechen. Die aufgebrachte Linke suggeriert, der Staat werde «kaputtgespart», nur
wegen Steuersenkungen, die gar nicht nötig seien. Mit Verlaub: Steuersenkungen und
Senkungen von Abgaben und Gebühren sind nötig. Einerseits für die Privathaushalte, deren
totale Belastung seit Jahren anwächst. Andererseits sind niedrige Steuern und wenig Bürokratie
das beste Mittel, damit Jobs – ausserhalb des staatlichen Sektors natürlich – überhaupt
entstehen können.
Man muss aber nicht immer gleich grundsätzlich werden. Im Prinzip genügt ein Blick auf die
nackten Zahlen: In der Schweiz wachsen die staatlichen und die staatsnahen Sektoren
kontinuierlich und überdurchschnittlich im Verhältnis zu anderen Bereichen. Immer mehr
Menschen arbeiten in öffentlichen Verwaltungen, in Erziehung und Unterricht, im
Gesundheitswesen, im Sozialwesen. Kurzum: Der Staat wächst, und zwar massiv.
2016-11-18 00:00 Michael Schoenenberger www.nzz.ch
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ATP-Finals in London: Zwei Wawrinkas
Es gibt einen alten Stan und einen neuen. Der alte Stan war ein Zauderer, der in den
entscheidenden Momenten abtauchte. Der neue pflegt an seinen Aufgaben und den
Herausforderungen zu wachsen. Der alte Stan war eine Randfigur im Tenniszirkus, der neue ist
einer seiner Protagonisten. Er ist «Stanimal», «Stantastic» und in letzter Zeit ganz häufig auch
«outStanding».
Am späten Mittwochabend sass Wawrinka vor den internationalen
Medien und war, wie er dort in all seinen Rollen eigentlich immer war:
ruhig, bescheiden, fast schon ein wenig schüchtern. Er sei glücklich mit
der Leistung, die ihm zuvor auf dem Platz gelungen sei. Wawrinka hatte
in seinem zweiten Gruppenspiel am ATP-Finalturnier Marin Cilic in zwei umkämpften Sätzen
geschlagen und damit die Tür zum Halbfinal, die nach dem verpatzten Start gegen Kei Nishikori
bereits zugeschlagen schien, wieder einen Spalt breit aufgestossen.
Schlägt er Andy Murray heute Freitag (ab 15 Uhr MEZ) in zwei Sätzen, steht er beim letzten
grossen Rendez-vous der Tennissaison zum vierten Mal in Folge im Halbfinal. Gewinnt er in
drei Sätzen, benötigt er die Hilfe von Cilic gegen Nishikori. Sonst ist die Saison für ihn zu Ende.
«Ich bin nicht zum ersten Mal in dieser Situation. Ich versuche, sie zu geniessen.»
Wie gesagt: Die Tür hat sich nur einen Spalt breit geöffnet. Denn Murray ist im Moment die
ultimative Herausforderung, die sich einem auf der ATP-Tour stellen kann. Seit 21 Spielen ist
der Schotte ungeschlagen, seit zehn Tagen führt er die Weltrangliste an. Doch Wawrinka hat
wieder eine Chance, und mehr hat er zuletzt oft nicht gebraucht. «Ich bin nicht zum ersten Mal in
dieser Situation. Ich versuche, sie zu geniessen. Ich weiss: Ich muss gewinnen. Alles andere
interessiert mich nicht.»
Es war ein ganz anderer Wawrinka als zwei Tage zuvor, der da sprach. Es war auch ein
anderer Wawrinka gewesen, der zuvor gespielt hatte. Er sagte selber, es seien zwei
verschiedene Personen auf dem Platz gestanden. Gegen Nishikori sei er mit einem schlechten
Esprit auf den Court gegangen. «Wir haben nach dem Match im Team lange diskutiert. Es ist ein
Traum für mich, hier zu spielen.»
Wie Wawrinka das sagt, ist es fast ein wenig, als ob er sich zuweilen selber daran erinnern
müsste, wo er steht, wie sehr sich seine Wahrnehmung in den letzten drei Jahren verändert hat.
Seit dem vergangenen September ist der Romand dreifacher Grand-Slam-Sieger. Er gewann in
Melbourne, Paris und New York, und er tat es im Final jeweils gegen die Nummer eins des
Rankings. Er hat sich mit jenen Spielen den Ruf erworben, ein Mann für grosse Matches zu
sein. Einer, der an den Aufgaben wächst. Die Art, wie er am US Open den mentalen Kampf
gegen Novak Djokovic gewann, wie er den selbstsicheren Serben zuerst herausforderte, dann
demoralisierte und schliesslich bezwang, hat sein Image als Kämpfer in der Tennisszene
geschärft.
Wenige hätten Wawrinka gegen Cilic eine Reaktion zugetraut, wie sie ihm gelungen ist. Zu
müde schien er am Ende einer langen, emotionalen Saison. Zuvor hatte er in Schanghai, in
Basel und in Paris-Bercy jeweils früh oder zumindest unerwartet verloren. Er schien gezeichnet,
am Ende seiner Kräfte. Kaum jemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht, hätte er sich in London
leise aus der Saison verabschiedet. Er ist auch 2016 wieder ein Grand-Slam-Sieger. Wer würde
einen solchen infrage stellen?
«Ich will nichts bereuen. Nicht an diesem Turnier.»
Wahrscheinlich niemand – ausser vielleicht er selber. Keiner hat sich mehr über die Leistung im
ersten Match gegen Nishikori geärgert als Wawrinka selber. «Es ist nicht der Sieg an und für
sich, sondern die Art, in der ich gewonnen habe, die mich besonders freut», sagte er nach dem
Match gegen Cilic.
Nun trennt ihn noch der Match gegen Murray vom Halbfinal. Es wird ein spezieller Match.
Schlägt Wawrinka den Schotten in zwei Sätzen, läuft dieser Gefahr, die Halbfinals zu verpassen
und damit die Weltranglisten-Führung nach nur zwei Wochen wieder zu verlieren. Auch für
Murray steht also einiges auf dem Spiel. Der Match verspricht zum grossen Showdown zu
werden, zu einem jener Momente, in denen Wawrinka zuletzt jeweils noch eine Spur besser
wurde. Und dann sagte er noch: «Ich will nichts bereuen. Nicht an diesem Turnier.» Es klang
wie eine Kampfansage.
2016-11-18 00:00 Daniel Germann www.nzz.ch
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Infektionskrankheiten:
Schweiz
Pockenimpfstoff beschaffen
will
neuen
Pocken sind besonders ansteckend und gehören deshalb zu den
gefährlichsten Krankheiten. Doch sie sind die erste Infektionskrankheit,
vor der Mensch sich wirkungsvoll schützen konnte. 1933 trat in der
Schweiz der letzte Pockenfall auf, und weltweit gilt die Krankheit seit 1977
als ausgestorben. Offiziell existiert das Virus heute nur noch in zwei
Laboratorien. Aber es ist zweifelhaft, ob nicht noch weitere Laboratorien
über Viren verfügen: So wurden 2014 Ampullen mit Pockenviren in einem amerikanischen
Labor aufgefunden, die dort nicht hätten sein dürfen.
Fachleute wie Oliver Thränert vom Center for Security Studies der ETH Zürich warnen seit
längerem vor einem wachsenden Risiko durch Biowaffen, die auch in die Hände von
Terroristen gelangen könnten. Diese Gefahr dürfe nicht dramatisiert werden, aber man müsse
ihr Beachtung schenken, schrieb Thränert vor einem Jahr in der NZZ. Das Labor Spiez schätzt
Pockenviren als «eine der gefährlichsten potenziellen biologischen Waffen» ein. Ein Bericht
zweier österreichischer Ministerien vom März dieses Jahres bezeichnete den Einsatz von
Pockenviren gar als grösste Bedrohung für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung:
Ihre Virulenz und Letalität lasse Pockenviren als «prädestinierte bioterroristische Waffe»
erscheinen.
Diese Analyse hält man auch bei der ABC-Abwehr der Schweizer Armee für zutreffend. Der
Bund treibt derzeit die Beschaffung eines Pockenimpfstoffs der dritten Generation voran, wie
Recherchen der NZZ zeigen. Involviert ist auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die
Lageeinschätzung in Bezug auf mögliche bioterroristische Angriffe ist laut einem am Projekt
beteiligten Mitarbeiter des VBS ein Grund für die Beschaffung, über die der Bundesrat
voraussichtlich Anfang 2017 entscheidet: Das Risiko von bioterroristischen Angriffen sei
gestiegen, und die Verfügbarkeit von Impfstoff habe dissuasive Wirkung. Mit anderen Worten:
Länder, die entsprechende Reserven besitzen, sind für Angriffe weniger interessant. Zwar sei
die Herstellung von Pockenviren mit biotechnologischen Mitteln für Terroristen anspruchsvoll
und keineswegs risikolos – ausgeschlossen sei sie aber nicht, heisst es. Offiziell hält sich das
VBS mit Informationen derzeit noch zurück. Armeesprecher Daniel Reist erklärt auf Anfrage nur,
dass der Bund einen Ersatz bestehender Impfstoffbestände prüfe.
Das Risiko bioterroristischer Angriffe ist nicht der einzige Grund für das Beschaffungsprojekt:
Der Bund verfügt schon heute über Impfstoff-Dosen. Diese sind aber in der Schweiz nicht mehr
zugelassen und haben teilweise starke Nebenwirkungen. Es handelt sich um einen Impfstoff
der ersten Generation, dessen Verabreichung in Einzelfällen gar zum Tod geführt hat. Nun steht
ein Produkt der dritten Generation ohne gefährliche Nebenwirkungen zur Verfügung, das in
Europa bereits zugelassen ist. Beim BAG ist dieser Aspekt für die Beschaffung des neuen
Produkts ausschlaggebend. Auch ein natürlicher Wiederauftritt der Krankheit ist nicht
ausgeschlossen – wenn auch wenig wahrscheinlich. Wie viele Dosen beschafft werden sollen
und wie hoch die Kosten sind, steht noch nicht fest. Unklar ist nämlich, ob Vorräte für die
gesamte Bevölkerung eingekauft werden müssen. Neue Impfstrategien lassen das nach Ansicht
verschiedener Experten nicht mehr zwingend nötig erscheinen.
Stefan Holenstein, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, begrüsst das
Beschaffungsprojekt. Für ihn steht fest, dass das Risiko bioterroristischer Angriffe tendenziell
unterschätzt wird. Solche Angriffe seien ein Bestandteil der asymmetrischen Kriegsführung, auf
den der neue Sicherheitspolitische Bericht des Bundesrates nur ungenügend eingehe.
Biowaffen seien eines der Themen, die nur am Rande erwähnt würden, kritisiert Holenstein. Er
will auf diesen Aspekt beim Hearing zum Bericht hinweisen: «Wir müssen uns mit solchen
Risiken intensiver beschäftigen.»
2016-11-18 00:00 Daniel Gerny www.nzz.ch
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Trumps Kinder: Familie trumpft
Ivanka Trump müsste es eigentlich besser wissen. Schon im Sommer
stand die älteste Tochter des künftigen Präsidenten unter Kritik, weil sie
ihre Rede am republikanischen Parteikonvent mit einer Werbeaktion für
ihre Kleiderkollektion verbunden hatte. Dass man Politik und Business
trennen sollte, scheint sie sich jedoch nicht zu Herzen genommen zu
haben. Jüngst trug die 35-Jährige in einem Fernsehinterview mit ihrem
Vater und den Geschwistern ein Armband ihrer eigenen Schmuckkollektion; 18-karätiges Gold,
mit Diamanten besetzt. Im Anschluss versuchten ihre Mitarbeiter, Journalisten dazu zu bringen,
das 10 800 Dollar teure Schmuckstück zu bewerben. «Es passiert schon jetzt: Für die Familie
Trump ist der Präsident der USA eine Marketing-Gelegenheit», empörte sich ein Journalist der
«New York Times» auf Twitter. Von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf nicht, denn
tatsächlich scheint die Rolle der Trump-Kinder in der bevorstehenden Präsidentschaft
Interessenkonflikten Tür und Tor zu öffnen.
Die drei Ältesten aus Trumps erster Ehe mit Ivana Zelnickova – Donald Jr., Ivanka und Eric –
sind seit längerem allesamt Vizepräsidenten der Trump Organization. Sie sollen nun das
Firmenimperium vom Vater übernehmen, um den Verdacht auf Interessenkonflikte zwischen
dem Präsidenten Trump und dem Geschäftsmann Trump von vorneherein zu vermeiden.
Theoretisch könnte dieser sein Firmenimperium auch weiterführen: Die Ethics in Government
Act verpflichtet zwar viele Regierungsangestellte, nicht aber den Präsidenten und den
Vizepräsidenten, ihr Vermögen einem «blind trust» anzuvertrauen.
Trotzdem sind viele frühere Staatsoberhäupter diesen Weg freiwillig gegangen und haben ihr
Kapital einem externen Vermögensverwalter anvertraut. Trump jedoch wird das
Firmenkonglomerat seinen Kindern übergeben. Zwar hatte er im Wahlkampf angekündigt, dass
er sich im Fall eines Siegs komplett aus dem Geschäft zurückziehen würde, «weil ich mich
einzig und allein um unser Land kümmern würde». Dennoch führt er nun den Grundgedanken
eines «blind trust» ad absurdum, schliesslich ist er mit den Managern – seinen Kindern –
ständig im Austausch und wird wissen, wie seine innen- wie aussenpolitischen Entscheide sein
privates Vermögen beeinflussen.
Erschwerend kommt hinzu, dass genau diese Kinder nun auch Mitglieder des «transition team»
sind, das die Machtübergabe zwischen den Präsidenten verantwortet und Trump bei
Nominierungen für Kabinettsposten berät. Darunter fällt etwa die Neubesetzung des
Justizministers. Heikel sind diese Personalien in vielerlei Hinsicht. So laufen etwa gegen die
Trump University und die Trump-Stiftung derzeit Rechtsverfahren. Der Präsident steht auch dem
National Labor Relations Board vor, einer Aufsichtsbehörde, die zwischen Unternehmen und
Gewerkschaften vermittelt. Eine Woche vor der Wahl entschied das Aufsichtsorgan in einem Fall
zuungunsten eines Trump-Hotels in Las Vegas. Auch der Chef der Steuerbehörde, bei welcher
derzeit Trumps Steuerprüfung läuft, wird vom Präsidenten ernannt.
Besonders Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner gelten als einflussreiche Einflüsterer des
künftigen Präsidenten. Bei wichtigen Personalien sprechen sie mit, im Wahlkampf etwa bei der
Nominierung von Mike Pence zum Vizepräsidenten oder der Absetzung von Corey
Lewandowski als Wahlkampfmanager. Auch jetzt setzte sich das Paar laut Medienberichten
dafür ein, dass der republikanische Parteipolitiker Reince Priebus und nicht der kontroverse
Medienmann Stephen Bannon Stabschef wurde.
Das Ehepaar, auf dessen Rat der künftige Präsident besonders zu hören scheint, vereint zwei
erfolgreiche Familien von Immobilienhändlern: Jared Kushner ist wie Donald Trump der Sohn
eines New Yorker Immobilienmoguls. 2005 übernahm der damals 25-Jährige die Geschäfte
seines Vaters, weil dieser wegen Steuerbetrugs und Erpressung eines Zeugen 14 Monate ins
Gefängnis musste. Der Staatsanwalt in diesem Verfahren war pikanterweise Chris Christie – der
Gouverneur von New Jersey, der dieses Jahr auf den Posten des Vizepräsidenten unter Trump
spekuliert hatte, was Ivanka und Kushner zu verhindern wussten. Nach der Verhaftung seines
Vaters führte Kushner das Firmenimperium weiter und kaufte 2006 etwa die Zeitung «The New
York Observer» hinzu. Im Oktober 2009 heiratete der gläubige Jude Ivanka, die kurz vor der
Hochzeit ebenfalls zum Judentum konvertierte. Das Paar hat drei Kinder.
Die 35-jährige Ivanka ist das mittlere der drei Kinder, die Trump mit seiner ersten Ehefrau Ivana
hat. Dem früheren Model gehören eine Bekleidungs-, eine Schuh- und eine Schmucklinie. In
der Trump Organization ist sie als Vizepräsidentin zuständig für Firmenübernahmen und die
nationale wie internationale Weiterentwicklung des Imperiums. Im Wahlkampf kam ihr die
wichtige Aufgabe zu, ihren Vater bei Wählerinnen beliebter zu machen. Auf ihre Initiative geht
etwa der Vorstoss einer staatlich finanzierten Elternzeit zurück. Für Schlagzeilen sorgte auch,
dass Donald Trump einst in einem Interview sagte, Ivanka sei so attraktiv, dass er sie umgarnen
würde, wäre sie nicht seine Tochter.
Bereits während Trumps Wahlkampf legte Kushner seine Rolle im eigenen Immobilienimperium
auf Eis und ernannte einen neuen Präsidenten. «Jared macht Politik jetzt mehr Spass als
Immobilien», sagte Trump bei einem Wahlkampfauftritt. Wie gewichtig Kushners Rolle ist, wurde
auch sichtbar, als der künftige Präsident jüngst das Weisse Haus besuchte: Während sich
Trump und Obama unterhielten, besprach sich Kushner mit dem amtierenden Stabschef
zwanzig Minuten unter vier Augen.
Von Regierungsposten im Weissen Haus sind Kushner und Trumps Kinder allerdings
ausgenommen, das schliesst ein Anti-Nepotismus-Gesetz aus. Dieses geht auf die
Präsidentschaft von John F. Kennedy zurück, der seinen Bruder zum Justizminister ernannt
hatte. Das Gesetz nimmt auch angeheiratete Verwandte von solchen Posten aus. Nicht davon
betroffen sind jedoch Botschafterposten, für die der Präsident nominieren kann. Einer dürfte
womöglich schon vergeben sein: Trumps erste Frau Ivana hat mitgeteilt, Botschafterin in ihrem
Heimatland Tschechien werden zu wollen.
2016-11-18 00:00 Marie-Astrid www.nzz.ch
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Einblick in die DDR-Wirtschaft: Der Unternehmer, der
dem Sozialismus trotzte
Die heimische Scholle gibt man nicht leichtfertig auf – vor allem wenn die
eigene Familie schon seit 600 Jahren ansässig ist. Günter Lichtenstein
jedenfalls ist damals in der DDR geblieben. Und er ist einer der wenigen,
die sowohl unter dem Kommunismus als auch unter dem Kapitalismus ihr
eigenes Unternehmen geführt haben. Das SED-Regime verstaatlichte
zwar die Industrie, liess aber in Handwerk und Gewerbe private
Kleinfirmen gewähren. Diese passten zwar nicht ins sozialistische System, aber Privatfirmen
waren effizienter als die staatlichen – und deshalb für die Versorgung wichtig. Man hielt
Selbständige indes an der kurzen Leine. Der 69-jährige Lichtenstein erzählt im Gespräch von
zahlreichen Schikanen. Er und seinesgleichen hätten immer mit einem Bein im Gefängnis
gestanden.
Lichtenstein hatte die Firma 1970 nach dem Tod seines Grossvaters übernommen. Da war er
22 Jahre alt. Den Spitznamen Leitermann erhielt die Firma, weil sie zunächst vor allem
Holzleitern produzierte. Die Kommunisten hatten den Grossvater 1953 eingesperrt, weil er zu
viele Kilometer abgerechnet haben soll. Er hatte jedoch Glück, dass am 17. Juni 1953 in der
DDR ein Aufstand ausbrach, der dem SED-Regime zusetzte. Die Route wurde nachgemessen
und die Klage gegen den Grossvater fallengelassen. Ein Verwalter hatte in der Zwischenzeit
indes vieles zu Geld gemacht und dem Staat zukommen lassen.
Der Firmensitz von Leitermann liegt im 250 Einwohner zählenden Göpfersdorf, im Süden
Thüringens. Das Dorf befindet sich auf einem Plateau, das man auf einer schmalen Strasse
erreicht. Die ländliche Abgelegenheit sei wohl auch ein Grund dafür gewesen, dass man sein
Unternehmen in Ruhe gelassen habe, vermutet Lichtenstein. Und da die Kommunisten in
grossen Strukturen dachten, habe eine Firma, die im Eisenwarenhandel, in der Holzproduktion,
im Fuhrwesen und in der Landwirtschaft tätig war, nirgends hineingepasst. Schon im ersten
Jahr verdoppelte Lichtenstein den Umsatz. Er war ständig auf Achse, um an Ware zu kommen.
Private Firmen durften in der DDR zwar maximal zehn Mitarbeiter haben, doch Lichtenstein
hatte immer 12 bis 20. Er sei damit im Bezirk Leipzig mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern nach
der Müllabfuhr die zweitgrösste Privatfirma gewesen, sagt er scherzend.
Private Unternehmer hatten in der DDR wenig zu lachen. So wurde ihnen vorgeschrieben, dass
ihre Mitarbeiter weniger verdienten als solche in «volkseigenen Betrieben». Um dennoch
Mitarbeiter zu gewinnen, steckte Lichtenstein ihnen ab und zu etwas Geld zu. Er gab ihnen eine
Woche mehr Ferien und reduzierte ihre Arbeitszeit gegenüber staatlichen Betrieben um eine
halbe Stunde pro Tag. Mitarbeiter im Handel habe er zudem als solche in der Produktion
geführt, da dort der Tarif etwas höher war. Mit solchen Tricks war man den Mitarbeitern jedoch
ausgeliefert. Sie konnten einen jederzeit ans Messer liefern. Er erzählt von einer Firma, der
vorgeworfen wurde, sie habe ihren Mitarbeitern Bohnenkaffee zum Frühstück bezahlt. Der Wert
dieser Nebenleistung sei dann auf zehn Jahre hochgerechnet worden und musste vom
Unternehmer nachversteuert werden.
Wie kam er zu seiner Ware? Der «volkseigene» Handel hatte stets Vortritt – auch so eine
Einschränkung. Als die DDR-Industrie mehr für den Export zu produzieren begann, etwa für den
Versandhändler Neckermann, fielen gegen 30% Ausschussware an. Lichtenstein kam so zum
Beispiel an 6000 Stechbeitel zum Bearbeiten von Holz. Während Jahren war er dann der
Einzige, der dieses Werkzeug in der DDR vertrieb. Keinen Spielraum gab es in der
Preisgestaltung. Der Preis jeder Ware war staatlich fixiert. Dafür gab es Preislisten. Da es in der
DDR offiziell keine Inflation gab, blieben diese Preise zum Teil über Jahrzehnte gleich. Der
Hersteller musste sich schon eine kleine Neuerung einfallen lassen, um einen neuen Preis zu
bekommen. Ebenso wie der Preis war auch die Handelsspanne vorgegeben: Im Einzelhandel
betrug sie 18%, im Grosshandel 12%. Lichtensteins Vorteil war, dass er die Ware direkt von den
Produzenten bezog und damit die ganzen 30% vereinnahmen konnte.
Allerdings war die Besteuerung für Gewerbetreibende in der DDR exorbitant. Zwischen 400 000
und 500 000 Ostmark Gewinn betrug der Grenzsteuersatz 98%. Ab 500 000 Ostmark gingen
90% an den Staat. Hätte man die Firma ganz korrekt geführt, wäre nichts für Investitionen übrig
geblieben, führt Lichtenstein aus. Man bewegte sich als Unternehmer deshalb immer am Rande
der Legalität und war dadurch dem Regime ausgeliefert. Auf die Nase gefallen sei, wer
Reichtum zur Schau gestellt habe, erzählt Lichtenstein. Er sei deshalb immer in einer
Klappermühle herumgefahren, und bei seinem Arbeitskittel seien die Taschen abgerissen
gewesen.
Lichtenstein hatte indes eine heimliche Leidenschaft, in die er Geld steckte und von der nur
Freunde und Verwandte wussten. Er sammelte Kunst, die er bei den Schwiegereltern, der
Schwester und der Mutter lagerte. Bei Geschäftsleuten gehe es immer um Zahlen – da hätten
ihn die Künstler fasziniert. Er kaufte direkt von ihnen. Dabei interessierte ihn die als nicht
systemkonform geltende Kunst. Als Sammler hätte man eigentlich Steuern auf den
Wertzuwachs bezahlen müssen. Und auf dem Wert selbst wurde eine jährliche
Vermögenssteuer von 1,5% fällig – solche Steuern zu begleichen, war aber kaum jemandem
möglich, weshalb man die Sammlertätigkeit für sich behielt.
Ein Heiliger war Lichtenstein nicht. Seine Schlitzohrigkeit blitzt im Gespräch manchmal auf. Er
stellte zwar nie ein Parteimitglied ein, vermied aber auch die direkte Konfrontation mit dem
System. So lud er am 1. Mai jeweils die Veteranen auf seinen Lastwagen und fuhr mit ihnen –
als einziger privater Unternehmer – in der Parade einige Dörfer weiter mit. Mit dem
Gemeindepräsidenten verstand er sich gut – der überzeugte Kommunist steht dem Dorf auch
jetzt wieder vor. Lichtenstein war zudem Mitglied einer Blockpartei, der liberal-demokratischen
Partei Deutschlands (LDPD). Für sie sass er im Altenburger Kreistag. Der LDPD gehörten
Handwerker und Gewerbetreibende an. Beizutreten könne als Selbständiger nicht schaden,
habe er damals gedacht.
Letztlich stützten aber auch Blockparteien wie die LDPD die SED-Herrschaft. Auf Kreisebene
habe er denn auch rein gar nichts bewirken können und sei einer der vielen Ja-Sager gewesen,
gibt er zu. Auf lokaler Ebene bilde er sich ein, etwas erreicht zu haben. So habe er eine
Handvoll Gewerbetreibende nach Göpfersdorf geholt. Um sich vom Regime abzugrenzen, war
er Angehöriger der protestantischen Kirche, obwohl er mit der Institution eigentlich nicht viel
anfangen konnte.
Auf dem Dorf spürte man von der Wende 1989 zunächst nicht viel, doch für sein Geschäft brach
eine schwierige Zeit an. Monatelang habe er wegen Existenzängsten keine Nacht mehr
durchgeschlafen, erzählt er. Als Geschäftsleute aus dem Westen seine Lager durchstreiften,
hätten sie gesagt: «Herr Lichtenstein, das können sie doch alles auf den Schrott werfen.» Im
März 1990 fuhr er nach Westdeutschland, um sich mit Unternehmern zu treffen. Um auf der
Fahrt kein Westgeld zu verbrauchen, schleppte er aus der DDR Benzinkanister für seinen
Trabant mit. Den ersten Monat nach der Währungsumstellung machte er keine Mark Umsatz.
Sein Lager wurde schliesslich auf zwei Lastzüge verladen, und er musste froh sein, dafür noch
500 DM zu bekommen.
Lichtenstein hatte letztlich aber grosses Glück. Im Familienunternehmer Peter Wirichs aus
Nordrhein-Westfalen fand er einen fairen Joint-Venture-Partner, der mit ihm in Ostdeutschland
eine Baumarktkette aufbaute. 1996 musste Lichtenstein jedoch erneut von vorne beginnen, weil
Wirichs' Geschäft verkauft wurde. Er war nun spät dran, doch mit viel Service und einem
Aussendienst für gewerbliche Kunden fand er mit seinen Baumärkten eine Nische. Den
Spitznamen Leitermann übernahm er für seine Firma. Heute hat Leitermann sieben
Niederlassungen in Thüringen und Sachsen. Das Unternehmen beschäftigt fast 400 Mitarbeiter.
Sohn Stephan ist in seine Fussstapfen getreten und führt das Unternehmen in siebter
Generation.
Auch die Heimlichtuerei um seine Sammlung hatte mit der Wende ein Ende. Im Juli 1991
wurden seine Kunstwerke in der nahe gelegenen Stadt Altenburg erstmals öffentlich
ausgestellt. Es klinge etwas pathetisch, sei aber schon so: Der grösste Unterschied zur DDR sei
das Gefühl, frei zu sein und selber zu entscheiden, was man mache, ohne stets die Sorge zu
haben, dass einem jemand in die Suppe spucke.
2016-11-18 00:00 Christoph Eisenring www.nzz.ch
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Konzertverbot im Szenelokal «Kafi für Dich»: Zur Stille
verdammt
Michel Häberli, wilder Bart, markante Hornbrille und Anker-Tattoo auf
dem linken Unterarm, ist ein Vielredner. Und wenn er über das
Konzertverbot spricht, ist er nicht mehr zu stoppen. «Da mach ich
jahrelang ohne Probleme kulturelle Veranstaltungen, und nun soll das
alles illegal gewesen sein?», fragt er sich und verweist auf die leere
Bühne.
Seit sieben Jahren hat der Gastronom zusammen mit seinem Team im «Kafi für Dich» an der
Zürcher Bäckeranlage Konzerte, Lesungen und Vorträge veranstaltet. In der kalten Jahreszeit
traten mittwochs und freitags zwischen 20 Uhr 30 und 22 Uhr Bands auf – «um die
Nachbarschaft nicht zu stören». Doch damit ist jetzt Schluss. Ende September kam ein
Schreiben des Kreisarchitekten. Der Inhalt: Konzertverbot mit Strafandrohung. Häberli versteht
die Welt nicht mehr.
Da wäre einerseits das Pärchen, das im gleichen Haus wohnt, in dem sich auch das «Kafi für
Dich» und die dazu gehörende «Pension für Dich» befinden. Seit Jahren beklagt es sich über
den Lärm. «Mit uns haben sie aber nie gesprochen, sondern immer direkt die Polizei
eingeschaltet», sagt Häberli. «Oder wegen einer Schachtel im Treppenhaus der Verwaltung
einen eingeschriebenen Brief geschickt.» Mehrmals hat er das Gespräch gesucht. Vergebens.
Schlichtungsversuche verliefen im Nichts, die Anrufe bei der Polizei hielten an. Mehrmals im
Jahr waren die Gesetzeshüter im Lokal, um die Konzerte zu unterbinden. «Manchmal reichte
bloss ein Ton, und sie standen schon in der Tür.» Dabei haben Handwerker das Lokal vor
einiger Zeit für einen fünfstelligen Betrag schallisoliert. Die Decke und die Wände wurden
verdoppelt und mit Steinwolle ausgefüllt. Seit vorletzter Saison hat das Team sogar auf
Konzerte mit Schlagzeug verzichtet. Stattdessen traten nur noch Solosänger oder Duos auf.
Doch auch das hat nichts genützt. Im Gegenteil: Das Pärchen reichte während eines Konzertes
der Band «C + C = Maxigross» im Januar Strafanzeige ein. «Es war wirklich laut», sagt Häberli,
«doch es war keine Nachtruhestörung, wie es fälschlicherweise im Strafbefehl hiess.» Er reichte
Rekurs ein, die Polizeirichterin gab ihm recht.
Doch das half wenig. Denn parallel zu den Nachbarn wurde der zuständige Kreisarchitekt aktiv.
Er teilte den Betreibern des Szenecafés mit, dass sie gegen das Nutzungsrecht verstiessen.
Das Lokal sei für eine Gastro-Nutzung ohne Live-Musik bewilligt. Um weiterhin Konzerte
veranstalten zu können, brauche es eine Spezialbewilligung. «Wir sind aber kein Musiklokal,
sondern in erster Linie ein Café», findet Häberli. Dennoch musste er ein Baugesuch eingeben.
Dazu gehört ein externes Lärmgutachten. Die Anforderungen waren hoch: In den
angrenzenden Wohnungen darf der Wert von 29 Dezibel nicht überschritten werden. Das
entspricht dem Brummen eines Kühlschranks. Das Amt für Umwelt- und Gesundheitsschutz
(UGZ) fällte aufgrund des Gutachtens das folgende Verdikt: «Die Mindestanforderungen für den
Wohnungsbau sind nicht erfüllt. Das UGZ erachtet die Bausubstanz als nicht geeignet für den
vorgesehenen Betrieb von Live-Musik-Events mit angrenzender Wohnnutzung.» Um weiterhin
Konzerte zu veranstalten, wäre ein «ausserordentlicher Aufwand zu betreiben», heisst es weiter
– und zwar «ohne Garantie, dass der vorgesehene Betrieb dann auch gewährt werden könnte».
Fabian Korn, Sprecher des städtischen Hochbaudepartements, bestätigt den Sachverhalt. Der
Lärmschutz im Lokal sei deutlich nicht gewährleistet gewesen. Aktiv geworden sei man im Zuge
eines anderen Bewilligungsverfahrens. Gleichzeitig habe man Mängel im Schallschutz des
Cafés festgestellt. «Deshalb fiel auch der Bauentscheid negativ aus.» Der Entscheid ist
rechtskräftig. Einen Rekurs hat Häberli nicht eingereicht. Er war gerade in den Ferien. Doch die
Bands für die Konzerte bis Ende Jahr waren bereits gebucht. Deshalb kündigte er sie im
September auf der Homepage des Lokals an. Zwei Tage später kam der Brief des
Kreisarchitekten mit dem Konzertverbot. Nun ist auf der Homepage Folgendes zu lesen:
«Polizeiliches Konzertverbot: Das ist leider nicht der Titel unserer nächsten Band.»
Was Häberli nicht versteht: «Die Stadt entscheidet scheinbar willkürlich, welche Lokale in der
Stadt Konzerte veranstalten können. An der Langstrasse ist offenbar alles erlaubt, aber 200
Meter weiter entfernt scheinen andere Regeln zu gelten.» Das stimmt ihn nachdenklich. «Es
kann nicht sein, dass die Kleinbühnen in Zürich aussterben. Und kleine Bands können so kaum
mehr auftreten.» In einer Stadt brauche es aber Kompromissbereitschaft. «Ich werde dafür
kämpfen, dass es in Zürich auch noch ein bisschen laut sein darf.» Geld für einen Anwalt hat er
keines. Das will er nun mittels Crowdfunding auftreiben.
2016-11-18 00:00 Florian Schoop www.nzz.ch
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Ältere Personen auf Stellensuche: Über 50-Jährige sind
kaum vermittelbar
«Über 50-Jährige vermitteln wir praktisch nicht», erklärte Sandra Peiti,
Mitglied der Geschäftsleitung von Manpower Schweiz, vor ein paar Tagen
in ihrem Referat am Europa-Forum in Luzern. Die Aussage lässt
aufhorchen, weil sie immerhin von einer Exponentin eines
Arbeitsvermittlers stammt, der in der Schweiz zu den Branchenführern
zählt. Peiti hält auf Nachfrage fest, dass Manpower natürlich sehr gerne
«unsere über 50-jährigen Kandidaten» erfolgreich vermitteln würde. Allerdings entschieden
sich die Unternehmen (noch) mehrheitlich gegen ältere Mitarbeiter.
Manpower mag zwar als Vermittler von Temporärstellen, der sich traditionell auf junge
Arbeitskräfte fokussiert, nicht ganz repräsentativ sein. Die Fakten untermauern aber, dass ältere
Arbeitslose mehr Mühe haben, eine Stelle zu finden, als jüngere Personen. Mehr als 40% der
hiesigen Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, gehören der Altersgruppe 50+ an.
In der Informatikbranche sind die Angestellten bereits ab 45 Jahren einem höheren
Arbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt – trotz Fachkräftemangel, den Vertreter der Informations- und
Kommunikationstechnologie lauthals beklagen. Statistisch erhärtet ist auch, dass jeder dritte
altersbedingte Ausstieg aus dem Erwerbsleben eine Frühpensionierung ist. Vor allem
Grosskonzerne scheinen kein grosses Interesse daran zu haben, ältere Arbeitnehmer länger im
Betrieb zu halten. Aufgrund von grosszügigen Pensionsplänen waren Frühpensionierungen in
der jüngsten Vergangenheit hier die Regel.
Natürlich müssen solche Zahlen relativiert werden, weil sie nur einen Teil der Wirklichkeit
spiegeln. Tatsache ist nämlich auch, dass der Anteil der älteren Erwerbstätigen in den
vergangenen Jahren stark gestiegen ist: In der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen kletterte er von
57% (2005) auf 63% (2015) – nicht zuletzt dank der gestiegenen Beteiligung von Frauen und
der Erhöhung ihres Rentenalters. Das Risiko für ältere Arbeitnehmer, die Stelle zu verlieren, ist
ausserdem tiefer als bei den übrigen Altersgruppen. So liegt die Erwerbslosenquote (inkl.
Ausgesteuerten, falls sie sich weiterhin um einen Job bemühen) bei den 50- bis 64-Jährigen
(3,8%) deutlich unter dem schweizweiten Durchschnitt (4,8%). Für ältere Arbeitnehmer, die
längere Zeit auf Stellensuche sind, ist dies allerdings kein grosser Trost.
Dass der Fall Manpower tatsächlich keine Ausnahme ist, bestätigt Michael Weiss, der als
Inhaber
der
Firma
Neuorientierung50Plus
ältere
Arbeitskräfte
im
beruflichen
Veränderungsprozess sowie bei der Stellensuche unterstützt. «Unternehmen wollen heute
topausgebildete, junge und flexible Mitarbeiter», erklärt der erfahrene Coach. Bei vielen Firmen
fielen bereits über 45-Jährige aus diesem Rekrutierungs-Raster. «Wenn Stellenvermittler
diesen Unternehmen ältere Kandidaten präsentieren, sind ihre Dienstleistungen schnell einmal
nicht mehr gefragt», ist Weiss überzeugt.
Die fehlende Bereitschaft der Unternehmen, über 50-Jährige einzustellen, hängt seiner Ansicht
nach mit der zunehmenden Spezialisierung des Arbeitsmarktes und dem erhöhten
Wettbewerbsdruck auf die Firmen zusammen. Spürbar sei diese Entwicklung vor allem in jenen
Branchen, die einem raschen strukturellen oder technologischen Wandel ausgesetzt seien, wie
die Maschinenindustrie, die Informatik- oder die Medienbranche – aber auch administrative
Berufe. Langjährige Erfahrungen seien im Gegensatz zu früher kaum mehr gefragt, erklärt
Weiss. Eingesetzt hat dieser Wandel seiner Ansicht nach in der grossen Finanz- und
Wirtschaftskrise und der anschliessenden Frankenhausse, die viele Betriebe zu
einschneidenden Restrukturierungen veranlasst hätten. Vor allem Grossbetriebe hätten die
Gelegenheit genutzt, um Tabula rasa zu machen.
Die Ursachen dafür, dass ältere Arbeitnehmer schnell einmal ins Abseits geraten, sind vielfältig.
Wer 15 oder 20 Jahre lang im selben Unternehmen gearbeitet hat, bekundet teilweise Mühe,
wenn plötzlich grössere Änderungen anstehen. Arbeitnehmer müssen sich ausserdem vermehrt
bewusst sein, dass ihr Wissen rasch veraltet, und abklären, wie sie sich kontinuierlich
weiterbilden können.
Eine Hürde stellen auch die mit dem Alter zunehmenden Pensionskassen-Beiträge dar. Eine
Nivellierung wäre hier angebracht. Allerdings bleibt vorderhand unklar, wie ein solches System
aussehen müsste, damit jüngere Arbeitnehmer nicht übermässig belastet würden und bei den
Rentenleistungen der älteren Arbeitnehmer keine grösseren finanziellen Einbussen
entstünden.
Noch problematischer sind allerdings die in vielen Branchen gewerkschaftlich fixierten Löhne,
die mit zunehmender Berufserfahrung und dem Alter automatisch steigen. So sind im Kanton
Zürich für viele Berufe die in Gesamtarbeitsverträgen, in Empfehlungen des Kaufmännischen
Verbandes oder im Lohnbuch fixierten Mitarbeiter-Vergütungen ausschlaggebend. Darauf stützt
sich auch die Tripartite Kommission bei ihren Lohnkontrollen. Laut Lohnbuch stehen einer 50jährigen Verkäuferin, die eine dreijährige Lehre absolviert hat und eine entsprechende
Berufserfahrung vorweisen kann, monatlich rund 7000 Fr. zu. Eine 25-Jährige mit derselben
Berufsbildung verdient hingegen 5000 Fr. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen,
was geschieht, wenn sich ein Arbeitgeber zwischen den beiden Bewerberinnen zu entscheiden
hat – auch wenn der höhere Lohn der älteren Mitarbeiterin aufgrund ihres grösseren
Erfahrungsschatzes möglicherweise durchaus gerechtfertigt ist.
Die Personenfreizügigkeit dürfte die Situation für ältere Stellensuchende zusätzlich erschwert
haben. Sie eröffnet den Unternehmen nämlich ein zusätzliches Reservoir an kostengünstigen,
jüngeren Arbeitskräften im Ausland, auf das sie in den vergangenen Jahren fleissig zugegriffen
haben. Dass dies gesellschaftlich nicht unproblematisch ist, zeigt die Annahme der
Masseneinwanderungsinitiative.
Für die verbesserte Ausschöpfung des Inländerpotenzials, wie desjenigen älterer Arbeitnehmer,
gibt es triftige volkswirtschaftliche Gründe. Ohne Berücksichtigung der Zuwanderung haben im
vergangenen Jahr in der Schweiz erstmals mehr Personen den Arbeitsmarkt verlassen, als
nachgerückt sind. Auf ältere, erfahrene Arbeitskräfte zu verzichten, wird sich die Wirtschaft allein
schon aufgrund der demografischen Entwicklung je länger, je weniger leisten können. Denn
wie die Expertin von Manpower in ihrem Referat in Luzern betonte, sind Fachkräfte der alles
entscheidende Wirtschaftsfaktor in der Ära des «Human Age».
2016-11-18 00:00 Nicole Rütti www.nzz.ch
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Häusliche
erkennen
Gewalt:
Auffälliges
Verhalten
frühzeitig
Herr Brunner, eine Opferbefragung untermauert den Nutzen von
Schutzmassnahmen bei häuslicher Gewalt. Zudem sind die meisten
Befragten sehr zufrieden mit der Polizei. Überrascht Sie das?
Nein. Die Resultate bestätigen, was die Polizisten im Alltag wahrnehmen.
In eskalierenden Situationen gibt deren Präsenz den Opfern Sicherheit.
Die Sofortmassnahmen wie Wegweisungen oder Rayonverbote entlasten die Betroffenen.
Sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Wir warten vorerst den Schlussbericht zum ersten Studienteil ab. Gerade in emotional
aufgeladenen Situationen sind die Anforderungen an die Frontpolizisten sehr hoch, um das
Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen.
Hängt die insgesamt positive Bewertung auch damit zusammen, dass viele Opfer aus Ländern
stammen, in denen häusliche Gewalt ein Tabu ist?
Das spielt vermutlich mit. Allerdings sind auch viele Schweizerinnen von häuslicher Gewalt
betroffen. Die Gründe sind vielschichtig. Wie die Studie zeigt, sind 30- bis 40-jährige Frauen am
häufigsten betroffen. Das entspricht unseren Beobachtungen. In dieser Lebensphase ist zum
Beispiel der finanzielle Druck besonders hoch, die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf ist
anspruchsvoll. Oft spielen auch Suchtprobleme eine Rolle. Laut Studie ist in 20 Prozent der
Fälle übermässiger Alkoholkonsum mit ein Grund für Gewalt.
Die Studie bestätigt, was Sie schon wissen. Weshalb braucht es sie?
Die Kantonspolizei Zürich, aber auch die Staatsanwaltschaft haben in jüngster Zeit stark in
diesen Bereich investiert. Nun wollen wir wissen, ob sich die Investitionen lohnen, das heisst,
positive Wirkung zeigen, und die Ressourcen richtig eingesetzt sind. Der Auslöser für den
Aufbau unserer Fachstelle Gewaltschutz, der Präventionsabteilung sowie des
Bedrohungsmanagements war unter anderem der Doppelmord in Pfäffikon im August 2011.
Damals erschoss ein Ehemann seine Frau und anschliessend die Leiterin des Sozialamts.
Was lief falsch?
Der Straftat ging eine lange Phase häuslicher Gewalt voraus. Viele Beteiligte hatten ein
Unbehagen, aber es fehlte ein Gesamtbild, um Schlüsse aus den Warnsignalen zu ziehen. In
der Folge ordnete die Regierung Verbesserungen bei der behördlichen Zusammenarbeit an mit
dem Ziel, auffälliges Verhalten frühzeitig zu erkennen. Solches tritt häufig bei häuslicher Gewalt
zutage.
Was heisst das für die Polizeiarbeit?
Geht der Streit übers Verbale hinaus oder muss die Polizei wegen Konflikten mehrere Male in
denselben Haushalt ausrücken, schaltet sich die Fachstelle Gewaltschutz ein. Je nachdem
versuchen deren Mitarbeitende, Gefährdende wie Gefährdete für Beratungsangebote,
Lernprogramme oder auch Therapien zu gewinnen. Sind Kinder involviert, tauscht sich die
Polizei mit den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden aus.
Trotzdem haben 40 Prozent der Befragten nach Ablauf der Schutzmassnahmen weiterhin Angst
vor Gewalt.
Wichtig ist, dass die Opfer gut beraten sind und sich bei der Polizei melden, wenn erneut Gewalt
droht. Noch fehlen die Studienresultate zu den strafrechtlichen Interventionen und zum
Abschluss der Verfahren. Sind sie ausgewertet, orten wir den Handlungsbedarf.
Das Verfahren wird in gegen 90 Prozent der Fälle eingestellt. Damit verschwinden auch die
Gefährdenden vom Radar der Polizei und Justiz. Was ist zu tun?
Das Bedrohungsmanagement bezweckt die enge Vernetzung von Behörden und Institutionen,
um sich rechtzeitig über Konstellationen auszutauschen, die ernsthaft Anlass zur Sorge
hinsichtlich Gewalt geben. Es ist deshalb nicht alleine die Polizei, die Gewalttaten verhindern
kann. Alle sind in diesem Bereich gefordert.
2016-11-18 00:00 Dorothee Vögeli www.nzz.ch
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Alpine Flugrettung: Der Held vom Gauligletscher erhebt
sich wieder
Es war eine aufwendige Aktion vor gut einem Jahr im Verkehrshaus Luzern. Die Fieseler Fi 156
C-3, besser bekannt unter ihrem Namen «Storch» und mit dem
Kennzeichen «A-97» schweizweit berühmt, wurde von der Decke, an der
sie fünfzig Jahre hing, auf den Boden gelassen und demontiert. Mit genau
diesem und einem weiteren Storch wurden in einer weltweit beachteten
Aktion im November 1946 zwölf Insassen eines auf dem Gauligletscher in
den Berner Alpen abgestürzten amerikanischen Militärtransporters gerettet und ins Tal
geflogen. Der damalige Einsatz gilt als Geburtsstunde der alpinen Flugrettung.
Die Mitglieder des Vereins «Freunde des Fieseler Storch» mit Sitz in Oetwil am See hatten
schon vor einiger Zeit die Idee, den historisch bedeutsamen Vogel wieder flugfähig zu machen
und wenn möglich exakt siebzig Jahre nach dem dramatischen Einsatz erneut auf dem
Gauligletscher zu landen. Damit sollte die spektakuläre Rettungsaktion mit dieser
aussergewöhnlichen Maschine gefeiert werden.
Die ursprünglich vorgesehene Landung auf dem Gauligletscher am 19. November 2016, genau
siebzig Jahre nach dem Absturz der C-53 Skytrooper, einer Militärvariante der berühmten
Douglas DC-3, wird allerdings nicht klappen. Das Wetter und vor allem die Verhältnisse auf
dem Gauligletscher spielen nicht mit. Es liegt noch zu wenig Schnee für eine Landung auf Ski.
Bei günstigen Wetterbedingungen soll die Nostalgieaktion aber 2017 stattfinden. Der
Hauptakteur des damaligen Rettungseinsatzes, die «A-97», steht allerdings schon jetzt bereit.
Im polnischen Krosno wurden bei einer Spezialfirma das Flugzeug und seine Systeme in den
vergangenen zwölf Monaten wieder auf Vordermann gebracht. Parallel dazu kam in
Deutschland das ausgebaute Triebwerk, ein Original-Argus-Achtzylinder vom Typ As10C, bei
einem Spezialisten zur Kur, der sich mit diesem Motor besonders gut auskennt. Vor wenigen
Tagen, am 5. November, hob der legendäre eidgenössische Storch in Polen zu seinem zweiten
Erstflug ab. Alles funktionierte problemlos, der Oldie flog gleich eine ganze Stunde lang. Auch
der überholte Argus lief einwandfrei. Die Vereinsmitglieder sind darüber ebenso begeistert wie
die Mitarbeiter der polnischen Restaurierungsfirma Aero Kros.
Der damalige Gletschereinsatz gilt als Geburtsstunde der alpinen Flugrettung.
Dieser Storch hat ohnehin eine ganz besondere Historie. Gebaut als Werknummer 8063 in den
Fieseler Flugzeugwerken im deutschen Kassel, musste die damalige Crew des deutschen
Luftwaffenflugzeugs zusammen mit der Crew einer weiteren Maschine wegen Schlechtwetter
am 19. März 1943 in Samedan notlanden, nachdem sich die im Alpenflug unerfahrenen Piloten
verflogen hatten. Eigentliches Ziel der zwei in München gestarteten Fieseler Störche wäre das
süditalienische Bari gewesen. Stattdessen blieben die Flugzeuge vorerst im Engadin am
Boden. 1944 kaufte die Schweiz dem deutschen Staat die beiden Fieseler Fi 156 ab.
Anschliessend wurde der Storch mit der Kennung A-97 zusammen mit vier weiteren Maschinen
des gleichen Typs als Verbindungsflugzeug genutzt. Aus Altersgründen 1962 ausser Dienst
gestellt, kam die «A-97» drei Jahre später als Dauerleihgabe ins Verkehrshaus Luzern. Dort
hing sie bis 2015 in der Luftfahrtabteilung unter der Decke.
Nach mehr als fünfzigjährigem Dornröschenschlaf erlebt dieser Oldie nun also ein
erstaunliches aviatisches Comeback. Derzeit werden mit dem Storch unter einer vorläufigen
polnischen Luftfahrtzulassung weitere Erprobungsflüge unternommen. Ende des Monats will
ihn das eidgenössische Bundesamt für Zivilluftfahrt erneut zulassen. Im Dezember kommt der
Storch wieder zurück in die Schweiz, vermutlich nach Dübendorf.
Der 1936 zu seinem Erstflug gestartete Fieseler Storch war in den späten 1930er und 1940er
Jahren legendär wegen seiner aussergewöhnlichen Kurzstart- und Landeeigenschaften. Diese
hatte er fest installierten sogenannten Vorflügeln an der Tragfläche, grossen Landeklappen und
einem kräftigen 240 PS starken V-8-Triebwerk zu verdanken. Etwa fünfzig Meter reichten dem
Dreisitzer mit seinen namengebenden langen Fahrwerksbeinen zum Abheben. Zum Landen
genügten bei starkem Gegenwind manchmal schon zwanzig Meter Rollstrecke bis zum
Stillstand. Bei Flugtagen, an denen es kräftig windet, machen sich Storch-Piloten bis heute
einen Spass und fliegen in Fussgängergeschwindigkeit oder bleiben scheinbar in der Luft
stehen, da ihre Maschine bereits bei etwa 50 km/h anströmender Luft flugfähig ist. Fast 3000
Exemplare wurden gebaut, viele davon in Lizenz in Frankreich, Tschechien oder Rumänien.
Die kurzen Start- und Landestrecken sowie die hervorragenden Langsamflugeigenschaften
machten sich bereits ab den 1940er Jahren die eidgenössischen Piloten am Militärflugplatz
Meiringen zunutze, um mit dem Anbau von Skifahrwerken zu experimentieren. Damit entstand
die Möglichkeit, auf schneebedeckten Flächen wie dem nahen Fliegerschiessplatz Axalp zu
landen. Aber erst der Crash des amerikanischen Transportflugzeugs sorgte für die
Initialzündung der damals ersten Rettung im Hochgebirge aus der Luft. Der Pilot dieser C-53
Skytrooper hatte sich am 19. November 1946 bei schlechtem Wetter in den Alpen verirrt und
war mit etwa 280 km/h Reisegeschwindigkeit ohne Sicht auf dem Gauligletscher oberhalb
Meiringen aufgeschlagen. Die Insassen, vier Crewmitglieder und acht Passagiere, überlebten
den Crash in rund 3000 Metern Höhe grösstenteils unverletzt.
Zwei Militärpiloten vom Flugplatz Meiringen, unter ihnen Kommandant Victor Hug, wagten die
Landung auf dem Gletscher nahe der Rettungsmannschaft. Es gelang ihnen, alle zwölf
Insassen ins Tal in Sicherheit zu fliegen. Die beiden Schweizer Storch-Piloten und auch die zu
Fuss zu Hilfe geeilten Bergretter wurden in den amerikanischen Medien gebührend gefeiert.
Der Schweizer Storch hat somit den Beginn der Luftrettung im Gebirge begründet.
2016-11-18 00:00 Jürgen Schelling www.nzz.ch
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Reaktionen aus dem Balkan: Onkel Donald und Tante
Hillary
«Trump! Serbe! Wir gratulieren!» Mit Plakaten im Belgrader Stadtzentrum
hat sich das Blatt «Informer» unter die Gratulanten gemischt. Der Sumpf
des Boulevards treibt seltsame Blüten: Trump ist ein Freund von Putin
und Putin ein Freund der Serben. Ergo liebt Trump die Serben. Jetzt
werde Kosovo bald einmal «zurückgegeben», sagt jemand im Tram. Ein
grossserbischer Federheld dichtete gar ein Lied, in dem es heisst, Trump
werde die Serben dies- und jenseits der Drina (also in Bosnien) vereinen.
Dort, in Banja Luka, freut sich der Schuhfabrikant Marinko Umicevic. Noch tief im Wahlkampf –
keiner glaubte an Trumps Sieg – hatte er der künftigen First Lady Melania zwei Paar
Stöckelschuhe geschickt, verbunden mit dem Wunsch, sie möge die «stikle» im Weissen Haus
tragen. Melania Trump, die eigentlich Melanija heisst, stammt aus Slowenien. Ihr Heimatdorf
Sevnica befindet sich im Taumel: «Melanija hat Sevnica weltberühmt gemacht», sagt
Bürgermeister Ocvirk und hofft auf Besucher.
So euphorisch die einen, so besorgt sind die andern. Nirgends auf der Welt hat der Name
Clinton einen so guten Ruf wie in Kosovo. Dort bringt man ihn nicht mit Affären in Verbindung.
Bill Clinton steht für den Nato-Angriff auf Jugoslawien, der den Kosovaren die Befreiung
brachte. Pristina hat dem früheren Präsidenten eine Statue errichtet und einen Boulevard nach
ihm benannt. Selbst die Diplomatie macht Abstriche, wenn es um die Clintons geht. Er gratuliere
Trump, schrieb der albanische Ministerpräsident Edi Rama. Aber er bedaure sehr, dass die
grosse Freundin der Albaner nicht die erste Präsidentin der USA geworden sei.
Triumph bei Serben und Slowenen, Katerstimmung bei Kosovaren und Albanern. Aber wie
sehen die Bosniaken Trumps Sieg? Eine Gesprächspartnerin antwortet mit einem Witz: Mujo
reist 20 Jahre nach dem Krieg in die USA. Als er heimkehrt, fragt seine Frau: «Wie war's, wie ist
Amerika?» Sagt Mujo: «Die sind 30 Jahre hinter uns.» – «Wie kann das sein?», fragt seine Frau
ungläubig. – «Ja, noch geht es ihnen gut.»
2016-11-18 00:00 Andreas Ernst www.nzz.ch
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Beifang in der Fischerei: Wer am Leben bleiben soll
Es ist ein Bild des Jammers. Der tote Albatros ähnelt eher einem nassen
Sack als dem majestätischen Vogel, der er noch vor kurzem war. Aus
seinem Schnabel hängt ein stählerner Haken – das Tier ist einer
Langleine zum Opfer gefallen. Der ursprünglich beköderte Haken war
zum Fischfang gedacht. Bevor er jedoch in die gewünschte Tiefe
absinken konnte, hat ihn der Albatros geschnappt, wurde unter Wasser
gezogen und ertrank. Wie Abertausende vor ihm.
Das Problem betrifft nicht nur Seevögel. Jedes Jahr enden unzählige Meerestiere als Beifang
der kommerziellen Fischerei. Die meisten überleben es nicht. Die sich zum Teil über mehrere
Kilometer erstreckenden und mit Tausenden Haken ausgestatteten Langleinen fordern einen
hohen Zoll. An ihnen hängen nicht nur Thunfische oder Barsche, sondern auch Schildkröten
und Haie. In Bodenschleppnetzen werden Krebse, Seeigel und Kleinfische massenweise an
Bord gehievt, schwebende Stellnetze können sogar Walen zum Verhängnis werden. Für die
Fischer ist die ungewollte Beute oft mehr als nur lästig. Sie frisst ihnen die Köder weg und füllt
die Fanggeräte mit wirtschaftlich wertlosem Getier. Ein ökologischer und ökonomischer
Dauerverlust.
Experten sehen dem nicht tatenlos zu. In den letzten Jahren haben Biologen und FischereiIngenieure eine ganze Reihe neuer Methoden zur Vermeidung von Beifang entwickelt. Die
Erfolge sind oft beeindruckend, und manche Lösung ist erstaunlich einfach. So geraten in
schottischen Gewässern zu viele Glattrochen und Dornhaie in die Netze von Trawlern. Beide
Spezies erlitten seit den Achtzigern besorgniserregende Populationseinbrüche. Inzwischen ist
ihr gezielter Fang verboten. Um zu vermeiden, dass die Knorpelfische trotzdem an Bord landen,
haben Forscher des Marine Laboratory in Aberdeen einen simplen Eingriff getestet: Sie
entfernten die sogenannten Tickler – Ketten, die direkt vor dem Schleppnetz hängen und Fische
vom Boden aufscheuchen. Das Resultat: eine Verringerung des Rochen-Beifangs um etwa 70
Prozent. Dornhaie und ähnliche Arten profitieren weniger, bei ihnen beträgt der Rückgang nur
etwa ein Drittel. Die Fänge der meisten kommerziellen Fischspezies dagegen blieben gleich.
Die Rochen scheinen es gut zu verkraften, wenn das Netz über sie hinwegfegt, erklärt der
Studienleiter Francis Neat: «Im Meeresschutzgebiet vor der Westküste Schottlands wurde die
Verwendung von Ticklern bereits untersagt.»
Auch beim Schutz von Seevögeln gibt es Fortschritte. In der südafrikanischen SeehechtFischerei kamen früher jährlich schätzungsweise 15 000 Albatrosse um. Sie folgten Trawlern,
um beim Einholen der Netze ein paar Brocken abzubekommen – und wurden dabei häufig von
den Kabeln erschlagen. Ein einfacher und günstiger Kniff beendete das sinnlose Sterben:
Heute sind die Seile mit bunten Bändern ausgestattet. Die Mortalität der Vögel ist dadurch um
bis zu 95 Prozent gesunken.
Von Langleinen sind Seevögel hingegen schwieriger fernzuhalten. Niederländische Experten
entwickelten hierfür den «SeaBird Saver» , ein System aus Laserstrahlern und Lautsprechern,
das die Vögel vertreiben soll. Die Methode hat ihre Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt,
doch Artenschützer befürchten langfristig Sehschäden für die Vögel. Dieses Risiko soll nun im
Labor an toten Exemplaren untersucht werden. Resultate sind in etwa zwei Jahren zu erwarten.
Bis dahin darf der «SeaBird Saver» nicht in Albatros-Schutzzonen zum Einsatz kommen –
Langleinen dagegen schon.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Lage komplex. Beifang lasse sich oft nicht genau definieren,
sagt der Fischereibiologe Sebastian Uhlmann vom belgischen Forschungsinstitut ILVO in
Oostende. Starke Unterschiede im kommerziellen Wert sind die Ursache. Beim
Schleppnetzfang von Norwegischem Hummer etwa ist fast alles andere Ausschussware. Die
kleinen Krebse sind hoch begehrt und werden als «Scampi» zu besten Preisen gehandelt.
Fische stören hier so sehr, dass man sie mit speziellen Gittern am Netzeingang aussiebt. Sogar
der Steinbutt, ein ebenfalls als Delikatesse geltender Meeresbewohner, bleibt draussen.
Das war früher anders. Damals fand sich im Beifang oft ein gewisses Zubrot, doch seit die EU
das An-Land-Bringen sämtlicher gefangener Fische vorschreibt, müssen Fischer für die
betroffenen Beifang-Arten auch über eine Quote verfügen. Die ist mitunter sehr schnell erfüllt. In
Nord- und Ostsee betrifft dies vor allem Plattfische. Wer dort als Fischer hinter dem Dorsch her
ist, kann keine Schollen oder Flundern gebrauchen. Beide haben einen deutlich geringeren
Marktwert als die Raubfische mit ihrem weissen Fleisch, aus dem sich so schöne Filets
schneiden lassen. Abgesehen davon blockieren sie schnell die Netzmaschen und erhöhen den
Zugwiderstand, was zu einem vermehrten Treibstoffverbrauch führt.
Für viele belgische, niederländische und englische Kutterkapitäne wiederum ist die Seezunge
der wichtigste Zielfisch. Der jedoch teilt seinen Lebensraum mit zahlreichen Jungschollen, die
ebenfalls in den Trawls landen. Bis letztes Jahr ging deshalb rund die Hälfte des gesamten
Schollenfangs in der Nordsee als Beifang über Bord. Die Anlandepflicht untersagt diese Praxis
nun, aber die Fischer hätten gerne eine Ausnahmeregelung, wie sie bereits für manche Arten
existiert.
Eine solche wird gleichwohl nur gewährt, wenn die zurückgeworfenen Tiere eine realistische
Überlebenschance haben. Das erforscht Uhlmann zurzeit. In Schleppnetzen gefangene
Plattfische erlitten häufig ernsthafte Blessuren, erklärt er. «Sie werden gequetscht und haben
Blutergüsse an Kopf und Körper.» Je länger der Fischzug dauert, desto schwerer die
Verletzungen. Nach Uhlmanns bisherigen Resultaten betragen die Überlebensraten derart
malträtierter Tiere nur 10 bis 30 Prozent. Das reicht nicht. Eine Möglichkeit zur Umgehung
dieses Dilemmas sei eine kürzere Schleppdauer, erläutert der Forscher. Werde der Trawl
jeweils nur kurz über den Meeresgrund gezogen und immer wieder geleert, könne mehr als 50
Prozent des Beifangs überleben. Und auch die Seezungen kämen in einem viel besseren
Zustand an Bord – was ihren Marktwert steigert.
In der Dorschfischerei dagegen versucht man, die unerwünschten Plattfische erst gar nicht in
den «Steert» zu lassen, das Endstück eines Schleppnetzes, in dem sich der Fang sammelt.
«Die beste Selektion findet unter der Wasseroberfläche statt», meint Daniel Stepputtis vom
Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock. Um dieses Prinzip umzusetzen, ersann er mit fünf
Kollegen «Freswind». Der Ansatz basiert auf dem Einbau von seitlichen Gitterfenstern im
vorderen Netzbereich. Zwischen deren Stangen sind 38 Millimeter Platz – genug für Plattfische
und sonstiges Getier, aber nicht für die Dorsche. «Die Idee ist, nicht erst im Steert zu trennen»,
sagt Stepputtis. Zu schnell können dort die Maschen verstopfen, so dass es auch für
Kleindorsche keinen Fluchtweg mehr gibt. Mithilfe von Freswind lässt sich der Beifang von
Schollen und Flundern um über die Hälfte reduzieren. Die Naturschutzorganisation WWF hat
die Erfindung ausgezeichnet.
Mitunter kann es sogar sinnvoll sein, bestimmte Exemplare der eigentlichen Zielart auszulesen.
Auch hier bietet die Ostseefischerei ein gutes Beispiel. Die dortigen Dorschbestände werden
intensiv bewirtschaftet. Um den Nachwuchs zu schonen, hat die EU die vorgeschriebene
Maschenweite im Jahr 2010 von 110 auf 120 Millimeter erhöht. Der eine Zentimeter mehr zeigt
unerwartet grosse Auswirkungen – aber nicht im positiven Sinne, wie Stepputtis berichtet. Der
Fangertrag pro Zeiteinheit sei so stark gesunken, dass die Quoten kaum noch vollständig
ausgefischt würden. Mehr Aufwand, weniger Erfolg. Ein Teil der Dorsche, die bereits das
Mindestmass von 35 Zentimetern erreicht haben, geht aus den Netzen verloren. Um sich
dennoch ein Einkommen zu sichern, erhöhen die Fischer ihren Zeiteinsatz. Die Folge: Die
schwereren, älteren Fische können den Kuttern auf Dauer kaum noch entrinnen. «Wir gehen
jedoch davon aus, dass gerade diese Tiere für den Bestand wichtig sind», sagt Stepputtis. Denn
die Eier grösserer Dorschweibchen sind ebenfalls grösser und verfügen über mehr
Nährstoffreserven, die daraus hervorgehenden Larven haben deshalb bessere
Überlebenschancen.
Die Situation hat sich inzwischen zugespitzt. Zurzeit basiert praktisch die gesamte
Dorschfischerei in der Ostsee auf einem einzigen Jahrgang. Sind die Tiere drei Jahre alt,
bekommen sie einmal Gelegenheit, sich fortzupflanzen, und werden anschliessend fast alle
gefangen. Eine äusserst ungesunde Situation. Denn Jahrklassen unterliegen natürlichen
Schwankungen. Eine einzige schlechte Laichsaison könnte somit die ganze Population ins
Wanken bringen. Es fehlen die Älteren als Reserve. «Man sollte möglichst auch ein paar davon
im Wasser lassen», erklärt Stepputtis. Um dies zu bewerkstelligen, hat der Biologe zusammen
mit Rostocker und dänischen Kollegen ein weiteres neues Konzept entwickelt. Die Experten
kombinieren zwei verschiedene Selektionsmechanismen für Schleppnetze: das bereits
erwähnte Gitter aus der Scampi-Fischerei und eine angepasste Maschenweite im Steert.
Ersteres hindert grosse Dorsche ab etwa 55 Zentimeter Länge daran, hinten im Netz zu landen.
Sie werden nach einiger Zeit durch eine verdeckte Luke oberhalb des Gitters aus dem Netz
«geschwemmt». Zu kleine Fische können durch die Maschen des Netzes flüchten, übrig bleiben
nur die mittellangen Exemplare. Die ganze Konstruktion koste nur ein paar hundert Euro extra
und sei leicht zu handhaben, erklärt Stepputtis.
In ersten Tests auf der westlichen Ostsee hat sich das System eindrucksvoll bewährt. Die
Methode dürfte laut Stepputtis auch anderen Fischereien verbesserte ManagementPerspektiven eröffnen. Eine besondere Rolle spielen Fischveteranen vor allem bei langlebigen
und langsam wachsenden Arten wie etwa dem Rotbarsch. Er wird erst mit elf Jahren
geschlechtsreif und ist ovivipar – die Eier werden quasi im Mutterleib ausgebrütet. Grosse
Rotbarschweibchen bringen jährlich bis zu zehnmal so viele Larven zur Welt wie ihre jungen
Geschlechtsgenossinnen. Die Alten zu schonen, würde heissen, die überfischten Bestände
erheblich zu stützen.
2016-11-18 00:00 Kurt de www.nzz.ch
86 /100
Fusion von Tesla und SolarCity: Elon Musk setzt
SolarCity-Kauf durch
(dpa) Dass Elon Musk vor Risiken nicht zurückscheut, ist bekannt - nun
stellt der Tech-Milliardär einmal mehr seinen unternehmerischen
Wagemut unter Beweis. Für 2,6 Milliarden Dollar wird sein kalifornischer
Elektroautobauer Tesla die Ökostromfirma SolarCity schlucken. Beide
Unternehmen schreiben regelmässig rote Zahlen und sind bisher nicht
viel mehr als grosse Versprechen. Trotzdem stimmten die Aktionäre der
Fusion am Donnerstag mit breiter Mehrheit zu. Letztlich sprachen sich über 85 Prozent dafür
aus, wie Tesla mitteilte.
Musk schwärmt von einer «idealen Verbindung» mit offensichtlichen Vorteilen. Die Übernahme
schaffe den einzigen vollintegrierten Energiekonzern der Welt, mit Nachhaltigkeit aus einer
Hand: Stromerzeugung und Energiespeicher von SolarCity, umweltschonender Transport mit
dem Elektroauto von Tesla. Als «einzigartige Kombination, die übertrifft, was jedes andere
Unternehmen bieten kann», preist der Superstar des Silicon Valleys seinen Plan an.
Dennoch gibt es erhebliche Zweifel. Kritiker werfen Tesla-Chef Musk Interessenkonflikte vor, da
er zugleich grösster Anteilseigner und Verwaltungsratschef bei SolarCity ist. Er war
Geburtshelfer der von Cousins gegründeten und geführten Firma. Auch Tesla-Mitgründer JB
Straubel sitzt bei SolarCity im Verwaltungsrat. Der Grossinvestor Jim Chanos bezeichnete den
geplanten Deal deshalb als «schlimmstes Beispiel für schamlose Unternehmensführung».
Der bekannte Hedgefonds-Manager spricht von einer «wandelnden Insolvenz» und geht davon
aus, dass das fusionierte Unternehmen rund eine Milliarde Dollar pro Quartal verbrennen wird.
Chanos macht keinen Hehl daraus, dass er von Musks Geschäftsgebaren nichts hält und auf
einen Kursverfall der Aktien seiner Firmen wettet. Der Finanzinvestor mag ein Extrembeispiel für
besonders verschärfte Ansichten sein, doch auch gemässigtere Stimmen sind skeptisch.
Würde es sich bei der Übernahme nicht durch und durch um einen «Silicon Valley Deal»
handeln, so wäre der Plan schon bei seiner Ankündigung gescheitert, schrieb etwa Experte
Steven Davidoff Solomon in seiner «New York Times«-Kolumne «Deal Professor». Das
Vorhaben sei angesichts der Verflechtungen der Firmen «inzestuös» und so stark von
Interessenkonflikten behaftet wie nur möglich. Dass Musk damit durchkomme, liege an seinem
Bonus als Tech-Visionär.
Tatsächlich hat der 45-jährige Selfmade-Milliardär wenig Probleme, Anlegern den heiklen Deal
zu vermitteln. Der gebürtige Südafrikaner, der sein Startkapital als Mitgründer des
Bezahldienstes Paypal verdiente, kann als Guru der Tech-Szene ohnehin so ziemlich alles
verkaufen: Musk betreibt nebenher noch die Raumfahrtfirma SpaceX.
Nüchtern betrachtet sehen die Geschäftszahlen von SolarCity bedenklich aus: Im letzten
Quartal fiel ein Verlust von 225 Millionen Dollar an, obwohl der Umsatz lediglich bei 200
Millionen Dollar lag. Der Aktienkurs des Unternehmens, das «Powerwall»-Akkus als
Energiespeicher im Eigenheim und Solar-Dachziegel anbietet, ist seit Jahresbeginn um gut 60
Prozent abgestürzt. Kein Wunder, dass einige Beobachter Musks Interesse an der Firma als
Weg einschätzten, sein dort investiertes Geld zu retten, meint «Deal Professor» Davidoff.
Der Tesla-Chef hält knapp 22 Prozent an SolarCity und ist damit nicht nur grösster
Anteilseigner, sondern auch im Besitz wesentlicher Stimmrechte. Dahinter folgen neben
anderen Führungsmitgliedern der Unternehmen Schwergewichte der Investmentszene wie
etwa die Vermögensverwalter und Fonds-Riesen Fidelity, Vanguard und Blackrock. Sie alle
sind Musk wohlgesonnen, deshalb galt es als so gut wie sicher, dass die Aktionäre grünes Licht
für den Deal geben.
2016-11-18 00:00 Anja Jardine www.nzz.ch
87 /100
Die «Lohnlücke»: Der Tod jeden Glücks ist der Vergleich
«Lückenlos» ist eine Zauberformel der Gegenwart. Nichts erzeugt im
Transparenzzeitalter so viel Horror wie die Lücke. Überall sind Lücken zu
schliessen, Sicherheits-, Kontroll-, Schutz-, Gerechtigkeitslücken, die
dieser sogenannte Fortschritt vorantreibt. Es sind mithin längst nicht mehr
die Herausforderungen der Sachen selbst, die zu immer neuen
Kontrolldesigns führen – es ist der autonome Vervollständigungsdrang.
Das gilt auch für das Thema Mann/Frau am Arbeitsplatz. Da ist zwar manches in Bewegung
geraten, aber es gibt noch Lücken. Zum Beispiel die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen,
die sich hartnäckig bei – nun, wie viel Prozent hält? Zwanzig, wenn man dem eiligen Meinen
glaubt; acht, wenn man der Statistik glaubt; zwei, wenn man alle Einflussgrössen wie etwa
Berufswahl, Firmenpräferenzen sowie Vollarbeitszeiten herausrechnet. Diese «unerklärbare»
Lohndifferenz ist dann schon im Bereich der statistischen Unschärfe.
Der Untergang des Abendlandes steht also nicht unmittelbar bevor. Dennoch sollen sich nach
einem Entwurf des Bundesrats nun Unternehmen mit mehr als fünfzig Mitarbeitern alle vier
Jahre einem Lohnanalyseverfahren unterziehen, um Benachteiligungen von Frauen
aufzudecken. Den Bericht sollen sie den Mitarbeitern vorlegen. Zur Begründung wird alles
zusammengerührt, was Politiker und Ministerialbeamte, die wahrscheinlich noch nie ein
Unternehmen von innen gesehen haben, sich so unter Betriebsklima, Motivation und
Entgeltpolitik vorstellen. Die Diskussion um den Entwurf konzentriert sich auf die Kosten der
Rechtfertigungsbürokratie sowie auf die Schädigung der Lohnautonomie. Das sind wichtige
Fragen auf Nebenschauplätzen. Gesellschaftlich weit gravierender sind Zeitgeist-Konstrukte,
aus denen sich der volkserzieherische Ingrimm des Entwurfs speist: «Gerechtigkeit» und
«Transparenz».
Der offene Vergleich setzte die Gehaltsspirale in Gang, die Frage «Wer verdient mehr?» wurde
wichtiger als Leistung. Pharisäerhaft, dass Transparenzadvokaten in der Regel auch hohe
Managergehälter kritisieren.
Zunächst zur Einkommensgerechtigkeit. Gesetzt den Fall, das Einkommen einer Frau liegt
tatsächlich unter dem Durchschnitt – was sagt das aus? Zunächst gibt es nur in Konzernen so
viele Männer mit vergleichbarer Qualifikation auf vergleichbaren Stellen. Nicht in KMU. Und
selbst da sind Einkommen kaum noch an «Stellen» gebunden, sondern je nach
Geschäftsbereich an zum Teil extrem unterschiedliche Aufgabenfelder. Hier vergleicht man also
immer Unvergleichbares. Zudem sind Einkommen heute volatil, die variablen Anteile auch nicht
an Leistung gebunden, sondern vorrangig am Ergebnis der jeweiligen Geschäftseinheit. Wie
will man da vergleichen? Mit den Klassikern Arbeitsplatzwert, Arbeitsmarktwert, Seniorität und
Leistung? Oder lieber doch mit Erfolg, das heisst mit Leistung plus Glück? Der Bundesrat ist hier
nicht auf der Höhe der Komplexität moderner Einkommensrealitäten. Zudem weiss jeder
Statistiker, dass sich hinter Durchschnittsgrössen immense Spreizungen verbergen können.
Man müsste also schon sehr tief loten, um Unterschiede zu begründen. Sollte es jedoch
signifikante Unterschiede geben, die vorher schonungsvoll umwölkt waren – glaubt wirklich
jemand, es gäbe dann einen Sieger? Wer will, wird Unterschiede immer rechtfertigen können.
Aber ist dann der Hinweis auf geschlechtsspezifisch verringerte Flexibilität oder
Überstundenzahlen irgendwie problemlösend? Oder doch eher problemschaffend? Sollte es
aber keine Unterschiede geben, können sich dahinter auch Feigheit und Konformität verbergen.
Wer Rechtfertigungsdruck spürt, neigt zur Konfliktvermeidung und schiebt die Gehälter
zusammen. Ist das motivierend?
Sodann: Transparenz. Dieser Fetisch der Moderne walzt mit seiner guten Absicht einfach alles
nieder, was Kultur und Zivilisation über Jahrhunderte aufgebaut haben. Zum Beispiel den
Kodex des Nicht-wissen-Wollen: «Über Geld spricht man nicht.» Wer sich dagegen wehrt,
gehört zu den Dunkelbrüdern, die offenbar etwas zu verbergen haben. Die Paradoxie, dass die
Forderung nach Transparenz z. B. den Tsunami der Managergehälter erst losgetreten hat,
haben nur wenige auf der Rechnung. Der offene Vergleich setzte die Gehaltsspirale in Gang,
die Frage «Wer verdient mehr?» wurde wichtiger als Leistung. Pharisäerhaft, dass
Transparenzadvokaten in der Regel auch hohe Managergehälter kritisieren.
Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir dürfen nicht überschiessen in dem entlarvenden
Furor, der häufig die Neidgeplagten dieser Erde kurzzeitig ruhigstellt, letztlich aber nur einen
Wettlauf wechselseitigen Misstrauens erzeugt. Eine Gehaltsentscheidung lässt sich nie
vollständig transparent machen. Und über «gleichwertige Tätigkeiten» lässt sich im Zweifel
endlos streiten. Ohnehin verdient man immer weniger, als man eigentlich «verdient». Wer sich
aber unterbezahlt fühlt, sollte nicht das Unternehmen unter erniedrigenden
Rechtfertigungsdruck setzen. Sondern dahin gehen, wo er besser bezahlt wird. Aber da wird
er/sie immer wieder Ungerechtigkeit finden. Sie wird durch Transparenz nur unerträglich.
2016-11-18 00:00 Reinhard K www.nzz.ch
88 /100
Konflikte
zwischen
Politik
Staatsangestellte im Kampfmodus
und
Personal:
Ein Plakat sorgt im Kanton Zug derzeit für Wirbel. Abgebildet sind eine
Polizistin und ein Polizist in Uniform, die mit dem Slogan «Polizeiposten
schliessen?» ein Sparprogramm bekämpfen. Dieser Auftritt vor der am
27. November stattfindenden Abstimmung ist bürgerlichen Politikern
komplett in den falschen Hals geraten. In einer Mitteilung verurteilten
Vertreter von CVP, FDP, SVP und GLP den «ganz üblen Missbrauch
zweier Mitglieder des Zuger Polizeikorps als Werbeträger». Umgehend schossen die
Auftraggeber des Plakates, linke Parteien, Gewerkschaften und Personalverbände, zurück. Sie
werfen dem bürgerlichen Komitee vor, den Mitarbeitenden der Verwaltung «implizit einen
politischen Maulkorb» auferlegen zu wollen.
Die gegenseitigen Vorwürfe lockten schliesslich sogar die Zuger Regierung aus dem Busch.
Sie hielt in einer offiziellen Stellungnahme fest, «dass Meinungs-, Rede- und Medienfreiheit
Grundrechte und unabdingbare Bestandteile einer funktionierenden Demokratie sind». Doch
hätte nach Meinung des Regierungsrates nichts dagegen gesprochen, wenn die Polizisten in
ziviler Kleidung abgelichtet worden wären «und so besser erkennbar ihre persönliche Meinung
vertreten hätten».
Die Zuger Polizisten sind nicht die einzigen Staatsangestellten, die mit ihrem Protest die Politik
provozieren. Auch im Kanton Genf gebärden sich die Polizisten aufmüpfig. Sie weigerten sich,
bei offiziellen Anlässen eine Krawatte zu tragen, erschienen unrasiert zum Dienst und
weigerten
sich,
Bussen
einzutreiben.
Auch
in
anderen
Kantonen
sorgen
Arbeitszeitverlängerungen, Lohnkürzungen und verschlechterte Arbeitsbedingungen für Unmut
unter den Staatsbediensteten.
Wie vergiftet das Klima mittlerweile ist, zeigt sich im Kanton Aargau. Dort sind vor kurzem
Tausende von Lehrerinnen und Lehrern auf die Strasse gegangen, um gegen den Abbau im
Bildungsbereich und für bessere Löhne zu protestieren. Die Retourkutsche der SVP folgte
prompt: Sie verlangt, dass den Lehrpersonen eine Ferienwoche wieder weggenommen wird,
die sie 2005 erhalten hatten. Damit sollen sie für «Arbeitsverweigerung auf dem Buckel der
Schüler» bestraft werden, wie Fraktionschef Jean-Pierre Gallati in der «Aargauer Zeitung»
erklärte.
Diese Beispiele machen klar, dass es in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung nicht
dasselbe ist, wenn Bauarbeiter die Arbeit niederlegen oder wenn Lehrer, Polizisten und das
Pflegepersonal für ihre Anliegen auf die Strasse gehen. Rein rechtlich gibt es jedoch keine
Unterschiede, sagt Thomas Geiser, Professor für Arbeitsrecht an der Universität St. Gallen:
«Auch Staatsangestellte haben gemäss Bundesverfassung das Recht, zu streiken und alle
legalen Massnahmen in Arbeitskämpfen zu ergreifen.»
Besonders angespannt ist das Verhältnis zwischen dem Kanton und seinen Angestellten in
Luzern, wo mehrere Sparpakete Verwaltung und Bildungsinstitutionen getroffen haben. Die
einwöchigen Zwangsferien in diesem Jahr sind nur ein Beispiel, das für Kopfschütteln gesorgt
hat. «Die Sozialpartnerschaft in der bisherigen Konstellation ist gescheitert», erklärt denn auch
Martin Wyss, Geschäftsleiter des Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Luzern.
Die Gewerkschaft wirft der Regierung vor, wiederholt gegen eine seit 2009 geltende
Vereinbarung verstossen zu haben, in der die Zusammenarbeit von Kanton und
Personalverbänden in der Sozialpartnerschaft geregelt ist.
Es müsse wieder ein Dialog auf Augenhöhe stattfinden, verlangt Wyss und sieht dafür nur einen
gangbaren Weg: «In der jetzigen verfahrenen Situation kann die Planungs- und
Rechtssicherheit nur durch einen öffentlichrechtlichen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für alle
Staatsangestellten inklusive Lehrpersonen wieder hergestellt werden.» Der Gewerkschafter
verweist auf Solothurn, das als einziger Kanton seit 2005 einen GAV mit allen
Kantonsangestellten abgeschlossen hat. Gemäss Wyss hat dies dazu geführt, dass dort die
Löhne auf das Niveau der Nachbarkantone gestiegen sind und das Verhältnis zwischen dem
Kanton und seinen Angestellten stabil ist.
Thomas Geiser stellt fest, dass der Trend im öffentlichen Dienst tatsächlich zunehmend in
Richtung GAV geht. Noch in den 1970er Jahren sei diese Vertragsform teilweise als
Auslaufmodell bezeichnet worden, inzwischen habe sie sich als Standard etabliert. So sei es
völlig selbstverständlich, dass das SBB-Personal einem GAV unterstellt sei. Wenn staatliche
Institutionen ausgelagert würden, sei ein Gesamtarbeitsvertrag schon fast selbstverständlich.
Der Experte für Arbeitsrecht bezweifelt allerdings, dass der Abschluss eines GAV für eine
gesamte Zentralverwaltung zielführend sei, da die Anliegen sehr unterschiedlicher
Personalgruppen unter einen Hut gebracht werden müssten. Dessen ist sich auch VPODGeneralsekretär Stefan Giger bewusst. Er bringt die Problematik folgendermassen auf den
Punkt: «Wenn die Kantonspolizisten einen Tag lang streiken, haben sie gute Aussichten auf
eine Lohnerhöhung. Wenn die Putzfrauen das Gleiche machen, werden sie wahrscheinlich
ausgelagert.»
Für den VPOD ist es daher kein Ziel, flächendeckend gesamtkantonale GAV abzuschliessen.
«Ein Gesamtarbeitsvertrag kann dann eine gute Regelung sein, wenn das Verhältnis zwischen
einer Kantonsregierung und den Personalverbänden total zerrüttet ist», betont Giger. Neben
Luzern sei dies gegenwärtig im Tessin der Fall. Auch in diesem Kanton, wo es 2013
Lohnkürzungen für die Angestellten des Staates zu verkraften galt, ist die Gewerkschaft
entsprechend aktiv geworden.
2016-11-18 00:00 Erich Aschwanden www.nzz.ch
89 /100
Freie Improvisation: Die Zumutung der Freiheit
Unvorbereitet mit frei improvisierter Musik konfrontiert, wurde schon
manch einer auf dem falschen Ohr erwischt, und dachte laut oder leise:
Das ist ja nicht auszuhalten! Durchaus möglich, dass im Moment, in dem
jemand in ein Konzert hineinschaut, die Musiker gerade in Hörner
brüllen, an Saiten zerren und auf Felle prügeln, ohne dass der Wille zu
einer musikalischen Form erkennbar wäre. Schierer Lärm, blosses
Geräusch, scheinbare Beliebigkeit: Ist das überhaupt Musik? Welcher Sinn liegt darin, einfach
frei drauflos zu spielen? Und wozu sollte sich das jemand anhören wollen? Ob der
Kompromisslosigkeit und Dringlichkeit, mit der gewirkt wird, ahnt doch die geschockte Seele:
Da steht etwas auf dem Spiel, für die Musiker auf der Bühne ebenso wie für das Publikum. Aber
was?
Eine erste Orientierung bietet der Blick in die Jazzgeschichte, auch wenn der Free Jazz nicht
der einzige Vorgänger der jüngeren Improvisations-Musik ist und sich diese von jenem
emanzipiert hat. Die musikalische Entwicklung durch die Jahrzehnte erweist sich als stetes
Überwinden von Beschränkungen. Nachdem die harmonischen und strukturellen Potenziale
des modernen Jazz in den 1960er Jahren offenbar nicht mehr auszuweiten waren, wurden sie
gesprengt. Und die Befreiung von Konventionen hatte dabei auch politische Symbolik. Der
Schlagzeuger Sunny Murray etwa bezeichnete das traditionelle Schlagzeugspiel, das die Band
durch Puls und Metrum unterstützt, als «Sklaverei». Der Free Jazz pflegte Gesten der
Abgrenzung, die afroamerikanischen Free-Jazzer sagten sich von «weissen» ästhetischen
Vorurteilen los.
Stattdessen öffnete man sich neuen Impulsen. So wurden Instrumentaltechniken erweitert, etwa
durch «falsche» Griffe oder Überblasen auf dem Saxofon, um das klangliche Vokabular zu
erweitern. Kein Sound schien zu fremd, als dass er nicht in der Improvisation erprobt werden
sollte. So dringlich und radikal diese Musik in ihrer Idee war, so wild, laut und intensiv klang sie
auch. Leicht kann man beim Hören etwa von John Coltranes Platten «Ascension» oder
«Meditations» auch eine spirituelle Dimension erkennen, die in vielen Free-Jazz-Plattentiteln
angesprochen ist.
Mit dem Free Jazz hatte die musikalische Befreiungsgeschichte einen Endpunkt erreicht. Jazz
entwickelte sich trotzdem weiter und brachte in den 1970er Jahren insbesondere den JazzRock hervor. Die freie Improvisation aber rückte zunehmend aus der Jazz-Tradition heraus, um
etwas Eigenständiges zu bilden. In Europa, wo der Free Jazz auf fruchtbaren Boden gefallen
war, differenzierten sich verschiedene Free-Impro-Szenen mit nationalen Charakteristiken aus.
Und im Kontext der Postmoderne wurde die freie Improvisation in den 1980er Jahren zu einer
musikalischen Option, die in allerlei Stilen in beliebiger Dosierung eingesetzt werden konnte.
Was aber ist die «freie Improvisation» an sich? Improvisation müsste dem Begriff nach
bedeuten, dass Unvorhergesehenes gespielt wird. Im Grunde beginnt das schon beim Variieren
der Begleitakkorde von Kinderliedern und erst recht im Spiel verschiedener Skalen und
Phrasen über komplexen Bebop-Akkordfolgen. Doch Unvorhergesehenes spielt man streng
genommen erst, wenn jede Rücksicht auf Takt oder Tonalität fallengelassen wird. Dieser Logik
folgen jene, welche die «frei improvisierte Musik» schlicht als «improvisierte Musik»
bezeichnen. «Frei» heisse gar nichts, meinte etwa der Gitarrist Derek Bailey. «Es bietet nur die
Möglichkeit zur Identifikation.»
Das Etikett könnte man sich schenken. Dennoch ist das Freisein von musikalischen Elementen
zentral für die Improvisation. Zunächst gibt es keine komponierten Melodien, keine
konventionellen Akkordwechsel und keine herkömmlichen Phrasen. Auch keine konventionelle
«Arbeitsteilung» in Solist und Begleiter. Kein Verharren sodann bei der instrumentalen
Schulbuchtechnik. Die Freiheit scheint so am Ende eines windungsreichen Wegs der Negation
zu liegen. Wem eine Kadenz, ein Lick, eine tonale Phrase oder gar ein Akkord in die Finger
rutscht, der hat schon gesündigt.
So militant wird das Dogma der freien Improvisation indessen nur noch von wenigen verfochten.
Demgegenüber erzählte etwa der Saxofonist Steve Lacy einst: «Nach etwa einem Jahr des
komplett freien Spielens begann die Musik jeden Abend gleich zu klingen. Sie war nicht mehr
frei.» Und so schufen Lacy und andere Musiker hybride Formen, in denen sich komponierte
oder anders arrangierte Teile mit freien Improvisationen abwechselten und frische Impulse
zuliessen. Sie hatten die Freiheit zur Unfreiheit entdeckt. Und einen Weg gefunden, einer
höheren Form von Unfreiheit zu entfliehen und die Improvisation frisch zu halten.
Doch was heisst das für die Zuhörer? Wie kommen sie dazu, sich solchen musikalischen
Risiken auszusetzen? Tatsächlich sind die hartgesottenen Fangemeinden der freien
Improvisation eher klein, so dass eine Konzertbühne auch einmal dichter besiedelt sein kann
als der Zuschauerraum. Es könnte der Verdacht aufkommen, dass es attraktiver ist, frei zu
improvisieren, als freiem Improvisieren zuzuhören; einer Musik zu lauschen, die das Gegenteil
eines Songs ist – ohne Thema, ohne Wiederholung, ohne fixen Schluss.
Instrumentalmusik an sich ist schwer fassbar. Und das gilt in besonderem Masse für
improvisierte Musik – erst recht, seit sie sich auch von politischer und spiritueller Gestik
abgewandt hat. Wieviel es beim Hören von freier Improvisation dennoch zu entdecken gibt, hat
der Kritiker John Corbett jüngst in seinem «Listener's Guide to Free Improvisation» aufgezeigt.
Raffiniert holt er den «common listener» dort ab, wo er zunächst steht – in Erwartung von
Symmetrie, Wiederholung und Eingängigkeit. Zunächst gilt es klarzukommen damit, dass in der
freien Improvisation kein durchgängiger Puls vorgegeben ist. Doch Rhythmus ist deswegen
nicht abwesend. «Immer, wenn zwei Ereignisse zeitlich getrennt sind, gibt es Rhythmus», sagt
Corbett. Rhythmus, Grundpuls und Tempo werden von allen Instrumentalisten mitgeschaffen
und sind ständig im Fluss. Sie sind nichts Objektives, sondern Gegenstand eines auslegenden
Zuhörens.
Corbett zeigt, dass auch improvisierte Musik – auch wenn oberflächliche Eindrücke etwas
anderes nahelegen – immer Strukturen hat, denen der Hörer seine Aufmerksamkeit schenken
kann: in der Dynamik, der Tonsprache, im Gefüge des Zusammenspiels. Es sind keine
konventionellen Strukturen, es sind keine eingängigen Muster, denn sie werden von den
Musikern ad hoc geschaffen. Trotzdem sind sie hörbar, wenn man sich auf sie einlässt. Der Weg
vom Lärm zur Musik muss nicht vom Musiker, er muss vom Hörer gegangen werden. Erst seine
Analyse bringt Ordnung in die Klänge.
Das ergiebigste Feld bietet dem Zuhörer die Interaktion der Musiker. Die herkömmliche Art des
Zusammenspiels, in der die Rhythmusgruppe einen Teppich auslegt, auf dem ein Solist seine
Künste vorführen kann, ist zwar nicht ausgeschlossen. Doch in der freien Improvisation ist sie
eine Option unter vielen. Da gibt es Dialoge unter gleichwertigen Partnern mitzuverfolgen; da
gibt es vielfältige Formen, wie sich die Instrumentalisten aufeinander beziehen: von der
Anpassung über Schattierungen von Kontrast und Kontrapunkt bis hin zum gegenseitigen
Ignorieren.
Schliesslich folgt die Frage, zu was für einem etwaigen Ganzen diese Elemente
zusammengefügt sind. Deutet sich eine Geschichte an, die den Stationen eines Dramas folgt?
Wechseln sich die Teile wie Sätze einer Sonate ab, oder wie eine Serie von Bildern? Etiketten
tun der Improvisations-Musik indessen immer Unrecht. Die Erfahrung irreduzibler Ambiguität
und Unschlüssigkeit wird stets zu ihrer Rezeption gehören, auch für erfahrene Kritiker wie
Corbett. Dies auszuhalten: Dass es kein richtiges oder falsches Konzerterlebnis gibt, das gehört
zur freien Improvisation.
Das radikal freie Zusammenspiel, in dem alle gleichberechtigt immer neu die Regeln entwickeln
und aushandeln, in dem alle ebenso selbstlos und kommunikativ wie spontan-schöpferisch
zusammenarbeiten, ist freilich ein idealistisches Projekt. Der Anspruch, mit jeder Performance
eine einzigartige «creatio ex nihilo» zu schaffen, ist gewaltig; er birgt das ständige Risiko eines
Absturzes. Gerade in Zeiten aufwendiger Prä- und Postproduktion von Musik und von der
Dauerberieselung der Konsumenten in musikalischen Echo-Blasen erscheint sie aktueller und
nötiger denn je. Die Teilhabe an ihr als Hörer ist eine Zumutung im besten Sinn. Nicht obwohl,
sondern gerade weil stets mit dem Äussersten gerechnet werden muss.
2016-11-18 00:00 Florian Bissig www.nzz.ch
90 /100
Vernetzte Fahrzeuge: Die Automobile gehen online
Der Ausflug gilt als die erste Autoreise der Geschichte. Heimlich
bemächtigte sich Berta Benz des Automobils ihres Gatten und brach mit
ihren zwei Söhnen von Mannheim auf ins über 100 km entfernte
Pforzheim. Das war anno 1888. Damals brauchte es noch keine
Vernetzung, die motorisierte Fahrt war Abenteuer genug. (Verweis) Im
Jahr 2016 hingegen ist Autofahren zum Alltag geworden. Morgens um 7
Uhr vor dem Gubrist im Stau zu stehen, hat nichts mehr mit der romantischen Fahrt übers Land
von Bertha Benz zu tun. Lieber wäre man vom Bordcomputer auf eine Alternativroute umgeleitet
geworden oder würde die Zeit nutzen, um mithilfe von Spracherkennung E-Mails zu
beantworten.
Das Bedürfnis nach digitalen Dienstleistungen während der Fahrt nimmt denn auch zu, was den
Firmen nicht verborgen geblieben ist. Kein Wunder, hat sich schon viel in Richtung «Smart Car»
bewegt. In Deutschland sollen geschätzte 5 Mio. Fahrzeuge mit integrierten Sim-Karten
unterwegs sein.
Im Premiumbereich hat die Entwicklung früh eingesetzt. Schon in den 1990er Jahren wurden
erste Luxuskarossen ans Netz angeschlossen. Autos können dabei auf zwei Arten online
gehen. Integrierte Sim-Karten sind ab Werk im Auto verbaut, der Vertrag mit dem
Mobilfunkanbieter läuft in der Regel über den Automobilhersteller. Externe Karten werden
hingegen nach der Fertigstellung des Fahrzeugs in dafür vorgesehene Steckplätze eingesetzt.
Während integrierte Lösungen vor allem im Luxusbereich angeboten werden, kommen externe
Karten in den günstigeren Wagenklassen zum Einsatz. Egal, wie die Anbindung an das Netz
erfolgt, mit ihr ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten.
In erster Linie bedeutet die Vernetzung ein Zusatzgeschäft für die Mobilfunkanbieter. Die Frage
ist aber, wer die Kundenbeziehung zu den Automobilfirmen aufbauen kann. Schliesslich
handelt es sich beim Auto um ein Produkt, das weltweit eingesetzt wird. Deshalb sind gerade für
die integrierten Sim-Karten Telekom-Allianzen wichtig. So können sich die Fahrzeuge in
unterschiedlichen Ländern günstig in die lokalen Netze einwählen. Laut einem Bericht des
deutschen Forschungsinstituts WIK ist der Vorreiter im Automobilbereich Vodafone. Der
britische Konzern ist mit einem Jahresumsatz von über 40 Mrd. £ ein Telekom-Schwergewicht
und hat mit vielen grossen Automobilherstellern direkte Verträge.
Der hiesige Marktführer Swisscom ist ebenfalls im Autogeschäft tätig, und zwar innerhalb der
Global
M2M
Association.
In
diesem
Verband
haben
sich
Telekomfirmen
zusammengeschlossen, um weltweit Dienstleistungen im Bereich der Machine-to-MachineKommunikation anzubieten. Die vernetzten Automobile spielen im Mobilfunk aber noch eine
marginale Rolle. Laut Swisscom sind zwar «weit über 100 000» integrierte Sim-Karten im
eigenen Netz eingewählt, aber relativ gesehen ist das wenig: Der Telekomkonzern zählt über
6,6 Mio. Mobilfunkanschlüsse.
Auch beim Datenvolumen schlagen die Autos derzeit nicht allzu stark zu Buche. Laut Experten
dürfte sich das jedoch bald ändern. Besonders bei Unterhaltungssystemen kommen grosse
Datenmengen zusammen. Davon dürfte nicht nur Swisscom, sondern auch die Nummer zwei
auf dem Schweizer Markt profitieren. Sunrise gibt auf Anfrage keine detaillierten Zahlen preis,
verweist aber auf zwei laufende Kooperationen im Automobilbereich.
Wie bei den Smartphones sind die Telekomfirmen auch im Automobilbereich nicht alleine.
Firmen wie Google und Apple sind ebenfalls mit von der Partie. Beide haben jeweils ein
spezifisches Betriebssystem entwickelt. Seit März 2014 gibt es Apple CarPlay; ein Jahr später
hat Google mit Android Auto nachgezogen. Und diese Woche wurde bekannt, dass Samsung
den US-Automobilzulieferer Harman übernimmt. Schliesslich überlegen sich auch die
Netzwerkausrüster Ericsson, Nokia und Huawei, wie sie sich ihr Stück vom Automobil-Kuchen
abschneiden können. So hat – ebenfalls diese Woche – Ericsson in Deutschland eine neue
Kooperation unter anderem mit BMW bekanntgegeben.
Kehrt mit dem Connected-Car-Trend der Mobilfunk zu seinen Wurzeln zurück? In den Anfängen
der Mobiltelefonie waren die Geräte noch so gross, dass sie nur für den Einsatz in Fahrzeugen
geeignet waren. Der Begriff «Natel» (Nationales Autotelefon) erinnert noch an diese Zeit. Die
nun stattfindende Vernetzung von Autos ist aber mehr als eine bessere Version der alten Zeiten.
Wie so oft bei digitalen Themen werden auch im Bereich der Mobilität Zweitrundeneffekte eine
grosse Rolle spielen. Automobile sind bereits heute eine Ansammlung fahrender Sensoren.
Werden diese erst einmal verbunden und die daraus gewonnenen Daten analysiert, wird sich
noch manches Geschäftsfeld öffnen. Neue Möglichkeiten im Bereich der Versicherungen und
Verkehrsflussoptimierung liegen auf der Hand. Aber auch derzeit noch kaum vorstellbare neue
Produkte dürften schon bald ihren Weg auf den Markt finden. Und nicht zuletzt werden Firmen,
die im Bereich des vernetzten Autos die Nase vorne haben, in einer guten Position sein, wenn
es in die nächste Runde geht: das vollständig autonome Fahrzeug.
2016-11-18 00:00 Jürg Müller www.nzz.ch
91 /100
Bewaffneter Überfall auf Tankstelle in Innsbruck: Täter
weiterhin flüchtig
Innsbruck - Eine Tankstelle am
Innsbrucker Rennweg war am
Donnerstagabend
Schauplatz
eines Raubüberfalls. Laut Polizei
betrat ein bewaffneter Mann
gegen 19.30 Uhr die Tankstelle,
bedrohte eine Angestellte und
forderte Geld.
Nachdem die Frau ihm einen
dreistelligen
Eurobetrag
ausgehändigt hatte, flüchtete der
Unbekannte
zu
Fuß
in
unbekannte Richtung. Eine sofort
eingeleitete Fahndung verlief ohne Erfolg. Die Tankstellenangestellte blieb unverletzt. (TT.com)
2016-11-17 21:11 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
92 /100
Dominik Landertinger: „Mit der Brechstange geht nichts“
Schon kommende Woche geht’s
beim Weltcup in Östersund (SWE) für
Sie los. Allerdings bremste ein
Bandscheibenvorfall zuletzt Ihre
Vorbereitung.
Dominik Landertinger: Ich musste im
September
eine
Pause
von
zweieinhalb Wochen machen und
habe mich Schritt für Schritt
zurückgearbeitet.
20
Minuten
Skirollern,
Schmerzen,
Pause.
Irgendwann eine Stunde, dann
zurück und so weiter. Mittlerweile bin
ich bei meiner Wettkampfgeschwindigkeit.
Können Sie sich überhaupt an eine Vorbereitung erinnern, die gänzlich reibungslos ablief?
Landertinger: Ich glaube, jene im Jahr 2012. Verkühlungen rechne ich nicht mit ein, die hast du
als Hochleistungsausdauersportler immer. Aber auch die Saison 2012/13 war sportlich nichts
Besonderes, richtig schlecht war hingegen nur das „Parasitenjahr“ (Saison 2010/2011, Anm.).
Damals erwischten Sie in Östersund, Schauplatz des ersten Weltcups, verunreinigtes Wasser.
Haben Sie das noch im Hinterkopf?
Landertinger: In den nächsten Jahren kaufte ich das Wasser dort, mittlerweile trinke ich wieder
Leitungswasser. Ein schlechtes Gefühl hat man immer noch. Die haben damals die Anschlüsse
falsch montiert und mussten dafür auch Strafe zahlen.
Privat war es vor einem Jahr nach dem Tod Ihrer Mutter nicht leicht.
Landertinger: Das mit Mama war letztes Jahr eine harte Sache, da nehme ich jetzt den
Bandscheibenschaden eher locker. Ihr Tod hat mich lange verfolgt, aber ich habe gute
Erinnerungen an sie. Vergessen werde ich sie sowieso nie, und dass sie mir abgeht, ist keine
Frage. Aber das ist verständlich, denke ich.
Fanden Sie im Sommer Zeit zur Aufarbeitung?
Landertinger: Nach der Saison war Zeit, das aufzuarbeiten. Es war aber immer Mamas Wunsch,
dass ich nie den Kopf in den Sand stecke. Umso mehr freute mich wenige Monate später meine
WM-Medaille in Oslo.
Auch Simon Eder gewann in Oslo eine Medaille, Sie trainieren aber in zwei verschiedenen
Gruppen. Ist das nicht schade?
Landertinger: Wir sehen uns in Hochfilzen bei Trainingskursen. Natürlich könnten wir uns öfter
matchen, aber Simon trainiert mit seinem Vater, das verstehe ich, das täte ich auch. Außerdem
hat er eine Familie, da fährt er nicht mehr so gerne weg.
Gibt es Reibungspunkte?
Landertinger: Bei den Sportlern nicht, wir verstehen uns gut. Im Fußball rennt alleine nichts, da
ist es anders. Aber wir Biathleten haben ja unsere Trainingskurse: Dort messen wir uns.
Wie läuft es in anderen Nationen?
Landertinger: Norweger sind extrem, die trainieren alle allein oder bei Vereinen und treffen sich
nur zu Trainingskursen. Die Russen haben genaue Vorgaben, das erinnert ein wenig an die
DDR.
Die Leistung stimmt aber überall, das bestätigt die internationale Popularität des Sports.
Landertinger: Es läuft perfekt bei uns mit dem Weltverband (IBU, Anm.), da können sich die
anderen was abschauen (Int. Skiverband FIS, Anm.). Auch kleine Nationen werden gefördert:
Tschechien war vor acht Jahren nichts, jetzt ist Biathlon mit Eishockey die Nummer eins im
Winter. Nov​e Mesto ist schon jetzt ausverkauft!
Wo könnte man noch an Schrauben drehen?
Landertinger: Es gibt die Idee, im Fernsehen den Puls reinzubringen – eine geile Idee. Man darf
aber nicht zu viel experimentieren – warum ein Erfolgsmodell ändern?
Demnächst soll eine große Werbekampagne mit Ihnen anlaufen, Ihr Sponsor Egger lässt sich
das 200.000 Euro kosten. Behagt Ihnen das, da Sie doch auf Ruhe achten? Oder finden Sie die
Rolle des Rainer Schönfelder, der nackt eine Piste abfährt, angemessen?
Landertinger: Ich bin keiner, der nackt die Piste runterfährt, der Kasperl passt nicht zu mir. Ich
versuche, mein Privatleben im Hintergrund zu lassen, und muss schauen, nicht bei jeder
Hochzeit zu sein. Training, Essen, Schlafen brauchen am meisten Augenmerk, aber man muss
Sponsoren auch was zurückgeben. Das darf aber nicht so weit gehen, dass ich am Tag vor
einem Rennen ins VIP-Zelt muss.
Bleiben Sie später im Sport?
Landertinger: Ich möchte im Sport weitermachen, da macht mir keiner was vor, das ist mein
Leben. Das kannst du mit einem Polier vergleichen – dem musst du auch nichts vom
Häuslbauen erzählen.
Welche Rolle spielt Geld in Ihrer Karriere?
Landertinger: Ich verdiene gut mit meinem Sport. Mit Fußball kann man das wohl nicht
vergleichen, da geht es um andere Summen. Aber früher musste man als Biathlet schauen,
über die Runden zu kommen. Da der Sport so an Popularität gewonnen hat, kann man sich bei
sparsamer Lebensweise etwas auf die Seite geben.
Sie sind viel im Ausland unterwegs. Wie viel Politik schwingt bei Ihnen mit?
Landertinger: Ich bekomme es mit. Und wenn du in Österreich zum dritten Mal einen
Präsidenten wählen musst, machst du dir so deine Gedanken. Wir haben sicher Aufholbedarf
bei gewissen Sachen, die in den letzten Monaten passiert sind, etwa beim Thema Flüchtlinge.
Da sind gewisse Entscheidungen nicht getroffen worden, die man treffen hätte müssen.
Man lernt viele Leute aus anderen Nationen kennen. Bekommt man einen anderen Zugang zu
vielen Themen?
Landertinger: Das sicher, gerade bei den Russen: Die werden teilweise schlechter dargestellt,
auch wenn dort politisch nicht alles korrekt sein mag. Das sind nette Leute, freundlich. Schieben
wir den Dopingskandal auf die Seite – ich habe selten so faire Sportler gesehen. Simon (Eder,
Anm.) hätte sich bei einer Staffel einmal verlaufen, aber Anton Schipulin schrie ihm zu. Viel wird
medial aufgepusht, auch mit Sanktionen. Man muss einmal vor seiner eigenen Hütte kehren,
bevor man sich aufregt.
Gönnt man anderen den Erfolg?
Landertinger: Ja, jeder arbeitet hart. Ein Schwimmer sagte einmal, er sei froh, dass ein anderer
Gold geholt hätte – das braucht mir keiner zu erzählen. Aber mit der Brechstange gewinnen zu
wollen, das funktioniert nicht. Ole (Einar Björndalen, Anm.) ist in dieser Hinsicht der Wahnsinn:
Ich habe selten wen gesehen, der so viel erreicht hat und andere so lobt. Er ist immer noch ein
Vorbild.
Die Heim-WM 2017 in Hochfilzen steht vor der Tür, der Druck steigt.
Landertinger: Eine Medaille, egal in welchem Bewerb, wäre der Wahnsinn.
Reizt Sie auch die nordische Heim-WM 2019 in Seefeld? Sie gelten als einer der besten
Langläufer in der Biathlon-Szene.
Landertinger: Wenn ich meine Ziele erreicht habe, dann ja. Ich habe die WM in Seefeld im
Hinterkopf, aber dafür würde ich mein Training auf den Kopf stellen müssen.
Das Gespräch führte Florian Madl
2016-11-17 18:51 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
93 /100
Am Gletscher geht noch was...
Neustift – Wenn man
zuletzt diverse Beiträge auf
Tourenblogs
mitverfolgt
hat, war eines klar: Wer
Tourenskier zu Hause im
Keller stehen hatte, der hat
sie ausgepackt und war
nach
den
jüngsten
Schneefällen
Anfang
November
irgendwo
unterwegs. Vorwiegend auf
Pisten. Vom Außerfern bis
ins
Unterland,
vom
Karwendel bis ins Wippoder Stubaital. Und für diese Menge an Neuschnee und ein wenig Weiß aus der Maschine
waren die Bedingungen auf so manchen Pisten nicht wirklich schlecht.
Natürlich haben auch wir die Verhältnisse getestet. Und zwar am Hoadl (Axamer Lizum), in
Seefeld (Rosshütte) oder im Wipptal (Sattelberg). Mit Tausenden anderen Tourengehern, die es
nicht mehr erwarten konnten. Die letzte Tour führte uns auf den Stubaier Gletscher. Deshalb,
weil die warmen Temperaturen inklusive Regen dem Schnee doch ziemlich zugesetzt hatten.
Apropos Stubaier Gletscher: Zwölf Minuten vom Tal bis zur Bergstation Eisgrat, über 3000
Personen pro Stunde, gratis WLAN, riesige Panoramascheiben. Ende Oktober wurde die neue
3-S-Bahn hinauf auf den Stubaier Gletscher eröffnet. In knapp eineinhalb Jahren Bauzeit und
für 64 Millionen Euro. Der neue Hightech-Zubringer bringt die Skifahrer auf knapp 3000 Meter
hinauf.
Zurück aber zur eigentlichen Tour: Auf dem Programm stand der Hintere Daunkopf, der als
Alternative zu einer reinen Pistentour mit gut 600 Höhenmetern im freien Gelände (ab
Bergstation Gamsgarten) zumindest für ein bisschen Abwechslung sorgte.
Vorweggenommen: Der klassische Aufstieg über die Glamergrube ist nicht zu empfehlen. Es sei
denn, man sucht sich einen Weg durch ein Labyrinth aus Steinen und Blöcken. Die
Kombination Pistentour und ein bisschen Freigelände ab der Bergstation „Gamsgarten“ oder
sogar vom Tal aus (je nach Kondition) ist für all jene, die unbedingt über den Pistenrand hinaus
wollen, machbar. Abseits der Pisten darf man sich natürlich nicht allzu viel erwarten.
Für uns nahm sich diesmal Martin Mitterdorfer Zeit, ein Alpinpolizist aus Neustift im Stubaital,
der im Winter gemeinsam mit seinen Kollegen für Recht und Ordnung am Gletscher sorgt. Von
Diebstählen bis hin zu Unfallaufnahmen, von Spaltenstürzen bis zu Lawinenabgängen. Er und
seine Alpinpolizisten gehören zum Stubaier Gletscher wie die Tausenden Skifahrer, die täglich
hinaufpilgern.
So kommt man auf den Daunkopf: Je nach konditioneller Verfassung nimmt man die
Gamsgarten-Bahn zu Hilfe oder man startet bei der Talstation Mutterberg und steigt über die
Wilde Grube oder den neuen Forstweg über die Dresdner Hütte hinauf zur Bergstation
Gamsgarten. Von dort geht’s eine halbe Stunde mäßig steil entlang der präparierten Piste in
Richtung Westen. Während der gesamten Tour ab der Bergstation Gamsgarten ist das silberne
und funkelnde Gipfelkreuz des Daunkopfes zu sehen, der rechts oberhalb des Gletschers
thront.
Wir zweigen nach rechts ins freie Gelände ab. Ziemlich steil folgen wir den Spuren und sind
nicht die ersten, die in Richtung Daunkopf unterwegs sind bzw. waren. Kurz leicht bergab,
weiter im Steilen, mit einigen Spitzkehren versehen, bringt uns der Anstieg über den so
genannten „Daunhill“, eine schwarze Variantenabfahrt, hinauf bis knapp oberhalb der
Vierersesselbahn „Daunjoch“. Der Liftbetrieb dort ist derzeit geschlossen, und somit ist der
Aufstieg den Tourengehern vorbehalten.
Noch ein paar Meter Richtung Westen bis zur steilen Südflanke des Daunkopfes, bevor wir uns
der Skier entledigen und den Aufstieg zum Gipfel zu Fuß in Angriff nehmen. Über den sehr
steilen Südanstieg, bei dem doch Trittsicherheit und sichere Verhältnisse notwendig sind,
folgen wir den Stapfspuren hinauf zum Gipfelgrat und von dort zum Gipfelkreuz des 3225 Meter
hohen Daunkopfes.
Wir haben Glück. Keine einzige Wolke am Himmel, während der Nebel die Tallagen fest im Griff
hat. Und das Panorama und die Fernsicht könnten schöner nicht sein. „Das war eine gute
Entscheidung.“ Alpinpolizist Mitterdorfer, der uns die Bergspitzen rund um den Daunkopf
detailliert erklärt, und wir sind einer Meinung: „Ein perfekter Tag.“
Über denselben Weg, über den wir aufgestiegen sind, gelangen wir zurück ins Skigebiet und
von dort ins Tal.
Fazit: Die Kombination Piste bzw. freies Gelände im Bereich des Stubaier Gletschers und zum
Gipfelkreuz des Daunkopfes ist derzeit recht passabel machbar, wenngleich abseits der Piste
der eine oder andere Kratzer im Ski unvermeidbar ist. Die warmen Temperaturen und der
Regen haben dem Schnee in tiefer liegenden Gebieten zuletzt leider stark zugesetzt.
Der Stubaier Gletscher mit Besuch des Daunkopfes ist eine plausible Alternative. Und sollte es
irgendwann wieder kälter werden und Frau Holle ihre Betten ausschütteln, ist die Tour auf den
Daunkopf über die Glamergrube, vom Gamsgarten oder über die Dresdner Hütte ohnehin ein
kleiner Leckerbissen. (flex)
2016-11-17 15:56 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
94 /100
Großbritannien: Parlament segnet Überwachungsgesetz
ab
Das lange umstrittene Investigatory Powers Bill in Großbritannien hat beide Kammern des
Parlaments passiert und damit wohl die letzte Hürde gemeistert. Kritiker sehen darin eine der
weitreichendsten Überwachungsbefugnisse der Welt.
Nach langem Hin und Her hat das britische Überwachungsgesetz IPB (Investigatory Powers
Bill) nun beide Kammern des Parlaments passiert und dürfte bald in Kraft treten. Wie der
Register berichtet , bekommt Großbritannien damit eines der laut seiner Kritiker erdrückendsten
Überwachungsgesetze der
Welt. Trotz der teilweise
massiven
Kritik
daran
werden
Internetanbieter
nun verpflichtet, für jeden
ihrer
Kunden
alle
besuchten Webseiten für
zwölf Monate zu speichern.
Gesetzlich geregelt werden
demnach auch offensive
Hacking-Aktivitäten
der
Regierung
und
die
massenhafte
Sammlung
von Überwachungsdaten.
Die damalige Innenministerin Theresa May hatte im November 2015 den ersten Entwurf des
Gesetzes vorgelegt. Das soll den Data Retention and Investigatory Powers Act (DRIPA)
ablösen, der nach mehreren Verlängerungen nun Ende des Jahres auslaufen soll. DRIPA war
durch das britische Parlament getrieben worden, nachdem der Europäische Gerichtshof die
Vorratsdatenspeicherung untersagt hatte. Die Investigatory Powers Bill sollte hier eine Lücke
verhindern und gleichzeitig bestimmte, im Rahmen des NSA-Skandals enthüllte Praktiken
zusammenführen. Der Entwurf war zwar von den drei damit befassten Parlamentsausschüssen
zerpflückt worden , aber grundsätzlich geändert wurde das Gesetz nicht, auch weil sich die
oppositionelle Labour-Partei bei entscheidenden Abstimmungen nur enthielt.
Bürgerrechtler kritisieren das Gesetz mit scharfen Worten. So befürchtet der Chef der Open
Rights Group , dass es von anderen, auch autoritären Staaten als Rechtfertigung genommen
wird, um selbst ähnliche Überwachungsbefugnisse einzuführen. Hoffnung setzt er demnach
noch auf den – noch zuständigen – Europäischen Gerichtshof, der im nächsten Jahr gegen
diese Überwachungserlaubnis urteilen könnte. ( mho )
2016-11-17 15:19 Martin Holland www.heise.de
95 /100
Mehrere Fälle von Druse ängstigen Pferdebesitzer
Von Alexandra Plank
Innsbruck
–
60
Boxen
mit
Auslaufmöglichkeit
stehen
den
Pferden im Luxusstall in Aldrans zur
Verfügung. „Sechs Pferde sind seit
vergangenem Mittwoch an Druse
erkrankt, zum Glück sind alle seit
Sonntag fieberfrei“, erklärt der
Betreiber des Pferdesportzentrums
Aldrans, Michael Schwemberger.
Die Druse ist eine sehr ansteckende
Infektionskrankheit,
die
oberen
Luftwege beim Pferd befällt. Vom
System her sei sie mit einer Kinderkrankheit wie Mumps vergleichbar, erläutert Schwemberger.
Obwohl die Krankheit nicht anzeigepflichtig sei, habe er freiwillig seine Anlage gesperrt, um
eine Ausbreitung zu verhindern. Das Problem sei die relativ lange Inkubationszeit von 4 bis 20
Tagen. Es sei schwer abschätzbar, welche Tiere sich noch angesteckt hätten. Da es in Tirol in
diesem Jahr bereits mehrere Fälle gegeben habe, findet demnächst für alle Pferdeeinsteller
eine Informationsveranstaltung statt. Pferdebesitzer Marc-Philipp Crepaz, der sein Pferd im
betroffenen Stall hat, gibt an, dass sein Pferd schon in jungen Jahren die Druse hatte und somit
nicht betroffen ist, die Druse bricht nämlich nur einmal aus.
In den sozialen Netzwerken ist die Aufregung wegen der Krankheit indes sehr groß.
Tierschützer und Pferdeliebhaber Richard Bergant hat sein Tier in der Nähe von Aldrans in
einem Stall untergebracht. Er erklärt, dass die Druse eine schlimme Krankheit sei. Er unterstütze
einen Gnadenhof im Pinzgau, der schon seit drei Monaten aufgrund der Druse gesperrt sei. „Ein
Pferd kämpft mit dem Leben und die Krankheit wurde sogar auf die Esel übertragen“, schildert
Bergant. In Tirol sei Vorsicht das oberste Gebot: „Man muss aufpassen, dass man die Krankheit
nicht weiterträgt, das passiert über Kleidung, die Haare und selbst den Wind.“
Die finanzielle Belastung für die Behandlung der Druse sei hoch: Bei der Salzburgerin seien
mehrere Tiere betroffen, hier würden sich die Kosten mittlerweile auf 4000 Euro belaufen. Doch
auch der Tiroler Pferdesportverband schätzt die Situation als ernst ein: Ein Dressurkurs, der für
Mitte Dezember anberaumt war, wurde verschoben. Zudem wird auf der Homepage darauf
hingewiesen, dass keine fremden Ställe angefahren werden, und die Reiter, wenn sie in
anderen Ställen sind, das Gewand wechseln und duschen sollen.
Tirols oberster Veterinär Josef Kössler versucht indes zu beruhigen: „Wir haben im Jahr immer
wieder quer durch die Bezirke Fälle von Druse.“ Für die Betroffenen würden dann erhöhte
Vorsichtsmaßnahmen gelten, eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestehe aber definitiv nicht.
2016-11-17 14:05 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
96 /100
Homer Simpson bekommt eigenes Uni-Seminar
Glasgow. Aristoteles, Immanuel
Kant,
Homer
Simpson:
Die
Universität
Glasgow
bietet
demnächst Kurse an, die KultComicserie „Die Simpsons“ aus
philosophischer Sicht betrachtet.
Das tollpatschige und bierliebende
Familienoberhaupt Homer sei ein
vielschichtiger Charakter, sagte der
zuständige Philosophiedozent John
Donaldson der BBC . „Er hat eine
kindliche Lebensfreude, will immer
das Richtige tun und ist ein treuer
Familienvater.“ Das Seminar wolle die aristotelische Tugendethik mit der gelben Cartoon-Figur
abgleichen.
Bei Fans ist Homer Simpson schon länger für seine oft philosophisch-angehauchten Sprüche
Kult („Ich hasse mittlerweile meine eigene Schöpfung. Jetzt weiß ich, wie sich Gott fühlt.“). Für
den eintägigen Kurs „D'oh! Die Simpsons präsentieren Philosophie“, für den sich alle
Interessieren anmelden können, gibt es bislang vier Termine im Januar und Februar 2017.
Zuletzt hatten Homer Simpson und seine Familie erst rund um die US-Präsidentschaftswahl für
Aufsehen gesorgt. Die Macher der US-Zeichentrickserie hatten bereits vor 16 Jahren
hellseherische Fähigkeiten bewiesen. In der im Jahr 2000 in den USA ausgestrahlten Folge
„Barts Blick in die Zukunft“ hatte der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump seine fiktive
Amtszeit gerade beendet - und Amerika in den Ruin getrieben.
In der kurz nach der Wahl erfolgten Ausstrahlung der neuesten Folge nahmen die SimpsonsMacher darauf wieder Bezug. „Being right sucks“ (etwa: „Recht haben ist ätzend“), schreibt Bart
im Vorspann an die Tafel seiner Grundschule. Die Macher bestätigten auf Twitter, dass die
Szene ein „Update der Vorhersage einer Trump-Präsidentschaft“ aus dem Jahr 2000 sei.
Der Autor der damaligen Folge hatte sich bereits im März geäußert: Trump als einen
Präsidenten mit verheerender Bilanz zu zeichnen, sei „eine Warnung an Amerika“ gewesen,
sagte Dan Greaney im März dem „Hollywood Reporter“. Es habe zu der Aussicht gepasst, dass
„Amerika verrückt wird“.
Von dpa/zys/RND
2016-11-18 08:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de
97 /100
Fonds schlägt zu: 120 Mio. € für 1200 Buwog-Wohnungen
Von Peter Nindler
Innsbruck – Vor knapp einem Jahr
wurde bekannt, dass die 2004
privatisierte
Wiener
Wohnbaugesellschaft „Bauen und
Wohnen“ – Buwog – 1200 ihrer
Wohnungen in Tirol abstoßen
möchte. Weil sich 700 Wohnungen
davon in der Landeshauptstadt
Innsbruck befinden, hat sich auch
die Stadt Innsbruck gemeinsam mit
der gemeinnützigen Neuen Heimat
um den Kauf der Wohnungen
bemüht. Die Neue Heimat gehört zur Hälfte der Stadt und dem Land Tirol. Doch aus dem Deal
mit der Buwog wurde nichts.
Anfang 2016 hat dann die Buwog-Gruppe potenzielle Interessenten eingeladen, Richtofferte für
den Erwerb ihres Tirol-Portfolios mit einer Wohnungsfläche von ingesamt 90.000
Quadratmetern abzugeben. „In der Folge wurden von zahlreichen Investoren und
Investorengruppen aus Österreich und dem Ausland entsprechende Angebote abgegeben“,
teilte die Buwog Mitte März mit. Gleichzeitig hat sie die Interessenten darüber informiert, ob sie
mit ihnen in Verhandlungen treten möchte. Die Stadt und die Neue Heimat waren nicht mehr
dabei, ihr Angebot dürfte zu gering ausgefallen sein.
Neben der Neuen Heimat hat sich allerdings ein weiteres Tiroler Wohnungsunternehmen für
die Buwog-Immobilien interessiert. Ende Juli wurden jedoch endgültig die Weichen gestellt, die
heimische Bauvereinigung dürfte dabei selbst den Rückzug angetreten haben. Letztlich soll ein
europäischer Fonds übrig geblieben sein. Bei den Gesprächen zwischen der Buwog und dem
Fonds mit Eigentümern aus Luxemburg und Liechtenstein scheint jedoch ein Tiroler
Immobilien-Unternehmen zu vermitteln. Laut der TT vorliegenden Informationen ist der Verkauf
der 1200 Wohnungen bereits mehr oder weniger unter Dach und Fach. Rund 120 Millionen
Euro soll dem Fonds der Erwerb der Immobilien wert sein.
Bei der Buwog selbst tritt man hingegen auf die Bremse. „Es gibt noch keinen
Vertragsabschluss“, sagt Buwog-Pressesprecher Thomas Brey. Allerdings seien die
Verhandlungen sehr weit fortgeschritten, fügt er hinzu. Alles andere sei Spekulation, betont der
Buwog-Sprecher.
In der Vergangenheit hat das Wiener Wohnbauunternehmen stets darauf hingewiesen, dass die
Wohnungen nur verkauft werden, sollte sich daraus ein wirtschaftlicher Vorteil für die Buwog
ergeben. Schließlich habe man in Tirol ein ausgezeichnet vermietetes Wohnungsportfolio mit
sehr guten Perspektiven, wie Buwog-Vorstand Herwig Teufelsdorfer im Frühjahr erklärt hat.
Das Immobilienbestandsportfolio der Buwog umfasst rund 51.000 Bestandseinheiten und
verteilt sich je zur Hälfte auf Österreich und Deutschland.
2016-11-17 13:35 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
98 /100
RoLa fährt Kapazitäten herunter
Von Anita Heubacher
Innsbruck – Ab 1. November gilt, dass
bestimmte Güter nur noch mit der Bahn und
mit sauberen Lkw auf der Autobahn durch
Tirol gekarrt werden dürfen. Das sektorale
Fahrverbot als „Meilenstein“ von der
Landesregierung gefeiert, hat aber in der
Praxis bis dato keine Auswirkungen. Die
gewünschte Verlagerung von der Straße auf
die Schiene ist nicht eingetreten, die
Nachfrage nach der Rollenden Landstraße
(RoLa) blieb aus. „Nachdem wir zunächst
unsere Huckepackzüge von 34 Zügen täglich
ab 1. November auf 42 Züge aufgestockt haben, mussten wir nach wenigen Tagen wegen
mangelnder Auslastung die Leistung wieder zurücknehmen“, erklärt Rene Zumtobel,
Pressesprecher der ÖBB.
Die Bundesbahnen rechnen damit, dass das auch weiter so bleiben wird. Bis Mai 2017 sind
Euro-5-Lkw vom sektoralen Fahrverbot ausgenommen. Euro-6-Lkw und damit derzeit die
modernsten und saubersten Lkw fallen nie unter das Verbot. Zugeständnisse, die schwarzgrüne Landesregierung der EU-Kommission gegenüber machen musst, sonst hätte diese eine
einstweilige Verfügung gegen das Fahrverbot angestrengt. Nun scheint aber das sektorale
Fahrverbot kaum Frächter zu treffen.
„Wir fahren unser normales Programm weiter. Bei einer Auslastung von 87 Prozent bis zum
Brenner und 80 Prozent nach Trient“, sagt Zumtobel. Die ÖBB hätten eine wirtschaftliche
Verantwortung. Kapazitäten, die nicht nachgefragt würden, würden daher gestrichen. Die Bahn
reagiere schnell. Dürfen Euro-5-Lkw nicht mehr fahren, könne „unter Umständen“ der Bedarf
wieder steigen.
Obwohl das Fahrverbot offensichtlich keine große Hürde für Frächter darstellt, rechnet die grüne
Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe damit, dass es eingeklagt wird. Weil die Mühlen des
Europäischen Gerichtshofes langsam mahlen, könnte es ein bis zwei Jahre bis zur
Entscheidung dauern. Felipe räumte im Landtag ein, dass das sektorale Fahrverbot ein
„Kompromiss“ sei. Sie rechnet damit, dass das sektorale Fahrverbot 40.000 Lkw-Fahrten von
der Straße auf die Bahn verlagern werde.
Höchster Beliebtheit erfreut sich weiter die Brennerautobahn. Die Zahl der Lkw und der Pkw ist
stetig steigend. Auf der Brennerautobahn ist der Lkw-Verkehr heuer deutlich stärker gestiegen
als im Österreich-Schnitt, vermeldet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Die meisten Lkw sind
bei Ampass unterwegs. Hier wurden in den ersten neun Monaten rund 2,3 Millionen Lkw
gezählt, bei Schwaz 2,2 Millionen. In Schönberg sind es rund zwei Millionen Lkw pro Jahr.
2016-11-17 13:29 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
99 /100
Festspiele Erl: „Ein Traum, der sich erfüllen lässt“
Erl – Das Erste, was man – aus
Richtung Kufstein kommend – vom
Erler „Hügel“ sieht, sind riesige
Baukräne. Den Festspielhäusern
gegenüber
entsteht
das
Künstlerhaus. Es wird in einem Jahr
fertig und die Festspielkünstler
beherbergen. „Die Künstler sind
derzeit auf 18 bis 20 Standorte
verteilt, das können wir uns nicht
weiter leisten“, erläuterte Erler
Festspielpräsident
Hans
Peter
Haselsteiner
am
Donnerstag
anlässlich
der
SpielplanPressekonferenz zur Jubiläumssaison im 20. Festspielsommer 2017.
Ein „kleines Jubiläumsprogramm“ nennt Haselsteiner die sieben Opern, fünf
Symphoniekonzerte und 14 Abende mit Kammermusik und Specials. Die Premiere gehört
„Semiramide“, Gioacchino Rossinis großartiger Opera seria. Im Rossini-Schwerpunkt, erläuterte
Gustav Kuhn seine Programmschiene, gehören die großen Opern dem Sommer-, die kleineren
dem Winterfestival. Er wird 2017 auch Wagners „Ring “ und „Lohengrin“ sowie ein „BeethovenDoppel“ und zur Eröffnung die Symphonie von Hans Rott dirigieren. Die musikalische Leitung
von Mozarts „Zauberflöte“ übernimmt der Koreaner Beomseok Yi. Weitere Symphoniekonzerte
bestreiten Sofia Symphonics, das Festspielorchester unter Kuhn („Beethoven-Doppel“) sowie
unter Masterclass-Dirigenten und das Haydn-Orchester unter dem 88-jährigen legendären
Rossini-Experten Alberto Zedda.
„Unsere Künstler sind schlecht bezahlt, aber sie haben wie nirgends ein künstlerisches
Mitspracherecht“, sagte Kuhn. Im kurzen Rückblick erwähnte er die Probleme seiner Erler
Gründungsjahre und die „Liebe auf den ersten Blick“ mit Mäzen Haselsteiner. Für ihn wurde Erl
„ein Traum, der sich erfüllen lässt“.
Im Kammerkonzertprogramm finden sich alte Bekannte, einige Neulinge wie die 21-jährige
Pianistin Mélodie Zhao, die auch schon in den vorösterlichen Klaviertagen zu hören sein wird,
Bratschist Nils Mönkemeyer, Wagner-Lustbarkeiten und nicht zuletzt prominente Künstler des
Wortes: Magnus Enzensberger (mit Franui), Ursula Strauss (mit Bartolomey Bittmann und Erwin
Steinhauer mit Solisten der Wiener Symphoniker in einem Werner-Pirchner-Programm). (u.st.)
2016-11-17 13:16 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
100 /100
Warten auf Godot bei Kassenreform
Altaussee — „Ich werde weiter
Treiberin von Reformen und lästig
sein",
sagt
Rabmer-Koller
im
Gespräch mit den BundesländerTageszeitungen. Seit elf Monaten
leitet
die
Unternehmerin
den
Hauptverband
der
Sozialversicherungsträger.
Noch vor Monaten haben sogar
Landeshauptleute
von
der
Reduktion der Kassen auf neun
Länderkassen gesprochen, auch der
Kanzler hat von Reform geredet.
Sind Sie jetzt ernüchtert?
Ulrike Rabmer-Koller: Ernüchterung ist das falsche Wort, aber ich habe mir mehr politischen
Willen und Schwung erwartet. Zusammenlegung alleine ist zu wenig. Wir müssen uns
anschauen, welche Struktur optimal und kundenorientiert ist. Dazu soll es eine Studie geben,
die der Sozialminister in Auftrag gibt.
Bis wann sind Ergebnisse zu erwarten?
Rabmer-Koller: Eigentlich wollte ich diese Studie schon im Herbst haben. Aber bis jetzt wurde
sie nicht einmal in Auftrag gegeben. Wann immer ich den zuständigen Sozialminister Stöger
treffe, frage ich ihn danach. Ganz wichtig dabei ist, dass sie frei von Ideologie ist. Davon haben
wir in der Gesundheitspolitik ohnehin schon zu viel. Ich brauche keine Studie, die sagt, dass wir
alles beibehalten und nur mehr Geld eintreiben sollen. Das ist nicht mein Zugang.
Das Sozialversicherungssystem ist mit einem Volumen von 60 Mrd. Euro eine der größten GeldMischmaschinen. Geht das nicht ungebremst gegen eine Wand?
Rabmer-Koller: Daher müssen wir an allen Schrauben drehen, um das Geld bestmöglich für die
Versorgung einzusetzen. Wir haben im Finanzausgleich die jährlichen Steigerungsraten
reduziert, bis 2021 von 3,6 auf 3,2 Prozent Steigerung maximal per anno. Das bedeutet, dass
wir in den Jahren 2016 bis 2021 in Summe 13,9 Mrd. Euro mehr für die Gesundheitsversorgung
der Menschen ausgeben werden. Und das muss bei den Patienten ankommen.
Das ist doch Kapitulation.
Rabmer-Koller: Wir müssen die Finanzierung aus einer Hand umsetzen. Die Zahl der Player
muss reduziert werden, wir müssen die Patienten von den Spitälern und den Ambulanzen zu
den niedergelassenen Einheiten lenken. Wir müssen Doppeluntersuchungen vermeiden, auf
Prävention setzen. Wir brauchen neue Versorgungsformen, längere Öffnungszeiten,
umfassendere Betreuung. In den nächsten Jahren werden 50 % der Ärzteschaft in Pension
gehen. Deshalb wollen wir die Primärversorgungseinheiten zusätzlich zum Hausarzt weiter
ausbauen. 2017 starten wir auch das Projekt Teweb. Es wird österreichweit eine
Telefonnummer geben, unter der eine Erstberatung angeboten wird. Und dann werden sie zum
nächsten Arzt, zur Primärversorungseinheit oder zum Krankenhaus geleitet.
Gegen diese neuen Zentren läuft die Ärztekammer Sturm.
Rabmer-Koller: Die Kammer ist schon im Vorwahlmodus, denn im März wird gewählt. Ich
versuche trotzdem, eine gute Gesprächsbasis aufrechtzuerhalten. Die Lebenswelten der
Patienten haben sich geändert und auch die der Ärzte — da können wir nur gemeinsam aktiv
werden. Zum Beispiel die Honorarordnung. Wenn die Ärzte länger erreichbar sein sollen, muss
ich das durch Pauschalen abgelten. Ich bin für Infrastrukturpauschalen, Fallpauschalen und
eine Leistungskomponente. Wenn ein Arzt es schafft, bei 20 Prozent seiner Diabetespatienten
den Zuckerwert zu reduzieren, soll er dafür einen Bonus erhalten.
Warum nennen Sie ausgerechnet Diabetes?
Rabmer-Koller : Weil das die größte Zeitbombe ist. 600.000 Österreicher leiden an dieser
Erkrankung. Daher müssen wir handeln, bevor es zu spät ist. Das ist eine gesamtpolitische
Aufgabe, Zucker, Bluthochdruck, Rückenleiden sind Zivilisationskrankheiten. Zu ihrer
Vermeidung müssen alle mitwirken, vom Kindergarten bis zur Stadtplanung.
Wie stark belasten die Krankenstände das System?
Rabmer-Koller: Die Aufwendungen für Krankengeldfortzahlung steigen — auf 632 Mio. Euro
2015. Besonders stark steigen die Kurzkrankenstände. Daher mehr Prävention. Wir dürfen auch
nicht die Augen vor möglichem Missbrauch verschließen. Das ist kein Kavaliersdelikt.
Das Kassensystem ist hochgradig ungerecht. Kleine Kassen mit höherem Steuerzuschuss
gewähren
oftmals
den
Versicherten
bessere
Leistungen. Sogar
unter
den
Gebietskrankenkassen gibt es große Unterschiede.
Rabmer-Koller: Richtig. Kein Versicherter versteht, warum das so ist. Daher habe ich auch das
große Thema Leistungsharmonisierung auf meiner Agenda.
Das Interview führten die Chefredakteure der Bundesländer-Tageszeitungen, für die TT Alois
Vahrner.
2016-11-17 12:58 Tiroler Tageszeitung www.tt.com
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Created at 2016-11-18 12:02