Schattenblick Druckausgabe

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MA-Verlag
UMWELT / REDAKTION
Wärmespeicher Arktis Meereis am Minimum
Der arktische Ozean ist so warm,
daß sich das Meereis in diesem
Jahr nur sehr verzögert ent­
wickelt
(SB) ­ Der Trend der sommerlichen
Meereisausdehnung in der Arktis
ist der bekannteste Vergleichsmaßstab, anhand dessen die Temperaturentwicklung kenntlich gemacht
wird. Seit Beginn der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen wurde nur 2012 ein noch geringeres
Minimum als in diesem Jahr registriert. Es gibt aber noch weitere
Kriterien zur Verdeutlichung des
Klimawandels. Beispielsweise die
maximale Ausdehnung, die das
Meereis im Winter erreicht, oder
die Geschwindigkeit, mit der Vorgänge wie Auftauen im Frühling ...
(Seite 11)
KINDERBLICK
Himmelsleiter Wissenschaft ein Weg mit Kompromissen ...
Elektroautos `tanken' Strom ­
aus den Kohlekraftwerken?
(SB) ­ Stefan und Ben dachten an
ihre umfangreichen Nachforschungen über die verschiedenen
erneuerbaren Energiequellen und
sahen dabei etwas enttäuscht aus.
Die Erkenntnis, die sie im Verlauf
ihrer Untersuchungen gewonnen
hatten, dass überhaupt keine Energie erzeugt werden kann ... (S. 14)
Elektronische Zeitung Schattenblick
Donnerstag, 17. November 2016
21. Linke Literaturmesse - Aktionskunst kollektiv ...
Bernd Langer im Gespräch
Antifaschismus ­ eine Geschichte mit Zukunft
Interview am 6. November 2016 in Nürnberg
In
Zeiten, in denen die radikale
Rechte aufdie Straßen und in die
Parlamente drängt, in denen die
etablierte Politik das gesamte
politische Feld in eine nationalchauvinistische und staatsautoritäre Richtung manövriert, in denen die Abgehängten, Enttäuschten und Empörten rechtspopulistischen Volkstribunen in
ganz Europa nachlaufen, wäre
kampfstarker antifaschistischer
Widerstand allemal geboten.
Doch schon der Begriff des Antifaschismus bereitet heute Probleme, ist er doch längst nicht
mehr mit Antikapitalismus und
Kommunismus gleichzusetzen.
Ohnehin stellt sich die Frage,
was eine Linke Menschen anzubieten hat, die ihr Heil im starken Staat und neuen Führern suchen, wenn sie auf den Spuren
einer Sozialdemokratie wandelt,
die den nationalen Wettbewerbsstaat ebenso favorisiert wie das
Ausüben
administrativen
Druckes auf die Empfänger von
Sozialleistungen, die die neoliberale Marktlogik ebenso geschluckt hat wie die unsolidarischen Auswirkungen nationaler
Standortkonkurrenz.
(SB) 16. November 2016I ­
Hier lohnt der Blick auf die Geschichte der Autonomen Antifa in
der BRD, handelte es sich doch
um ein gut organisiertes Projekt
militanter Aktivistinnen und Aktivisten, die Neonazis und rechtsradikale Gruppen schon vor 30
Jahren wirksam bekämpften. Zu
ihren langjährigen Aktivisten
zählt der Künstler Bernd Langer,
der auf der Linken Literaturmesse sein im Sommer des Jahres
veröffentlichtes Werk Kunst und
Kampf vorstellte. Der Buchtitel
knüpft an die kollektive AgitpropInitiative KuK an, die die äußere
Signatur und Symbolik der autonomen Antifa in den 80er- und
90er-Jahren maßgeblich prägte.
Mit dieser von eigenen Erlebnissen geprägten Schilderung des
antifaschistischen Kampfes in der
BRD und ihrer ästhetisch-künstlerischen Erscheinungsformen
wirft Langer einen detaillierten
Blick zurück, jedoch nicht in historisierender, sondern weiterhin
angreifender und nach vorne gewandter Absicht.
In seinem Vortrag ging er zudem
auf die Ära des antifaschistischen
Kampfes in der Weimarer Republik und im NS-Staat ein, um
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Kontinuitäten und Brüche aufzuzeigen, die die antifaschistische
Bewegung bis heute bestimmen.
Wirkt das dabei mit historischem
und künstlerischem Bildmaterial
illustrierte Szenario auf das Publikum mitunter wie ein Ausflug in
eine andere Zeit, so ist daran zu
ermessen, wie tiefgreifend sich
die Folgen des epochalen Formationswechsels 1990, der globalen
Ausbreitung der kapitalistischen
Eigentumsordnung und der
marktwirtschaftlichen Durchdringung aller Lebensverhältnisse auf
das Interesse der Menschen, ihrem Dasein etwas anderes abzugewinnen als einer in Lohnarbeit
und Konsum eingeschlossenen
Existenz, auswirken.
Bernd Langer
Foto: © 2016 by Schattenblick
Kulturbegriff haben, den wir damit ganz bewußt herausarbeiten
und nach vorne stellen wollten.
nicht übereinstimmt. So gesehen
Bernd Langer, der mit mehreren steht Kunst und Kampf eigentlich SB: Früher hätte man vielleicht
Veröffentlichungen zur Entste- für Kunst und Politik.
gesagt, daß das Ästhetische am
hung einer allgemein verfügbaren
Kampf eher Beiwerk oder nur äuChronologie linksradikalen Wi- SB: Siehst du heute im europäi- ßere Gestalt ist. Hast du den Einderstandes in der BRD beigetra- schen Kontext noch Beispiele für druck, daß das Ästhetische heute
gen hat, befindet sich zur Zeit auf bildende Kunst, die deiner Ab- eine größere Bedeutung hat, weil
Vortragsreise [1]. In Nürnberg be- sicht entsprechen?
vom politischen Kampf nicht
antwortete er dem Schattenblick
mehr so viel übrig ist?
einige Fragen zu seiner politi- BL: Leider ist davon nur sehr weschen und künstlerischen Arbeit. nig zu finden. In der Musik gibt BL: Die politische Auseinanderes unendlich viele subkulturelle setzung hat heute andere Formen
Variationen, aber ein Politikbe- angenommen. Die großen MasSchattenblick (SB): In deinem au- griff, der sich auf den Widerstand sendemonstrationen der 80er Jahtobiografisch inspirierten Werk bezieht bzw. aus dem Widerstand re, wenn ich an Brokdorf denke,
Kunst und Kampf berichtest du kommt, ist selten. Ich würde nicht hatten natürlich ganz andere Diüber 40 Jahre antifaschistische sagen, daß es das gar nicht gibt. mensionen. Das war eine ganz anAktionen in der Bundesrepublik Was meinen Orbit angeht, gibt es dere gesellschaftliche Situation
und dokumentierst den künstleri- im Baskenland ein paar Leute, die als heute. Heute sind viele Dinge,
schen Ausdruck, den dieser Wi- dort eine Zeitung herausbringen, die in den 80er Jahren noch Illusiderstand angenommen hat. hier und da gibt es sicherlich noch on waren, schon Realität. Der
Kannst du den Zusammenhang viele andere, die ich jetzt nicht Ausstieg aus dem Atomprogramm
beider Begriffe kurz erläutern? kenne, aber wenn ich die Bundes- zum Beispiel ist ein großes Therepublik betrachte, würde ich sa- ma, es gäbe auch noch andere zu
Bernd Langer (BL): In den 80er gen, ist es nicht weit verbreitet. nennen. Dieser Widerstand hat
Jahren wurde eine Initiative mit Der Begriff Kunst und Kampf sich ziemlich aufgesplittert. Eine
dem Namen Kunst und Kampf war jetzt eine spezielle Form, um Fraktion ist in die Grünen gegangestartet. Kampf ist hier als Poli- deutlich zu machen, daß wir un- gen und hat dort durchaus ihre
tik zu verstehen, aus dem Verhält- sere Ästhetik aus dem Widerstand Wurzeln. Heute gibt es die Linksnis heraus, daß man mit den ge- entwickeln und für unseren poli- partei, autonome Zentren und dies
sellschaftlichen Bedingungen tischen Kampf eben auch einen und das und jenes.
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Do, 17. November 2016
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Damit hat sich auch die Konfrontation mit dem System verändert.
Militante Auseinandersetzungen
sind in dieser Form gar nicht
mehr möglich, weil der Überwachungsfaktor gigantisch ist und
sich zur Zeit auch gar nicht mehr
so viele Leute für so etwas organisieren lassen. Trotz alledem gibt
es immer noch die Notwendigkeit
der gesellschaftlichen Veränderung. Der zentrale Satz für mich
lautet nach wie vor: Keine Macht
für niemand. Das ist natürlich ein
Ideal, das man so nicht umsetzen
kann, aber ihm zu folgen lohnt
sich immer. Es geht darum, die
Entwicklung zumindest in die
Richtung voranzutreiben, daß
man die eigene Person und die
Autoritäten hinterfragt. Und das
ist, wie ich finde, auch noch in
dem impliziert, was ich als Widerstand begreife und als philosophisches Argument plaziere. Dies
drückt sich auch in Widerstandsaktionen aus.
Allerdings kann eine Widerstandsaktion keine Kunst sein.
Diese Überbewertung von Kunst
halte ich für falsch. Es geht immer
darum, daß der Widerstand eine
eigene Ästhetik entwickelt. Das
geht mit dem Streben nach einer
anderen Gesellschaft einher, die
damit logischerweise im Moment
des Widerstandes auch enthalten
ist. Es kommt darauf an, das herauszuarbeiten, auch wenn der Widerstand heutzutage andere Formen angenommen hat. Der Straßenkampf ist jetzt keine explizite
Form, es geht ja nicht darum, Gewalt zu propagieren. Das wäre ein
Mißverständnis. Was ist eigentlich der Hintergrund, was geschieht dabei, was drückt er aus?
Darum geht es. Und das ist auch
heute in all den Formen enthalten,
in denen sich die gesellschaftliche
Do, 17. November 2016
Entwicklung materialisiert. Ob
viele oder wenige Leute dabei
sind, ist im Grunde genommen
nicht so wichtig.
SB: Zu einer widerständigen
Kunst fällt mir der Begriff der
Subversion ein, das hintergründige Ansprechen von Widersprüchen wie etwa bei der Verfremdung von Werbeplakaten. Geht
dein Widerstandsbegriff darüber
hinaus?
BL: In gewisser Weise schon. Das
Subversive ist natürlich auch darin enthalten. Ich hatte ja im Vortrag den falschen 100-MarkSchein gezeigt. Man druckt das
Geld selber, versieht es mit irgendwelchen Sprüchen und wirft
es unters Volk. Aber mein Verständnis geht schon insofern darüber hinaus, daß es nicht nur eine
Infragestellung sein soll. Ein konkreter Angriff ist eigentlich am
besten. So habe ich das Plakat Alle werden fallen als Beispiel genommen, weil darauf eine Tat abgebildet wird, die tatsächlich
stattgefunden hat. Sie wird als ästhetisches Moment festgehalten,
es geht also ineinander über. Mir
geht es darum, eher in eine solche
Richtung zu denken. Subversion
würde ich jetzt gar nicht infragestellen oder runtermachen, aber
ich finde, es muß auch darüber
hinausgehen. Der konkrete Angriff ist mir schon wichtig.
SB: Bei deinem Vortrag hatte ich
mitunter den Eindruck, als habe
all das in einem anderen Universum stattgefunden, obwohl es
noch nicht so lange her ist. Was
bei einigen Erinnerungen wachruft, ist anderen ganz neu. Wie
geht es dir dabei, wenn du aus
deiner eigenen erlebten Geschichte in einer anderen Zeit erzählst?
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BL: Das ist der Zahn der Zeit.
Heutige Generationen verstehen
das teilweise gar nicht mehr. Sie
sind eben nicht mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der Leute,
die älter als 30 sind, noch unter
Nazis gelebt oder eine Rolle im
NS-Staat gespielt haben und
dementsprechend gepolt sind.
Oder die zumindest den Krieg erlebt haben, was viele nicht ohne
weiteres emotional nachvollziehen können. Damals gab es den
Bundeskanzlerkandidaten Franz
Josef Strauß und einen Alfred
Dregger in der CDU, das war ja
ein allgemeines politisches Klima. Ich glaube, Dregger hat einmal gesagt, er wüßte nicht, was
ein Willy Brandt am Ende des
Krieges gemacht habe, aber er
hätte mit der Waffe in der Hand
eine schlesische Stadt verteidigt.
Das kann man sich heute gar nicht
mehr vorstellen.
SB: Der Antifaschismus hat zwar
eine klare Tradition, wird aber
heute nicht mehr selbstverständlich in einen antikapitalistischen
Zusammenhang gebracht. Von
daher sind dann auch breite
Bündnisse bis zur SPD möglich.
Gibt es deiner Ansicht nach vielleicht künstlerischen Bedarf, um
mehr Bewußtsein dafür zu schaffen, worum es beim Antifaschismus überhaupt geht?
BL: Ja natürlich besteht dazu eine künstlerische Notwendigkeit.
Ich würde sagen, diese ganze Politisierungswelle, auch wenn das
vielleicht nicht jedem so bewußt
war, ging in den 80er Jahre davon
aus, daß immer noch diese alten
überkommenen Geschichten in
den Köpfen herumgeisterten. Die
Aufarbeitung der NS-Vergangenheit war das Kernthema der bundesrepublikanischen GesellSeite 3
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schaft. In der Zeit des Kalten
Krieges wurden Kommunismus
und Antifaschismus noch als Einheit begriffen. Erst mit den 60er
Jahren ist das langsam aufgebrochen. Nach 1990 hieß es auf einmal, Deutschland wäre wie
Frankreich, die Niederlande oder
andere von den Nazis besetzte
Länder befreit worden. Der Begriff wurde einfach mit der Befreiung anderer Länder fusioniert.
Weil das nicht hinterfragt wurde,
haben wir heute einen staatstragenden Antifaschismusbegriff.
Der Kampf gegen Neonazis ist
wichtig, aber man kann Faschismus nicht auf Neonazis reduzieren. Man muß alle anderen Entwicklungen - Abbau der Demokratie, Aufbau des Polizeistaates
- mit berücksichtigen.
auch nicht die Freiheit, die mit
den US-Streitkräften kam. Auf alle Fälle aber war es eine Befreiung vom Faschismus, wenn man
es so sehen will.
Nach dem Krieg hatten die USAmerikaner den Kriegsteilnehmern eine Medaille verliehen, auf
der die Brücke von Remagen abgebildet war. Darauf war Army of
Occupation eingraviert. Die hatten diesen bombastischen Begriff
gar nicht in ihrem Repertoire. Ich
finde schon, daß man das hinterfragen sollte, denn den Befreiungsbegriff der DDR kann ich
nicht zu meinem eigenen machen.
Ich habe mich in der BRD nicht
als jemand gefühlt, der in einer
Form von Freiheit lebt, weil ich
mich nie mit den gesellschaftlichen Bedingungen arrangieren
SB: Dann wäre der 8. Mai für konnte.
dich nicht der Tag der Befreiung?
Auch daß der Antifaschismus den
BL: Ich würde das neutraler und Kapitalismus generell kritisiert,
sachlicher ausdrücken und nicht steht dem entgegen. Von daher
ohne weiteres auf Deutschland finde ich, daß dieser alles überhöanwenden. Für mich ist der 8. Mai hende Begriff nicht das faßt, was
praktisch der Tag der Zerschla- passiert ist. Rein faktisch handelgung des NS-Faschismus und des te es sich eben um die ZerschlaDeutschen Reiches. Da muß man gung des Nationalsozialismus
etwas weiter ausholen, denn der und des Deutschen Reiches, und
nach 1990 offiziell verwendete dabei will ich es belassen, ich
Befreiungsbegriff vermischt et- brauche diese Begrifflichkeit
was miteinander. Die Konzentra- nicht. Ich habe dieses Buch nicht
tionslager, Frankreich und andere ohne Grund herausgebracht. Es
Länder, die von Deutschen be- ist ja keine Selbstbeweihräuchesetzt gewesen sind, wurden zwei- rungsgeschichte, sondern soll die
fellos befreit. Die Rote Armee Sinne genau in diese Richtung
wiederum propagierte, wir befrei- schärfen und ein paar Beispiele
en Deutschland nicht nur vom Fa- geben, so daß in der noch vorhanschismus, sondern überhaupt vom denen Struktur der Antifa-Szene
Kapitalismus, wir bringen prak- daran angeknüpft werden kann.
tisch die Freiheit. Das war der Begriff, der auch in der DDR ver- SB: Man könnte vielleicht sagen,
wendet wurde. Ich bin nicht der es wäre im Grunde genommen eiAuffassung, daß das, was die So- ne bescheidene Befreiung, wenn
wjetarmee gebracht hat, unbe- das alles wäre, was dabei herausdingt die Befreiung war. Es war gekommen ist.
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BL: Dann wäre ja jetzt Freiheit,
dann wäre jetzt Keine Macht für
niemand.
SB: Auf einem der Transparente,
die auf den Illustrationen deines
Vortrages zu sehen waren, stand
der Begriff "Kollektivität", der ja
heute weitgehend verschwunden
ist. Du hast auch erwähnt, daß es
in deiner politischen Arbeit bis
1999 so etwas wie kollektive Zusammenhänge gab, aber danach
nicht mehr. Wie erklärst du es dir,
daß der Wunsch des Zusammenkämpfens heute vielleicht nicht
mehr so stark ist wie damals?
BL: Weil die Leute heute oft auf
ökonomische Strukturen ausgerichtet sind und sich vor allen
Dingen persönlich profilieren
wollen. Ihnen geht es nicht um ein
anonymes Kollektiv, vielmehr
soll das Individuum in den Vordergrund geschoben werden. Das
heißt, es gehört herauszustreichen, was man persönlich gemacht hat, damit man es sich auf
die eigene Agenda schreiben und
für die weitere Karrierelaufbahn
nutzen kann. Das ist heutzutage
auf alle Fälle üblich geworden.
Ich selbst empfinde das als ein
konservatives Moment. Noch in
den 80ern und Anfang der 90er
Jahre gab es diese Kollektivität
und Selbstbestimmung. Die vielen Druckkollektive und kollektiven Lebenszusammenhänge waren schon vorher entstanden. Das
war einfach eine andere Herangehensweise. Heute gilt eher, daß
sich das Individuum irgendwie
durchsetzen muß.
SB: Hattest du den Eindruck, daß
diese individuellen Profilierungsinteressen in den Zusammenhängen, in denen du damals aktiv
warst, nicht so dominant waren?
Do, 17. November 2016
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BL: Sie waren zwar vorhanden,
haben sich aber anders dargestellt. Nach außen hin war es ein
Kollektiv, aber im Kollektiv muß
ja einer den Hut aufhaben, wie
man so schön sagt. Was Machtspielchen betrifft, wäre ich ganz
vorsichtig, es gab ja so Begriffe
dafür wie "Zirkelpapst" und so
weiter. Wenn man sich in VVs
und auf Gremien getroffen hat,
mußten sich immer irgendwelche
Leute nach vorne stellen. Nach
außen war es ein Kollektiv, aber
innen war die Struktur eben auch
anders. Doch der Anspruch war
auf alle Fälle kollektiv, und es
wurde darauf geachtet, daß das
Kollektive im Auftreten rüberkam. Es war nicht der Führer und
die Geführten oder so etwas.
SB: Du hast in deiner Kunst viele historische Themen verarbeitet,
an die heute kaum jemand mehr
denkt. So hat für dich zum Beispiel der Faschismus mit dem Tag
von Potsdam und dem Reichstagsbrand begonnen. Meinst du,
daß diese Art von Geschichtsaufklärung weiterhin notwendig ist?
BL: Ja, die ist absolut notwendig,
weil so viele Themen einfach
wegbrechen bzw. noch mit neuen
oder sogar alten Mythen belegt
sind. Wenn ich zum Beispiel über
den Hamburger Aufstand spreche,
liefere ich nicht einfach eine Propagandageschichte ab, sondern es
geht schon um die Hinterfragung
dessen, was war. Was sind die wesentlichen Punkte und auch die
Widersprüche dieses Aufstandes
gewesen? Die Vergangenheit zu
hinterfragen und mit dem Heute
in Zusammenhang zu setzen ist
ein permanenter Prozeß.
SB: In der Kunst selbst gibt es
auch Traditionen und FormwechDo, 17. November 2016
sel, es gibt Brüche wie in der ästhetischen Moderne, die teilweise
sehr abstrakt ist. Wie sind deine
Neigungen gelagert, was inspiriert dich in der Kunst?
kann. Es gibt einfach keine Berührungspunkte.
SB: Würdest du der bürgerlichen
Kunst, wenn man sie so nennen
will, ein emanzipatorisches AnBL: Das kann ich gar nicht so in liegen absprechen?
einen Stil fassen. Für mich spielt
die Form, ob es jetzt abstrakt oder BL: Nein, nicht unbedingt. Ich
eine realistische Darstellung ist, würde allerdings sagen, es gibt
eigentlich gar keine so große Rol- einen Kunstmarkt, aber Kunst ist
le. Mir geht es mehr darum, was nicht Markt. Es gibt viele gute
für eine Emotion, was für ein Leute, die gute Ideen haben, und
Ausdruck damit transportierbar auch viele Künstler, die durchaus
ist. Der Stil ist im Grunde genom- Dinge voranbringen, die aus ganz
men zweitrangig. Natürlich kom- anderen Ansätzen kommen. Desmen gewisse Stile in gewissen halb würde ich mich nicht aufZeiten auf, die damit auch eine schwingen und sagen: Ich weiß es
Begründung in sich tragen, was und ich bin der einzige - nein, so
mit Technologie, mit Ideologie ist das nicht.
und solchen Dingen zu tun hat.
Aber für mich persönlich steht SB: Du bist am Schluß des Voreher der Prozeß und das, was sich trages darauf zu sprechen gekomdamit auslösen läßt, im Mittel- men, daß das nächste Jahr, bei
punkt. Der Stil ist dabei relativ - dem alle Welt vom Luther-Jahr
vielleicht nicht egal, aber jeden- spricht, eigentlich Thomas Münfalls nicht das bestimmende Mo- zer-Jahr heißen müßte.
ment, an dem ich mich orientiere.
BL: Von einer Glorifizierung LuSB: Versuchst du auch mit deinen thers kann man nicht unbedingt
Werken in den Kunstbetrieb hin- sprechen, es ist schon geschickter
einzukommen? Könntest du dir gemacht, aber ich würde sagen,
vorstellen, daß es etwa auf der dem muß man aus linker oder
Documenta so etwas wie Interes- linksradikaler Sicht auf jeden Fall
se an einer antifaschistischen etwas entgegensetzen. Der große
Reformator Luther war, wie öfKunst gibt?
fentlich diskutiert wird, gegen JuBL: Wenn ich Ausstellungen ma- den. Antisemitismus läßt sich bei
che, dann in irgendwelchen auto- Luther ganz deutlich finden. Die
nomen Zentren wie dem Tacheles, Nazis haben Luther als Ikone geeinem Freiraum in Berlin, kurz nommen. Es gab die Bewegung
bevor es zugemacht hat. Mit dem der Deutschen Christen in der
etablierten Kunstbetrieb habe ich evangelischen Kirche, die eine
eigentlich nichts zu tun. Ich glau- ganz starke Wirkung hatte. Auf
be auch nicht, daß sich das groß den Koppelschlössern der deutändert. Wenn ich irgendwo eine schen Armee stand im Ersten und
Ausstellungsmöglichkeit hätte Zweiten Weltkrieg "Gott mit
und meine Inhalte präsentieren uns", also auch unter dem Fakönnte, würde ich das nicht für schismus, wobei noch einmal der
völlig abseitig erklären, auch Handschlag von Hitler und Hinwenn ich mir das nicht vorstellen denburg genannt werden muß.
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Faschismus ist mehr als das, was BL: Was soll man dazu sagen, es
die Nazis verkörperten.
ist Staatspropaganda der übelsten
Form.
Münzer ist jetzt eine Figur, über
die man auch einiges sagen kann. SB: Findest du es nicht erstaunEr stand in Opposition zu Luther, lich, daß eine Aussage wie Wir.
weil er sich nicht von den Bauern Dienen. Deutschland. - nur unterdistanziert hat, die natürlich auch brochen durch drei Punkte, mit
gottgläubige Menschen waren. denen man wohl eine gewisse DiIch will jetzt nicht in eine Theo- stanz zu Äquivalenten in der NSlogiedebatte verfallen, aber auf Zeit herstellen will - heute zu eialle Fälle verbindet sich mit Mün- nem Leitspruch einer angeblich
zer und dem Bauernkrieg ein ge- demokratischen Parlamentsarmee
sellschaftlicher Aufbruch, der werden kann?
trotz aller Widersprüche mit einer
linken Geschichtsauffassung viel BL: Das ist wie mit dem Begriff
zu tun hat, was in der bürgerli- der Befreiung, wenn man den
chen Fassung überhaupt keine nicht hinterfragt. Als ich noch in
Rolle spielt oder weitgehend ne- dem Alter war, wo man zur Bungiert wird. Und deswegen sollte deswehr gemußt hätte, war ich
man dem etwas entgegensetzen, einmal in der Rommel-Kaserne in
etwa in Form von Veranstaltun- Osterode zu Gast. Damals war es
gen oder einem Besuch des Bau- üblich, daß Einheiten der Bundeserkriegspanoramas in Franken- wehr eine Pateneinheit in der
hausen. Es wurde von dem Auto- Wehrmacht hatten. In der Kantididakten Werner Tübke gemalt ne wurden Wehrmachtssoldaten
und ist das größte freihängende aus der Nazizeit an den Wänden
Gemälde der Welt. So etwas wer- präsentiert, das war ganz normade ich auf alle Fälle organisieren, le Traditionspflege. Heutzutage
um das Thema zumindest für den sagt die Bundeswehr, wir haben
Kreis der Interessierten lebendig keine Tradition mehr, ab 56 fängt
zu gestalten.
unsere Geschichte an. Davor gibt
es keine Geschichte, und wir beSB: Was sagst du als Künstler zu freien uns dadurch, daß wir sagen,
einer Ästhetik der Herrschenden, damit haben wir gar nichts zu tun.
wie sie sich etwa im Bereich der In dieser Geschichtsauffassung
Bundeswehr mit Logo Wir.Die- macht man einfach etwas Neues
nen.Deutschland. abbildet?
und baut darauf seine Propagan-
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da auf. Und dann kann man natürlich auch jeden Spruch umbiegen,
wie man ihn haben möchte. So
einfach ist es natürlich nicht, aber
es wird einfach gemacht. Wie ich
vorhin beim Vortrag sagte, wird
heute von einer europäischen Geschichte gesprochen. Ich würde
sagen, bis vor wenigen Jahren war
es noch die Geschichte verschiedener Staaten in Europa. Es wird
einfach umgedreht, benutzt und
dann eine neue Propaganda
draufgesetzt.
SB: Bernd, vielen Dank für das
Gespräch.
Anmerkung:
[1] http://kunst-und-kampf.de/
WordPress_02/veranstaltungen/
Berichte und Interviews zur
21. Linken Literaturmesse in
Nürnberg im Schattenblick unter
www.schattenblick.de → INFO­
POOL → DIE BRILLE → REPORT:
BERICHT/059: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (1) (SB)
BERICHT/060: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (2) (SB)
INTERVIEW/077: 21. Linke Literaturmesse - Debattenknigge ... Walter
Bauer im Gespräch (SB)
Buchtitel von Bernd Langer
Fotos: 2016 by Schattenblick
Do, 17. November 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Bolivien
Trotz Protesten sitzt Morales fest im Sattel
von Thomas Guthmann
Trotz Protesten (hier: Bergarbei­
ter in La Paz 2009) geht es vielen
Bolivianer*innen besser als zu­
vor. Präsident Morales kann da­
her auf hohe Zustimmung zählen.
Foto: Flickr/Szymon Kochański
(CC BY­NC­ND 2.0)
[https://creativecommons.org/li­
censes/by­nc­nd/2.0/]
(El Alto, 31. Oktober 2016,
npl/lateinamerika nachrichten) -
Ende Oktober reiste Boliviens
Präsident nach Venezuela. Morales wollte seinen Amtskollegen
Nicolas Maduro moralisch und
rhetorisch unterstützen. Dieser
sieht sich momentan mit einer
starken Opposition im Parlament
konfrontiert, die das Abwahlverfahren gegen den Präsidenten forciert. Morales sparte nicht mit
markigen Worten und nannte die
Do, 17. November 2016
ginn der Regierungszeit von Morales. Vielmehr ist die Zuneigung
der Bevölkerung zu ihrem Präsidenten deutlich abgekühlt. Das
gilt überdurchschnittlich für jenen
Teil, die zu Beginn der Amtszeit
des ersten indigenen Präsidenten
zu seinen größten Unterstützer*innen gehörte. Gleichzeitig
sind der Präsident und seine Partei, die MAS, gegenüber Kritik
und Protesten spürbar dünnhäutiger geworden. Bei Protesten oder
Streiks ist immer häufiger die Rede, dass die USA, das Imperium,
die Finger im Spiel hat, und der
revolutionären Regierung in BoInitiative des Parlaments einen livien schaden will.
"Staatsstreich, eine offene Konspiration der USA gegen die bolivarianische Revolution in Vene- Die anderen sind schuld
zuela". Während in Venezuela die
Opposition am Drücker ist und Dieses Jahr gab es eine ganze
die chavistische Bewegung sich Reihe von sozialen und politimit allen Mitteln gegen die Ab- schen Mobilisierungen, die von
wahl ihres Präsidenten stemmen Akteuren der Regierung als
muss, sitzt Evo Morales in Boli- Rechts deklariert wurden. Zuvien derzeit fest im Sattel. In Um- nächst waren es die Proteste von
fragen erreicht der Präsident Menschen mit Behinderung, die
selbst in der einstmals separatisti- eine Rente der Würde forderten.
schen Hochburg Santa Cruz Zu- Dann demonstrierten Arbeistimmungswerte von über 50 Pro- ter*innen von Enatex, einer staatzent, die Opposition ist zersplit- lichen Textilfirma, die von der
tert und uneins.
Regierung im Juni auf die Straße
gesetzt wurden. Im August kam
Dennoch hat sich das gesell- es mit der Auseinandersetzung
schaftliche Klima in der Andenre- zwischen kooperativistischen Mipublik verändert. In der Zustim- nenarbeiter*innen und der Regiemung zur Regierung ist keine Eu- rung zum vorläufigen Höhepunkt
phorie mehr zu spüren, wie zu Be- diesen Jahres. Bei den Protesten
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starben fünf Minenarbeiter und der in Kooperativen organisierten
der Staatssekretär des Innenmini- Minenarbeiter*innen waren nicht
überraschend. Wollte doch die
steriums Rudolfo Illianes.
Regierung deren HandlungsspielIm Kern ging es in jeder Mobili- räume in einem neuen Gesetz einsierung darum, gegenüber der Re- schränken. Raúl Prada, einst
gierung eigene Interessen durch- selbst Teil der Regierung Morales
zusetzen. Während die Menschen und heute ein linker Kritiker, bemit Behinderung eine finanzielle nennt die Ursachen des Konflikts
staatliche Unterstützung forder- in der Auseinandersetzung zwiten, um ihre soziale Situation zu schen einstmals Verbündeten im
verbessern, forderten die entlas- Streit um die mineralischen Ressenen Enatex-Mitarbeiter*innen, sourcen. "Der Staat muss sich gedie abrupte Schließung der Textil- gen die Kooperativisten als Partfabriken rückgängig zu machen. ner der transnationalen UnternehDer Verband der in Kooperativen men durchsetzen", schreibt der
organisierten Minenarbeiter*in- ehemalige Staatssekretär, im
nen forderte dagegen, dass sich Konflikt im August ging es dardie Regierung aus ihren Geschäf- um, "zu zeigen, dass der Staat die
ten mit multinationalen Konzer- einzige Instanz ist, die mit den
nen raushalte und lehnten die transnationalen Unternehmen GeMöglichkeit von gewerkschaftli- schäfte macht".
cher Organisierung innerhalb ihMit der Tendenz der Monopolirer Unternehmungen ab.
sierung des Staates und der BeDie Konflikte, die alle nicht im kämpfung jeglicher Kritik am
als
Dialog gelöst werden konnten, Modernisierungsmodell
haben dazu geführt, dass sich ein "rechts" oder durch die "USA geweiterer Teil der Basis von der steuert" verfolgt die Regierung
Regierung entfernt hat. Die Re- Morales eine Strategie, die Macht
gierung sieht in den Protesten ei- zu zentralisieren. Die Idee, den
ne Form der Intervention der Ver- Staat zu dezentralisieren, bzw. zieinigten Staaten. Bereits zu Be- vilgesellschaftliche Akteure in
ginn dieses Jahres gab Milton politische Entscheidungsprozesse
Barón, Senator der MAS gegen- einzubeziehen und die Gesellüber dem Sender Telesur, an, dass schaft zu einem kommunitären
ein Plan der Intervention existie- Gemeinwesen umzubauen scheint
re. Es gebe "ein Dokument, das in die Regierung weitgehend aufgeden USA ausgearbeitet wurde, um ben zu haben.
den Prozess des Wandels in Bolivien auszubremsen". Dabei sind
viele Probleme, mit denen die Re- Zentralisierte Macht statt
gierung konfrontiert ist, hausge- Partizipation
macht.
In der zweiten Amtszeit des Präsidenten herrschte noch die Idee
einer partizipativen Regierung,
Probleme sind hausgemacht
die die sozialen Bewegungen in
So wurden die Enatext-Mitarbei- Entscheidungsprozesse mit einter*innen ziemlich abrupt auf die beziehen sollte. Indigene OrganiStraße gesetzt. Auch die Proteste sationen, Campesino-GewerkSeite 8
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schaften und Nachbarschaftsvereinigungen wurden als Basis der
Regierung verstanden. Dieses
Konzepte scheiterte 2011, als ein
Straßenprojekt, das durch den
Nationalpark TIPNIS führen sollte, den Bruch der Koalition der
Indígena- und Campesino-Organisationen herbeiführte. Die Regierung wollte auf Wunsch des
brasilianischen Erdölriesen Petrobras eine Überlandstraße bauen, die Cochabamba mit Beni
verbinden sollte. Die Straße war
durch den Nationalpark TIPNIS
geplant. Die dort ansässige indigene Bevölkerung der Mojeños,
Yuracarés und Tsimanes lehnten
das Infrastrukturprojekt ab und
pochte auf ihre in der neuen Verfassung verankerten Rechte auf
autonome Selbstbestimmung über
ihre Territorien. Die Cocaleros
dagegen befürworteten das Straßenprojekt.
Die Proteste für den Erhalt des
Nationalparks Tipnis 2011 führ­
ten zur Entfremdung zwischen
vielen indigenen Gruppen und der
Regierung.
Foto: flickr/Pablo Andrés Rivero
(CC BY­NC­ND 2.0)
[https://creativecommons.org/li­
censes/by­nc­nd/2.0/]
Do, 17. November 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
Nach heftigen Protesten der Indígenas legte die Regierung das
Straßenbauprojekt auf Eis. Ein
Teil der Indígena-Verbände entzog der Regierung ihre Unterstützung. Der Pacto de Unidad (der
Einheitspakt), in dem zahlreiche
Verbände von Campesinos und
Indígenas zusammengeschlossen
waren und der eine wichtige Voraussetzung für die erste Wahl von
Morales gewesen war, zerfiel.
Bereits vor den Auseinandersetzungen um Tipnis, 2010, zeichnete sich ab, dass ein Teil der MAS
einem zentralistischen Regierungsmodell, dessen wirtschaftliche Basis die Ausbeutung der
Rohstoffe ist und das politisch auf
einem starken zentralen Staat basiert, den Vorzug geben würde.
"Die Verbände, die im Pacto de
Unidad zusammengeschlossen
waren, veröffentlichten damals
ein Dokument, in dem sie forderten, dass die Regierung wieder
auf den Weg des gesellschaftlichen Umbaus zurückkehren sollte", erklärt Raúl Prada.
Gleichzeitig sind in dieser Phase
eine größere Zahl von Bolivianer*innen Mitglied der MAS geworden, die in der Partei gute
Chancen auf eine politische Karriere sahen. Nicht wenige davon
waren vorher in der Opposition.
So traten nach der gescheiterten
Sezession von Santa Cruz eine
ganze Reihe von Funktionär*innen der cruzeñischen Jugend in
die MAS ein. Diese hatten kein
Interesse an einem Umbau der
Gesellschaft. Zur selben Zeit verließen linke Aktivisten*innen,
wie Raúl Prada oder Rafael Puente die Regierung. Damit war das
Projekt des gesellschaftlichen
Umbaus bereits nach der ersten
Amtszeit geschwächt.
Do, 17. November 2016
Ariadna Soto, Juristin und in der
ersten Wahlperiode im Justizministerium tätig, beschreibt die gegenwärtige Situation so: "die Politik des Wandels ist nur noch in
offiziellen Reden präsent. Viele
Elemente des Wandels werden
heute eher international diskutiert
und wahrgenommen, als im Land
selbst".
Der Staat alimentiert Beamte
und Regierungsmitglieder
Das gute Leben, Madre Tierra als
Rechtssubjekt, De-Patriarchalisierung und De-Kolonisierung.
Das alles ist im Diskurs präsent,
"aber es gibt keine reale Praxis
dazu", meint die Juristin. Die Architektur des Staates ist die Gleiche geblieben. Ein fundamentalen Umbau zu einem plurinationalen Staatswesen hat bisher
nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Unter Morales sind die klassischen Strukturen der postkolonialen Republik gestärkt worden.
War der Staat früher auf dem
Land kaum präsent, bekommen
heute die Gemeindeverwaltungen
in der Provinz Geld von der Zentralregierung. Diese Verteilung
stärkt aber nicht die ländliche
Entwicklung, meint Felix Gutierrez von einer Aymara Basisorganisation, sondern das Funktionärswesen. Das entspricht der
Architektur der Republik. Diese
hat in Bolivien nicht die Funktion, das Gemeinwesen zu stärken,
sondern der Staat ist vielmehr dazu da, die Beamten und die Mitglieder der Regierungspartei zu
alimentieren. Diese Funktion hat
sich bisher nicht wesentlich verändert. Die Situation auf dem
Land, nur ein zwei Autostunden
vom Regierungssitz La Paz entfernt, nennt Gutierrez heute drawww.schattenblick.de
matisch, "Eine Verminderung der
Armut ist hier nicht zu sehen",
meint Gutierrez, "Die Reduzierung der Armut, die es nach statistischen Angaben gibt und für die
Bolivien international gefeiert
wird, ist hier nicht zu spüren".
Trotz dieser Defizite ist es möglich, dass Evo Morales dennoch
bis 2025 regieren kann. Die Zentralisierung der Macht und die
wirtschaftlichen Einnahmen
durch das Erdgas, haben Bolivien
im vergangenen Jahrzehnt eine
nicht gekannte politische und
wirtschaftliche Stabilität gebracht. Viele Bolivianer*innen in
den Städten profitieren von dem
Wirtschaftswachstum. So hat sich
das Bruttosozialprodukt in der
Amtszeit von Morales verdreifacht. Daher könnte es gut sein,
dass genug Bolivianer*innen Evo
auch für eine weitere Amtszeit ihre Stimme geben würden.
Momentan arbeitet die Partei daher daran, das Ergebnis des Referendums vom Februar aufzuheben. Die Verbände der Coca-Bauern im Chapare haben im Mai eine Initiative gestartet die das Ergebnis vom Februar annullieren
soll. 1,2 Millionen Unterschriften
sollen gesammelt werden, dann
könnte ein erneutes Referendum
anberaumt werden. Sollte das
nicht gelingen, hätte die MAS
noch eine zweite, wenngleich weniger elegante Möglichkeit. Sie
könnte die Verfassung mit ihrer
Zweidrittel- Mehrheit in beiden
Kammern des Parlaments ändern.
Das hätte den Nachteil, dass man
sich offensichtlich über das Ergebnis vom Februar hinwegsetzen würde. Welchen Weg die
MAS wählt, will sie im Dezember ihrem Parteikongress entscheiden.
Seite 9
Elektronische Zeitung Schattenblick
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*
Quelle:
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
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Telefon: 030/789 913 61
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infopool/politik/ausland/
pala1642.html
SCHACH - SPHINX
An die Herren Skribifaxen
(SB) ­ Vorwürfe
an die Schachmeister seitens der Presse halten
sich in Maßen. Die grauen Eminenzen des Großhirns sind auf
schachlicher Ebene vor journalistischer Häme weitgehend sicher. Gelegentlich greift die ironische Feder die Physiognomie
an, aber weil dies beim denkenden Volk nicht viel Sinn macht schließlich zeugen verhärmte
Gesichter von angestrengter GeSeite 10
dankentätigkeit -, bleibt im wesentlichen nur noch das Erscheinungsbild als zu bearbeitende
Rohmasse für Spott und Krittelei übrig. Mokiert wird sich besonders gern über die das
schickliche Maß überschreitende Schwerfälligkeit der Kopfakrobaten. Schlacksige Gestalten mit ungekämmtem Haar
werden dann in den Gazetten karikiert oder Typen mit langem
Hals und wie zur Schaufel vorgeschobener Unterlippe, die, Zigaretten rauchend, an ästhetischer Feinheit soviel hergeben
wie ein Hund beim Wasserlassen. Wenn dann aber einer unter
ihnen auftritt, der es an modischer Eleganz nun gar nicht fehlen läßt, wird kurzum sein Verhalten an den Pranger gestellt.
Die Art, wie er beispielsweise
unablässig die Hände in den Hosentaschen hält, als fürchte er,
seine abgekauten Fingernägel
könnten infantile Regungen verraten. Ein anderes Mal wird das
Zucken seines linken Augenlids
zum nervösen Krankheitsbild
verklärt. Schlechte Kinderstube
entlarvt wohl auch das Knabbern
an den Bleistiften, mit denen das
Partieformular vollgekritzelt
wird, und überhaupt, wie viele
Male mußte die Schrift der
Großmeister ersatzweise herhalten, um dem verirrten Geschmack eines bestimmten Lesepublikums nach Absonderlichkeiten neue Nahrung zu geben.
Was hilft es da, daß renommierte Blätter mit sachlich kühlem
Unterton die Durchschnittlichkeit ihrer Galionsfiguren hervorheben. In jeder Beteuerung ver-
birgt sich schließlich ein wunder
Punkt, und da stechen angespitzte Federkiele halt am liebsten hinein. Man kommt nicht
umhin, sich zu fragen, ob solche
Skribifaxen womöglich selbst
unter einer neurotischen Unverträglichkeit leiden. Nun aber
zum heutigen Rätsel der Sphinx
und damit zu der Frage, wie es
Meister Becker als Anziehender
auch ohne grazile Handbewegung oder kokettes Lächeln fertigbrachte, seinem Kontrahenten
Jung die Dame abzuluchsen?
Also, Wanderer des guten Geschmacks, mit Gabeln soll man
Damen nur auf dem Brett behelligen!
Becker - Jung
Eberstadt 1948
Auflösung des letzten
Sphinx­Rätsels:
Leicht hätte Polugajewski mit
1.Tf4-h4! Tf6-g6+ 2.Kg3-h3
Tb4xh4+ 3.Kh3xh4 das Remis
behaupten können. Bedauerlich,
daß ein Meister seines Formats
dies bei einem so wichtigen
Wettkampf übersah.
http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/sph06021.html
Weitere Schach­Sphinx:
http://www.schattenblick.de/infopool/schach/ip_schach_
schach_schach­sphinx.shtml
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Do, 17. November 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
UMWELT / REDAKTION / KLIMA
Wärmespeicher Arktis - Meereis am Minimum
Der arktische Ozean ist so warm, daß sich das Meereis
in diesem Jahr nur sehr verzögert entwickelt
(SB) 16. November 2016 ­ Der
Trend der sommerlichen Meereisausdehnung in der Arktis ist
der bekannteste Vergleichsmaßstab, anhand dessen die
Temperaturentwicklung kenntlich gemacht wird. Seit Beginn
der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen wurde nur 2012
ein noch geringeres Minimum
als in diesem Jahr registriert. Es
gibt aber noch weitere Kriterien zur Verdeutlichung des Klimawandels. Beispielsweise die
maximale Ausdehnung, die das
Meereis im Winter erreicht,
oder die Geschwindigkeit, mit
der Vorgänge wie Auftauen im
Frühling und Sommer oder Zufrieren im Herbst und Winter
ablaufen.
Bei letzterem hat das Jahr 2016
die Nase vorn, was konkret bedeutet, daß die Arktis noch nie
zuvor so langsam zugefroren ist
wie in diesem Jahr. Der Durchschnittswert für Oktober lag bei
6.474.970 Quadratkilometern
und ist damit 399.894 Quadratkilometer kleiner als der bisher
niedrigste Stand aus dem Jahr
2007. Regionen wie die Beaufortsee und Tschuktschensee in
Alaska sowie die ostsibirischen
Randmeere weisen selbst noch
im November eine vergleichsweise geringe Eisausdehnung
auf, meldete das Journal Scientific American unter Berufung auf
Angaben des National Snow and
Ice Data Center. [1]
Do, 17. November 2016
Die blaue Linie zeigt, daß sich
das Meereis in diesem Jahr noch
langsamer entwickelt als 2012,
dem Rekordjahr des Meereismini­
mums.
Quelle: National Snow and Ice
Data Center
Hinter so einem Zahlenschwall,
wie er in ähnlicher Form dieser
Tage häufiger zu vernehmen ist,
da sich die internationale Staatengemeinschaft von den Medien begleitet zum Klimagipfel in Marrakesch getroffen hat, verbergen
sich sehr konkrete, von Menschen, Tieren und Pflanzen bemerkbare Entwicklungen. Die
Arktis zählt zu den Weltregionen,
in denen die globale Erwärmung
deutlicher zu spüren ist als woanders. Den Stimmen der Einwohwww.schattenblick.de
ner wird allerdings weniger Gewicht beigemessen, als wenn sich
Mitteleuropa oder die USA um
mehrere Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt hätten.
Würde man die Klimaentwicklung in der Arktis aufVerhältnisse in unseren gemäßigten Breiten
übertragen, so wären womöglich
die Alpen bereits gletscherfrei;
die Schiffahrt auf Rhein und Elbe
wäre nur noch eingeschränkt
möglich; im kontinentalklimatischen Brandenburg könnte nur
noch Bewässerungswirtschaft
möglich sein, wobei die Brunnen
immer tiefer gebohrt werden
müßten; in Frankreich und anderen Mittelmeeranrainerstaaten
träten verstärkt Waldbrände auf;
auf den britischen Inseln regnete
es nicht mehr regelmäßig "Katzen
Seite 11
Elektronische Zeitung Schattenblick
und Hunde", statt dessen wäre der
Sommer von Dürre und landwirtschaftlichen Verlusten geprägt;
die Asiatische Tigermücke
(Aedes albopictus) und andere
Überträger des Denguefiebervirus wären inzwischen in ganz Europa, einschließlich Skandinavien, verbreitet.
der Globalisierung in Folge der
billigen fossilen Energieträger
noch nicht vollständig präsentiert
wurde. Das dicke Ende kommt
noch. Beispielsweise würden sich
die Weltmeere mehrere Jahrzehnte lang weiter erwärmen, auch
wenn die CO2-Emissionen augenblicklich gestoppt werden.
Der Hitzesommer 2003 hatte europaweit zwischen 40.000 und
70.000 Tote gefordert. Unter den
Opfern waren vor allem ältere
Menschen, Kranke und Kinder.
Das wäre kein Ausnahmeereignis
mehr, sondern Normalität, was
sich möglicherweise an einem
Rückgang der durchschnittlichen
Lebenserwartung zeigen würde.
Die von der Klimaforschung verbreiteten Simulationen besagen,
daß nur noch die Wahl zwischen
einer milderen Katastrophen- und
einer exorbitant katastrophalen
Entwicklung besteht. Die Verhandlungen in Marrakesch über
die konkrete Umsetzung des Pariser Abkommens deuten nach gegenwärtigem Stand der Dinge auf
letzteres hin. Bezeichnend hierfür
ist der "Klimaschutzplan 2050",
mit dem am Montag Bundesumweltministerin Barbara Hendricks
nach Marokko gereist und in die
Verhandlungen eingetreten ist.
Theoretisch birgt er beide Optionen, die der milden und die der
schwerwiegenden Katastrophe.
Der Plan soll alle fünf Jahre dahingehend überprüft werden, ob
damit die Bundesrepublik noch
auf dem Weg ist, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis
95 Prozent gegenüber dem Basis-
Wie gesagt, das wären die Folgen,
hätte sich Europa seit Beginn der
Industrialisierung so stark erwärmt wie die Arktis. Das ist aber
zugleich eine nicht mehr allzu ferne Zukunft, auf die Europa zusteuert, und zwar unabhängig davon, ob ab sofort drastische Klimaschutzmaßnahmen ergriffen
werden oder nicht. Die Entwicklung ist längst angelaufen, nur
verhalten sich die Erdsysteme so
träge, daß die "Rechnung" des
technologischen Fortschritts und
jahr 1991 zu verringern. Der Plan
bietet somit Chancen zur Korrektur. Allerdings genügte selbst seine Erfüllung nicht, wie die Energy Watch Group (EWG) in einem
kürzlich veröffentlichten Gutachten bekanntgab. [2]
Es bedarf also keines "Trumpeltiers", das angekündigt hat, die
Klimaschutzpläne in die Tonne zu
treten, um die geringe Chance zu
verspielen, der globalen Erwärmung signifikante Grenzen zu
setzen. Das schaffen andere
wachstumsorientierte Staaten, zu
denen auch die Bundesrepublik
Deutschland gehört, ohne ihren
großen Bruder.
Anmerkungen:
[1] https://www.scientificamerican.com/article/arctic-makes-ice-atrecord-slow-pace/
[2] http://energywatchgroup.org/
wp-content/uploads/
2015/05/EWG-KlimapolitikDeutschland-Nov-2016.pdf
http://www.schattenblick.de/
infopool/umwelt/redakt/
umkl­600.html
Seit Beginn
der regelmä­
ßigen Satel­
litenmessun­
gen hat das
Meereismi­
nimum, das
regelmäßig
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ber eintritt,
abgenom­
men.
Quelle: mee­
reisportal.de
Seite 12
www.schattenblick.de
Do, 17. November 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
UNTERHALTUNG / PERRY RHODAN / ERSTAUFLAGE
Zusammenfassung der Erstauflage von Perry Rhodan Nr. 2881
Angriff der Gyanli
von Verena Themsen
Als
Gucky und sein Team mit der
LAURIN-Jet HARVEY am 28.
August 1522 NGZ im zweiten
Versteck der SAMY GOLDSTEIN eintreffen, steht das Schiff
unter dem Beschuß von vier Gyanli-Schiffen.
verborgen und man beobachtet
von dort aus das Geschehen, doch
dummerweise stößt das gut getarnte Schiff auf eine Raummine
und wird entdeckt. Dem konzentrierten Beschuß kann es nicht
lange standhalten. Die RAS
TSCHUBAI muß zu früh aus ihrer Deckung auftauchen, um die
Zwei Tage zuvor hatte die SAMY HARVEY zu retten. Die GyanliGOLDSTEIN aus ihrem ersten Schiffe machen sich unterdessen
Versteck heraus einem von Gyan- aus dem Staub.
li-Schiffen verfolgten Raumer zu
Hilfe kommen wollen, ist dabei Anschließend dringt die RAS
aber in eine Falle getappt. Das be- TSCHUBAI unter Lua Virtanens
drängte Schiff wurde schneller Anleitung in den Staubmantel ein.
zerstört, als die SAMY GOLD- Der Lotse To'a-Anum-Tris
STEIN eingreifen konnte, hatte kommt an Bord und navigiert die
zuvor aber noch Rettungskapseln RAS zum Aggregat, wo alle noch
ausgeschleust, die das terranische flugfähigen Schiffe aus der KopSchiffan Bord holte, bevor es sich pelung gelöst werden, weil jederabsetzte. Wie sich später heraus- zeit mit dem Angriff der Gyanli
stellte waren diese Kapseln nur gerechnet wird. Nach dem Tod
mit Tieren besetzt gewesen und des Navigators To'a-Anum-Che
sollten die SAMY GOLDSTEIN wird dringend noch jemand geso lange aufhalten, bis ihre Schir- braucht, der durch den Staubgürme geknackt werden konnten. tel navigieren kann. To'a-AnumZwar sind die Gyanli-Schiffe Tris bittet Lua, einzuspringen und
nicht so schnell wie die SAMY bei der Evakuierung zu helfen.
GOLDSTEIN, doch wissen die Sie ist bereit, einen ganzen VerGyanli nun, mit welcher Kampf- band Aggregatschiffe durch den
stärke sie es bei dem neu in Or- Staubgürtel zu führen, was eine
pleyd aufgetauchten Widersacher große Herausforderung für sie ist.
zu tun haben. Es gelang dem ter- Auch die RAS TSCHUBAI
ranischen Schiff, sich rechtzeitig nimmt 5000 Personen auf.
in das zweite Versteck abzusetzen,
wo es nun im Verbund mit der Es gibt am Zielort der FluchtschifRAS TSCHUBAI den Gyanli- fe ein Sonnensystem mit einem
Schiffen eine Falle stellen will.
bewohnbaren Planeten, auf dem
sich bislang nur einige Tiuphoren
Doch das Auftauchen der HAR- niedergelassen haben. Gucky beVEY macht diesen Plan zunichte. hagt das überhaupt nicht. Nach
Zwar hält sich die LAURIN-Jet Bekunden der Widerständler ge(SB) 16. November 2016 ­
Do, 17. November 2016
www.schattenblick.de
hören die Tiuphoren zu den am
meisten geknechteten Völker in
Orpleyd. Sie würden aufgrund ihrer furchtbaren Erfahrungen gern
unter sich bleiben, seien aber auch
immer hilfsbereit, wenn es darauf
ankommt. Gucky kann jedoch
nicht vergessen, zu welchen
Greueltaten die Tiuphoren in der
Zeit, aus der er stammt, planvoll
bereit und in der Umsetzung
durchaus fähig gewesen sind.
Am 28. August 1522 NGZ greift
eine 100 Einheiten starke Flotte
der Gyanli an. Der Angriffkommt
viel zu früh für das noch in Auflösung begriffene Aggregat. Einige Fluchtverbände, deren Sammelpunkt in der Nähe des Auftauchpunktes der Gyanli liegen,
geraten in Unordnung und versuchen neue Positionen auf der anderen Seite der Leerraumblase zu
erreichen. Das Schiff, auf dem
sich Lua, Vogel und Gucky befinden, wird so stark beschädigt, daß
es evakuiert werden muß. In dem
allgemeinen Durcheinander werden Lua und Vogel getrennt und
geraten auf zwei verschiedene
Beiboote. Das mit Vogel und
Gucky an Bord muß aufgegeben
werden. Dummerweise tragen
beide keine Raumanzüge. Auf der
Flucht treffen sie den Aysser Pedcos, der unbedingt seine Daten
retten will. Sie können ihn überreden, mit auf die RAS TSCHUBAI in Sicherheit zu teleportieren. Die RAS TSCHUBAI ist den
angreifenden Schiffen zwar überlegen, doch es ist die Masse, die
Seite 13
Elektronische Zeitung Schattenblick
den Ausschlag gibt. Das Omniträgerschiff muß sich zurückziehen,
woraufhin die Gyanli die Reste
des Aggregats zerstören.
Stunden bis zum endgültigen explosiven Zellzerfall. Als die RAS
TSCHUBAI sich schließlich
ebenfalls absetzen kann und am
Fluchtpunkt ankommt, fehlt von
Gucky und Vogel sind sicher, mit Luas Verband jede Spur.
Lua gleich wieder zusammenzutreffen, doch Luas Verband fliegt Ohne Vogel kann sich Lua
ohne die beiden ab. Als das Schiff schlecht auf die Navigation im
mit Lua an Bord in den Linear- Staubmantel konzentrieren. Die
raum wechselt, spürt sie, wie das Gyanli spüren den Verband auf
Band zwischen ihr und Vogel und greifen ihn an, wodurch weireißt. Ein heftiger Schmerz jagt tere Zeit verloren geht. Erst kurz
durch ihren Körper. Sie kann nur vor Ablauf der 62-Stunden-Frist
hoffen, daß es Vogel auf die RAS trifft Lua am Rendezvouspunkt
TSCHUBAI geschafft hat, und ein. Gucky teleportiert sofort zu
daß diese denselben Fluchtpunkt ihr und bringt sie zu Vogel, der
ansteuert wie ihr Verband. Doch bereits das Bewußtsein verloren
die RAS TSCHUBAI muß noch hat. Sein Leben steht auf Messers
etliche Schiffe retten und kommt Schneide. Nur weil Vogel sich in
nicht so schnell los. Für Vogel, der den Zustand des Torpor versetzt
sich nun nicht mehr in der Nähe hat, ist er überhaupt noch am Ledes Zellaktivators befindet, den ben. In Luas Nähe erholt er sich
Lua trägt, bleiben nun nur noch 62 allerdings langsam wieder.
Auch wenn im Moment noch etliche Teile fehlen, wird im neuen
Versteck der Staubtaucher das
Aggregat wieder zusammengesetzt. Gucky verspricht Pedcos,
die Staubtaucher auch weiterhin
zu unterstützen. Doch das vorrangige Ziel sei nun erst einmal, Perry Rhodan zu finden. Da Tiuphoren ihn entführt haben, vermutet
Gucky, daß er ihn am ehesten auf
der Heimatwelt der Tiuphoren
finden kann. Pedcos kann von den
hiesigen Tiuphoren die Koordinaten Tius in Erfahrung bringen,
woraufhin die RAS TSCHUBAI
ins Lichfahnesystem aufbricht.
Gucky hofft inständig, dort irgendetwas zu finden, das Perry Rhodan zurückbringen kann.
http://www.schattenblick.de/
infopool/unterhlt/perry/
pr2881.html
KINDERBLICK / NATURKUNDE / WISSENSDURST
Himmelsleiter Wissenschaft - ein Weg mit Kompromissen ...
Elektroautos `tanken' Strom ­ aus den Kohlekraftwerken?
(SB) 16. November 2016 ­ Stefan
Ben und Stefan ­
Buntstiftzeichnung:
© by Schattenblick
Seite 14
und Ben dachten an ihre umfangreichen Nachforschungen über die
verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und sahen dabei etwas
enttäuscht aus. Die Erkenntnis, die
sie im Verlauf ihrer Untersuchungen gewonnen hatten, dass überhaupt keine Energie erzeugt werden kann, ohne zuvor und währenddessen große Mengen an Energie beziehungsweise an Rohstoffen
zu verbrauchen, hatte sie sehr
nachdenklich werden lassen. Wenn
www.schattenblick.de
sie alles in einem großen Rahmen
betrachteten, gelangten sie sogar zu
der Erkenntnis, dass man genau aus
diesem Grund gar nicht von `Energiegewinnung' sprechen kann.
Nun aber gibt es eine neue Entwicklung in Deutschland, die die
beiden nur schwer verstehen können. Sie beunruhigt der Trend, unbedingt in ungeheurer Zahl Elektroautos zu bauen und aufdie Straßen bringen zu wollen - am besten
sogar selbstfahrende mit umfassenDo, 17. November 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
der Kommunikations- und Steuerungstechnik. Und das scheint von so
großer Bedeutung zu sein, dass die
Käufer von E-Autos mit einer Prämie
von 4000,-- Euro belohnt werden.
Ben: "Ich frage mich, warum es für
unsere Regierung so wichtig ist,
dass Elektroautos gebaut und verkauft werden, so wichtig, dass sie
den Käufern eine große Summe
Geld schenken. Es gibt doch schon
fast nichts mehr, was ohne Strom
funktioniert, warum müssen immer noch mehr Stromverbraucher
produziert werden?"
Stefan: "Oh je, ich erinnere mich
gerade an ein Gespräch mit meiner
Oma. Obwohl sie noch nicht so
wahnsinnig alt ist, ich glaube 60
oder 65, ist sie in einem Dorfaufgewachsen, in dem es keine Autos
gab, keine Traktoren und sie selbst
hatten kein fließend Wasser. Das
mussten sie sich mit einer Pumpe
aus dem Brunnen hochpumpen
und in Eimern ins Haus tragen. Sie
fand es ganz normal, dass sie keine Toilette mit Spülung hatten,
sondern ein sogenanntes "Plumpsklo". Stell dir vor, keine Heizung außer einem Ofen, in der Küche
einen Herd, der mit Holz und Kohle befeuert und auf dem gekocht
wurde, kein Telefon, keinen Fernseher. Nur ein Radio und elektrisches Licht hatten sie, das aber
auch noch oft genug ausfiel, weil
Stürme die Leitungen beschädigten. Meine Oma hat laut gelacht,
als sie mein ungläubig, erstauntes
Gesicht sah und gegluckst: "Und
Computer gab es nicht mal in der
Vorstellung!" Allerdings sagt sie
auch, dass sie die vielen Dinge, die
erfunden wurden und die die täglichen Arbeiten erleichtern, nicht
missen möchte, aber sie sich doch
sehr darüber im Klaren ist, welchen Preis wir dafür zahlen.
Do, 17. November 2016
Ben: "Was meint sie damit?"
Stefan: "Na ja, zuallererst bedrückt
sie die gewaltige Umweltzerstörung und weiter habe ich sie dann
nicht mehr gefragt?"
Ben: "Schwer vorzustellen, so ein
Leben fast ohne Strom. Hört sich
an, wie aus grauer Vorzeit. Allerdings zeigt das, wie schnell die
Entwicklung von elektrischen Geräten und dem steigenden Strombedarf vonstatten gegangen ist - innerhalb eines Menschenlebens von
quasi Null auf Hochgeschwindigkeit. Wie gesagt, ich begreife den
Hype auf die Elektroautos nicht.
Wir hatten uns doch schon mal damit beschäftigt [1] und festgestellt,
dass sie gar nicht so umweltfreundlich sind, wie es angepriesen wird."
Stefan: "Ich hab 's, Ben. Es geht ja
darum, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu müsste der Strom
doch vollständig aus erneuerbaren
Energien stammen. Das ist aber
nicht der Fall. Ich glaube, der größte Teil der Elektrizität in Deutschland wird in Kohlekraftwerken erzeugt, ein Drittel aus *Wind-, Sonne-, Biogas-, Wasserkraftwerken ich glaube das sind sie - und ungefähr 14 Prozent aus Atomstrom.
Bislang fährt vielleicht das E-Auto ohne Abgase, aber der Strom
den es braucht, der verursacht den
CO2-Ausstoß."
Ben: "Und du meinst, wenn man
das nicht hinkriegt, also, die Erzeugung von Strom durch 100 Prozent erneuerbare Energien, dann
erhöht sich erstmal der CO2-Ausstoß durch die vielen neuen Elektroautos?"
ke ans Netz gehen sollen! Wenn
immer mehr E-Autos, E-Bikes,
elektrische Rollschuhe oder `Elektrisch-betriebene-was-auch-immer' gebaut und verkauft werden,
dann hat man auf diese Weise eine
Not geschaffen. Alle wollen Strom
für ihre Geräte und dann müssen
wieder die Atomkraftwerke angestellt werden, denn die alternativen
Energieanlagen stellen noch nicht
ausreichend Elektrizität bereit und
Kohlekraft geht nicht, wegen des
CO2-Ausstoßes!"
Ben: "Oder eben doch, ich meine,
wenn einfach gesagt wird, dass es
anders nicht geht. Man droht dann
damit, ansonsten Atomkraftwerke
wieder anzuschalten, oder gar
nicht erst stillzulegen ... , weil eben
soviel Energie gebraucht wird.
Aber warum nur soll der Energieverbrauch bei uns unbedingt gesteigert werden? Es sind ja nicht
nur die E-Autos, auch all die anderen Geräte, die neuerdings erfunden und gebaut werden, die nur mit
Strom funktionieren?
Na ja, sie werden gekauft, sonst
macht das keinen Sinn, sie herzustellen. Und warum kaufen wir all
die elektrischen Geräte - weil sie
bequem sind, weil sie jeder hat.
Also, zum Beispiel Smartphone,
Tablet und all unsere Geräte, die
mit Akku laufen ... Erinnerst du
dich noch an den Stromausfall in
unserem Stadtteil, da ging gar
nichts mehr ..."
Stefan: "... und genau da war mein
Akku leer. Ich habe da das erste
Mal richtig gemerkt, dass wir total
abhängig vom Strom sind, irgendwie völlig blockiert?"
Ben: "Kein Radio, kein Fernsehen,
Stefan: "Könnte doch sein. Viel- keine Heizung - boah, war das kalt
leicht läuft aber auch alles darauf -, kein Licht, die Kühltruhe hat
hinaus, dass wieder Atomkraftwer- sich abgetaut, die Waschmaschine
www.schattenblick.de
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Elektronische Zeitung Schattenblick
stand mitten im Programm still,
und meine Mutter hat gleich gesagt, dass es kein warmes Essen
gibt und sie auch keinen Tee oder
Kaffee kochen kann, was sie besonders geärgert hat."
Stefan: "Genau, da haben wir beide
doch mit deinen Eltern bei Kerzenlicht Brettspiele gespielt, `Mensch
ärgere dich nicht' und `Mühle'. Ein
Glück, dass ihnen so etwas eingefallen ist. Ach, und mein Gang zur
Toilette mit Kerzenlicht, oh je. Da
hat dein Vater doch noch gesagt,
dass wir sparsam mit dem Wasser
umgehen sollen, denn wenn der
Strom länger weg bleibt, gibt 's
auch kein Wasser mehr ..."
Ben: "Daran und an vieles andere
hatte ich bis dahin nicht gedacht.
Eigentlich ist es doch total erschreckend so abhängig von der
Elektrizität zu sein."
haupt, wenn ab jetzt viele Millio- bauen, dass sie extrem wenig
nen E-Autos neu gebaut werden, Treibstoff verbrauchen und nur
ich meine an Energie- und Roh- ganz wenig CO2 ausstoßen."
stoffverbrauch?"
Ben: "Mag sein, so schnell werden
Stefan: "Und da sind wir wieder wir keine Antwort bekommen. Ich
bei der Frage: Warum? Also, ich hab das Gefühl, dass einiges schief
könnte mir vorstellen, dass die läuft. Aber ich krieg' das nicht geStromanbieter immer mehr Strom nau zu fassen, ich begreife vieles
verkaufen wollen? Und alle Men- einfach nicht."
schen müssen ihn kaufen, weil sie
ihn mittlerweile dringend brau- Stefan: "Geht mir auch so. Aber
chen, denn sonst funktioniert gar Stoffzum Nachdenken haben wir
jedenfalls reichlich."
nichts mehr im Haus."
Ben: "Und noch mal zu den Autos?
In der Stadt gibt es doch öffentliche Verkehrsmittel, da bräuchte
man doch keine, weder E-Autos
noch Benziner. Und wenn man
weitere Strecken fahren will, kann
man sich doch ein Auto leihen oder
teilt sich eines mit mehreren Leuten, was weiß ich, es gibt bestimmt
viele Möglichkeiten."
Diesem Artikel liegen folgende
Quellen zugrunde:
- https://www.heise.de/tp/features/Einfach-nur-aufladen-reichtnicht-3360617.html
- https://www.oeko.de/presse/archivpressemeldungen/2016/gewerblichgenutzte-elektrofahrzeuge-imkostencheck-neuer-onlinerechner/
- http://www.strom-magazin.de/inStefan: "Irgendwie glaube ich fo/stromerzeugung-in-deutschland/
Stefan: "Aber genau das ist es!
Wenn man sich überlegen würde, auch, dass die Ingenieure in der http://www.schattenblick.de/infopool/
kind/natur/knwd0031.html
ob man wirklich nicht in der Lage Lage sein müssten, die Autos so zu
ist, sich die Zähne ohne Strom zu
putzen, die Eier ohne Eierkocher
zu kochen, ob man das Messer einfach so benutzt ohne elektrischen
DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Antrieb und vieles mehr, dann
Und morgen, den 17. November 2016
würde weniger von dem Zeug verkauft und produziert werden."
+++ Vorhersage für den 17.11.2016 bis zum 18.11.2016 +++
Ben: "Ja, schon, aber ich glaube,
um aufdas E-Auto zurückzukommen, dass wirklich große Stromverbraucher hergestellt werden
sollen, damit von vielen Menschen
viel Strom verbraucht wird. Wie
hoch mag der Stromverbrauch
sein, wenn alle Autos mit Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzt werden? Ich hab' gehört, dass
einige Politiker sogar fordern, die
herkömmlichen Autos zu verbieten. Was geschieht dann mit ihnen?" Und was bedeutet das überSeite 16
Acht Grad, frische Winde,
derweil Jean versackt,
rauscht draußen die Linde
und Unterholz knackt.
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Do, 17. November 2016