Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag UMWELT / REDAKTION Wärmespeicher Arktis Meereis am Minimum Der arktische Ozean ist so warm, daß sich das Meereis in diesem Jahr nur sehr verzögert ent wickelt (SB) Der Trend der sommerlichen Meereisausdehnung in der Arktis ist der bekannteste Vergleichsmaßstab, anhand dessen die Temperaturentwicklung kenntlich gemacht wird. Seit Beginn der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen wurde nur 2012 ein noch geringeres Minimum als in diesem Jahr registriert. Es gibt aber noch weitere Kriterien zur Verdeutlichung des Klimawandels. Beispielsweise die maximale Ausdehnung, die das Meereis im Winter erreicht, oder die Geschwindigkeit, mit der Vorgänge wie Auftauen im Frühling ... (Seite 11) KINDERBLICK Himmelsleiter Wissenschaft ein Weg mit Kompromissen ... Elektroautos `tanken' Strom aus den Kohlekraftwerken? (SB) Stefan und Ben dachten an ihre umfangreichen Nachforschungen über die verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und sahen dabei etwas enttäuscht aus. Die Erkenntnis, die sie im Verlauf ihrer Untersuchungen gewonnen hatten, dass überhaupt keine Energie erzeugt werden kann ... (S. 14) Elektronische Zeitung Schattenblick Donnerstag, 17. November 2016 21. Linke Literaturmesse - Aktionskunst kollektiv ... Bernd Langer im Gespräch Antifaschismus eine Geschichte mit Zukunft Interview am 6. November 2016 in Nürnberg In Zeiten, in denen die radikale Rechte aufdie Straßen und in die Parlamente drängt, in denen die etablierte Politik das gesamte politische Feld in eine nationalchauvinistische und staatsautoritäre Richtung manövriert, in denen die Abgehängten, Enttäuschten und Empörten rechtspopulistischen Volkstribunen in ganz Europa nachlaufen, wäre kampfstarker antifaschistischer Widerstand allemal geboten. Doch schon der Begriff des Antifaschismus bereitet heute Probleme, ist er doch längst nicht mehr mit Antikapitalismus und Kommunismus gleichzusetzen. Ohnehin stellt sich die Frage, was eine Linke Menschen anzubieten hat, die ihr Heil im starken Staat und neuen Führern suchen, wenn sie auf den Spuren einer Sozialdemokratie wandelt, die den nationalen Wettbewerbsstaat ebenso favorisiert wie das Ausüben administrativen Druckes auf die Empfänger von Sozialleistungen, die die neoliberale Marktlogik ebenso geschluckt hat wie die unsolidarischen Auswirkungen nationaler Standortkonkurrenz. (SB) 16. November 2016I Hier lohnt der Blick auf die Geschichte der Autonomen Antifa in der BRD, handelte es sich doch um ein gut organisiertes Projekt militanter Aktivistinnen und Aktivisten, die Neonazis und rechtsradikale Gruppen schon vor 30 Jahren wirksam bekämpften. Zu ihren langjährigen Aktivisten zählt der Künstler Bernd Langer, der auf der Linken Literaturmesse sein im Sommer des Jahres veröffentlichtes Werk Kunst und Kampf vorstellte. Der Buchtitel knüpft an die kollektive AgitpropInitiative KuK an, die die äußere Signatur und Symbolik der autonomen Antifa in den 80er- und 90er-Jahren maßgeblich prägte. Mit dieser von eigenen Erlebnissen geprägten Schilderung des antifaschistischen Kampfes in der BRD und ihrer ästhetisch-künstlerischen Erscheinungsformen wirft Langer einen detaillierten Blick zurück, jedoch nicht in historisierender, sondern weiterhin angreifender und nach vorne gewandter Absicht. In seinem Vortrag ging er zudem auf die Ära des antifaschistischen Kampfes in der Weimarer Republik und im NS-Staat ein, um Elektronische Zeitung Schattenblick Kontinuitäten und Brüche aufzuzeigen, die die antifaschistische Bewegung bis heute bestimmen. Wirkt das dabei mit historischem und künstlerischem Bildmaterial illustrierte Szenario auf das Publikum mitunter wie ein Ausflug in eine andere Zeit, so ist daran zu ermessen, wie tiefgreifend sich die Folgen des epochalen Formationswechsels 1990, der globalen Ausbreitung der kapitalistischen Eigentumsordnung und der marktwirtschaftlichen Durchdringung aller Lebensverhältnisse auf das Interesse der Menschen, ihrem Dasein etwas anderes abzugewinnen als einer in Lohnarbeit und Konsum eingeschlossenen Existenz, auswirken. Bernd Langer Foto: © 2016 by Schattenblick Kulturbegriff haben, den wir damit ganz bewußt herausarbeiten und nach vorne stellen wollten. nicht übereinstimmt. So gesehen Bernd Langer, der mit mehreren steht Kunst und Kampf eigentlich SB: Früher hätte man vielleicht Veröffentlichungen zur Entste- für Kunst und Politik. gesagt, daß das Ästhetische am hung einer allgemein verfügbaren Kampf eher Beiwerk oder nur äuChronologie linksradikalen Wi- SB: Siehst du heute im europäi- ßere Gestalt ist. Hast du den Einderstandes in der BRD beigetra- schen Kontext noch Beispiele für druck, daß das Ästhetische heute gen hat, befindet sich zur Zeit auf bildende Kunst, die deiner Ab- eine größere Bedeutung hat, weil Vortragsreise [1]. In Nürnberg be- sicht entsprechen? vom politischen Kampf nicht antwortete er dem Schattenblick mehr so viel übrig ist? einige Fragen zu seiner politi- BL: Leider ist davon nur sehr weschen und künstlerischen Arbeit. nig zu finden. In der Musik gibt BL: Die politische Auseinanderes unendlich viele subkulturelle setzung hat heute andere Formen Variationen, aber ein Politikbe- angenommen. Die großen MasSchattenblick (SB): In deinem au- griff, der sich auf den Widerstand sendemonstrationen der 80er Jahtobiografisch inspirierten Werk bezieht bzw. aus dem Widerstand re, wenn ich an Brokdorf denke, Kunst und Kampf berichtest du kommt, ist selten. Ich würde nicht hatten natürlich ganz andere Diüber 40 Jahre antifaschistische sagen, daß es das gar nicht gibt. mensionen. Das war eine ganz anAktionen in der Bundesrepublik Was meinen Orbit angeht, gibt es dere gesellschaftliche Situation und dokumentierst den künstleri- im Baskenland ein paar Leute, die als heute. Heute sind viele Dinge, schen Ausdruck, den dieser Wi- dort eine Zeitung herausbringen, die in den 80er Jahren noch Illusiderstand angenommen hat. hier und da gibt es sicherlich noch on waren, schon Realität. Der Kannst du den Zusammenhang viele andere, die ich jetzt nicht Ausstieg aus dem Atomprogramm beider Begriffe kurz erläutern? kenne, aber wenn ich die Bundes- zum Beispiel ist ein großes Therepublik betrachte, würde ich sa- ma, es gäbe auch noch andere zu Bernd Langer (BL): In den 80er gen, ist es nicht weit verbreitet. nennen. Dieser Widerstand hat Jahren wurde eine Initiative mit Der Begriff Kunst und Kampf sich ziemlich aufgesplittert. Eine dem Namen Kunst und Kampf war jetzt eine spezielle Form, um Fraktion ist in die Grünen gegangestartet. Kampf ist hier als Poli- deutlich zu machen, daß wir un- gen und hat dort durchaus ihre tik zu verstehen, aus dem Verhält- sere Ästhetik aus dem Widerstand Wurzeln. Heute gibt es die Linksnis heraus, daß man mit den ge- entwickeln und für unseren poli- partei, autonome Zentren und dies sellschaftlichen Bedingungen tischen Kampf eben auch einen und das und jenes. Seite 2 www.schattenblick.de Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick Damit hat sich auch die Konfrontation mit dem System verändert. Militante Auseinandersetzungen sind in dieser Form gar nicht mehr möglich, weil der Überwachungsfaktor gigantisch ist und sich zur Zeit auch gar nicht mehr so viele Leute für so etwas organisieren lassen. Trotz alledem gibt es immer noch die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Veränderung. Der zentrale Satz für mich lautet nach wie vor: Keine Macht für niemand. Das ist natürlich ein Ideal, das man so nicht umsetzen kann, aber ihm zu folgen lohnt sich immer. Es geht darum, die Entwicklung zumindest in die Richtung voranzutreiben, daß man die eigene Person und die Autoritäten hinterfragt. Und das ist, wie ich finde, auch noch in dem impliziert, was ich als Widerstand begreife und als philosophisches Argument plaziere. Dies drückt sich auch in Widerstandsaktionen aus. Allerdings kann eine Widerstandsaktion keine Kunst sein. Diese Überbewertung von Kunst halte ich für falsch. Es geht immer darum, daß der Widerstand eine eigene Ästhetik entwickelt. Das geht mit dem Streben nach einer anderen Gesellschaft einher, die damit logischerweise im Moment des Widerstandes auch enthalten ist. Es kommt darauf an, das herauszuarbeiten, auch wenn der Widerstand heutzutage andere Formen angenommen hat. Der Straßenkampf ist jetzt keine explizite Form, es geht ja nicht darum, Gewalt zu propagieren. Das wäre ein Mißverständnis. Was ist eigentlich der Hintergrund, was geschieht dabei, was drückt er aus? Darum geht es. Und das ist auch heute in all den Formen enthalten, in denen sich die gesellschaftliche Do, 17. November 2016 Entwicklung materialisiert. Ob viele oder wenige Leute dabei sind, ist im Grunde genommen nicht so wichtig. SB: Zu einer widerständigen Kunst fällt mir der Begriff der Subversion ein, das hintergründige Ansprechen von Widersprüchen wie etwa bei der Verfremdung von Werbeplakaten. Geht dein Widerstandsbegriff darüber hinaus? BL: In gewisser Weise schon. Das Subversive ist natürlich auch darin enthalten. Ich hatte ja im Vortrag den falschen 100-MarkSchein gezeigt. Man druckt das Geld selber, versieht es mit irgendwelchen Sprüchen und wirft es unters Volk. Aber mein Verständnis geht schon insofern darüber hinaus, daß es nicht nur eine Infragestellung sein soll. Ein konkreter Angriff ist eigentlich am besten. So habe ich das Plakat Alle werden fallen als Beispiel genommen, weil darauf eine Tat abgebildet wird, die tatsächlich stattgefunden hat. Sie wird als ästhetisches Moment festgehalten, es geht also ineinander über. Mir geht es darum, eher in eine solche Richtung zu denken. Subversion würde ich jetzt gar nicht infragestellen oder runtermachen, aber ich finde, es muß auch darüber hinausgehen. Der konkrete Angriff ist mir schon wichtig. SB: Bei deinem Vortrag hatte ich mitunter den Eindruck, als habe all das in einem anderen Universum stattgefunden, obwohl es noch nicht so lange her ist. Was bei einigen Erinnerungen wachruft, ist anderen ganz neu. Wie geht es dir dabei, wenn du aus deiner eigenen erlebten Geschichte in einer anderen Zeit erzählst? www.schattenblick.de BL: Das ist der Zahn der Zeit. Heutige Generationen verstehen das teilweise gar nicht mehr. Sie sind eben nicht mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der Leute, die älter als 30 sind, noch unter Nazis gelebt oder eine Rolle im NS-Staat gespielt haben und dementsprechend gepolt sind. Oder die zumindest den Krieg erlebt haben, was viele nicht ohne weiteres emotional nachvollziehen können. Damals gab es den Bundeskanzlerkandidaten Franz Josef Strauß und einen Alfred Dregger in der CDU, das war ja ein allgemeines politisches Klima. Ich glaube, Dregger hat einmal gesagt, er wüßte nicht, was ein Willy Brandt am Ende des Krieges gemacht habe, aber er hätte mit der Waffe in der Hand eine schlesische Stadt verteidigt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. SB: Der Antifaschismus hat zwar eine klare Tradition, wird aber heute nicht mehr selbstverständlich in einen antikapitalistischen Zusammenhang gebracht. Von daher sind dann auch breite Bündnisse bis zur SPD möglich. Gibt es deiner Ansicht nach vielleicht künstlerischen Bedarf, um mehr Bewußtsein dafür zu schaffen, worum es beim Antifaschismus überhaupt geht? BL: Ja natürlich besteht dazu eine künstlerische Notwendigkeit. Ich würde sagen, diese ganze Politisierungswelle, auch wenn das vielleicht nicht jedem so bewußt war, ging in den 80er Jahre davon aus, daß immer noch diese alten überkommenen Geschichten in den Köpfen herumgeisterten. Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit war das Kernthema der bundesrepublikanischen GesellSeite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick schaft. In der Zeit des Kalten Krieges wurden Kommunismus und Antifaschismus noch als Einheit begriffen. Erst mit den 60er Jahren ist das langsam aufgebrochen. Nach 1990 hieß es auf einmal, Deutschland wäre wie Frankreich, die Niederlande oder andere von den Nazis besetzte Länder befreit worden. Der Begriff wurde einfach mit der Befreiung anderer Länder fusioniert. Weil das nicht hinterfragt wurde, haben wir heute einen staatstragenden Antifaschismusbegriff. Der Kampf gegen Neonazis ist wichtig, aber man kann Faschismus nicht auf Neonazis reduzieren. Man muß alle anderen Entwicklungen - Abbau der Demokratie, Aufbau des Polizeistaates - mit berücksichtigen. auch nicht die Freiheit, die mit den US-Streitkräften kam. Auf alle Fälle aber war es eine Befreiung vom Faschismus, wenn man es so sehen will. Nach dem Krieg hatten die USAmerikaner den Kriegsteilnehmern eine Medaille verliehen, auf der die Brücke von Remagen abgebildet war. Darauf war Army of Occupation eingraviert. Die hatten diesen bombastischen Begriff gar nicht in ihrem Repertoire. Ich finde schon, daß man das hinterfragen sollte, denn den Befreiungsbegriff der DDR kann ich nicht zu meinem eigenen machen. Ich habe mich in der BRD nicht als jemand gefühlt, der in einer Form von Freiheit lebt, weil ich mich nie mit den gesellschaftlichen Bedingungen arrangieren SB: Dann wäre der 8. Mai für konnte. dich nicht der Tag der Befreiung? Auch daß der Antifaschismus den BL: Ich würde das neutraler und Kapitalismus generell kritisiert, sachlicher ausdrücken und nicht steht dem entgegen. Von daher ohne weiteres auf Deutschland finde ich, daß dieser alles überhöanwenden. Für mich ist der 8. Mai hende Begriff nicht das faßt, was praktisch der Tag der Zerschla- passiert ist. Rein faktisch handelgung des NS-Faschismus und des te es sich eben um die ZerschlaDeutschen Reiches. Da muß man gung des Nationalsozialismus etwas weiter ausholen, denn der und des Deutschen Reiches, und nach 1990 offiziell verwendete dabei will ich es belassen, ich Befreiungsbegriff vermischt et- brauche diese Begrifflichkeit was miteinander. Die Konzentra- nicht. Ich habe dieses Buch nicht tionslager, Frankreich und andere ohne Grund herausgebracht. Es Länder, die von Deutschen be- ist ja keine Selbstbeweihräuchesetzt gewesen sind, wurden zwei- rungsgeschichte, sondern soll die fellos befreit. Die Rote Armee Sinne genau in diese Richtung wiederum propagierte, wir befrei- schärfen und ein paar Beispiele en Deutschland nicht nur vom Fa- geben, so daß in der noch vorhanschismus, sondern überhaupt vom denen Struktur der Antifa-Szene Kapitalismus, wir bringen prak- daran angeknüpft werden kann. tisch die Freiheit. Das war der Begriff, der auch in der DDR ver- SB: Man könnte vielleicht sagen, wendet wurde. Ich bin nicht der es wäre im Grunde genommen eiAuffassung, daß das, was die So- ne bescheidene Befreiung, wenn wjetarmee gebracht hat, unbe- das alles wäre, was dabei herausdingt die Befreiung war. Es war gekommen ist. Seite 4 www.schattenblick.de BL: Dann wäre ja jetzt Freiheit, dann wäre jetzt Keine Macht für niemand. SB: Auf einem der Transparente, die auf den Illustrationen deines Vortrages zu sehen waren, stand der Begriff "Kollektivität", der ja heute weitgehend verschwunden ist. Du hast auch erwähnt, daß es in deiner politischen Arbeit bis 1999 so etwas wie kollektive Zusammenhänge gab, aber danach nicht mehr. Wie erklärst du es dir, daß der Wunsch des Zusammenkämpfens heute vielleicht nicht mehr so stark ist wie damals? BL: Weil die Leute heute oft auf ökonomische Strukturen ausgerichtet sind und sich vor allen Dingen persönlich profilieren wollen. Ihnen geht es nicht um ein anonymes Kollektiv, vielmehr soll das Individuum in den Vordergrund geschoben werden. Das heißt, es gehört herauszustreichen, was man persönlich gemacht hat, damit man es sich auf die eigene Agenda schreiben und für die weitere Karrierelaufbahn nutzen kann. Das ist heutzutage auf alle Fälle üblich geworden. Ich selbst empfinde das als ein konservatives Moment. Noch in den 80ern und Anfang der 90er Jahre gab es diese Kollektivität und Selbstbestimmung. Die vielen Druckkollektive und kollektiven Lebenszusammenhänge waren schon vorher entstanden. Das war einfach eine andere Herangehensweise. Heute gilt eher, daß sich das Individuum irgendwie durchsetzen muß. SB: Hattest du den Eindruck, daß diese individuellen Profilierungsinteressen in den Zusammenhängen, in denen du damals aktiv warst, nicht so dominant waren? Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick BL: Sie waren zwar vorhanden, haben sich aber anders dargestellt. Nach außen hin war es ein Kollektiv, aber im Kollektiv muß ja einer den Hut aufhaben, wie man so schön sagt. Was Machtspielchen betrifft, wäre ich ganz vorsichtig, es gab ja so Begriffe dafür wie "Zirkelpapst" und so weiter. Wenn man sich in VVs und auf Gremien getroffen hat, mußten sich immer irgendwelche Leute nach vorne stellen. Nach außen war es ein Kollektiv, aber innen war die Struktur eben auch anders. Doch der Anspruch war auf alle Fälle kollektiv, und es wurde darauf geachtet, daß das Kollektive im Auftreten rüberkam. Es war nicht der Führer und die Geführten oder so etwas. SB: Du hast in deiner Kunst viele historische Themen verarbeitet, an die heute kaum jemand mehr denkt. So hat für dich zum Beispiel der Faschismus mit dem Tag von Potsdam und dem Reichstagsbrand begonnen. Meinst du, daß diese Art von Geschichtsaufklärung weiterhin notwendig ist? BL: Ja, die ist absolut notwendig, weil so viele Themen einfach wegbrechen bzw. noch mit neuen oder sogar alten Mythen belegt sind. Wenn ich zum Beispiel über den Hamburger Aufstand spreche, liefere ich nicht einfach eine Propagandageschichte ab, sondern es geht schon um die Hinterfragung dessen, was war. Was sind die wesentlichen Punkte und auch die Widersprüche dieses Aufstandes gewesen? Die Vergangenheit zu hinterfragen und mit dem Heute in Zusammenhang zu setzen ist ein permanenter Prozeß. SB: In der Kunst selbst gibt es auch Traditionen und FormwechDo, 17. November 2016 sel, es gibt Brüche wie in der ästhetischen Moderne, die teilweise sehr abstrakt ist. Wie sind deine Neigungen gelagert, was inspiriert dich in der Kunst? kann. Es gibt einfach keine Berührungspunkte. SB: Würdest du der bürgerlichen Kunst, wenn man sie so nennen will, ein emanzipatorisches AnBL: Das kann ich gar nicht so in liegen absprechen? einen Stil fassen. Für mich spielt die Form, ob es jetzt abstrakt oder BL: Nein, nicht unbedingt. Ich eine realistische Darstellung ist, würde allerdings sagen, es gibt eigentlich gar keine so große Rol- einen Kunstmarkt, aber Kunst ist le. Mir geht es mehr darum, was nicht Markt. Es gibt viele gute für eine Emotion, was für ein Leute, die gute Ideen haben, und Ausdruck damit transportierbar auch viele Künstler, die durchaus ist. Der Stil ist im Grunde genom- Dinge voranbringen, die aus ganz men zweitrangig. Natürlich kom- anderen Ansätzen kommen. Desmen gewisse Stile in gewissen halb würde ich mich nicht aufZeiten auf, die damit auch eine schwingen und sagen: Ich weiß es Begründung in sich tragen, was und ich bin der einzige - nein, so mit Technologie, mit Ideologie ist das nicht. und solchen Dingen zu tun hat. Aber für mich persönlich steht SB: Du bist am Schluß des Voreher der Prozeß und das, was sich trages darauf zu sprechen gekomdamit auslösen läßt, im Mittel- men, daß das nächste Jahr, bei punkt. Der Stil ist dabei relativ - dem alle Welt vom Luther-Jahr vielleicht nicht egal, aber jeden- spricht, eigentlich Thomas Münfalls nicht das bestimmende Mo- zer-Jahr heißen müßte. ment, an dem ich mich orientiere. BL: Von einer Glorifizierung LuSB: Versuchst du auch mit deinen thers kann man nicht unbedingt Werken in den Kunstbetrieb hin- sprechen, es ist schon geschickter einzukommen? Könntest du dir gemacht, aber ich würde sagen, vorstellen, daß es etwa auf der dem muß man aus linker oder Documenta so etwas wie Interes- linksradikaler Sicht auf jeden Fall se an einer antifaschistischen etwas entgegensetzen. Der große Reformator Luther war, wie öfKunst gibt? fentlich diskutiert wird, gegen JuBL: Wenn ich Ausstellungen ma- den. Antisemitismus läßt sich bei che, dann in irgendwelchen auto- Luther ganz deutlich finden. Die nomen Zentren wie dem Tacheles, Nazis haben Luther als Ikone geeinem Freiraum in Berlin, kurz nommen. Es gab die Bewegung bevor es zugemacht hat. Mit dem der Deutschen Christen in der etablierten Kunstbetrieb habe ich evangelischen Kirche, die eine eigentlich nichts zu tun. Ich glau- ganz starke Wirkung hatte. Auf be auch nicht, daß sich das groß den Koppelschlössern der deutändert. Wenn ich irgendwo eine schen Armee stand im Ersten und Ausstellungsmöglichkeit hätte Zweiten Weltkrieg "Gott mit und meine Inhalte präsentieren uns", also auch unter dem Fakönnte, würde ich das nicht für schismus, wobei noch einmal der völlig abseitig erklären, auch Handschlag von Hitler und Hinwenn ich mir das nicht vorstellen denburg genannt werden muß. www.schattenblick.de Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick Faschismus ist mehr als das, was BL: Was soll man dazu sagen, es die Nazis verkörperten. ist Staatspropaganda der übelsten Form. Münzer ist jetzt eine Figur, über die man auch einiges sagen kann. SB: Findest du es nicht erstaunEr stand in Opposition zu Luther, lich, daß eine Aussage wie Wir. weil er sich nicht von den Bauern Dienen. Deutschland. - nur unterdistanziert hat, die natürlich auch brochen durch drei Punkte, mit gottgläubige Menschen waren. denen man wohl eine gewisse DiIch will jetzt nicht in eine Theo- stanz zu Äquivalenten in der NSlogiedebatte verfallen, aber auf Zeit herstellen will - heute zu eialle Fälle verbindet sich mit Mün- nem Leitspruch einer angeblich zer und dem Bauernkrieg ein ge- demokratischen Parlamentsarmee sellschaftlicher Aufbruch, der werden kann? trotz aller Widersprüche mit einer linken Geschichtsauffassung viel BL: Das ist wie mit dem Begriff zu tun hat, was in der bürgerli- der Befreiung, wenn man den chen Fassung überhaupt keine nicht hinterfragt. Als ich noch in Rolle spielt oder weitgehend ne- dem Alter war, wo man zur Bungiert wird. Und deswegen sollte deswehr gemußt hätte, war ich man dem etwas entgegensetzen, einmal in der Rommel-Kaserne in etwa in Form von Veranstaltun- Osterode zu Gast. Damals war es gen oder einem Besuch des Bau- üblich, daß Einheiten der Bundeserkriegspanoramas in Franken- wehr eine Pateneinheit in der hausen. Es wurde von dem Auto- Wehrmacht hatten. In der Kantididakten Werner Tübke gemalt ne wurden Wehrmachtssoldaten und ist das größte freihängende aus der Nazizeit an den Wänden Gemälde der Welt. So etwas wer- präsentiert, das war ganz normade ich auf alle Fälle organisieren, le Traditionspflege. Heutzutage um das Thema zumindest für den sagt die Bundeswehr, wir haben Kreis der Interessierten lebendig keine Tradition mehr, ab 56 fängt zu gestalten. unsere Geschichte an. Davor gibt es keine Geschichte, und wir beSB: Was sagst du als Künstler zu freien uns dadurch, daß wir sagen, einer Ästhetik der Herrschenden, damit haben wir gar nichts zu tun. wie sie sich etwa im Bereich der In dieser Geschichtsauffassung Bundeswehr mit Logo Wir.Die- macht man einfach etwas Neues nen.Deutschland. abbildet? und baut darauf seine Propagan- Seite 6 www.schattenblick.de da auf. Und dann kann man natürlich auch jeden Spruch umbiegen, wie man ihn haben möchte. So einfach ist es natürlich nicht, aber es wird einfach gemacht. Wie ich vorhin beim Vortrag sagte, wird heute von einer europäischen Geschichte gesprochen. Ich würde sagen, bis vor wenigen Jahren war es noch die Geschichte verschiedener Staaten in Europa. Es wird einfach umgedreht, benutzt und dann eine neue Propaganda draufgesetzt. SB: Bernd, vielen Dank für das Gespräch. Anmerkung: [1] http://kunst-und-kampf.de/ WordPress_02/veranstaltungen/ Berichte und Interviews zur 21. Linken Literaturmesse in Nürnberg im Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFO POOL → DIE BRILLE → REPORT: BERICHT/059: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (1) (SB) BERICHT/060: 21. Linke Literaturmesse - und nicht vergessen ... (2) (SB) INTERVIEW/077: 21. Linke Literaturmesse - Debattenknigge ... Walter Bauer im Gespräch (SB) Buchtitel von Bernd Langer Fotos: 2016 by Schattenblick Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA poonal Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen Bolivien Trotz Protesten sitzt Morales fest im Sattel von Thomas Guthmann Trotz Protesten (hier: Bergarbei ter in La Paz 2009) geht es vielen Bolivianer*innen besser als zu vor. Präsident Morales kann da her auf hohe Zustimmung zählen. Foto: Flickr/Szymon Kochański (CC BYNCND 2.0) [https://creativecommons.org/li censes/byncnd/2.0/] (El Alto, 31. Oktober 2016, npl/lateinamerika nachrichten) - Ende Oktober reiste Boliviens Präsident nach Venezuela. Morales wollte seinen Amtskollegen Nicolas Maduro moralisch und rhetorisch unterstützen. Dieser sieht sich momentan mit einer starken Opposition im Parlament konfrontiert, die das Abwahlverfahren gegen den Präsidenten forciert. Morales sparte nicht mit markigen Worten und nannte die Do, 17. November 2016 ginn der Regierungszeit von Morales. Vielmehr ist die Zuneigung der Bevölkerung zu ihrem Präsidenten deutlich abgekühlt. Das gilt überdurchschnittlich für jenen Teil, die zu Beginn der Amtszeit des ersten indigenen Präsidenten zu seinen größten Unterstützer*innen gehörte. Gleichzeitig sind der Präsident und seine Partei, die MAS, gegenüber Kritik und Protesten spürbar dünnhäutiger geworden. Bei Protesten oder Streiks ist immer häufiger die Rede, dass die USA, das Imperium, die Finger im Spiel hat, und der revolutionären Regierung in BoInitiative des Parlaments einen livien schaden will. "Staatsstreich, eine offene Konspiration der USA gegen die bolivarianische Revolution in Vene- Die anderen sind schuld zuela". Während in Venezuela die Opposition am Drücker ist und Dieses Jahr gab es eine ganze die chavistische Bewegung sich Reihe von sozialen und politimit allen Mitteln gegen die Ab- schen Mobilisierungen, die von wahl ihres Präsidenten stemmen Akteuren der Regierung als muss, sitzt Evo Morales in Boli- Rechts deklariert wurden. Zuvien derzeit fest im Sattel. In Um- nächst waren es die Proteste von fragen erreicht der Präsident Menschen mit Behinderung, die selbst in der einstmals separatisti- eine Rente der Würde forderten. schen Hochburg Santa Cruz Zu- Dann demonstrierten Arbeistimmungswerte von über 50 Pro- ter*innen von Enatex, einer staatzent, die Opposition ist zersplit- lichen Textilfirma, die von der tert und uneins. Regierung im Juni auf die Straße gesetzt wurden. Im August kam Dennoch hat sich das gesell- es mit der Auseinandersetzung schaftliche Klima in der Andenre- zwischen kooperativistischen Mipublik verändert. In der Zustim- nenarbeiter*innen und der Regiemung zur Regierung ist keine Eu- rung zum vorläufigen Höhepunkt phorie mehr zu spüren, wie zu Be- diesen Jahres. Bei den Protesten www.schattenblick.de Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick starben fünf Minenarbeiter und der in Kooperativen organisierten der Staatssekretär des Innenmini- Minenarbeiter*innen waren nicht überraschend. Wollte doch die steriums Rudolfo Illianes. Regierung deren HandlungsspielIm Kern ging es in jeder Mobili- räume in einem neuen Gesetz einsierung darum, gegenüber der Re- schränken. Raúl Prada, einst gierung eigene Interessen durch- selbst Teil der Regierung Morales zusetzen. Während die Menschen und heute ein linker Kritiker, bemit Behinderung eine finanzielle nennt die Ursachen des Konflikts staatliche Unterstützung forder- in der Auseinandersetzung zwiten, um ihre soziale Situation zu schen einstmals Verbündeten im verbessern, forderten die entlas- Streit um die mineralischen Ressenen Enatex-Mitarbeiter*innen, sourcen. "Der Staat muss sich gedie abrupte Schließung der Textil- gen die Kooperativisten als Partfabriken rückgängig zu machen. ner der transnationalen UnternehDer Verband der in Kooperativen men durchsetzen", schreibt der organisierten Minenarbeiter*in- ehemalige Staatssekretär, im nen forderte dagegen, dass sich Konflikt im August ging es dardie Regierung aus ihren Geschäf- um, "zu zeigen, dass der Staat die ten mit multinationalen Konzer- einzige Instanz ist, die mit den nen raushalte und lehnten die transnationalen Unternehmen GeMöglichkeit von gewerkschaftli- schäfte macht". cher Organisierung innerhalb ihMit der Tendenz der Monopolirer Unternehmungen ab. sierung des Staates und der BeDie Konflikte, die alle nicht im kämpfung jeglicher Kritik am als Dialog gelöst werden konnten, Modernisierungsmodell haben dazu geführt, dass sich ein "rechts" oder durch die "USA geweiterer Teil der Basis von der steuert" verfolgt die Regierung Regierung entfernt hat. Die Re- Morales eine Strategie, die Macht gierung sieht in den Protesten ei- zu zentralisieren. Die Idee, den ne Form der Intervention der Ver- Staat zu dezentralisieren, bzw. zieinigten Staaten. Bereits zu Be- vilgesellschaftliche Akteure in ginn dieses Jahres gab Milton politische Entscheidungsprozesse Barón, Senator der MAS gegen- einzubeziehen und die Gesellüber dem Sender Telesur, an, dass schaft zu einem kommunitären ein Plan der Intervention existie- Gemeinwesen umzubauen scheint re. Es gebe "ein Dokument, das in die Regierung weitgehend aufgeden USA ausgearbeitet wurde, um ben zu haben. den Prozess des Wandels in Bolivien auszubremsen". Dabei sind viele Probleme, mit denen die Re- Zentralisierte Macht statt gierung konfrontiert ist, hausge- Partizipation macht. In der zweiten Amtszeit des Präsidenten herrschte noch die Idee einer partizipativen Regierung, Probleme sind hausgemacht die die sozialen Bewegungen in So wurden die Enatext-Mitarbei- Entscheidungsprozesse mit einter*innen ziemlich abrupt auf die beziehen sollte. Indigene OrganiStraße gesetzt. Auch die Proteste sationen, Campesino-GewerkSeite 8 www.schattenblick.de schaften und Nachbarschaftsvereinigungen wurden als Basis der Regierung verstanden. Dieses Konzepte scheiterte 2011, als ein Straßenprojekt, das durch den Nationalpark TIPNIS führen sollte, den Bruch der Koalition der Indígena- und Campesino-Organisationen herbeiführte. Die Regierung wollte auf Wunsch des brasilianischen Erdölriesen Petrobras eine Überlandstraße bauen, die Cochabamba mit Beni verbinden sollte. Die Straße war durch den Nationalpark TIPNIS geplant. Die dort ansässige indigene Bevölkerung der Mojeños, Yuracarés und Tsimanes lehnten das Infrastrukturprojekt ab und pochte auf ihre in der neuen Verfassung verankerten Rechte auf autonome Selbstbestimmung über ihre Territorien. Die Cocaleros dagegen befürworteten das Straßenprojekt. Die Proteste für den Erhalt des Nationalparks Tipnis 2011 führ ten zur Entfremdung zwischen vielen indigenen Gruppen und der Regierung. Foto: flickr/Pablo Andrés Rivero (CC BYNCND 2.0) [https://creativecommons.org/li censes/byncnd/2.0/] Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick Nach heftigen Protesten der Indígenas legte die Regierung das Straßenbauprojekt auf Eis. Ein Teil der Indígena-Verbände entzog der Regierung ihre Unterstützung. Der Pacto de Unidad (der Einheitspakt), in dem zahlreiche Verbände von Campesinos und Indígenas zusammengeschlossen waren und der eine wichtige Voraussetzung für die erste Wahl von Morales gewesen war, zerfiel. Bereits vor den Auseinandersetzungen um Tipnis, 2010, zeichnete sich ab, dass ein Teil der MAS einem zentralistischen Regierungsmodell, dessen wirtschaftliche Basis die Ausbeutung der Rohstoffe ist und das politisch auf einem starken zentralen Staat basiert, den Vorzug geben würde. "Die Verbände, die im Pacto de Unidad zusammengeschlossen waren, veröffentlichten damals ein Dokument, in dem sie forderten, dass die Regierung wieder auf den Weg des gesellschaftlichen Umbaus zurückkehren sollte", erklärt Raúl Prada. Gleichzeitig sind in dieser Phase eine größere Zahl von Bolivianer*innen Mitglied der MAS geworden, die in der Partei gute Chancen auf eine politische Karriere sahen. Nicht wenige davon waren vorher in der Opposition. So traten nach der gescheiterten Sezession von Santa Cruz eine ganze Reihe von Funktionär*innen der cruzeñischen Jugend in die MAS ein. Diese hatten kein Interesse an einem Umbau der Gesellschaft. Zur selben Zeit verließen linke Aktivisten*innen, wie Raúl Prada oder Rafael Puente die Regierung. Damit war das Projekt des gesellschaftlichen Umbaus bereits nach der ersten Amtszeit geschwächt. Do, 17. November 2016 Ariadna Soto, Juristin und in der ersten Wahlperiode im Justizministerium tätig, beschreibt die gegenwärtige Situation so: "die Politik des Wandels ist nur noch in offiziellen Reden präsent. Viele Elemente des Wandels werden heute eher international diskutiert und wahrgenommen, als im Land selbst". Der Staat alimentiert Beamte und Regierungsmitglieder Das gute Leben, Madre Tierra als Rechtssubjekt, De-Patriarchalisierung und De-Kolonisierung. Das alles ist im Diskurs präsent, "aber es gibt keine reale Praxis dazu", meint die Juristin. Die Architektur des Staates ist die Gleiche geblieben. Ein fundamentalen Umbau zu einem plurinationalen Staatswesen hat bisher nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Unter Morales sind die klassischen Strukturen der postkolonialen Republik gestärkt worden. War der Staat früher auf dem Land kaum präsent, bekommen heute die Gemeindeverwaltungen in der Provinz Geld von der Zentralregierung. Diese Verteilung stärkt aber nicht die ländliche Entwicklung, meint Felix Gutierrez von einer Aymara Basisorganisation, sondern das Funktionärswesen. Das entspricht der Architektur der Republik. Diese hat in Bolivien nicht die Funktion, das Gemeinwesen zu stärken, sondern der Staat ist vielmehr dazu da, die Beamten und die Mitglieder der Regierungspartei zu alimentieren. Diese Funktion hat sich bisher nicht wesentlich verändert. Die Situation auf dem Land, nur ein zwei Autostunden vom Regierungssitz La Paz entfernt, nennt Gutierrez heute drawww.schattenblick.de matisch, "Eine Verminderung der Armut ist hier nicht zu sehen", meint Gutierrez, "Die Reduzierung der Armut, die es nach statistischen Angaben gibt und für die Bolivien international gefeiert wird, ist hier nicht zu spüren". Trotz dieser Defizite ist es möglich, dass Evo Morales dennoch bis 2025 regieren kann. Die Zentralisierung der Macht und die wirtschaftlichen Einnahmen durch das Erdgas, haben Bolivien im vergangenen Jahrzehnt eine nicht gekannte politische und wirtschaftliche Stabilität gebracht. Viele Bolivianer*innen in den Städten profitieren von dem Wirtschaftswachstum. So hat sich das Bruttosozialprodukt in der Amtszeit von Morales verdreifacht. Daher könnte es gut sein, dass genug Bolivianer*innen Evo auch für eine weitere Amtszeit ihre Stimme geben würden. Momentan arbeitet die Partei daher daran, das Ergebnis des Referendums vom Februar aufzuheben. Die Verbände der Coca-Bauern im Chapare haben im Mai eine Initiative gestartet die das Ergebnis vom Februar annullieren soll. 1,2 Millionen Unterschriften sollen gesammelt werden, dann könnte ein erneutes Referendum anberaumt werden. Sollte das nicht gelingen, hätte die MAS noch eine zweite, wenngleich weniger elegante Möglichkeit. Sie könnte die Verfassung mit ihrer Zweidrittel- Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments ändern. Das hätte den Nachteil, dass man sich offensichtlich über das Ergebnis vom Februar hinwegsetzen würde. Welchen Weg die MAS wählt, will sie im Dezember ihrem Parteikongress entscheiden. Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick URL des Artikels: https://www.npla.de/poonal/trotz-protesten-sitzt-moralesfest-im-sattel/ Der Text ist lizenziert unter Creative Commons NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ * Quelle: poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V. Köpenicker Straße 187/188, 10997 Berlin Telefon: 030/789 913 61 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.npla.de http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/ausland/ pala1642.html SCHACH - SPHINX An die Herren Skribifaxen (SB) Vorwürfe an die Schachmeister seitens der Presse halten sich in Maßen. Die grauen Eminenzen des Großhirns sind auf schachlicher Ebene vor journalistischer Häme weitgehend sicher. Gelegentlich greift die ironische Feder die Physiognomie an, aber weil dies beim denkenden Volk nicht viel Sinn macht schließlich zeugen verhärmte Gesichter von angestrengter GeSeite 10 dankentätigkeit -, bleibt im wesentlichen nur noch das Erscheinungsbild als zu bearbeitende Rohmasse für Spott und Krittelei übrig. Mokiert wird sich besonders gern über die das schickliche Maß überschreitende Schwerfälligkeit der Kopfakrobaten. Schlacksige Gestalten mit ungekämmtem Haar werden dann in den Gazetten karikiert oder Typen mit langem Hals und wie zur Schaufel vorgeschobener Unterlippe, die, Zigaretten rauchend, an ästhetischer Feinheit soviel hergeben wie ein Hund beim Wasserlassen. Wenn dann aber einer unter ihnen auftritt, der es an modischer Eleganz nun gar nicht fehlen läßt, wird kurzum sein Verhalten an den Pranger gestellt. Die Art, wie er beispielsweise unablässig die Hände in den Hosentaschen hält, als fürchte er, seine abgekauten Fingernägel könnten infantile Regungen verraten. Ein anderes Mal wird das Zucken seines linken Augenlids zum nervösen Krankheitsbild verklärt. Schlechte Kinderstube entlarvt wohl auch das Knabbern an den Bleistiften, mit denen das Partieformular vollgekritzelt wird, und überhaupt, wie viele Male mußte die Schrift der Großmeister ersatzweise herhalten, um dem verirrten Geschmack eines bestimmten Lesepublikums nach Absonderlichkeiten neue Nahrung zu geben. Was hilft es da, daß renommierte Blätter mit sachlich kühlem Unterton die Durchschnittlichkeit ihrer Galionsfiguren hervorheben. In jeder Beteuerung ver- birgt sich schließlich ein wunder Punkt, und da stechen angespitzte Federkiele halt am liebsten hinein. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, ob solche Skribifaxen womöglich selbst unter einer neurotischen Unverträglichkeit leiden. Nun aber zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zu der Frage, wie es Meister Becker als Anziehender auch ohne grazile Handbewegung oder kokettes Lächeln fertigbrachte, seinem Kontrahenten Jung die Dame abzuluchsen? Also, Wanderer des guten Geschmacks, mit Gabeln soll man Damen nur auf dem Brett behelligen! Becker - Jung Eberstadt 1948 Auflösung des letzten SphinxRätsels: Leicht hätte Polugajewski mit 1.Tf4-h4! Tf6-g6+ 2.Kg3-h3 Tb4xh4+ 3.Kh3xh4 das Remis behaupten können. Bedauerlich, daß ein Meister seines Formats dies bei einem so wichtigen Wettkampf übersah. http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/sph06021.html Weitere SchachSphinx: http://www.schattenblick.de/infopool/schach/ip_schach_ schach_schachsphinx.shtml www.schattenblick.de Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick UMWELT / REDAKTION / KLIMA Wärmespeicher Arktis - Meereis am Minimum Der arktische Ozean ist so warm, daß sich das Meereis in diesem Jahr nur sehr verzögert entwickelt (SB) 16. November 2016 Der Trend der sommerlichen Meereisausdehnung in der Arktis ist der bekannteste Vergleichsmaßstab, anhand dessen die Temperaturentwicklung kenntlich gemacht wird. Seit Beginn der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen wurde nur 2012 ein noch geringeres Minimum als in diesem Jahr registriert. Es gibt aber noch weitere Kriterien zur Verdeutlichung des Klimawandels. Beispielsweise die maximale Ausdehnung, die das Meereis im Winter erreicht, oder die Geschwindigkeit, mit der Vorgänge wie Auftauen im Frühling und Sommer oder Zufrieren im Herbst und Winter ablaufen. Bei letzterem hat das Jahr 2016 die Nase vorn, was konkret bedeutet, daß die Arktis noch nie zuvor so langsam zugefroren ist wie in diesem Jahr. Der Durchschnittswert für Oktober lag bei 6.474.970 Quadratkilometern und ist damit 399.894 Quadratkilometer kleiner als der bisher niedrigste Stand aus dem Jahr 2007. Regionen wie die Beaufortsee und Tschuktschensee in Alaska sowie die ostsibirischen Randmeere weisen selbst noch im November eine vergleichsweise geringe Eisausdehnung auf, meldete das Journal Scientific American unter Berufung auf Angaben des National Snow and Ice Data Center. [1] Do, 17. November 2016 Die blaue Linie zeigt, daß sich das Meereis in diesem Jahr noch langsamer entwickelt als 2012, dem Rekordjahr des Meereismini mums. Quelle: National Snow and Ice Data Center Hinter so einem Zahlenschwall, wie er in ähnlicher Form dieser Tage häufiger zu vernehmen ist, da sich die internationale Staatengemeinschaft von den Medien begleitet zum Klimagipfel in Marrakesch getroffen hat, verbergen sich sehr konkrete, von Menschen, Tieren und Pflanzen bemerkbare Entwicklungen. Die Arktis zählt zu den Weltregionen, in denen die globale Erwärmung deutlicher zu spüren ist als woanders. Den Stimmen der Einwohwww.schattenblick.de ner wird allerdings weniger Gewicht beigemessen, als wenn sich Mitteleuropa oder die USA um mehrere Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt hätten. Würde man die Klimaentwicklung in der Arktis aufVerhältnisse in unseren gemäßigten Breiten übertragen, so wären womöglich die Alpen bereits gletscherfrei; die Schiffahrt auf Rhein und Elbe wäre nur noch eingeschränkt möglich; im kontinentalklimatischen Brandenburg könnte nur noch Bewässerungswirtschaft möglich sein, wobei die Brunnen immer tiefer gebohrt werden müßten; in Frankreich und anderen Mittelmeeranrainerstaaten träten verstärkt Waldbrände auf; auf den britischen Inseln regnete es nicht mehr regelmäßig "Katzen Seite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick und Hunde", statt dessen wäre der Sommer von Dürre und landwirtschaftlichen Verlusten geprägt; die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und andere Überträger des Denguefiebervirus wären inzwischen in ganz Europa, einschließlich Skandinavien, verbreitet. der Globalisierung in Folge der billigen fossilen Energieträger noch nicht vollständig präsentiert wurde. Das dicke Ende kommt noch. Beispielsweise würden sich die Weltmeere mehrere Jahrzehnte lang weiter erwärmen, auch wenn die CO2-Emissionen augenblicklich gestoppt werden. Der Hitzesommer 2003 hatte europaweit zwischen 40.000 und 70.000 Tote gefordert. Unter den Opfern waren vor allem ältere Menschen, Kranke und Kinder. Das wäre kein Ausnahmeereignis mehr, sondern Normalität, was sich möglicherweise an einem Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung zeigen würde. Die von der Klimaforschung verbreiteten Simulationen besagen, daß nur noch die Wahl zwischen einer milderen Katastrophen- und einer exorbitant katastrophalen Entwicklung besteht. Die Verhandlungen in Marrakesch über die konkrete Umsetzung des Pariser Abkommens deuten nach gegenwärtigem Stand der Dinge auf letzteres hin. Bezeichnend hierfür ist der "Klimaschutzplan 2050", mit dem am Montag Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nach Marokko gereist und in die Verhandlungen eingetreten ist. Theoretisch birgt er beide Optionen, die der milden und die der schwerwiegenden Katastrophe. Der Plan soll alle fünf Jahre dahingehend überprüft werden, ob damit die Bundesrepublik noch auf dem Weg ist, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Basis- Wie gesagt, das wären die Folgen, hätte sich Europa seit Beginn der Industrialisierung so stark erwärmt wie die Arktis. Das ist aber zugleich eine nicht mehr allzu ferne Zukunft, auf die Europa zusteuert, und zwar unabhängig davon, ob ab sofort drastische Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden oder nicht. Die Entwicklung ist längst angelaufen, nur verhalten sich die Erdsysteme so träge, daß die "Rechnung" des technologischen Fortschritts und jahr 1991 zu verringern. Der Plan bietet somit Chancen zur Korrektur. Allerdings genügte selbst seine Erfüllung nicht, wie die Energy Watch Group (EWG) in einem kürzlich veröffentlichten Gutachten bekanntgab. [2] Es bedarf also keines "Trumpeltiers", das angekündigt hat, die Klimaschutzpläne in die Tonne zu treten, um die geringe Chance zu verspielen, der globalen Erwärmung signifikante Grenzen zu setzen. Das schaffen andere wachstumsorientierte Staaten, zu denen auch die Bundesrepublik Deutschland gehört, ohne ihren großen Bruder. Anmerkungen: [1] https://www.scientificamerican.com/article/arctic-makes-ice-atrecord-slow-pace/ [2] http://energywatchgroup.org/ wp-content/uploads/ 2015/05/EWG-KlimapolitikDeutschland-Nov-2016.pdf http://www.schattenblick.de/ infopool/umwelt/redakt/ umkl600.html Seit Beginn der regelmä ßigen Satel litenmessun gen hat das Meereismi nimum, das regelmäßig im Septem ber eintritt, abgenom men. Quelle: mee reisportal.de Seite 12 www.schattenblick.de Do, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick UNTERHALTUNG / PERRY RHODAN / ERSTAUFLAGE Zusammenfassung der Erstauflage von Perry Rhodan Nr. 2881 Angriff der Gyanli von Verena Themsen Als Gucky und sein Team mit der LAURIN-Jet HARVEY am 28. August 1522 NGZ im zweiten Versteck der SAMY GOLDSTEIN eintreffen, steht das Schiff unter dem Beschuß von vier Gyanli-Schiffen. verborgen und man beobachtet von dort aus das Geschehen, doch dummerweise stößt das gut getarnte Schiff auf eine Raummine und wird entdeckt. Dem konzentrierten Beschuß kann es nicht lange standhalten. Die RAS TSCHUBAI muß zu früh aus ihrer Deckung auftauchen, um die Zwei Tage zuvor hatte die SAMY HARVEY zu retten. Die GyanliGOLDSTEIN aus ihrem ersten Schiffe machen sich unterdessen Versteck heraus einem von Gyan- aus dem Staub. li-Schiffen verfolgten Raumer zu Hilfe kommen wollen, ist dabei Anschließend dringt die RAS aber in eine Falle getappt. Das be- TSCHUBAI unter Lua Virtanens drängte Schiff wurde schneller Anleitung in den Staubmantel ein. zerstört, als die SAMY GOLD- Der Lotse To'a-Anum-Tris STEIN eingreifen konnte, hatte kommt an Bord und navigiert die zuvor aber noch Rettungskapseln RAS zum Aggregat, wo alle noch ausgeschleust, die das terranische flugfähigen Schiffe aus der KopSchiffan Bord holte, bevor es sich pelung gelöst werden, weil jederabsetzte. Wie sich später heraus- zeit mit dem Angriff der Gyanli stellte waren diese Kapseln nur gerechnet wird. Nach dem Tod mit Tieren besetzt gewesen und des Navigators To'a-Anum-Che sollten die SAMY GOLDSTEIN wird dringend noch jemand geso lange aufhalten, bis ihre Schir- braucht, der durch den Staubgürme geknackt werden konnten. tel navigieren kann. To'a-AnumZwar sind die Gyanli-Schiffe Tris bittet Lua, einzuspringen und nicht so schnell wie die SAMY bei der Evakuierung zu helfen. GOLDSTEIN, doch wissen die Sie ist bereit, einen ganzen VerGyanli nun, mit welcher Kampf- band Aggregatschiffe durch den stärke sie es bei dem neu in Or- Staubgürtel zu führen, was eine pleyd aufgetauchten Widersacher große Herausforderung für sie ist. zu tun haben. Es gelang dem ter- Auch die RAS TSCHUBAI ranischen Schiff, sich rechtzeitig nimmt 5000 Personen auf. in das zweite Versteck abzusetzen, wo es nun im Verbund mit der Es gibt am Zielort der FluchtschifRAS TSCHUBAI den Gyanli- fe ein Sonnensystem mit einem Schiffen eine Falle stellen will. bewohnbaren Planeten, auf dem sich bislang nur einige Tiuphoren Doch das Auftauchen der HAR- niedergelassen haben. Gucky beVEY macht diesen Plan zunichte. hagt das überhaupt nicht. Nach Zwar hält sich die LAURIN-Jet Bekunden der Widerständler ge(SB) 16. November 2016 Do, 17. November 2016 www.schattenblick.de hören die Tiuphoren zu den am meisten geknechteten Völker in Orpleyd. Sie würden aufgrund ihrer furchtbaren Erfahrungen gern unter sich bleiben, seien aber auch immer hilfsbereit, wenn es darauf ankommt. Gucky kann jedoch nicht vergessen, zu welchen Greueltaten die Tiuphoren in der Zeit, aus der er stammt, planvoll bereit und in der Umsetzung durchaus fähig gewesen sind. Am 28. August 1522 NGZ greift eine 100 Einheiten starke Flotte der Gyanli an. Der Angriffkommt viel zu früh für das noch in Auflösung begriffene Aggregat. Einige Fluchtverbände, deren Sammelpunkt in der Nähe des Auftauchpunktes der Gyanli liegen, geraten in Unordnung und versuchen neue Positionen auf der anderen Seite der Leerraumblase zu erreichen. Das Schiff, auf dem sich Lua, Vogel und Gucky befinden, wird so stark beschädigt, daß es evakuiert werden muß. In dem allgemeinen Durcheinander werden Lua und Vogel getrennt und geraten auf zwei verschiedene Beiboote. Das mit Vogel und Gucky an Bord muß aufgegeben werden. Dummerweise tragen beide keine Raumanzüge. Auf der Flucht treffen sie den Aysser Pedcos, der unbedingt seine Daten retten will. Sie können ihn überreden, mit auf die RAS TSCHUBAI in Sicherheit zu teleportieren. Die RAS TSCHUBAI ist den angreifenden Schiffen zwar überlegen, doch es ist die Masse, die Seite 13 Elektronische Zeitung Schattenblick den Ausschlag gibt. Das Omniträgerschiff muß sich zurückziehen, woraufhin die Gyanli die Reste des Aggregats zerstören. Stunden bis zum endgültigen explosiven Zellzerfall. Als die RAS TSCHUBAI sich schließlich ebenfalls absetzen kann und am Fluchtpunkt ankommt, fehlt von Gucky und Vogel sind sicher, mit Luas Verband jede Spur. Lua gleich wieder zusammenzutreffen, doch Luas Verband fliegt Ohne Vogel kann sich Lua ohne die beiden ab. Als das Schiff schlecht auf die Navigation im mit Lua an Bord in den Linear- Staubmantel konzentrieren. Die raum wechselt, spürt sie, wie das Gyanli spüren den Verband auf Band zwischen ihr und Vogel und greifen ihn an, wodurch weireißt. Ein heftiger Schmerz jagt tere Zeit verloren geht. Erst kurz durch ihren Körper. Sie kann nur vor Ablauf der 62-Stunden-Frist hoffen, daß es Vogel auf die RAS trifft Lua am Rendezvouspunkt TSCHUBAI geschafft hat, und ein. Gucky teleportiert sofort zu daß diese denselben Fluchtpunkt ihr und bringt sie zu Vogel, der ansteuert wie ihr Verband. Doch bereits das Bewußtsein verloren die RAS TSCHUBAI muß noch hat. Sein Leben steht auf Messers etliche Schiffe retten und kommt Schneide. Nur weil Vogel sich in nicht so schnell los. Für Vogel, der den Zustand des Torpor versetzt sich nun nicht mehr in der Nähe hat, ist er überhaupt noch am Ledes Zellaktivators befindet, den ben. In Luas Nähe erholt er sich Lua trägt, bleiben nun nur noch 62 allerdings langsam wieder. Auch wenn im Moment noch etliche Teile fehlen, wird im neuen Versteck der Staubtaucher das Aggregat wieder zusammengesetzt. Gucky verspricht Pedcos, die Staubtaucher auch weiterhin zu unterstützen. Doch das vorrangige Ziel sei nun erst einmal, Perry Rhodan zu finden. Da Tiuphoren ihn entführt haben, vermutet Gucky, daß er ihn am ehesten auf der Heimatwelt der Tiuphoren finden kann. Pedcos kann von den hiesigen Tiuphoren die Koordinaten Tius in Erfahrung bringen, woraufhin die RAS TSCHUBAI ins Lichfahnesystem aufbricht. Gucky hofft inständig, dort irgendetwas zu finden, das Perry Rhodan zurückbringen kann. http://www.schattenblick.de/ infopool/unterhlt/perry/ pr2881.html KINDERBLICK / NATURKUNDE / WISSENSDURST Himmelsleiter Wissenschaft - ein Weg mit Kompromissen ... Elektroautos `tanken' Strom aus den Kohlekraftwerken? (SB) 16. November 2016 Stefan Ben und Stefan Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick Seite 14 und Ben dachten an ihre umfangreichen Nachforschungen über die verschiedenen erneuerbaren Energiequellen und sahen dabei etwas enttäuscht aus. Die Erkenntnis, die sie im Verlauf ihrer Untersuchungen gewonnen hatten, dass überhaupt keine Energie erzeugt werden kann, ohne zuvor und währenddessen große Mengen an Energie beziehungsweise an Rohstoffen zu verbrauchen, hatte sie sehr nachdenklich werden lassen. Wenn www.schattenblick.de sie alles in einem großen Rahmen betrachteten, gelangten sie sogar zu der Erkenntnis, dass man genau aus diesem Grund gar nicht von `Energiegewinnung' sprechen kann. Nun aber gibt es eine neue Entwicklung in Deutschland, die die beiden nur schwer verstehen können. Sie beunruhigt der Trend, unbedingt in ungeheurer Zahl Elektroautos zu bauen und aufdie Straßen bringen zu wollen - am besten sogar selbstfahrende mit umfassenDo, 17. November 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick der Kommunikations- und Steuerungstechnik. Und das scheint von so großer Bedeutung zu sein, dass die Käufer von E-Autos mit einer Prämie von 4000,-- Euro belohnt werden. Ben: "Ich frage mich, warum es für unsere Regierung so wichtig ist, dass Elektroautos gebaut und verkauft werden, so wichtig, dass sie den Käufern eine große Summe Geld schenken. Es gibt doch schon fast nichts mehr, was ohne Strom funktioniert, warum müssen immer noch mehr Stromverbraucher produziert werden?" Stefan: "Oh je, ich erinnere mich gerade an ein Gespräch mit meiner Oma. Obwohl sie noch nicht so wahnsinnig alt ist, ich glaube 60 oder 65, ist sie in einem Dorfaufgewachsen, in dem es keine Autos gab, keine Traktoren und sie selbst hatten kein fließend Wasser. Das mussten sie sich mit einer Pumpe aus dem Brunnen hochpumpen und in Eimern ins Haus tragen. Sie fand es ganz normal, dass sie keine Toilette mit Spülung hatten, sondern ein sogenanntes "Plumpsklo". Stell dir vor, keine Heizung außer einem Ofen, in der Küche einen Herd, der mit Holz und Kohle befeuert und auf dem gekocht wurde, kein Telefon, keinen Fernseher. Nur ein Radio und elektrisches Licht hatten sie, das aber auch noch oft genug ausfiel, weil Stürme die Leitungen beschädigten. Meine Oma hat laut gelacht, als sie mein ungläubig, erstauntes Gesicht sah und gegluckst: "Und Computer gab es nicht mal in der Vorstellung!" Allerdings sagt sie auch, dass sie die vielen Dinge, die erfunden wurden und die die täglichen Arbeiten erleichtern, nicht missen möchte, aber sie sich doch sehr darüber im Klaren ist, welchen Preis wir dafür zahlen. Do, 17. November 2016 Ben: "Was meint sie damit?" Stefan: "Na ja, zuallererst bedrückt sie die gewaltige Umweltzerstörung und weiter habe ich sie dann nicht mehr gefragt?" Ben: "Schwer vorzustellen, so ein Leben fast ohne Strom. Hört sich an, wie aus grauer Vorzeit. Allerdings zeigt das, wie schnell die Entwicklung von elektrischen Geräten und dem steigenden Strombedarf vonstatten gegangen ist - innerhalb eines Menschenlebens von quasi Null auf Hochgeschwindigkeit. Wie gesagt, ich begreife den Hype auf die Elektroautos nicht. Wir hatten uns doch schon mal damit beschäftigt [1] und festgestellt, dass sie gar nicht so umweltfreundlich sind, wie es angepriesen wird." Stefan: "Ich hab 's, Ben. Es geht ja darum, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu müsste der Strom doch vollständig aus erneuerbaren Energien stammen. Das ist aber nicht der Fall. Ich glaube, der größte Teil der Elektrizität in Deutschland wird in Kohlekraftwerken erzeugt, ein Drittel aus *Wind-, Sonne-, Biogas-, Wasserkraftwerken ich glaube das sind sie - und ungefähr 14 Prozent aus Atomstrom. Bislang fährt vielleicht das E-Auto ohne Abgase, aber der Strom den es braucht, der verursacht den CO2-Ausstoß." Ben: "Und du meinst, wenn man das nicht hinkriegt, also, die Erzeugung von Strom durch 100 Prozent erneuerbare Energien, dann erhöht sich erstmal der CO2-Ausstoß durch die vielen neuen Elektroautos?" ke ans Netz gehen sollen! Wenn immer mehr E-Autos, E-Bikes, elektrische Rollschuhe oder `Elektrisch-betriebene-was-auch-immer' gebaut und verkauft werden, dann hat man auf diese Weise eine Not geschaffen. Alle wollen Strom für ihre Geräte und dann müssen wieder die Atomkraftwerke angestellt werden, denn die alternativen Energieanlagen stellen noch nicht ausreichend Elektrizität bereit und Kohlekraft geht nicht, wegen des CO2-Ausstoßes!" Ben: "Oder eben doch, ich meine, wenn einfach gesagt wird, dass es anders nicht geht. Man droht dann damit, ansonsten Atomkraftwerke wieder anzuschalten, oder gar nicht erst stillzulegen ... , weil eben soviel Energie gebraucht wird. Aber warum nur soll der Energieverbrauch bei uns unbedingt gesteigert werden? Es sind ja nicht nur die E-Autos, auch all die anderen Geräte, die neuerdings erfunden und gebaut werden, die nur mit Strom funktionieren? Na ja, sie werden gekauft, sonst macht das keinen Sinn, sie herzustellen. Und warum kaufen wir all die elektrischen Geräte - weil sie bequem sind, weil sie jeder hat. Also, zum Beispiel Smartphone, Tablet und all unsere Geräte, die mit Akku laufen ... Erinnerst du dich noch an den Stromausfall in unserem Stadtteil, da ging gar nichts mehr ..." Stefan: "... und genau da war mein Akku leer. Ich habe da das erste Mal richtig gemerkt, dass wir total abhängig vom Strom sind, irgendwie völlig blockiert?" Ben: "Kein Radio, kein Fernsehen, Stefan: "Könnte doch sein. Viel- keine Heizung - boah, war das kalt leicht läuft aber auch alles darauf -, kein Licht, die Kühltruhe hat hinaus, dass wieder Atomkraftwer- sich abgetaut, die Waschmaschine www.schattenblick.de Seite 15 Elektronische Zeitung Schattenblick stand mitten im Programm still, und meine Mutter hat gleich gesagt, dass es kein warmes Essen gibt und sie auch keinen Tee oder Kaffee kochen kann, was sie besonders geärgert hat." Stefan: "Genau, da haben wir beide doch mit deinen Eltern bei Kerzenlicht Brettspiele gespielt, `Mensch ärgere dich nicht' und `Mühle'. Ein Glück, dass ihnen so etwas eingefallen ist. Ach, und mein Gang zur Toilette mit Kerzenlicht, oh je. Da hat dein Vater doch noch gesagt, dass wir sparsam mit dem Wasser umgehen sollen, denn wenn der Strom länger weg bleibt, gibt 's auch kein Wasser mehr ..." Ben: "Daran und an vieles andere hatte ich bis dahin nicht gedacht. Eigentlich ist es doch total erschreckend so abhängig von der Elektrizität zu sein." haupt, wenn ab jetzt viele Millio- bauen, dass sie extrem wenig nen E-Autos neu gebaut werden, Treibstoff verbrauchen und nur ich meine an Energie- und Roh- ganz wenig CO2 ausstoßen." stoffverbrauch?" Ben: "Mag sein, so schnell werden Stefan: "Und da sind wir wieder wir keine Antwort bekommen. Ich bei der Frage: Warum? Also, ich hab das Gefühl, dass einiges schief könnte mir vorstellen, dass die läuft. Aber ich krieg' das nicht geStromanbieter immer mehr Strom nau zu fassen, ich begreife vieles verkaufen wollen? Und alle Men- einfach nicht." schen müssen ihn kaufen, weil sie ihn mittlerweile dringend brau- Stefan: "Geht mir auch so. Aber chen, denn sonst funktioniert gar Stoffzum Nachdenken haben wir jedenfalls reichlich." nichts mehr im Haus." Ben: "Und noch mal zu den Autos? In der Stadt gibt es doch öffentliche Verkehrsmittel, da bräuchte man doch keine, weder E-Autos noch Benziner. Und wenn man weitere Strecken fahren will, kann man sich doch ein Auto leihen oder teilt sich eines mit mehreren Leuten, was weiß ich, es gibt bestimmt viele Möglichkeiten." Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde: - https://www.heise.de/tp/features/Einfach-nur-aufladen-reichtnicht-3360617.html - https://www.oeko.de/presse/archivpressemeldungen/2016/gewerblichgenutzte-elektrofahrzeuge-imkostencheck-neuer-onlinerechner/ - http://www.strom-magazin.de/inStefan: "Irgendwie glaube ich fo/stromerzeugung-in-deutschland/ Stefan: "Aber genau das ist es! Wenn man sich überlegen würde, auch, dass die Ingenieure in der http://www.schattenblick.de/infopool/ kind/natur/knwd0031.html ob man wirklich nicht in der Lage Lage sein müssten, die Autos so zu ist, sich die Zähne ohne Strom zu putzen, die Eier ohne Eierkocher zu kochen, ob man das Messer einfach so benutzt ohne elektrischen DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Antrieb und vieles mehr, dann Und morgen, den 17. November 2016 würde weniger von dem Zeug verkauft und produziert werden." +++ Vorhersage für den 17.11.2016 bis zum 18.11.2016 +++ Ben: "Ja, schon, aber ich glaube, um aufdas E-Auto zurückzukommen, dass wirklich große Stromverbraucher hergestellt werden sollen, damit von vielen Menschen viel Strom verbraucht wird. Wie hoch mag der Stromverbrauch sein, wenn alle Autos mit Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzt werden? Ich hab' gehört, dass einige Politiker sogar fordern, die herkömmlichen Autos zu verbieten. Was geschieht dann mit ihnen?" Und was bedeutet das überSeite 16 Acht Grad, frische Winde, derweil Jean versackt, rauscht draußen die Linde und Unterholz knackt. © 2016 by Schattenblick www.schattenblick.de Do, 17. November 2016
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