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Deutscher AnwaltSpiegel
Ausgabe 22 // 2. November 2016
Gekommen, um zu bleiben (und zu wachsen)
Fünf Fragen an: William McKinnon, Managing Director, Axiom
Über den Eintritt von Axiom in den deutschen Rechtsmarkt ist lange spekuliert worden. Nicht das „Ob“, sondern das „Wann“ stand dabei zunehmend im Mittelpunkt.
Nun ist es so weit: Das expansive US-Unternehmen hat im
Juni ein (erstes) Büro in Frankfurt am Main eröffnet. Ein
(namentlich bislang nicht bekannter) Geschäftsführer für
Deutschland ist bereits verpflichtet worden; das operative
Geschäft läuft an. Über die Hintergründe des Markteintritts, die Strategie von Axiom und die Zielsetzungen hierzulande sprach Thomas Wegerich mit William McKinnon,
dem US-Geschäftsführer von Axiom.
AnwaltSpiegel: Mr McKinnon, auf der Website von Axiom
kann man erfahren, was Axiom nicht ist: nämlich kein
Legal-Process-Outsourcing(LPO)-Dienstleister, kein Headhunter und keine Anwaltskanzlei. Was ist Axiom dann?
nutzen dabei das Know-how unserer spezialisierten Anwälte, um die Kapazität ihrer Inhouse-Teams flexibel zu
erweitern. Gegenüber den traditionellen Anwaltskanzleien und sonstigen Beratungsunternehmen können
unsere Kunden dadurch ihre Rechtsberatungskosten
erheblich reduzieren und gleichzeitig in vielen Fällen sogar einen besseren Service erhalten. Wir bieten unseren
Kunden folgende Dienstleistungen:
• Wir entsenden bedarfsgerecht hochqualifizierte
Rechtsanwälte und spezialisierte juristische Fachkräfte in Unternehmen.
• Wir bieten On-Demand-Lösungen für die Neuverhandlung oder Anpassung von Verträgen, insbesondere bei Zeitdruck und hohen Volumina (etwa 1.000
– 10.000 Verträge)
• Wir bieten Outsourcinglösungen für die Verhandlung und das Management von Verträgen.
McKinnon: Axiom ist der weltweit größte und am
schnellsten wachsende Anbieter von juristischen Dienstleistungen. Wir bieten eine kostengünstige, qualitativ
hochwertige Alternative zu traditionellen Großkanzleien. Wir werden typischerweise von Großunternehmen
engagiert, die zeitlich befristetet einen erhöhten Bedarf
an Rechts- und Compliancespezialisten haben, zum
Beispiel aufgrund eines M&A-Deals. Die Unternehmen
Wir beschäftigen weltweit mehr als 1.500 Spezialisten, darunter Rechtsanwälte, Wirtschaftsexperten,
Business Process Engineers, Technologieexperten und
weitere Fachkräfte. Dabei ist die Gruppe der Rechtsanwälte mit über 1.000 Berufsträgern mit Abstand am
größten. Axiom ist mit 17 Büros in sieben Ländern aktiv:
den USA, Großbritannien, Kanada, der Schweiz, Deutschland, Hongkong und Singapur. Zusätzlich betreiben wir
„Centers of Excellence“ an vier Standorten weltweit.
Dort führen wir Tätigkeiten mit höherem Standardisierungsgrad aus, die auch durch andere Mitarbeiter als
Rechtsanwälte erledigt werden können.
AnwaltSpiegel: Mark Harris, einer der Gründer Ihres Unternehmens, sagt: „Innerhalb von zehn Jahren werden wir
der größte und innovativste Anbieter von Rechtsdienstleistungen sein”. Können Sie uns erklären, wie Sie dieses
Ziel erreichen wollen und von wem Sie Marktanteile
gewinnen wollen?
McKinnon: Das ist richtig, wir haben große Ambitionen!
Aber das Wachstum, das wir in den vergangenen Jahren
realisieren konnten, bestärkt uns in unserer Überzeugung. Seit dem Ende der Finanzkrise ist Axiom jährlich
um mehr als 20% gewachsen. Die Rechtsabteilungsleiter und Chefjustitiare der Großunternehmen sind einem
immer stärkeren Druck ausgesetzt und müssen mit weniger Mitteln immer mehr erreichen. Dieser Kostendruck
bedeutet, dass sie nicht immer die ihnen bereits bekannten Rechtsanwaltskanzleien beauftragen können, wenn
juristische Fragen nicht durch die eigene Rechtsabteilung endgültig geklärt werden können. Wir beobachten
aus diesen Gründen einen Trend zur Neuverteilung 
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von Aufgaben hin zu effizienteren und flexibleren Optionen. Gleichzeitig werden immer stärker auch hochentwickelte IT-Lösungen in die juristische Arbeit einbezogen. Dort, wo ein Rechtsabteilungsleiter früher lediglich
die Wahl hatte zwischen dem eigenen Team und einer
Anwaltskanzlei, können Aufgaben heute auf fünf oder
sechs verschiedene Dienstleister verteilt werden, inklusive Dienstleister wie Axiom, die in ihrer Arbeit auf Unterstützung durch Software zurückgreifen. Neben Axiom
gehören in die Riege dieser alternativen Dienstleister
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie Deloitte und
andere, LPOs wie Pangea oder juristische Technologieunternehmen wie Tools4Legal.
All dies bedeutet nicht, dass Anwaltskanzleien und
Rechtsabteilungen in Unternehmen verschwinden werden. Sie werden in jedem Fall erhalten bleiben, jedoch
wird sich die Absolutheit ihrer Bedeutung reduzieren, da
neue Alternativen im Markt entstehen, die für manche
Arbeiten effizienter und effektiver sind.
Auf der anderen Seite beobachten wir unter Rechtsanwälten einen immer stärker werdenden Wunsch nach
einer besseren Work-Life-Balance, mehr Wertschätzung
und Horizonterweiterung. Immer weniger Anwälte sind
bereit, fünf oder sechs Tage die Woche rund um die Uhr
in Großkanzleien mit partnerschaftlichen Strukturen zu
arbeiten. Sie wünschen sich Modelle, die ihnen mehr
Kontrolle darüber geben, was sie tun, wann sie es tun
und für wen. Viele Anwälte haben Interesse, ihre Kunden „von innen“ kennenzulernen, Probleme mit einem
breiteren Blickwinkel zu erfassen und sich nicht für jede berechnete Arbeitsstunde vor dem Kunden rechtfertigen zu müssen. Axiom bietet Rechtsanwälten diese
Möglichkeiten – sie können selbst entscheiden, ob sie
für einen Auftrag vorgeschlagen werden möchten oder
eben nicht. Und sie arbeiten vor Ort als Teil der Kundenteams, wobei ihre Unterstützungsleistung dem Kunden
gegenüber nach alternativen Abrechnungsmodalitäten
in Rechnung gestellt wird.
In den USA sind wir bereits seit 16 Jahren tätig und arbeiten für die Hälfte der Fortune-500-Unternehmen – in
Deutschland sind wir gerade erst gestartet und stehen
am Anfang dieser Entwicklung. Aber der Wandel ist aus
unserer Sicht unausweichlich; Rechtsabteilungsleiter in
Unternehmen werden ihn beschleunigen. Wir sind überzeugt davon, dass sich jede Rechtsabteilung in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahre neuen Modellen
gegenüber öffnen muss, um nicht zurückzufallen.
AnwaltSpiegel: Heute hat Axiom mehr als 1.500 Angestellte in den USA, Asien und Europa. Deutschland ist einer
der größten und wichtigsten Rechtsdienstleistungsmärkte
in Europa. Wie sehen Ihre strategischen Pläne aus?
McKinnon: Deutschland ist ein erfolgskritischer Markt
für Axiom. Wir haben uns fest vorgenommen, in Deutschland auf lange Sicht erfolgreich tätig zu sein. Wir gehen
davon aus, dass wir in Deutschland innerhalb von sieben
Jahren in etwa die gleiche Relevanz und Bedeutung wie
in Großbritannien erreichen werden. Dort arbeiten wir
für die Hälfte der FTSE-100-Unternehmen und zahlreiche weitere Multinationals. Unser Ziel ist es, die Rechtsdienstleistungslandschaft in Deutschland nachhaltig
zu verändern. Wir möchten für Rechtsabteilungsleiter
als Ergänzung im „Werkzeugkoffer“ wahrgenommen
werden und eine neue Alternative zu den althergebrach-
ten Optionen bieten. Unser erstes Büro wurde gerade
in Frankfurt am Main eröffnet – über die kommenden
Jahre werden Offices folgen, zum Beispiel in München,
Düsseldorf, Hamburg und Berlin.
AnwaltSpiegel: Soweit ich sehen kann, konzentriert sich
Axiom bislang auf bestimmte Rechtsgebiete (Contracts,
Regulatory & Compliance, Corporate Transactions, Insourcing). Außerdem fokussieren Sie sich auf bestimmte
Industrien (Finanzen, Technologie, Medien & Telekommunikation, Life-Science). Planen Sie, ihre Dienstleistungen in
Deutschland und anderen Märkten auszuweiten?
McKinnon: Es ist richtig, dass unsere größten Rechtsgebiete die Bereiche Contracts, Corporate Transactions
(M&A), Regulierung und Compliance, Technology und
Intellectual Property sind. Viele unserer Anwälte haben
jedoch auch Erfahrung in den Bereichen Datenschutz,
Arbeitsrecht, Immobilienrecht, Wettbewerbsrecht und
Litigation/Investigations. Unsere größte Expertise liegt
global in den Bereichen Banking/Financial Services,
Pharma und Technology/Communication – wir sind jedoch in keiner Weise auf diese Branchen festgelegt oder
beschränkt. Unsere ersten Kunden in Deutschland waren zum Beispiel ein Medienunternehmen, ein Industrieunternehmen und eine Herstellerfirma.
AnwaltSpiegel: Wenn wir nun einen Blick in die Zukunft
werfen: Was ist die ideale Größe für Axiom in Deutschland, und wie werden Sie ihre Teams zusammenstellen?
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McKinnon: In fünf bis sieben Jahren werden wir etwa
100 Rechtsanwälte sowie mehrere Dutzend weitere
Fachexperten unter Vertrag haben (etwa Anwälte, die
Rechtsabteilungen von Großunternehmen bei komplexen juristischen Aufgaben unterstützen). Wir werden
etablierte Kundenbeziehungen mit mindestens 30% der
DAX-30-Unternehmen sowie 30 weiteren Unternehmen
(etwa aus MDAX, TecDAX, ETC) haben.
Die Anwälte, die für uns arbeiten, sind stolz darauf,
bei unseren Kunden auf eine völlig neue Art und Weise
mit juristischen Dienstleistungen Wert zu generieren.
Sie haben bei uns die Möglichkeit, für die größten und
innovativsten Unternehmen spannende Projektaufgaben zu übernehmen und gleichzeitig die Kontrolle darüber zu haben, wie viel sie arbeiten, für wen und wann.
Auch räumlich bieten wir Flexibilität, zum Beispiel ist es
möglich, befristet oder unbefristet in andere Länder zu
wechseln, in denen Axiom aktiv ist. Auch kulturell fühlen
sich unsere Anwälte bei uns gut aufgehoben, sie sind Teil
einer Gemeinschaft von extrem proaktiv und innovativ
denkenden Rechtsanwälten.
Basierend auf der Erfahrung aus anderen Märkten,
werden unsere Tätigkeitsschwerpunkte im Finanzsektor
in den Bereichen Pharma, Konsumgüter, Technology/
Communication und Industriegüter liegen.
AnwaltSpiegel: Mr McKinnon, ich danke Ihnen für
die Einblicke, die Sie unseren Lesern gegeben haben.
Wir werden die weitere Entwicklung von Axiom
im deutschen Rechtsmarkt eng verfolgen.
Nächste Ausgabe:
09. November 2016
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