Helaba Volkswirtschaft/Research DEVISENFOKUS 24. Oktober 2016 Chinesischer Yuan AUTOR Christian Apelt, CFA Telefon: 0 69/91 32-47 26 [email protected] REDAKTION Claudia Windt HERAUSGEBER Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/Leitung Research Helaba Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 60311 Frankfurt am Main Telefon: 0 69/91 32-20 24 Telefax: 0 69/91 32-22 44 Der US-Dollar konnte gegenüber dem Euro zulegen. Einige Schwellenländer- bzw. Rohstoffwährungen werteten sogar stärker auf. Größter Verlierer war das Britische Pfund. Der Chinesische Yuan wertete gegenüber dem US-Dollar in den letzten Wochen merklich ab. Die öffentliche Aufmerksamkeit hielt sich im Gegensatz zu den Kursausschlägen von 2015 bzw. Anfang 2016 in Grenzen. Sorgen um China sind aktuell kein großes Thema, die Konjunktur zeigt sich stabil. Auf der anderen Seite wurden Erwartungen, dass der Yuan nach der Aufnahme in den IWF-Währungskorb als neue Reservewährung durchstartet, enttäuscht. Aufgrund der wohl restriktiveren US-Geldpolitik dürfte Chinas Währung gegenüber dem US-Dollar noch etwas nachgeben. Gegenüber dem Euro wird der Yuan eher zulegen. Helaba Währungsprognosen Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 22.09. bis zum 21.10.2016) US-Dollar 3,0 Japanischer Yen 0,0 Britisches Pfund -3,7 Schweizer Franken 0,4 Kanadischer Dollar 0,7 Australischer Dollar 2,5 Neuseeland-Dollar 0,8 Schwedische Krone -1,3 Norwegische Krone 1,5 Tschechische Krone 0,0 Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Polnischer Zloty -1,0 Ungarischer Forint -0,8 Russischer Rubel 5,1 Türkische Lira -1,6 Koreanischer Won -0,2 Chinesischer Yuan 1,8 Indische Rupie 2,8 Südafrikanischer Rand 0,5 Brasilianischer Real 5,1 8,6 Mexikanischer Peso ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 1 DEVISENF OKUS CHINESISCHER YUAN CNY: Auf holprigem Weg Chinas Währung rückt wieder mehr in den Fokus. Vor mehr als einem Jahr, im August 2015, schockierte ein Verlust des Yuan von über 3 % binnen zwei Tagen die internationalen Finanzmärkte und ließ Befürchtungen vor einer massiven Abwertung aufkommen. Nach gewissen Kursbewegungen Anfang 2016 kehrte aber Ruhe ein. Ausgerechnet seit der Aufnahme im Oktober in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds, dem die Bewertung der Sonderziehungsrechte zugrunde liegt, gab der Yuan, auch Renminbi genannt, über 1 % nach. Im Spannungsfeld zwischen Welt- und Weichwährung hat der Yuan seit Jahresbeginn 4 % gegenüber dem US-Dollar eingebüßt – in ähnlichem Ausmaß gegenüber dem Euro. Wachstum verliert nur langsam an Fahrt Die Sorge vor einem Absturz der chinesischen Wirtschaft hat nachgelassen. Der Abwärtstrend beim Wachstum setzte sich allenfalls sehr allmählich fort. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im dritten Quartal erneut mit 6,7 % gegenüber Vorjahr. Zwar zweifeln manche diese offiziellen Zahlen an. Das Wachstum hat sich auf Basis von anderen „realen“ und Stimmungsindikatoren stabilisiert. Sogar die von Skeptikern bevorzugten Daten wie u.a. der Stromverbrauch oder der Bahnfrachtverkehr verbesserten sich. Der befürchtete Immobiliencrash blieb aus, die Preise beschleunigten sich. Die Konjunktur profitierte von staatlichen Ausgabenprogrammen und geldpolitischen Lockerungen. Die Nachhaltigkeit dieser Impulse steht auf einem anderen Blatt. 2017 sollte das Wachstum etwas an Kraft verlieren und sich in Richtung 6 % verlangsamen. Yuan-Abwertung in erster Linie gegenüber US-Dollar Stabiles Wachstum in China CNY % gg. Vorjahr, 3-M.-Ø CNY Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research % gg. Vorjahr Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die Furcht vor einer massiven Yuan-Abwertung wurde neben der Konjunkturentwicklung auch mit einem Verlust der chinesischen Wettbewerbsfähigkeit begründet. Steigende Löhne sowie die Yuan-Aufwertung bis 2014 haben den Standort verteuert. Jedoch weist die Handelsbilanz noch erhebliche Überschüsse auf. Trotz eines Rückgangs seit 2007 von 10 % auf rund 3 % am BIP liegt Chinas Leistungsbilanzsaldo noch klar im Plus. Dennoch verringerten sich die chinesischen Devisenreserven seit Mitte 2014 von knapp 4 Bio. auf weniger als 3,2 Bio. US-Dollar. Offensichtlich opferte Chinas Notenbank Reserven, um eine stärkere Abwertung zu verhindern. Dies widerspricht der These, dass der chinesische Staat absichtlich die eigene Währung schwächt. In den letzten Monaten bewegten sich die Bestände kaum noch. Die Kapitalflucht hat vermutlich deutlich nachgelassen, beendet ist sie noch nicht. Schwieriger Weg zur Weltwährung Die Yuan-Optimisten haben die chinesische Währung als ernstzunehmender Rivale oder gar als Nachfolger des US-Dollar auserkoren. Der noch nicht voll konvertible Yuan wird schrittweise liberalisiert. Die Aufnahme in den IWF-Währungskorb „adelt“ den Yuan als Reservewährung. In den letzten Jahren sind dessen weltweite Umsätze am Devisenmarkt merklich gewachsen, wenngleich der Yuan demnach gerade einmal auf Platz 8 steht. Vom unaufhaltsamen Aufstieg der chinesischen Währung kann nicht unbedingt die Rede sein. Die Bedeutung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr war in diesem Jahr sogar klar rückläufig. Auch die Haltung von Yuan-Konten u.a. in H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 2 DEVISENF OKUS CHINESISCHER YUAN Hongkong ging zurück. Die Emissionen von Yuan-Anleihen schrumpften. Die negative Kursreaktion nach der Aufnahme in den IWF-Korb unterstreicht, dass der Yuan für andere Zentralbanken damit nicht automatisch eine attraktive Währung darstellt. Devisenreserven schrumpfen langsamer CNY Geldpolitik spricht für weiteren Dollar-Yuan-Anstieg Billionen USD Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Abwertung gegenüber US-Dollar, Aufwertung gegenüber Euro CNY %-Punkte Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Der Weg zur Weltwährung ist damit noch sehr lang. Die kurzfristigen Perspektiven sehen ohnehin nicht rosig aus. Chinas Geldpolitik dürfte eher noch expansiver werden. Zwar haben die zögerliche Geldpolitik der Federal Reserve den Abwertungsdruck gemildert. Vermutlich wird die USNotenbank ihre Zinserhöhungen aber fortsetzen, was den Yuan belastet. Der Dollar-Yuan-Kurs dürfte von 6,77 auf 6,9 ansteigen. Eine stärkere Abwertung kann Chinas Notenbank mit ihren noch immensen Devisenreserven unterbinden. Da sich die chinesische Politik mehr am US-Dollar orientiert, könnte Chinas Währung gegenüber dem Euro sogar zulegen. Schließlich rechnen wir angesichts der unterschiedlichen Geldpolitik mit einer Dollar-Aufwertung gegenüber der Gemeinschaftswährung. Der Euro-Yuan-Kurs wird vermutlich von 7,4 auf unter 7,2 fallen. H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 3 DEVISENF OKUS CHINESISCHER YUAN Helaba Währungsprognosen Veränderung seit 31.12.15 1 Monat gg. Euro aktueller Stand* Q4/2016 Prognose Ende Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 (jew eils gg. Euro, %) US-Dollar -0,2 3,0 1,09 1,05 1,05 1,05 1,05 Japanischer Yen 15,7 0,0 113 110 115 115 115 Britisches Pfund -17,2 -3,7 0,89 0,90 0,90 0,90 0,85 Schweizer Franken 0,6 0,4 1,08 1,08 1,10 1,10 1,10 Kanadischer Dollar 3,6 0,7 1,45 1,39 1,39 1,40 1,39 Australischer Dollar 4,3 2,5 1,43 1,50 1,50 1,54 1,50 Schwedische Krone -5,5 -1,3 9,71 9,50 9,20 9,00 8,90 Norwegische Krone 7,0 1,5 8,98 9,00 8,90 8,90 8,70 Chinesischer Yuan -3,6 1,8 7,36 7,14 7,19 7,25 7,19 15,8 -2,9 104 105 110 110 110 0,8 -2,5 0,99 1,03 1,05 1,05 1,05 Kanadischer Dollar 3,8 -2,2 1,33 1,32 1,32 1,33 1,32 Schwedische Krone -5,3 -4,1 8,92 9,05 8,76 8,57 8,48 Norwegische Krone 7,2 -1,4 8,25 8,57 8,48 8,48 8,29 Chinesischer Yuan -4,0 -1,5 6,77 1,57 6,80 6,85 6,90 6,85 -17,0 -6,5 1,22 1,17 1,17 1,17 1,24 4,4 -0,5 0,76 0,70 0,70 0,68 0,70 gg. US-Dollar Japanischer Yen Schweizer Franken US-Dollar gg. … Britisches Pfund Australischer Dollar (jew eils gg. USD, %) (jew eils gg. USD, %) *21.10.2016 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A 4
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