13.1 ANTRAG Mensch sein & menschlich handeln ANTRAGSSTELLER Vorstand des Bezirksjugendring Unterfranken, KJR Aschaffenburg TERMIN Bezirksjugendringausschuss, am 23.04.2016 ORT Würzburg 1 2 3 4 Mensch sein & menschlich handeln Grundwerte in der Jugendarbeit 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Einleitung 26 Gemeinsamer Wertekodex als Jugendringe und Jugendverbände 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 Gerade in der aktuellen europäischen Flüchtlingsdebatte äußern Menschen im Internet verstärkt ihre politische Meinung. Dabei fallen allerdings leider vor allem die rassistischen oder rechtspopulistischen Kommentare auf.. Hierbei fällt vor allem auf, dass diese in so vielfältiger und indiskutabler Breite mitten in unserer Gesellschaft verankert sind. Studien warnen bereits seit langem davor, dass verschiedene rechtspopulistische Ansichten von einer großen Zahl von Menschen in Deutschland geteilt werden und einige Menschen sogar ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild besitzen (z.B. Ausländerfeindlichkeit 25,1% 2012 laut [1] 1). Noch bedeutender scheint allerdings der Faktor der “gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit” zu sein, der weiter gefasst ist. Er untersucht, “wie Menschen unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft sowie mit verschiedenen Lebensstilen in dieser Gesellschaft von der Mehrheit wahrgenommen werden und mit feindseligen Mentalitäten konfrontiert sind”. Das Syndrom gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist “aus Vorurteilen gegenüber einer Reihe ganz unterschiedlicher Gruppen zusammengesetzt, deren Gleichwertigkeit und Unversehrtheit in Frage gestellt wird. Der gemeinsame Kern des Syndroms ist somit eine Ideologie der Ungleichwertigkeit.” 2 Hier wird beispielsweise auch die Abwertung asylsuchender Menschen erfasst (44,3% 2014 [3]) oder Sexismus (Abwertung homosexueller Menschen 11,8% 2014) 3. Doch was hat dies konkret mit der Jugendarbeit zu tun? Wir setzen uns in unserer Freizeit für Kinder, Jugendliche und junge Menschen ein, mit dem Grundsatz, dass alle Menschen gleichwertig sind. Durch dieses Handeln tragen wir zu einer solidarischen und lebenswerten Gesellschaft bei. Daher ist es unsere Aufgabe, einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in allen Ausprägungen aktiv entgegen zu treten. Dafür leben wir aktiv Gegenkonzepte vor: Bei uns ist jede*r willkommen, jede*r bringt sich nach seinen bzw. ihren Fähigkeiten ein und wird dabei gefördert. Für uns sind alle Menschen gleichwertig. Sie haben zahlreiche Rechte (Menschenrechte 4 oder Grundrechte 5), zum Beispiel das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Wir stellen uns daher aktiv gegen alle Ideen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die grundlegend davon geprägt ist, dass einige Gruppen mehr wert sind als andere. 1 Decker, O., Kiess, J. & Brähler, E. (2012). Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012. Herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Ralf Melzer. Bonn: Dietz. 2 “Das Projekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland” https://www.unibielefeld.de/ikg/projekte/GMF/Gruppenbezogene_Menschenfeindlichkeit_Zusammenfassung.pdf 3 Zick, Andreas und Anne Klein. "Fragile Mitte–Feindselige Zustände." Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland (2014) 4 https://www.amnesty.de/alle-30-artikel-der-allgemeinen-erklaerung-der-menschenrechte 5 https://www.bundestag.de/bundestag/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122 Bezirksjugendring Unterfranken K.d.ö.R. Berner Straße 14 97084 Würzburg E - M AI L : [email protected] T E L E F O N : 0931 60060-500 F AX : 0931 60060-550 H P : www.jugend-unterfranken.de B AN K : VR Bank Würzburg I B AN : DE65 7909 0000 0006 1515 66 B I C : GENODEF1WU1 S T E U E R - N R . : 143/241/01021 U S T - I D N R : DE129523460 AP N : 1004_160423 Antrag Mensch sein und menschlich handeln.docx SEITE: 1 / 2 41 42 43 44 45 46 47 48 Unser Gegenentwurf ist die Inklusion: Sie beschreibt die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden. Die einzelne Person ist nicht mehr gezwungen, nicht erreichbare Normen zu erfüllen, vielmehr ist es die Gesellschaft, die Strukturen schafft, in denen sich Personen mit Besonderheiten einbringen und auf die ihnen eigene Art wertvolle Leistungen erbringen können. Ein Beispiel für Barrierefreiheit ist, jedes Gebäude rollstuhlgerecht zu gestalten. Aber auch Barrieren im übertragenen Sinn können abgebaut werden. 6 Wir wollen in unseren Strukturen so gestaltet werden, dass sie dem Bedarf und den unterschiedlichen Bedürfnissen aller Beteiligten 49 gerecht wird (interkulturelle Öffnung) 7. 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 Wir wollen den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unseren Verbänden eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit ermöglichen. Wir nehmen junge Menschen ernst und unterstützen sie bei ihren Fragen und Bedürfnissen. Da gehört auch dazu, dass niemand aufgrund des biologischen und/oder seines sozialen Geschlechts (sex und gender), der sexuellen Orientierung oder der sexuellen Identität benachteiligt werden darf. Wir setzen uns daher aktiv gegen gegen Sexismus und Homophobie ein. Die aktive Partizipation im Jugendverband ist eine Vorbereitung und Einübung in demokratische Prozesse und uns ganz besonders wichtig. Wir streben daher an, dass unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nachhaltige und solidarische Werthaltungen verinnerlichen und dass sie diese zukunftsfähige Grundhaltung in ihren Handlungen in die Verbandsstrukturen und nach außen tragen. Wir tolerieren andere Meinungen und Aktionen, sofern sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und nicht die Rechte anderer verletzen. Die freie Meinungsäußerung wird daher nicht eingeschränkt, wenn man menschenfeindlichen Äußerungen widerspricht oder sie verurteilt. So etwas kann man nicht akzeptieren und ihm muss durch Zivilcourage begegnet werden. Aufruf und aktive Selbstverpflichtung Uns motiviert diese gemeinsame Grundhaltung, gegen jede Form von Rechtspopulismus aktiv zu sein und entsprechenden Bündnissen beizutreten. Aus derselben Motivation engagieren sich Jugendringe und Jugendverbände für Menschen auf der Flucht. Aber auch der Einsatz für Partizipation und Demokratiebildung lässt sich direkt davon ableiten. Aus dem oben aufgezeigten gemeinsamen Selbstverständnis resultiert eine Haltung, die jede*r in der Jugendarbeit Aktive auch im täglichen Leben einnimmt und vertritt. Dazu gehört auch, gruppenfeindliche, pauschalisierte Äußerungen immer zu hinterfragen und nicht einfach unbedacht und unreflektiert zu übernehmen. Anfeindungen und verächtlichen Äußerungen treten wir daher in der analogen wie auch digitalen Welt vehement wortstark und wirkungsmächtig entgegen. Als Jugendverbände und Jugendringe schaffen wir daher im Rahmen unserer Angebote und Maßnahmen Raum für die Auseinandersetzung mit dem Thema zu geben. 6 vgl: Balz, H.-J. / Benz, B. / Kuhlmann, C. (Hrsg.) (2012): Soziale Inklusion - Grundlagen, Strategien und Projekte in der Sozialen Arbeit. S.117f 7 vgl: Engel, N. (Hrsg), Göhlich, M./ Öztürk, H. /Weber, S. (2012): Organisation und kulturelle Differenz - Diversity, interkulturelle Öffnung, Internationalisierung. S.177ff. AP N : 1004_160423 Antrag Mensch sein und menschlich handeln.docx SEITE: 2 / 2
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