Interferenzen und Spektrometer - Physik-Institut

Anleitung zum Physikpraktikum
für Oberstufenlehrpersonen
Interferenzen und Spektrometer
(In/Sp)
Frühjahrssemester 2017
Physik-Institut der Universität Zürich
Inhaltsverzeichnis
8 Interferenzen und Spektrometer (In/Sp)
8.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.1.1 Interferenz und Beugung . . . . . . . . . .
8.1.2 Ziel des Versuches . . . . . . . . . . . . .
8.2 Theoretischer Teil . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.2.1 Doppelspalt (Young’sche Anordnung) . .
8.2.2 Interferenz am Einzelspalt . . . . . . . . .
8.2.3 Interferenz am Gitter . . . . . . . . . . .
8.2.4 Interferenz am Reflexionsgitter . . . . . .
8.2.5 Interferenz an einer kreisförmigen Öffnung
8.3 Experimenteller Teil I . . . . . . . . . . . . . . .
8.3.1 Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . .
8.3.2 Versuchsanordnung . . . . . . . . . . . . .
8.3.3 Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.4 Experimenteller Teil II . . . . . . . . . . . . . . .
8.4.1 Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . .
8.4.2 Aufbau des Spektrometers . . . . . . . . .
8.4.3 Wellenlängenmessung . . . . . . . . . . .
8.5 Versuchsbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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8.1
8.1
8.1
8.4
8.4
8.4
8.6
8.8
8.9
8.10
8.11
8.11
8.11
8.12
8.13
8.13
8.13
8.14
8.14
8
5.1
5.2
Interferenzen und Spektrometer (In/Sp)
Vorlesungsabschnitt 3, Optik
Elektromagnetische Wellen
Interferenz und Beugung von Wellen
8.1
Einleitung
Bereits 1864 sagte Maxwell die Existenz elektromagnetischer Wellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, voraus. Licht, Röntgenstrahlen, γ-Strahlen, Radiowellen usw. gehören zum
Spektrum der elektromagnetischen Strahlung. Ihre Wellenlängen erstrecken sich über einen riesigen Bereich.
sichtbares
Licht
γ
Röntgen
10-8
Radio
IR
(Wärme)
UV
10-6
10-4
Mikrowellen
(Radar)
10-2
UKW KW
1
MW
102
LW
log λ [m]
Abbildung 8.1: Spektrum der elektromagnetischen Wellen.
Mit dem Auge ist nur ein kleiner Ausschnitt wahrnehmbar: Wellenlängen zwischen 400 nm (violettes Licht) und 700 nm (rotes Licht). Die Farbe des Lichtes ist durch die Wellenlänge bestimmt.
Im allgemeinen senden Lichtquellen kein monochromatisches Licht aus. Das Spektrum, d.h. die
vorkommenden Wellenlängen und ihre relativen Intensitäten sind charakteristisch für eine bestimmte Lichtquelle. Kennt man das Spektrum, so lassen sich Schlüsse auf die Zusammensetzung
der Quelle ziehen (Spektralanalyse). Diese Methode wird sowohl in der Chemie als auch in der
Astrophysik angewendet.
8.1.1
Interferenz und Beugung
Die Wellennatur lässt sich mit Interferenzexperimenten nachweisen. Unter Interferenz versteht
man die Überlagerung von zwei oder mehreren Wellen, die sich unter bestimmten Bedingungen
gegenseitig auslöschen oder verstärken können, entsprechend ihrer relativen Phasenlage. Die
Überlagerung lässt sich gut durch das Zeitbild zweier harmonischer Wellen u1 (x, t) und u2 (x, t)
veranschaulichen.
8.1
Eine harmonische Welle u(x, t) = u0 sin(kx − ωt) lässt sich in einem Orts- und in einem Zeitbild
grafisch darstellen.
t = konstant
u (x)
Ortsbild: Zu einem festen Zeitpunkt wird die Erregung u als Funktion von x betrachtet (“Foto” der Welle):
x
λ
2π
λ
k = Wellenzahl
k =
λ : Wellenlänge
x = konstant
u (t)
Zeitbild: An einem festen Ort wird
die Erregung u als Funktion der Zeit
betrachtet:
t
T =
T
1
2π
=
ν
ω
Abbildung 8.2: Orts- und Zeitbild einer Welle.
T : zeitliche Periode
u1 (t)
t
t
t
t
u (t) = u 1 (t) + u 2 (t)
u (t) = u 1 (t) + u 2 (t)
t
Verstärkung
maximal
Phasen der Wellen
um halbe Periode
verschoben
u2 (t)
u2 (t)
Wellen sind
phasengleich
u1 (t)
Überlagert man die beiden Wellen u1 (x, t) und u2 (x, t) erhält man für x = konst die Graphen:
t
Abbildung 8.3: Überlagerung von Wellen im Zeitbild.
8.2
Auslöschung
u1 (x)
x
x
x
x
u (x) = u1 (x) + u2 (x)
u (x) = u1 (x) + u2 (x)
x
Verstärkung
maximal
Phasen der Wellen
um halbe Wellenlänge
verschoben
u2 (x)
u2 (x)
Wellen sind
phasengleich
u1 (x)
Die Überlagerung der beiden Wellen u1 (x, t) und u2 (x, t) kann auch im Ortsbild (t = konst.)
dargestellt werden.
x
Auslöschung
Abbildung 8.4: Überlagerung von Wellen im Ortsbild.
Im täglichen Leben sind Interferenzerscheinungen selten zu beobachten. Weshalb? Interferenzerscheinungen können nur beobachtet werden, wenn die sich überlagernden Wellen kohärent
sind. Zwei Wellen heissen kohärent, wenn ihre Phasenbeziehung zeitunabhängig ist, d.h., dass
an einem festen Beobachtungsort ihre zeitliche Verschiebung nicht von der Zeit abhängt. Diese
Bedingung ist für Wellen, die von verschiedenen Lichtquellen ausgesandt werden, nie erfüllt.
In einer Lichtquelle werden die Atome einzeln und vollständig unabhängig voneinander angeregt. Sie senden während einer kurzen Zeit Energie als elektromagnetische Strahlung aus. Die
beobachtete Lichterscheinung stellt die Überlagerung der einzelnen Wellenzüge dar. Bei einer
zweiten Lichtquelle strahlen die Atome ebenfalls völlig unabhängig. Die Phasenbeziehung zwischen den Wellenzügen ändert sich also immer, wenn ein neuer Wellenzug ausgesandt wird. Die
Kohärenzzeit entspricht ungefähr der Zeit, die ein einzelnes Atom für die Emission eines Wellenzuges braucht, ca. 10−8 s. Nach dieser Zeit ändert sich die Phasenbeziehung sprungartig, das
Interferenzbild mittelt sich für unser Auge aus.
Um beobachtbare Interferenzen zu erzeugen, braucht man kohärente Wellen. Dies kann durch
einen Kunstgriff erreicht werden: Man spaltet künstlich eine Lichtquelle in zwei oder mehrere
auf. Die verschiedenen Interferenzanordnungen unterscheiden sich nur durch die Art der Aufspaltung des Lichtes.
Um die Interferenz zwischen Wellenzügen und die daraus resultierenden Muster zu verstehen,
müssen wir uns auch mit dem Begriff der Beugung auseinandersetzen. Trifft paralleles Licht
auf ein Hindernis mit einer Öffnung in der Grössenordnung der Wellenlänge, dann laufen die
Wellen nach dem Hindernis nach allen Richtungen. Das Licht wird gebeugt (vgl. Vorlesung).
8.3
Beugungseffekte treten auch immer auf, wenn eine Lichtquelle seitlich begrenzt wird, z.B. an
Rändern, usw.
8.1.2
Ziel des Versuches
In diesem Versuch werden wir 4 verschiedene Anordnungen kennen lernen, mit welchen Interferenzeffekte beobachtet werden können: Doppelspalt, Einzelspalt, Reflexionsgitter und Beugung
an Partikeln. Als monochromatische Lichtquelle werden wir einen He-Ne Laser (rotes Licht)
verwenden. Wir wollen auch ein einfaches Gitterspektrometer aufbauen (siehe Exp. Teil II) und
damit die Wellenlängen des sichtbaren Teils des Quecksilberspektrums messen.
Es geht dabei um:
• Wellen (elektromagnetische), deren Beschreibung und Eigenschaften
• Kohärenz als Bedingung für Interferenz
• Interferenz und Beugung
• Das Spektrum der elektromagnetischen Wellen
• Spektrometer
• Wie kann ich die Wellenlänge messen?
8.2
8.2.1
Theoretischer Teil
Doppelspalt (Young’sche Anordnung)
x
P
r1
s0
Q1
ϑ1
r
r2
ϑ
d
x=0
ϑ2
Q2
∆
D
D , r1 , r2 » d ,
d » s0
Schirm
Abbildung 8.5: Doppelspalt, Young’sche Anordnung. Für D ≫ d ist ϑ ≃ ϑ1 ≃ ϑ2 .
Von links her trifft paralleles, monochromatisches Licht auf den Doppelspalt. Nach dem Huyghenschen Prinzip (vgl. Vorlesung) senden die beiden Quellen (Spalten) Q1 und Q2 kohärente
8.4
Kugelwellen aus. Die beiden Wellen können sich bei Überlagerung im Punkt P je nach ihrer
Phasenlage verstärken oder schwächen. Wir fragen also nach der Intensitätsverteilung I(x) auf
dem Schirm im Abstand D. Nach Abbildung 8.4 verstärken sich die beiden Wellen, wenn sie
phasengleich oder um ganzzahlige Vielfache der Wellenlänge verschoben sind:
∆Verst. = |r1 − r2 | = mλ,
m = 0, 1, 2... = Ordnungszahl des Maximums
Sind die beiden Wellen um (m − 1/2)λ verschoben, so löschen sie sich aus (Abbildung 8.4):
(
)
1
∆Ausl. = |r1 − r2 | = m −
λ,
m = 1, 2... = Ordnungszahl des Minimums
2
Die Wegdifferenz |r1 − r2 | ist gleich ∆ ≃ d · sin ϑ (Abbildung 8.5). Wir erhalten die Maxima bei:
sin ϑmax = m
λ
d
(8.1)
und die Minima bei:
(
)
1 λ
sin ϑmin = m −
2 d
(8.2)
Ist der Schirm weit vom Doppelspalt entfernt (D ≫ d, x), so ist
x
D
= tan ϑ ≃ sin ϑ
Auf dem Schirm erscheinen die Helligkeitsmaxima bei:
xmax = m
Dλ
d
I (x)
-2D λ
d
Dλ
d
-D λ
d
2D λ
d
x
Abbildung 8.6: Intensitätsmuster beim Doppelspalt mit d ≫ s0 .
Die Minima treten auf bei:
1 Dλ
xmin = (m − )
2 d
8.5
Der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Maxima oder Minima (∆m = 1) ist:
Dλ
(8.3)
d
Auf dem Schirm erscheint ein Muster äquidistanter hell-dunkel-Streifen. Sind die beiden Spalte
sehr schmal (d ≫ s0 ), so haben alle Maxima dieselbe Helligkeit (Abbildung 8.6).
∆x =
Frage 1: Nehmen Sie an, der rote Laser würde durch eine Na-Lampe (gelbes Licht)
ersetzt. Wie würde sich das Interferenzbild ändern? Skizzieren Sie die beiden
Interferenzmuster.
Frage 2: Gleichung 8.1 und Gleichung 8.2 geben die Winkel ϑ an, unter denen die
Maxima und die Minima erscheinen. Welches ist die höchste Ordnung (mmax ),
die man bei vorgegebenem Spaltabstand d beobachten kann?
Frage 3: Wie sieht das Interferenzbild auf dem Schirm aus, wenn man d ≫ λ wählt?
8.2.2
Interferenz am Einzelspalt
x
s
P
s = s0
ϑ1
ds1
P0
x=0
ϑ
ds2
ϑ2
s=0
∆
D » s0 , x
D
Schirm
~
~ϑ =
ϑ1 =
2 ϑ
Nach dem Huyghenschen Prinzip (vgl.
Vorlesung) ist jeder von der einfallenden Welle getroffene Punkt des Spaltes
Zentrum einer sekundären Kugelwelle.
Für ϑ = 0 und D ≫ s0 sind alle in P0
auftreffenden Wellen in Phase. Wir
erhalten das Maximum 0-ter Ordnung.
Um die Lage der Maxima und Minima für ϑ ̸= 0 zu bestimmen, teilt man
den Spalt in kleine Intervalle ds auf.
Die totale Erregung der im Punkt P
auftretenden Welle setzt sich aus den
Beiträgen aller Intervalle dsi zusammen. Man summiert, resp. integriert
diese Beiträge unter Berücksichtigung
der jeweiligen Wegdifferenz ∆.
Abbildung 8.7: Interferenz am Einzelspalt.
Die Intensität ist immer proportional zum Quadrat der Erregung (vgl. Vorlesung). So erhält
man für die Intensität in Abhängigkeit von ϑ:
(
)
sin2 ks20 sin ϑ
2π
I(ϑ) ≃ ( )2
mit k =
(8.4)
λ
ks0
2
sin
ϑ
2
8.6
Für die Lage der Minima gilt:
(
)
ks0
sin
sin ϑmin
= 0
wobei ϑmin ̸= 0
2
ks0
πs0
sin ϑmin =
sin ϑmin = mπ
2
λ
λ
sin ϑmin = m
s0
m = 1, 2, 3... = Ordnungszahl des Minimums (m ̸= 0)
Für die Lage der Maxima gilt:
(
)
ks0
sin
sin ϑmax
= 1
2
(
)
ks0
πs0
1
· sin ϑmax =
sin ϑmax = m +
π
2
λ
2
(
)
λ
1
sin ϑmax =
m+
s0
2
m = 1, 2, 3... = Ordnungszahl des Maximums (m ̸= 0)
(8.5)
(8.6)
Frage 4: Wie breit muss der Spalt mindestens sein, wenn man das Maximum 1. Ordnung
(m = 1) beobachten will?
Aus Gleichung (8.4) sieht man, dass die Helligkeit der Intensitätsmaxima mit wachsendem Winkel ϑmax abnimmt. Man erhält die in Abbildung 8.8 dargestellte Intensitätsverteilung:
I (x)
-2D λ
s0
-D λ
s0
Dλ
s0
2D λ
s0
x
Abbildung 8.8: Intensitätsverteilung bei Einzelspalt.
Frage 5: Überlegen Sie sich anhand der Gleichungen (8.5), (8.6) und Abbildung 8.8,
was man auf dem Schirm beobachtet, wenn
• s0 < smin
• s0 ≫ λ ist
(aus Frage 4)
8.7
Ist der Schirm weit vom Einzelspalt entfernt (D ≫ x), so ist:
x
D
= tan ϑ ≃ sin ϑ
Auf dem Schirm erscheinen die Helligkeitsmaxima bei:
xmax = 0
und
1
Dλ
(m + )
xmax =
s0
2
m = 1, 2, 3...
Die Minima treten auf bei:
Dλ
xmin = m
s0
m ̸= 0
Der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Maxima oder Minima (∆m = 1, m ̸= 0) ist:
Dλ
s0
∆x =
8.2.3
(8.7)
Interferenz am Gitter
x
P
ϑ
d
ϑ
x= 0
∆
D
D»d,x
Schirm
Abbildung 8.9: Interferenz am Gitter.
Ein Gitter besteht aus einer grossen Anzahl äquidistanter Spalte, deren
Abstand mit der Wellenlänge des Lichtes vergleichbar ist. Lässt man paralleles Licht auf ein solches Gitter fallen, so ist jeder Spaltpunkt Zentrum
einer sekundären Kugelwelle (Prinzip
von Huyghens). Diese Sekundärwellen
überlagern sich. Sie verstärken oder
löschen sich aus, je nach ihrer relativen Phasenlage.
Bemerkung Wir betrachten nur die
Lage der sog. Hauptmaxima (vergl.
Vorlesung). Ausserdem nehmen wir
an, die Spaltbreite s sei wesentlich kleiner als die Gitterkonstante d, d.h. jeder Spalt sei eine unendlich schmale
Lichtquelle.
Ist die Wegdifferenz zweier Wellen, die von benachbarten Spalten ausgehen und sich im Punkt
P überlagern, ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge, so erhalten wir in P ein Hauptmaximum.
8.8
Für d ≪ D ist:
∆ ≃ d sin ϑ = mλ
m = 0, 1, 2...
= Ordnungszahl
λ
sin ϑmax = m
d
d = Gitterkonstante
(8.8)
Die Lage der Hauptmaxima hängt also von der Wellenlänge ab. Enthält das einfallende Licht
mehrere Wellenlängen, so erscheinen die Interferenzstreifen gleicher Ordnung der verschiedenen
Farben unter verschiedenen Winkeln. Ist der Schirm weit vom Gitter entfernt (D ≫ d, x und
ϑ ≪ 1) (Abbildung 8.9), so ist:
x
D
= tan ϑ ≃ sin ϑ
Für ein Maximum gilt somit:
Dλ
(8.9)
d
Aus der Lage der Maxima lassen sich nach Gleichung (8.9) die Wellenlängen bestimmen. Die
Maxima sind umso schärfer, je mehr Sekundärwellen interferieren.
xmax = m
8.2.4
Interferenz am Reflexionsgitter
Schirm
∆2
∆1
2
1
2
1
ϕ
α
Ein Metallkamm mit scharf
geschliffenen Kanten kann
als Reflexionsgitter verwendet werden. Paralleles Licht
fällt von links streifend ein.
Jede Kante ist Zentrum einer sekundären Kugelwelle.
Unter welchen Winkeln φ erscheinen Intensitätsmaxima
auf dem Schirm?
d
Abbildung 8.10: Interferenz am Reflexionsgitter.
Die Wegdifferenz zweier Wellen, die von benachbarten Kanten ausgehen, muss gleich einem
ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge sein:
∆ = ∆1 − ∆2 = mλ
8.9
In der Abbildung 8.10 erkennt man, dass folgendes gilt:
∆1 = d cos α,
∆2 = d cos φ,
für φ > α ist ∆1 > ∆2
Bei streifendem Einfall ist:
α≪1
→
φ≪1
→
α2
2
φ2
cos φ ≃ 1 −
2
cos α ≃ 1 −
Also:
d 2
(φ − α2 ) = mλ
2
√
2mλ
φmax =
+ α2
d
∆ =
8.2.5
(8.10)
Interferenz an einer kreisförmigen Öffnung
Ersetzt man den Einzelspalt durch ein kreisförmiges Loch vom Durchmesser d, so erhält man
statt der Interferenzstreifen ein Muster von konzentrischen hell-dunkel-Ringen.
ϕ3.Min.
ϕ1.Min.
R1
d
R2
ϕ2.Min.
R3
D
Abbildung 8.11: Interferenz an einer kreisförmigen Öffnung.
Die Lage der Minima erhält man aus einer aufwändigen Rechnung. Wir geben hier nur das
Resultat an:
λ
d
λ
sin φ2.Min. = 2.23
d
λ
sin φ3.Min. = 3.23
d
sin φ1.Min. = 1.22
8.10
(8.11)
(8.12)
(8.13)
Ist D ≫ R1 , R2 , R3 , so gilt sin φ ≃ tan φ = R/D.
λD
d
λD
= 2.23
d
λD
= 3.23
d
R1 = 1.22
(8.14)
R2
(8.15)
R3
(8.16)
Fällt paralleles Licht auf ein Präparat aus statistisch unabhängig verteilten Partikeln, so erhält
man ebenfalls ein Interferenzbild aus konzentrischen Kreisen mit einem starken Maximum im
Zentrum (Theorem von Babinet). Der Ringdurchmesser hängt jetzt vom Partikeldurchmesser
ab. Im Experiment werden wir die Interferenzen an Lykopodium (Bärlappsporen) beobachten.
Frage 6: In jeder Interferenzanordnung hängt die Lage der Maxima von der Wellenlänge
des Lichtes ab. Was wird man auf dem Schirm beobachten, wenn Sie eine
Lichtquelle verwenden, die verschiedene Wellenlängen aussendet (z.B. weisses
Licht)?
Bemerkung Auf dieselbe Weise kommt der Mondhof zustande. Das Mondlicht wird an den
Nebeltröpfchen gebeugt.
8.3
8.3.1
Experimenteller Teil I
Aufgabenstellung
1. Qualitative Beobachtung der verschiedenen Interferenzbilder.
2. Bestimmen der Wellenlänge des verwendeten Lasers aus Interferenzen am Doppelspalt.
3. Bestimmen des Partikeldurchmessers eines Lykopodiumpräparates aus dem Durchmesser
der Interferenzringe.
8.3.2
Versuchsanordnung
Objekte:
Spalt
Lykopodium
Doppelspalt Kamm
~1m
D=
Laser
optische Bank
Abbildung 8.12: Versuchsanordnung.
8.11
Schirm
ACHTUNG: Der Laserstrahl darf auf keinen Fall in die Augen gelangen!!!
Für die Messungen am Doppel- und Einzelspalt steht ein Diagläschen mit den Spalten in folgender Anordnung zur Verfügung:
1 2 3 4 5 6
1
2
Einzelspalte
3
4
5
Doppelspalte
6
Dreifachspalte
Mikrometerschraube
Abbildung 8.13: Diagläschen mit Spalten.
Für unsere Messungen und Beobachtungen eignen sich der Einzelspalt 2 und die Doppelspalte
4 und 5. Der Laser ist auf der optischen Bank fest montiert. Das Dia lässt sich auf dem Reiter
senkrecht zur optischen Achse verschieben.
8.3.3
Messungen
1. Unter der Anleitung des Assistenten betrachte man qualitativ die verschiedenen Interferenzbilder.
2. Doppelspalt
• Versuchsanordnung: siehe Abbildung 8.12
• Auf dem Schirm misst man mit dem Massstab die Abstände ∆x aufeinanderfolgender
Minima.
• Messen Sie die Distanz D zwischen Doppelspalt und Schirm. Schätzen Sie den Fehler
von D.
• Der Spaltabstand d ist am Versuchsplatz angegeben.
• Bemerkung Falls bei der schwachen Zimmerbeleuchtung die Ablesung auf dem
Massstab mühsam ist, kann ein Blatt Papier auf dem Schirm befestigt werden. Darauf
zeichnet man die Lage der Minima ein und misst anschliessend die Abstände aus.
• Auswertung:
– Berechnen Sie die Wellenlänge nach Gleichung (8.3).
3. Lykopodium (Bärlappsporen)
• Versuchsanordnung: siehe Abbildung 8.12
• Messen Sie die Distanz D zwischen Präparat und Schirm. Schätzen Sie den Fehler
von D.
8.12
• Messen Sie auf dem Schirm die Durchmesser 2R der ersten zwei Minima-Ringe.
Schätzen Sie die Fehler dieser Messungen.
• Messen Sie den Sporendurchmesser auch mit dem Mikroskop. Beachten Sie die Eichung am Mikroskop.
• Auswertung:
– Berechnen Sie für beide Kreise mit den Gleichungen (8.14) und (8.15) den Partikeldurchmesser.
– Vergleichen Sie das Resultat mit der Messung unter dem Mikroskop.
8.4
8.4.1
Experimenteller Teil II
Aufgabenstellung
(a) Aufbau eines Spektrometers.
(b) Bestimmen der Wellenlängen des sichtbaren Teils des Quecksilberspektrums mit Hilfe
des selbst gebauten Spektrometers.
8.4.2
Aufbau des Spektrometers
f2
f1
x
ϑ
Hg - Lampe
Spalt
L1
Gitter
L2
Schirm
Abbildung 8.14: Aufbau des Spektrometers.
Der Spalt befindet sich unmittelbar vor der Lichtquelle und gleichzeitig in der Brennebene
der Linse L1 . Linse L2 fokussiert das parallele Licht in ihrer Brennebene, in welcher der
Beobachtungsschirm aufgestellt ist. Die Brennweiten sind auf den Linsen angegeben. Bei
der Justierung ist darauf zu achten, dass das Gitter senkrecht zur optischen Achse steht.
Bemerkung Es dauert etwa 10 Minuten, bis die Quecksilberlampe in voller Intensität
brennt.
Frage 7: Welche Funktion hat die Linse L2 ?
8.13
8.4.3
Wellenlängenmessung
(a) Betrachten Sie qualitativ das auf dem Schirm erscheinende Spektrum und beobachten
Sie, wie sich bei höheren Ordnungen die relative Lage der verschiedenen Linien ändert.
Skizzieren Sie das Spektrum.
(b) Befestigen Sie ein Blatt Papier auf dem Schirm und zeichnen Sie die Lage der Linien
darauf ein. Vergessen Sie nicht, jeweils die Farbe anzugeben. Markieren Sie deutlich
das Maximum 0-ter Ordnung.
0
v2 or1 v1
v1 or1 v2
vi = violett i-te Ordnung
gri = grün i-te Ordnung
ori = orange i-te Ordnung
agr
1
xgr
1
gr2
gr1
gr1
gr2
Abbildung 8.15: Linien im gemessenen Spektrum.
(c) Auswertung:
• Um mögliche Asymmetrien auszumitteln, messen wir nicht direkt die Grösse x,
sondern den Abstand a zwischen 2 Maxima gleicher Ordnung und Wellenlänge
(Abbildung 8.15), x ist dann a/2. Schätzen Sie den Fehler von x. Stellen Sie die
Messwerte in einer Tabelle zusammen.
• Es gilt tan ϑ = x/f2 ≃ sin ϑ für kleine Winkel (vgl. Abbildung 8.9 und Gleichung
(8.9)) und somit:
λ
d
• Berechnen Sie nach Gleichung (8.17) für jede Linie die Wellenlänge.
xmax = f2 m
8.5
(8.17)
Versuchsbericht
• Beantworten Sie die im Text gestellten Fragen.
• Stellen Sie die verlangten Berechnungen und die gefundenen Resultate übersichtlich
dar.
• Beschreiben Sie das Prinzip des Gitterspektrometers.
8.14