Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag POLITIK / REDAKTION Ruandas Präsident Kagame, ein Flugzeugattentäter? Wer enthauptete auf einen Schlag zwei Staaten ihrer Führung? Frankreich nimmt Ermittlungen auf Man stelle sich vor, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande sowie einige hochrangige Militärs und Berater würden zusammen in einem Flugzeug fliegen und beim Landeanflug von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen ... (Seite 7) Elektronische Zeitung Schattenblick Donnerstag, 20. Oktober 2016 Restverwertung global - Marktsauger CETA ... Fabio De Masi im Gespräch Sand ins Getriebe streuen Interview am 13. Oktober 2016 in Hamburg (SB) UMWELT / REPORT Klima und Finanzen - die diplomatische Lesart ... Botschafter von Marokko, S.E. Dr. Omar Zniber im Gespräch Deutlich unter 2 Grad Konkre te Umsetzung nach Paris Briefing vor der 22. UNFCCC Klimakonferenz im Auswärtigen Amt am 27. September 2016 Der König von Marokko habe den Kampf gegen den Klimawandel zur Chefsache erklärt. Er habe zu entschlossenem Handeln aufgerufen und würde bei vielen Gelegenheiten die Bedeutung der COP 22 Konferenz betonen. Mit diesem Credo, wie ernst Marokko seine Aufgabe als Gastgeber des kommenden Ereignisses nimmt, ludt S.E. Dr. Omar Zniber, Botschafter des Königreichs Marokko in Berlin ... (S. 14) (SB) Fabio De Masi Foto: © 2016 by Schattenblick Der deutsch-italienische Ökonom und Linkspolitiker Fabio De Masi ist seit 2014 Abgeordneter der Europäischen Linken im EU-Parlament. Nach seinem Diplomstudium der Volkswirtschaftslehre an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik erwarb er einen Master in Internationalen Beziehungen an der University of (SB) 19. Oktober 2016 Cape Town in Südafrika und einen weiteren Master in Internationaler Volkswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Der ehemalige Stipendiat der Rosa-LuxemburgStiftung und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes war im Bundestag als wissenschaftlicher Mitarbeiter u.a. der stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion Die Linke, Sahra Wagenknecht, tätig wie auch als Lehrbeauftragter für Volkswirt- Elektronische Zeitung Schattenblick schaft an der Berliner Hochschu- Veranstaltung in Hamburg am 13. le für Wirtschaft und Recht. Oktober deutlich machte [1], dringender, aktueller und brisanFabio De Masi ist Mitglied der ter denn je, steht doch auf dem Partei Die Linke im Landesver- EU-Kanada-Gipfel am 27. Oktoband Hamburg. Sein europapoli- ber nach wie vor die Unterzeichtisches Engagement erstreckt sich nung von CETA ins Haus. aber auch auf die Bundesländer Bremen und Nordrhein-Westfa- Just am vergangenen Donnerstag len, für die er Ansprechpartner in hatte das BundesverfassungsgeFragen und Angelegenheiten des richt mehrere Eilanträge gegen Europäischen Parlaments ist. dieses Abkommen, genauer geDort ist er Mitglied im Ausschuß sagt gegen dessen Annahme für Wirtschaft und Währung durch die deutsche Regierung so(ECON) sowie in der Delegation wie seine anschließende, als vorfür die Beziehungen zu Südafrika läufig ausgegebene Inkraftset(D-ZA). Nach seiner Tätigkeit als zung, abgelehnt. Dem Vernehmen Vollmitglied des nach der soge- nach stellt diese Entscheidung nannten Luxemburg-Leaks-Affä- noch keine Festlegung in der Sare eingesetzten Sonderausschus- che dar, über die Verfassungsbeses zu Steuervorbescheiden und schwerde werde zu einem späteanderen Maßnahmen ähnlicher ren Zeitpunkt noch ausführlich Art oder Wirkung (TAXE) wurde verhandelt. Die Richter hätten in er im Juli 2016 stellvertretender diesem Eilverfahren lediglich geVorsitzender des Untersuchungs- prüft, ob den Beschwerdeführeausschusses zu Geldwäsche so- rinnen und -führern nicht korriwie Steuerhinterziehung und gierbare Nachteile entstehen wür-vermeidung (PANA), der nach den, sollte CETA wie geplant in dem Skandal um die Panama Pa- Kraft treten. Das Karlsruher Gepers eingerichtet worden war. richt meinte dies nicht zuletzt wegen seiner der Bundesregierung Im Rahmen seiner vielfältigen In- auferlegten Bedingungen verneiteressen und EU-parlamentari- nen zu können. [2] schen, aber auch außerparlamentarischen Aktivitäten nimmt die Gleichwohl scheint der Zeitplan, Aufklärung über bzw. die Agita- mit dem das EU-Kanadische Abtion gegen die sogenannten Frei- kommen verabschiedet werden handelsabkommen fraglos einen soll, ein wenig durcheinandergebesonderen Stellenwert ein. Fabio bracht worden zu sein. Am De Masi ist zu dem großen, wenn Dienstag wollten sich die Hanauch inhomogenen Kreis all jener delsminister aller 28 EU-Staaten TTIP- und CETA-Gegnerinnen auf ihrem Ministertreffen in Luund -gegner zu zählen, die nicht xemburg auf die bevorstehende locker lassen selbst dann, wenn, Verabschiedung des CETA-Abwie vor kurzem geschehen, von kommens einigen. Dieser Benamhaften Politikern die Ver- schluß hätte einstimmig gefällt handlungen mit den USA für be- werden müssen, um wirksam endet und TTIP für tot erklärt werden zu können, kam aber werden. Die Proteste gegen die nicht zustande, weil - neben Vorvermeintlichen Freihandelsab- behalten aus Rumänien und Bulkommen sind, wie er auf einer garien - die belgische Regierung Seite 2 www.schattenblick.de ihm nicht zustimmen konnte. Laut belgischer Verfassung ist für einen so weitreichenden Schritt die Zustimmung aller drei Regionalparlamente (Wallonie, Flandern, Brüssel) erforderlich. Da das wallonische Parlament der belgischen Zentralregierung die Vollmacht, diesem Abkommen zuzustimmen, entzogen hat und nicht erkennen läßt, von dieser Position abrücken zu wollen, ist guter Rat teuer. Der frühere EU-Kommisar Karel De Gucht soll bereits den Vorschlag gemacht haben, die belgische Regierung möge das Veto der Wallonie einfach ignorieren, den Vertrag unterschreiben und die Wallonen klagen lassen ... Im Anschluß an die Diskussionsveranstaltung in Hamburg, die im Pressearbeitsraum des FC St. Pauli, dessen Fördermitglied Fabio De Masi ist, stattfand, erklärte sich der Linkspolitiker und EUAbgeordnete bereit, dem Schattenblick einige aktuelle, aber auch grundsätzliche Fragen zu CETA und TTIP zu beantworten. Schattenblick (SB): Das Bundesverfassungsgericht hat heute drei Einschränkungen festgelegt. Wie sind die Ihrer Meinung nach zu bewerten? Fabio De Masi (FDM): Ich weiß natürlich nicht, wie sich die Verfassungsrichter entscheiden werden und was in ihren Köpfen vor sich geht. Aber eines ist sicher: Das Bundesverfassungsgericht weiß sehr genau, daß es durch CETA, das Handels- und Investitionsabkommen mit Kanada, im Zweifelsfall selbst entmachtet wird. Auch Richter sind eitle Menschen und werden sich das sehr genau überlegen. Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick weile zu über 50 Prozent vom Export abhängig ist. Das gilt eigentlich für kleine, offene Volkswirtschaften wie die Schweiz oder Luxemburg, weil die natürlich einen sehr kleinen Markt haben. Für die lohnt es sich zum Beispiel nicht, eine eigene Automobilindustrie zu haben. Blick auf die Diskussionsveranstaltung mit Fabio De Masi zu CETA und TTIP Foto: © 2016 by Schattenblick Die Einschränkungen heißen: Deutschland muß klarmachen, daß dieses Abkommen einseitig auch wieder kündbar ist. Die Bundesregierung kann nur unter Vorbehalt zustimmen. Das Verfassungsgericht hat ja noch nicht entschieden, ob CETA überhaupt mit der Verfassung vereinbar ist, das heißt mit dem Grundgesetz, denn strenggenommen haben wir gar keine Verfassung. Zweitens haben die Richter gesagt, daß noch mehr Bereiche, als die Bundesregierung bisher zugestanden hat, in die nationale Kompetenz fallen und eben nicht vorläufig, also ohne Beteiligung von Bundestag und Bundesrat, angewendet werden dürfen. Das zeigt, daß die Bundesregierung da schlampig gearbeitet hat, und insofern war das schon eine kleine Ohrfeige. Das bedeutet aber auch, daß wir jetzt weiter Druck machen müssen. Der Deutsche Richterbund sagt nach wie vor, daß er zum Beispiel die HandelsgerichDo, 20. Oktober 2016 te, die sogenannten Schiedstribunale, für mit EU-Recht nicht vereinbar hält. Wenn der Deutsche Richterbund das sagt, kommt vielleicht auch das Verfassungsgericht zu diesem Ergebnis. Aber daß die Bundesrepublik mittlerweile so exportabhängig ist, macht uns auch extrem anfällig zum Beispiel für internationale Wirtschafts- und Finanzkrisen. Je mehr man die eigene Bevölkerung schröpft und die kein Geld mehr in der Tasche hat, um Waren und Dienstleistungen zu kaufen, desto mehr muß man natürlich die Märkte im Ausland erobern, um noch irgendetwas abzusetzen. Das heißt, die Beschäftigten in Deutschland in den Schwitzkasten zu nehmen und gleichzeitig extrem aggressiv den Weltmarkt erobern zu wollen und solche Abkommen zu puschen, sind zwei Seiten einer Medaille. SB: Häufig wird über das Verhältnis der EU zu den USA diskutiert, die Stellung Deutschlands als Führungsmacht innerhalb der EU wird eher selten thematisiert. Kann man da mit Blick auf die sogenannten Freihandelsabkommen SB: Wie wäre denn die BehaupUnterschiede ausmachen? tung, die den Bundesbürgern immer wieder vermittelt wird, nämFDM: Deutschland ist natürlich lich daß es ihnen, wenn wir nicht eine wirtschaftliche Macht in Eu- so weitermachen wie bisher, ropa und hat in den letzten Jahren schlecht ergehen wird, zu breüber den Export immer stärker chen? auf die Kontrolle der Weltmärkte gesetzt. Von daher ist Deutsch- FDM: Ich glaube, daß viele Leuland eine treibende Kraft hinter te das längst durchschaut haben. diesen Abkommen. Daß diese ex- Viele Menschen stecken in prekätreme Exportorientierung nicht ren Beschäftigungsverhältnissen. gleichbedeutend ist mit wirt- Sie stehen unter einem ständigen schaftlichem Wohlstand, zumin- Druck und wissen sehr genau, daß dest nicht für die Bevölkerungs- es ihnen nicht gut geht. Wenn mehrheit in Deutschland, ist aber Frau Merkel dann sagt, wir werauch ganz, ganz wichtig zu ver- den stärker aus der Krise herausstehen. Denn es ist eigentlich ei- kommen, als wir hineingegangen ne extrem kranke Entwicklung, sind, fragen sie sich natürlich: wer wenn eine Volkswirtschaft von ist wir? Auch wenn Frau Merkel der Größe Deutschlands mittler- in der Flüchtlingskrise sagt, wir www.schattenblick.de Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick schaffen das, fragen sich viele: wen meint sie? Sollen zum Beispiel nur die kleinen Leute die Kosten der Integration aufbringen oder sind die Vermögenden gemeint? Das ist vielen klar. Aber ich glaube, das Entscheidende ist, daß sich viele Menschen ohnmächtig fühlen im politischen Prozeß. Wer Angst hat, seinen Job zu verlieren, in Hartz IV abzustürzen und ständig unter Streß steht, fühlt sich natürlich häufig auch zu schwach, um sich zu wehren. Das ist das eigentliche Problem. bensmittel- und Agrarmärkte in Europa zu öffnen, während die deutsche Automobilindustrie und andere Unternehmenszweige das öffentliche Beschaffungswesen der USA geöffnet haben wollen. Das sind sozusagen die Tradeoffs, die immer dabei sind. Deshalb ist es ganz entscheidend, daß man Bündnispartner hat im Kampf gegen diese Abkommen und zum Beispiel auch klarmacht, daß die Behauptung, sie wären im Interesse kleiner und mittelständischer Unternehmen, einfach Quatsch ist. Die meisten werden im Wettbewerb von den großen Multis gefressen. Wenn es dann gelingt, breite Bündnisse zu schaffen, kann man da ordentlich Sand ins Getriebe streuen. SB: Die Spannungen zwischen der EU und den USA werden manchmal auch als innerimperialistische Rivalität erklärt. Was meinen Sie, wo hat dieser Erklärungsansatz seine Stärken, vielleicht aber auch seine Schwä- SB: Wie ist denn die Haltung Frankreichs zu bewerten? Die chen? französische Regierung hat ja geFDM: Es gab immer ein Verhält- rade erst den Abbruch der TTIPnis von Konkurrenz und Koopera- Verhandlungen mit den USA getion zwischen der EU und den fordert. Hat sich dadurch die LaUSA. Übrigens wäre es auch ge innerhalb der EU-Kommission schon falsch, "die" EU zu sagen, verändert, auch was CETA anweil die nationalen Regierungen geht? innerhalb der EU völlig unterschiedliche Interessen haben, so FDM: Frankreich hat sich gegen wie zum Beispiel Deutschland TTIP ausgesprochen zu einem ganz andere Interessen hat als Zeitpunkt, als es der Regierung Frankreich und wie eben auch in- vor allem um die Durchsetzung nerhalb Deutschlands die Konzer- von CETA ging. Ich bin da sehr ne andere Interessen haben als ein skeptisch. Sowohl Gabriel als Leiharbeiter. Das gilt natürlich auch Hollande haben gesagt, auch im Verhältnis zwischen der TTIP ist tot, um so ein bißchen die EU und den USA. Kooperation Skepsis in der französischen Öfgab es da schon immer. Das heißt, fentlichkeit auch gegenüber den man hat gemeinsame Interessen, USA mit anzufüttern, sich da helbeispielsweise eine bestimmte denhaft in die erste Reihe zu stelWirtschaftsordnung im internatio- len und zu sagen, wir beerdigen nalen Maßstab durchzusetzen, und jetzt TTIP. Aber in Wirklichkeit hofft dann darauf, daß die eigenen wollten sie von CETA ablenken. Natürlich haben auch die franzöKonzerne die Gewinner sind. sischen Konzerne ihre eigenen InDeswegen machen die US-Unter- teressen. Die Franzosen haben gehändler jetzt Druck, um die Le- wisse Vorbehalte im kulturellen Seite 4 www.schattenblick.de Bereich. Das ist auch ein großer ökonomischer Faktor, der allerdings in der französischen Öffentlichkeit eine große Tradition aufweist, weshalb bestimmte kulturelle Dienstleistungen staatlich erbracht werden. Also da gibt es Vorbehalte, aber ich glaube nicht, daß die französische Regierung oder Präsident Hollande grundsätzlich gegen den Abschluß des CETA-Abkommens wären. Wollte man versuchen, das vollkommen rational zu erklären, könnte man zum Beispiel sagen, daß die Franzosen damals nach der Schaffung des Euros Deutschland mit der neuen Währung einhegen wollten. Doch im Prinzip sind sie dann von Deutschland völlig deindustrialisiert worden. Deswegen gibt es viele Bereiche, wo man eigentlich sagen könnte, dieses Abkommen liegt nicht im Interesse Frankreichs. Aber dann besteht da eben immer die Hoffnung, daß es irgendwann im Rahmen dieser Entwicklung auch ein paar französische Unternehmen gibt, die auf der Gewinnerseite stehen. Den Griechen hat man auch versprochen, wenn ihr euch mit einsetzt für die EU-Osterweiterung, dann werdet ihr irgendwann in den Balkan exportieren. Doch das hat nicht funktioniert. Natürlich gibt es auch gegenüber der französischen Regierung Druck von den eigenen Konzernen, weil die meinen, daß sie vielleicht in diesen oder jenen Markt vordringen könnten. Aber häufig ist das eben nicht im Interesse der eigenen Volkswirtschaft. SB: Da erübrigt sich im Grunde schon die Frage danach, ob CETA ein etwas harmloseres Freihandelsabkommen wäre als TTIP. Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick FDM: Nein, das ist es absolut nicht. CETA ist in bestimmten Bereichen sogar noch ambitionierter. Wenn man zum Beispiel die Negativliste nimmt, da unterliegt im Bereich der Dienstleistungen alles, was nicht explizit ausgenommen ist von CETA, dem Abkommen. Das heißt, im Prinzip ist gar nicht so wichtig, was in CETA drinsteht, sondern das, was da nicht drinsteht. Die Amerikaner sagen hinter vorgehaltener Hand, daß sie mit CETA eigentlich ganz gut leben können, weil sie dieses Abkommen über die Zweitniederlassungen, die US-Unternehmen in Kanada haben, genauso nutzen können. Und CETA ist ein sehr weitreichendes und umfassendes Abkommen. duzieren lassen, kann das unter Umständen zu einem Imageschaden führen, der ab einem bestimmten Punkt auch Geld kostet, weil vielleicht weniger Produkte gekauft werden oder die Marke an Wert verliert. Da spielt das dann schon eine Rolle. kaufen uns hier in den Verhandlungen nicht mehr zum Nulltarif. Deswegen haben die großen Staaten diese bilateralen Verträge geschaffen, denn sie haben gesagt: Okay, wenn wir auf multilateraler Ebene nicht mehr weiterkommen, machen wir jetzt eben bilaterale Verträge und verDie Vereinten Nationen sollten suchen so, die in den Schwitzkaeigentlich in der Handelspolitik sten zu nehmen. SB: Demnächst steht - ein kleiner Schwenk vielleicht - im sogenannten UN-Treaty-Prozeß die nächste Gesprächsrunde in Genf bevor, bei der es um ein neues internationales Abkommen geht, das großen Unternehmen einklagbare Menschenrechtspflichten auferlegen soll. Glauben Sie, daß ein solcher Vertrag halten könnte, eine viel, viel größere Rolle spielen, auch um die Interessen der was er verspricht? Schwellen- und EntwicklungsFDM: Nein. Was die Menschen- länder stärker zu vertreten. Leirechte für die großen internatio- der haben sie bei den großen nalen Konzerne bedeuten, können Jungs und Mädels relativ wenig wir in Lateinamerika täglich stu- zu sagen. Gerade CETA und dieren. Dort wurden teilweise so- TTIP zeigen ja, daß es einen Progar Milizen mitfinanziert, die Ge- zeß hin zu bilateralen Abkomwerkschafter ermordet und ent- men gibt. Dagegen ist die WTO führt haben. Wir kennen solche - und wir als Linke haben sie Fälle aus Argentinien, da haben häufig kritisiert und tun das auch die Menschenrechte selten eine weiterhin - eine Ausgeburt an Rolle gespielt. Es gibt natürlich Transparenz. Bei der WTO war Unternehmen, die darauf bedacht es so, daß die großen Staaten ihsind, daß ihr öffentliches Image, re Interessen irgendwann nicht ihre Reputation nicht leidet. Wenn mehr durchsetzen konnten wie dann die Arbeitsbedingungen be- vorher, weil zum Beispiel die kannt werden beispielsweise von BRICS-Staaten, also die SchwelUnternehmen, die in China pro- lenländer, gesagt haben, wir verDo, 20. Oktober 2016 www.schattenblick.de Im Interview Foto: © 2016 by Schattenblick SB: Von der europäischen Linkspartei wurde vor kurzem unter Ihrer Mitwirkung eine Studie zu den möglichen Folgen von CETA und TTIP für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. [3] Darin wurde der US-Wirtschaftswissenschaftler Joseph E. Stiglitz mit den Worten zitiert: "Die alte Geschichte, daß Handel automatisch für alle gut ist, stimmt einfach nicht." Verstehen Sie das in einem grundsätzlichen Sinne oder impliziert diese Aussage, daß das vielleicht alles nur besser reguliert werden müßte? Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick FDM: Nein, das verstehe ich auch grundsätzlich. Wenn wir über die Globalisierung sprechen - denken wir an den Klimawandel -, gibt es Bereiche, wo wir ganz eindeutig weniger Globalisierung brauchen. Angesichts der ökologischen Herausforderung ist es zum Beispiel einfach nicht vertretbar, daß wir jedes Agrarprodukt einmal quer über den Atlantik schicken. Wozu? Das hat keinen Selbstzweck, das verursacht Transportkosten. Wir brauchen eigentlich mehr regionale Wirtschaftskreisläufe; insofern gibt es auch Bereiche, wo wir weniger Handel brauchen. Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten ist so, daß der Handel schneller wächst als die Wirtschaft. Das bedeutet, daß nahezu ein Wirtschaftskrieg um Absatzmärkte herrscht, und das ist im Zweifel nicht gesund. Zweitens ist es natürlich so, daß in der Geschichte des internationalen Handels meistens die Nationen erfolgreich waren, die ihre Industrie eine Zeitlang geschützt haben, bis sie überhaupt wettbewerbsfähig genug war, und dann erst ihre Märkte geöffnet haben. Es gibt Handel, der sinnvoll ist, wenn sich zum Beispiel Volkswirtschaften ergänzen, weil einige Länder über bestimmte Ressourcen oder ein gewisses Knowhow nicht verfügen und dies dann importieren können. Die Chinesen zum Beispiel haben immer stark auf Joint Ventures gesetzt, um vom Knowhow westlicher Konzerne zu profitieren. Aber das muß dann in einem bestimmten Rahmen stattfinden. Einfach zu sagen, daß der sogenannte freie Handel insgesamt Wohlstand bringen würde, davon haben sich eigentlich auch MainSeite 6 stream-Ökonomen - Paul Samuelson ist einer der großen Namen verabschiedet, weil zum Beispiel klar ist, daß ein Land, wenn es erst einmal eine chemische Industrie etabliert hat, andere Marktteilnehmer gar nicht mehr reinläßt. Dann gibt es die sogenannten Skaleneffekte, was bedeutet, daß sehr große Industrien andere Wettbewerber plattmachen können. Wir sehen ja täglich in bestimmten Regionen Afrikas, wie dort lokale Märkte und die Wirtschaft zerstört werden durch den Markteintritt sehr, sehr großer Wettbewerber. Deswegen hat das auch wenig mit freiem Handel zu tun. Das ist vielmehr so, als würde man ein Rehkitz und einen Tiger in einen Käfig sperren und zu ihnen sagen: jetzt einigt euch mal. Daran ist wenig frei. Deswegen geht es beim Freihandel - Sprache ist ja meistens auch dazu da, ein bißchen die Wirklichkeit zu verzerren - eben nicht um freien Handel, sondern im Prinzip um die Marktmacht der großen Konzerne, die die Märkte dann dominieren. Mit freiem Wettbewerb oder ähnlichem hat das relativ wenig zu tun. SB: Wäre denn ein fairer Handel, wie er so oft gefordert wird, ein Gegensatz dazu? FDM: Da wäre die Frage zu klären, was ist eigentlich fair? Das ist immer eine Sache des Maßstabs. Es gab ja Prozesse in Lateinamerika, wo zum Beispiel gesagt wurde, daß man bestimmte Infrastrukturen schafft, die gemeinsam genutzt werden können. Auch im Kongo ist es häufig das Problem, daß bestimmte Anbieter ihre Waren gar nicht absetzen können, weil eine Brücke zwischen zwei Dörfern nicht existiert. Natürlich www.schattenblick.de wäre es dann sinnvoll, diese Brücke zu bauen, damit bestimmte Ressourcen, die es im Osten gibt, in den Westen gebracht werden können und umgekehrt. Insofern gibt es natürlich auch sinnvollen Handel, aber er muß dann auch so gestaltet sein, daß da zum Beispiel ein bestimmtes Knowhow auf ein gutes Warenangebot trifft und es eben nicht darum geht, die Lebensbedingungen der Menschen zu verschlechtern durch immer niedrigere Löhne und sinkende Sozialstandards. Ein Beispiel: Wir haben in der EU das sogenannte Herkunftslandprinzip. Das bedeutet, wenn ein polnischer Bauarbeiter auf eine deutsche Baustelle geschickt wird, hat er nicht zwingend einen Anspruch aufden deutschen Lohn vor Ort nach Tarif, sondern wird nach der Herkunft des Unternehmens bezahlt. Umgekehrt ist es aber so, wenn ein deutscher Bauunternehmer nach Polen geht, zahlt er ja auch nicht den höheren deutschen Lohn nach seinem Herkunftsland, sondern häufig den niedrigen polnischen. Eigentlich sollte der Zweck des Handels doch sein, daß bestimmte Staaten zum Beispiel Investitionen anziehen, damit das höhere Knowhow in diese Länder kommt und dort die Produktivität steigert. Wir erleben aber mit diesem Herkunftslandprinzip - und das ist quasi der genetische Code all dieser Abkommen -, daß man wechselseitig die niedrigeren Standards anerkennen muß. Ist dann zum Beispiel die höhere Produktivität in Deutschland, wird das höhere Knowhow mit den niedrigeren Löhnen kombiniert. Das macht für das Land mit dem niedrigen Lohnniveau keinen Sinn, weil es im Endeffekt die wirtschaftliche Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick Entwicklung dort nicht fördert. Stattdessen führt das dazu, daß in dem Land, das eine höhere Produktivität und von daher auch ein höheres Lohnniveau hat, die Löhne unter Druck geraten. POLITIK / REDAKTION Ruandas Präsident Kagame, ein Flugzeugattentäter? Wer enthauptete auf einen Schlag zwei Staaten ihrer Führung? SB: Vielen Dank, Herr De Masi, für das Gespräch. Frankreich nimmt Ermittlungen auf Man stelle sich vor, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande sowie einige hochrangige Militärs und Berater würden zusammen in einem Flugzeug fliegen und beim Landeanflug von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Anschließend brächen Unruhen aus. Würde bei solch einem Ereignis nicht sofort die Frage gestellt, wer für das Attentat verantwortlich ist? Und sollte man nicht von einer eigens von den Vereinten Nationen eingerichteten Untersuchungskommission erwarten, daß sie nicht nur zu den Unruhen, sondern auch hinsichtlich ihres Auslösers ermittelt? (SB) Anmerkungen: [1] Siehe den Bericht zu der Veranstaltung mit Fabio de Masi am 13.10.2016 in Hamburg im Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFOPOOL → POLITIK → REPORT: BERICHT/247: Restverwertung global - feldgequert und spaltgenährt ... (SB) [2] http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/bvg16-071.html [3] CETA und TTIP an Rhein und Ruhr. Was droht Nordrhein-Westfalen und seinen Kommunen durch die transatlantischen Handelsabkommen? Autor: Thomas Fritz, Herausgeber: Die Linke.im Europaparlaja, aber im Fall des Abment/Vereinigte Europäische Linke Eigentlich schusses der Maschine des ruanhttp://www.schattenblick.de/ infopool/politik/report/ prin0325.html Liste der neuesten und tagesaktuellen Nachrichten ... Kommentare ... Interviews ... Reportagen ... Textbeiträge ... Dokumente ... Tips und Veranstaltungen ... http://www.schattenblick.de/infopo ol/infopool.html Do, 20. Oktober 2016 dischen Präsidenten Juvenal Habyarimana und seines burundischen Amtskollegen Cyprien Ntaryamira am frühen Abend des 6. April 1994 beim Landeanflug auf den Flughafen der ruandischen Hauptstadt Kigali hat sich das noch im selben Jahr einberufene Ad-hoc-Tribunal für Ruanda regelrecht geweigert, die Täterschaft aufzuklären. Das ist schwer zu verstehen, zumal das Attentat den Auftakt zu einem 100 Tage währenden Blutbad war, bei dem rund 800.000 Ruander - vorwiegend vom Volk der Tutsi sowie gemäßigte Hutu - niedergemetzelt wurden. www.schattenblick.de Die frühere UN-Chefanklägerin Louise Arbour ließ sogar eine ganz heiße Spur, die eines ihrer internationalen Ermittlungsteams entdeckt hatte und mit einiger Berechtigung erwarten ließ, daß der oder die Attentäter binnen kurzer Zeit unter Eid genannt werden würden, fallen wie eine heiße Kartoffel. Und der eigentlich doch höchst erfolgreiche Leiter der Ermittlungsgruppe, der australische Anwalt Michael Hourigan, wurde zurechtgestutzt, mußte die bisherigen Ermittlungsergebnisse seines Teams verbrennen und wurde fortan kaltgestellt. Daß das zu allerlei Mutmaßungen führen mußte, beispielsweise dahingehend, daß im Hintergrund einflußreiche Kräfte an den Fäden gezogen haben, konnte nicht ausbleiben; zumal der geopolitische Kontext bekannt war, wonach zur damaligen Zeit ein intensives Ringen um Erhalt und Zugewinn kolonialzeitlicher Einflußbereiche zwischen Frankreich aufder einen Seite und USA/UK aufder anderen stattfand. Frankreichs "Verlust" Ruandas an die angloamerikanischen Hegemonialinteressen in Folge der opferreichen Ereignisse in Ruanda gäbe ein durchaus plausibles Motiv für ein Attentat ab. Vielleicht kommt ja noch der Tag, an dem Arbour, die wert auf ihren integren Ruf legt, mehr darüber verrät, als was sie bisher zu ihrer damaligen Entscheidung gesagt hat. [1] Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick Eine Gelegenheit dazu bietet womöglich der jüngste Versuch Frankreichs, jene Kartoffel, die sie fallengelassen hat und die schon vor langer Zeit erkaltet ist, wieder aufzuwärmen und ihr, vielleicht in Scheiben geschnitten und scharf angebraten, noch Geschmack abzugewinnen. Anfang dieses Monats haben die französischen Behörden ein Ermittlungsverfahren wiedereröffnet, um die Verantwortlichen des Abschusses der Präsidentenmaschine festzustellen und zur Rechenschaft zu ziehen. [2] An Bord der Falcon 50 hatten sich auch drei französische Besatzungsmitglieder befunden, was bereits vor vier Jahren Ermittlungen ausgelöst hatte. Es gibt zwei Hauptdeutungen der Ereignisse: Kagame, ein in Uganda lebender Sohn von Exil-Tutsi und 1994 Befehlshaber der aus dem Nachbarland stammenden Invasionsarmee Ruandische Patriotische Front (RPF), deren Mitglieder anfangs noch ugandische Militäruniformen trugen und die sich "Rebellenarmee" nannte, hat den Abschuß befohlen, weil er die Macht nicht mit Habyarimana teilen wollte. Oder aber radikale Hutu haben ihren eigenen Präsidenten umgebracht, weil auch sie mit dem 1993 gefaßten Kompromiß des Friedensschlusses nicht einverstanden waren. Frankreich hat schon einmal versucht, die Ermittlungen aufzurollen, jetzt liegen neue Beweise vor, die wieder einmal auf Kagame deuten und von so viel Gewicht sind, daß sie kaum ignoriert werden können. Ausgerechnet Kagames früherer Militärchef und enger Verbündeter General Faustin Kayumba Nyamwasa hat eine Seite 8 zwölfseitige eidesstattliche Erklärung abgegeben, in der er bezeugt, daß er am 6. April 1994 ins Hauptquartier einbestellt worden war, wo Kagame und zwei Adjutanten Rundfunkmeldungen über das Attentat lauschten. "Wir hörten den Ankündigungen und Kommentaren rund fünf Minuten lang zu, bis Paul Kagame die Lautstärke des Kofferradios herunterdrehte und uns berichtete, daß unsere Soldaten die Maschine von Präsident Habyarimana abgeschossen hätten", heißt es in der eidesstattlichen Erklärung, die der kanadischen Zeitung Globe & Mail vorliegt. Kagame habe erklärt, daß nur ein kleiner Kreis von Personen eingeweiht gewesen sei, um ein Durchsickern von Informationen zu verhindern, und die Aktion unter seinem direkten Kommando stattgefunden habe. [2] spurlos aus einem von hohen Mauern umgebenen und bewachten Sicherheitshaus des Internationalen Strafgerichtshofs in Arusha, Tansania, verschwunden, kurz bevor er vor Gericht ausgesagt hätte, daß er und andere Zeugen unter Druck gesetzt worden seien, vor dem UN-Tribunal falsch auszusagen (und somit Hutu zu belasten, also von RPFÜbergriffen abzulenken). Es fällt auf, daß immer dann, wenn solche Aussagen aktenkundig werden könnten, irgend etwas dazwischen kommt. General Nyamwasa war von 1998 bis 2002 ruandischer Armeechef, ist aber in Ungnade gefallen, mußte um sein Leben fürchten und ist nach Südafrika geflohen, wo er heute noch lebt. Im Exil wurde schon zweimal versucht, ihn umzubringen, und die Spur deutet auf die ruandische RegieBereits am Morgen nach dem Ab- rung. schuß griffen radikale Hutu zu den Waffen und töteten Tutsi. Die Wiederaufnahme der ErmittNach 100 Tagen beendete Kaga- lungen ist nicht der erste Aufmes RPF das Abschlachten. Seit- wärmversuch des Ruanda-Attendem kontrolliert sie das Land und tats, und es ist auch nicht der erKagame war zunächst inoffiziell ste Versuch, der unverzüglich eials Verteidigungsminister, dann ne harsche Reaktion seitens des offiziell als Präsident stets der er- heutigen ruandischen Präsidenten ste Mann im Staat. Seitdem hat er Paul Kagame ausgelöst hätte. die Macht nicht mehr aus der Wenn Frankreich den "ShowHand gegeben. Das hat den gün- down" [3] wolle, könne es ihn hastigen "Neben"effekt, daß er als ben, tönte dieser, und die regiePräsident besser vor Strafverfol- rungsnahen Medien des Landes gung geschützt ist als ein Normal- ergehen sich in Anschuldigungen bürger. Frankreichs. Es habe die damalige Habyarimana-Regierung unIm Laufe der Jahre sind auffällig terstützt und wolle sich vom Vorviele seiner politischen Gegner im wurf der Genozid-Beteiligung In- und Ausland Anschlägen zum reinwaschen, wird in einer WunOpfer gefallen oder wie Kagames de gewühlt, die bis heute offen ist: Konkurrentin um das Präsiden- Frankreich hatte die Habyarimatenamt, Victoire Ingabire, ins Ge- na-Regierung unterstützt, bis in fängnis geworfen worden. Ein die Zeit des Abschlachtens kamen Zeuge ist auf unerklärliche Weise noch Waffenlieferungen aus www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick EUROPOOL / POLITIK / GRIECHENLAND Internationale Presseagentur Pressenza Büro Berlin Griechenland heisst Flüchtlingskinder an Schulen willkommen Nachricht aus der Redaktion Athen vom 19. Oktober 2016 Athen - 19.10.2016. Das griechische Bildungsministerium hat rechtzeitig zum neuen Schuljahr Klassenräume und Lehrer_innen bereit gestellt und Asylsuchende unter 15 Jahren begrüsst. Gleichzeitig bereitet es die Eingliederung von Minderjährigen zwischen 15 und 18 Jahren in Ausbildungsprogramme vor. Das Ergebnis ist, dass viele Flüchtlingskinder in vielen Regionen Griechenlands am 10. Oktober in Schulklassen gekommen sind, zuerst in Attika, Zentralmazedonien und Epirus. Das Programm wird graduell ausgeweitet aufdas gesamte Land. Die Kinder reisten mit Bussen zu den Schulen, die von der Internatio- Fortsetzung von Seite 8: Frankreich an. Aber was das mit dem Abschuß der Präsidentenmaschine zu tun haben soll, will sich partout nicht erschließen ... Anmerkungen: [1] http://www.theperspective.org/louisearbour.html [2] http://www.theglobeandmail.com/news/world/probe-revisits-mystery-of-assassination-thattriggered-rwandan-genocide/article32316139/ [3] http://www.bbc.com/news/ world-africa-37613315 http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/redakt/ afka2129.html Do, 20. Oktober 2016 nalen Organisation für Migration und es wird momentan in den (IOM) zur Verfügung gestellt wur- Flüchtlingslagern in Nordgrieden und erhielten Schulunterlagen chenland weitergeführt. und Bücher. Nach offiziellen Zahlen gibt es Das Bildungsministerium drückte mehr als 60.000 Asylsuchende, die seine Dankbarkeit aus gegenüber seit der Schliessung der Grenzen "Lehrern, Elterninitiativen, Behör- der Balkanländer und dem Inkraftden, zahlreichen freiwilligen Stu- treten des EU-Türkei-Abkommens denten und dem wissenschaftli- im März in Griechenland gestranchen Komitee für ihren Beitrag det sind. Inzwischen sind davon 38 zum Erfolg des ersten Schultages Prozent Kinder und dazu gehören für Flüchtlingskinder, sowie ihre viele unbegleitete Minderjährige herzliche Aufnahme, die zur har- ohne Eltern oder Aufsichtsperson. monischen Integration der Kinder in den Schulen beigetragen hat", Ohne Zweifel stehen Griechenland trotz gewisser Reaktionen in eini- schwere Zeiten bevor durch diese gen Gemeinden. Flüchtlingskrise, aber auch großartige Möglichkeiten. Sowohl als Letzten Mai begann das griechi- Individuen als auch als Gemeinsche Gesundheitsministerium eine schaft könnte die griechische GeImpfkampagne, die daraufabziel- sellschaft reflektieren und gegen te, alle Asylsuchenden im Land zu einen absurden Krieg Position beversorgen. Ärzte ohne Grenzen ziehen. Wir könnten über die Beführte die Kampagne in Zusam- dingungen nachdenken, unter demenarbeit mit dem Generalsekre- nen wir selbst und die Kinder dietariat für öffentliche Gesundheit, ser Welt leben wollen, über unsere dem hellenischen Zentrum für Zukunft als Menschheit. Es ist unKrankheitskontrolle & -schutz und sere Verantwortung, die Dinge zudem nationalen Gesundheitszen- gunsten des Lebens und einer offetrum. nen Zukunft zu gestalten und nicht in Rictung der Absurdität von Medienberichten zufolge wurden Hass, Angst und Zerstörung. mehr als 7.000 Minderjährige im Alter von sechs Wochen bis 15 Der Text steht unter der Lizenz Crea Jahren bis Mitte Oktober 2016 ge- tive Commons 4.0 - http://creativeimpft. Das Impfprogramm deckte commons.org/licenses/by/4.0/ zehn Kinderkrankheiten ab (Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Ma* sern, Mumps, Röteln, Haemophi- Quelle: lus influenzae, Hepatitis B, Kin- Internationale Presseagentur derlähmung und Pneumokokken) Pressenza - Büro Berlin www.schattenblick.de Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick EUROPOOL / MEINUNGEN / STANDPUNKT Internationale Presseagentur Pressenza Büro Berlin Yanis Varoufakis: "Es ist an der Zeit, dass Europas Humanisten Europa zurückfordern" von DiEM25, 17. Oktober 2016 Paris - 17.10.2016. Yanis Varoufakis hielt am 10. September auf der Fête de l'Humanité 2016 in Paris eine bemerkenswerte Rede, die wir hier vollumfänglich veröffentlichen. Letztes Jahr kam ich mit einer Nachricht von Griechenland zum Fest [Fête de l'Humanité]. Der Athener Frühling war gerade von der Troika niedergeschlagen worden, weil Europas Establishment plante, die Troika nach Paris zu bringen. Wir sind hier, weil unsere Bevöl- ne Welt, die ihnen erlaubt, unendkerung erstickt, in einem Europa, lich viel Geld zu machen, indem das gerade zerfällt. sie den Rest der Menschheit als Werkzeug dafür missbrauchen. Und unsere Bevölkerung wird weiter ersticken, solange Europa Mit rationalen Argumenten sind zerfällt. Und Europa wird weiter sie nicht zu überzeugen. Sie pfeizerfallen, solange unsere Bevöl- fen auf ein ethisches Vorbild. Sie kerung erstickt. verachten Demokratie. Sie wissen, dass sie eine große Mehrheit So sind wir nun hier, um das Er- der Menschen einschüchtern könsticken unserer Bevölkerung zu nen. Doch in Ihrer Überheblichbeenden, um den Zerfall Europas keit zerstören sie mit ihrem Busiaufzuhalten. Einen Zerfall, der die ness as usual wie ein dummer ViBestie der Großen Deflation un- rus den Organismus, von dem sie serer Zeit nährt, welche - wie in abhängig sind. den 1930ern - Fremdenhass, Rassismus und Nationalismus her- Ihr Business as usual ist verantvorbringt. wortlich für Europas Zerfall. Und die Troika kam nach Paris. Das Arbeitsrecht wurde per präsidentialer Verordnung geändert. Bürgerrechte wurden eingeschränkt. Und die großartigen Wir sind hier, um den Preis, den Menschen von Paris antworteten die Menschen aufgrund des idiomit Nuit Debout. tischen Umgangs mit der unvermeidlichen Krise dieses Europas Ja, es ist wahr, Griechenland war zahlen müssen, möglichst gering das Versuchslabor der Menschen- zu halten. Nur das bringt uns hier verachtung. Und Frankreich muss zusammen: eine Dringlichkeit. das Schlachtfeld sein, auf dem die Eine Pflicht: den Preis menschliMenschenverachtung besiegt wird. chen Leidens möglichst gering zu halten. Unsere Aufgabe ist einWarum sind wir hier? Wir sind fach: es ist unsere Pflicht, alles hier, weil wir Humanisten sind, in nur Erdenkliche zu tun, um die einem Zeitalter der Menschenver- Sorgenfalten in den Gesichtern achtung. der Menschen zu glätten. Wir sind hier, weil die Menschen in Frankreich ersticken. Die Griechen ersticken. Die Österreicher, die Deutschen, die Spanier, die Portugiesen ersticken. Ganz Europa erstickt. Seite 10 Geben wir uns keinen Illusionen hin. Vor uns stehen entschlossene, gutorganisierte Gegner, welche das Wohl der Menschen nicht an erste Stelle setzen. Die nur eines wollen: Business as usual, und eiwww.schattenblick.de Ihr Business as usual ist verantwortlich für den langsamen ökologischen Tod des Planeten Erde. Ihr Business as usual ist verantwortlich für die Furcht und den Hass, der wieder, wie in den 1930ern, zur dominierenden politischen Kraft auf diesem Planeten wird. Ja, deswegen sind wir hier. DiEM25, die Bewegung, die mit der Zerschlagung des Athener Frühlings ihren Anfang nahm und sich nun in ganz Europa ausbreitet, ist hier. Wir sind hier mit der Entschlossenheit, jeden Preis zu zahlen, alles auf uns zu nehmen, jedem Feind der Hoffnungen auf Mitmenschlichkeit die Stirn zu Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick bieten. Wir sind hier, um die französischen Ideale von Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit zu verteidigen, und sie mit Hoffnung, Vernunft, Vielfalt, Toleranz und natürlich Demokratie zu ergänzen. tidemokratischen Machenschaften der EU, Le Pen verteidigt eine vom angeschlagenen Euro und der Linken im Stich gelassene Arbeiterklasse. Die Politik erlebt gerade eine Umbildung, wie sie die Welt seit den 1930ern nicht mehr gesehen hat. Eine Große Deflation hat beide Seiten des Atlantiks im Griff, lässt seit acht Jahrzehnten schlafende politische Kräfte wieder aufleben. Doch hüten wir uns vor Selbstgefälligkeit. Wir dürfen nicht selbstverliebt werden. Wir sind nicht auch nur in der Nähe eines Erfolgs. Wir sind mitten in der schlimmsten Kapitalismuskrise seit 1929. Und doch: die progressiven Kräfte, die Linke, echte Liberale, Grüne - Leidenschaft kehrt ein in die Poüberall verlieren sie. litik - aber nicht so, wie wir gehofft hatten. Die Leidenschaft Die Niederlage unseres Athener treibt nun Menschenfeindlichkeit Frühlings war von globaler Be- an. Und es ist unsere Aufgabe, das deutung. Podemos hat in Spanien aufzuhalten. Unsere Aufgabe, die den Schwung verloren. Überall Leidenschaft für Menschlichkeit erhebt sich die menschenfeindli- einzusetzen. che Rechte. Auf dem Kontinent werden neue Elektrozäune gezo- Um das tun zu können, müssen gen. Das Licht der Hoffnung wir erst einmal verstehen, was geflackert im kalten Wind des Na- schieht. Sicher, links gegen tionalismus. Wenn kein Wunder rechts, Arbeitskraft gegen Kapital geschieht, wird Frankreich 2017 spielt immer eine Rolle. ABER: einen noch reaktionäreren Präsi- Europa spaltet sich gerade in zwei denten haben als den traurigen Blöcke, die nichts mit Links oder Herrn Hollande. Rechts zu tun haben. Warum ist das so? Warum wandten sich die Europäer in den Zeiten der Krise nicht den Progressiven zu? Meine Antwort: es ist UNSER Fehler. Der Fehler der Progressiven, der Linken, von Demokraten, Liberalen und Grünen gleichermaßen. Ein Block repräsentiert die alte Troika von Globalisierung, Finanzialisierung und Neoliberalismus. Noch ist sie an der Macht, wenn auch ihre Macht dahinschwindet - wie François Hollande, Angela Merkel und David Cameron bestätigen können. Auch die griechische Regierung nach der Kapitulation, die nun eben dieser Troika dient, kann das bestätigen. Die Europäische Kommission. Zwar sind sie im Amt, doch verlieren sie ihre Macht und Legitimation. Denkt darüber nach: während der Kapitalismus sich in Krämpfen windet, wird die Rechte leidenschaftlich, zittert in einer AntiEstablishment-Inbrunst, welche bis vor Kurzem noch ein Ressort der Linken war. Trump wendet sich gegen TTIP, Britische Tories Der andere Block, der sich gegen und Ungarns Orban gegen die an- Globalisierung, Finanzialisierung Do, 20. Oktober 2016 www.schattenblick.de und Neoliberalismus stellt, ist das, was ich Nationalistische Internationale nenne. Britische Brexiter, die Regierungen Polens und Ungarns, die Alternative für Deutschland, der verabscheuungswürdige Kryptofaschist, der womöglich Österreichs nächster Präsident wird, und natürlich Marine Le Pen - im Schlepptau der Großen Deflation baut sich eine Mauer aus fremdenfeindlichem Nationalismus vor der Troika auf. Das Problem mit dem Aufeinanderprallen der Globalen Troika und der Nationalistischen Internationalen liegt darin, dass es sowohl real als auch irreführend ist. Die Brexit-Entscheidung beweist dessen Realität. Und doch ist es irreführend, weil die Globale Troika und die Nationalistische Internationale in Wirklichkeit nicht Feinde, sondern Komplizen sind. Globale Troika wie auch Nationalistische Internationale sind nichts anderes als Facetten der Großen Deflation - der tiefen Krise des europäischen Kapitalismus. Um diese Unheilige Allianz zu brechen, brauchen wir einen Progressiven Internationalismus. Das ist es, was DiEM25 in Europa aufbaut: diese Progressive Internationale. DiEM25 kommt mit einer soliden Agenda für einen progressiven Wandel. DiEM25 kommt, um sich dem Business as usual zu widersetzen - wie wir es in Athen getan haben, wie wir es in Nuit Debout tun - in jedem Dorf und in jeder Stadt in Europa. Seite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick DiEM25 kommt, um sich dem Ruf der Sozialdemokraten nach "mehr Europa" zu widersetzen. Unter dem derzeitigen EU-Regime samt Institutionen wird "mehr Europa" in eine Legalisierung von Europas Austeritätsunion münden. - Und schließlich muss eine progressive Regierung auch einen Plan bereit haben für den Fall, wenn die "Mitte" einen Ausschluss aus der Eurozone einfädelt. cher eintreten wird, wenn es dem Deep Establishment gelingt, unseren Plan zurückzuweisen. Dies waren die drei Pläne, welche ich als Griechenlands Finanzminister hatte - mein Team sprach von ihnen als Plan A, B & X. Jetzt brauchen wir überall Regierungen, die sich an sie halten wollen. die EU wird demokratisiert. Oder sie wird zerfallen! Wonach Hollande und seine Anhänger rufen, ist im Grunde eine Beschleunigung des Schäuble-Plans [1] in Richtung einer gefälschten Föderation, welche Europa dauerhaft in Das schlägt DiEM25 auf nationaeinen eisernen Käfig verwan- ler Ebene vor. deln wird. Was die gesamteuropäische EbeDiEM25 kommt AUCH, um sich ne anbelangt, ist DiEM25 der denjenigen Linken entgegenzu- Überzeugung, dass wir den Eurostellen, die uns das Ziel der Natio- päern einen europäischen Plan A nalistischen Internationalen, näm- für Europa anbieten müssen. Eine lich die Europäische Union abzu- Progressive Agenda für Europa. bauen, überstülpen wollen. Einen europäischen New Deal eine Vorstellung davon, wie unter DiEM25 bietet jenen, die fälsch- den gegenwärtig gültigen Verträlicherweise behaupten, es gäbe in gen wieder Hoffnung, Entwickder Europäischen Union keine Al- lung und Demokratie einkehren ternative - das Euro-TINA-Dog- können. ma (Anm.: TINA = There Is No Alternative) - das einzig wirksa- Gleichzeitig bereitet DiEM25 me Gegenmittel an: einen Plan vor, um einen Zerfall der Eurozone und der EU so gut - auf nationaler Ebene sollte eine und reibungslos wie nur möglich progressive französische, griechi- zu bewältigen. sche, spanische und italienische Regierung den Menschen einen Zusammenfassend besteht umfassenden Plan A vorschlagen DiEM25 darauf, dass - einen Eindruck davon, wie unter dem gegenwärtigen System - wir überall einen Plan A einleiwieder Hoffnung ins Land kom- ten, auf nationaler und auf gesammen kann. teuropäischer Ebene: einen Plan A, oder europäischen New Deal - Zugleich muss eine progressive nationale Regierung einen Ab- - wir einen Abwehrplan vorbereiwehrplan parat haben für den ten, um den Drohungen der TroiFall, dass EZB und Troika als Re- ka entgegenzutreten aktion auf den Plan A der progressiven Regierung mit Banken- - und wir einen gesamteuropäischließungen, Liquiditätsengpäs- schen Plan vorbereiten zum Umsen u.s.w. drohen. gang mit Europas Zerfall, der siSeite 12 www.schattenblick.de Freundinnen und Freunde, Genossinnen und Genossen, Wir, die Mitglieder von Democracy in Europe Movement, werden sie mit Vernunft überhäufen mit konstruktiven Vorschlägen mit Wirtschaftsplänen, welche maßvoll, praktisch und jederzeit umsetzbar sind. Wir werden sie überschütten mit Maßhalten. Doch werden wir ihnen auch in die Augen blicken, und wenn sie uns bedrohen, so wie die Troika mich 2015 bedroht hat, sind wir bereit, ihnen zu sagen: ¡No pasaran! - Sie werden nicht durchkommen! Nur weiter so! Wir werden nicht weichen! Europas Zukunft hängt von unserem Widerstand gegen Euren inkompetenten Autoritarismus ab. Wenn sie uns sagen "Ihr müsst Business as usual" akzeptieren oder die Europäische Union, den Euro, verlassen", werden wir antworten: "Wir gehen nicht!" "Ihr geht!" Auf ihr Business as usual werden wir mit KONSTRUKTIVEM UNGEHORSAM reagieren. MIT EINER KOMBINATION AUS BESCHEIDENEN VORSCHLÄGEN UND UNGEHORDo, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick SAM. Das ist es, was Humanis- - Und sie zu fragen: wirst Du ihn Zeit für Europas Humanisten, Eumus uns heute abverlangt. umsetzen? Und wenn nicht, ropa zurückzufordern. warum? Ich frage unsere Genossinnen und Carpe DiEM25 Genossen, welche uns drängen, - So wird DiEM25 in jedem euroden EXIT als Ziel zu übernehmen: päischen Land wirken. Übersetzung: Andrea Hirschmann glaubt Ihr wirklich, dass eine Lin- - So wird DiEM25 auf eine ke in diesen Zeiten eine Schlacht Progressive Internationale hinum die Vormachtstellung gegen arbeiten. Zu einer gesamteuro- Anmerkung: die fremdenfeindliche Rechte ge- päischen Allianz von Demokra- [1] https://yanisvaroufawinnen kann, indem sie den Ruf ten, Sozialisten, Liberalen, kis.eu/2015/07/17/dr-schaublesder Rechten nach neuen Mauern Grünen, Feministen, Utopisten, plan-for-europe-do-europeansund dem Ende von Bewegungs- die verstehen, dass die einzige approve-english-version-of-myfreiheit unterstützt? Alternative in einer Dystopie article-in-die-zeit/ besteht. Genug davon. Jetzt ist es an der Zeit, sich an die Arbeit zu ma- Freundinnen und Freunde, Ge- Der Text steht unter der Lizenz chen. nossinnen und Genossen: Creative Commons 4.0 http://creativecommons.org/liDiEM25 arbeitet schon daran, ei- Viel zu lange schon haben wir, censes/by/4.0/ ne Progressive Agenda für Euro- Frankreich, Griechenland, pa zusammenzustellen, einen Deutschland, zugelassen, dass * Green New Deal für Europa. ganz Europa von "Zufall und Quelle: Zwang" regiert wird statt von Internationale Presseagentur Ein Komitee von bestqualifizier- "Besinnung und Wahl". Pressenza - Büro Berlin ten Ökonomen hat sich an die ArJohanna Heuveling beit gemacht. Nächste Woche Viel zu lange haben wir zugelas- E-Mail: johanna.heuvewerden wir auf unserer Website sen, dass einstige Aufgeklärtheit [email protected] unser Werk zu Euro, Investitio- in Dunkelheit verblasst. Internet: www.pressenza.com/de nen, Banken, Armutsbekämpfung und Schuldenabwicklung vorstellen. Und IHR seid eingeladen, daran teilzuhaben. SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX Bis Februar 2017 wird unsere AbWer raubt, verliert handlung zum New Green Deal für Europa als Entwurf zur Verfügung stehen. Dann werden wir al- (SB) - Für gewöhnlich staunt der derlage, so kommt der "Kapitale wieder in der letzten Februar- junge Schachadept beim Betrach- list" zumal in Leipzig 1980 doch woche in Paris zusammenkom- ten einer Meisterpartie, wenn ei- um das Eingeständnis eines Rener der Spieler plötzlich zu einem mis nicht umhin. Wir bewundern men. Figurenopfer greift, ein zweites, zwar die Siegespartien, die opfer- Um Frankreichs Bevölkerung vielleicht sogar drittes folgen läßt reich verlaufen, bewerten sie auch unsere pragmatischen, radikalen und zuletzt die Welt auf den Kopf in der Regel höher als ein und umfassenden wirtschaftspoli- stellt: Es siegt der Habenichts und Kampfremis. Doch ist der Einfall, tischen Vorschläge vorzustellen. Bettler. Im Schach gelten die Er- so muß man sich fragen, nicht unfolgskriterien der Gesellschaft gleich edler im Ansinnen, der mit - Um den Präsidentschaftskandi- nicht. Wer raubt, wird in der vortrefflichem Opfergang aus der daten unseren Green New Deal Schachkunst oft zum Verlierer. Not die Tugend eines Remis erUnd ist es nicht gleicht die Nie- zwingt? Eduard Gufeld hatte in für Europa anzutragen. Do, 20. Oktober 2016 www.schattenblick.de Seite 13 http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/sph05820.html Elektronische Zeitung Schattenblick Leipzig gegen den DDR-Meister UMWELT / REPORT / INTERVIEW Lutz Espig mit einem Läuferopfer alles auf die Angriffskarte gesetzt. Doch Espig fand geniale ErwideKlima und Finanzen - die diplomatische Lesart ... rungszüge und bald schon schien Botschafter von Marokko, S.E. Dr. Omar Zniber im Gespräch es, als müßte Gufeld im heutigen Rätsel der Sphinx die Zeche für Deutlich unter 2 Grad Konkrete Umsetzung nach Paris sein Gelage in vollem Umfang bezahlen. Meister Espig hatte zuletzt 1...Lb7-e4 gespielt und Briefing vor der 22. UNFCCCKlimakonferenz im Auswärtigen Amt am 27. September 2016 drohte nun, mit Le4-g6 seine Stellung sturmsicher zu machen. Doch da kam Gufeld in der höch- S.E. Dr. Omar Zniber über die Bedeutung des Klimagipfels und Chancen des Wandels ... sten Verzweiflung der rettende Gedanke. Also, Wanderer, zuletzt besaß Meister Gufeld vier Figu- (SB) 19. Oktober 2016 So habe erwarten ist [1], hätte man den ren weniger und war doch glück- den Kampf gegen den Klimawan- Veranstaltungsort kaum besser lich in seiner materiellen Armut! del zur Chefsache erklärt. Er ha- wählen können: Die Länder Afribe zu entschlossenem Handeln kas sind derzeit für Konferenzen aufgerufen und würde bei vielen um Atmosphäre und Klima bei Gufeld - Gelegenheiten die Bedeutung der der Staatengemeinschaft gefragt. COP 22 Konferenz betonen. Mit Bieten sie sich doch als Hochsitz Espig diesem Credo, wie ernst Marok- oder Beobachtungsplattform an, Leipzig ko seine Aufgabe als Gastgeber die ersten Folgen des Klimawan1980 des kommenden Ereignisses dels aus einigermaßem sicherem nimmt, ludt S.E. Dr. Omar Zniber, Abstand zu beobachten und Botschafter des Königreichs Ma- gleichzeitig mittendrin in einem Auflösung letztes SphinxRätsel: rokko in Berlin, die mehreren vom Klimawandel jetzt schon behundert hochrangigen Teilnehmer troffenen Kontinent zu sein. Am Meister Chandler räumte mit aus Bundes- und Landesministe- 15. Oktober ging in Ruanda eine 1.Td1xd7! den Ballast zur Seite, rien, Wirtschaft und Zivilgesell- Konferenz über ein Folgeabkomwußte er doch, daß ihm nach schaft sowie den Vertretungen an- men zum Verbot klimaschädli1...De7xd7 2.Lb3xe6 der Weg derer Länder, die dem Briefing cher Treibhausgase zuende, in der zum Sieg offen stand. Doch auch zum 22. Weltklimagipfel in Mar- die tausendmal stärker als Koh1...Kc8xd7 warf nur vorüberge- rakesch am 27. September 2016 lendioxid wirkenden Frigene oder hende Hindernisse in seine Bahn: im Auswärtigen Amt beiwohnten, Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) 2.Lb3xe6+ De7xe6 3.Se4-c5+ nach Marrakesch ein. Parallel schrittweise aus Kühlschränken und Schwarz gab auf. Kurz und zum Treffen der Staatsoberhäup- und Klimaanlagen verbannt werbündig gespielt vom neuseeländi- ter aus aller Welt tagen in einem den sollen. "Der größte Erfolg seit schen Meister. Warum die weiteren Gipfel auch die afrikani- dem Pariser Klimaabkommen schwarze Dame den Läufer über- schen Regierungschefs und Ver- 2015" umfaßt gerade mal, den haupt genommen hatte? Nun, wer treter aus Wirtschaft und Zivilge- Einsatz der Ozon schonenden, sollte nach einem beliebigen Kö- sellschaft, um die gleichen The- dafür aber brisanten Atmosphänigszug und 3.Le6xg8 De7xe4 men in einem nationalen Rahmen renaufheizer auf 10 Prozent bis 2019 herabzusetzen. Bis 2036 4.Sf4-d3 den weißen g-Bauern zu erörtern. sollen es dann 85 Prozent sein, aufhalten? Selbst wenn nach fast 25 Jahren wobei nicht gewiß ist, inwieweit diplomatischer, heißer Luft unter und an welchen neuralgischen http://www.schattenblick.de/ dem Motto der Verhandlungen in Punkten die dafür notwendigen infopool/schach/schach/ Marrakesch "Zupacken und Han- Austauschstoffe oder alternativen sph05993.html deln" keine komplette Wende zu Technologien ebenfalls GesundSeite 14 www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick heit, Klima oder Umwelt schädigen. Inwieweit sich das tatsächlich als Erfolg rechnet, ist eine Standpunktfrage. haben. Auch die Kettenreaktionen und Risikokaskaden, die aus den Problemfeldern Armut und Hunger, Unterdrückung und Ausbeutung, Krankheit und Seuchen, Gewalt und Kriminalität, Migration und Flucht erwachsen, hängen vielfach und komplex mit den Folgen der Erwärmung zusammen. Eine Schlüsselfunktion kommt laut IPCC der großen Abhängigkeit der Bevölkerung von der Landwirtschaft zu, einem Sektor, der wie kein anderer vom Wetter abhängig ist und der immer noch für 70 Prozent der Afrikaner die einzige Lebensgrundlage darstellt. Auch die vier Ziele, die sich Dr. Zniber zufolge die marokkanische Präsidentschaft der COP 22 als Prioritäten auf die Fahnen gesetzt hat, verbindliche Abschlüsse zu Linderung, Anpassung und vor allem Finanzierung wie die Chance zu technologischer Entwicklung zu schaffen, sind allerdings im Hinblick darauf, daß Afrika nach Einschätzung des Weltklimarates (IPCC) der durch den Klimawandel am meisten bedrohte Kontinent ist, noch fast bescheiden zu nennen. Während Nordeuropa oder die USA sogar von besseren Anbau- Tatsächlich ist es in Afrika schon später als fünf vor zwölf, was die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels für die Menschen angeht. Forschungsergebnisse zeigen, daß sich die veränderten Temperaturen auf die Gesundheit, Existenzgrundlage, Nahrungsmittelerzeugung, Wasserverfügbarkeit und vor allem auch auf die allgemeine Sicherheit der afrikanischen Bevölkerung ausgewirkt Do, 20. Oktober 2016 ist Afrikas eigener Beitrag zum Klimawandel mit gerade mal 3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemission geradezu marginal. In Deutschland werden pro Kopf jährlich etwa zehnmal so viele Treibhausgase ausgestoßen wie im subsaharischen Afrika. Aber auch in Afrika selbst ist der CO2Ausstoß ungleich verteilt. Nur 15 Länder produzieren dort rund 95 Prozent der afrikanischen CO2Emissionen. Hierunter finden sich die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder)-Staaten Nigeria und Angola genauso wie die überwiegend agrarischen Volkswirtschaften Äthiopiens, Ghanas oder der Elfenbeinküste. bedingungen dank des Klima- Einen Einblick in die CO2inten wandels profitieren könnten, sinkt sive Stromerzeugung einzelner danach im südlichen Afrika die Länder bietet ein Bild der Erde durchschnittliche Produktivität bei Nacht. Deutlich zu erkennen der Agrarwirtschaft bis 2080 um sind im Vergleich zur übrigen 14 Prozent - und würde sogar lichterüberfluteten Welt die bei noch sinken, wenn die weitere Ernahe schwarzen Konturen des wärmung gegenüber vorindustriafrikanischen Kontinents. ellen Verhältnissen schließlich Foto: 2014 by NASA doch nicht - wie in Paris vereinbart - unter den anzustrebenden Laut dem "Climate Change Vulzwei Grad bleiben sollte. Dabei nerability Index for 2015" (Verwww.schattenblick.de Seite 15 Elektronische Zeitung Schattenblick wundbarkeitsindex zum Klimawandel) [2] befinden sich allein sieben der zehn durch den Klimawandel meistgefährdeten Staaten in Afrika. In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl wetterbedingter Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren verdoppelt. So sind in großen Bereichen der Sahelzone und im Süden Afrikas die Niederschlagsmengen drastisch zurückgegangen, während sie in Teilen West-, Ost-, Süd- und Zentralafrikas unverhältnismäßig angestiegen sind. In Nordafrika führten die katastrophalen Überschwemmungen von 2001 in Nordalgerien zu etwa 800 Toten und einem wirtschaftlichen Verlust von etwa 400 Millionen US-Dollar. Mosambik hatte in Folge der Überschwemmungen im Jahr 2000, die durch zwei Zyklone noch verschlimmert wurden, 800 Tote zu beklagen. Fast zwei Millionen Menschen waren betroffen. Einer Million davon fehlte es an Lebensmitteln, 329.000 Menschen wurden obdachlos und landwirtschaftliche Anbauflächen wurden zerstört. [3] Parallel dazu ist Afrika die Region mit der höchsten durch Dürren verursachten Sterblichkeitsrate. Nach Eritrea, Äthiopien, Nigeria, Süd Sudan, Sierra Leone, Tschad (den verwundbarsten afrikanischen Staaten) gehören inzwischen auch andere afrikanische Länder wie Mosambik (Rang 27) zu denen mit einem besonders hohen Risiko für landwirtschaftliche Ernterückgänge, von den noch nicht genannten Staaten schließen sich zudem die Demokratische Republik Kongo, Burundi und Sudan der Reihe an. Auch der bereits spürbare Rückgang der Gletscher des KilimanSeite 16 dscharo hat bereits dramatische Konsequenzen. Sie fallen sowohl als Wasserspeicher aus und als Zuflüsse für zahlreiche Wasserläufe, von denen die afrikanische Wirtschaft abhängig ist. Ghana ist beispielsweise auf das Akosomba-Damm-Wasserkraftwerk am Fluss Volta angewiesen. Mali braucht den Niger für Nahrungsmittel, Wasser und als Transportweg und kämpft zudem mit der Wasserverschmutzung. Gerade afrikanischen Ländern fällt es nach Einschätzung der Klimawissenschaftler schwer, sich aus eigener Kraft auf die neuen Verhältnisse umzustellen. Laut S.E. Dr. Omar Zniber sei daher eine der vorrangigsten Themen der Konferenz in Marakkesch, den Zugang zu Informationen, Kapital, Technologie und Märkten zu erleichtern. "Concentrated Solar Power" (CSP), mit der hier Energie erzeugt wird, bedeutet nichts anderes, als daß Sonnenstrahlen mittels Parabolspiegel in einem Brennpunkt gebündelt und darüber Öl auf 400 Grad erhitzt wird. Wie bei einem konventionellen Kraftwerk muß auf irgendeine Weise Wasser verdampft werden, um die Turbinen anzutreiben, die daraus schließlich Strom erzeugen. Neben dem Wasserverbrauch läßt somit auch der austretende Wasserdampf (870.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, etwa 8 Liter für jede erzeugte Kilowattstunde), der ebenfalls ein nicht zu verachtendes Treibhausgas darstellt, deutliche Mängel am Konzept erkennen, was die Klimafreundlichkeit angeht. Zudem werden gewaltige Flächen benötigt. Ende 2017 sollen bereits 3.300 Hektar mit Spiegeln zugestellt sein. Einige Kritiker befürchten, der enorme Kühlwasserverbrauch würde die Kapazitäten der Wüste überfordern. Neben dem weltweiten Run auf landwirtschaftliche Flächen, "Landgrabbing", mit denen Spekulanten durch Nahrungsmittelproduktion vom Klimawandel profitieren wollen, könnten sich Investoren von der wachsenden Nachfrage nach transformierten Energien lukrative Geschäfte versprechen und das erfordert noch mehr "gegrabbtes" Land. Was aber dies für die Umwelt wie die Menschen bedeutet, die bisher darauf angewiesen waren, gehört offenbar nicht auf die Agenda der nächsten COP 22. Sich selbst sieht der Maghrebstaat als einen der wenigen privilegierten, die sich vom Kampf gegen den Klimawandel bereits jetzt einen Aufschwung der eigenen Wirtschaft versprechen können. In den nächsten vier Jahren will er den Anteil an erneuerbaren Energien am Strombedarf auf über 42 Prozent erhöhen, mit weiter steigender Tendenz. Ein Solarwärmekraftwerk und ein Windkraftsystem gehören zu den ersten Investitionen. Ersteres wurde bereits im Februar von König Mohammed VI eingeweiht. Wenn die Anlage in den nächsten Jahren nach drei weiteren Baustufen ihre geplante Gesamtleistung von 580 Megawatt erreicht, können mit dem Strom 1,3 Millionen Menschen versorgt werden. Der Schattenblick fragte S.E. Dr. Omar Zniber, Botschafter des Umweltschützer sehen das mit Königreichs Marokko, nach seigemischten Gefühlen. Denn die ner Sicht: www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick wird, auf die zusammen mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen. Wir brauchen aber im Grunde die Unterstützung und somit die Ratifizierung von allen Ländern, die das Abkommen in Paris angenommen oder in New York bereits unterzeichnet haben. Das wäre dann der erste Schritt. überall auf diesem Planeten - in der heutigen Zeit fest, dass die Jahreszeiten nicht mehr so regelmäßig verlaufen wie früher, sondern sich tendenziell verschoben haben. Das ist zweifelsfrei etwas, Schattenblick (SB): Exzellenz, im das alle Marokkaner ohne jede November findet in Marrakesch Ausnahme wahrnehmen können die 22. Auflage der UN-Klima- und das uns Sorgen macht. konferenz (UNFCCC) statt. Sind die Folgen der globalen Erwär- SB: Welche Schwerpunkte hat mung in Ihrem Land bereits für die sich die marokkanische Regiedort lebenden Menschen spürbar? rung für die COP 22 gesetzt, und verfolgen Sie damit ein strategiS.E. Dr. Omar Zniber (OZ): Auf sches Ziel? jeden Fall. Die Folgen für Marokko haben überaus ernste Ausma- OZ: Das erste und prinzipiell ße angenommen. Schon zu Be- wichtigste Ziel ist auf jeden Fall, ginn des Jahres, im Februar 2016, die COP 22 in Marrakesch zu eihatten wir es mit einer langanhal- ner Konferenz des Zupackens und tenden, schweren Dürre zu tun. des Handelns zu machen. Denn Die langanhaltenden Trockenpe- die diplomatischen Verhandlunrioden führen immer wieder zu gen endeten in Paris. Es gab eine Missernten und gefährden die Vereinbarung, die man das PariLandwirtschaft, die sehr wichtig ser Abkommen genannt hat. Doch für die Nahrungsmittel- und Fut- das muss nun endlich auch in die termittelversorgung des Landes Tat umgesetzt werden. Das ist ist. Vor allem im Süden gibt es ei- keine einfache Aufgabe. Zunächst nige Regionen, die bereits unter muß das Abkommen überhaupt der sogenannten Desertifikation, erst einmal in Kraft treten. Das also Wüstenbildung, leiden. In- heißt, wir müssen die erforderlizwischen haben wir uns natürlich chen und verfügbaren Länder-Ramit einem nationalen Notfallplan tifizierungen zusammenbekomauf diese Probleme eingestellt. men. [4] Doch wir brauchen weit mehr als die vereinbarten VorausDarüber hinaus stellen wir - wie setzungen, dass der Vertrag von meines Erachtens vermutlich mindestens 55 Ländern ratifiziert Der Botschafter von Marokko: 'Die Folgen für Marokko haben überaus ernste Ausmaße ange nommen.' (S.E. Dr. Omar Zniber) Foto: © 2016 by Schattenblick Do, 20. Oktober 2016 www.schattenblick.de Zweitens müssen wir die nationalen Verpflichtungen, die sogenannten national geplanten Treibhausgasminderungsbeiträge oder auch iNDCs (intended nationally determined contributions) jedes dieser Länder auf eine Weise anpassen, dass wir dem Ziel, die globale Erwärmung nicht stärker als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit anwachsen zu lassen, gerecht werden können. Dafür müssen schließlich zahlreiche verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Zuvor noch müssen aber die für die Kostenabdeckung notwendigen Finanzierungsvorhaben und -programme in die Tat umgesetzt werden. Denn es ist doch klar, dass die Konfrontation mit den Problemen und die Bekämpfung der Klimawandelfolgen, das heißt, die notwendigen Anpassungsmaßnahmen, nicht kostenlos sein werden. Die Ausgaben müssen vor allem für die Entwicklungsländer, die am wenigsten entwickelten Länder und schließlich für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder bestritten werden - und zwar für das gesamte, für jedes Land maßzuschneidernde Paket an Schutzprogrammen, angefangen von den Schulungs- und Ausbildungszentren auf allen damit verbundenen Gebieten wie Wohnungsbau, städtebauliche AnpasSeite 17 Elektronische Zeitung Schattenblick sungen, infrastrukturelle Maßnahmen im Transport- und Logistiksektor, Verkehrswesen, Energie, notwendige Einschränkungsmaßnahmen usw. Diese praktischen und pragmatischen Themen sollen den Fokus bei den Verhandlungen in Marrakesch bilden neben der Entwicklung von Strategien, um diese Maßnahmen durchzuführen. Mehr noch soll dies nicht nur eine Konferenz für Staaten und Regierungen werden, sondern wir möchten damit sämtliche Akteure ansprechen und mobilisieren, das heißt, sowohl die Vertreter der Zivilgesellschaft, NGOs, als auch den Privatsektor und die Unternehmen, die hierbei eine fundamentale Rolle spielen könnten und dazu auch bereit sind. Beispielsweise wurde in der Diskussion heute morgen mehrfach darauf hingeweisen, dass die Infrastruktur für weltweite Projekte heutzutage schon fast ausschließlich von der Privatwirtschaft finanziert wird. Das muß berücksichtigt werden, wenn wir künftig eine Infrastruktur aufbauen wollen, die entsprechende Anforderungen und Normen im Hinblick auf den Klimawandel respektiert. SB: Wurde Marrakesch als Gastgeber für die Weltklimakonferenz ausgewählt, weil Marokko bereits dabei ist, sich in Nordafrika mit einigen Projekten den Ruf als Vorreiter für erneuerbare Energien zu erarbeiten? OZ: Ja so könnte man es durchaus sehen, das ist aber nicht der einzige Grund. Marokko ist, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, auch ein afrikanisches Land oder ein Mittelmeeranrainerstaat. Doch vor allem wird es höchste Zeit, Afrika Seite 18 zu besuchen und mit eigenen Augen zu sehen, dass dieser Kontinent bereits mit massiven Herausforderungen konfrontiert ist, die mit dem Klimawandel zu tun haben. Der Standort der Konferenz könnte somit auch zur Einsicht der Teilnehmer beitragen, dass größere internationale Anstrengungen als bisher notwendig geworden sind, um dem Klimawandel zu begegnen. Weltklimaverhandlungen, da es bereits 2001, wie ich heute morgen in meiner Ansprache erwähnt habe, bei den COP 7-Verhandlungen das Gastgeberland gewesen ist. Das heißt, unser Land ist also ein sehr konstantes und - ich würde sogar wagen zu behaupten - ein sehr wichtiges Element in diesem Verhandlungsprozess. Denn Marokko ist auf der globalen Ebene nicht nur stark in Ver- handlungen bezüglich des Klimawandels involviert, sondern auch an vielen anderen Fragen und Diskursen der multilateralen Diplomatie beteiligt. Wir leben in einem Zeitalter des Multilateralismus, denn wir können die Probleme der Welt nicht mehr allein lösen. Wir brauchen dazu multilaterale Ansätze und Konzepte. Fragen, die die Umwelt berühren, sind das beste Beispiel dafür. Denn dazu brauchen wir die internationale Zusammenarbeit, das heißt, hochentwickelte Staaten müssen Hand in Hand gemeinsam mit den am wenigsten entwickelten Ländern, und Länder der nördlichen Hemisphäre Zudem spielt Marokko auch eine mit den Ländern des armen Sügewisse historische Rolle für die dens zusammen arbeiten. 'Es wird höchste Zeit, Afrika zu besuchen und mit eigenen Augen zu sehen, dass dieser Kontinent bereits mit massiven Herausfor derungen konfrontiert ist, die mit dem Klimawandel zu tun haben' (S.E. Dr. Omar Zniber) Kulaley, Ostafrika, nach Jahren der Dürre wächst hier nichts mehr, ohne Weideland müssen die Einwohner auf ihre Lebensgrund lage, die Viehhaltung verzichten. Foto: 2011 by Oxfam East Africa (Flickr: The barren landscape of Kulaley village) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/li censes/by/2.0)], via Wikimedia Commons www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick SB: Ich würde gerne das Augenmerk noch einmal auf eines der Projekte richten, mit denen in Marokko bereits erneuerbare Energie produziert wird. Das im Februar von König Mohammed VI eingeweihte, gewaltige Sonnenwärmekraftwerk Noor 1 hat, obwohl damit 240.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden sollen, durchaus auch schon Widerspruch hervorgerufen. Was halten Sie persönlich von den Kritikpunkten gegen die Anlage und ist Ihrer Ansicht nach der Bau dieser Anlage am Rande der Wüste gerechtfertigt, beziehungsweise rechnet sich der hohe Aufwand an Wartung, den der Standort mit sich bringt, abgesehen von dem Verbrauch an Wasser und Salz in einer nicht gerade wasserreichen Region, um den Betrieb der Anlage aufrecht zu erhalten? OZ: Die Kritik ist nicht gerechtfertigt. Zunächst einmal musste Marokko vor der Einführung unserer nationalen Strategie für den Ausbau von erneuerbaren Energien 98 Prozent an Energieträgern in Form von fossilen Rohstoffen importieren, also Kohle, Öl, Gas und so weiter. In Marokko gibt es keine eigene Produktion oder Förderung dieser Ressourcen. Zweitens ist dieses spezielle Projekt, das Sie gerade ansprachen, ausgesprochen umweltfreundlich konzipiert. Es wurde mit größter Vorsicht und unter Berücksichtigung sämtlicher Umweltauflagen für den Standort in der Provinz Quarzazate gebaut. Quarzazate und die Region Drâa-Tafilalet im Süden Marokkos sind keine Wüstengebiete, nicht wie die Südsahara jedenfalls. Wir haben hier Städte und Einwohner und meines Erachtens Do, 20. Oktober 2016 sind die Wasserressourcen vor Ort von dem Bau und dem Betrieb der Anlage auch gar nicht so betroffen. Ich bin allerdings kein Wissenschaftler und auch kein ausgesprochener Experte, was das betrifft, aber ich meine mich zu erinnern, dass sich die Kritik daran in Grenzen hält. In Marokko haben wir bis jetzt nicht gehört, das jemand die Anlage in Frage stellt oder das Projekt insgesamt ablehnt. Wir sind übrigens bereits dabei, weitere Anlagen dieser Art zu bauen. lianz gegen den Klimawandel als National Appropriate Mitigation Action (NAMA) anrechnen lassen, wie die Website "worldnuclear-news.org" berichtete. [5] Schadet so ein Vorhaben nicht dem guten Ruf Marokkos als Pionier in Sachen grüner Energie? OZ: Da muß ich Ihnen leider gestehen, Madame, dass sie falsch informiert sind. Bis heute gibt es keine offizielle Erklärung seitens der Regierung, dass ein Kernkraftwerk geplant ist. Ich spreche hier auch Kraft der Verantwortung, die mir meine Regierung als Botschafter von Marokko gegeben hat und erkläre Ihnen, dass es von dieser bisher keine Entscheidung diesbezüglich gibt. Gut, wir haben einen kleinen Versuchsreaktor für die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, der weniger als zwei Megawatt erzeugen kann, wenn ich mich nicht irre. Er steht auch nur Universitäten und für Ausbildungszwecke, also Nuklearexperten, zur Verfügung. Und er wird ausschließlich für zivile, friedliche Aufgaben verwendet, etwa in der Medizin, in der Landwirtschaft oder für andere naturwissenschaftliche Fragestellungen. Doch für die Stromerzeugung ist kein Projekt dieser Art geplant, das möchte ich nochmal ganz deutlich machen. Darüber hinaus nutzen wir in der Regel, wenn wir etwa in anderen Projekten oder Anlagen Wasser benötigen, aufbereitetes Brauchwasser. Das ist eine in Marokko weitverbreitete, ja geradezu traditionelle, technologische Wassersparmaßnahme und für uns als semiarides Land geradezu lebenswichtig. Natürlich sind wir kritischen Kommentaren oder Einschätzungen gegenüber immer offen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dieses Projekt, wie auch andere, die für die Erzeugung erneuerbarer Energien gedacht sind, gleichzeitig auch helfen, sauberes Wasser wieder aufzubereiten oder bereitzustellen. Der sinnvolle und achtsame Umgang mit dieser wertvollen Ressource ist in vielen Bereichen und vor allem für die Landwirtschaft SB: Nun da kann man sich nur essentiell notwendig. entsetzt fragen, wie solch eine SB: Nun hat sich Marokko schon Meldung vor einigen Jahren vor längerer Zeit entschlossen, durch die Medien gehen und imzwei Kernkraftwerke zu bauen. mer weiter kolportiert werden Diese Projekte wollte man sich konnte ... vor sechs Jahren zudem als freiwilligen Beitrag zur Reduktion OZ: Ich kenne die Behauptungen seiner CO2-Emissionen im Rah- auch, sie werden immer wieder men der Bestimmungen der Ver- einmal in den Medien veröffenteinbarungen von Kopenhagen licht. Aber sie haben bisher keiund im Kontext der Globalen Al- nen Bezug zu den tatsächlichen www.schattenblick.de Seite 19 Elektronische Zeitung Schattenblick Aktivitäten der marokkanischen profitieren, die andere Länder, Regierung. insbesondere die hochentwickelten Gesellschaften, gemacht haSB: Ich wage es mal an dieser ben, die sich nun mit einem exStelle, eine etwas ketzerische Fra- zessiven Konsumverhalten konge zu stellen: Wie kommt es, dass frontiert sehen, und den damit angesichts der bereits absehbaren, einhergehenden Problemen von gewaltigen Klimawandelkatastro- Müllbeseitigung, Umweltverphen weltweit und vor allem auch schmutzung und Überproduktion. für die afrikanischen Länder doch Wir sollten davon lernen und das alle internationalen und multilate- tun wir auch. Doch wir haben ralen Lösungsansätze immer nur auch eigene Prioritäten. Der Kliverschiedene, hellgrüne Schattie- mawandel ist somit ein wichtiges rungen des gleichen Wirtschafts- Thema. Doch nicht nur als Prowachstumskonzepts sind, das zu blem, sondern er bietet vor allem dem Desaster geführt hat? Selbst auch für die afrikanischen Staaten wenn es sich um ein sogenanntes eine phantastische Möglichkeit, nachhaltiges Wachstum handelt, bei der industriellen Entwicklung beruht es doch auf Mangel, Be- aufzuholen. Denn Afrika bietet darf und schließlich Konsum? für die erneuerbaren Energien, für Gibt es keine Alternative? Windkraft, Solarkraft oder auch andere Arten von Erneuerbaren OZ: Das ist richtig. Wenn Sie sich wie Biomasse, ideale Ausgangsaber aufAfrika im Besonderen be- bedingungen, um die Bedarfsziehen, dann sollten Sie auch fra- lücke zu schließen, wenn es dargen, was denn eigentlich die größ- um geht, die Bedürfnisse der Beten Probleme in diesem Land sind. völkerung ohne weitere Folgen Zunächst einmal haben wir es in für die Umwelt zu befriedigen. vielen afrikanischen Ländern mit Doch dafür brauchen wir vor aleiner massiven Unterentwicklung lem den nötigen Technologiezu tun. Wir haben große soziale transfer, eine Sicherstellung der Probleme. Im Zusammenhang mit Finanzierung, eine entsprechende Umweltfragen sollte man immer Ausbildung, wie schon gesagt, auch bedenken, dass die afrikani- und dann kann dies alles natürlich sche Bevölkerung ein gewaltiges in einem weiteren Schritt dazu Defizit bei der Versorgung mit beitragen, dass sich in Afrika Elektrizität hat. Dabei geht es auch eine Kultur der Achtung und nicht nur um die Stromversorgung Rücksichtnahme gegenüber dem der einzelnen Haushalte, sondern Klima bildet. Das könnte sich auch um die Energie, die anson- dann auch wieder auf das Verhalsten für Entwicklungsaktivitäten ten der afrikanischen Bevölkealler Art dringend gebraucht wird, rung auswirken und gar nicht erst vor allem aber auch dafür, irgend- so ein exzessives Konsumverhaleine Form von wirtschaftlicher ten hervorrufen, das die Umwelt Entwicklung zustande zu bringen. zerstört. Wir sind also von der von Ihnen angesprochenen Problematik SB: Angenommen man würde die noch weit entfernt. "Große Transformation" für die Weltgesellschaft einmal ernst Natürlich sollten wir bei diesen nehmen und sie zumindest anSchritten von den Erfahrungen satzweise als eine Chance beSeite 20 www.schattenblick.de trachten, auch bei den bislang von Gier und Gewinn geprägten Werten dieser Gesellschaft einen kompletten Paradigmenwechsel vorzunehmen. Warum werden nicht gerade von afrikanischen Staaten drastischere und gründlichere Maßnahmen für den Rest der Welt und insbesondere für die bereits entwickelten Staaten gefordert, warum gibt es keine mutigeren Konzepte für einen tatsächlichen Neubeginn? OZ: Die Frage ist durchaus berechtigt. Wir müssen die Einführung neuer Techniken zur Deckung des Energiebedarfs, bei denen wir uns in der zur Verfügung stehenden Lebenspanne vermutlich auf die erneuerbaren Energien beschränken müssen, immer mit den Bedürfnissen und dem Schutz von Umwelt und Natur in Einklang bringen. Das sollte Hand in Hand gehen. Aber noch mehr als das sollte mit diesen technischen Veränderungen und dem dazugehörigen Umweltschutz die Entwicklung eines neuen kulturellen Wertes einhergehen, nämlich der achtsame Umgang mit Umwelt und Natur in Marokko. Allein die Tatsache, dass wir in diesem Jahr Gastgeber für die 22. Weltklimakonferenz COP 22 sind, hat sich bereits positiv auf das Bewußtsein in unserer Bevölkerung ausgewirkt und sie für das Thema Klimawandel mehr sensibilisiert, als etwa die Einweihung der bereits laufenden Anlagen für Erneuerbare das getan haben. Doch, wie ich bereits heute morgen sagte, auch kleinere Initiativen, wie etwa das Verbot von Plastiktüten in den Geschäften, tragen zur Veränderung der Einstellung und zur Schaffung eines Bewusstseins bei. Wo auch immer Sie heute in Marokko einDo, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick kaufen gehen, im Supermarkt oder in einem kleinen Einzelhandelsgeschäft, werden Ihnen keine Kunststofftüten mehr für Ihre Einkäufe angeboten. Früher bekam man sie geradezu aufgedrängt. All diese Regierungsentscheidungen verändern die Haltung der Bevölkerung gegenüber der Natur. Nur Energie ist etwas ganz Essenzielles. Wir brauchen die Energie für unsere wirtschaftliche Entwicklung. Wir sind ein Entwicklungsland. Und wenn Sie die Höhe des Energiekonsums vergleichen, den ein Marokkaner im Vergleich zu einem Europäer hat, werden Sie überrascht sein. Denn es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nur um ein Zehntel von der Energiemenge, die hierzulande pro Kopf verbraucht wird. Also können wir Marokkaner nicht in den Verdacht geraten, dass unser wachsender Energiebedarf eine Gefahr darstellt. Ebenso würde ich auch Deutschland, ein hochentwickeltes Land, nicht für seinen enormen Energiehunger kritisieren. Deutschland hat eine Vielzahl von vorausschauenden Umweltschutz-Maßnahmen etabliert, um negative Auswirkungen seiner Industrie auf die Umwelt zu verhindern. Deutschland ist auch einer unserer größten Partner in allen diesen Fragen. Diese Kooperation hat bereits eine lange Tradition, die in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts neben anderen Werkzeugen mit den Projekten des GIZ (der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) begonnen hat und die der marokkanischen Gesellschaft bisher schon sehr geholfen hat, ihre Wirtschaft wie auch ihre soziale Infrastruktur aufzubauen - mit größtmöglicher Achtung und BerücksichtiDo, 20. Oktober 2016 gung von Umweltfragen oder ein- und Verbindung zu treten. Auch zuhaltenden Klimagrenzen. hier haben wir im Vergleich zu den stark entwickelten Ländern SB: Meine Frage zielte weniger wie etwa Deutschland ganz große auf die spezielle Situation in Ma- Defizite. Doch für den Ausgleich rokko ab, als - ganz allgemein ge- benötigen wir Energie. Wir könfragt - auf die Chance, die in dem nen den Energieverbrauch nicht Begriff "Transformation" für die zu Lasten dieser nötigen Entganze Welt stecken könnte, wenn wicklung vermeiden. Das sind man ihn denn wörtlich nehmen Dinge, die einfach zum täglichen würde, vielleicht als eine Art phi- Leben der Marokkaner in Maroklosophische Idee, mit der man von ko dazugehören. dem Wachstumskonzept grundsätzlich Abschied nehmen könn- Natürlich halte ich es auch für te, wenn man in Marrakesch prag- wichtig, dass wir uns dabei matische Konzepte zur Bekämp- Grenzen setzen. Das ist eine Frafung des Klimawandels ent- ge der Organisationen in unserer wickelt. Gesellschaft und in der Bevölkerung. Wir haben auch bei uns OZ: Im Rahmen der nationalen Akteure der Zivilgesellschaft und Klimastrategie, die auch die glo- auch einige politische Parteien, bale Energiefrage, sowohl die Er- die sich die Forderung eines neuerbaren wie auch andere For- wachstumskritischen Ansatzes men der Energiegewinnung be- auf die Agenda geschrieben hatrifft, steht die Energieeffizienz an ben. Das heißt, es gibt durchaus vorderster Stelle. Und natürlich einen Diskurs über alternative ist ganz klar, dass der beste und Ansätze unter den politischen effektivste Weg, Energie zu spa- und zivilgesellschaftlichen Akren, auf jeden Fall darin besteht, teuren Marokkos, in dem diese überhaupt keine zu verbrauchen. Fragen erörtert werden. Aber obwohl ich Ihre Frage für berechtigt halte, Madame, ist für SB: Exzellenz, haben Sie recht uns in Marokko, wie ich bereits vielen Dank für Ihre Geduld. sagte, Entwicklung eine Frage des Überlebens. Wir müssen uns wirtschaftlich weiterentwickeln, denn Anmerkungen: wir sind noch in vielen Bereichen, wie etwa in der Gesundheitsver- [1] Bisher im Schattenblick unter sorgung unserer Bevölkerung, UMWELT → REPORT zum nicht so weit, wie wir sein möch- Briefing im Auswärtigen Amt erten. Dafür brauchen wir eine star- schienen: ke Wirtschaft, die uns die Mittel BERICHT/122: Klima und Fiin die Hand gibt, unserer Bevöl- nanzen - den Teufel mit dem Bekerung zu helfen. Das ist ganz elzebub ... (1) (SB) fundamental. Darüber hinaus ist BERICHT/123: Klima und Fiauch unser Verkehrs- und auch nanzen - den Teufel mit dem BeKommunikationswesen ver- elzebub ... (2) (SB) gleichsweise wenig entwickelt INTERVIEW/250: Klima und Fiund wir möchten den Menschen nanzen - Was wachsen muß, das in unserem Land die Möglichkeit schwindet nicht ... Thomas Hergeben, miteinander in Kontakt mann Meister im Gespräch (SB) www.schattenblick.de Seite 21 Elektronische Zeitung Schattenblick INTERVIEW/251: Klima und Finanzen - Biß in den sauren Apfel ... Prof. Gernot Klepper im Gespräch (SB) [2] https://maplecroft.com/portfolio/new-analysis/2014/10/29/climate-changeand-lack-food-security-multiplyrisks-conflict-and-civil-unrest32-countries-maplecroft/ [3] siehe AWDR - African Water Developement Report 2006 http://repository.uneca.org/handle/10855/22091 [4] Das Interview fand am 27. September im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Inzwischen steht dem Inkrafttreten des Vertrags nach seiner Ratifizierung durch die Europäische Union und Indien nichts mehr im Weg. [5] Es gibt mehrere Quellen, die dies immer noch behaupten: Etwa hier: The country's proposal is for two 1000 MWe nuclear power reactors to enter operation between 2025-2030. In combination the two units are expected to avoid the emissions of nearly 15 million tonnes of carbon dioxide (MtCO2) each year, the largest single emissions saving of any of the proposed projects put forward by the Moroccan government. [Dem von Marokko eingereichten Vorschlag zufolge sollen zwei Reaktoren zu je 1000 MW gebaut werden. Sie sollen zwischen 2025 und 2030 fertiggestellt sein und jährlich zusammen fast 15 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen (MtCO2) einsparen. Damit sind die Kernkraftwerke der größte Einzelposten in Marokkos Vorschlag zur Reduktion von Treibhausgasen. - Übersetzung der SBRed.] Quelle: "Nuclear named for Copenhagen reductions", 2. Februar 2010 http://www.world-nuclearnews.org/EE_Nuclear_named_- for_Copenhagen_reductions_0202101.html und auch hier: In Marokko gibt es seit Längerem Planungen für den Bau eines Atomreaktors. Bereits 2010 hat Marokko in Paris ein Kooperationsabkommen "für die friedliche Nutzung der Kernenergie" unterzeichnet. 2011 haben das marokkanische Centre National de l'énergie, des sciences et techniques nucléaires (CNESTEN), das belgische Institut National des radioéléments (IRE) und das belgische Centre d'étude de l'énergie nucléaire (SCK-CEN) eine Absichtserklärung für eine trilaterale Zusammenarbeit aufden Gebieten Nuklearwissenschaften und Kerntechnik unterzeichnet. https://www.naturfreunde.de/neueoffensive-der-atomlobbyisten-afrika http://www.schattenblick.de/ infopool/umwelt/report/ umri0252.html KINDERBLICK / NATURKUNDE / TIERE Alles für die Bienen - die Milbenfront ... Varroamilbe der gefährlichste natürliche Feind der Bienen (SB) 19. Oktober 2016 Die Bie- nenvölker haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Artenvielfalt unter den Blütenpflanzen wird immer geringer, was zu einer einseitigen Ernährung führt. Dazu tragen auch die Monokulturen bei wie Raps- oder Maisfelder. In weiten Gebieten ist die Blütenpflanzenzahl so weit zurückgedrängt, dass es zu Hungerzeiten für die Insekten kommen Seite 22 kann. Zu all dem leiden sie auch unter den versprühten Pflanzenschutzmitteln (Insektiziden), die sie schädigen oder töten. Und als sei das noch nicht genug, macht ihnen auch noch ein sehr gefährlicher, natürlicher Feind den Garaus: die Varroa-Milbe. Welt. Zwar gibt es auch noch eine Menge anderer Peiniger, von denen diese Insekten angegriffen werden, wie Bakterien oder Pilze. Doch derartige Angriffe kann ein gesundes, wohl genährtes Bienenvolk, wenn auch nicht ohne Verluste, aber doch überleben. Dringen allerdings Varroa-Milben Seit Jahren vermehrt sich diese ein, dann kann das zum Sterben blutsaugende Milbenart in den des gesamten Stocks führen. Die Bienenstöcken auf der ganzen Varroa-Milbenweibchen legen ihwww.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick re Eier in die Brutzellen-Waben, in denen sich die Bienen-Arbeiterinnen-Puppen befinden. Dort wachsen sie und schlüpfen beinahe gleichzeitig mit den Arbeiterinnen. Die erwachsenen Milben greifen die Bienen an, beißen sich an ihnen fest und saugen ihnen Blut aus. Dabei geschieht es oft, dass sie die Tiere zusätzlich mit Krankheitserregern infizieren. Die Varroa-Milben vermehren sich rasant, ihre Anzahl verdoppelt sich ungefähr pro Monat. Auf dem Hinterleib einer fliegenden Biene hat sich eine Varroamilbe festgesaugt Foto: 2007, by Harry meschke dy sahib (Own work) [CC BYSA 3.0 (http://creativecommons.org/ licenses/bysa/3.0)], via Wikimedia Commons Für einen Imker bedeutet der Tod eines Bienenvolkes einen großen Honigverlust. Für die Bienen selbst geht es um das nackte Überleben. Es war dringend erforderlich geworden, gegen die Varroa-Milben ein Bekämpfungsmittel zu finden. Zum einen versucht man es mit chemischen MitDo, 20. Oktober 2016 teln. Oxalsäure, Ameisensäure oder Milchsäure werden auf eine ganz bestimmte Weise im Bienenstock verteilt, wodurch auch eine große Anzahl der Milben sterben. Leider erleiden aber oft auch viele Bienen dabei Verletzungen. Das kann zu einer starken Schwächung des Volkes führen. Der Erfolg dieser Bekämpfungsmethode ist nicht so groß wie erhofft. Eine weitere Methode ist, die gesamte Brut aus dem Stock zu entfernen, weil sich die meisten Varroa-Milben samt deren Eiern in den Brutzellen befinden. Doch dabei werden die Bienenbrut und die Milben gemeinsam vernichtet. Die Königin muss danach erst wieder Eier ablegen, die dann in den von den Bienenarbeiterinnen neu gebauten Brutzellen ausgebrütet werden und so die nächste Generation Arbeiterinnen ausschlüpfen kann. Doch die Gefahr, dass noch Milben in den Bienen selbst überlebt haben und nun von Neuem in die frischen Brutzellen eindringen, ist keinesfalls vollständig beseitigt. Bei den genannten Methoden gibt es dann www.schattenblick.de noch verschiedene abgewandelte Verfahrensweisen, um den Effekt der Milbenvernichtung zu erhöhen. Eine vergessene Methode neu durchdacht? Es wurde weiter geforscht und man besann sich auf eine alte Methode, die in Vergessenheit geraten war. In der DDR und in Russland gab es Geräte, die leider noch so riesig und nur mit Gabelstaplern oder Treckern zu bewegen waren, aber schon mit dem Prinzip der Hyperthermie arbeiteten, um die Varroa-Milben in Bienenstöcken abzutöten. Eigentlich wird dieser Begriff in der Medizin benutzt und bedeutet, grob umschrieben, eine Wärmestauung im Körper. Im Zusammenhang mit der Varroa-Bekämpfung steht hinter dem Wort "Hyperthermie", dass mittels Wärme die weiblichen Milben vernichtet werden, die in die Brutzellen eingedrungen sind, um ihre Eier dort abzulegen. Diese Methode wurde mit Hilfe moderner Technik weiterentwickelt, so dass die heutigen Geräte mit etwa Kühlschrankgröße die sogenannten "Varroa-Controller" leichter zu transportieren sind. Dennoch erfordert es viel Aufmerksamkeit des Imkers, denn er muss das Gerät zur rechten Zeit einsetzen und jede Brutzellenwabe aus dem Stock nehmen, um sie für ca. 2 Stunden in den Varroa-Controller einzusetzen. Dort wird eine Wärme von 42° C erzeugt. Danach sollen 80 bis 90 Prozent der Milben abgetötet worden sein. Man behandelt also nicht das ganze Bienenvolk, sondern nur die Brutzellen, in denen sich die allermeisten Vorroamilben befinden. Seite 23 Elektronische Zeitung Schattenblick Seit 2011 werden Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt. Der Wissenschaftler, der sich jahrelang mit der Hypterthermie befasst hatte, beriet auch die Erfinder des Varroa-Controllers und ist überzeugt davon, dass das genau die richtige Methode ist. Milben auf einer Bienenpuppe Foto: 2013, by public domain, via Wikimedia Commons Ist bequemer auch besser und für wen? Doch einigen Forschern war dieses Verfahren noch zu umständlich. So wurde weiter überlegt. Schließlich erfand man die sogenannte "Bienensauna". Bei dieser Methode werden sowohl die Bienen als auch ihre Brut in die Sauna geschickt. Auf diese Weise sollen noch mehr Milben vernichtet werden, also auch die, die sich noch an oder unter den Bienen befinden. Dieses Gerät basiert auf der unterschiedlichen Wärmeempfindlichkeit von Bienen und Milben. Dabei gehen die Bienensauna-Erfinder davon aus, dass Bienen eine Temperatur von bis zu 45 ° vertragen können, Milben aber nicht, sie gehen bei knapp 40° zugrunde. Das Gerät Seite 24 erzeugt deshalb für die Behandlungszeit von ca. 2 ½ Stunden eine regelmäßige Wärme von 42° C. Das hört sich gut an, lässt aber auch Bedenken bei Bienenforschern aufkommen. Denn sie wissen, dass Bienen in ihrem Stock für eine konstante Temperatur von 30 bis 35 Grad Celsius sorgen. Sollte es wärmer werden, holen die Bienen Wasser in den Stock, geben sie auf die Waben und fangen an, durch wildes Flügelschlagen die Temperatur im Bienenstock wieder herunterzukühlen (Verdunstungskühle: das Wasser erwärmt sich, verdunstet, die Umgebung kühlt ab). Sollte dieses Flügelschlagen über längere Zeit erforderlich werden, können die Bienen vor lauter Anstrengung selbst zu warm werden, was im schlimmsten Fall dann doch zu einer Überhitzung führen würde, in deren Folge das Bienenvolk zugrunde gehen könnte. Doch! Eine Frage wird nicht gestellt: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass sich die Varroa-Milbe so stark vermehren konnte? Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Bauweise der kastenförmigen Bienenstöcke, wie sie heute fast nur noch verwendet werden, viele Nachteile hat und sogar den natürlichen Feind der Varroa-Milbe, den Bücherskorpion, vertrieben hat. Sind also die Varroa-Bekämpfungsmethoden erst durch diese Bauweise nötig geworden? Ist es ein von Menschen gemachtes Problem, das nun schnell wieder beseitigt werden muss? Diesen und anderen Fragen wird im nächsten Teil nachgegangen. Fortsetzung folgt ... Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde: https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article138892860/Bienensauna-sollBienen-von-Vorroa-Milbebefreien.html http://www.varroahyperthermie.ch/hyperthermie.html http://www.imkerpate.de/brutentDie Bienensauna-Erfinder be- nahme/ haupten dagegen, dass die Bienen http://www.bienenaktuell.com/während einer Vorbereitungszeit forum/produkteinfuehrung-varkurz vor der Saunabehandlung bei roa-controller einer Temperatur von 39° ganz ruhig werden. Das allerdings wür- http://www.bee-careful.com/de/ide ihrer natürlichen Verhaltens- nitiative/bienensauna/ weise bei einer Temperaturerhöhung widersprechen. Wie dem http://www.schattenblick.de/ auch sei. Die Erfindung ist mit ca. infopool/kind/natur/ 2 Jahren noch jung und sicher knti0095.html werden noch einige Erfahrungen damit gemacht werden. www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick MEDIEN / FAKTEN / PREIS Internationale Presseagentur Pressenza Büro Berlin Pressenza erhält den Preis für Menschenrechte 2016 Nachricht aus der Redaktion Italien vom 19. Oktober 2016 Rom 19.10.2016. Am Nachmit- tag des 16. Oktobers 2016 wurde Pressenza anlässlich des jährlichen Treffens der Free Lance International Press [1] (Internationale Vereinigung unabhängiger Journalisten) mit einem Preis ausgezeichnet. Die gesamte Redaktion von Pressenza sowie die ehrenamtliche Arbeit, die wir seit Jahren dem Projekt freie und unabhängige Information widmen, sind mit dem Preis für Menschenrechte 2016 [2] ausgezeichnet worden. Es ist eine sehr wichtige Auszeichnung für uns, für die wir im Besonderen Amnesty International Italia [3] danken, mit denen wir in letzter Zeit oft zusammengearbeitet haben; es ist ein Preis, der all unser Engagement für den Kampf um Respekt für Menschenrechte, für Gewaltfreiheit und für Friedensinitiative bestätigt. Seit vielen Jahren versuchen wir, denjenigen wieder eine Stimme zu geben, die selber keine Stimme mehr haben, Jahre, in denen wir unseren täglichen Verpflichtungen Zeit abrangen, um korrekte und fundierte Information liefern zu können, um all den vielen Veränderungen Rechnung zu tragen, die in dieser unserer Welt stattfinden. In dieser Zeit haben wir uns für ein Projekt freier und unabhängiger Information eingesetzt, das ausschließlich von ehrenamtlich Tätigen getragen und nach vorne gebracht wird. Do, 20. Oktober 2016 Verleihung des Preises für Menschenrechte 2016 an Pressenza Bild: © Magalì Buj Pressenza [4] entstand als Idee aus dem Weltweiten Marsch für Frieden und Gewaltfreiheit von 2009 [5] heraus, wir publizieren inzwischen in sieben Sprachen und zählen auf die stille und stetige Arbeit von hunderten von Menschen, die sich in der ganzen Welt darum bemühen, gesunden Journalismus zu betreiben und Informationen ohne Zensur oder jeglicher Art von Kontrolle seitens der Machteliten zu liefern, seitens wirtschaftlicher Gruppen, die heute auf die eine oder andere Weise immer mehr Kontrolle über 90% der großen Mainstream-Medien ausüben. Unser Engagement gilt im Besonderen www.schattenblick.de dem Versuch, Information im Rahmen eines Konzeptes der Ethik, Korrektheit und Kohärenz zu liefern, und niemals aus Bequemlichkeit oder zu reinem wirtschaftlichen Nutzen, womit wir unsere Arbeit an den Höchstbietenden verkauft hätten. Das Engagement von Pressenza wurde im Besonderen für zwei Merkmale unseres Handelns ausgezeichnet: die standhafte Position der Anklage, die wir stets eingenommen haben, wo immer fundamentale Rechte von Frauen und Männern verletzt werden, sowie die Haltung eines vorschlagenden Charakters, die sich immer dann Seite 25 Elektronische Zeitung Schattenblick manifestiert, wenn wir nicht nur versuchen, Unrechtes anzuklagen, sondern auch einer Realität Gesicht und Hoffnung zu verleihen, die aus tausenden von Menschen besteht, die leise arbeiten, kämpfen und an der Erbauung einer besseren Welt teilnehmen. Sie rebellieren täglich, indem sie sich an Graswurzelprojekten beteiligen, sie schaffen mit ihren Werken eine andere Realität in der zivilen Gesellschaft, indem sie Opposition mit eigenen Initiativen lebendig machen, indem sie Widerstand leisten gegen ein politisches und wirtschaftliches System, das in unverhältnismäßig gewaltsamer und dominanter Weise alle Aspekte des menschlichen Seins zu unterdrücken und zu kontrollieren scheint. bauen, Gruppen, die letztendlich ihre Macht auf die Natur ausdehnen, die das Leben selber patentieren und kommerzialisieren wollen und die nun sogar auf wahrhaftige private Armeen zurückgreifen, die aus professionellen und gut bewaffneten Söldnern bestehen, die Krieg um des Krieges Willen produzieren, weil es wirtschaftlich genehm ist und spezifischen privaten Interessen weniger Personen dient. Dieser Menschenrechtspreis 2016 erkennt uns eine klare und gut definierte Positionierung innerhalb der Welt der Information an. Für uns ist es ein wichtiger Ausgangspunkt, der uns dazu beflügelt und uns noch mehr Kraft und Willen gibt, in dieser Richtung entschieden voranzuschreiten und unabhängige Information zu betreiben, immer mit freien Händen und reinem Gewissen, um so weiterhin von den Rechten der Menschen und ihren Initiativen berichten zu können und immer wieder das unumstößliche Konzept zu bekräftigen, dass die Menschen mit ihren Bedürfnissen und Bestrebungen, in gleichem Maße wie die lebende Welt, die sie umgibt, ausnahmslos vor allem anderen stehen. Der Information kommt in diesem historischen Moment eine Schlüsselrolle zu, sie bewegt und orientiert das Bewusstsein der Menschen, wenn sie korrekt produziert wird, aber sie lähmt und manipuliert es, wenn sie instrumentalisiert wird, wie es nunmehr seit Jahrzehnten durch die großen Massen- und Mainstreammedien geschieht, bis hin zu einem Punkt, an dem wir sie nicht mehr als Informationsmittel bezeichnen können, sondern vielmehr als Mittel zur Kontrolle, die in den Händen bestimmter Gruppen mit wirt- Zertifikat des Menschenrechtsschaftlicher Macht liegen. Dies preises 2016 sind Gruppen, welche die Interessen weniger Familien bedienen, "Hiermit wird der Menschen einer begrenzten "Elite", die auf rechtspreis Italien 2016 an die verschiedenen Ebenen die Akti- Nachrichtenagentur Pressenza enmehrheit am Großteil der Infor- vergeben. mationsmittel hält, neben der wirtschaftlichen Kontrolle durch Pressenza hat Menschenrechte im mehrheitliche Beteiligungen an Herzen und im Mittelpunkt ihrer Banken, Holdings, multinationa- redaktionellen Linie. Es gibt kei len Unternehmen und Firmen, die nen Ort und keinen Landstrich Öl und andere Energiequellen ab- der Welt, keine Menschenrechts Seite 26 www.schattenblick.de kampagne, die sie nicht erhellt hätte, oftmals im Alleingang, das Bewusstsein für Handlungsbedarf weckend und die Aktion stimulie rend. Von der Todesstrafe bis zur Verteidigung der Rechte auf die ser Erde, von Aktivisten für Ge waltfreiheit bis hin zu Journali sten, die repressive und auf Ge walt basierende Regime heraus fordern, Pressenza ist stets die Stimme derer, die keine Stimme haben. Und sie ist auch eine der Stimmen von Amnesty Internatio nal, mit denen sie das Ziel des Wandels teilt, ebenso wie das Be richten von Herausforderungen und möglichen Siegen." Anmerkungen: [1] http://www.flipnews.org/ [2] https://www.pressenza.com/it/2016/10/roma-premio-italia-diritti-umani-2016/ [3] http://www.amnesty.it/index.html [4] https://www.pressenza.com/ [5] http://www.theworldmarch.org/index.php?lang=deu Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ * Quelle: Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin Johanna Heuveling E-Mail: [email protected] Internet: www.pressenza.com/de http://www.schattenblick.de/ infopool/medien/fakten/ mfap2129.html Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick MEDIEN / FAKTEN / FRAGEN Internationale Presseagentur Pressenza Büro Berlin Für einen positiven, gewaltfreien Journalismus von Milena Rampoldi, ProMosaik, 19. Oktober 2016 Anbei mein Interview mit der Friedensaktivistin aus Wien Sabine Kroesen des deutschsprachigen Teams von Pressenza. In diesem Interview habe ich vor allem das Ziel verfolgt, auf die Bedeutung der alternativen Medien für den Frieden und die Menschenrechte zu fokussieren. Positive Themen müssen mehr in die Medien, um Menschen davon zu überzeugen, dass Fremd nicht gleich Schlecht bedeutet und dass Flüchtlinge und Ausländer Menschen sind wie wir, weil wir alle nur zur einzigen Familie der Menschheit gehören. In dieser Perspektive werden Migration und Flüchlingsbewegungen zur einer wichtigen Chance für das Sabine Kroesen aus Wien: für menschliche und diverse Wachs- einen positiven, gewaltfreien tum unserer Gesellschaften. Ak- Journalismus zeptanz und nicht militärische Bild: © Pressenzaj Macht sind die richtige Antwort auf Menschen, die Schutz bei uns Menschen sich mit diesem "Fremden" konfrontieren. Dass sie versuchen. stehen, dass diese Meinungen, Milena Rampoldi: Welche Hauptthe Bilder, Realitäten und Vorurteile men gehen Sie in Ihren Artikeln an? in ihrem Kopf sind, produziert auf der einen Seite durch ManipulatiSabine Kroesen: Ich bewege mich on, aber auch durch die eigene vor allem in den Themen Frieden, Unsicherheit und Angst vor der Abrüstung, Flüchtlinge, Berich- Zukunft noch bestärkt wird. te/Interviews über Menschen, die in diesem Thema aktiv sind oder Milena Rampoldi: Wie wichtig ist über ihr Erlebtes berichten wol- der Journalismus für die Men len. In meiner Umgebung gibt es schenrechte gerade heute in so viele Vorurteile und Diskrimi- Österreich? nierung gegenüber Fremden, auch in der eigenen Familie. Ich möch- Sabine Kroesen: Mir fällt immer te einen Beitrag leisten, dass die wieder auf, wie viele mit Absicht Do, 20. Oktober 2016 www.schattenblick.de manipulierte Nachrichten im Umlauf sind. Wie ich schon sagte, das kann ich am besten in meiner Familie und Umgebung feststellen. Ich habe vor kurzem meine Schwester zum Peace Heroes Walk Vienna mitgenommen. Sie kommt aus einer Kleinstadt und die Menschen dort haben eher eine Mainstream-Meinung, die sie aus der Tageszeitung bekommen (Moslems sind Terroristen, Ausländer sind Schuld an ... etc.). Als wir dort waren, haben wir festgestellt, dass es vor allem Nichtösterreicher waren, die zu diesem Peace Heroes Walk gekommen sind, während die Österreicher überwiegend shoppen waren. Es waren vor allem Menschen aus Pakistan und Afghanistan dort. Seite 27 Elektronische Zeitung Schattenblick Das zeigt eine andere Seite. Moslems setzen sich für den Frieden ein. Und ich denke, es ist wichtig darüber zu berichten, dass wir viel mehr sind, die den Frieden wollen als umgekehrt. Und dass es nicht davon abhängig ist, aus welchem Land wir kommen oder ob wir eine Religion haben. Wie eine liebe Freundin bereits sagte: We are only one race. A HUMAN RACE. Journalismus bedeutet eine große Verantwortung. Wir können einen großen Beitrag leisten, indem wir die Welt von vielen anderen Seiten zeigen. Zum Beispiel all die vielen Aktivisten, alleine hier in Wien, die sich für den Frieden einsetzen. Milena Rampoldi: Was können wir als Aktivisten tun, um uns der Fremdenfeindlichkeit im Westen zu widersetzen? Sabine Kroesen: Es gibt sehr viele Menschen, die sich für den Frieden, die atomare Abrüstung, die Gewaltfreiheit einsetzen. Ich sehe aber auch immer noch, dass sich diese Menschen nicht wirklich zusammentun. Jede Gruppe, Organisation oder Einzelperson arbeitet noch ziemlich isoliert, macht ihre eigenen Veranstaltungen. Es ist ganz wichtig, dass gerade diese Leute, die dieselbe Vorstellung einer gewaltfreien Welt teilen, sich zusammentun und vernetzen. Denn wir, die den Frieden wollen, sind viele. Auch hier funktioniert die Manipulation. Die Massenmedien vermitteln uns eine Realität, dass die Welt voller Gewalt, Diskriminierung und Kriege ist. wenn die Menschen isoliert sind und nicht erkennen, dass Vielfalt eine Bereicherung ist. Als ich vor kurzem in Berlin beim Friedenskongress war, dachte ich mir, wie schön könnte doch die Welt sein. Es waren viele Menschen aus verschiedenen Ländern da. In solchen Momenten freust du dich über die Verbundenheit, den Austausch und denkst nicht darüber nach, was dich vom anderen trennt. Ich denke das ist etwas ganz Wichtiges. Aber in der Gesellschaft lernst du von Anfang an, deinen Blick auf das zu richten, was dich vom anderen trennt, was die Unterschiede sind. Schon in der Schule, der hat bessere Noten, der ist größer oder schöner, dicker oder dünner als du. Das Gemeinsame zu sehen und nicht was uns trennt, wäre schon ein Anfang. Milena Rampoldi: Wie können wir mit unserer Arbeit den Frie den fördern? Sabine Kroesen: Nachdem ich jetzt über 25 Jahre in den Themen Nichtdiskriminierung und Gewaltfreiheit aktiv bin, habe ich vor kurzem überrascht festgestellt, wie viel innere Gewalt ich noch immer mit mir rumtrage und auch gegen mich selber ausübe. Das wären zum Beispiel die Erwartungen, die ich an mich stelle, mich für Fehler abzuwerten, der eigene Blick, den ich von mir habe, die Moral, die Ressentiments aus der Vergangenheit, Situationen, die einem passiert sind, und noch so einiges. Das alles erzeugt in mir ein Gefühl von Gewalt. Und das hat die Konsequenz, dass ich meine Umgebung dann auch nicht besonders gut behandle, Ich habe immer festgestellt, dass wenn ich nicht darauf achte. Aber Fremdenfeindlichkeit oft da ist, das ist ein zu großes Thema. Was Seite 28 www.schattenblick.de ich damit meine, ist, dass man seine eigene innere Gewalt überwinden muss. Den Frieden fördern bedeutet für mich auch die eigene Gewalt zu entdecken, zu transformieren, sich mit sich selber zu versöhnen, mit anderen und seine eigenen persönlichen Erfahrungen anderen weiter zu geben. Friedensarbeit beginnt in einem selber. Milena Rampoldi: Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Ver netzungen und Kooperationen unter den alternativen Medien für die Befriedung unserer Welt? Sabine Kroesen: Für mich hat alles andere auch keinen Sinn. Es ist gerade in der heutigen Zeit wichtig sich zu vernetzen und nicht isoliert zu arbeiten. Leider wird in den Medien kaum über solche Vernetzungen und Kooperationen berichtet. Es scheint so, als ob alles verhindert wird, dass die Leute erfahren, dass es durchaus vernetzte Gruppen, Medien und Personen gibt. Damit wären wir wieder bei der Manipulation und der Vermittlung von bestimmten Realitäten. Milena Rampoldi: Wie wichtig sind Übersetzungen von Inhalten über Menschenrechte und Frie densarbeit zwecks Verbreitung humanistischer und pazifistischer Inhalte auch in anderen Kultu ren? Sabine Kroesen: Gerade deshalb finde ich die Arbeit von Pressenza so wichtig. Wir versuchen so viel wie möglich in sieben Sprachen zu veröffentlichen. Es ist jeder willkommen mitzuarbeiten, der einen Journalismus für Frieden und Gewaltfreiheit fördern will. Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick Außerdem ist es ganz wichtig Informationen zu teilen, aus der ganzen Welt, von allen Kulturen. Wenn die Leute mehr Informationen hätten, was es alles an positiven Aktivitäten und Projekten in der Welt gibt, hätte das große Konsequenzen für die Wahrnehmung der Menschen. Wenn ich eine gängige Zeitung aufschlage, lese ich über: "wie können wir die Flüchtlinge wieder abschieben, Flüchtlingsobergrenze, Hinrichtungen in Saudiarabien, IS, Gruselclowns, Raubüberfälle, welcher Promi sich scheiden lässt. CETA, Gentechnologie usw". Man stelle sich vor, welche Realität das bei den Menschen erzeugt. Die Medien sind nicht daran interessiert, die Welt zu informieren oder aufzuklären. Differenzierte Berichterstattung und die Verbrei- tung von Themen, die den Frieden und die Gewaltfreiheit fördern, sind deshalb in der Medienlandschaft umso wichtiger. Über die Autorin Dr. phil. Milena Rampoldi ist freie Schriftstellerin, Buchübersetzerin und Menschenrechtlerin. 1973 in Bozen geboren, hat sie nach ihrem Studium in Theologie, Pädagogik und Orientalistik ihren Doktortitel mit einer Arbeit über arabische Didaktik des Korans in Wien erhalten. Neben ihrer Tätigkeit als Sprachlehrerin und Übersetzerin beschäftigt sie sich seit Jahren mit der islamischen Geschichte und Religion aus einem politischen und humanitären Standpunkt, mit Feminismus und Menschenrechten und mit der Geschichte des Mittleren Ostens und Afrikas. Sie wurde verschiedent- lich publiziert, mehrheitlich in der deutschen Sprache. Sie ist auch die treibende Kraft hinter dem Verein für interkulturellen und interreligiösen Dialog Promosaik. www.promosaik.com Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Quelle: * Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin Johanna Heuveling E-Mail: [email protected] Internet: www.pressenza.com/de http://www.schattenblick.de/ infopool/medien/fakten/ mfain056.html UNTERHALTUNG / PERRY RHODAN / ERSTAUFLAGE Zusammenfassung der Erstauflage von Perry Rhodan Nr. 2876 Der Zeitgast von Leo Lukas Die tiuphorische Flotte verharrt in der Peripherie der Galaxis Orpleyd, um zu orten. An Bord der CIPPACOTNAL macht sich Unmut breit. Etliche Tiuphoren fühlen sich um einen befriedigenden Abschluß der Bannerkampagne im Solsystem betrogen. Das plötzliche Auftauchen der SHEZZERKUD und ihres Caradoccs Paddkavu Yolloc, der den seit Generationen erwarteten Ruf zur Sammlung verkündet hat, macht sie mißtrauisch. Möglicherweise Do, 20. Oktober 2016 ist der Ruf zur Sammlung gar nicht echt und Paddkavu Yolloc will nach dem Tod Accoshais nur den Oberbefehl über die ganze Flotte erringen. Maxal Xomot, der Caradocc der CIPPACOTNAL, verbietet seinen Leuten allerdings, Spekulationen darüber anzustellen, wer der wahre Anführer sei. Xomot seinem Orakel Taxmapu erlaubt, sich weit mehr in taktische und strategische Belange einzumischen, als es einem Orakel zusteht. Cuttra Yass, der ein Anwärter auf das Amt des OrakelPagen ist, verdächtigt Maxal Xomot, den lästigen Taxmapu nur deshalb zum Schiffsorakel erkoren zu haben, um einen Konkurrenten loszuwerden und ihn in Was dem CIPPACOTNAL-Be- den inmitten der Zentrale hängensatzungsmitglied Cuttra Yass be- den Orakelkäfig zu verbannen. sonders mißfällt, ist, daß Maxal Cuttra Yass spürt, daß mit Taxmawww.schattenblick.de Seite 29 Elektronische Zeitung Schattenblick pu irgendetwas nicht stimmt und er macht es sich zur Aufgabe herauszufinden, was dies ist. Die Antipathie verschwindet auch nicht, als Taxmapu/Leccore ihn zum OrakelPagen ernennt. Der Koda Arratier läuft schon wieder Gefahr, sich zu sehr mit seiner Rolle zu identifizieren. Er muß sich eingestehen, daß er Yass nicht etwa aus taktischen Gründen zum Orakel-Pagen ernannt hat, sondern weil es die aus tiuphorischer Sicht beste Entscheidung war. Auch Maxal Xommot hat das Gefühl, daß das Orakel eine seltsame Aura umgibt. Er wittert Unstimmigkeiten, die er aber nicht genauer benennen kann. Diesen Eindruck haben auch andere Tiuphoren. Niemand mag Taxmapu wirklich. Weil Leccore von Xommot genötigt wird, endlich seinen Platz im Orakelkäfig einzunehmen, muß er die Ausbildung des Orakel-Pagen diesem selbst überlassen. Es erweist sich als äußerst günstig, daß sich Cuttra Yass schon zuvor mit dem Thema "Rückführung von Geistkomponenten aus dem Catiuphat" befaßt hat. Taxmapu/Leccore trägt ihm auf, seine Forschungen auf diesem Gebiet zu vertiefen. In den Orakelkäfig verbannt zu sein, hat für Attilar Leccore nicht nur Nachteile. Dort bekommt er immerhin die Ergebnisse der Ortungsmessung mit, und die sind merkwürdig. Die Galaxis Orpleyd hat sich in den angeblich 20 Millionen vergangenen Jahren nur um einen Bruchteil der für diesen Zeitraum ermittelten Entfernung weiterbewegt. Sie liegt ganze 3.000 Lichtjahre von der Position entfernt, an der sie sich eigentlich befinden müßte. Außerdem rotiert sie zu langsam. Niemand hat eine AhSeite 30 nung, was diese Verlangsamung Erratische. Dies sind jene Bewußtverursacht hat. seine im Catiuphat, die sich ihre Individualität bewahrt haben. Bis Cuttra Yass kann sich unbeaufsich- mindestens Torus II und III ist eitigt im ganzen Orakel-Bereich be- ne Art von Individualität noch wegen und entdeckt zufällig die möglich. Leichen Perry Rhodans und PeyCeyans. Den Zellaktivator findet er Perry Rhodan sucht einen Ausweg besonders interessant und plant, aus seiner Lage. Da die Umstände ihn herauszuschneiden. Zum sowie die sensorischen Eindrücke Glück entdeckt Taxmapu/Leccore im Catiuphat als traumartig beihn rechtzeitig und kann verhin- zeichnet werden können, hofft er dern, daß er den Chip aus Perry aufdiesem Weg sich des TrostreiRhodans Körper entfernt. Yass be- chen, der ihn bewacht, entledigen kommt keine Gelegenheit, Taxma- zu können. Denn diese Träume pu wegen der verborgenen Leichen speisen sich nicht nur aus dem eieines Verbrechens zu beschuldi- genen Unterbewußtsein, sondern gen. Taxmapu/Leccore lobt ihn, mischen sich in die Träume andedie Prüfung, die er ihm gestellt hat, rer ein. Damit ist Perry Rhodan in bestanden zu haben. Er behauptet, der Lage, die Gesamtheit der Illudas Catiuphat sei gefährdet und es sionen zu beeinflussen. Es gelingt reiche nicht, daß die Trostreichen ihm, sich aus der Gefangenschaft die störenden Geist-Komponenten des Trostreichen zu befreien, inin den äußersten Torus verbannten. dem er seine Weltsicht verändert Es sei wichtig, sie wieder aus dem und den Wurm immer mehr Catiuphat herauszuholen. Leccore schrumpfen läßt. Er zwingt seine stellt Yass in Aussicht, viel Ruhm Sichtweise dem anderen auf, inmit der Rettung des Catiuphats zu dem er sich die gewaltigen Berge ernten. Und so arbeiten die beiden seiner bayerischen Heimat vergevon nun an zusammen an der genwärtigt. Richtige Berge kennen Rückführung von Pey-Ceyan und die Tiuphoren nicht, da sie erdgePerry Rhodan in die inzwischen bundenes Leben ablehnen. Die von wieder lebensfähigen Körper. Perry Rhodan an den Trostreichen übermittelte Ehrfurcht vor den maPerry Rhodans Geist will unterdes- jestätischen Bergen läßt diesen imsen weiter ins Catiuphat vordrin- mer kleiner werden, bis er ganz gen, doch ein Trostreicher, der die verschwindet. Gestalt eines großen Wurmes hat, hält ihn aufund sperrt ihn in eine Perry Rhodan durchquert Torus II Art Zelle. Im Catiuphat gelten ge- und begreift, daß das Catiuphat wisse Regeln. In der Kinderstube, nicht nur eine Ansammlung unan dessen Schwelle zu Torus II er zähliger einzelner ÜBSEF-Komgerade feststeckt, wird den sich ponenten ist, sondern den Entwürdort befindenden Bewußtseinen fen einer Gemeinschaftsintelligenz der Eindruck angeboten, sich in ei- nahe kommt. Er kommt schnell ner imaginierten Welt aufzuhalten. voran. Das Selbstbild, das ihn vorGesteuert wird diese Räumlichkeit antreibt, ist das eines Segelfliegers. von der Aufsicht im zweiten Torus, Doch er ist zu sorglos. Er will sich als dessen mobile Exekutivorgane von dem Netzwerk aus hauchdündie Trostreichen fungieren. Sie ja- nen Kristallfäden, pulsierenden gen Abweichler wie zum Beispiel Kreuzungs- und Knotenpunkten, www.schattenblick.de Do, 20. Oktober 2016 Elektronische Zeitung Schattenblick die den Synapsen und Axonen eines Nervengeflechts ähneln, befreien und die Bilder davon eliminieren. Als Folge wird er von einem Schwarm glühender Insekten attackiert, die die Segelflächen seines Fliegers in Brand setzen, so daß er abstürzt und auf einen Dschungel zurast. Obwohl er sich verzweifelt einzureden versucht, daß dies nur eine Einbildung ist, hätte er sich beim Aufschlag schwere Verletzungen zugefügt, wenn ihn ein Baum nicht abgefedert hätte. Dieser Baum hat eine Stimme und nennt sich Advokat. Dieser Erratische hat sich nach eigenem Bekunden deshalb eingemischt, weil ihm Perry Rhodans Mut imponiert. "In einer Schneise aus Eigenwelt durch Torus I und II zu brausen, ist nicht unbedingt die dezenteste Vorgehenweise", tadelt er Perry. "Wenn sich jemand im Catiuphat seine Individualität bewahren will, muß er zumindest vorgeben können, sich einzufügen." Der Advokat hat keine feste Gestalt, ähnelt aber einer von Rauhreifüberzogenen Trauerweide. Er kann an Perry Rhodan den Nachhall der Ritteraura spüren, die ihm einst anhaftete und ihn als Auserwählten der hohen Ordnungsmächte kennzeichnete. Der Advokat nennt ihn deshalb einen Gerechten. Und weil die Neugier zu den Lastern zählt, die er bislang noch nicht ablegen konnte, will er Perry Rhodan helfen, in den fünften Torus vorzudringen. Das Blattwerk der Weide umschließt Perry Rhodan und als es ihn wieder freigibt, hat der Terraner den Eindruck, als stünden sie beide auf dem äußersten Kranz eines gigantischen Rades, das sich Do, 20. Oktober 2016 langsam dreht und unaufhörlich in die Ewigkeit hinabrollt. Und zwar auf die vereiste Galaxis zu. Der Advokat schickt Perry Rhodan auf eine Geistreise in die Zeit vor der Erlösung der Tiuphoren von der planetengebundenen Existenz. Perry landet auf Tiu im Doppelsonnensystem Lichfahne, einer Welt, die von Dreck, Schrott, Unrat und anderem Müll bedeckt ist. Es ist die Urheimat der Tiuphoren. Perry Rhodan findet sich im Körper eines Tiuphoren wieder und erlebt die Geschehnisse auf dem Planeten wie einen Film, in dem er die Rolle eines Tiuphoren spielt. Ab und zu wird vorgespult und so wird er in einer Art Zeitraffer Zeuge der Geschichte der Tiuphoren. le Raumfahrt entwickelt haben. Die Gyanli, brutale Herren Orpleyds, seien dadurch jedoch auf sie aufmerksam geworden. Die Kohäsion, das Staatswesen dieser humanoiden Amphibienwesen, nimmt alle von raumfahrenden Kulturen bewohnten Planeten in Besitz. Als Gyan-Operatoren bezeichnete Statthalter kontrollieren Wissen und Technik. Wissenschaftler und Intellektuelle aller Völker werden von der so genannten Restriktion reglementiert oder gar ausgeschaltet. In diesen Zeiten der Bedrängnis, in denen die Bewohner Tius verzweifelt nach einem Ausweg aus der erbärmlichen Existenz suchen, zu der das Leben der Tiuphoren seit der Besetzung ihrer Heimatwelt durch die Gyanli verkommen ist, entwickelt sich der Mythos vom Phat. Für manche ist dies nur eine religiöse Fiktion. Andere halten es für einen gangbaren Weg in eine jenseitige Welt, in der man aufeiner geistigen Ebene weiterleben kann. Mit Hilfe von Schamanen soll es nach dem Tod möglich sein, sich an den Strukturen eines andersartigen, höheren Raumes festzuhalten. Das Leben der Bevölkerung besteht aus einem endlosen Kampf ums tägliche Brot. Es gibt viele Tiuphoren, die sich mit den gräßlichen Umständen abgefunden und resigniert haben. Sie vegetieren nur noch antriebslos vor sich hin. Andere wiederum haben das Vorbild der Gyanli übernommen und benehmen sich vollkommen egozentrisch und asozial. Die Gyanli zwingen die Tiuphoren, sich förmlich um die wenigen verfügbaren Güter zu raufen. Es gilt das Recht des Stärkeren. Zimu Miacylloc, ein Sammler, der in der Lage sein soll, Tiuphoren ins Perry Rhodan lebt im Körper eines Phat zu geleiten, taucht bei der Tiuphoren, der einer Gruppe ange- Gruppe auf und fordert sie auf, mit hört, die im giftigen und radioakti- ihm zur Hauptstadt Tonhuon zu ven Abfall leben muß. Sie muß reisen. Dort sollen sich das alte fliehen, als ein Raumschiff landet, Orakel Pfaunyc Tomcca und der um Schrott abzuladen. Das kleine begnadete Wissenschaftler Catccor Mädchen Astirra gerät in Lebens- Turrox aufhalten, die ihrem Volk gefahr, weil es den Anschluß ver- die Rettung bringen wollen. Doch liert. Perry Rhodan rettet es und der Weg in die Stadt ist gefährlich. wird daraufhin von der Gruppe Die Gruppe wird von zwei Gyanli aufgenommen. Von Astirras Groß- attackiert. Sie schießen Zimu Miavater, dem Orakel Xervan As-Kar- cylloc mit Orthodox-Operatoren rok, erfährt er, daß die Tiuphoren nieder, die wie Nervenschocker vor 150 Jahren die überlichtschnel- wirken und dem Opfer äußerst www.schattenblick.de Seite 31 Elektronische Zeitung Schattenblick schmerzhafte Zuckungen besche- __I n h a l t_____Ausgabe 1983 / Donnerstag, den 20. Oktober 2016__ ren. Die Gyanli wollen Miacylloc durch Qualen zwingen, den Auf- 1 REPORT: Restverwertung global - Marktsauger CETA ... Fabio De Masi im Gespräch enthaltsort der beiden Retter zu 7 POLITIK - REDAKTION: Ruandas Präsident Kagame, ein Flugzeugattentäter? Griechenland heißt Flüchtlingskinder an Schulen willkommen (Pressenza) verraten. Doch Perry Rhodan ge- 109 EUROPOOL: EUROPOOL: "Es ist an der Zeit, dass Europas Humanisten Europa ..." (Pressenza) lingt es, die Gyanli mit Dagor- 13 SCHACH-SPHINX: Wer raubt, verliert Technik auszuschalten, woraufhin 14 UMWELT - REPORT: Klima und Finanzen - die diplomatische Lesart ... von Marokko, S.E. Dr. Omar Zniber im Gespräch er erst einmal wieder aus ihrem 22Botschafter KINDERBLICK - NATURKUNDE: Alles für die Bienen - die Milbenfront ... Leben verschwindet, weil der Ad- 25 MEDIEN - FAKTEN: Pressenza erhält den Preis für Menschenrechte 2016 (Pressenza) vokat ihn aus dem "Anderswo" zu- 27 MEDIEN - FAKTEN: Kroesen - Für einen positiven, gewaltfreien Journalismus (Pressenza) 29 UNTERHALTUNG - PERRY-RHODAN: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2876 rückholt. 32 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 20. Oktober 2016 Attilar Leccore unterrichtet Perry Rhodan am 27. Juli 1522 NGZ darüber, daß er im Zusammenhang mit der Abbremsung Orpleyds den Begriff "subtemporale Zäsuren" gehört hat. Außerdem sei es gelungen, Pey-Ceyans ÜBSEF-Konstante aus dem Sextadim-Banner zu extrahieren und in ihren Körper zurückzuführen. Cuttra Yass ist der Lebenslichte bereits auf dem Leim gegangen. Sie bindet ihn mit ihrem Charme an sich und hält Leccore damit den Rücken frei. Perry Rhodan setzt mit Hilfe des Advokaten seine Geistreise fort. Seine Ausflüge in die Vergangenheit bieten ihm die Chance, die Tiuphoren zu verstehen und zu begreifen, wie sie von einer friedliebenden Zivilisation zu mörderischen Invasoren werden konnten. Deshalb kehrt er noch nicht in seinen Körper zurück, obwohl er es könnte. Attilar Leccore ist seine Entscheidung nicht unlieb. Auch ihn drängt es, die wahre Geschichte der Tiuphoren kennenzulernen. Fast hätte er gedacht, die wahre Geschichte 'seines' Volkes - Leccore muß sehr aufpassen, sich nicht vollständig zu verlieren. http://www.schattenblick.de/ infopool/unterhlt/perry/ pr2876.html Seite 32 DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 20. Oktober 2016 +++ Vorhersage für den 20.10.2016 bis zum 21.10.2016 +++ Wetter ähnlich so wie heute, etwas Himmel, etwas Schauer, Jeans Diät und knappe Beute hält ihn kurz und auf der Lauer. © 2016 by Schattenblick IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. Verantwortlicher Ansprechpartner: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Elektronische Postadresse: [email protected] Telefonnummer: 04837/90 26 98 Registergericht: Amtsgericht Pinneberg / HRA 1221 ME Journalistisch-redaktionelle Verantwortung (V.i.S.d.P.): Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth ISSN 2190-6963 Urheberschutz und Nutzung: Der Urheber räumt Ihnen ganz konkret das Nutzungsrecht ein, sich eine private Kopie für persönliche Zwecke anzufertigen. 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