Wie viel ist machbar? Totholzanreicherung in österreichischen Naturwaldreservaten SEBASTIAN LIPP, JANINE OETTEL, HERFRIED STEINER, GEORG FRANK In 195 österreichischen Naturwaldreservaten (NWR) mit einer Gesamtfläche von 8403 Hektar findet seit beinahe 20 Jahren eine Waldentwicklung ohne forstliche Bewirtschaftung statt. Seit 2014 werden Wiederholungsaufnahmen der Bestandesparameter durchgeführt. Im Rahmen dieser Wiederholungsaufnahmen wird erstmalig Totholz - mittels eines kombinierten Modells aus Flächenaufnahme für stehende und Linienintersekt-Methode für liegende Elemente – systematisch erfasst. Daher sind derzeit noch keine Aussagen über eine dynamische Totholzentwicklung möglich. Jedoch kann unter Verwendung der Bestandesparameter auf Mortalität und Zuwachs der Periode geschlossen werden. Mortalitäts-Zuwachs-Index 1,40 jährlicher Totholzanfall bis 10 m3 1,20 Index 0,80 0,60 p 0,20 p Vt-n + in - V t Index = Vt + mn - Vt-n Aufbauphase l p l pp p p p 0,40 Equilibrium l l ll jährlicher Totholzanfall bis 2 m3 Formel Mortalitäts-Zuwachs-Index Abbauphase jährlicher Totholzanfall bis 5 m3 1,00 in mn Vt V t-n n l p lpl l l = Zuwachs Periode (Einwüchse + Volumszuwachs) = Ausfall Periode = Vorrat Periodenende = Vorrat Periodenanfang = Dauer der Periode in Jahren p 0,00 0 2 4 6 8 10 12 14 jährlicher Zuwachs [m3 ha-1] 16 18 20 22 24 Mittels der Daten der Bestandesentwicklung wird ein Mortalitäts-Zuwachs-Index für die Waldtypen untersuchter NWR ermittelt. Dieser erlaubt Rückschlüsse auf deren gegenwärtige Bestandesreife (Abbau- oder Aufbauphase). Ein Gleichgewichtszustand (Equilibrium) wird bei einem Index von 1 erreicht. Legende: Waldtypen Buchenwald Eichen-Hainbuchenwald Fichten-Tannen-Buchenwald Fichtenwald Hopfenbuchen-Buchenwald Kiefernwald Lärchenwald Schwarzerlenwald Torfmoos-Fichtenwald Quirleschen-Eichen-Ulmen Au Urwald Neuwald N Probeflächen V Lebend Anfang [m³ ha-1] V Lebend Ende [m³ ha-1] n Periode Zuwachs [m³ ha-1 a-1] Mortalität [m³ ha-1 a-1] Index 6 4 38 21 20 8 13 7 20 13 18 14 28 14 15 19 5 9 9 12 10 31 343,5 486,4 390,2 570,6 626,2 347,0 296,0 475,6 422,4 278,9 309,5 270,3 243,0 288,1 293,5 343,2 740,0 405,4 310,9 408,4 535,6 736,1 402,8 519,3 464,3 668,3 732,3 390,8 362,0 511,9 422,4 298,9 365,2 330,7 296,8 442,1 331,9 537,6 772,5 596,3 349,6 564,1 693,8 728,4 16 15 16 17 11 15 17 13 15 15 16 16 15 15 15 15 16 15 16 17 16 30 7,2 10,0 4,5 7,9 12,5 5,0 4,7 17,6 4,8 5,2 3,9 5,1 3,8 12,7 6,4 15,5 9,0 22,9 6,4 12,2 12,7 10,5 3,5 7,8 2,0 2,2 3,1 2,1 0,8 14,8 3,5 3,9 1,4 1,3 0,2 2,4 3,9 2,5 7,0 10,2 4,0 3,1 2,8 10,7 0,49 0,78 0,45 0,27 0,25 0,42 0,18 0,84 0,74 0,74 0,35 0,26 0,06 0,19 0,60 0,16 0,77 0,45 0,62 0,25 0,22 1,02 Urwald Neuwald – Ein „Extrembeispiel“ Seit 30 Jahren werden die Bestandesentwicklung und damit einhergehend auch die Zuwachsund Mortalitätsrate im Urwald Neuwald untersucht. Eine Gegenüberstellung der Zuwächse und Ausfälle ergibt für die letzten zwei Perioden eine negative „Überlebensrate“. Es stirbt mehr ab, als nachwächst. Für den Lebendvorrat bedeutet das im gesamten Beobachtungszeitraum (1986-2016) eine geringfügige Abnahme (-7,7 m³ ha-1). Innerhalb der letzten 30 Jahre findet im Mittel eine jährliche Totholzanreicherung von 10,7 m³ ha-1statt. Kontakt Sebastian Lipp, Janine Oettel, Herfried Steiner, Georg Frank Bundesforschungszentrum für Wald, Abteilung Schutzwald und Naturwaldreservate, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Telefon: 01-87838-2202 Unter der Annahme, dass die Mortalitätsrate der Totholzanreicherung entspricht, kann über den Zuwachs auf die Totholzanreicherung einer Periode geschlossen werden. Die Leitlinien dienen der Orientierung im Hinblick auf die jährliche absolute Totholzanreicherung (2, 5, 10 m³ ha-1). Geringe Quotienten weisen auf eine Vorratsakkumulation, hohe Quotienten auf eine störungs- oder altersbedingte Mortalität hin. Vorratsentwicklung - Zuwachs und Mortalität 800 736 728 600 VfmD ha-1 Bundesforschungszentrum für Wald jährlicher Totholzanfall über 10 m3 400 200 135 0 -200 1986 -110 53 -73 1986-1996 1996-2006 126 -139 2006-2016 [email protected], [email protected] bfw.ac.at 2016
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