14-n-Trin / 21.09.2003 / Lebenshilfen II

Predigt in der PG Trinitatis von Pfr. Nellen / 2.10.2016 / Lebenshilfen in der Bibel (II) / Jesaja
Vom Umgang mit Frustration und Enttäuschungen
Wir setzen unsere Herbstpredigtreihe fort, die sich mit Lebenshilfen in der Bibel
befasst, denn es ist erstaunlich, zu welchen Themen uns Gott in seinem Wort Hilfen
bereitstellt. Am letzten Sonntag haben wir begonnen mit einem heißen Thema: Wie
gehe ich mit Zorn, Wut und Ärger um als Christ? Darf man überhaupt zornig sein
oder ist das bereits Sünde und so spiele ich den angepassten Otto Normalchrist
Heute nun kommen wir zu einem ebenso verbreiteten Erleben. Wie gehe ich mit
Frustrationen und Enttäuschungen um?
In der Lesung vorhin haben wir gehört, dass auch ein Paulus diese Gedanken kannte:
War all meine Arbeit vergeblich? („frustra“ im Lateinischen heißt genau das:
„vergeblich“)
Da ist bei Jesaja ein Stoßseufzer zu lesen – ihr habt es auf den Blättern – er hat sich
eingesetzt, hat hart gearbeitet, Opfer und Entbehrungen auf sich genommen, bis hin
zur Gefahr für Leib und Leben – und scheinbar bewirkt er so gar nichts – vielleicht
hat er sich erinnert an die Berufung (Isaiah 6:8-12)
„Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer
will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Und er sprach:
Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und versteht's nicht; sehet und merkt's
nicht!“
Hätte er sich nur an die weiteren Worte erinnert – dann hätte er rückwirkend gewusst,
dass er seinen ersten Auftrag sehr wohl erfüllt hat:
„Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen
blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch
verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. Ich aber
sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner,
und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. Denn der HERR
wird die Menschen weit wegtun, so dass das Land sehr verlassen sein wird.“
Nun war das Land verwüstet – und Jesaja saß Trübsal blasend in einer Ecke und hier
bekommt er neue Offenbarungen über die Pläne Gottes – und damit kommen wir zu
einem ersten Hinweis:
Wenn wir denken: Alles war umsonst, gerade so als hätte man einem Ochsen ins
Horn gepfetzt – dann ist es wichtig, um einen erweiterten Blick zu bitten – um eine
Sicht der Dinge, wie Gott sie sieht und sie in seinen Plan passen – glauben wir doch
nicht, dass Gott sich durch uns von seinem großen Heilsplan abbringen lässt. Bitten
wir ihn um eine neue Offenbarung, um ein Wort, wie das, was Jesaja bekommen hat,
nachdem er ab Kapitel 40 den Blick auf den kommenden Messias werfen durfte.
In Vers 4 lesen wir diese frustrierten Gedanken: Ich aber dachte, ich arbeitete
vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei
dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist…. Aber dann heißt es: Und nun
spricht der HERR…
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Wenn wir nicht weiterwissen, am liebsten die Flinte ins Korn werfen würden –
resignieren – dann ist es zunächst wichtig, dass wir uns darauf besinnen, wer für uns
die Verantwortung übernommen hat, als wir Christen wurden – wo unser Recht sitzt
– und uns auch in Erinnerung rufen, dass es letztlich nicht auf den Erfolg oder
Misserfolg einer Sache hier auf Erden ankommt – wie wir oder unsere Arbeit bei
Menschen ankommen, sondern was unser Herr dazu sagt – welchen Lohn er für uns
hat.
Wir fallen oft auf den Teufel rein, indem wir Menschenfurcht leben: Was werden die
Leute sagen, wenn ich als Prophet keine Erweckung unter dem Volk bewirke –
sondern sogar mit ihnen in die Verbannung ziehe…
He, es kommt überhaupt nicht darauf an, was die Leute sagen! Ob ein Leben
erfolgreich ist oder nicht, entscheidet Gott – und der misst nach ganz anderen Dingen
– der fragt z.B. ob wir treu in dem sind, wozu er uns gesetzt hat – oder eben
aufgeben, weil wir denken, es bringt ja nichts!
Maßen wir uns hier nicht manchmal an, besser zu wissen, was Sache ist als Gott
selbst, wenn wir resigniert aufgeben wollen (Erklärung „resignare“) – Meinen wir,
dass Gott die Dinge nicht in der Hand hat? Wenn wir so sprechen können wie Jesaja
hier: Mein Recht ist beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott – dann ist das der
beste Schutz vor Frustration und in einer solchen – denn es heißt hier doch: Und Gott
spricht!
Er spricht in diese Situation hinein – er lässt uns nicht allein, wenn wir da in der Ecke
sitzen attackiert vom Feind, der uns entmutigen will!
Und hier nun kommt etwas Erstaunliches: Gott bedauert nicht den Jesaja, er sagt
nicht: Ja, ja ist schon schwer, so gar nicht voranzukommen, nur Misserfolge zu sehen,
Gott setzt sich nicht zu Jesaja und bestärkt ihn in diesem nach hinten gerichteten
Denken, sondern er wendet seinen Blick auf das was er mit ihm vorhat.
Bevor wir das anschauen – ein kurzer Ausflug zu Paulus: Paulus schreibt im 1. Thess.
von Bedrängnissen die über ihn gekommen sind – und aus dem Zusammenhang wird
klar, dass es sich hierbei um solche Ängste gehandelt hat: War alles umsonst? Habe
ich vergeblich all diese Kraft und Zeit investiert? Hat der Versucher die Gemeinden
nicht schon längst im Griff, so wie er gerade mich versucht zu überwinden?
Die Reaktion des Paulus: Er lässt nachschauen: Was ist wirklich dran an den
Gerüchten die er hört. Und dann wird er ermutigt und gestärkt, durch den Bericht des
Timotheus: Denn der „hat uns Gutes berichtet von eurem Glauben und eurer Liebe
und dass ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und euch danach sehnt, uns zu
sehen, wie auch wir uns nach euch sehnen. Dadurch sind wir, liebe Brüder,
euretwegen getröstet worden in aller unsrer Not und Bedrängnis durch euren
Glauben…“
Hier lernen wir für uns eine weitere Hilfestellung, denn häufig sind unsere Gefühle
nicht unbedingt der Realität entsprechend – wir Menschen neigen gerne zum
Übertreiben, wenn es um uns selbst geht – daher erkundigen wir uns mal, was genau
Sache ist – und dazu brauchen wir andere – die vielleicht nicht diesen getrübten Blick
haben, die nicht im System drinstecken – Hilfe muss von außen kommen!
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Und keiner, der für Gott arbeitet und dabei mit ihm zusammenarbeitet – arbeitet
vergeblich, das hat eine Jesaja sehen dürfen und auch ein Paulus hat es erlebt.
Damit zurück zu Jesaja: Auch hier wird der Blick weg von der jetzigen Gefühlslage
gelenkt auf das, was Realität ist:
1. Er besinnt sich darauf, wie Gott ihn sieht:
(Vers 5)
Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat,
2. Er besinnt sich darauf, was sein eigentlicher Auftrag ist:
Vers 5: …daß ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde,
3. Er besinnt sich darauf, dass Gott selbst seinem Leben Wert und Sinn gibt:
- darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet, und mein Gott ist meine Stärke -,
4. Er wird hörfähig und bekommt nun eine Erweiterung seiner Berufung:
Gott spricht: Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die
Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht,
daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
Zu 1:
Wenn wir so richtig im Keller sind – dann kann es sein, dass wir vergessen, dass es
außer uns und unserer sehr subjektiven Sichtweise unserer selbst noch andere gibt –
und da uns keiner besser kennt als Gott, ist es gut, mal zu fragen: Wie denkt Gott
über mich? Und hier wissen wir aus vielen Bibelstellen hoffentlich Bescheid; z.B. aus
Psalm 139: Schon vor Grundlegung der Welt bin ich von Gott geliebt und berufen
in seine Gegenwart. – hier bei Jesaja – von Mutterleib an gilt meine Berufung!
Beachtet: Nicht nur die Frage: Wie sehe ich mich in meiner vergeblichen Mühe, ist
hier verboten, sondern auch die Frage: Wie sieht mein Pastor mich, meine Gemeinde,
Bruder X oder Schwester Y mit dem scharfen Wächterblick…
Wenn wir zerbrochen auf dem Boden liegen, mit diesem Gefühl: Ich bin ja ein
unnützes Ding – für Gott nicht zu gebrauchen – dann sollten wir hier besondern gut
hinschauen. Gott hält uns nun nicht unsere Vergangenheit hin – sagt: Räum mal auf –
du Versager, werde erst mal so richtig rein und heilig – sondern Gott ist hier viel
barmherziger als seine manchmal übereifrigen Kinder. Häufig kann uns Frust und
Enttäuschung deshalb in den Griff bekommen, weil wir uns täuschen lassen – und
insofern ist es nicht das Ende einer Täuschung sondern häufig der Höhepunkt. Stellen
wir uns der Realität – so wie sie Gott sieht (siehe Paulus) – sehen wir uns selbst, so
wie Gott uns sieht. Sowohl Frustration, wie Enttäuschungen schauen ja immer zurück
– „empirisch“ – aber Psalm 103 zeigt, dass es früher doch auch anderes gab: Vergiss
nicht, was er dir Gutes getan hat…
Es kommt immer auf die Blickrichtung an!
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Zu 2:
Vergeblichkeitsgefühlen lähmen uns – daher ist eine beliebte Taktik des Teufels, uns
damit anzugreifen. Lassen wir uns aber nicht lähmen – und eine Hilfestellung ist,
dass wir uns darauf besinnen, was unsere Aufgabe ist. Gut, vielleicht haben wir ja
versagt in dieser Aufgabe – aber das sollte uns nicht lähmen und resignieren lassen –
sonst hätte ich z.B. schon lange resignieren müssen und wäre vielleicht irgendwo als
Techniker beschäftigt – sondern ich nehme es als Herausforderung: Nun aufwärts
froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt…
Die Reihenfolge ist wichtig und zu beachten – der Schritt wird erst fest, wenn wir im
Glauben gefestigt sind und dazu müssen wir ihn anschauen. Welchen Auftrag hat
Gott für uns?
Zu 3:
Aus diesem Wissen heraus können wir uns selbst neu einschätzen – der Blick für uns
selber ist wieder klar – und wir erkennen: Gott schätzt mich wert! In Seinen Augen
bin ich unendlich wertvoll – er hat sogar seinen Sohn für mich geopfert! Und daher
brauche ich nicht auf meine eigene Stärke zu vertrauen, die momentan besonders
klein ist – sondern ich weiß mich getragen von Seiner Stärke! Und ist kein billiger
Trost: Kopf hoch, das wird schon wieder!
Sondern das ist ein Wissen, das erfahrbar und erlebbar wird – und dann wird auch ein
weiteres möglich: Weil wir durch Gott eine neue Sicht der Realität und neue Kraft
bekommen haben, werden wir auch offen für Neues, was Gott vorhat – denn er wird
uns niemals in der Frustration stecken lassen –
Zu 4:
Dachten wir, wir hätten bisher schon eine gewaltige Berufung – die wir aus eigenen
Kräften nicht schaffen – jetzt wird’s erst so richtig gewaltig: und da ist es gut, dass
unsere Stärke im Herrn liegt:
Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die
Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der
Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
Dass Gott dies über die Zeiten ihn auch zu uns heute sagt, wird schon alleine aus der
Tatsache ersichtlich, dass Jesaja niemals zum Licht der Heiden wurde – aber wir sind
ja nun mitten drin hier in Mannheim!
Und mag es auch manchmal frustrierend sein – wenn sich nur so arg wenig tut – mag
sein, dass der Heilige Geist uns auf Dinge hinweist, wo wir uns selbst blockieren,
aber immer wird er uns aufrichten und zum Dienst befähigen – und zwar zu einem
weit größeren, als wir bisher dachten, dass das dran wäre.
Und ist es nicht fast zum Lachen, dass wir dastehen und feststellen: Herr, ich schaff
es nicht! Und er sagt daraufhin nicht: OK, ich gebe dir eine kleiner e Aufgabe,
sondern genau das Gegenteil passiert: Du schaffst das Pensum nicht – kein Problem,
hier hast du noch ein paar Aufgaben zusätzlich…
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Tja so ist Gott halt – und er tut dies nicht, weil er uns quälen will, sondern weil er
davon ausgeht, dass wir das bisherige verstanden haben:
Mit unserer Kraft ist doch eh nichts getan – aber Seine Kraft kommt in unserer
Schwachheit erst so richtig zum Zug!
Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und sei
unnütz! Falsch gedacht. Richtig wäre zu hören und zu glauben:
„Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen
und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land
aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht
heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie
weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben. Sie werden weder hungern
noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird
sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.“ AMEN?
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